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fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem
Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder-
bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii.
(1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö-
sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga-
rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch
Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die
Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden,
welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt
(1324) ganz aufgegeben wurde.
122. Die Oströmer.
In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei-
ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der
Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und
erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden.
Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man
den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des
Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes
wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz-
zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo-
hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu
halten und zu heben schienen. Bald siel die feste .
Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^
die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204,
das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus
Nicäa zurückkehrten.
123. Nachtheilc der Wahlverfassung für
Deutsch land.
Von anderer Art war der Verfall im Reich der
Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war,
daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs.
Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn
6*
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Ii Waldemar_Iii Basilius Alexius Manuel Friedrichs
74
Die Entdeckung des Albert N'yanza.
ins Hinterteil des Kanoe ein Lager, bohrte unterhalb desselben mit
dem großen Bohrer ein Loch und band mit einem Riemen von
roher Haut, den ich von meiner mit Wasser gesättigten Bettdecke
abschnitt, ein Ruder fest. So machte ich ein höchst wirksames
Steuerruder. Von meiner Mannschaft hatte mir keiner geholfen.
Während ich hart arbeitete, waren sie unter ihren eingeweichten Fellen
liegen geblieben und hatten ihre kurzen Pfeifen geraucht. Sie waren
vor Verzweiflung völlig gefühllos, da ihre lächerlichen Anstrengungen
beim Rudern am vorhergehenden Abend alle Hoffnung in ihnen voll-
ständig vernichtet hatten. Sie hatten sich ganz in ihr Schicksal er-
geben und betrachteten sich als der Geographie geopfert.
Ich warf ihnen den Bohrer hin und erklärte, daß ich zum Auf-
bruch fertig sei und auf niemanden warten würde. Ich schnitt zwei
Bambusrohre ab, machte einen Mast und eine Segelstange und be-
festigte einen großen schottischen Plaid als Segel daran. Wir stießen
das Boot ab. Glücklicherweise hatten wir zwei oder drei Reserve-
rüder; das zum Steuer verwendete Ruder wurde daher nicht ver-
mißt. Ich nahm das Steuer und ermahnte meine Mannschaft, an
nichts zu denken als an starkes Rudern. Fort ging's mit uns so
gerade wie ein Pfeil zum größten Vergnügen meiner Leute. Es war
sehr wenig Wind, aber ein leichtes Lüftchen füllte den Plaid und
trieb uns sanft vorwärts.
Als wir um das Vorgebirge herum waren, befanden wir uns
in einer großen Bai; das gegenüberliegende Vorgebirge war in einer
Entfernung von acht bis zehn Meilen sichtbar. Wollten wir an der
Küste der Bai hinfahren, fo hätten wir zwei Tage gebraucht. Weiter
hinein war noch ein anderes kleines Vorgebirge; ich beschloß daher,
direkt nach diesem Punkte zu steuern, ehe ich mich in gerader Linie
von einem Vorgebirge zum andern wagte.
Als ich mich umsah, bemerkte ich, daß unser zweites Kanoe
etwa eine Meile zurück war und sich die Zeit damit vertrieb, daß
es nach allen Gegenden des Kompasses zeigte; — die faule Mann-
schaft hatte sich nicht die Mühe genommen, das Steuer anzuwenden,
wie ich ihr befohlen hatte.
Wir reisten etwa vier Meilen in der Stunde, und meine Leute
waren so aufgeblasen, daß sie sich bereit erklärten, ohne Beistand bis
zur Nilmündung zu rudern. Das Waffer war vollkommen ruhig,
und als wir um das nächste Vorgebirge herum waren, hatte ich die
Freude, in einer bequemen kleinen Bai ein Dorf und eine große
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Die Krokodilengrotte von Maabdeh. 181
seine und seines arabischen Pferdes schöne Formen und Gelenkigkeit
zu zeigen.
