83
fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem
Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder-
bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii.
(1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö-
sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga-
rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch
Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die
Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden,
welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt
(1324) ganz aufgegeben wurde.
122. Die Oströmer.
In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei-
ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der
Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und
erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden.
Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man
den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des
Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes
wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz-
zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo-
hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu
halten und zu heben schienen. Bald siel die feste .
Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^
die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204,
das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus
Nicäa zurückkehrten.
123. Nachtheilc der Wahlverfassung für
Deutsch land.
Von anderer Art war der Verfall im Reich der
Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war,
daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs.
Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn
6*
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Ii Waldemar_Iii Basilius Alexius Manuel Friedrichs
101
Kraft entwickelte. Unter dem Hause Romanow
(seit 1613) erhob es sich bereits auf Kosten Polens.
160. Die Türken.
Ungern stand noch immer unter der Abhängigkeit
von den Türken, die über Land und Meer, von der
Theiß bis Nubien herrschten. Denn Selim I. hatte
1517 Ägypten, Selim Ii. 1571 Cyprus erobert. In-
deß ward die türkische Flotte bei Lepanto 1571 von den
Spaniern bereits besiegt, und hatte den Ruf der Un-
überwindlichkeit verloren, den in der folgenden Periode
auch die Landheere der Pforte einbüßten.
16t. C u l t u r.
Der Streit in Neligionssachen belebte den Eifer in
wissenschaftlichen Forschungen, wobei insonderheit die
historischen und Alterthumsstudien sehr gewannen.
(R e u ch l i n, Erasmus, M e l a n ch t h o n, Came-
rarius, Muretus, Lipsius, Scaliger, Ste-
phanus, Gronow u. v. a.). Daneben erreichte
die schöne National-Literatur der europäischen Völker,
insonderheit die spanische (Cervantes, Lope
de Vega), portugiesische, italianische
(Ariosto, Torquato Tasso), englische (Sha-
kespeare um 1600) eine Hobe Trefflichkeit. Die
Naturwissenschaften machten große Fortschritte, be-
sonders die Astronomie durch Kopernicuö (-j- 1543),
Kcppler, Tycho de Brühe, Galilei (ff-1642).
Otto von Guerike (1650) erfand die Luftpumpe.
Non der fortschreitenden und allgemeiner verbreiteten
wissenschaftlichen Bildung zeugt auch die sehr zuneh-
mende Zahl der in dieser Periode gestifteten Universitä-
ten. — In den Künsten erreichten unsterblichen Ruhm
die Maler Raphael, Michael Angelo, Cor-
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Extrahierte Personennamen: Lipsius Gronow Vega Otto Raphael Michael_Angelo
Karl Xii. in der Türket.
65
ihn gefangen, bis er endlich (Ende 1714) auf die Nachricht, daß
man in Schweden seiner Schwester (Ulrike) die Negierung übertragen
wolle, sich bewogen fand, mit abenteuerlicher Schnelligkeit in seine
Staaten zurückzueilen.
5) Karl's Angriff auf Norwegen und sein Tod. In-
zwischen hatten sich auch Friedrich Wilhelm I., König von Preußen,
und Georg I., Kurfürst von Hannover und König von England,
an die Feinde Schwedens angeschlossen, welches nun seine letzten Be-
sitzungen in Deutschland (Stralsund, Wismar) verlor. Während
Karl Peter den Gr. durch Friedensuuterhandluugen uuthätig machte,
verwandte er die letzten Kräfte der Nation zu dem vergeblichen Ver-
suche, den Dänen Norwegen zu entreißen und sich durch diese Er-
oberungen für das Verlorne zu entschädigen. Der erste Feldzug
ward durch die schlechte Witterung vereitelt, und auf dem dritten
fiel Karl in den Laufgräben vor Friedrichshall, wahrscheinlich durch
die Hand eines Meuchelmörders und als Opfer einer Verschwö-
rung 1718 (36 I. alt).
