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1. Andeutungen für den vorbereitenden Unterricht in der allgemeinen Geschichte - S. 83

1835 - Stendal : Franzen und Große
83 fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder- bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii. (1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö- sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga- rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden, welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt (1324) ganz aufgegeben wurde. 122. Die Oströmer. In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei- ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden. Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz- zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo- hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu halten und zu heben schienen. Bald siel die feste . Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^ die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204, das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus Nicäa zurückkehrten. 123. Nachtheilc der Wahlverfassung für Deutsch land. Von anderer Art war der Verfall im Reich der Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war, daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs. Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn 6*

2. Andeutungen für den vorbereitenden Unterricht in der allgemeinen Geschichte - S. 101

1835 - Stendal : Franzen und Große
101 Kraft entwickelte. Unter dem Hause Romanow (seit 1613) erhob es sich bereits auf Kosten Polens. 160. Die Türken. Ungern stand noch immer unter der Abhängigkeit von den Türken, die über Land und Meer, von der Theiß bis Nubien herrschten. Denn Selim I. hatte 1517 Ägypten, Selim Ii. 1571 Cyprus erobert. In- deß ward die türkische Flotte bei Lepanto 1571 von den Spaniern bereits besiegt, und hatte den Ruf der Un- überwindlichkeit verloren, den in der folgenden Periode auch die Landheere der Pforte einbüßten. 16t. C u l t u r. Der Streit in Neligionssachen belebte den Eifer in wissenschaftlichen Forschungen, wobei insonderheit die historischen und Alterthumsstudien sehr gewannen. (R e u ch l i n, Erasmus, M e l a n ch t h o n, Came- rarius, Muretus, Lipsius, Scaliger, Ste- phanus, Gronow u. v. a.). Daneben erreichte die schöne National-Literatur der europäischen Völker, insonderheit die spanische (Cervantes, Lope de Vega), portugiesische, italianische (Ariosto, Torquato Tasso), englische (Sha- kespeare um 1600) eine Hobe Trefflichkeit. Die Naturwissenschaften machten große Fortschritte, be- sonders die Astronomie durch Kopernicuö (-j- 1543), Kcppler, Tycho de Brühe, Galilei (ff-1642). Otto von Guerike (1650) erfand die Luftpumpe. Non der fortschreitenden und allgemeiner verbreiteten wissenschaftlichen Bildung zeugt auch die sehr zuneh- mende Zahl der in dieser Periode gestifteten Universitä- ten. — In den Künsten erreichten unsterblichen Ruhm die Maler Raphael, Michael Angelo, Cor-

