83
fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem
Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder-
bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii.
(1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö-
sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga-
rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch
Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die
Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden,
welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt
(1324) ganz aufgegeben wurde.
122. Die Oströmer.
In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei-
ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der
Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und
erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden.
Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man
den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des
Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes
wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz-
zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo-
hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu
halten und zu heben schienen. Bald siel die feste .
Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^
die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204,
das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus
Nicäa zurückkehrten.
123. Nachtheilc der Wahlverfassung für
Deutsch land.
Von anderer Art war der Verfall im Reich der
Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war,
daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs.
Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn
6*
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Ii Waldemar_Iii Basilius Alexius Manuel Friedrichs
101
Kraft entwickelte. Unter dem Hause Romanow
(seit 1613) erhob es sich bereits auf Kosten Polens.
160. Die Türken.
Ungern stand noch immer unter der Abhängigkeit
von den Türken, die über Land und Meer, von der
Theiß bis Nubien herrschten. Denn Selim I. hatte
1517 Ägypten, Selim Ii. 1571 Cyprus erobert. In-
deß ward die türkische Flotte bei Lepanto 1571 von den
Spaniern bereits besiegt, und hatte den Ruf der Un-
überwindlichkeit verloren, den in der folgenden Periode
auch die Landheere der Pforte einbüßten.
16t. C u l t u r.
Der Streit in Neligionssachen belebte den Eifer in
wissenschaftlichen Forschungen, wobei insonderheit die
historischen und Alterthumsstudien sehr gewannen.
(R e u ch l i n, Erasmus, M e l a n ch t h o n, Came-
rarius, Muretus, Lipsius, Scaliger, Ste-
phanus, Gronow u. v. a.). Daneben erreichte
die schöne National-Literatur der europäischen Völker,
insonderheit die spanische (Cervantes, Lope
de Vega), portugiesische, italianische
(Ariosto, Torquato Tasso), englische (Sha-
kespeare um 1600) eine Hobe Trefflichkeit. Die
Naturwissenschaften machten große Fortschritte, be-
sonders die Astronomie durch Kopernicuö (-j- 1543),
Kcppler, Tycho de Brühe, Galilei (ff-1642).
Otto von Guerike (1650) erfand die Luftpumpe.
Non der fortschreitenden und allgemeiner verbreiteten
wissenschaftlichen Bildung zeugt auch die sehr zuneh-
mende Zahl der in dieser Periode gestifteten Universitä-
ten. — In den Künsten erreichten unsterblichen Ruhm
die Maler Raphael, Michael Angelo, Cor-
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Extrahierte Personennamen: Lipsius Gronow Vega Otto Raphael Michael_Angelo
67
dertcn Verfassung. (Celsus. Columella. Se-
neca. Plinius der Altere.)
89. Das silberne Zeitalter derselben.
Doch lebten auch in der letzten Halste des ersten
Jahrhunderts noch vorzügliche Dichter, Redner und
Geschichtschreiber, Persius und Lucanus, Vale-
rius F l a c c u s und S i l i u S I t a l i c u S, S t a t i u s,
Martialis und Iuvenalis, die aber alle mehr
Kunst und Gelehrsamkeit, als natürliche Anmuth und
Genialität verrathcn. O-uinctili an schrieb lehrreich
über das Studium der Beredsamkeit, Plinius
suchte mit Cicero im Briefstiel zu wetteifern. Sueto-
ni us erzählt mit Treue die Lebensweise der Cäsaren in
einer furchtlosen Zeit. Alle aber übertraf der große
Geschichtschreiber Cornelius Tacitus.
90. Griechische Schriftsteller.
Aber seit dem zweiten christlichen Jahrhundert
sinkt zusehends die römische Literatur. Geschmack und
Sprache geräth mehr und mehr in Verfall, wie die Ge-
lehrsamkeit, während die Griechen unter römischer
Herrschaft noch immer nützliche, zum Theil herrliche
Werkt in beiderlei Rücksicht hervorbringcn. Von G e-
schichtschreibern verdienen Erwähnung Diony-
sius von Halikarnaffus und Diodor von Sicilien
um 30 v. Chr., Flavius Joseph us 80 n. Chr.,
besonders Plutarchus und Arrianus um 100
nach Chr. Schätzbare geographische Werke haben
hinterlassen Strabo Saec. 1. u Ptolemäus und
Pausanias Laee. 2. Gleichzeitig schrieben der Arzt
Galenus, der geistreiche Luci an. Und obwohl in
den folgenden Jahrhunderten auch der Griechische Geist
unfruchtbarer ward, und mehr durch Sammlungen
5*
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Extrahierte Personennamen: Martialis Cornelius_Tacitus Joseph Strabo_Saec Galenus
168
einzelne Fakultäten, später erst die Gesamtheit der Wissen, schäften (universitas litterarum!) umfaßten.