6) Der Krieg ward durch einzelne Friedensschlüsse mit
den Gegnern Schwedens beendet: 1) Dänemark erhielt einen Theil
Schleswig's und verkaufte Bremen und Verden an Hannover. 2)
Preußen erhielt Vorpommern zwischen Oder und Peene nebst Stettin
und den Inseln Usedom und Wollin (gegen 2 Mill. Thlr.). 3) Die
Russen erzwangen durch wiederholte Verwüstungen der schwedischen
Küsten (im Frieden zu Nystädt 1721) die Abtretung von Liefland,
Esthland, Jngermannlaud und eines Theils von Carelien, wogegen sie
Finnland Zurückgaben. So verlor Schweden sein Uebergewicht im
Norden, und Rußland trat an seine Stelle als europäische Großmacht.
8- 21.
Kaiser Karl Vi. 1711 — 1740.
1) In einem Kriege mit den Türken (1714 — 1718), den
der Kaiser zum Schutze der aus Morea vertriebenen Venetianer
führte, bewährte der Prinz Engen von Savoyen sein Feldherrntalent
von Neuem in der glänzendsten Weise, indem er zwei so bedeutende
Siege, den einen bei Peterwardein, den andern bei Belgrad,
erfocht, daß die Türken im Frieden (zu Passarowitz) dem Kaiser alles
Eroberte (den Banat, Theile von Servien und der Walachei) lassen
mußten. Einen so vortheilhaften Frieden hatte Oesterreich noch nicht
mit den Türken geschlossen.
Pütz Geogr. u. Gesch. f. mittl. Kl. Abth. Hl**
5
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xii Karl Ulrike) Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Georg_I. Karl_Peter Karl Karl Karl Karl_Vi Karl Pütz_Geogr
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Norwegen Hannover England Deutschland Stralsund Wismar Norwegen Schwedens Hannover Stettin Wollin Esthland Finnland Schweden Morea Belgrad Oesterreich
Friedrich I. . 28. 73
Er versagte dem nach dem Tode Hadrian's gewhlten Papste Alexander Iii. die Anerkennnng und stellte mit Hlfe der repnbli-kanischen Partei in Rom dreimal nach einander einen Gegenpapst aus, so da das Schisma fast 18 Jahre (11591177) dauerte. Mailand mute sich nach zweijhriger Belagerung in Folge der drckendsten Hungersnoth auf Gnade oder Ungnade im I. 1162 ergeben, wurde geplndert und grtentheils zerstrt, die Einwohner muten nach einer neuen Demthigung sich in 4 offenen Flecken ansiedeln. Die roncalischen Beschlsse wurden berall durchgefhrt und in den unterworfenen Stdten Statthalter eingesetzt, welche allein vom Kaiser abhingen und die Lombarden mit schweren Abgaben und willkrlich auferlegten Frohndiensten hart bedrckten.
Wegen der Unzufriedenheit, welche sich der die Hrte der von ihm ein-gesetzten Beamten geuert hatte, eilte Friedrich im I. 1163 abermals nach Italien, ohne den Beschwerden der Lombarden eine wesentliche Abhlfe zu verschaffen.
Auf dem dritten italienischen Feldzuge (11661168) zwang Friedrich sowohl die Lombarden wie die Rmer, den Gegen-papst Paschal Iii. anzuerkennen, und lie sich nebst seiner Gemahlin von ihm krnen. Als er so aus dem Gipfel seiner Macht war, entstand durch die Hitze des Monates August die Pest, welche den grten Theil des Heeres hinraffte. Der Kaiser floh, in einer Ver-kleidung den Nachstellungen der Lombarden glcklich entgehend, nach Deutschland. Die lombardischen Städte aber waren in einen groen Bund zur Wiederherstellung der alten Stdtefreiheit zusammen-getreten; sie fhrten die vertriebenen Mailnder in ihre Stadt zurck und erbauten eine durch Smpfe geschtzte Bundesfestung als Schutz-wehr gegen die Deutschen, die sie ihrem kirchlichen Bundesgenossen Alexander Iii. zu Ehren Alessndria nannten.