3. Teil 2 - S. 207

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die Landsknechte. 207 waren bis zu ihm gedrungen und drohten ihm die Fahne zu entreißen. Da, eingedenk dessen,'was der Artikelbrief von einem Fähnrich forderte, ergriff er die Fahne mit der Linken, zog mit der Rechten fein kurzes, breites Schwert und schlug mit einem einzigen Streiche dem kecksten Angreifer das Haupt ab, daß es in den Bausch der Fahne fiel. Einen gewaltigen Arm hatte anch Georg Heerdegen, ans Schorndorf gebürtig wie Sebastian Schärtlin. Mit diesem Landsknechtshanptmann zog er im Jahre 1532 nach Ungarn gegen die Türken. Eines Abends ging er vom Trinkzelt ans auf die Wache vor dem Lager. Seine Sinne waren ein wenig umnebelt, und so vergaß er das Wort der Lofnng. Während der Nacht wurde er von streifenden Türken überfallen; er wehrte sich aber so mannhaft, daß er ihrer nenn erschlug. Die übrigen entflohen, er aber legte die neun Erschlagenen fein säuberlich der Reihe nach ans den Rasen, und als am Morgen feine Spießgesellen kamen und sich feiner That verwunderten, schalt er sie Verräter, daß sie ihn in so hartem Kampfe allein gelassen hatten. Als Kaiser Karl V. von Heerdegens männlicher That hörte, beschloß er, den Tapfern dadurch zu belohnen, daß er ihn zum Ritter schlüge. Heerdegeu aber lehnte diese Ehre sehr ernstlich ab, weil er „noch nie ein Roß bestiegen", und blieb sein Leben lang ein Landsknecht. Das Leben der Landsknechte war ein ungebundenes. In Speise und Trank, Kleidung und Vergnügen schweiften sie gern ans. Berüchtigt war besonders ihre Trunk- und Spielsucht, gegen die alle Bestimmungen der Artikelbriefe nichts ausrichteten. Dazu lief bei dem Spiel noch allerhand Aberglauben mit glückbringenden Alraunen, Diebsfingern u. dgl. mit unter. Zu den häßlichsten Flecken des Landsknechtswesens gehört auch das gotteslästerliche Flachen und Schwören, gegen das die Artikelbriefe ebenfalls vergeblich ankämpften. Als eine Landplage, und namentlich von den Bauern, wurden besonders diejenigen Landsknechte betrachtet, welche, von einem Hauptmann entlassen, im Lande umherzogen, bis sie wieder angeworben wurden. Sie „garteten", d. i. gingen dem Betteln nach und wurden „Gartbrüder" genannt. Als um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Nieder-Deutschland die von solchen ohne Dienst und Sold umherirrenden Landsknechten ausgehenden Plagen geradezu unerträglich wurden, kamen die Städte von Obersachsen, Niedersachsen und Westfalen am 8. März 1546 in Hannover zusammen, um Mittel zur Abhilfe zu beraten. Aber es gelang noch lange Zeit nicht, dem Unwesen der Gartbrüder, welche in den fürstlichen Verordnungen meist mit Bettlern, Juden und Zigennern zusammengestellt wurden, ein Ziel zu setzen. Eine anschauliche Schilderuug der Gartbrüder gewähren ein paar Erlasse des Herzogs Julius von Braunschweig. Schott in einem Erlasse vom 28. Juli 1570 klagt der Herzog bitter über das mutwillige und gewalttätige Treiben der Landsknechte, „die sich zusammenrotten und sich nichts mehr denn des täglichen Gartens befleißigen und ernähren, auch sonderliche

4. Teil 2 - S. 459

1882 - Leipzig : Brandstetter
Das deutsche Reichsheer. 459*' Die einzige Richtung, nach welcher die Bestimmungen der Wormser-Matrikel zu einiger Geltung kamen, war die gegen die Osmanen. Aber Soliman hatte Recht, wenn er sagte: „Die Deutschen beraten, ich handle." — „Die deutschen Fürsten sind wie die Füchse Simsons, die mit ihren Köpfen jeder wo anders hinaus wollen, während sie mit den zusammengebundenen Schwänzen ihr eigenes Reich in Brand stecken." Und der Spanier Mendoza vermaß sich: er wolle das ganze deutsche Reich mit 16 000 Mann erobern; denn bevor der Reichstag sich versammelt, die Reichshilfe beantragt, die Vorschläge „hinter sich gebracht" und die Antworten eingeholt hätte, müßte die ganze Eroberung schon vollbracht sein. In t>er That, dies „hinter sich bringen" d. H. das umständliche Mitteilen der Reichstagsvorschläge durch die Gesandten an ihre Auftraggeber, das Warteu auf deren Entschließungen und auf weitere Instruktionen trug nicht wenig dazu bei, daß man alles hinter sich, nichts vor sich brachte und fast bei jeder Gelegenheit den richtigen Zeitpunkt zum Handeln versäumte. Auf dem Reichstage zu Speier (1542) ward z. B. eine Hilfe von 40 000 Mann zu Fuß und 8000 Reiter (120 Römermonate) verwilligt, weil abermals die Türkengefahr drohend heraufgestiegen war. Als aber der oberste Feldhauptmann, Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg, vor Wien anlangte, fand er unbeschreibliche Mängel. Da gab es Fähnlein^ deren Dienst schon im Augenblick des Eintreffens ablief, da fehlte diesen das Geschütz, jenen das Pulver; aus Niederland, Westfalen und Nieder-fachfen war noch niemand da. Das Schlimmste aber war der Geldmangel; der gemeine Pfennig ging zu langfam ein, und daran scheiterte die ganze Unternehmung. Als es endlich vor Pest zum Sturm kommen sollte,, weigerten sich die Landsknechte; sie frugen höhnisch, ob man sie etwa mit dem Sturm bezahlen wolle. Ruhmlos zog das Reichsheer zurück. Unter Ferdinand I. waren die Leistungen der Stände zur Türkenhilse so gering, daß Ferdinand mit Soliman Ii. einen achtjährigen Waffenstillstand schließen mußte, der das Reich zu einem jährlichen Tribut von 300 000 Goldgulden verpflichtete. Auch unter Maximilian Ii. blieb es so. Während es dem Reiche als solchem immer an genügenden Streit-kräften gebrach, war Deutschland und besonders Schwaben und Rheinland der allgemeine Werbeplatz der europäischen Staaten, trotz des oben angeführten Mandates Karls V. vom Jahre 1547. Auf dem Tage zu Speier (1570) redete man den auswärtigen Diensten sogar das Wort: „es sei von alters her ein löbliche Art deutscher Freiheit gewesen, um Ehre und Ruhm mit ritterlichen Thaten fremben Potentaten ohne alles Beleidigen des Vaterlandes Dienste zu thun". Wetteifernd mit dem der Schweizer erfüllte der Name der Landsknechte die Welt. Spanien warb zur nämlichen Zeit in Schwaben, wie Oranten ant Niederrhein; vor allem aber fand Frankreich auf deutschem Grund und Boden den Kern seines Fußvolkes, und als die kirchlich - politischen Parteien der Hugeuotteukriege einander bekämpften.

