80
daß man anfing, die königliche Hoheit über die der
Vasallen anzuerkennen.
115. England unter Dänen und unter
N o r in ä n n e r n.
England war kaum durch Aufhebung der Hept-
archie 82? mächtiger und blühender geworden, als es
durch die Plünderungen und Verwüstungen der Dänen
(Normänner) in einen Zustand der Verwirrung gerieth,
aus welchem es erst durch Alfred den Großen
(871 — 901) und seine Anstalten zur Deckung der Kü-
sten gerettet wurde. Unter seinen Nachfolgern jedoch
erneuerten sich die Einfälle der Dänen. Nicht bloß
Danegeld, Niederlassungen mußten ihnen bewilligt wer-
den, und König Su en unterwarf 1003—1013 ganz
England in gerechtem Nachkriege seiner Herrschaft.
Sein Sohn Knud der Große (1014 —1036) wurde
Christ, und verbreitete nun das Christenthum mit Er-
folg auch in Dänemark. Doch kehrte 6 Jahre nach
seinem Tode das sächsische Königshaus aus der Nor-
mandie zur Herrschaft in England zurück, und als es
1066 ausftarb, eroberte Wilhelm von Nor-
mandie das Königreich durch den Sieg bei Hastings
14. Oktober 1066.
116. Frcihertsbrief (Magua Charta).
Der Druck des Lehnssystems, das die neue Herr-
schaft brachte, anfangs hart und fast unerträglich, ward
bereits 1101 durch den ersten Freiheitsbricf, den
Heinrich 1. (1100 —1135), ein Sohn jenes Er-
oberers gab, genuldcrt, mehr aber noch durch den
großen Freiheitsbrief von 1215, den die Barone
dem König Johann o h n e L a n d, dem Sohne Hein-
richs Ii., der 1172 Irland erwarb, und Bruder des
ta p fern
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Extrahierte Personennamen: Alfred Knud Wilhelm_von_Nor- Wilhelm Heinrich_1._( Heinrich Johann
Extrahierte Ortsnamen: England England England Dänemark Nor- England Hastings Irland
83
fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem
Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder-
bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii.
(1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö-
sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga-
rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch
Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die
Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden,
welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt
(1324) ganz aufgegeben wurde.
122. Die Oströmer.
In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei-
ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der
Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und
erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden.
Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man
den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des
Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes
wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz-
zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo-
hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu
halten und zu heben schienen. Bald siel die feste .
Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^
die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204,
das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus
Nicäa zurückkehrten.
123. Nachtheilc der Wahlverfassung für
Deutsch land.
Von anderer Art war der Verfall im Reich der
Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war,
daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs.
Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn
6*
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Ii Waldemar_Iii Basilius Alexius Manuel Friedrichs
101
Kraft entwickelte. Unter dem Hause Romanow
(seit 1613) erhob es sich bereits auf Kosten Polens.
160. Die Türken.
Ungern stand noch immer unter der Abhängigkeit
von den Türken, die über Land und Meer, von der
Theiß bis Nubien herrschten. Denn Selim I. hatte
1517 Ägypten, Selim Ii. 1571 Cyprus erobert. In-
deß ward die türkische Flotte bei Lepanto 1571 von den
Spaniern bereits besiegt, und hatte den Ruf der Un-
überwindlichkeit verloren, den in der folgenden Periode
auch die Landheere der Pforte einbüßten.
16t. C u l t u r.
Der Streit in Neligionssachen belebte den Eifer in
wissenschaftlichen Forschungen, wobei insonderheit die
historischen und Alterthumsstudien sehr gewannen.
(R e u ch l i n, Erasmus, M e l a n ch t h o n, Came-
rarius, Muretus, Lipsius, Scaliger, Ste-
phanus, Gronow u. v. a.). Daneben erreichte
die schöne National-Literatur der europäischen Völker,
insonderheit die spanische (Cervantes, Lope
de Vega), portugiesische, italianische
(Ariosto, Torquato Tasso), englische (Sha-
kespeare um 1600) eine Hobe Trefflichkeit. Die
Naturwissenschaften machten große Fortschritte, be-
sonders die Astronomie durch Kopernicuö (-j- 1543),
Kcppler, Tycho de Brühe, Galilei (ff-1642).