Abends und die halbe Nacht hindurch sind die sonst um diese
Zeit toten und menschenleeren Straßen Kairos mit Hunderten von
Spaziergängern belebt, welche nach der Esbekieh strömen, sich frei
fühlend von dem lästigen Laternengesetz und von den beobachtenden
Blicken der türkischen Polizeisoldaten, welche selbst in umfangreicher
Weise Ramadan feiern. Die Kaffeehäuser in der Stadt sind geöffnet
und lange bis nach Mitternacht besucht.
(Nach W. Winkler.)
6. Die Krokodilengrotte von Maabdeh.
Die Windstille hielt uns seit drei Tagen vor Anker bei Amabdi
fest. Der Aufenthalt in der Kajüte wurde unter dem glühenden
Sonnenbrande immer unerträglicher; wir waren des ewigen Rauchens
und Faulenzens müde und sehnten den Khamsin herbei, dessen
Staubwolken seit mehreren Tagen am westlichen Horizonte zu drohen
schienen. Da schlug uns Hassan, unser Dragoman, vor, die einige
Meilen von unserem Ankerplatze entfernten Grotten von Maabdeh
zu besuchen. Ich erinnerte mich des schrecklichen Abenteuers, welches
das Parlamentsmitglied Herr Leigh dort bestanden hatte, und nahm
trotzdem den Vorschlag an, ja ich beschloß sogar, ungeachtet der
dringenden Mahnungen Hassans, in das Innere der Grotten einzu-
dringen.
Es gelang uns, in Amabdi einige Esel und zwei junge Bursche
als Führer auszutreiben. Bei Tagesanbruch sollten wir (ich und
mein Bruder) aufbrechen.
Der Mond war untergegangen, und der dichte ägyptische Nebel
umhüllte die Landschaft, als wir geräuschlos über den Strom fuhren
und auf dem Sande des andern Ufers ans Land stiegen. Die Luft
war inzwischen erstickend heiß geworden, denn der Khamsin näherte
sich und verschleierte bereits den Horizont. Vor uns erhoben sich
Granathügel, die sich unter den Staubwirbeln wellenförmig zu be-
wegen schienen; hinter uns, zwischen nahen Ufern eingezwängt,
wälzte der Nil brausend und reißend schnell seine gelben Wellen.
Die Führer erschienen, als eben die Sonne aufging. Der Weg
führte uns zwei Stunden lang durch reiche Getreide-, Hanf- und
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96 Die Somal.
zwischen Abefsinien und dem Äquator, der Ostküste einerseits und
dem Stromgebiet des oberen Nillaufes andererseits. Da das ganze
Volk streng mohammedanischer Religion ist, hat es sich gegen die
Nachbarvölker fast ganz abgeschlossen und nur an den Landesgrenzen
etwas vermischt.
Nur vorübergehend sind in einigen Küstenplätzen Araber und
Hindus als Kaufleute geduldet worden. Da es niemals Reisenden
außer dem Baron Claus v. d. Decken, der leider ein so rasches und
unglückliches Ende nahm, geglückt ist, mit dem unvermischten Volke
in Freundschaft zu leben, so haben sich bis in die neueste Zeit die
unglaublichsten Fabeln von diesem Volksstamme erhalten. Wenn
ich auch nur 6 Wochen hier gelebt habe, also vielleicht kein kompe-
tentes Urteil besitze, so kann ich doch versichern, daß alle diese Er-
Zählungen wirkliche Fabeln sind. Die Somal sind durchweg ein sehr
liebenswürdiger, ordentlicher, reinlicher Menschenschlag, der aber
leider eine unbeschreibliche Habgier, die zu zügeln nicht immer ganz
leicht ist, besitzt. Das Volk ist nach seiner Lebensweise in Hirten
und Städter einzuteilen.