5. Das Mittelalter - S. 241

1877 - Leipzig : Brandstetter
241 von dem tapfern Tankred, der über den Oelberg zu dem Heere zurückkehrte, gerettet wurden. 2. Endlich brach der Tag (6. Juni) an und schnell wurden die Höhen erstiegen; da lag sie vor ihnen, die heilige Stadt mit ihren Mauern und Thürmen und wie mit himmlischem Glanze strahlte sie ihnen entgegen. Namenlose Wonne und innige Rührung durchdrang Aller Herzen; vergessen waren alle Gefahren und Mühseligkeiten, nahe der Lohn für alle Verluste. Sie jauchzten und weinten vor Freuden, beteten und sangen, warfen sich nieder und küßten den Boden, wo sie die Fußtritte des Heilandes und seiner Jünger zu sehen glaubten. Nichts glich ihrer Freude, diese Stätte zu schauen, als die Begierde sie zu besitzen, und wohl nie ist ein Heer begeisterter als dieses zur Eroberung einer Stadt herangerückt. Aber den Herzog Gottfried drückte nun die schwere Sorge, wie die große, von 60,000 Mann vertheidigte feste Stadt mit der geringen Zahl von vielleicht nur 20,000 wirklichen Kriegern einzuschließen und zu belagern sei. Man begann die Arbeit von der nördlichen Seite her. Zunächst der Burg David's nahm Gottfried mit den Deutschen und Lothringern seinen Platz. Schon am fünften Tage wagte das Heer einen allgemeinen Sturm. Vergebens! Zwar warfen sie die Vordermauer nieder und drangen bis zur Hauptmauer, aber aus Mangel an Strickleitern konnten sie weiter nichts ausrichten. Viele von ihnen wurden getödtet, noch mehrere verwundet, und mit Einbruch der Nacht mußten sich Alle wieder zurückziehen. Das Mißlingen dieses ersten Anlaufs führte zur Besonnenheit. Man dachte nun ernstlicher an einen geordneten Angriff und an die Verfertigung des nöthigen Belagerungszeuges. Aber nun war Mangel an Holz und bald entstand auch Mangel an Nahrungsmitteln, besonders an Wasser; fast wäre in der unerträglichen Hitze das Heer vor Durst verschmachtet. Endlich entdeckte man in einer entfernteren Gegend einen Wald, aus welchem große Stamme und Balken in's Lager geschafft wurden. Noch ein sehr glücklicher Umstand war es, daß Schiffe von Genua in den Hafen von Joppe einliefen, wodurch den Kreuzfahrern Nahrungsmittel, Mannschaft und geschickte Baumeister zugeführt wurden. Nun ging es rasch an die Arbeit. Alle ohne Ausnahme, Vornehme und Niedrige, Arme und Reiche unterzogen sich derselben, und in kurzer Zeit wurden Sturmleitern und Wurfmaschinen in Menge gefertigt. Herzog Gottfried aber und Graf Raimund ließen auf eigene Kosten zwei große Belagerungsthürme bauen und unter unsäglichen Mühen zu denjenigen Stellen der Mauern schaffen, wo ihre Wirkung am erfolgreichsten schien. 3. Es waren vier Wochen unter mancherlei Arbeit und Beschwerde vergangen; fast alle Vorkehrungen waren vollendet und der Tag zum atier- Grube, Geschichtsbilder. Ii. ig

