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fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem
Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder-
bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii.
(1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö-
sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga-
rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch
Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die
Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden,
welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt
(1324) ganz aufgegeben wurde.
122. Die Oströmer.
In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei-
ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der
Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und
erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden.
Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man
den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des
Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes
wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz-
zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo-
hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu
halten und zu heben schienen. Bald siel die feste .
Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^
die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204,
das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus
Nicäa zurückkehrten.
123. Nachtheilc der Wahlverfassung für
Deutsch land.
Von anderer Art war der Verfall im Reich der
Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war,
daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs.
Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn
6*
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Ii Waldemar_Iii Basilius Alexius Manuel Friedrichs
101
Kraft entwickelte. Unter dem Hause Romanow
(seit 1613) erhob es sich bereits auf Kosten Polens.
160. Die Türken.
Ungern stand noch immer unter der Abhängigkeit
von den Türken, die über Land und Meer, von der
Theiß bis Nubien herrschten. Denn Selim I. hatte
1517 Ägypten, Selim Ii. 1571 Cyprus erobert. In-
deß ward die türkische Flotte bei Lepanto 1571 von den
Spaniern bereits besiegt, und hatte den Ruf der Un-
überwindlichkeit verloren, den in der folgenden Periode
auch die Landheere der Pforte einbüßten.
16t. C u l t u r.
Der Streit in Neligionssachen belebte den Eifer in
wissenschaftlichen Forschungen, wobei insonderheit die
historischen und Alterthumsstudien sehr gewannen.
(R e u ch l i n, Erasmus, M e l a n ch t h o n, Came-
rarius, Muretus, Lipsius, Scaliger, Ste-
phanus, Gronow u. v. a.). Daneben erreichte
die schöne National-Literatur der europäischen Völker,
insonderheit die spanische (Cervantes, Lope
de Vega), portugiesische, italianische
(Ariosto, Torquato Tasso), englische (Sha-
kespeare um 1600) eine Hobe Trefflichkeit. Die
Naturwissenschaften machten große Fortschritte, be-
sonders die Astronomie durch Kopernicuö (-j- 1543),
Kcppler, Tycho de Brühe, Galilei (ff-1642).
Otto von Guerike (1650) erfand die Luftpumpe.
Non der fortschreitenden und allgemeiner verbreiteten
wissenschaftlichen Bildung zeugt auch die sehr zuneh-
mende Zahl der in dieser Periode gestifteten Universitä-
ten. — In den Künsten erreichten unsterblichen Ruhm
die Maler Raphael, Michael Angelo, Cor-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Lipsius Gronow Vega Otto Raphael Michael_Angelo
13 —
König Johann (Benckelßen) von Leyden, hielt sich noch eine Zeitlang gegen den ihn belagernden Bischof, wurde aber 1535 bei einem Anssall gefangen genommen und endete unter Martern. Das Täufertum wurde darauf mit Gewalt unterdrückt, lebte aber uoch in der von Menno Simonis (f 1561) gestifteten Sekte fort und wnrde auch nach England verpflanzt, wo es später noch einmal zu großer Bedeutung gelangte (Independenten).
Unglücklich eudete auch der Versuch Lübecks, die Verhältnisse des europäischer! Nordens in demokratischem Sinne umzugestalten. Der letzte Unionskönig Christian Ii.. welcher die Macht der privilegierten Stände, des Adels und der Geistlichkeit, zu brechen und seine Herrschaft auf das Volk zu stützen suchte, wurde 1523 aus Schweden durch Gustav Wasa, aus Dänemark und Norwegen durch seinen Oheim Friedrich vou Holstein verdrängt. Die neuen Herrscher führten die Reformation ein und hoben die Privilegien! der Hansa auf. Um diese wiederzugewinnen, suchte der Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever, welcher durch eine Erhebung der Demokratie 1533 in den Rat gekommen war, 1534 mit Hilfe der Demokratie in den nordischen Reichen und der Bauern den entthronten König wiedereinzusetzen. Aber die Parteinahme der deutschen Fürsten für Friedrichs Sohn Christian Iii. führte die Niederlage Lübecks und den Sturz der Demokratie herbei; Wulleu-wever selbst wurde 1537 bei Wolfenbüttel enthauptet. Damit war die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit der nordischen Staaten gesichert, die letzte demokratische Erhebung niedergeschlagen.
