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fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem
Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder-
bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii.
(1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö-
sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga-
rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch
Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die
Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden,
welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt
(1324) ganz aufgegeben wurde.
122. Die Oströmer.
In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei-
ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der
Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und
erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden.
Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man
den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des
Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes
wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz-
zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo-
hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu
halten und zu heben schienen. Bald siel die feste .
Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^
die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204,
das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus
Nicäa zurückkehrten.
123. Nachtheilc der Wahlverfassung für
Deutsch land.
Von anderer Art war der Verfall im Reich der
Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war,
daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs.
Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn
6*
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Waldemar_Ii Waldemar_Iii Basilius Alexius Manuel Friedrichs
101
Kraft entwickelte. Unter dem Hause Romanow
(seit 1613) erhob es sich bereits auf Kosten Polens.
160. Die Türken.
Ungern stand noch immer unter der Abhängigkeit
von den Türken, die über Land und Meer, von der
Theiß bis Nubien herrschten. Denn Selim I. hatte
1517 Ägypten, Selim Ii. 1571 Cyprus erobert. In-
deß ward die türkische Flotte bei Lepanto 1571 von den
Spaniern bereits besiegt, und hatte den Ruf der Un-
überwindlichkeit verloren, den in der folgenden Periode
auch die Landheere der Pforte einbüßten.
16t. C u l t u r.
Der Streit in Neligionssachen belebte den Eifer in
wissenschaftlichen Forschungen, wobei insonderheit die
historischen und Alterthumsstudien sehr gewannen.
(R e u ch l i n, Erasmus, M e l a n ch t h o n, Came-
rarius, Muretus, Lipsius, Scaliger, Ste-
phanus, Gronow u. v. a.). Daneben erreichte
die schöne National-Literatur der europäischen Völker,
insonderheit die spanische (Cervantes, Lope
de Vega), portugiesische, italianische
(Ariosto, Torquato Tasso), englische (Sha-
kespeare um 1600) eine Hobe Trefflichkeit. Die
Naturwissenschaften machten große Fortschritte, be-
sonders die Astronomie durch Kopernicuö (-j- 1543),
Kcppler, Tycho de Brühe, Galilei (ff-1642).
Otto von Guerike (1650) erfand die Luftpumpe.
Non der fortschreitenden und allgemeiner verbreiteten
wissenschaftlichen Bildung zeugt auch die sehr zuneh-
mende Zahl der in dieser Periode gestifteten Universitä-
ten. — In den Künsten erreichten unsterblichen Ruhm
die Maler Raphael, Michael Angelo, Cor-
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Extrahierte Personennamen: Lipsius Gronow Vega Otto Raphael Michael_Angelo
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König Johann (Benckelßen) von Leyden, hielt sich noch eine Zeitlang gegen den ihn belagernden Bischof, wurde aber 1535 bei einem Anssall gefangen genommen und endete unter Martern. Das Täufertum wurde darauf mit Gewalt unterdrückt, lebte aber uoch in der von Menno Simonis (f 1561) gestifteten Sekte fort und wnrde auch nach England verpflanzt, wo es später noch einmal zu großer Bedeutung gelangte (Independenten).
Unglücklich eudete auch der Versuch Lübecks, die Verhältnisse des europäischer! Nordens in demokratischem Sinne umzugestalten. Der letzte Unionskönig Christian Ii.. welcher die Macht der privilegierten Stände, des Adels und der Geistlichkeit, zu brechen und seine Herrschaft auf das Volk zu stützen suchte, wurde 1523 aus Schweden durch Gustav Wasa, aus Dänemark und Norwegen durch seinen Oheim Friedrich vou Holstein verdrängt. Die neuen Herrscher führten die Reformation ein und hoben die Privilegien! der Hansa auf. Um diese wiederzugewinnen, suchte der Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever, welcher durch eine Erhebung der Demokratie 1533 in den Rat gekommen war, 1534 mit Hilfe der Demokratie in den nordischen Reichen und der Bauern den entthronten König wiedereinzusetzen. Aber die Parteinahme der deutschen Fürsten für Friedrichs Sohn Christian Iii. führte die Niederlage Lübecks und den Sturz der Demokratie herbei; Wulleu-wever selbst wurde 1537 bei Wolfenbüttel enthauptet. Damit war die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit der nordischen Staaten gesichert, die letzte demokratische Erhebung niedergeschlagen.