6. Das Mittelalter - S. 247

1877 - Leipzig : Brandstetter
247 Wenige zurück. Sie fanden auf ihrem Marsche noch größere Schwierigkeiten als Peter und Gottfried fünfzig Jahre vorher. Der griechische Kaiser verweigerte ihnen Lebensmittel, griff sie als Feinde an und führte sie wohl gar den Türken in die Hände, denn er war eifersüchtig auf die Macht der Abendländer. Und als sie in Asien ankamen, rieben Hungersnoth und Pest den größten Theil des Heeres auf, und die Christen in Jerusalem, voll Argwohn gegen die abendländischen Fürsten, als suchten sie eigene Macht, hinderten jede größere Unternehmung. Konrad und Ludwig kehrten unwillig wieder zurück, nachdem sie durch Aufopferung von beinahe 200,000 Menschen nichts weiter erlangt hatten, als daß sie Jerusalem und dao heilige Grab gesehen. Bernhard, der von diesem Zuge den glücklichsten Erfolg im Namen Gottes versprochen hatte, ward jetzt mit Borwürsen überhäuft. Er aber rechtfertigte sich, die Schuld läge an den Sünden der Kreuzfahrer, und die Seelen der Gebliebenen seien doch im Himmel. Hätte doch Moses selbst sein Volk nicht in das gelobte Land einführen können! 5. Philipp August und Richard Löwenherz. 1. Im Jahre 1190 traten auch der König von Frankreich, Philipp August, und der König von England, Richard I., dem seine Heldenkühnheit den Beinamen „Löwenherz" erworben hat, gemeinschaftlich den Kreuzzug an. Sie beschlossen, statt des mühsamen und gefährlichen Landweges durch Ungarn, lieber zur See die Reise zu unternehmen. Die italienischen Seestädte Genua, Pisa und Venedig übernahmen die Uebersahrt und Besorgung der Heere, und wurden dadurch reiche und mächtige Seestaaten. Bei der Rückkehr beluden sie die leeren Schiffe gewöhnlich mit Erde aus dem gelobten Lande. Diese wurde in der Heinrath theuer verkauft und auf die Begräbnißplätze gestreut, denn seliger glaubte der fromme Christ unter dem heiligen Sande zu schlummern, und wenn er nicht das Glück genossen, die heilige Erde selbst zu betreten, hatte er doch den Trost, daß sie nach dem Tode seine irdische Hülle bedecke. Auch wurde Wasser aus dem heiligen Jordan mitgebracht, womit sich die Christen in ihrer Sterbestunde besprengen ließen. Die Engländer schifften sich in Marseille, die Franzosen in Genua ein. In Messina vereinigten sich beide Könige wieder, aber schon hier entzweite Eifersucht und Nationalhaß Könige und Völker, und weil sie sich nicht einigen konnten, blieben sie einen ganzen Winter auf Sicilien liegen. Noch größer wurde der Zwiespalt, als sie im folgenden Jahre bei der Stadt Akre landeten und diese belagerten. Man kam endlich darin überein, daß einen Tag die Engländer, den andern Tag die Franzosen stürmen sollten, und so brachte es der Wetteifer in der Tapferkeit dahin, daß die Türken am 13. Juli 1191 die Stadt unter der Bedingung übergaben, daß