2- Die Rechtswissenschaft wurde hauptsächlich zu Bologna gepflegt und umfaßte das Studium des römischen und kanonischen Rechts. Das alte gewohnheitsmäßige Landesrecht wurde in Deutschland in dem Sachsenspiegel von Eike von Repgow und in dem Schwabenspiegel aufgezeichnet.
3. Die mittelalterliche Geschichtsschreibung erreichte in Bischof Otto von Freising ihren Höhepunkt, der eine Lebensbeschreibung Barbarossas verfaßte.
4. Die Philosophie. Dem Geiste der Zeit entsprechend wandte sich dieselbe fast nur der Theologie zu. Ihre Aufgabe, für
deren Lösung schon die Kirchenväter und auf Grund ihrer Ergebnisse und des Studiums der heidnischen Philosophie die Gelehrten Botztius, Isidor von Sevilla (f 636), Beda Venerabilis (t 735), Alkuin und Hrabanns Maurus thätig gewesen waren, erkannte man darin, den Gesamtinhalt des Glaubens in ein wissenschaftliches System zusammenzufassen. Diese christliche Philosophie bezeichnet man mit dem Namen Scholastik, und sie erhielt durch das in den Kreuzzügen wieder belebte Studium des Aristoteles einen neuen Aufschwung. Als der eigentliche Begründer der scholastischen Richtung wird indes Anselm von
Kanterbury, f 1109, angesehen, dessen Ausspruch „credo ut intelligam“ das Losungswort der Scholastiker wurde. Hiernach geht der Einsicht der Glaube voraus, den die Scholastik
mittels scharfsinniger Dialektik zum Wissen erheben will. Den Höhepunkt erreicht die Scholastik in Thomas von Aqnino, t 1274, „doctor angelicus,“ und Duns Skotus, „doctor subtilis.“ — Daneben entwickelte sich eine andere Richtung der mittelalterlichen Theologie, die Mystik. Dieselbe wendet sich an das Gemüt und erstrebt neben Abtötnng alles Sinnlichen eine lebendige Vereinigung mit Gott durch Betrachtung. Ihr bedeutendster Vertreter ist der heilige Bernhard. Beide Richtungen sind in Hugo von Sankt Viktor und Bonaventnra
vereinigt.
5. Poesie. Die Bekanntschaft mit der phantasiereichen Sagenwelt des Morgenlandes und die ritterlichen Thaten der Kreuz5
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Extrahierte Personennamen: Eike_von_Repgow Otto_von_Freising Otto Barbarossas Barbarossas Isidor_von_Sevilla Beda_Venerabilis Hrabanns_Maurus Anselm_von
Kanterbury Thomas_von_Aqnino Bernhard Hugo Viktor
Extrahierte Ortsnamen: Bologna Deutschland Bonaventnra
Deutschland die kirchlichen Verhältnisse Deutschlands im Einvernehmen mit den Päpsten. Durch Anlehnung an die Pipiniden suchte er seinen kirchlichen Schöpfungen einen politischen Rückhalt zu geben. Er starb 754 den Martertod.
4. Die Klöster. Als Gründer des Klosterlebens ist der ägyptische Einsiedler Antonius (f 356) anzusehen. Im Abendlande erhielt es einen gewissen Aufschwung durch Benedikt von Nursia, der 529 das Kloster Monte Cassino gründete, von dem zahlreiche andere Klöster ausgingen, welche die Benediktiner-Regel annahmen. Außer der Bedeutung für die Mission haben die Klöster besonders folgende Verdienste:
a) sie waren die ersten Ansiedler in den wilden Gegenden und die Lehrmeister im Acker- und Gartenbau;
b) sie gewährten den Verfolgten Zuflucht, den Kranken und Armen Pflege, den Reisenden Obdach;
c) die Mönche waren die Erzieher und Seelsorger des Volkes;
ä) sie pflegten die Litteratur, Wissenschaft und Kunst (Abschreiben der litterarischen Schätze, Verbreitung durch Unterricht);
e) viele Städte sind aus den Klöstern hervorgegangen.
