83
fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem
Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder-
bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii.
(1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö-
sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga-
rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch
Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die
Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden,
welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt
(1324) ganz aufgegeben wurde.
122. Die Oströmer.
In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei-
ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der
Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und
erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden.
Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man
den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des
Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes
wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz-
zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo-
hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu
halten und zu heben schienen. Bald siel die feste .
Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^
die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204,
das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus
Nicäa zurückkehrten.
123. Nachtheilc der Wahlverfassung für
Deutsch land.
Von anderer Art war der Verfall im Reich der
Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war,
daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs.
Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn
6*
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Ii Waldemar_Iii Basilius Alexius Manuel Friedrichs
101
Kraft entwickelte. Unter dem Hause Romanow
(seit 1613) erhob es sich bereits auf Kosten Polens.
160. Die Türken.
Ungern stand noch immer unter der Abhängigkeit
von den Türken, die über Land und Meer, von der
Theiß bis Nubien herrschten. Denn Selim I. hatte
1517 Ägypten, Selim Ii. 1571 Cyprus erobert. In-
deß ward die türkische Flotte bei Lepanto 1571 von den
Spaniern bereits besiegt, und hatte den Ruf der Un-
überwindlichkeit verloren, den in der folgenden Periode
auch die Landheere der Pforte einbüßten.
16t. C u l t u r.
Der Streit in Neligionssachen belebte den Eifer in
wissenschaftlichen Forschungen, wobei insonderheit die
historischen und Alterthumsstudien sehr gewannen.
(R e u ch l i n, Erasmus, M e l a n ch t h o n, Came-
rarius, Muretus, Lipsius, Scaliger, Ste-
phanus, Gronow u. v. a.). Daneben erreichte
die schöne National-Literatur der europäischen Völker,
insonderheit die spanische (Cervantes, Lope
de Vega), portugiesische, italianische
(Ariosto, Torquato Tasso), englische (Sha-
kespeare um 1600) eine Hobe Trefflichkeit. Die
Naturwissenschaften machten große Fortschritte, be-
sonders die Astronomie durch Kopernicuö (-j- 1543),
Kcppler, Tycho de Brühe, Galilei (ff-1642).
Otto von Guerike (1650) erfand die Luftpumpe.
Non der fortschreitenden und allgemeiner verbreiteten
wissenschaftlichen Bildung zeugt auch die sehr zuneh-
mende Zahl der in dieser Periode gestifteten Universitä-
ten. — In den Künsten erreichten unsterblichen Ruhm
die Maler Raphael, Michael Angelo, Cor-
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Extrahierte Personennamen: Lipsius Gronow Vega Otto Raphael Michael_Angelo
24
ehnheim bis zu ihrer Mündung trägt sie den Namen
Er g er s.
Von Oberehnheim führt eine Straße durch das
Kliugenthal auf den Odilienberg.
Dieser Berg ist wohl der merkwürdigste des El-
saß. Er bildet einen langen Rücken, dessen südlich
vorspringender Teil, der Männelstein, den höchsten
Punkt ausmacht. Von den Felsen herab übersieht man
fast das gauze Elsaß und den Breisgau1 bis an den
Schwarzwald. Am Abhange des Berges erheben sich
-die bereits erwähnten Ruinen des Schlosses Landsberg
und etwas tiefer die Ruine des ehemaligen Klosters
Trnttenhausen. Einige Schritte von dem Felsen des
Männelsteins beginnt die merkwürdige Heidenmauer,
welche aus großen ungleichen Qnadratsteinen besteht,
die ohne Mörtel auseinandergesetzt sind. Der Umfang
der Mauer beträgt 10,500 Meter, und die dadurch
eingeschlossene Fläche enthält über eine Million Qua-
dratmeter. Geht mau vom Männelstein über den
Rücken des Berges (die Bloß), so gelangt man zu
den schroffen Felsen) wo Hohenburg (Altitona) oder
das Odilien-K'loster, 16 Meter tiefer als der Manuel-
stein, steht.
Hohenburg war iu der zweiten Hälfte des siebenten
Jahrhunderts im Besitze des sagenumwobenen Herzogs'
Attich oder Eticho, dieser schenkte .es seiner
Tochter, der heiligen Odilia, welche hier zu Ende
desselben Jahrhunderts ein Frauenkloster errichtete.