Otto von Guerike (1650) erfand die Luftpumpe.
Non der fortschreitenden und allgemeiner verbreiteten
wissenschaftlichen Bildung zeugt auch die sehr zuneh-
mende Zahl der in dieser Periode gestifteten Universitä-
ten. — In den Künsten erreichten unsterblichen Ruhm
die Maler Raphael, Michael Angelo, Cor-
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Extrahierte Personennamen: Lipsius Gronow Vega Otto Raphael Michael_Angelo
324
3. Preußens Krheöung, 1808—1812.
Das tiefe Unglück Preußens war durch Mängel in der Verwaltung, durch die äußere Lage des Volkes und durch seine Teilnahmslosigkeit,Vsowie durch die mangelhaften Zustände des Heeres verschuldet worden. Die Betrachtung aller Patrioten lenkte sich daher darauf, die Ursachen dieser Katastrophe zu erforschen.
Alle Besseren des Volkes waren der Meinung, daß vor allem ein Mann jetzt helfen könne, der Freiherr von Stein. Er war zu Anfang des Jahres 1807 entlassen worden, weil der König sich nicht in der Lage sah, auf seine Pläne einzugehen, und wurde nun dringend aufgefordert, dem Vaterlande seine Dienste nicht zu versagen. Mit außerordentlichen Vollmachten ausgerüstet, begann Stein die Reform des Staates, als deren Idee er angab, den sittlichen, religiösen, vaterländischen Geist im Volke zu heben, ihm wieder Mut, Selbstvertrauen, Bereitwilligkeit zu jedem Opfer für die Unabhängigkeit und für die Nationalehre einzuflößen und die erste günstige Gelegenheit zu ergreifen, den Kampf für beides zu wagen.
Karl Freiherr von Stein stammte an* einem ritterlichen Geschlechte in Nassau, war anfangs im Bergfache thätig und wurde 1804 Finanzminister. Sson schlichtem, geradem Sinne, war er doch ein Mann, der Jdeeen und Ideale besaß, ohne dabei der Praxis fremd zu sein. Vor allem aber war er, was er damals fein mußte, ein Charakter.
A. Die Reformen Steins betrafen:
I. Die Lage des Landvolkes. Auf den unteren Schichten des Volkes lastete bis dahin allenthalben noch drückende Unfreiheit. Die Landbewohner waren in verschiedenem Grade von den Gutsherren abhängig. Durch das Edikt über „den erleichterten Besitz und den freien Gebrauch des Grundeigentums" erhielt jeder Einwohner des Staates die Berechtigung, Grundstücke zu erwerben; jeder Edelmann war befugt, bürgerliche Gewerbe zu treiben; Bürger und Bauern konnten ihren Stand wechseln. Eine daran sich schließende Kabinettsordre dehnte die Aushebung der Leibeigenschaft und der Erbuuterthüuig-keit der Domäneninsassen auf das ganze Staatsgebiet aus, und endlich traf der König die hochherzige Anordnung, sämtlichen Insassen seiner Domänen in Ost- und Westpreußen das volle Eigentum ihrer Grundstücke zu geben.
Ii. Das Finanzwesen. Die Regelung desselben war Steins
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Extrahierte Personennamen: Karl_Freiherr_von_Stein Karl
326
Franzosen beleuchtet und die Ursache ihrer Erfolge in den Mängeln des deutschen Heerwesens gefunden.
Gneisen au wollte sich anfangs der Wissenschaft widmen und betrat erst später die militärische Laufbahn. Sein Name ist mit den Waffenthaten Preußens von 1806 bis 1815 eng verflochten. Er stand zu dem stillen Wesen Scharnhorsts mit seiner ritterlichen, lebhaften Persönlichkeit in vollem Gegensatze.