Vierter Feldzug nach Italien (11741178). Obgleich die Theilnahme der deutschen Fürsten an dem Rachezuge Friedrich's gegen die Lombarden nur eine geringe war, machte der Kaiser doch anfangs glckliche Fortschritte in Italien, da seine alten Anhnger, die nur gezwungen dem lombardischen Bunde beigetreten waren, so-fort zu ihm bergingen. Er belagerte die Festung Alessandria, bis ein Entsatzheer des lombardischen Bundes ihn zur Aufhebung der Belagerung uthigte. Erst nachdem er einige Verstrkung aus Deutschland erhalten hatte, konnte er wieder zur Offensive ber-gehen. In der anfangs siegreichen Schlacht bei Legnano unter den Mauern Mailands im I. 1176 wurde der Kaiser durch einen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_I. Alexander_Iii Alexander Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich August Alexander_Iii Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Rom Mailand Italien Deutschland Italien Italien Deutschland Legnano Mailands
13 —
König Johann (Benckelßen) von Leyden, hielt sich noch eine Zeitlang gegen den ihn belagernden Bischof, wurde aber 1535 bei einem Anssall gefangen genommen und endete unter Martern. Das Täufertum wurde darauf mit Gewalt unterdrückt, lebte aber uoch in der von Menno Simonis (f 1561) gestifteten Sekte fort und wnrde auch nach England verpflanzt, wo es später noch einmal zu großer Bedeutung gelangte (Independenten).
Unglücklich eudete auch der Versuch Lübecks, die Verhältnisse des europäischer! Nordens in demokratischem Sinne umzugestalten. Der letzte Unionskönig Christian Ii.. welcher die Macht der privilegierten Stände, des Adels und der Geistlichkeit, zu brechen und seine Herrschaft auf das Volk zu stützen suchte, wurde 1523 aus Schweden durch Gustav Wasa, aus Dänemark und Norwegen durch seinen Oheim Friedrich vou Holstein verdrängt. Die neuen Herrscher führten die Reformation ein und hoben die Privilegien! der Hansa auf. Um diese wiederzugewinnen, suchte der Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever, welcher durch eine Erhebung der Demokratie 1533 in den Rat gekommen war, 1534 mit Hilfe der Demokratie in den nordischen Reichen und der Bauern den entthronten König wiedereinzusetzen. Aber die Parteinahme der deutschen Fürsten für Friedrichs Sohn Christian Iii. führte die Niederlage Lübecks und den Sturz der Demokratie herbei; Wulleu-wever selbst wurde 1537 bei Wolfenbüttel enthauptet. Damit war die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit der nordischen Staaten gesichert, die letzte demokratische Erhebung niedergeschlagen.
Inzwischen wurde der Kaiser durch die Plünderungen der türkischen Flotte an der Küste von Neapel zu einem Zuge gegen Chaireddin Barbarossa nach Tunis 1535 genötigt, wo er Goletta und ^uuis einnahm und tausende von Christensklaven besreite. Nach seiner Rückkehr beschäftigte ihn auf längere Zeit der dritte Krieg mit Franz I (1536—1538), welcher nach Sforzas Tode wiederum Ansprüche aus Mailand erhob. Auch später hinderte ihn trotz des Abschlusses eiites katholischen Bündnisses zu Nürnberg die drohende Haltung der Türken an bewaffnetem Einschreiten gegen die Protestanten. Vergebens suchte er durch Religionsgespräche (Regensburg 1541) eine Einigung herbeizuführen, die Gegensätze waren bereits zu schroff geworden. Dagegen gelang es ihm,
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Extrahierte Personennamen: Johann Menno_Simonis Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav Friedrich Friedrich Friedrichs Christian_Iii Barbarossa Barbarossa Christensklaven Franz_I Franz
— 84 —
aus dem Großgrundbesitz, kam zu einer größeren Bedeutung. Die Bauern, anfangs teils vollfrei, teils frondend, teils unfrei, gerieten durch die Saft dei Abgaben und das herrschende Jagdrecht immer mehr in Unfreiheit. Die Geistlichen waren meist Abendländer, die Bürger der Städte vielfach Deutsche, namentlich in dem allmählich ganz germanisierten und mit dem Reiche vereinigten Schlesien.