1 Landschaft am badischen Oberrhein.
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121
klagte eines falschen Eides nicht fähig sei, das Gottesurteil, welches auf
der Anschauung beruhte, daß Gott den Unschuldigen unterstützen werde,
und die Zeugen.
Strafen. Verbrechen gegen die Religion, den König und den öffentlichen Frieden wurden mit dem Tode bestraft; alle übrigen Vergehen konnten mit Geld gesühnt werden.
Gesetzbücher. Nach den Wanderungen wurden die mündlich überlieferten Gesetze auch schriftlich aufgezeichnet, z. B. bei den Franken, Westgoten, Langobarden, Angelsachsen. Ein auf Grundlage des römischen Rechtes verfaßtes Gesetzbuch war das Edictum Theodorici. — Das kanonische Recht entwickelte sich, da die Geistlichen Immunität besaßen, selbständig neben dem germanischen.
Ausbreitung des ßhristenlums im Abendlands.
Die Germanen wurden zuerst in Gallien und Britannien, wo sich unter der römischen Herrschaft Christengemeinden gebildet hatten, mit dem Christentume bekannt. Dem innern Deutschland wurde das Evangelium nicht von der verweltlichten fränkischen Kirche, sondern von Britannien, besonders von Irland, der „Insel der Heiligen," aus, gebracht.
1. Papst Gregor I., 590—604. Dieser auch als Kirchenfürst hervorragende Papst sandte den Benediktinerabt Augustinus mit 40 Mönchen nach England zur Bekehrung der Angelsachsen, die ihnen und ihren Nachfolgern binnen 80 Jahren gelang.
2. Irische Missionäre. Kolumban predigte im Wasgau und am Bodensee, sein Schüler Gallus gründete das Kloster St. Gallen, Kilian wirkte in Thüringen und Ostfranken, Fridolin am Bodensee. Ihre Wirksamkeit fällt ins 7. Jahrhundert.
3. Angelsächsische Glaubensboten. Ihre Thätigkeit war mehr einheitlich und durch den engeren Anschluß an Rom von größerer Bedeutung.
a) Willibrord bekehrte die Friesen.
b) Bonifacins. Er ist der eigentliche „Apostel der Deutschen." Sein ursprünglicher Name ist Winfrid, seine Heimat Kyrton in Wessex. Vom Papste mit der Mission in Deutschland betraut, predigte er zuerst bei den Friesen, setzte dann seine Mission bei den Hessen fort und fällte bei Geismar die dem Donar geheiligte Eiche. Nach seiner 3. Romreise gründete er das Kloster Fulda und ordnete als Erzbischof von Mainz und Primas von
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Extrahierte Ortsnamen: Westgoten Edictum_Theodorici Gallien Britannien Deutschland Britannien Irland England Bodensee Gallus Thüringen Rom Bonifacins Wessex Deutschland Hessen Fulda Mainz
Deutschland die kirchlichen Verhältnisse Deutschlands im Einvernehmen mit den Päpsten. Durch Anlehnung an die Pipiniden suchte er seinen kirchlichen Schöpfungen einen politischen Rückhalt zu geben. Er starb 754 den Martertod.
4. Die Klöster. Als Gründer des Klosterlebens ist der ägyptische Einsiedler Antonius (f 356) anzusehen. Im Abendlande erhielt es einen gewissen Aufschwung durch Benedikt von Nursia, der 529 das Kloster Monte Cassino gründete, von dem zahlreiche andere Klöster ausgingen, welche die Benediktiner-Regel annahmen. Außer der Bedeutung für die Mission haben die Klöster besonders folgende Verdienste:
a) sie waren die ersten Ansiedler in den wilden Gegenden und die Lehrmeister im Acker- und Gartenbau;
b) sie gewährten den Verfolgten Zuflucht, den Kranken und Armen Pflege, den Reisenden Obdach;
c) die Mönche waren die Erzieher und Seelsorger des Volkes;
ä) sie pflegten die Litteratur, Wissenschaft und Kunst (Abschreiben der litterarischen Schätze, Verbreitung durch Unterricht);
e) viele Städte sind aus den Klöstern hervorgegangen.
In späterer Zeit wurden die Klöster besonders eine Stütze der päpstlichen Macht.
Der Orient.
1. Das oströmische Reich.
Dasselbe hielt sich nach dem Untergange Westroms noch ein Jahrtausend. Die Ursache davon ist in der nicht geringen Zahl kluger und starker Herrscher zu suchen. Der bedeutendste Kaiser des 6. Jahrhunderts ist
Justinian, 527—565. Er wußte mit sicherem Blicke tüchtige Männer, wie die Feldherren Belisar und Narses und den Rechtsgelehrten Tribonian, in seinen Dienst zu ziehen.
