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1. Andeutungen für den vorbereitenden Unterricht in der allgemeinen Geschichte - S. 83

1835 - Stendal : Franzen und Große
83 fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder- bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii. (1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö- sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga- rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden, welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt (1324) ganz aufgegeben wurde. 122. Die Oströmer. In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei- ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden. Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz- zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo- hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu halten und zu heben schienen. Bald siel die feste . Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^ die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204, das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus Nicäa zurückkehrten. 123. Nachtheilc der Wahlverfassung für Deutsch land. Von anderer Art war der Verfall im Reich der Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war, daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs. Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn 6*

2. Andeutungen für den vorbereitenden Unterricht in der allgemeinen Geschichte - S. 101

1835 - Stendal : Franzen und Große
101 Kraft entwickelte. Unter dem Hause Romanow (seit 1613) erhob es sich bereits auf Kosten Polens. 160. Die Türken. Ungern stand noch immer unter der Abhängigkeit von den Türken, die über Land und Meer, von der Theiß bis Nubien herrschten. Denn Selim I. hatte 1517 Ägypten, Selim Ii. 1571 Cyprus erobert. In- deß ward die türkische Flotte bei Lepanto 1571 von den Spaniern bereits besiegt, und hatte den Ruf der Un- überwindlichkeit verloren, den in der folgenden Periode auch die Landheere der Pforte einbüßten. 16t. C u l t u r. Der Streit in Neligionssachen belebte den Eifer in wissenschaftlichen Forschungen, wobei insonderheit die historischen und Alterthumsstudien sehr gewannen. (R e u ch l i n, Erasmus, M e l a n ch t h o n, Came- rarius, Muretus, Lipsius, Scaliger, Ste- phanus, Gronow u. v. a.). Daneben erreichte die schöne National-Literatur der europäischen Völker, insonderheit die spanische (Cervantes, Lope de Vega), portugiesische, italianische (Ariosto, Torquato Tasso), englische (Sha- kespeare um 1600) eine Hobe Trefflichkeit. Die Naturwissenschaften machten große Fortschritte, be- sonders die Astronomie durch Kopernicuö (-j- 1543), Kcppler, Tycho de Brühe, Galilei (ff-1642). Otto von Guerike (1650) erfand die Luftpumpe. Non der fortschreitenden und allgemeiner verbreiteten wissenschaftlichen Bildung zeugt auch die sehr zuneh- mende Zahl der in dieser Periode gestifteten Universitä- ten. — In den Künsten erreichten unsterblichen Ruhm die Maler Raphael, Michael Angelo, Cor-

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 55

1904 - Habelschwerdt : Franke
3. Ottos Ii. Migeschick. Der junge Herrscher wollte jetzt die letzten Absichten seines Vaters verwirklichen und ganz Italien seiner Herrschaft unterwerfen. In Unteritalien hatten die Araber von Sizilien aus einen Angriff auf die griechischen Provinzen unter-nommen. Otto stellte sich ihnen in Kalabrien entgegen und erfocht einen Sieg, wurde aber bald darauf berfallen und rettete mit Not das Leben. Mitten in den Rstungen zu einem neuen Feldzuge starb er, erst 28 Jahre alt. Er wurde zu Rom in der Peterskirche begraben. Otto Iii., 9831002. 983100 1. Persnlichkeit. Otto war bei dem Tode des Vaters erst 3 Jahre alt. Dieser hatte kurz vor seinem Tode noch erreicht, da sein Sohn zum Könige gewhlt und gekrnt worden war. Fr den unmndigen Otto fhrte seine Mutter Theophano mit Weisem Mahalten und Festigkeit die Regierung des Reiches. Heinrich der Znker, der selbst nach der Krone strebte, wurde beruhigt, indem er Bayern zurckerhielt. Nach dem frhen Tode der Kaiserin leitete Adelheid, die Gromutter des jungen Knigs, die Staatsgeschfte. Otto hatte durch seine feingebildete Mutter, sowie durch Bernward, den spteren Bischof vou Hildesheim, eine gelehrte Erziehung erhalten, so da man ihn das Wunder der Welt" nannte. Aber es war ein Unglck fr ihn und das deutsche Volk, da dieser reichbegabte Fürst sich mehr als Grieche und Rmer denn als Deutscher fhlte und heimisches Wesen verachtete. Er wollte das alte rmische Weltreich wiederherstellen und einen Gottesstaat auf Erden grnden. Der Geist der Zeit und die Umgebung des Kaisers trugen dazu bei, da der junge Fürst zur Weltentsagung neigte. 2. Auswrtige Angelegenheiten. Anfangs glckten Ottos Unter-nehmungen. Auf seinen ersten beiden Rmerzgen machte er seinen Einflu bei der Papstwahl geltend. Bruno, der Vetter des Kaisers, wurde als der erste Deutsche zum Papste gewhlt. Er nahm den Namen Gregor V. an. Nach Gregors Tode wurde Ottos Lehrer Gerbert, der sich Sylvester Ii. nannte, auf den ppstlichen Thron erhoben. Im Jahre 1000, in welchem nach damaligem Glauben der Welt-Untergang hereinbrechen sollte, unternahm Otto Iii. eine Wallfahrt nach Gnefen zum Grabe des hl. Adalbert, feines von ihm schwrmerisch verehrten Freundes. Bei dieser Gelegenheit gestattete er dem mchtigen Polenfrsten Boleflaw I. die Grndung des Erzbistums Gnefen. Dadurch wurde Polen, das kirchlich zur Erzdizese Magdeburg gehrt hatte, dem deutschen Einflsse entzogen und die Verbindung des Landes mit dem deutschen Reiche gelockert. Auf einer neuen Romfahrt gedachte Otto Iii. feine Trume zu verwirklichen. Er wollte Rom zur Hauptstadt seines Reiches