Die Hirtenbevölkerung nomadisiert im ganzen Inneren mit ihren
großen Herden und hat keine festen Wohnsitze, während sich die
Städter in größeren und kleineren Ortschaften an der Küste nieder-
gelassen haben. Jene ist sehr kriegerisch und unternimmt fast jähr-
lich Raubzüge gegen die Nachbarvölker, um Menschen und Vieh zu
rauben und diese Leute dann bei den Städtern gegen Geld, Kleider
und andere Handelsgegenstände einzutauschen. Die Städter dagegen
treiben Handel nach Indien und Arabien, beschäftigen sich viel mit
Haifischsang und Perlenfischerei. Bei den Städtern hat sich die
Sitte, alles Fremde zu plündern, dahin gemildert, daß sie zur Zeit
nur noch das Strandrecht an ihrer Küste ausüben und von allen
ankommenden fremden Schiffen eine gewisse Steuer erheben, welche
in Reis oder Matama (indisches Korn) besteht. Diese Abgabe (oder
Geschenk) erbittet sehr bescheiden, aber bestimmt, einer der älteren
auf das Schiff kommenden Somal. Höchst interessant ist es, die
Bevölkerung zu beobachten, wenn sich ein Schiff vor dem Hafen zeigt.
Zuerst streitet Jung und Alt, ob es weiter geht oder einläuft, sobald
letzteres klar ist, von welcher Station es ist, und was es wohl
bringen mag. Nachdem alles hin und her erwogen, stürzt die Ju-
gend in das Meer, um schwimmend das Schiff zu erreichen, während
die Männer mit ihren Booten an dasselbe fahren. Auf dem Schiff
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Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. 285
Aschante, der auch im Kriege eine Rolle gespielt, auf eigene Faust
den sagenhaften Ort aufzusuchen und dort Milchkühe, deren Mangel
an der ganzen Küste so schwer empfunden wird, auch Pferde und
Schafe einzuhandeln. Sobald sein Projekt bekannt wurde, riet man
ihm von allen Seiten ab, das Unternehmen zu wagen, da die Ein-
wohner im höchsten Grade unduldsam und räuberisch, und die Ge-
genden, die zu durchschreiten seien, teils nnwirtbar, teils voll von
Elefanten, Löwen und Leoparden seien. Auch müsse man ganze
Tagereisen durch eine menschenleere Wüste ziehen. Blieb Aschante
nun auch fest, so war es um so schwerer, die nötigen Träger und
Begleiter zu finden und mußte er dann auch mit nur wenig Ge-
treuen die monatelange Reise am 18. Januar von der Station
Kjebi aus antreten. Als Mundvorrat hatte er hauptsächlich Choko-
lade, Brot, Mais und Bodennüsse bei sich, ferner Cognac und
Chinin, das notwendige Übel auf einer Afrikareife. Nach drei Tagen
erreichte die kleine Karawane die nördlichste Baseler Station Abetifi,
nordöstlich von Kumassi gelegen, und pflegte da einige Tage der
Ruhe; neue Schwierigkeiten erhoben sich hier, da sich keine Träger
nach Salaga engagieren lassen wollten und die finanzielle Ausrüstung
unseres Reisenden 20 L. nicht viel überstieg. Doch regelten sich
diese Sachen endlich zu leidlicher Befriedigung, und nun wurde die
Reise durch die ehemals zu Aschanti gehörige Provinz Okwau in
nordöstlicher Richtung fortgesetzt. Die erste Tagereise brachte die
Reisenden nach Nkwantanan, dem letzten Okwaudorf, und die
nächstfolgende an den wegen feines Fischreichtums berühmten Fluß
Afram, den schon 1869 die gefangenen Misstonare Ramseyer und
Kühne mit den Aschanti zu Fuß passiert hatten. Derselbe ist etwa
80 Schritte breit und kann in der nassen Jahreszeit nur auf Booten
passiert werden, da er sehr reißend ist. Derselbe ist jedenfalls ein
Nebenfluß des Volta.
Jenseits des Afram beginnt eine weite, ganz unbewohnte Gras-
ebene, eben jene Wüste, vor der man David Aschante gewarnt hatte.