A. Seine Kriege.
a) Im Kriege gegen die Neu-Perser, deren mächtiger König Chosroes Nuschir-wan von den Ostgoten aufgereizt worden war, wurde die Ostgrenze geschützt.
b) Krieg gegen die Vandalen (Siehe S. 112).
c) Krieg gegen die Ostgoten (Siehe S. 115).
B. Die Staatsverwaltung.
a) Besonders wandte er sein Augenmerk der Rechtspflege zu. Durch den Rechtsgelehrten Tribonian veranstaltete er eine Gesetzsammlung, das Corpus Juris, die Hauptquelle des römischen Rechts.
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Extrahierte Personennamen: Antonius Benedikt_von_Nursia
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Whrend der Vlkerwanderung hatten sich zwar die Goten, Burgunder, Langobarden und Vaudaleu dem Christentum zugewendet, aber die Irrlehre des Arius angenommen. Dadurch waren sie zu Feinden der rmischen Kirche geworden. Die Mehrzahl jener Germanen ging in Mutigen Kmpfen zugrunde; ein Teil trat spter zur katholischen Kirche der, und durch Chlodowech wurden ihr die Franken zugefhrt. ^
5m siebenten Jahrhundert kam das Christentum durch Missionre der irisch - schottischen Nationcilkirche auch in die inneren Gegenden Deutschlands. So predigte Fridolin am oberen Rhein und grndete das Kloster Sckingen. Kolumban und Gallus lehrten am Bodensee, wo das Kloster St. Gallen entstand. Kilian, der Apostel Thringens, grndete das Kloster Wrzburg. Bayern wurde durch frnkische Glaubensboten, unter denen sich besonders Emmeran und Rupert auszeichneten, bekehrt.
Unterdessen waren auch die Angelsachsen fr das Christen-tum gewonnen worden. Papst Gregor I. sandte zu ihnen den Abt Augustinus mit 40 Mnchen (596); die nengegrndete Kirche blieb in enger Verbindung mit Rom, und es entstanden Klster, in denen die Wissenschaften besonders gepflegt wurden. Bald folgten angelschsische Priester der Spur ihrer irischen Vorgnger und verbreiteten bei den Deutschen mit dem Evangelium auch die Verehrung des hl. Petrus. Der hervorragendste angelschsische Missionr und eigentliche Apostel der Deutschen" ist Winfrid oder, wie sein spterer Name lautet, Bonifatius*). Er begrndete in Thringen, Hessen und Friesland das Christentum. Bonifatins wurde vom Papste zum Erzbischos der neubekehrten Lnder ernannt und ermchtigt, Bischfe einzusetzen. Karlmann bertrug ihm die schwierige Aufgabe, die frnkische Kirche, die schon der 100 Bistmer und viele Klster zhlte, aber ganz ver-weltlicht war, neu zu ordnen. Der eifrige Kirchenfrst hielt mit den frnkischen Bischfen eine Synode ab; er fhrte unter vielen Kmpfen eine strengere Kirchenzucht und die Unterordnung der Geistlichen und Klster unter die Bischfe ein. Als Erzbischof von Mainz grndete Bonifatius die Bistmer Buraburg (bei Fritzlar), Eichsttt, Erfurt und Wrzburg und das Kloster Fulda. Im Auftrage des Bayernherzogs hatte er auch die Bistmer Passau, Freising, Salzburg und Regensburg neugeordnet. Das zum Fraukeureich gehrige Deutschland wurde durch Bonifatius eine rmische Kirchenprovinz. So legte er den Grnnd
*) Der viel umstrittene Name Bonifatius bedeutet nach Professor Nrn-berger liomo boni fati, einen Mann von gutem Geschick" und lt sich mit Wohlfahrt" bersetzen.
Willibald, Leben des hl. Bonifatius: Der Tod des hl. Bonifatius. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 17.
Prinz I. Nr. 22.
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Extrahierte Personennamen: Fridolin Kolumban Gallus Kilian Kilian Apostel Emmeran Rupert Gregor_I. Apostel Winfrid Bonifatins Karlmann Karlmann Bonifatius Bonifatius Willibald Bonifatius Bonifatius
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Rhein Gallus Bodensee Wrzburg Rom Hessen Friesland Mainz Buraburg Fritzlar Erfurt Wrzburg Fulda Freising Salzburg Deutschland
33
zu der engen Verbindung zwischen der germanischen Kirche und Rom und arbeitete der bertragung der klassischen Bildung auf das ger-manische Fraukenreich vor.