Die Normannen in Nordeuropa bewahrten am längsten von allen germanischen Völkern die altgermanische Verfassung; das Feudalsystem fand bei ihnen keinen Eingang. Später entstanden drei gesonderte Reiche, Dänemarck, Schweden und Norwegen. Durch ihre Wikingerzüge wurden die Normannen der Schrecken ganz Europas; anfangs nur plündernd, gründeten sie später dauernde Niederlassungen. So wurden die Normandie (911 Rollo), England anfangs vorübergehend (Kanut der Große, f 1035), dann dauernd (Wilhelm der Eroberer 1066), Unteritalien (die Söhne Tankreds von Hanteville 1016), Rußland (Runs 862) und Island von ihnen besiedelt. Das Christentum und die Ansänge der abendländischen Kultur erhielten die Normannen in Nordeuropa vom deutschen Reiche, von dem sie anfangs politisch und kirchlich, länger noch wirtschaftlich abhängig blieben.
Dritte Periode:
Die Auflösung von Staat und Kirche des Mittelalters und die Neugestaltung Europas durch die Bildung nationaler Staaten.
1. Die Zerrüttung des deutschen Reiches.
Mit dem Untergange der Hohenstaufen war auch die Idee des kaiserlichen Universalstaates zu Falle gebracht, und das deutsche Reich mußte die Führung unter den Nationen an Frankreich abgeben. Um aber eine weitere Ausdehnung des französischen Einflusses, welcher bereits in Burgund und Italien überwog, zu verhindern, betrieb Papst Gregor X. nach dem Tode Richards von Cornwallis bei den Kurfürsten eifrig die Wahl eines neuen deutschen Königs. In dem Bestreben, durch die Erhebung eines schwachen Herrschers ihre eigene Macht zu befestigen, wählten diese
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Extrahierte Personennamen: Rollo Wilhelm Tankreds Gregor_X Gregor Richards_von_Cornwallis
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Nordeuropa Schweden Norwegen Europas England Unteritalien Island Nordeuropa Europas Frankreich Burgund Italien
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Extrahierte Ortsnamen: Schweden Norwegen Dänemark Schweden Norwegen Schwedens Stockholm Schweden Wittenberg Dänemark Wien Mühlberg Sachsen
— 143 —
Italien und Frankreich, und das Volk, welches ihn als einen Boten Gottes verehrte, wurde von glühendem Eifer ergriffen, zum Streite gegen die Ungläubigen auszuziehen.
3. Kirchenversammlung zu Clermont. Mit Wohlgefallen sah Papst Urban Ii. die Wirkungen, welche die Predigten Peters überall hervorbrachten. Im Herbst 1095 berief er eine Kirchenversammlung nach Clermont in Südfrankreich, auf der Millionen Menschen aus allen Ständen erschienen. In feuriger Rede schilderte der Papst noch einmal die Drangsale der Christen im Morgenlande und verhieß denen, welche an dem Zuge teilnehmen würden, Vergebung der Sünden und ewigen Lohn im Himmel. Da erscholl vieltausendstimmig der Ruf: „Gott will es! Gott will es!" Die sich an dem Heerzuge beteiligen wollten, hefteten sich ein rotes Kreuz auf die Schulter, davon wurden sie Kreuzfahrer und die Kriege Kreuzzüge genannt.