Dieselbe muß aber die letztere Bezeichnung jedenfalls mit Unrecht
tragen. Denn nach Afchantes Schilderung ist diese Ebene nicht
allein mit hohem Gras und Gebüsch bewachsen, sondern überaus
reich an Wasser und deshalb auch ein wahres Paradies für Ele-
fanten, Antilopen und Gewild aller Art, aber natürlich auch für
Löwen und Leoparden. Aschante vergleicht diese Gegend mit der
Akkra-Ebene zwischen Akuapem und der Küste; nur findet er sie
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Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. 287
energisches Auftreten war nötiger als je. Das Volk ist zahlreicher
als die Pae, schmutzig und bigott im höchsten Grade. Ihre runden
Häuser besitzen weder Gehöfte noch Schattenbäume, noch Zäune,
weil der Fetisch dieselben nicht leiden will. Der König hat fast gar
keinen Einfluß, umsomehr aber der Fetischpriester, der das ganze
Volk in Sklaverei hält. Weder Pferde noch Esel werden in der
Gegend geduldet, auch ist es streng verboten, nachts ein Licht anzu-
zünden, da das vom Fetisch ebenfalls ungern gesehen wird. Zwil-
finge werden über einen bestimmten Felsen in den Volta geworfen
und selbst die Bezeichnung derselben — Ata — darf nie ausge-
sprochen werden. Zeigt sich der Fetischpriester, so schreit alles aus
Leibeskräften — der große Vater kommt, er kommt —, denn es
würde auf ein wenig lautes und eifriges Schreien eine arge Strafe
folgen. Man kann sich daher vorstellen, was es für eine Erregung
gab, als Afchaute nachts ein Licht anzündete und trotz aller könig-
lichen Botschaften nicht löschte, und als er gar am andern Tage vor
dem Hause des Fetisches predigte. Sogar seine Leute gaben ihn
verloren und waren überaus erstaunt, als sich an seinem ruhigen
und festen Auftreten die Wellen des Volksanflaufes brachen.
Die Hauptstadt Karakye liegt am Volta auf felsigem Boden
und ist ein sehr besuchter Wallfahrtsort. Handel und Viehzucht
werden wenig betrieben, obfchon in Karakye alle Schiffe, die den
Volta hinauf nach Salaga Waren bringen, wegen der großen Strom-
schnellen, deren Brausen man in Karakye beständig hört, umgeladen
werden müssen. Die Händler beladen oberhalb des Falles die
Schiffe wieder und führen dieselben dann den Volta hinauf, bis
2 Tagereisen vor Salaga, das etwas abseits vom Volta liegt; oder
sie führen die Waren aus dem Landweg in 5 Tagereisen nach Salaga.
Am 5. Februar marschierte Aschante, nachdem er in Karakye
seinen Leuten eine Ruhezeit gegönnt, wieder in nördlicher Richtung
weiter und kam nach 2 Tagen in das Gebiet der Ndschumuru.
Dieses Volk ist weniger zahlreich als die Karakyeer, diesen aber in
Sprache und Beschäftigung fast ganz ähnlich. Auch hier wird der
Küstendial?kt Kyerepong noch dann und wann gesprochen. Die
Ndschumuru tätowieren sich sorgfältig. Ihre Toten begraben sie
vor den Häusern, was die Karakyeer nie thun, die besondere Be-
gräbnisstätten haben. Die Hauptstadt ist Bagyamso, die wahr-
scheinlich identisch ist mit dem Orte Bediamesso der neuen Andree-
schen Karte nach den Angaben des französischen Händlers Bonnat,
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366
Deutsch-Äquatorial-Afrika.
denken, wie sehr die Weiber sich beeilten, die Feuerstellen zuzudecken.
Die Windstöße waren so heftig, daß in einem Nu mehrere Hütten
weggeführt und Gott weiß wohin geweht wurden. Glücklicherweise
lag unsere Hütte zwischen anderen so geschützt, daß wir nicht zu
fürchten brauchten, fortgeweht zu werden. Das hinderte aber nicht,
daß, als die Wolken an zu brechen fingen, Ströme Wassers von
oben und unten hereinfluteten, so daß wir in einem Augenblicke
durchnäßt waren. Es ist gut, daß dergleichen Unwetter in der heißen
Zone nie lange anhalten; nach einigen Stunden hatten wir einen
vollkommen sternhellen und unnmwölkten Himmel, und am andern
Morgen tauchte die Sonne wie neu aus dem Benue, dessen früher
staubige, dunkelbuschige Ufer jetzt durch den Regen rein gewaschen
waren und wie im Frühlingsgrün prangten. Bei uns in Europa
hat man keine Idee davon, wie rafch belebend der erste Regen auf
die tote Natur einwirkt. Schon nach einigen Tagen sproßt alles
neu und frisch aus dem Boden, welcher sich wie durch Zauber in
einen grünen Teppich voll bunter Blumen umwandelt. Und sobald
die Pflanzenwelt erwacht, thnt es nicht minder die kleine Tierwelt;
Schmetterlinge und Käser, die man sonst nur in Thälern, wo immer
fließende Bäche und Rinnsäle rieseln, bemerkt, treiben sich überall
herum.