In späterer Zeit wurden die Klöster besonders eine Stütze der päpstlichen Macht.
Der Orient.
1. Das oströmische Reich.
Dasselbe hielt sich nach dem Untergange Westroms noch ein Jahrtausend. Die Ursache davon ist in der nicht geringen Zahl kluger und starker Herrscher zu suchen. Der bedeutendste Kaiser des 6. Jahrhunderts ist
Justinian, 527—565. Er wußte mit sicherem Blicke tüchtige Männer, wie die Feldherren Belisar und Narses und den Rechtsgelehrten Tribonian, in seinen Dienst zu ziehen.
A. Seine Kriege.
a) Im Kriege gegen die Neu-Perser, deren mächtiger König Chosroes Nuschir-wan von den Ostgoten aufgereizt worden war, wurde die Ostgrenze geschützt.
b) Krieg gegen die Vandalen (Siehe S. 112).
c) Krieg gegen die Ostgoten (Siehe S. 115).
B. Die Staatsverwaltung.
a) Besonders wandte er sein Augenmerk der Rechtspflege zu. Durch den Rechtsgelehrten Tribonian veranstaltete er eine Gesetzsammlung, das Corpus Juris, die Hauptquelle des römischen Rechts.
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Extrahierte Personennamen: Antonius Benedikt_von_Nursia
129
b) Karl erfaßte auch zuerst die Idee einer allgemeinen Volksbildung, indem er den Geistlichen den Jugendunterricht anbefahl.
c) Er zog Gelehrte an sich: Paulus Diakonus, Petrus v. Pisa, Eginhard, den Biographen Karls, und gründete mit ihnen eine Art Akademie.
d) Die Mängel seiner eigenen Bildung suchte Karl bis ins hohe Alter zu ersetzen und erwarb sich namentlich auch Verdienste um die Förderung der deutschen Sprache.
e) Die Baukunst hob er durch den Bau schöner Paläste zu Ingelheim, Aachen und Nymwegen und des Domes zu Aachen.
3. Sorge für das materielle Wohl der Unterthanen. Er begünstigte den Ackerbau durch Anlage von Musterwirtschaften und beförderte den Handel durch den Bau von Straßen und durch freundschaftliche Verbindungen mit mächtigen Herrschern.
E. Mesuttat seiner Negierung.
Karl d. Gr. starb im I. 814. Er hat alle deutschen Stämme unter seinem Scepter vereinigt, das Abendland zum Bewußtsein seiner Bedeutung gebracht und über das oströmische Reich erhoben und die mittelalterliche Staatsverfassung begründet. Durch den von ihm bewirkten völligen Untergang des germanischen Heidentums und den Sieg des Christentums hat er die Übertragung der römischen Kultur auf die Germanen ermöglicht. Die von ihm durchgeführte Idee eines römisch-deutschen Kaisertums beherrschte auf lange Zeit die Anschauungen der Menschen und war für seine Nachfolger ein hohes Ziel ihres Strebeus.
Ii. Karls d. Gr. nächste Nachfolger.
1. Ludwig der fromme, 814—840.
Die Schattenseiten des karolingischen Reiches lagen darin, daß alle Einrichtungen auf einen genialen Staatenlenker berechnet waren, wie ja überhaupt die Lehnsmonarchie nur unter einem tüchtigen Regenten ihre Macht entfalten kann.
Auf Karl d. Gr. folgte sein untüchtigster Sohn, Ludwig der Fromme, der durch feine Nachgiebigkeit die Vasallen übermächtig machte und durch die Teilung des Reiches den ersten Anstoß zur Auflösung gab. In dem ersten Teilungsvertrage ward auf Betreiben der Geistlichkeit die Einheit des Reiches noch gesichert. Als er aber von seiner
9
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Paulus_Diakonus Karls Karl Karl Karl_d Karl Karls Ludwig Ludwig Karl_d Karl Ludwig_der_Fromme Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Eginhard Karls Aachen Aachen Karls
33
zu der engen Verbindung zwischen der germanischen Kirche und Rom und arbeitete der bertragung der klassischen Bildung auf das ger-manische Fraukenreich vor.