In seinem hohen Alter ging er noch einmal zu den Friesen,
denen er schon in der Jugend das Evangelium gepredigt hatte. In der Nhe des heutigen Dokkum wurde er aber mit seinen Begleitern von den Heiden erschlagen, 754. Seine Gebeine ruhen im Dome zu 754 Fulda. Die Nachwelt hat dem Apostel der Deutschen" in Fulda ein Denkmal errichtet.
2. Die Klster. Eine wesentliche Sttze des Christentums wurden die Klster. Das Mnchtum, das seilten Ursprung im Orient hat, erhielt im Abendlande seine Bedeutung durch Benedikt von Nursia, der 529 auf dem Monte Cassino bei Neapel ein Kloster grndete und fr seine Anhnger eine Lebensregel ausstellte. Zahlreiche andere Klster nahmen diese Regel an. In Deutschland entstanden berhmte Benediktinerklster aus der Insel Reichenau, in Korvei an der Weser, in Regensburg, Tegernsee, St. Gallen.
Von diesen Klstern ging sehr viel Segen aus. Die Mnche waren die ersten Ansiedler in den wilden Gegenden und die Lehr-meister im Acker- und Gartenbau. Sie sorgten durch das Ab-schreiben alter Schriften fr deren Erhaltung, verfaten Chroniken und trieben Knste. Mit jedem Benediktinerkloster war eine Schule verbunden, in der nicht blo die eingehenden Mnche und der Welt-klerns, sondern auch die jungen Adligen ihre Erziehung erhielten. (Vgl. Geschichte der Pdagogik.) So wurde das Kloster der wirtschaftliche und geistige Mittelpunkt einer ganzen Landschaft. Die Klster gewhrten ferner den Verfolgten Zuflucht, den Kranken und Armen Pflege, den Reisenden Obdach. Auch haben sich viele Städte um die Abteien entwickelt.
Die raber.
1. Das Volk der Araber. Seit dem frhesten Altertum wurde das durch Gebirge und Meere inselartig abgeschiedene Arabien von semitischen Beduinen-stammen bewohnt, die stets ihre Unabhngigkeit behaupteten. In den unaufhrlichen Kmpfen um den Besitz der Oasen entwickelten sich ihre kriegerischen Eigenschaften. Wie die Babylonier und Assyrer fhrte der Anblick des klaren Nachthimmels das mit lebhafter Phantasie begabte Volk zum Sterndienst. Auerdem verehrten sie in ihrem Hauptheiligtum, der Kaaba zu Mekka,
einen schwarzen Stein, welcher der Sage nach vom Himmel gefallen war. Dieses Volk erlangte im 7. Jahrhundert durch Mohammed eine weltgeschichtliche Bedeutung.
v. Lher, Kulturgeschichte der Deutschen im Mittelalter: Die Bedeutung der Kloster fr das Abendland. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 18.
2lfcler, Geschichte fr Lehrerseminare. 3
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Extrahierte Personennamen: Apostel Benedikt_von_Nursia Mohammed
Extrahierte Ortsnamen: Rom Dokkum Fulda Fulda Monte_Cassino Neapel Deutschland Reichenau Korvei Regensburg Mekka
104
in ein wissenschaftliches System zu bringen. Man nennt diese theologische Richtung Scholastik (von schola=@chule, scholasticus=Ssorfteer der Lehrer einer hheren Schule). Mit dem Bekanntwerden der Werke des Aristoteles, die besonders durch maurische Gelehrte ber-mittelt wurden, begann im Anfange des 13. Jahrhunderts ein neuer Aufschwung der Scholastik. Der deutsche Dominikaner Albert von Boilstdt, spter Albertus Magnus genannt, der als Lehrer in Paris und Cln wirkte (f 1280), machte die aristotelische Philosophie zum Gemeingut der gelehrten Welt. Sein Schler Thomas von Aqnin (f 1274) gilt als der grte Kirchenlehrer nach Augustinus. Durch gleiche Gelehrsamkeit zeichneten sich die Franziskaner Bonaventura (t 1274) und Dnns Scotns (f 1308) aus.