Diese beiden Männer entwarfen in großen Zügen die Umgestaltung des Heerwesens, wovon freilich manche Gedanken, wie die Nationalbewaffnung, die Landwehr, die militärische Erziehung des Volkes" nicht bald verwirklicht werden konnten. Die hervorragendsten Veränderungen waren:
a) Die Armee sollte künftig nur aus Inländern zusammengesetzt sein; dadurch sollte der feindliche Gegensatz zwischen Bürgerschaft und Armee ausgeglichen werden.
b) Alle entehrenden Strafen wurden verboten.
c) Dem Adel ward das Vorrecht in der Besetzung der Offiziers-stellen genommen. Anspruch auf letztere sollten fortan in Friedenszeiten nur Kenntnisse und Bildung, in Kriegszeiten Tapferkeit und Umsicht gewähren.
ä) Durch eine neue Einteilung der Armee, andere Bekleidung und Vereinfachung des Gepäckswesens wurde eine größere Beweglichkeit der Truppenkörper erzielt.
6) Obgleich Preußen nur 42000 Mann Militär halten durfte, wurde doch durch Entlassung der eingeübten Soldaten und Einziehung neuer Rekruten bald ein schlagfertiges Heer von 120000 Mann geschaffen.
C. Reform des Volksgeistes. Das Unglück des Staates ließ auch in der geistigen Stimmung des Volkes edlere Anschauungen reifen. Es fehlte in der jüngeren Nation nicht an einem tüchtigen wissenschaftlichen Kerne und an regem Eifer, aber die Bewunderung des Eroberers hielt die Talente vor der Öffentlichkeit zurück. Die Not durchbrach diese Schranke, und es begann in der Wissenschaft, wie in der Litteratur ein neues Leben.
a) In der Wissenschaft machte sich der Einfluß Kants geltend, dessen Philosophie einen streng sittlichen Ernst lehrte. Am meisten aber hat zur Erweckung eines vaterländischen Geistes damals Johann Gottlieb Fichte beigetragen, und zwar sowohl durch seine charaktervolle^Persönlichkeit, als durch den Inhalt seiner
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Extrahierte Personennamen: C. Ernst Johann_Gottlieb_Fichte Johann
128
d. H. den Schwerpunkt der Regierung aus der Volksversammlung in seine Hand zu legen. Die wichtigsten Veränderungen in der Verfassung sind:
1. Die Einrichtung der Reichstage. Die weltlichen und geist-
lichen Großen versammelten sich im Frühjahre, um über Krieg und Frieden und die Abänderung der Gesetze abzustimmen.
2. Die Abschaffung der Herzogswürde und die Einsetzung der Gaugrafen. Dadurch wurde die Selbständigkeit der germanischen Landesteile gebrochen, denn die Grafen handelten als Beamte des Kaisers.
3. Die Einsetzung der Sendgrafen (je zwei geistliche und weltliche). Sie ließen den Heerbann und das Gaugericht zusammenberufen und kontrollierten den Zustand des Klerus und der Gemeinden.
4. Die Einsetzung der Markgrafen. Sie standen den Marken
an der Grenze vor und hatten ausgedehntere Befugnisse, als die Gaugrafen.
5. Veränderungen im Kriegswesen. Um den Mittelstand der
Freien zu erhalten, die in den Kriegen häufig in das Hörigkeitsverhältnis gekommen waren, gab Karl das Gesetz, daß nur die Freien kriegspflichtig sein sollten, die mindestens 3 Hufen Land hätten.
D. Karls Sorge für das geistige und materielle Wohl seiner Anterthanen.
Das Ziel Karls d. Gr. war, ein einheitliches christlich-germani-sches Reich zu gründen. Durch die in den Kapitularien gesammelten Reichstagsbeschlüsse bahnte er die erste gemeinsame Gesetzgebung für das Reich an.
1. Sorge für die Hebung des kirchlichen Lebens.
a) Er regelte die Einkünfte der Geistlichen und verlieh den Kirchen
Immunität.
b) Im Sachsenlande gründete er 7 Bistümer: Osnabrück, Münster,
Paderborn, Minden, Verden, Bremen, Halberstadt.