4. Gottfried von Bouillon. Es war festgesetzt worden, daß der Zug erst nach vollbrachter Ernte des kommenden Jahres aufbrechen sollte. Allein viele Ungeduldige mochten diesen Zeitpunkt nicht abwarten. Unter Führung des Einsiedlers Peter von Amiens und des Ritters Walther von Habenichts begann eine Schar von 80000 ungeordneten und schlecht bewaffneten Menschen den Marsch schon im Frühling des folgenden Jahres. Aber da sie in den Ländern, die sie durchzogen (Deutschland, Ungarn), wie Räuber hausten, so wurden sie auch wie Räuber erschlagen. Peter schloß sich später mit den Wenigen, die sich retteten, dem Hauptheere an. Letzteres zählte über 100000 Streiter, darunter viele Fürsten, Grafen und Ritter. An der Spitze stand der tapfere Herzog Gottfried von Bouillon. Sie zogen durch Süddeutschland, Österreich, Ungarn, Bulgarien nach Konstantinopel, wo sie die Ankunft der übrigen, zur See heranziehenden Heere aus Italien und Frankreich abwarteten. Im ganzen waren es über 400000 Krieger. Bis dahin war alles gut gegangen. Als sie aber nach Kleinasien übersetzten, begann eine schwere Zeit. Die Türken kämpften mutig und tapfer, und viele wackere Ritter fanden den Heldentod, andere wurden durch Hunger und Seuchen hinweggerafft. Nur 20 000 streitbare Männer langten im dritten Jahre nach dem Aufbruch vor Jerusalem an (1099). Als sie die Stadt im Glanze der Abendsonne erblickten, sielen sie auf die Kniee und ein tausendstimmiger Freudenruf erschütterte die Lust. Alle Leiden und Drangsale waren vergessen. Allein noch Schweres blieb zu thun. Jerusalem hatte starke Mauern und wurde durch 40000 türkische Krieger verteidigt. Jedoch das Christenheer baute auf die Hilfe des Höchsten. Sobald sie die erforderlichen Belagernngsmafchinen fertiggestellt hatten, schritten sie zum Hauptsturme. Gottfried war der erste, der die Mauer erstieg, ihm nach drängten die Tapfern; das Thor wurde geöffnet und nun drangen die Sieger wutentbrannt in die Stadt. Sie glaubten, Rache nehmen zu müssen für all die Unbill, welche die Türken den Christen früher angethan; darum verschonten sie Niemand: Männer,
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Extrahierte Personennamen: Urban Peters Gottfried_von_Bouillon Peter_von_Amiens Gottfried_von_Bouillon Gottfried
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Clermont Clermont Deutschland Ungarn Ungarn Bulgarien Konstantinopel Italien Frankreich Kleinasien
Der zweite Krieg Karl’s V. mit Franz I. §. 5.
27
Mailand ein, hielt sich dann aber mit der Belagerung der von
deutschen Landsknechten besetzten Festung Pavia auf, während
er einen Theil seines Heeres nach Neapel sandte, um auch dieses
Reich wieder zu erobern. Inzwischen war ein neues Heer aus
Deutschland zum Entsatz von Pavia herangekommen und erfocht
(unter Pescara’s Führung) bei Pavia den vollständigsten Sieg,
1525, Franz selbst ward gefangen und musste im Madrider
Vertrag, 1526, seinen Ansprüchen auf Italien entsagen, in die
Herausgabe Burgunds einwilligen und bei seiner Freilassung
seine Söhne als Geisel stellen. Kaum hatte er seine Freiheit
wieder, so erklärte er, dass er den Vertrag nicht halten wolle
und könne, weil er durch Gewalt erzwungen (und seinem Krö-
nungseide entgegen) sei, und er schloss mit dem Papste (Cle-
mens Vn.) und den übrigen auf Karl’s Ueberlegenheit (seit dem
Siege bei Pavia) eifersüchtigen Mächten (England, Venedig,
Sforza) die sogen, heilige Ligue zur Befreiung Italiens von der
kaiserlichen Herrschaft. Daher begann
der zweite Krieg zwischen Karl und Franz, 1527—1529.
Der kaiserliche Feldherr Karl von Bourbon führte sein zucht-
loses, beutegieriges Heer, das er nicht bezahlen konnte, gegen
Rom, weil der Papst der Hauptgegner des Kaisers war; die
Stadt ward im ersten Anlauf genommen, und da der Oberfeldherr
selbst beim ’Ersteigen der Mauer gefallen war, so erfolgte eine
fast beispiellose Plünderung. Der Papst wurde in der Engels-
burg belagert, bis er sich zur Annahme eines Vertrages ent-
schloss, der ihm ein schweres Lösegeld und die Berufung eines
Concils zur Herstellung der Einheit in der Kirche auferlegte.