Am andern Morgen endlich nahmen wir von unseren Bassa-
freunden in Loko Abschied und bestiegen unsern hohlen Baum.
Dieser Kahn war gerade groß genug, um uns beherbergen zu
können; nur ein Neger stand auf dem Hinterteile, um mit einer
Schausel das schnell stromabwärts treibende Schiffchen zu lenken.
In seinem Munde hatte er eine lange Pfeife, die bis auf den Boden
ging und nur von Zeit zu Zeit fortgelegt wurde, wenn die Lenkung
des Schiffchens vielleicht mehr Aufmerksamkeit wie gewöhnlich er-
heischte. Wenn uns ein anderer Kahn begegnete, dann wurde sicher
beigelegt, um einige Züge gemeinschaftlich zu schmauchen. Die meisten
hatten sogar ein kleines Feuer in einem irdenen Topse auf dem
Vorderteile des Kahnes brennen, teils um Fische im Rauche des
Feuers vor Fäulnis zu bewahren, teils um die Pfeifen anzünden
zu können.
Es ist die Sitte des Rauchens hier bemerkenswert genug;
während z. B. in ganz Nord-Central-Afrika, Uadai, Bornu, Hauffa,
Bambara zc., überall Tabak gezogen wird, verwenden die dortigen
Einwohner dies Kraut nur zum Kauen, indem sie es pulverisiert
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Nord-Central-Afrika Bornu Hauffa Bambara
430
Deutsch-Südwestafrika.
ungünstigsten Jahren die Fieber indamara- und Namaqualand nur
an ganz beschränkten Stellen finden. Es ist eben in Südafrika ein
weites, verhältnismäßig sehr sicheres Terrain gegeben, von dem ans
neuen Unternehmungen in das Innere Afrikas hinein nach allen
Seiten hin die Wege offen stehen.
Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Völker Südafrikas,
so bemerken wir wiederum, wie sich die kriegerischen Bantnnationen,
wie die Zulu, die Matebele, eben auch wieder nach dem Osten hin-
gezogen haben, und wie alle Unternehmungen von der Südostküste
her immer wieder Gefahr laufen, durch die politischen Bewegungen
dieser unruhigen Völker gestört zu werden. Jeder Reisende ist dort
nur zu sehr von den jedesmaligen Launen eines einzelnen Hänpt-
lings abhängig, so daß im Handumdrehen alles immer wieder von
neuem in Frage gestellt wird. In Südwestafrika dagegen begegnen
wir zunächst und bis an den Zambefi heran nur friedliebenden Na-
tionen mit patriarchalischen Sitten, Völkern, die sich einer ziemlichen
Unabhängigkeit erfreuen und unter welchen auch der Fremde sich
ebenfalls leicht eine ziemliche Unabhängigkeit verschaffen kann.
Allem dem gegenüber kann es also nur wenig ins Gewicht
fallen, daß an den Häfen selbst nur sehr schlechtes Trinkwasser zu
haben ist. Gerade dieses würde sich überall ohne große Schwierig-
keit beschaffen lassen und mit jeder Meile, mit welcher der Reisende
sich von der Küste entfernt, steigern sich hier nicht die Schwierig-
keiten, sondern es wird ihm immer leichter, je weiter er vordringt.