Inzwischen wurde der Kaiser durch die Plünderungen der türkischen Flotte an der Küste von Neapel zu einem Zuge gegen Chaireddin Barbarossa nach Tunis 1535 genötigt, wo er Goletta und ^uuis einnahm und tausende von Christensklaven besreite. Nach seiner Rückkehr beschäftigte ihn auf längere Zeit der dritte Krieg mit Franz I (1536—1538), welcher nach Sforzas Tode wiederum Ansprüche aus Mailand erhob. Auch später hinderte ihn trotz des Abschlusses eiites katholischen Bündnisses zu Nürnberg die drohende Haltung der Türken an bewaffnetem Einschreiten gegen die Protestanten. Vergebens suchte er durch Religionsgespräche (Regensburg 1541) eine Einigung herbeizuführen, die Gegensätze waren bereits zu schroff geworden. Dagegen gelang es ihm,
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Extrahierte Personennamen: Johann Menno_Simonis Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav Friedrich Friedrich Friedrichs Christian_Iii Barbarossa Barbarossa Christensklaven Franz_I Franz
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aus dem Großgrundbesitz, kam zu einer größeren Bedeutung. Die Bauern, anfangs teils vollfrei, teils frondend, teils unfrei, gerieten durch die Saft dei Abgaben und das herrschende Jagdrecht immer mehr in Unfreiheit. Die Geistlichen waren meist Abendländer, die Bürger der Städte vielfach Deutsche, namentlich in dem allmählich ganz germanisierten und mit dem Reiche vereinigten Schlesien.
Die Normannen in Nordeuropa bewahrten am längsten von allen germanischen Völkern die altgermanische Verfassung; das Feudalsystem fand bei ihnen keinen Eingang. Später entstanden drei gesonderte Reiche, Dänemarck, Schweden und Norwegen. Durch ihre Wikingerzüge wurden die Normannen der Schrecken ganz Europas; anfangs nur plündernd, gründeten sie später dauernde Niederlassungen. So wurden die Normandie (911 Rollo), England anfangs vorübergehend (Kanut der Große, f 1035), dann dauernd (Wilhelm der Eroberer 1066), Unteritalien (die Söhne Tankreds von Hanteville 1016), Rußland (Runs 862) und Island von ihnen besiedelt. Das Christentum und die Ansänge der abendländischen Kultur erhielten die Normannen in Nordeuropa vom deutschen Reiche, von dem sie anfangs politisch und kirchlich, länger noch wirtschaftlich abhängig blieben.
Dritte Periode:
Die Auflösung von Staat und Kirche des Mittelalters und die Neugestaltung Europas durch die Bildung nationaler Staaten.
1. Die Zerrüttung des deutschen Reiches.
Mit dem Untergange der Hohenstaufen war auch die Idee des kaiserlichen Universalstaates zu Falle gebracht, und das deutsche Reich mußte die Führung unter den Nationen an Frankreich abgeben. Um aber eine weitere Ausdehnung des französischen Einflusses, welcher bereits in Burgund und Italien überwog, zu verhindern, betrieb Papst Gregor X. nach dem Tode Richards von Cornwallis bei den Kurfürsten eifrig die Wahl eines neuen deutschen Königs. In dem Bestreben, durch die Erhebung eines schwachen Herrschers ihre eigene Macht zu befestigen, wählten diese
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Extrahierte Personennamen: Rollo Wilhelm Tankreds Gregor_X Gregor Richards_von_Cornwallis
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Nordeuropa Schweden Norwegen Europas England Unteritalien Island Nordeuropa Europas Frankreich Burgund Italien
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Mönch Augustin nach Britannien, welcher die Angelsachsen bekehrte und als erster Erzbischof von Canterbury die neue Kirchenprovinz in Anlehnung an den römischen Stuhl verwaltete. Gleichzeitig traten auch die Westgoten in Spanien und die Langobarden in Italien zum Katholicismus über. Von Irland und Britannien ging dann auch die Bekehrung der noch heidnischen germanischen Stämme aus, soweit sie zum fränkischen Reiche gehörten. In Alamannien wirkten der Ire Columban und sein Schüler Gallus, «Stifter von St. Gallen, Kilian in Thüringen, Ruprecht und Emmeran in Bayern, der Angelsachse Willibrord in Friesland, wo er der erste Bischof von Utrecht wurde. Des letzteren Schüler Wynfrith oder Bonisatius (680—754), der Apostel der Deutschen, organisierte die germanische Kirche und brachte sie in Abhängigkeit von Rom. Für Bayern wurden die Bistümer Salzburg, Freising, Regensburg und Passau, sür Hessen, Thüringen und Alamannien (zu den schon früher bestehenden Augsburg und Konstanz) Würzburg, Büraburg, Eichstädt und Erfurt gegründet; Salzburg (für Bayern) und Mainz (für das übrige Deutschland) wurden Erzbistümer. Klöster entstanden als Mittelpunkte kirchlicher Kultur, darunter als bedeutendstes Fulda. Durch Karl den Großen wurden die Sachsen bekehrt und die Bistümer Münster und Osnabrück, Minden, Bremen, Verden, Paderborn und Halberstadt gegründet. Ludwig der Fromme gründete als Ausgangspunkt für die nordische Mission das Erzbistum Hamburg; von dort aus predigte Ansgar das Evangelium in Dänemark und Schweden. Durch Methodius und Cyrillus wurde das Christentum in Bulgarien, Mähren und Böhmen verbreitet.