2. Sorge für die Hebung der Bildung.
a) Die bestehenden Klosterschulen zu St. Gallen, Reichenau, Hirsau
und Fulda wurden gefördert und neue zu Paris und Tours
angelegt.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Sachsenlande Paderborn Minden Bremen Halberstadt Reichenau Fulda Paris
295
Friedens. Dem Grundsätze gemäß: „Der König ist der erste Diener des Staates," lebte Friedrich ganz dem Wohle seines Staates und Volkes.
Die leitenden Gesichtspunkte in Friedrichs Politik waren:
a) den Staat durch die Bildung eines tüchtig geübten, disziplinierten und stets schlagfertigen Heeres in der Lage zu erhalten, die so rasch errungene Großmachtstellnng gegen die Eifersucht größerer Mächte verteidigen zu können;
b) die Mittel hierfür durch die möglichste Belebung und Entwickelung der wirtschaftlichen Kräfte des Landes zu gewinnen.
Bei der Universalität des großen Königs, der alles selbst ordnete und leitete, hat die Ausführung dieser Prinzipien Verbesserungen auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens zur Folge gehabt.
A. Das Heerwesen. Friedrich brachte die preußische Armee bis auf 200 000 Mann, deren Erhaltung etwa 2/3 der Staatseinkünfte in Anspruch nahm. Zur Aufbringung dieses starken Heeres wurde das Werbe- und Kantonsystem beibehalten. Friedrichs eigenstes Verdienst ist namentlich die vortreffliche Ausbildung der Reiterei und die Einführung der reitenden Artillerie. Die Offiziere wurden in Kadettenaustalteu ausgebildet und fast nur aus den Reihen des Adels entnommen, den der König überhaupt, besonders aber wegen seiner Opferfreudigkeit im siebenjährigen Kriege, begünstigte.
B. Die Finanzen. Die reinen Staatseinnahmen erhöhte Friedrich von 7 Millionen Thalern bis auf 20 Millionen; während seiner Regierung sammelte er einen Schatz von 55 Millionen. Die Hauptquelle der Einnahmen waren die indirekten Steuern, deren Eintreibung er nach französischer Art ordnete und auch Franzosen übertrug (Regie). Die Sparsamkeit des Königs schien die Mittel des Staates gleichsam zu verdoppeln. Er selbst verbrauchte von seinem Etat nur 1j6 und verwandte das Übrige für das Gemeinwohl.
C. Handel und Industrie. Um aus der Aeeise und den Zöllen größere Mittel zu gewinnen, richtete Friedrich seine volle Aufmerksamkeit auf die Hebung der Gewerbthätigkeit und des Handels.
a) Dem General-Direktorium wurde eine Abteilung für Manufakturen, Fabriken und Handel eingefügt.
b) Industrielle Unternehmungen wurden durch staatliche Beihilfen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich C. Friedrich Friedrich
56
machen und feinen Thron mit der feierlichen Pracht des griechischen Kaisertums umgeben. Gegen seine Politik regte sich in Deutschland Widerspruch; aber auch die Rmer erhoben sich gegen ihn, so da er die Stadt verlassen mute. Bald darauf starb er; fein Leichnam wurde nach Deutschland gebracht und in Aachen bestattet.
3. Ergebnis seiner Regierung. Unter Otto Iii. waren nicht blo die Angelegenheiten des Reiches vernachlssigt worden, sondern das deutsche Reich hatte auch au Ausehen verloren. In Frankreich hatte nach dem Aussterben der Karolinger (987) Hugo Kap et eine neue Dynastie gegrndet, und im Osten begannen sich die Polen und Ungarn aus abhngigen Nationen zu gefhrlichen Feinden des Reiches zu entwickeln.
1002-1024 Heinrich Il, 10021024.
1. Heinrichs Wahl und Persnlichkeit. Nach Ottos Iii. Tode begann fr Deutschland und Italien eine Zeit der Verwirrnng. Nach verschiedenen Kmpfen gewann der Bayernherzog Heinrich, der Sohn Heinrichs des Znkers und ein Vetter Ottos Iii., die Knigskrone, doch mute er den Fürsten Zugestndnisse machen und ihnen einen greren Einflu auf die Reichsangelegenheiten einrumen. Ihnen gegenber sttzte er sich noch mehr als die Ottonen auf die Kirche. Er schenkte ihr viel Reichsgut, bertrug ihr sogar ganze Grafschaften und verlieh den Bischfen groe Vorrechte. Anderseits verlangte er von ihnen Gehorsam und groe Leistungen fr den Reichsheerdienst.