Ein französisches Heer (unter Lautrec) durchzog siegreich
Italien bis Neapel, welche Hauptstadt von ihm zu Lande blokirt
und zugleich zur See von einer aus Genua ausgelaufenen Flotte
unter Andreas Doria bedroht wurde. Aber dieser Seeheld, vom
französischen Hofe mannichfach gekränkt, trat zum Kaiser über
und versorgte die Stadt mit Lebensmitteln, während das franzö-
sische Belagerungsheer durch Krankheiten (Lautrec starb vor
Gram) fast gänzlich aufgerieben wurde. In dem (durch Karl’s
Tante, Margaretha von Oesterreich, und Franzens Mutter, Louise
von Savoyen, vermittelten) sog. Damen-Frieden zu Cambrai
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Extrahierte Personennamen: Franz_I. Franz Franz Sforza Karl Karl Franz Franz Karl_von_Bourbon Karl Andreas_Doria Margaretha Franzens Louise
von_Savoyen
Extrahierte Ortsnamen: Mailand Pavia Neapel Deutschland Pavia Pavia Italien Burgunds Pavia England Venedig Italiens Rom Lautrec Italien Neapel Genua Lautrec Oesterreich
194
Die Mongolen. §. 48. Skandinavien. §. 49.
Regierung, nicht nur durch wiederholte Feldzüge in Ungarn (vgl. §. 52),
Griechenland und Albanien, später auch in Bosnien, der Walachei
und an den Rüsten des schwarzen Meeres (im S. gegen das Kaiserthum
Trapezunt, im N. gegen Kaffa), sowie durch fast fortwährende Kämpfe
mit der Republik Venedig die Grenzen ihres Reiches planmässig zu
erweitern, sondern auch das Eroberte durch zweckmässige politische
Institutionen zu sichern. Nach der Eroberung Constanti-
nopels1) 1453 (s. §. 46) ward die osmanische Residenz dahin
verlegt.
§• 48.
Die Mongolen.
Die Mongolen wurden noch einmal furchtbar unter Timur Lenk
(dem „Lahmen“ wegen einer Verwundung) oder Tamerlan (1369
bis 1405), welcher den (durch Ermordung eines Nachkommen
Tschingis-Khan’s) erledigten Thron von Dschagatai einnahm und Sa-
markand zu seinem Herrschersitz wählte. Von hier aus eroberte er
Persien und Indien, und besiegte die Osmanen (in der Ebene von
Angora), gab aber, da er keine Flotte zum Uebergang über den Bos-
porus nach Europa hatte, den weitern Zug gegen Westen auf. Doch
machte er einen Streifzug gegen den Khan von Kaptschak, der sich
von ihm unabhängig machen wollte, kehrte aber plötzlich um nach
Asien, wo er reichere Länder erobern konnte. Auf einem Zuge gegen
China, aus welchem die Nachkommen Tschingis-Khan’s inzwischen
vertrieben waren, starb er. Nach seinem Tode zerfiel das von der
chinesischen Mauer und dem Ganges bis zum Archipelagus aus-
gedehnte Reich durch Kriege und Theilungen unter seinen Nach-
kommen in mehrere Khanate.
•C. Der Nord osten Europa’s.
§• 49.
Skandinavien.
Als in Dänemark* 2), welches seine Herrschaft über die Küsten-
länder an der Ostsee (§. 29) schnell wieder verloren hatte, der Mauns-
stamm der Estrithiden mit Waldemar Iv. ausstarb (1379) und seine
]) Mordtmann, A. D., Belagerung und Eroberung Constantinopels durch
die Türken 1453. (1858.)
2) Dahlmann, F. C., Gesch, von Dänemark. 3 Bde. 1840—1843.
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