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 348

1904 - Habelschwerdt : Franke
348 Kalisch ein Vertrag zwischen Rußland und Preußen unterzeichnet, der die Unabhngigkeit Europas und die Wieder-Herstellung Preueus in dem Umfange von 1806 als Ziel des Krieges bezeichnete. Nachdem der König am 10. Mrz den Orden des Eisernen Kreuzes" gestiftet hatte, sandte er am 16. Napoleon die Kriegserklrung und erlie am 17. den Aufruf: Au mein Volk!" Mit ergreifenden Worten forderte der König zum letzten entscheidenden Kampfe" auf fr die heiligen Gter, fr die wir streiten und siegen mssen, wollen wir nicht aufhren, Preußen und Deutsche zu sein." b. Die Erhebung des Volkes. Der Erfolg, den dieser Aufruf hatte, ist beispiellos in der Geschichte. Jnglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren und wankenden Knieen, Offiziere, die wegen Wunden und Verstmmelungen lange ehrenvoll entlassen waren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Vter zahlreicher Familien und Verwalter weitlufiger Geschfte, in Hinsicht jedes Kriegsdienstes entschuldigt, wollten sich selbst nicht entschuldigen; ja selbst Jungfrauen (wie Eleonore Prochaska und Charlotte Krger) drngten sich unter mancherlei Verstellungen und Verlarvuugeu zu den Waffen." (E. M. Arndt.) Wer die Waffen nicht tragen konnte, der gab Geld und Geldes-wert fr die Ausrstung der Truppen. Manche Witwe opferte ihre Pension; Beamte und Offiziere gaben einen Teil ihres Gehaltes. Viele Frauen schenkten ihre Schmucksachen; auch eine groe Anzahl von goldenen Trauringen wurden bei den ffentlichen Sammelstellen eingeliefert; die Geber erhielten dafr eiserne Ringe mit der Inschrift: Gold gab ich fr Eisen." Am 17. Mrz 1813 erlie Friedrich Wilhelm Iii. die von Scharnhorst entworfene Verordnung der die Errichtung der Landwehr und des Landsturms". Zurlaudwehr gehrten alle waffenfhigen Preußen vom 17. bis 41. Lebensjahre, die nicht in die Linientruppen eingereiht worden waren. Die Bemittelten hatten fr ihre Ausrstung selbst zu sorgen, während fr die Unbemittelten der Heimatkreis eintreten mute. Die Gewehre, den Schiebedarf und die Reitersbel lieferte der Staat. Jeder Landwehrmann trug au der Mtze ein weies Kreuz mit der Inschrift: Mit Gott fr König und Vaterland!" Der Landsturm, der aus alleu noch dienstfhigen Mnnern vom 15. bis 60. Lebensjahre gebildet wurde, hatte das Der Aufruf Friedrich Wilhelms Iii. vom 17. Mrz 1813. Atzler, Qu. u> L. Ii. Nr. 85. Treitfchke, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert: Die Erhebung des preuischen Volkes im Jahre 1813. Atzler, a. a. O. Nr. 88. Verordnung der die Errichtung der Landwehr und des Landsturms. Atzler, a. a. H. Nr. 8.