In den brigen Wissenschaften hinderte der auf das Phantastische und Wunderbare gerichtete Zug der Zeit und das An-sehen des Aristoteles, bessen Mitteilungen wie Dogmen behandelt wurden, die eigene Forschung. Deshalb blieb die Naturwissenschast zurck, und es wrben die Ungeheuerlichkeiten des Physilogns, einer ans die heidnischen Fabeln gegrndeten Tierkunde, allgemein geglaubt.
In der Geschichtschreibung dieser Zeit spiegeln sich die groen Taten Friedrich Barbarossas und Heinrichs Vi. in den Werken Ottos von Freisingen, Rahewins und Ottos von St. Blasien wiber. Seit dem Niedergauge der Kaisermacht erzählen die Chronisten die Geschichte einzelner Landschaften, wie Helmold in seiner Slawen-chronik und Arnold von Lbeck in der Hamburgischen Kirchen-geschichte.
1). Dichtkunst. Die Bekanntschaft mit der reichen Sagenwelt des Morgenlandes und bte ritterlichen Taten der Kreuzfahrer regten die Poesie mchtig an. Es entwickelte sich eine Vorliebe fr das Wunderbare und Abenteuerliche; spter bezeichnete man diese Richtung als Romantik. Die Heimat berselben ist Frankreich, namentlich bte Provence (prowngs). Die Poesie nannte man hier sinnig bte Kuust des Finbens, bte Dichter Troubabours. (Bertran be Born.)
In Spanien wrben die ritterlichen Taten des Cib, der die Mauren bekmpfte, in Volksliedern besungen.
Die dcntfcfte Poefle erreichte in dieser Zeit ihre erste Blteperiode. Hierzu trugen verschiedene Umstnde bei. Das Christentum hatte sich auf das innigste mit dem germanischen Geiste vereinigt, und in kindlicher Frmmigkeit begeisterten sich die Deutscheu fr hohe Jbeale. Die politische Gre Deutschlands in der Glanz-zeit der Hohenstaufen, die mit anderen Fürsten die Sangeskunst pflegten,
Herder. Der Cid.
Prinz I. Nr. 5054.
Schultz, Das hfische Leben zur Zeit der Minnesnger. 2 Bde. Leipzig 1889.
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Ottos Ottos Frankreich Spanien Deutschlands
62
Die Grundherren wohnten gewhnlich noch in hlzernen und drftig ausgestatteten Gebuden ihrer groen Fronhfe. Hier wurde von den zahlreichen Hrigen fast alles hergestellt, dessen " das Haus bedurfte. (Fronhofswirtschaft.") Lngst war schon Arbeitsteilung "ein-getreten, und es hatten sich die notwendigsten Handwerke entwickelt. In den Klosterhfen bildete sich das Kunsthandwerk heraus, das hauptschlich Kirchengerte herstellte und auch fr den Verkauf arbeitete.
Bei dem wachsenden Wohlstande und dem Verkehr mit Italien, wo noch dns rmische Kulturleben nachwirkte, wurden Gewerbttigkeit und Haudel immer lebhafter; auch der Geldverkehr begann sich all-mhlich zu entwickeln. Die alten Rmerstdte im westlichen Deutschland belebten sich wieder, und an den Handelsstraen entstanden Mrkte, die unter den kniglichen Marktfrieden gestellt wurden und vielfach den Anfang stdtischer Gemeinwesen bildeten. Städte entstanden ferner um Klster und Bischofssitze (Mnster, Osnabrck, Paderborn, Bremen, Wrzburg, Fulda u. a.), um kaiserliche und frstliche Pfalzen und Burgen (Aachen, Ingelheim u. a.), bei Bergwerken (Freiberg, Goslar) und an den Flubergngen (Frankfurt, Erfurt u. a.).
Nachdem das Lehnswesen auf die Ministerialen ausgedehnt worden war, hrte die allgemeine Wehrpflicht fast ganz aus, und die Lehnsmannen wurden mehr und mehr zu Berufskriegern, zu Rittern. Sie waren mit Schwert, Lanze und Schild bewaffnet und schtzten den Krper durch eine ans Eisenringen bestehende Brnne und eine Eisenkappe. Die kniglichen Heere bestanden jetzt nur ans den Lehnsaufgeboten der Groen.