Inzwischen wurde der Kaiser durch die Plünderungen der türkischen Flotte an der Küste von Neapel zu einem Zuge gegen Chaireddin Barbarossa nach Tunis 1535 genötigt, wo er Goletta und ^uuis einnahm und tausende von Christensklaven besreite. Nach seiner Rückkehr beschäftigte ihn auf längere Zeit der dritte Krieg mit Franz I (1536—1538), welcher nach Sforzas Tode wiederum Ansprüche aus Mailand erhob. Auch später hinderte ihn trotz des Abschlusses eiites katholischen Bündnisses zu Nürnberg die drohende Haltung der Türken an bewaffnetem Einschreiten gegen die Protestanten. Vergebens suchte er durch Religionsgespräche (Regensburg 1541) eine Einigung herbeizuführen, die Gegensätze waren bereits zu schroff geworden. Dagegen gelang es ihm,
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Extrahierte Personennamen: Johann Menno_Simonis Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav Friedrich Friedrich Friedrichs Christian_Iii Barbarossa Barbarossa Christensklaven Franz_I Franz
— 84 —
aus dem Großgrundbesitz, kam zu einer größeren Bedeutung. Die Bauern, anfangs teils vollfrei, teils frondend, teils unfrei, gerieten durch die Saft dei Abgaben und das herrschende Jagdrecht immer mehr in Unfreiheit. Die Geistlichen waren meist Abendländer, die Bürger der Städte vielfach Deutsche, namentlich in dem allmählich ganz germanisierten und mit dem Reiche vereinigten Schlesien.
Die Normannen in Nordeuropa bewahrten am längsten von allen germanischen Völkern die altgermanische Verfassung; das Feudalsystem fand bei ihnen keinen Eingang. Später entstanden drei gesonderte Reiche, Dänemarck, Schweden und Norwegen. Durch ihre Wikingerzüge wurden die Normannen der Schrecken ganz Europas; anfangs nur plündernd, gründeten sie später dauernde Niederlassungen. So wurden die Normandie (911 Rollo), England anfangs vorübergehend (Kanut der Große, f 1035), dann dauernd (Wilhelm der Eroberer 1066), Unteritalien (die Söhne Tankreds von Hanteville 1016), Rußland (Runs 862) und Island von ihnen besiedelt. Das Christentum und die Ansänge der abendländischen Kultur erhielten die Normannen in Nordeuropa vom deutschen Reiche, von dem sie anfangs politisch und kirchlich, länger noch wirtschaftlich abhängig blieben.
Dritte Periode:
Die Auflösung von Staat und Kirche des Mittelalters und die Neugestaltung Europas durch die Bildung nationaler Staaten.