7. Quellenbuch - S. 81

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 81 — 43. Der zweite Kreuzzug. 1147. Gerhoh, der Propst des Klosters Reichersberg im Bistum Salzburg, der von 1093 bis 1169 lebte, hat in einem uns hinterlassenen lateinischen Werke auch den Verlauf des zweiten Kreuzzuges geschildert. Er erzählt: „Die Könige Konrad von Deutschland und Ludwig vou Frankreich nahmen mit einem zahllosen Heere, das aus allen Christenländern zu ihnen strömte, den Landweg, nur wenige suchten zu Schiffe durch das Meer ihren Pfad. Es gab keine Stadt, die nicht zahlreiche Kreuzfahrer, kein Dorf und keine Ansiedelung, die nicht wenigstens einige entsendeten. Bischöfe mit der Herde ihres Sprengels, auch Herzöge, Grafen und andere Große und Herren zogen jeder mit seiner Schar. Sie führten Schilde, Schwerter, Harnische und anderes Kriegsgerät mit sich und reichlichen Vorrat von Gepäck und Zelten, die sie auf Wagen und zahllosen Pferden fortschafften. Kaum faßte die Landstraße und die angrenzende Flur die Heerscharen, kaum das Bett der Donau die Menge der Schiffe. So unermeßlich war das Heer, daß nach meiner Meinung noch nie, seit es überhaupt Völker giebt, solche Menschenmenge, Reiter und Fußvolk, zusammengekommen ist. Kein Markt war groß genug für ihren Bedarf an Lebensmitteln, kaum ein Feld weit genug für ihr Lager. Deshalb fing zahlloses Volk, das keine Wagen und Rosse zum Fortschaffen der Lebens mittel hatte, nach kurzem zu hungern an. Denn eine Menge von Landleuten und Hörigen verließ Pflugschar und Dienst ihrer Herren, zum Teil ohne Wissen und Willen derselben, und begann unüberlegt mit wenig oder gar keinem Golde oder Silber den weiten Zug, weil sie hofften, daß ihnen bei so heiligem Werke, wie einst dem Volke der Israeliten, entweder Brot vom Himmel herabfallen oder durch göttliche Fügung irgendwoher Nahrung werden müßte. Aber es kam weit anders, als sie hofften, die größten Widerwärtigkeiten betrafen das Heer auf einer Fahrt, die nach ihrer Meinung heilig war. Unter großen Mühen kam die Menge nach Konstantinopel. Dort wurde der römische König von den Griechen listig umgarnt, und mehrere seiner Fürsten wurden durch Gold und Silber verlockt, so daß der König seinen Weg gegen Jkoninm durch eine Wüste nahm. Er war der Meinung, Gottes Willen zu thun, wenn er gewisse Völkerschaften, die den Christen feindselig gesinnt waren, dem Herrn unterjochen oder demütigen und schwächen könnte; aber erhandelte nur auf Betrieb der Griechen, welche ihre Feinde unterwerfen, aber nicht den christlichen Glauben ausbreiten wollten. Der römische König teilte also die Scharen in zwei Heere und nahm mit seinem Heere unter griechischen Führern die Richtung nach Jkonium durch eine Wüste. Der König von Frankreich aber behielt mit seinem Heere die Richtung auf Antiochien und Jerusalem, die er eingeschlagen hatte, und zog teils zu Wasser, teils zu Lande. Es ist unmöglich, alle Leiden aufzuzählen, welche die beiden Heere erduldeten, nur das Wichtigste will ich kurz anführen. Das Heer, welches auf Jkoninm marschierte, wurde durch Anstrengung, Hunger und Durst in der Wüste erschöpft, außerdem litten sehr viele an heftiger Ruhr. Da Richter, Quellenbuch. g