Mit der weiteren Ausbreitung der christlichen Kirche gewann auch der päpstliche Primat immer allgemeinere Anerkennung. Gegenüber den Ansprüchen der Patriarchen von Konstantinopel auf die Stellung eines ökumenischen Patriarchen setzte Gregor I. im Westen die Anerkennung des römischen Aussichtsrechts durch. Gleichzeitig stieg infolge der politischen Lage Italiens die weltliche Macht der Kirche. Bei der Schwäche des byzantinischen Kaisertums mußte sich Italien gegen die Angriffe der Langobarden selbst verteidigen; der Bischof von Rom als Inhaber des größten Grundbesitzes gewann damit auch die Leitung der politischen An-
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Extrahierte Personennamen: Canterbury Columban Gallus Kilian Kilian Emmeran Willibrord Willibrord Schüler_Wynfrith Apostel Karl Karl Ludwig Ansgar Methodius Gregor_I. Gregor_I.
Extrahierte Ortsnamen: Britannien Spanien Italien Irland Britannien Alamannien Gallus Bayern Friesland Utrecht Rom Freising Regensburg Hessen Konstanz Würzburg Büraburg Erfurt Salzburg Mainz Deutschland Fulda Sachsen Minden Bremen Paderborn Halberstadt Hamburg Dänemark Schweden Bulgarien Konstantinopel Italiens Italien Rom
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6erg, bessert Haus nach dem Falle der Hohenstaufen unter bett vielen kleinen Herrschaften in Schwaben die größte Vebeutuug erlangt hatte. Gegen seinen Sohn Ulrich gewannen bte Stabte den Sieg bei Reutlingen 1377, unterlagert aber 1388 bei Döffingen. Sie behaupteten ihre Selbstänbigkeit, mußten aber ihren Bunb auflösen.
Die Hansa, um die Mitte des 13. Jahrhnuberts aus den Vereinen beutfcher Kaufleute im Auslanbe und bert Verbinbungen einzelner Stabte im Jnlanbe entftanben, umfaßte balb alle be-beutenberen See- und Binnenstübte Norbbentschlanbs von den Nieberlanben im Westen bis Livlanb im Osten. Eingeteilt würde der Bunb in Drittel, später in Quartiere; Vorort des wenbischen Quartiers und der gesamten Hansa war Lübeck, des westfälischen Quartiers Köln, des sächsischen Braunschweig, des preußischen Danzig. Der Bunb beherrschte vollkommen den Handel auf der Ost- und Norbsee und hatte überall feine Kontore, die wichtigsten in Lonbon (Stahlhof), Brügge, Bergen, Wisby und Nowgorob. Zahlreiche Privilegien schützten ihn im Auslanbe gegen jebe Willkür; namentlich bte skanbinavischen Reiche waren wirtschaftlich und politisch von ihm abhängig. Eine starke Kriegsflotte schützte feine Interessen. Als König Walbemar Iv. von Dänemark 1361 bei der Zerstörung Wisbys das Eigentum hanseatischer Kaufleute verletzte, erklärte ihm die Hansa den Krieg, beschloß auf der Kölner Konföberation 1367 ein allgemeines Aufgebot und nötigte Dänemark durch die Einnahme von Kopenhagen zum Frieden von Stralfnnb 1370, in welchem es die früheren Privilegien der Hansa bestätigen, die Einkünfte der durch den Heringsfang wichtigen Insel Schonen zu zwei Dritteln auf 15 Jahre abtreten und die Königswahl von der Bestätigung der Hansa abhängig machen mußte. Erft als die norbifchen Staaten feit ihrer Vereinigung durch die kalmarifche Union 1397 erstarkten und die meisten Hanfastäbte unter die Hoheit der Laubes-fürsten gerieten, sank die Bebeutung des Bunbes.