1. Die Zerrüttung des deutschen Reiches.
Mit dem Untergange der Hohenstaufen war auch die Idee des kaiserlichen Universalstaates zu Falle gebracht, und das deutsche Reich mußte die Führung unter den Nationen an Frankreich abgeben. Um aber eine weitere Ausdehnung des französischen Einflusses, welcher bereits in Burgund und Italien überwog, zu verhindern, betrieb Papst Gregor X. nach dem Tode Richards von Cornwallis bei den Kurfürsten eifrig die Wahl eines neuen deutschen Königs. In dem Bestreben, durch die Erhebung eines schwachen Herrschers ihre eigene Macht zu befestigen, wählten diese
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Extrahierte Personennamen: Rollo Wilhelm Tankreds Gregor_X Gregor Richards_von_Cornwallis
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Nordeuropa Schweden Norwegen Europas England Unteritalien Island Nordeuropa Europas Frankreich Burgund Italien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
150
Traurig kehrten die Frauen in die Stadt zurück. Eine der-
selben hatte aber einen besonders klugen Einfall, durch den auch
die Männer gerettet wurden. »Ei,« hob sie an, »wenn wir mit
unsern besten Schätzen freien Abzug haben sollen, so dürfen
wir ja unsere Männer mitnehmen, denn bessere Schätze haben
wir doch nicht. Ich bin fest entschlossen, meinen guten Mann
auf dem Rücken durch das kaiserliche Lager Huckepack zu tragen
und ich denke, wer klug ist, ahmt mir nach.«
Schnell waren Alle dazu entschlossen, und die Frau Herzogin
mit ihrem tapfern Welf stellte sich an die Spitze des Zuges,
der am folgenden Morgen die Belagerer nicht wenig überraschte
und von einem unserer beliebtesten Volksdichter, Gottfried
August Bürger, folgendermaßen geschildert wird:
Es öffnet sich das nächste Thor,
Und jedes Weibchen ziehet,
Mit ihrem Männchen, schwer im Sack
So wahr ich lebe! Huckepack.
Manch' Hofschranz suchte zwar sofort
Das Kniffchen zu vereiteln;
Doch Konrad sprach: »Ein Kaiserwort
Soll man nicht dreh'n noch deuteln.
Ha bravo!« rief er, »bravo so!«
Er gab Pardon und ein Banket
Den Schönen zu Gefallen.
Da ward gegeigt, da ward trompet't
Und durchgetanzt mit Allen,
Wie mit der Bürgermeisterin,
So mit der Besenbinderin.
So belohnte der Kaiser die Klugheit und Treue der guteit
Frauen von Weinsberg. -
Wie wir bereits an einer andern Stelle bemerkt haben, so
machte Konrad von 1147—1149, auf Zureden des Abtes Bern-
hard von Clairveaux in Frankreich, der mit des Papstes Er-
urahttungsschreiben umherzog, den unglücklichen zweiten Kreuzzug
mit. Auf dieser Wallfahrt verlor er den größten Theil seines
Heeres und zerrüttete seine Gesundheit. Er starb zu Bamberg
(1152), und wurde von ganz Deutschland als ein edler und groß-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Welf Gottfried
August_Bürger August Manch'_Hofschranz Konrad Konrad Konrad_von_1147—1149 Konrad Clairveaux
Extrahierte Ortsnamen: Weinsberg Frankreich Bamberg Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
172
teuer waren so wunderbar, daß sie an das Fabelhafte grenzten
und durch das Morgen- und Abendland erschollen. Man fürch-
tete namentlich seine Streitaxt, welche er so geschickt und kräf-
tig handhabte, daß er sich oft durch ganze Massen von Feinden
durchhieb, und daß, nachdem er lange diese Länder verlassen hatte,
er der Schrecken seiner Feinde blieb.
Hielt seine Armee auf dem Marsche an, so mußten Herolde
dreimal ausrufen: »Rettet das heilige Grab!« — worauf die
Soldaten niederknieten und »Amen« — sagten. Die Mühselig-
keiten der Soldaten waren grenzenlos. Mochten sie marschiren
oder sich lagern, beständig drückte die heiße Luft der Wiiste auf
sie herab, oder sie lagen mit den Sarazenen im Kampfe. Es
konnte daher nicht fehlen, daß Krankheiten, Wunden und Tod
unter ihnen wütheten. Doch Richard wurde dadurch nicht muth-
los. Er überwand sede Schwierigkeit, focht wie ein Riese, und
arbeitete wie ein gewöhnlicher Tagelöhner. Lange nach dem
Tode Richard's, als die Heldenschaaren Satadin's und Richard's
im Staube lagen, pflegten die Sarazenen, wenn ein Reiter von
ihnen vor Etwas erschrak, auszurufen: »Was hast du, Thor, zu
befürchten; glaubst du, daß Richard hinter dir ist?«
In Palästina hatte Richard noch manchen Kampf zu bestehen,
unter andern zu Aroof und Jaffa (in neuern Zeiten durch eine
Belagerung Bonaparte's bekannt). Zu Askalon, wo schon Gott-
fried von Bouillon einen großen Sieg erfochten hatte, blieb er
vorläufig, legte von Neuem Befestigungen an, welche die Sara-
zenen zerstört hatten, und als der Markgraf von Oesterreich,
Leopold, ebenfalls mitbauen wollte, und die österreichische Fahne
neben der englischen aufstecken ließ, befahl Richard, dieselbe herab
zu nehmen und in Koth zu treten. Damit nicht zufrieden, be-
schimpfte er diesen Fürsten persönlich und machte sich denselben
zum bittersten Feinde.