In seinem hohen Alter ging er noch einmal zu den Friesen,
denen er schon in der Jugend das Evangelium gepredigt hatte. In der Nhe des heutigen Dokkum wurde er aber mit seinen Begleitern von den Heiden erschlagen, 754. Seine Gebeine ruhen im Dome zu 754 Fulda. Die Nachwelt hat dem Apostel der Deutschen" in Fulda ein Denkmal errichtet.
2. Die Klster. Eine wesentliche Sttze des Christentums wurden die Klster. Das Mnchtum, das seilten Ursprung im Orient hat, erhielt im Abendlande seine Bedeutung durch Benedikt von Nursia, der 529 auf dem Monte Cassino bei Neapel ein Kloster grndete und fr seine Anhnger eine Lebensregel ausstellte. Zahlreiche andere Klster nahmen diese Regel an. In Deutschland entstanden berhmte Benediktinerklster aus der Insel Reichenau, in Korvei an der Weser, in Regensburg, Tegernsee, St. Gallen.
Von diesen Klstern ging sehr viel Segen aus. Die Mnche waren die ersten Ansiedler in den wilden Gegenden und die Lehr-meister im Acker- und Gartenbau. Sie sorgten durch das Ab-schreiben alter Schriften fr deren Erhaltung, verfaten Chroniken und trieben Knste. Mit jedem Benediktinerkloster war eine Schule verbunden, in der nicht blo die eingehenden Mnche und der Welt-klerns, sondern auch die jungen Adligen ihre Erziehung erhielten. (Vgl. Geschichte der Pdagogik.) So wurde das Kloster der wirtschaftliche und geistige Mittelpunkt einer ganzen Landschaft. Die Klster gewhrten ferner den Verfolgten Zuflucht, den Kranken und Armen Pflege, den Reisenden Obdach. Auch haben sich viele Städte um die Abteien entwickelt.
Die raber.
1. Das Volk der Araber. Seit dem frhesten Altertum wurde das durch Gebirge und Meere inselartig abgeschiedene Arabien von semitischen Beduinen-stammen bewohnt, die stets ihre Unabhngigkeit behaupteten. In den unaufhrlichen Kmpfen um den Besitz der Oasen entwickelten sich ihre kriegerischen Eigenschaften. Wie die Babylonier und Assyrer fhrte der Anblick des klaren Nachthimmels das mit lebhafter Phantasie begabte Volk zum Sterndienst. Auerdem verehrten sie in ihrem Hauptheiligtum, der Kaaba zu Mekka,
einen schwarzen Stein, welcher der Sage nach vom Himmel gefallen war. Dieses Volk erlangte im 7. Jahrhundert durch Mohammed eine weltgeschichtliche Bedeutung.
v. Lher, Kulturgeschichte der Deutschen im Mittelalter: Die Bedeutung der Kloster fr das Abendland. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 18.
2lfcler, Geschichte fr Lehrerseminare. 3
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Extrahierte Personennamen: Apostel Benedikt_von_Nursia Mohammed
Extrahierte Ortsnamen: Rom Dokkum Fulda Fulda Monte_Cassino Neapel Deutschland Reichenau Korvei Regensburg Mekka
104
in ein wissenschaftliches System zu bringen. Man nennt diese theologische Richtung Scholastik (von schola=@chule, scholasticus=Ssorfteer der Lehrer einer hheren Schule). Mit dem Bekanntwerden der Werke des Aristoteles, die besonders durch maurische Gelehrte ber-mittelt wurden, begann im Anfange des 13. Jahrhunderts ein neuer Aufschwung der Scholastik. Der deutsche Dominikaner Albert von Boilstdt, spter Albertus Magnus genannt, der als Lehrer in Paris und Cln wirkte (f 1280), machte die aristotelische Philosophie zum Gemeingut der gelehrten Welt. Sein Schler Thomas von Aqnin (f 1274) gilt als der grte Kirchenlehrer nach Augustinus. Durch gleiche Gelehrsamkeit zeichneten sich die Franziskaner Bonaventura (t 1274) und Dnns Scotns (f 1308) aus.