Auch die Reichsritterfchaft schloß sich zur Aufrechterhaltung ihrer Selbstänbigkeit zu Büubniffen zusammen und lag in steter Fehbe mit den Fürsten, namentlich mit Eberharb von Württemberg.
Die Bauern in der Schweiz, welche noch zum Teil ihre alte
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Tilly. Wallenstein.
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ihrem Unglücke, ihr das Versprechen gegeben, für Gott und für sie alles zu wagen. Er hatte sich von ihr ein Zeichen ihrer Gunst ausgebeten, und sie ihm einen ihrer Handschuhe gegeben. Diesen trug er als Wahrzeichen vorn an seinem Hute, und auf seinen Fahnen stand die Divise: Alles für Gott und für sie! Aber sein früher Tod verhinderte die Ausführung seines Gelübdes, dem vertriebenen Kurfürsten sein Land wieder zu verschaffen. Wenige Monate vor Mansfelds Tode hatte ihn ein zehrendes Fieber in Wolfenbüttel hingerafft. Er stand erst im 27. Lebensjahre.
4. Tilly und Wallenstein. Gegen Christian von Braunschweig und Ernst von Mansfeld hatte bisher der Graf Tilly als General der Liga den Krieg geführt. Tilly war ein Mann von vieler Roheit, unerbittlicher Strenge und großer Pünktlichkeit, dabei uneigennützig, aber stolz im hohen Grade. Auf äußere Dinge legte er keinen Werth, und als ihn der Kaiser zum Reichsfürsten erheben wollte, verbat er sich die Ehre und schenkte dem Schreiber der Kanzlei 500 Thaler, damit er das Patent nicht ausfertigte. Seine Statur war klein und hager, aber von starkem Knochenbau. Zwischen seinen eingefallenen Wangen, seiner Nase und seiner runzeligen Stirn sahen seine großen finsteren Augen heraus. Sein graues, borstiges Haar hing um den Kopf herum, den er mit einem spitzen, hochausgestntzten Hute zu bedecken pflegte, von welchem eine rothe Straußfeder hinten herabhing. Dazu nehme man ein grünatlaßnes Kleid nach fpanischem Schnitt, mit aufgeschlitzten Aermelu, weite Beinkleider von demselben Zeuge, und weite, aufgeschlitzte Stiefeln. In der Schlacht pflegte er einen kleinen Grauschimmel zu reiten. Dieser Mann hatte bis dahin nie eine Schlacht verloren und räumte überall, wohin er kam, tüchtig auf. Braunschweigs, Mansfelds und andere Haufen wurden 'überall von ihm vertrieben. Aber er war doch nur ein General der Liga. Der Kaiser dagegen hatte kein Heer, wenigstens kein bedeutendes, und hing also ganz von Tilly und der Liga ab; denn es fehlte ihm an Geld, ein eigenes Heer aufzustellen. Während Ferdinand noch darüber grübelte, machte ihm einer seiner Offiziere den Antrag, ein großes Heer aufzubringen, ohne daß es dem Kaiser das Geringste kosten solle.