5. Die Neuzeit - S. 13

1895 - Hamburg : Meißner
13 — König Johann (Benckelßen) von Leyden, hielt sich noch eine Zeitlang gegen den ihn belagernden Bischof, wurde aber 1535 bei einem Anssall gefangen genommen und endete unter Martern. Das Täufertum wurde darauf mit Gewalt unterdrückt, lebte aber uoch in der von Menno Simonis (f 1561) gestifteten Sekte fort und wnrde auch nach England verpflanzt, wo es später noch einmal zu großer Bedeutung gelangte (Independenten). Unglücklich eudete auch der Versuch Lübecks, die Verhältnisse des europäischer! Nordens in demokratischem Sinne umzugestalten. Der letzte Unionskönig Christian Ii.. welcher die Macht der privilegierten Stände, des Adels und der Geistlichkeit, zu brechen und seine Herrschaft auf das Volk zu stützen suchte, wurde 1523 aus Schweden durch Gustav Wasa, aus Dänemark und Norwegen durch seinen Oheim Friedrich vou Holstein verdrängt. Die neuen Herrscher führten die Reformation ein und hoben die Privilegien! der Hansa auf. Um diese wiederzugewinnen, suchte der Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever, welcher durch eine Erhebung der Demokratie 1533 in den Rat gekommen war, 1534 mit Hilfe der Demokratie in den nordischen Reichen und der Bauern den entthronten König wiedereinzusetzen. Aber die Parteinahme der deutschen Fürsten für Friedrichs Sohn Christian Iii. führte die Niederlage Lübecks und den Sturz der Demokratie herbei; Wulleu-wever selbst wurde 1537 bei Wolfenbüttel enthauptet. Damit war die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit der nordischen Staaten gesichert, die letzte demokratische Erhebung niedergeschlagen. Inzwischen wurde der Kaiser durch die Plünderungen der türkischen Flotte an der Küste von Neapel zu einem Zuge gegen Chaireddin Barbarossa nach Tunis 1535 genötigt, wo er Goletta und ^uuis einnahm und tausende von Christensklaven besreite. Nach seiner Rückkehr beschäftigte ihn auf längere Zeit der dritte Krieg mit Franz I (1536—1538), welcher nach Sforzas Tode wiederum Ansprüche aus Mailand erhob. Auch später hinderte ihn trotz des Abschlusses eiites katholischen Bündnisses zu Nürnberg die drohende Haltung der Türken an bewaffnetem Einschreiten gegen die Protestanten. Vergebens suchte er durch Religionsgespräche (Regensburg 1541) eine Einigung herbeizuführen, die Gegensätze waren bereits zu schroff geworden. Dagegen gelang es ihm,

6. Das Mittelalter - S. 84

1894 - Hamburg : Meißner
— 84 — aus dem Großgrundbesitz, kam zu einer größeren Bedeutung. Die Bauern, anfangs teils vollfrei, teils frondend, teils unfrei, gerieten durch die Saft dei Abgaben und das herrschende Jagdrecht immer mehr in Unfreiheit. Die Geistlichen waren meist Abendländer, die Bürger der Städte vielfach Deutsche, namentlich in dem allmählich ganz germanisierten und mit dem Reiche vereinigten Schlesien. Die Normannen in Nordeuropa bewahrten am längsten von allen germanischen Völkern die altgermanische Verfassung; das Feudalsystem fand bei ihnen keinen Eingang. Später entstanden drei gesonderte Reiche, Dänemarck, Schweden und Norwegen. Durch ihre Wikingerzüge wurden die Normannen der Schrecken ganz Europas; anfangs nur plündernd, gründeten sie später dauernde Niederlassungen. So wurden die Normandie (911 Rollo), England anfangs vorübergehend (Kanut der Große, f 1035), dann dauernd (Wilhelm der Eroberer 1066), Unteritalien (die Söhne Tankreds von Hanteville 1016), Rußland (Runs 862) und Island von ihnen besiedelt. Das Christentum und die Ansänge der abendländischen Kultur erhielten die Normannen in Nordeuropa vom deutschen Reiche, von dem sie anfangs politisch und kirchlich, länger noch wirtschaftlich abhängig blieben. Dritte Periode: Die Auflösung von Staat und Kirche des Mittelalters und die Neugestaltung Europas durch die Bildung nationaler Staaten. 1. Die Zerrüttung des deutschen Reiches. Mit dem Untergange der Hohenstaufen war auch die Idee des kaiserlichen Universalstaates zu Falle gebracht, und das deutsche Reich mußte die Führung unter den Nationen an Frankreich abgeben. Um aber eine weitere Ausdehnung des französischen Einflusses, welcher bereits in Burgund und Italien überwog, zu verhindern, betrieb Papst Gregor X. nach dem Tode Richards von Cornwallis bei den Kurfürsten eifrig die Wahl eines neuen deutschen Königs. In dem Bestreben, durch die Erhebung eines schwachen Herrschers ihre eigene Macht zu befestigen, wählten diese