Da stand endlich das Heer der Kreuzfahrer bei der heiligen
Stadt, ohne sie erobern zu können. Eifersucht, Zank und der
geschwächte Zustand der Armee, sowie die Tapferkeit Saladin's
ließen es nicht zur Eroberung kommen. Die Armee zog sich zu-
rück, und Richard und die andern Führer schlossen mit Saladin
einen Waffenstillstand, und nun erlaubte Saladin den englischen
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Richard
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
136
aber neuen Zulauf und setzte nach Kleinasien mit einem großen,
aber regellosen Heere über, das die Türken bald bis auf 3000
Mann aufrieben, mit denen Peter wieder nach Konstanti-
nopel zurückfliehen mußte.
Der zweite Hanfe.dieses Kreuzzuges bestand dagegen ans den
edelsten deutschen, französischen und itatienischen Fürsten und
Rittern, welche Gottfried von Bouillon anführte. Dieser
Edle hatte sogar sein Herzogthum verkauft, um die Kosten zu dem
Kreuzzuge bestreiten zu können.
Er brach den 15. August 1096 mit 80,000 Mann zu Fuß
und 10,000 gepanzerten Reitern von den Ufern der Maas auf,
begleitet von seinem Bruder Balduin, vielen Bischöfen und
Rittern. Sein Zug ging unter der strengsten Manneszucht durch
Oberdeutsehland, Ungarn, Bulgarien und erreichte ohne
Unfall Konstantinopel, woselbst er sich lagerte, um die An-
kunft der übrigen französischen Heere, welche einen andern Weg
genommen hatten, abznwarten.
Mit dem griechischen Kaiser Alexius ward ein Vertrag ab-
geschlossen; der Kaiser versprach, dem Krenzheere Lebensmittel zu
liefern; und dieses versprach, für ihn, als Oberherrn, alle die
Städte zu erobern, welche ihm vor der Ankunft der Türken ge-
hört hatten.
Im Monat Mai des Jahres 1097 fanden sich alle Fürsten
mit ihren Heeren an den Grenzen des türkischen Reiches zusam-
men. Hier zählte man über 100,000 wohlgerüstete Reiter und
noch einmal soviel Fußvolk. Weiber, Kinder, Mönche, Knechte mit-
gerechnet, waren gegen 600,000 Menschen beisammen.
Noch in der Mitte des Maimonats ward der Feldzug gegen
die Türken eröffnet.
Vorerst wurde Nieäa, die Hauptstadt Bpthiniens, be-
lagert, wo gewöhnlich der Sultan*) der seldschuckischen Türken
residirte.
Hier waren bereits früher die vereinigten Heere Peters
und Walthers ganz anfgerieben worden. Nur Peter war mit
*) Das Wort „Sultan" bezeichnet in der arabischen und chaldäischen
Sprache einen unumschränkten Herrn.
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Extrahierte Personennamen: Peter Gottfried_von_Bouillon August Balduin Alexius Peters Peter
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
123
und machte sie in ihren Räubereien nur noch kühner, bis sie sich
im Jahre 912 unter ihrem Anführer Rollo in Neustrien (West-
frankreich) niederließen, und hier ein eigenes Herzogthum, die
Normandie, gründeten. Da der französische König, Karl der
Einfältige, diese Eroberung nicht hindern konnte, so ließ er
dem Rollo unter der Bedingung das Land, daß derselbe ihn als
Lehnsherrn anerkannte, und ein Christ zu werden gelobte. Ilm
ihn noch fester an sich §u ketten, gab der König ihm seine Tochter
zur Frau.