8. Quellenbuch - S. 83

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 83 — Hunger und Kälte erschöpft, an einen Ort der Küste. Dort wurde er durch das Mitleid der Bürger erquickt und mit einem Darlehn versehen, so daß er zur See nach Jerusalem fahren konnte. Endlich kamen die beiden Könige mit geringen Resten ihrer Heere nach Jerusalem. Denn das Heer des römischen Königs, welches den Mühsalen und den Feindesgeschossen der Wüste entgangen war, hatte sich zum größten Teile nach der Heimat zurückbegeben; aber auch das andere Heer, welches dem Könige von Frankreich folgte, war zum Teil in jenem Gebirge umgekommen. Als man in Jerusalem ankam, fand man die Stadt frei von Feindesgefahr, wieder römische König mit eigenem Munde bezeugt hat. Nur solche Ausfälle und Beutezüge fanden statt, wie sie überall an der Grenzmark verschiedener Völker vorkommen. Sie hatten die ganze Welt in Bewegung gesetzt und lebten doch in dem herkömmlichen Frieden. Endlich unternahm man einen Zug gegen Damaskus und belagerte es, damit die große Bewegung nicht ganz umsonst geschehen wäre. Zu dieser Belagerung warb der römische König Konrad ein neues Heer durch große Summen Geldes, die von allen Seiten nach Jerusalem gekommen waren. So schritt man zur Belagerung, und zwar die Könige von Rom und Frankreich und ihre Heere, und dazu der König von Jerusalem und alle Reisigen aus dieser Stadt. Und unser König war in dem Glauben, daß alles ehrlich und redlich zugehe; er brach in die Gärten der Stadt ein und schlug das Lager außerhalb der Mauer, denn er wollte das Werk tüchtig durchführen. Die andern aber errichteten ihr Lager anderswo an Stellen, die bequemer und weiter entfernt waren. Sobald aber die Stadt durch die Belagerer eingeschlossen war, fingen die Bürger innerhalb der Mauern an, mit denen von Jerusalem über Frieden und Ende der Belagerung zu unterhandeln. Bald boten sie diesen auch viel Geld und erreichten ihren Willen. Die vou Jerusalem schlossen also heimlichen Vertrag, nahmen große Geldsummen und traten von der Belagerung zurück, überredeten auch den König von Frankreich dazu. So ließen sie den römischen König mit den Seinen allein bei der Belagerung. Als dieser sah, daß mit ihm betrügerisch gespielt worden war, gab er auch die Belagerung auf, weil ihm nichts anderes übrig blieb. Und es ist kläglich zu bejammern, daß von einem Heere, welches auf 700 000 geschätzt wurde, kaum wenige Reste zurückkehrten und durch so große Anstrengung kein Sieg erreicht wurde. Das war also das Ende und die Frucht so großer Anstrengungen. Aber wenn wir die Habsucht der Leute von Jerusalem anklagen, können wir auch die Unseren nicht ganz rechtfertigen. Denn oft und viel hatten sie die evangelische Lehre vernommen, welche ihnen befahl, mäßig, gerecht und treu zu sein; sie aber haben den Wert der Wahrheit nicht begriffen. Auch lügenhafte Zeichen und Wunder fehlten in dieser Zeit nicht, sie wurden durch Gott einigen Männern jener aufgeregten Zeit, auch einigen Genossen jener Fahrt so häufig zugelassen, daß die, welche Lärm und Vorzeichen und wunderbare Heilungen begehrten, vor der Menge einbrechender Wunderthaten kaum Zeit hatten, ihr Brot zu essen. Das habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen. Wem ich aber die Erdichtung der Wunder zu- 6*

9. Teil 1 - S. 286

1882 - Leipzig : Brandstetter
286 Fahrende Ritter. den Ungläubigen gefangen wurde. Durch Kaufleute losgekauft, gelaugte er zum zweitenmal über Armenien nach Jerusalem, ging nach Cypern und Konstautiuopel^und fuhr durch Rußland und Polen an die Ostfee und hiniibu uach Schweden und machte mit dem König von Schweden einen Zug gegen die Russen. Über Droutheim reiste er weiter nach Schottland, England und Irland und wohnte einem Seetreffen zwischen den Engländern und Spaniern bei. Nun ging er zwar nach Holland, aber erst nachdem er noch eine Romfahrt gemacht hatte, fah er seine Heimat wieder. Mit seinen Reisen war er jedoch noch lange nicht fertig. Zuerst machte er noch zwei Kriegszüge wider die Preußen und Russen mit, daun zog er wieder nordwärts nach Schweden, herab durch Dänemark, Holstein, Westfalen, die Niederlande nach Frankreich und sah Paris, ging hinüber nach Spanien bis Sevilla und Granada und kämpfte in Valencia gegen die Mauren, schiffte sich ein nach Majorka, Sardinien, nach der Berberei und besuchte Tunis. Endlich gelangte er über Sicilien, Rhobits und Cypern zum dritten* male nach Jerusalem, von wo er über Konstantinopel und durch die Biuueu-länder die Donau aufwärts nach Hause zurückkehrte. Der abenteuerlichste unter den deutschen Wanderrittern, derjenige, welcher am klarsten den Einfluß der Romane erkennen läßt, ist der Sänger und Dichter Oswald von Wolkenstein, ein Tiroler. Von Kindheit auf hatte er sich vollgesogen von der ganzen Sagenromantik, die damals in der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts auf Berg und Thal allerorten in Tirol wieder auflebte. Kaum war er zehn Jahre alt, ein Bursche, überreif für sein Alter an Körperkraft und Verstand und von gereizter, bildervoller Phantasie, so hielt es ihn schon nicht länger in seines Vaters Schloß. Er lief davon und kam als Reiterbube, armselig und dürftig, die Nacht im Stall oder unter freiem Himmel zubringend, mit dem Zuge Herzog Albrechts Iii. (1377) nach Preußen. In Preußen blieb Oswald acht Jahre, machte alle Züge gegen die Preußen, in Polen und Rußland mit und lernte bei dem deutschen Orden den Krieg unter Wunden und Gefahren. Der Drang nach Abenteuern führte ihn weiter. Von Königsberg fuhr er hinüber nach Skandinavien, besuchte die Niederlassungen der Hansa und focht mit im Heere der Königin Margarete in einer schwärmerischen Verehrung für ihre Person, mit einer Hingebung, wie sie nur ein irrender Ritter im Kampfe für eine bedrängte und geliebte Prinzessin zu zeigen vermochte. Nach dem Siege bei Falköping (1388) suchte er das Land seiner Sehnsucht auf, England, die Gebnrtsstätte der romantischen Sagen, die Heimat der Tafelrunde, denn er selbst dachte sich als einen der irrenden Ritter, der nach dem Gral durch alle Welt suchte. Er kam noch rechtzeitig, um die Schlacht vou Otterburn mitzumachen. Auch Irland sah er noch und kehrte dann 1389 nach Königsberg zurück, aber diesmal nur um weiter zu wauderu. Mit Handelsleuten ging er durch das innere Land nach Kaffa und wollte mit einem Schiff, auf dem er sich als Ritderfnecht und Koch ver-