7. Theil 3 - S. 184

1880 - Stuttgart : Heitz
184 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. gebraucht wurden, so erlaubte ihm der Herzog, in die Dienste der Union zu treten, und diese schickte ihn nach Böhmen, wo er sich auch mit gewohnter Tapferkeit mit den Kaiserlichen herumschlug. Nach der Schlacht am weißen Berge und nach der Auflösung der Union setzte Mansfeld im Dienste des entflohenen Pfalzgrafen Friedrich den Krieg in Deutschland fort, zog mehrere Jahre umher und plünderte besonders die reichen geistlichen Länder aus. Bald war er hier, bald dort (Pfalz, Elsaß, Niedersachsen); und schlugen ihn auch einmal die Kaiserlichen, so entließ er seine Leute und trat mit ihnen plötzlich an einer andern Stelle wieder auf. So trieb er sich sechs Jahre umher, ohne selbst einen Pfennig mehr zu haben, als was ihm der Krieg verschaffte. Endlich entwich er, nachdem er von denf kaiserlichen Heere unter Wallenstein an der Elbbrücke bei Dessau geschlagen war, mit seiner Schaar nach Ungarn, um sich mit dem unruhigen Großfürsten von Siebenbürgen, Beth len Gabor, zu verbinden. Aber dieser hatte Geld verlangt und keine hungrigen Soldaten, und vertrug sich daher lieber mit dem Kaiser. Der tapfere Mansfeld verkaufte sein Heergeräth, entließ mit gerührtem Herzen seine alten Kriegskameraden und wollte nach Venedig und von da nach Holland reisen. Aber ehe er noch Venedig erreichte, wurde er unterwegs in Bosnien krank, und er, der so viel im Leben umhergeworfen war und jetzt mit neuen Entwürfen einem neuen Schauplatze zueilte, fand hier seinen Tod ganz unerwartet. Als ihm der Arzt eröffnete, daß er nur noch einige Stunden zu leben habe, ließ er sich seinen Waffenrock anlegen, den Degen umgürten und erwartete so stehend und gestützt auf die Schultern zweier Offiziere den Tod. So starb dieser eiserne Mann im 46. Jahre seines Lebens (1626). Ein ähnlicher Mann war Christian von Braunschweig. Von jugendlichem Uebermuthe und von glühendem Hasse gegen die katholische Geistlichkeit getrieben, trat auch dieser Fürst für Friedrichs Sache auf, warb ein Heer und zog damit auf Mansfelds Art in Deutschland umher. Am liebsten plünderte er die Kirchen und Weinkeller der geistlichen Fürsten aus, und auf die Münzen, die er von dem geplünderten Silber prägen ließ, wurde die Umschrift gesetzt: Gottes Freund, der Pfaffen Feind. Während der flüchtige Kurfürst von der Pfalz länderlos umherirrte, verfochten Christian und Mansfeld seine Sache, als wenn sie die ihrige wäre. Christian hatte, als er in Holland gewesen war, die vertriebene Kurfürstin Elisabeth kennen gelernt und gerührt von