Aber nicht allein an der Küste von Frankreich ließen sich die
nach Abenteuern ausgehenden Fremden nieder, auch in England
landeten sie in mächtigen Heerzügen unter dem Namen Dänen
und gründeten unter ihrem Könige Kanut dem Großen ein
mächtiges Reich. Jil Ilnteritalien faßten sie unter ihrem Führer
Tancred von Hauteville und besonders unter seinem Sohne Robert
Guiscard festen Fllß, vertrieben die Griechen und Araber, und
gründeten ein großes Reich, welches später durch Erbschaft auf
die Hohenstaufen überging. In Rußland sollen die Waräger,
welche das Land zuerst anbauten, ebenfalls Normänner gewesen
sein. Von diesem Volke, welches durch die weiten, oft sehr aben-
teuerlichen Züge sich feinere Sitten und einen Geist der Ritter-
lichkeit angeeignet hatte, stammte Wilhelm der Eroberer,
den wir jetzt etwas genauer schildern wollen. Er war der Sohn
des Herzogs Robert, der den Zunamen »der Teilfel« erhal-
ten hat. Wenn auch dieser Name daraus hindeutet, daß er oft
erbarmungslos, ganz teuflisch uild mordlustig handelte, so kann
doch nicht in Abrede gestellt werden, daß er in seinem Lande
die größte Ordnuilg handhabte, und durch strenge Gesetze das
Eigenthum seiner Unterthanen sicherte. Da er den geringsten
Diebstahl mit dem Tode bestrafte, und jeden Waldfrevler unnach-
sichtig aufhängen ließ, so brachte er es dahin, daß Diebstähle
nur eine Seltenheit waren. In seinen vorgerückten Jahren ließ
ihn das Bewußtsein über seine früher begangenen Sünden keine
Ruhe mehr finden, und um diese abzubüßen, und den verlornen
Himmel lvieder zu erlangen, beschloß er, einen Pilgerzug nach
dem Grabe des Erlösers 511 machen. Da er an seiner Rückkunft
zweifelte, so bestellte er sein Haus. In seinem Testamente
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_der
Einfältige Karl Jil_Ilnteritalien Robert
Guiscard Wilhelm Robert
Extrahierte Ortsnamen: Neustrien Frankreich England
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
135
diesem muthig entgegen, indem er ihn zum Zweikampfe heraus-
forderte. Zwar zersprang ihm das Schwert in der Hand, aber
dessen ungeachtet entwaffnete er seinen Gegner und schenkte ihm
dann großmüthig das Leben. Obgleich Gottfried durch Hein-
rich Iv. um sein Erbe gekommen war, so leistete er ihm dennoch
bei seinen vielen Kämpfen die treuesten Dienste. In der Schlacht
bei Hohenmölsen hatte der jugendliche Held die Ehre, dem
Heere das große Reichspanier vorantragen zu dürfen, mit dessen
Spitze er Heinrichs bedeutendsten Gegner, den Herzog Ru-
dolph, im wildesten Kampfgewühle traf.
Obgleich Gottfried ritterlich für Heinrich's Sache mitgekämpft
hatte, so bezeigte sich dieser dennoch erst nach 7 Jahren dank-
bar, indem er ihm das Herzogthum Niederlothringen verlieh,
nämlich als Konrad, Heinrich's Sohn, znm römischen Könige ge-
wählt worden war.
Am meisten hat sich Gottfried von Bouillon im ersten Kreuz-
zuge ausgezeichnet, der durch ihn vorzugsweise geleitet und ge-
führt wurde.