Dieser Mann war Albrecht von Wallenstein oder eigentlich Waldstein, 100 Jahre später als Luther, in Böhmen auf dem Gute feines Vaters an der Elbe unweit Königgrätz geboren, aus einer alten evangelischen Familie. Er verlor feine Eltern schon
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Extrahierte Personennamen: Tilly Tilly Christian_von_Braunschweig Ernst_von_Mansfeld Ernst Tilly Tilly Tilly Ferdinand Albrecht_von_Wallenstein Albrecht Waldstein
94 Neueste Geschichte. 1. Periode. Freiheitskampf.
wort des ganzen preußischen Volks auf diesen königlichen Ruf: das gesammle Volk empfand mit dem König, daß kein Opfer zu groß sei, die hehren Güter der nationalen Freiheit wieder zu erkämpfen, und alltz brannten vor Begier, sich an diesem heiligen Kampfe zu betheiligen. Bald waren alle Kräfte in Bewegung, um die Rüstung zu dem großen Unternehmen fördern zu helfen; wer irgend im Stande war, die Waffen zu tragen, von dem Jünglinge, der die Hörsäle der Universitäten oder die höheren Lehranstalten verließ, bis hinauf zu dem ergrauten Manne an der Grenze des Greifen-alters, Leute aus allen Ständen, von dem schlichten Bauer und Handwerker bis zum ernsten Gelehrten oder dem reichen Gutsbesitzer, alles strömte herbei, um die Reihen der Krieger zu vermehren. Gatten und Familienväter rissen sich mit Freudenthränen los von den segnenden Händen der ihrigen, mittellose Männer überließen Weib und Kind dem Schutz des Höchsten, um nicht zurückzubleiben bei dem allgemeinen begeisterten Beginnen. Wer aber am Kampfe selbst nicht Theil nehmen konnte, die Greise, die Kinder und besonders die Frauen, sie wetteiferten dennoch in Thaten freudiger Hingebung für das gemeinsame Werk: willig opferten sie ihr Hab und Gut, oder halfen mit ihrer Hände Arbeit die zahlreichen Kriegsbedürfnisse für die fo schnell gerüstete Armee beschaffen. Die Frauen legten ihr silbernes Geräthe und ihren Schmuck auf dem Altar des Vaterlandes nieder, die Kinder gaben ftendig ihre kleinen Ersparnisse hin, selbst die Jungfrauen, bis zur Dienstmagd herab, opferten, was sie irgend darzubringen vermochten, und diejenigen, welche gar nichts anderes hatten, schnitten ihr Haar ab, um den Preis des daraus gefertigten künstlichen Geflechts für das Vaterland hinzugeben. *) Ueberall aber halfen die Frauen den Muth und die Be-
*) So that ein junges Mädchen, Ferdinand« von Sch mettau, in der Nähe von Breslau. Der Vater, Oberst a. D., früher Commandeur des 2. westpreußischen Infanterie-Regiments, lebte mit 11 Kindern, im Alter von 21 bis zu 1 Jahre, von 600 Thalern Pension und einer Erbpacht im Klostergut Bergel bei Ohlau, in bedrängten Umständen. Als nun die öffentliche Aufforderung kam, opferte der Vater seine aufbewahrte Staatsschabracke^ Mutter und Schwestern gaben ihre Ringe und kleinen Pretiosen, Ferdinanda, damals 16 Jahre alt, hatte gar nichts zu geben und war darüber untröstlich. Sie sann nach, was sie darbringen könnte. Sie war im Besitz eines schönen, langen Haares, welches man oft vergebens ihr hatte abkaufen wollen. Sie opferte dasselbe, um das gelöste Geld den Freiwilligen zukommen zu lassen. Die edle Dame lebte noch im Jahre 1863 und erschien bei dem großen, in Berlin veranstalteten Jubelfeste, wo sie der Gegenstand der mannigfachsten Auszeichnungen ward.
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Extrahierte Personennamen: Muth Sch_mettau
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Klostergut_Bergel Ohlau Ferdinanda Berlin
Otto Iii.