8. Theil 3 - S. 248

1880 - Stuttgart : Heitz
248 Neue Geschichte. *2. Periode. Frankreich. rale gehorcht hatten, — wurde ihnen angekündigt, der König wolle, daß beide Städte verbrannt würden; doch sollte den Einwohnem erlaubt sein, das Ihrige nach den benachbarten französischen Städten zu retten. Auf den Knieen baten die zitternden Bürger um Milderung; sie hätten ja nichts verbrochen. Aber das half nichts; das einzige, was man ihnen bewilligte und als große Menschlichkeit anrechnete, war, daß man ihnen einige Hundert Wagen zum Transport lieferte. Als sie aber ihre Sachen aufpacken wollten, hieß es: „Nein! erst eure Lebensmittel!" — und als diese aufgeladen waren, fuhren die Franzosen mit den Wagen davon nach ihren Festungen. Auch hatte man den Bürgern versprochen, daß die Domkirchen in beiden Städten verschont bleiben sollten, und daher brachten sie ihre kostbaren Habseligkeiten dahin zur Bewahrung. Endlich hieß es: „Nun ziehet aus! der Brand soll anfangen!" Da verließen in Speier am zweiten Pfingsttage Tausende von Männern, Weibern, Kindern, Greisen, die theuern Wolmungeu, jeder mit dem bepackt, was ihm am liebsten war, und suchten Obdach in den benachbarten, ihnen aber fremden Orten, während die französischen Soldaten in die verlassenen Häuser einbrachen und alles Zurückgelassene ausplünderten. Jetzt wurde Speier auf ein gegebenes Zeichen angezündet und brannte binnen zwei Tagen ganz nieder; was von Mauern stehen blieb, wurde durch Hebeisen der Erde gleich gemacht. Der Dom wurde ausgeplündert. Man riß selbst die Kaisergrüfte vor dem Kreuzaltare auf, durchwühlte die Särge Kaiser Albrechts I. und der Kaiserin Beatrix, Friedrich Barbarossa's Frau, und ließ die Särge der fränkischen Kaiser nur darum ungestört, weil sie tiefer lagen und man in jenen nichts von Bedeutung gefunden hatte. Worms hatte einen Tag später dasselbe Schicksal und brannte in einem Nachmittage nieder. Der Dom blieb zwar stehen, aber alle Kostbarkeiten wurden weggenommen, die Gräber und Särge durchwühlt und die Leichen mit Hohngelächter umgeworfen. Einige Offiziere, die durch den Anblick aller dieser Schändlichkeiten gerührt wurden, fragten einen Oberbefehlshaber, was denn die armen Bewohner verbrochen hätten? „Der König will es!" war die Antwort, und zugleich wies er ihnen eine Liste von 1200 Städten und Dörfern, die noch verbrannt werden sollten. Indessen zur Ehre des Königs sei es gesagt, daß sein Name, wie das Königen oft geschieht, hierbei gemißbraucht wurde. Er wußte die Grausamkeiten nicht in ihrem ganzen Umfange, und als er sie mehrere Monate später erfuhr,

9. Theil 3 - S. 280

1880 - Stuttgart : Heitz
280 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland. tete er nach Auflösung der Strelitzen ganz nach europäischem Vor-bilbe ein, ebenso eifrig erstrebte er die Grünbnng einer russischen Seemacht. Schon 1697 hatte er Asow eingenommen und sich bomit bett Zugang zu dem schwarzen Meere eröffnet; wie er feilte Macht bis an die Küste der Ostsee ausbehnte, soll in bett nächsten Abschnitten erzählt werben. 106. Karl Xii., König von Schweden, 1697—1718. Karl Xii. war ein Urenkel der Schwester Gustav Abolphs, die an einen Pfalzgrafen von Zweibrücken vermählt gewesen war. Als fein Vater starb, war er noch nicht 15 Jahre alt. Daher verwaltete anfangs feine Großmutter, eine verstänbige Frau, die Regierung. Aber die Schweden wollten nicht gern unter der Herrschaft einer Frau stehen und übertrugen daher balb dem jungen Karl die Regierung. Er zeichnete sich als Knabe durch nichts aus, und man hielt ihn allgemein für einen sehr mittelmäßigen Kopf. Schweden hatte bamals einen viel großem Umfang als jetzt. Auch Finnlanb, Jngermannlanb (wo jetzt Petersburg liegt), Esth-lctttb uttb Lievlanb gehörten bett Schweden. Darüber waren aber die Nachbarn längst eifersüchtig gewesen uttb hatten nur auf eine Gelegenheit gewartet, über Schweden herzufallen und ihm die Febern auszurupfen. Jetzt glaubten sie, fei die Gelegenheit gekommen. Peter der Große, August Ii. von Polen und Friedrich Iv. von Dänemark schlossen ganz insgeheim einen -Bunb, und wirklich merkte auch Karl nichts bavon. Plötzlich brachen die Dänen in Holstein ein, welches bamals einem Schwager des Königs von Schweden gehörte, währenb sich August auf Lievlanb warf. Als Karl bies erfuhr, sprach er: „Es ist wunberlich, daß meine beibett Vettern Krieg haben wollen. Es mag also barum sein. Wir haben eine gerechte Sache; Gott wirb uns wohl helfen. Ich will die Sache erst mit dem einen abthun und hiernächst kann ich alle Zeit mit dem ctnbern sprechen." Seit der Zeit hatte er keinen Sinn mehr für Hoffeste. Matr sah ihn sich lebhaft mit bett alten Generalen feines Vaters und Großvaters unterhalten und ein ganz neuer Geist war in ihn gefahren. Alles war nun gespannt, was Karl thun würde. Sein Feuergeist wollte die Sache schnell entfchieben wissen und darum beschloß er, auf Seelanb zu tauben und dem Könige von Dänemark einen solchen Schrecken einzujagen, daß er Frieden machen müßte. Ge-