Der erste Kreuzzug, an welchem meist nur Franzosen An-
theil nahmen, begann im Jahre 1096 den 15. August. Der Ver-
abredung nach sollte ein Theil der Kceuzarmee den Weg durch
Ungarn, ein anderer durch Oberitalien und Dalmatien
nehmen; die übrigen aber sollten durch Apulien gehen. Kon-
stantin opel war zum Sammelplätze des gesammten Kreuz-
Heeres bestimmt. Eine Schaar der Kreuzfahrer bestand ans Land-
streichern, entlassenen Missethätern, aus Bauern, Mönchen, Wei-
bern und Nonnen an männlicher Kleidung; nur wenige Ritter
und wahre Kriegslente hatten sich diesem ungeordneten Haufen
angeschlossen. An der Spitze dieser Schaaren stand Peter von
Amiens und ihm zur Seite sein Freund Walther, wegen
seiner Armuth zubenannt der »Habenichts«.
Dieses Corps zog durch Deutschland und Ungarn nach Kon-
stantinopel, plünderte und mordete unterwegs viele Tausende un-
schuldiger Juden; allein in Ungarn und Bulgarien wurden
von den kriegerischen Bewohnern auch viele Tausende des räu-
berischen Trosses erschlagen, so daß Peter mit wenig über
20,000 Mann bei Konstantin opel anlangte. Hier bekam er
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Heinrichs Heinrichs Gottfried Konrad Konrad Gottfried_von_Bouillon August Peter_von
Amiens Peter Konstantin
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
137
bent Leben davon gekommen und nach Konstantinopel geflüchtet;
Walther von Habenichts hatte dagegen Schlacht und Leben
verloren. Das reguläre Heer konnte selbst aus den Leichnamen
seiner gefallenen Glaubensbrüder, von welchen es hier ganze Hügel
aufgethürmt fand, seine Verschanzungen aufführen.
Die Lage Nicäa's erschwerte die Einnahme dieser Stadt iwu
gemein. Endlich wurde doch, nach den mühevollsten Anstrengungen
und mit überaus großem Verluste, Nicäa eingenommen (Juni
1097).
Nun ging der Zug nach Syrien hin. Das Heer der Christen
war jetzt nur noch 300,000 Mann stark, also gerade um die Hälfte
kleiner, als es bei der Belagerung von Nieäa gewesen war.
Der kleine Rest der Pferde war theils vor Hunger, theils vor
Erstarrung fast unbrauchbar.
Da es an Leuten fehlte, welche der Belagerungskunst kundig
waren, so zog sich auch die Belagerung von Antiochien sehr
in die Länge, lieble Witterung, Krankheit, Hunger, Mangel an
Wasser vermehrten das Elend. Unter den Anführern der Kreuz-
armee selbst entstand Zwist. Viele von den gemeinen Wallbrü-
dern gingen daher wieder in ihr Vaterland zurück. Selbst der
heilige Peter machte sich davon, ward aber zurückgebracht
und dem Spotte und der Verachtung preisgegeben.
Am 3. Juni 1098, nach einer Belagerung von neun Monaten,
drang endlich das Kreuzheer in die Stadt (Antiochien), welche
durch Verrath gefallen war. Um Antiochien wieder zu entsetzen,
eilte ein großes Türkenheer herbei. Viele Christen wurden über
die Nachricht von der Ankunft der Türken so bestürzt, daß sie
sich des Nachts an Stricken von der Mauer herabließen und nach
dem Hasen St. Simeon entflohen. In Antiochien entstand
bald eine furchtbare Hungersnoth. Alles verlor den Muth. Viele
Wallbrüder verkrochen sich in die Häuser, und konnten weder
durch Bitten noch durch Drohungen, zu ihren Posten zurückzu-
kehren, bewogen werden. Bohemund, ein Anführer der Chri-
sten, ließ daher an verschiedenen Ortei: die Stadt anzünden, wo-
durch mehrere Kirchen und über 2000 Häuser ein Raub der
Flammen wurden. Bereits hatte die Belagerung von den tür-
kischen Schaaren 26 Tage gedauert, und das Elend der Kreuz-
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