2. Geistiges Leben. Im zehnten Jahrhundert fanden Wissen-sch asten und Kuste bei den Deutscheu eine bleibende Sttte. Besonders pflegten die Benediktinerklster in Fulda, Korvei, St. Gallen, Reichenau und Gandersheim und die Geistlichkeit an den Bischofsitzen die Ge-lehrsamkeit. (Dom- und Klosterschulen. Geschichte d. Pdagogik.) Durch den Einflu der Kirche verbreitete sich die lateinische Sprache und Bildung unter den hheren Stnden Deutschlands. Man schrieb nicht in deutscher, sondern in lateinischer Sprache, aber aus deutscher An-schauung und von deutschen Dingen. Die Schsische Geschichte" Widukiuds von Korvei, die von dem Mnche Ruotger verfate Lebensbeschreibung des Erzbischoss Bruno von (Sollt, das Gedicht der die Taten Ottos d. Gr. von der Hrotsuitha (Hroswitha) vou Gandersheim sind von Stolz auf das starke Sachsenvolk und seinen mchtigen Herrscher erfllt. Der kaiserliche Hof wurde der Sammel-platz aller hervorragenden Geister. Vor allem sind. Ottos d. Gr. jngster Bruder, der Erzbischof Bruno von Cln, der die Kloster-schulen mit Sorgsalt pflegte, und der Franzose Gerbert, der sptere Papst Sylvester Ii., zu nennen, der die sog. arabischen Ziffern einfhrte und einen Himmelsglobus, sowie ein Fernrohr anfertigte. Wie fehr auch
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46
beiden jngeren Shne, von denen Lothar das nach ihm benannte Lothringen (ix i. Lothari regnum) besa, starben jedoch frh. Da der ltere Sohn Lothars, Ludwig Il, in Italien mit den Sarazenen, Griechen und dem Fürsten von Benevent zu kmpfen hatte', konnte er es nicht verhindern, da seine Oheime Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche der sein Erbe herfielen und es im Vertrage zu Meerseu 870 teilten. Ludwig der Deutsche'erhielt Lothringen, das Gebiet 870 am Niederrhein und Friesland, und so waren alle deutschen Lnder im Ostfrankenreiche vereinigt.
4. Die letzten Karotinger in Deutschland.
a. Ludwig der Deutsche regierte im Ostfrankenreiche bis zum Jahre 876. Er war ein einfacher Kriegsmann und ein strenger, aber gerechter Herrscher. Auch geistigen Interessen war er zugetau. Otsried von Weienburg widmete ihm den Krist", und das Gedicht Muspilli soll der König selbst abgeschrieben haben.
In den karolingischen Teilreichen herrschten fortwhrende Unruhen. Die Schwche der getrennten Lnder wurde dadurch gesteigert, da im Ost- und Westfrankenreiche die herkmmlichen Reichsteilungen statt-fanden und in Italien sich Gegenknige bekmpften. Dazu kam, da auswrtige Feinde die Grenzen bedrngten. Gegen Italien erhoben sich von Afrika her die Araber, die Kalabrien besetzten, während in Apulieu der Kaiser von Konstantinopel seine Herrschaft aufs neue befestigte. Von Norden drangen die Normannen vor, um im Kampfe mit dem Frankenreiche Beute zu suchen. Im Osten grndete Swatopluk oder Zweutibold, der Fürst der Mhren, ein selbstndiges Reich. In dieses brachten die griechischen Missionre Methodius und Cyrillus das Christentum, und so ging das weite Missionsgebiet der deutscheu Kirche verloren.
Die Normannen (Nordmannen) waren Seeruberscharen, welche der germanischen Bevlkerung der skandinavischen Ksten entstammten. Durch den fortwhrenden Kampf mit der wilden Natur des Nordens, wie durch die zahllosen Fehden, welche die Ausbung der Blutrache hervorrief, bildeten sie sich zu khnen Seefahrern und furchtbaren Kriegern aus. Besondere Snger, die Skalden, pflanzten ihre alten Götter- und Heldensagen (vgl. die islndischen Edden S. 5) fort und fachten ihre Kampflust an. Auf ihren langen und schmalen Schiffen, den Wellenrossen" oder Meeresdrachen", unternahmen die Normannen oder, wie sie sich selbst nannten, Wikinger", d. h. Krieger, weite Fahrten und drangen auf den Flssen bis tief ins Innere der Lnder ein. Hamburg, Bremen, Cln und Trier wurden von ihnen zerstrt,
v. Lher, Kulturgeschichte der Deutschen im Mittelalter: Niedergang der karolingischen Macht. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 22.
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