In den brigen Wissenschaften hinderte der auf das Phantastische und Wunderbare gerichtete Zug der Zeit und das An-sehen des Aristoteles, bessen Mitteilungen wie Dogmen behandelt wurden, die eigene Forschung. Deshalb blieb die Naturwissenschast zurck, und es wrben die Ungeheuerlichkeiten des Physilogns, einer ans die heidnischen Fabeln gegrndeten Tierkunde, allgemein geglaubt.
In der Geschichtschreibung dieser Zeit spiegeln sich die groen Taten Friedrich Barbarossas und Heinrichs Vi. in den Werken Ottos von Freisingen, Rahewins und Ottos von St. Blasien wiber. Seit dem Niedergauge der Kaisermacht erzählen die Chronisten die Geschichte einzelner Landschaften, wie Helmold in seiner Slawen-chronik und Arnold von Lbeck in der Hamburgischen Kirchen-geschichte.
1). Dichtkunst. Die Bekanntschaft mit der reichen Sagenwelt des Morgenlandes und bte ritterlichen Taten der Kreuzfahrer regten die Poesie mchtig an. Es entwickelte sich eine Vorliebe fr das Wunderbare und Abenteuerliche; spter bezeichnete man diese Richtung als Romantik. Die Heimat berselben ist Frankreich, namentlich bte Provence (prowngs). Die Poesie nannte man hier sinnig bte Kuust des Finbens, bte Dichter Troubabours. (Bertran be Born.)
In Spanien wrben die ritterlichen Taten des Cib, der die Mauren bekmpfte, in Volksliedern besungen.
Die dcntfcfte Poefle erreichte in dieser Zeit ihre erste Blteperiode. Hierzu trugen verschiedene Umstnde bei. Das Christentum hatte sich auf das innigste mit dem germanischen Geiste vereinigt, und in kindlicher Frmmigkeit begeisterten sich die Deutscheu fr hohe Jbeale. Die politische Gre Deutschlands in der Glanz-zeit der Hohenstaufen, die mit anderen Fürsten die Sangeskunst pflegten,
Herder. Der Cid.
Prinz I. Nr. 5054.
Schultz, Das hfische Leben zur Zeit der Minnesnger. 2 Bde. Leipzig 1889.
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Ottos Ottos Frankreich Spanien Deutschlands
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Die Grundherren wohnten gewhnlich noch in hlzernen und drftig ausgestatteten Gebuden ihrer groen Fronhfe. Hier wurde von den zahlreichen Hrigen fast alles hergestellt, dessen " das Haus bedurfte. (Fronhofswirtschaft.") Lngst war schon Arbeitsteilung "ein-getreten, und es hatten sich die notwendigsten Handwerke entwickelt. In den Klosterhfen bildete sich das Kunsthandwerk heraus, das hauptschlich Kirchengerte herstellte und auch fr den Verkauf arbeitete.
Bei dem wachsenden Wohlstande und dem Verkehr mit Italien, wo noch dns rmische Kulturleben nachwirkte, wurden Gewerbttigkeit und Haudel immer lebhafter; auch der Geldverkehr begann sich all-mhlich zu entwickeln. Die alten Rmerstdte im westlichen Deutschland belebten sich wieder, und an den Handelsstraen entstanden Mrkte, die unter den kniglichen Marktfrieden gestellt wurden und vielfach den Anfang stdtischer Gemeinwesen bildeten. Städte entstanden ferner um Klster und Bischofssitze (Mnster, Osnabrck, Paderborn, Bremen, Wrzburg, Fulda u. a.), um kaiserliche und frstliche Pfalzen und Burgen (Aachen, Ingelheim u. a.), bei Bergwerken (Freiberg, Goslar) und an den Flubergngen (Frankfurt, Erfurt u. a.).
Nachdem das Lehnswesen auf die Ministerialen ausgedehnt worden war, hrte die allgemeine Wehrpflicht fast ganz aus, und die Lehnsmannen wurden mehr und mehr zu Berufskriegern, zu Rittern. Sie waren mit Schwert, Lanze und Schild bewaffnet und schtzten den Krper durch eine ans Eisenringen bestehende Brnne und eine Eisenkappe. Die kniglichen Heere bestanden jetzt nur ans den Lehnsaufgeboten der Groen.