Heinrich Ii. glich in vielen Stcken seinem Urgrovater, dem ersten Heinrich. Wie dieser strebte er nur nach erreichbaren Zielen und besa eine unermdliche Ausdauer. Sein Streben richtete sich namentlich ans die Herstellung geordneter Rechtszustnde und die Er-Haltung des Landsriedens. Der König war sehr fromm, so da er von der Kirche heilig gesprochen wurde. Er stiftete das Bistum Bamberg, das fr die Verbreitung deutschen Wesens nach Bhmen hin von Bedeutung wurde. Die im 10. Jahrhundert vom Kloster Elnny ausgehende ernstere Auffassung des geistlichen Berufes verbreitete sich rasch in Deutschland, wo das Christentum mit besonderer Tiefe und Inbrunst erfat wurde, und auch Kaiser Heinrich neigte ihr zu. Da die Geistlichen vielfach vom Adel abhngig waren, so bestand die Gefahr einer Verweltlichung der Kirche. Deshalb verlangte die cluniacensische Reformpartei, da die Geistlichen ehelos bleiben, ihren Oberen unbedingt gehorchen und von der weltlichen Macht unabhngig fein sollten.
2. Auswrtige Unternehmungen. In der Lombardei hatte der Markgraf Arduiu von Jvrea das Volk gegen die deutsche Herrschaft aufgehetzt und sich zum König von Italien gemacht. Er wurde gedemtigt, und Heinrich lie sich die eiserne Krone der
Die Quedlinburger Annalen. Geschichtschreiber d. d. Vorzeit. 36. Bd.
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26
je eine fr das Steuerwesen in den Stdten und auf dem Lande. Die Spitze der ganzen Verwaltung bildete der König, der die von den Ministern und Kammerprsidenten eingehenden Berichte las und der alles schriftlich, oft durch kurze, witzige Randbemerkungen, entschied.
Da Preußen offene Grenzen hatte und von Feinden umgeben war, mute es eine unverhltnismig groe Armee unterhalten und bei den gering entwickelten natrlichen Krften des Landes stets der die zur Kriegfhrung ntigen Geldmittel verfgen knnen. Deshalb ging die Finanzpolitik Friedrichs daraus aus, die wirtschaftliche Lage aller Untertanen zu heben, die Staatskasse ohne berlastung der Steuerpflichtigen zu fllen und die gesammelten Mittel mglichst gleich-mig zum Wohle aller zu verwenden.
Mit unnachsichtiger Strenge verlangte der König von allen Beamten Pflichttreue, Eifer und Schnelligkeit im Dienst. Er gab strengere Vorschriften fr die Heranbildung der Beamten; doch begann sich schon unter ihm das hhere Beamtentum kastenartig abzuschlieen.
In der Zeit bis zum Siebenjhrigen Kriege vermehrte Friedrich sein Heer und erhhte durch alljhrliche Feldmanver die Kriegstchtigkeit desselben. Viel unbebautes Land wurde urbar gemacht; Handel und Gewerbe wurden untersttzt. Auch während des Sieben-jhrigen Krieges sorgte der groe König unablssig fr feinen Staat. Als der lange Krieg beendigt war, suchte Friedrich Ii. die Wunden zu heilen, die dem Lande geschlagen worden waren, und durch neue Wohlfahrtseinrichtungen den Staat emporzubringen.
b. Friedrichs Sorge fr die Landwirtschaft. Fr den Ackerbau, der damals die Grundlage des preuischen Staates bildete, hatten die Kriege die verderblichsten Folgen gehabt. Ganze Landstriche waren verdet; viele Ortschaften lagen in Trmmern, und die verarmten Land-lente vermochten kaum den Acker zu bestellen. Da lie der König Saatkorn verteilen; Militrpferde wurden den Grundbesitzern zur Acker-arbeit zugewiesen, Steuern den am meisten geschdigten Gebieten erlassen imi) im ganzen etwa 300 000 Ansiedler in das schwach bevlkerte Land gerufen. Die eingescherten Städte wurden wieder aufgebaut und gegen 900 Drfer neu gegrndet.