10. Geschichtsbilder - S. 38

1911 - Leipzig : Brandstetter
6vq 38 Sv9 ihren Ursprung auf König Heinrich zurück, und so ist denn Heinrich nicht mit Unrecht der Städteerbauer genannt worden. 6. Als nun die neun Jahre des Waffenstillstandes um waren und Heinrich sich weigerte, den Tribut weiter zu zahlen, brachen die Ungarn wieder in Deutschland ein. An der Unstrut in Thüringen kam es zur Entscheidungsschlacht (933). Nicht umsonst hatte Heinrich sein Heer im Reiten geübt und in den Kämpfen gegen die Slaven erprobt. Die Ungarn wurden geschlagen und mußten bei ihrer eiligen Flucht ihr ganzes Lager zurücklassen. Da fanden die Sieger nicht nur allerlei Kostbarkeiten, die die Ungarn auf ihrem Zuge zusammengeraubt hatten, sondern auch zahlreiche Gefangene, die sie mit sich in die Knechtschaft hatten schleppen wollen, die aber nun zu ihrer großen Freude die Freiheit wieder erlangten. 7. Heinrich lebte nach dem Siege an der Unstrut nur noch drei Jahre. Nach seinem Tode begrub man ihn in dem Kloster zu Quedlinburg, das er selbst zum Heile seiner Seele gestiftet hatte. Nach Heinrich I. ward sein Sohn Otto König. Unter ihm versuchten die Ungarn noch einmal einen Einfall in Deutschland. An der Donau zogen sie herauf, so zahlreich, daß sie prahlten, ihre Rosse würden die deutschen Flüsse austrinken. Aber König Otto erschien auch mit einem zahlreichen Heere, denn alle deutschen Herzöge führten ihm ihre Krieger zu. Auf dem Lechfelde kam es zur Schlacht, die mit einem vollkommenen Siege der Deutschen endete. Ein großer Teil der Ungarn fiel im Kampfe, und sehr viele ertranken, als sie auf der Flucht den Lech durchschwimmen mutzten. Das war im Jahre 955, und seitdem sind die Ungarn nicht wieder nach Deutschland gekommen. 5. Der erste Kreuzzug. 1. Im Mittelalter äußerte sich der fromme Sinn der Christen vielfach ganz anders als jetzt. Man glaubte, ein Gott besonders wohlgefälliges Werk zu tun, wenn man fastete oder den Leib durch Rutenschläge peinigte. Man unternahm weite Wallfahrten zu den Gräbern der Apostel oder anderer Heiligen, zu Altären, wo Überbleibsel (Reliquien) von Heiligen, z. B. Teile von den Gebeinen berühmter Märtyrer, ein Stück vom Kreuze Christi u. dgl. aufbewahrt wurden. Und man glaubte, daß ein Gebet, das an solcher Stelle verrichtet würde, wirksamer und Gott angenehmer sei als ein anderes. Zu solchen Wallfahrten vereinigten sich oft ganze Scharen von Pilgern, und je mehr Beschwerden und Entbehrungen auf
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