2. Geistiges Leben. Im zehnten Jahrhundert fanden Wissen-sch asten und Kuste bei den Deutscheu eine bleibende Sttte. Besonders pflegten die Benediktinerklster in Fulda, Korvei, St. Gallen, Reichenau und Gandersheim und die Geistlichkeit an den Bischofsitzen die Ge-lehrsamkeit. (Dom- und Klosterschulen. Geschichte d. Pdagogik.) Durch den Einflu der Kirche verbreitete sich die lateinische Sprache und Bildung unter den hheren Stnden Deutschlands. Man schrieb nicht in deutscher, sondern in lateinischer Sprache, aber aus deutscher An-schauung und von deutschen Dingen. Die Schsische Geschichte" Widukiuds von Korvei, die von dem Mnche Ruotger verfate Lebensbeschreibung des Erzbischoss Bruno von (Sollt, das Gedicht der die Taten Ottos d. Gr. von der Hrotsuitha (Hroswitha) vou Gandersheim sind von Stolz auf das starke Sachsenvolk und seinen mchtigen Herrscher erfllt. Der kaiserliche Hof wurde der Sammel-platz aller hervorragenden Geister. Vor allem sind. Ottos d. Gr. jngster Bruder, der Erzbischof Bruno von Cln, der die Kloster-schulen mit Sorgsalt pflegte, und der Franzose Gerbert, der sptere Papst Sylvester Ii., zu nennen, der die sog. arabischen Ziffern einfhrte und einen Himmelsglobus, sowie ein Fernrohr anfertigte. Wie fehr auch
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13 —
König Johann (Benckelßen) von Leyden, hielt sich noch eine Zeitlang gegen den ihn belagernden Bischof, wurde aber 1535 bei einem Anssall gefangen genommen und endete unter Martern. Das Täufertum wurde darauf mit Gewalt unterdrückt, lebte aber uoch in der von Menno Simonis (f 1561) gestifteten Sekte fort und wnrde auch nach England verpflanzt, wo es später noch einmal zu großer Bedeutung gelangte (Independenten).
Unglücklich eudete auch der Versuch Lübecks, die Verhältnisse des europäischer! Nordens in demokratischem Sinne umzugestalten. Der letzte Unionskönig Christian Ii.. welcher die Macht der privilegierten Stände, des Adels und der Geistlichkeit, zu brechen und seine Herrschaft auf das Volk zu stützen suchte, wurde 1523 aus Schweden durch Gustav Wasa, aus Dänemark und Norwegen durch seinen Oheim Friedrich vou Holstein verdrängt. Die neuen Herrscher führten die Reformation ein und hoben die Privilegien! der Hansa auf. Um diese wiederzugewinnen, suchte der Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever, welcher durch eine Erhebung der Demokratie 1533 in den Rat gekommen war, 1534 mit Hilfe der Demokratie in den nordischen Reichen und der Bauern den entthronten König wiedereinzusetzen. Aber die Parteinahme der deutschen Fürsten für Friedrichs Sohn Christian Iii. führte die Niederlage Lübecks und den Sturz der Demokratie herbei; Wulleu-wever selbst wurde 1537 bei Wolfenbüttel enthauptet. Damit war die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit der nordischen Staaten gesichert, die letzte demokratische Erhebung niedergeschlagen.
Inzwischen wurde der Kaiser durch die Plünderungen der türkischen Flotte an der Küste von Neapel zu einem Zuge gegen Chaireddin Barbarossa nach Tunis 1535 genötigt, wo er Goletta und ^uuis einnahm und tausende von Christensklaven besreite. Nach seiner Rückkehr beschäftigte ihn auf längere Zeit der dritte Krieg mit Franz I (1536—1538), welcher nach Sforzas Tode wiederum Ansprüche aus Mailand erhob. Auch später hinderte ihn trotz des Abschlusses eiites katholischen Bündnisses zu Nürnberg die drohende Haltung der Türken an bewaffnetem Einschreiten gegen die Protestanten. Vergebens suchte er durch Religionsgespräche (Regensburg 1541) eine Einigung herbeizuführen, die Gegensätze waren bereits zu schroff geworden. Dagegen gelang es ihm,
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Extrahierte Personennamen: Johann Menno_Simonis Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav Friedrich Friedrich Friedrichs Christian_Iii Barbarossa Barbarossa Christensklaven Franz_I Franz