Schon im Jahre 1746 hatte Friedrich mit der Entwsserung des Oderbruches begonnen, und nach siebenjhriger Arbeit wurde hier ein Gebiet gewonnen, auf dem 43 neue Drfer angelegt werden
Friedrichs des Groen Sorge fr seine Untertanen. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 53. Ergnzungen Nr. 17, 18, 19, 30, 22.
Stadelmann, Preuens Könige in ihrer Ttigkeit fr die Landeskultur. Bd. 2: Friedrich d. Gr. Leipzig 1882.
Freundgen, Geschichtliche Bilder und Vortrge: Friedrichs d. Gr. An-sichten der das Knigtum.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrichs Stadelmann Friedrich_d Friedrich Friedrichs
309
Handwerk konnte sich infolge des sehr strengen Zunftzwanges nicht frei entwickeln. Der Adel hatte im Gensse des Hoflebens jeden Einflu anf die lndliche Bevlkerung verloren. In der vornehmen Welt nahmen die Sittenlosigkeit und der Unglaube berhand. Die Heiligkeit der Ehe wurde nicht mehr geachtet. Mauu und Frau gingen dem Vergngen nach und berlieen die Kindererziehung fremden Personen.
Die hchsten kirchlichen Wrden waren den Mitgliedern adliger Familien vorbehalten. Wahrend die ans dem hohen Adel hervor-gegangenen Erzbischse und Bischfe Hunderttausende von Frank als Jahreseinkommen hatten und meist ein ganz weltliches Leben fhrten, war das Gehalt der Pfarrer und Vikare so gering, da viele auf milde Gabeu augewiesen waren.
b. Die verderblich e Regierung Ludwigs Xv. Der König selbst hatte durch seiu unwrdiges, sittenloses Leben die Achtung vor der monarchischen Wrde im Volke vernichtet. Er lie sich von schamlosen Weibern beherrschen, die Offiziers- und Beamtenstellen ihren Gnstlingen bertrugen und ungeheure Summen verschwendeten.
Die uere Politik war vou den Maitressen des Knigs beeinflut. Die unntze Beteiligung an Kriegen, die zum Teil der geschichtlichen Vergangenheit Frankreichs widersprachen, wie der sterreichische Erb-folgekrieg, der Siebenjhrige Krieg und der Seekrieg mit England, hatten die S ch u l d e u l a st des Landes vermehrt und das Ansehen der Armee erschttert.
In der inneren Politik hatte die Aufrichtung einer unumschrnkten kniglichen Gewalt und die staatliche Bevormundung alle Selbst-Verwaltung und mit ihr den Sinn fr politisch e Freiheit und Selbstndigkeit vernichtet. Die indirekten Steuern wurden an Gesellschaften verpachtet. Die Steuerpflichtigen waren der Willkr der habgierigen Steuereintreiber berliefert.
Es fehlte eine unparteiische Rechtspflege. Die Richterstellen waren kuflich. Geheime Haftbefehle, die den Gnstlingen des Hofes berlassen wurdeu, machten es mglich, miliebige Personen ohne An-gbe der Grnde verhaften zu lassen.
Das Heer bestand aus den Shnen der armen Landbevlkerung und aus angeworbenen Auslndern. Die Osfizierssteien waren kuflich, wurden aber nur au Adlige vergeben. Unter den schlecht bezahlten Soldaten herrschte Zgellosigkeit; die Disziplin war gelockert, und die Regierung konnte sich auf die Offiziere nicht verlassen.
c. Der Einflu der sogenannten Philosophen. Die allgemeine Unzufriedenheit fand ihren Ausdruck in zahllosen Schriften. Die Werke der Philosophen waren voll von Spott und scharfen
Oncken, Das Zeitalter der Revolution, des Kaiserreichs und der Befteiungs-kriege. 1. Bd. Berlin 1884.
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