10. Theil 3 - S. 288

1880 - Stuttgart : Heitz
288 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Norwegen. Mit dem Ueberreste seines Heeres kam Karl am folgenden Tage an den Dnjepr. Mit Mühe überredete ihn Löwenhaupt, sich schleunig hinüber zu retten, und kaum war er auch mit nur 169 Mann, meist Offizieren, nicht ohne Gefahr drüben, so erschienen die Russen und nahmen vor seinen Augen Löwenhaupt mit fast dem ganzen schwedischen Heere gefangen. Was nun zu thun? — Zurück konnte und wollte Karl nicht. Da beschloß er denn, nach der Türkei zu gehen. Ein sonderbarer Entschluß! Aber gerade das Sonderbare zog ihn an. Er sand zwischen dem Dnjepr und Bog eine ungeheuere Einöde, mit Gras und niedrigem Gesträuch bewachsen, weit und breit keine Spur von Menschen, nicht einmal ein Fußsteig war zu sehen. In tiefer Stille setzten die Schweden ihren Weg fort. Jeder war mit der Vergangenheit und Zukunft beschäftigt. Dabei war nichts zu essen da. Die Kosacken jagten sich Rebhühner und wilde Schafe, die Schweden aßen bittere Mandeln und wilde Kirschen, und tranken Wasser aus einem faulen Moraste dazu. Nach zwei Tagen erreichte man den Bog. Jenseits fing das türkische Reich an. Karl sandte einen General hinüber, dem nächsten Pascha in Oczakow seine Ankunft zu melden. Dieser aber wollte erst in Konstantinopel anfragen; bis dahin wären alle Schweden verhungert, oder von den nacheilenden Russen gefangen worden. Zum Glück brachten Kaufleute Lebensmittel ins Lager und viele Schweden drängten sich mit Gewalt über den Fluß. Die übrigen wurden richtig von den Russen gefangen. Indessen hatte der Pascha von Bender, Jussuf Pascha, der von des Königs Thaten ganz bezaubert war, seine Annäherung erfahren, schickte ihm gleich Boten entgegen und bereitete ihm einen glänzenden Empfang. Zum Glück für Karl war der damalige Sultan, Achmet Iii., ein großmüthiger Mann, der sogleich Befehl ertheilte, für die Schweden bei der Stadt Bender ein Lager zu errichten, und sie unter seinen Schutz nahm. Hier im Lager traf Karl die Nachricht, daß seine uw ein ' Jahr ältere geliebte Schwester, Wittwe dss Herzogs von Holstein, der in der Schlacht bei Klissow gefallen war, gestorben sei. Man hatte ihm, um ihn zu schonen, diesen Verlust lange verschwiegen, bis er ihn durch Zufall erfuhr. „Ach, meine Schwester!" rief er aus: „Ach, meine Schwester!" Ein Augenzeuge sagt: „Wie sehr ihm diese Nachricht zu Herzen ging, ist kaum zu beschreiben. Jedermann hatte geglaubt, sein Heldenleben hätte alle seine Gefühle abgestumpft, da er weder Zorn, noch Begierde, noch Freude, noch
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