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Eine Verirrung müssen wir hier erwähnen, als Warnung gegen Aberglauben. Man glaubte aus einigen falsch verstandenen Stellen der Offenbarung Johannis annehmen zu müssen, daß im Jahre 1000 die Welt untergehen würde. Jesus würde nämlich aus die Erde zurückkehren, die noch lebenden Menschen mit sich nehmen, das allgemeine »Weltgericht halten, und dann würde die Erde untergehen. Die Vernünftigeren durften ihre Zweifel nicht laut werden lassen, um nicht für Irrgläubige gehalten zu werden. Und als sich nun kurz vor dem Jahre 1000 ein Komet sehen ließ, und ein Erdbeben hier und da Verwüstungen anrichtete, war die Sache gar nicht mehr zu bezweifeln. Jeder bereitete sich nun auf die große Erscheinung nach seiner Art vor; manche verjubelten das, was sie hatten, weil sie ja nachher nichts mehr nöthig hätten; andere warfen sich vor den Altären nieder, beichteten und ließen sich Absolution geben, und wer es irgend möglich machen konnte, reiste nach Rom, wo Petrus erscheinen sollte, oder noch lieber nach Jerusalem, um gleich bei der Hand zu sein, wenn hier Jesus aufträte. Selbst Kaiser Otto 111. unternahm eine Wallfahrt nach Gnesen in Polen, zum prachtvollen Grabe des heiligen Adalbert, eines Erzbischofs von Prag, der nicht lange vorder von den heidnischen Preußen, denen er mit unklugem Eifer das Evangelium hatte 'aufzwingen wollen, erschlagen worden war. Jetzt erschien das gefürchtete Jahr, es verging ein Tag nach dem andern, ohne daß die Welt unterging; noch wartete man auf den letzten, und da auch an diesem Alles beim Alten blieb, sah man sich verwundert an, und wußte nicht, ob man sich ärgern oder freuen sollte. Für diesmal hatte sich die fromme Erwartung getäuscht, aber die Ueber-Zeugung blieb, daß die Erfüllung nur aufgeschoben worden fei.*) Vom sächsischen Hause war nur noch ein Sprößling übrig, Heinrich, Herzog von Baiern, ein Urenkel Heinrichs des Voglers. Da er wußte, daß die Fürsten nicht geneigt wären, ihn zu wählen.
*) Von Gnesen reiste Otto nach Aochen. Die Bewunderung Karls des Großen bewog ihn, sich dessen Grab öffnen zu lassen. Die Leiche des großen Kaisers saß aufrecht, wie ein Lebender, auf einem Stuhle. Eine goldene Krone trug er auf dem Haupte, ein Scepter in der Hand. Die Hände waren mit Handschuhen bekleidet, durch welche die Nägel durchgewachsen waren. Kaiser Otto nahm den Leichnam in Augenschein, ließ ihm neue weiße Kleider anlegen und die Nägel abschneiden. Nachdem er einen Zahn aus dem Munde Karls an sich genommen hatte, entfernte er sich und ließ die Gruft wieder schließen. Die Deutschen mißbilligten es, daß der junge Kaiser so die Ruhe Karls gestört habe.
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Extrahierte Personennamen: Otto Johannis Otto Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Otto Karls Otto Karls Karls
Extrahierte Ortsnamen: Rom Jerusalem Gnesen Polen Prag Baiern Gnesen Karls Karls Karls
Wilhelm der Eroberer.
99
Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für ihn und alle Normannen.
Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harald, Herzog von Mercia und Kent, der reichste und mächtigste der englischen Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wihelm fuhr zornig auf und verlangte Abtretung des Thrones, und da Harald die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Pie.normänner waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste an. Aus einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang, fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrten die Umstehenden. Aber er faßte sich schnell und ries, als wenn er absichtlich sich hingeworfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!"
Harald eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings (Hehstings) an der Südküste (1066). Die Normänner gewannen einen großen Sieg; Harald fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Theil der sächsischen Ritterschaft. Wilhelm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England; ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs regierte er strenggerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Normänner und Engländer durch Heirathen einander näher zu bringen und hörte jeden Unterthan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England übergesiedelten Normänner ließen die unterworfenen Engländer ihren Uebermuth fühlen; der Haß gegen die Fremden, wuchs, und schon war der Tag bestimmt, an welchem man die Fremden, wie einst die Dänen, niedermachen wollte. Da kehrte Wilhelm schleunig nach England zurück und hielt ein strenges Gericht über die Uebelthäter. Jeder neue Aufftand führte neue Härten herbei. Er nahm den Engländern ihre Güter, machte diese zu Kronbesitznngen und übertrug sie seinem normannischen Adel. Mit eiserner Hand drückte er die Engländer in Sklaverei nieder und wandte Ehre, Reichthümer und Vertrauen nur den Normännern zu. Nur die Furcht hielt die unglücklichen Engländer von neuen Empörungen zurück. Als er nach 21 jähriger Regierung starb (1087), war die Freude der Engländer groß, und die bittere Reue, die er im Sterben über seine Härte empfand, konnte die Gemüther nicht mit seinem Andenken versöhnen.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Eduard_1066 Eduard Harald Mercia Kent Harald Harald Harald Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Englands England England England