Und nun weise ich noch einmal zum Schlüsse darauf zurück,
wie gerade hier in Südwestafrika durch die deutschen Missionare be-
reits so viel vorgearbeitet ist, daß ein deutscher Reisender unge-
hindert bis an den Zambesi vordringen kann. Das Einzige,
was zu fürchten, ist, daß eine fremde Macht auch auf diese Küste
Beschlag legt, um auch hier zu ernten, was nicht von ihr gesäet ist.
Mit den afrikanischen Schwierigkeiten wird gerade von dieser Seite
her am ehesten fertig zu werden fein. (Diese Befürchtung des um
die Kolonialfache fo hochverdienten Mannes hat sich glücklicherweise
nicht verwirklicht, denn die Küste und das Hinterland stehen jetzt
unter Kaiserlichem Schutze.)
C. G. Büttner.
(Ausland 1883.)
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Die Kruneger. 257
halten die Kruneger ziemlich fest an ihren jeweiligen Herren, und
sind sogar an verschiedenen Plätzen auf deren Schutz gegenüber den
unruhigen und raubsüchtigen Eingeborenen angewiesen. Es hat
wiederholt Fälle gegeben, wo croo-boys mit den Waffen in der Hand
die Faktoreien ihrer Herren verteidigt haben. Vermöge einer erklär-
lichen Bevorzugung und Begünstigung seitens der Weißen und im
Vertrauen auf ihre wirklich oft recht bedeutende Körperstärke, das
noch durch ein sehr festes nationales Zusammenhalten untereinander
gestützt wird, treten sie meist ziemlich brüsque und selbstbewußt
der einheimischen Bevölkerung gegenüber auf. Auf isoliert gelegenen
einzelnen Faktoreien ist ein Trupp tüchtiger croo-boys von größter
Wichtigkeit, sowohl für die Entwicklung des Handels, als auch für
die Sicherheit der Magazine und selbst der Europäer.
Unter den vierzig Burschen, die wir an Bord hatten, wählte
ich mir einen jungen, höchstens 16 Jahre alten croo-boy als Diener
aus. Derselbe hat sich geradezu musterhaft betragen. Während
meiner ganzen dreijährigen Reise hat mich William, wie ich ihn
nannte, nicht verlassen, in den schwierigsten Situationen verlor er
nicht den Mut, und ich konnte ihm alles anvertrauen. Freilich muß
der Umstand berücksichtigt werden, daß er unter meiner Begleitung
der einzige seines Stammes war und daß ihm alle übrigen mehr
oder weniger feindlich entgegentraten und ihn um feine Stellung
beneideten. Übrigens wäre derselbe gewiß nicht mit mir in das
Innere des Kontinentes gereist, wenn er meinen Plan vorher ge-
wüßt hätte; aber ich wurde von dem Häuptling auch für einen
Faktoreibesitzer am Ogowe gehalten, und so ging er arglos mit mir;
sobald ich ein Stück im Innern war, konnte er nicht fort von mir
und war gewissermaßen auf meinen Schutz angewiesen.
Nachdem seit einigen Jahren auf den portugiesischen Inseln
St. Thomö und Principe die Sklaverei aufgehoben ist, und die
früher blühenden Kaffee- und Eacao-Plantagen infolge dessen ver-
wüstet sind, hat man es versucht, Kruneger für die Plantagenwirt-
schaft zu gewinnen. Aber bisher ohne Erfolg. Trotz guter Behand-
lung, hoher Bezahlung und viel weniger schwerer Arbeit, als in den
Faktoreien, sind die Neger freiwillig zu solcher Arbeit nicht zu
bringen. Mit großen Kosten hat man Hunderte von croo-boys aus
diese Inseln geschafft, aber mit der ersten besten Gelegenheit sind sie
entflohen. Wo sie irgend ein Kanoe auftreiben konnten, wagten sie
selbst die gefährliche Meerfahrt, um nur von dieser ihnen verhaßten
Baum garten, Afrika. 17
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
292 Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger.
Salaga ist merkwürdigerweise nicht Hauptstadt des Landes, son-
dern der kleine Flecken Pami, eine Stunde östlich von der Stadt;
dort wohnt der König und die Großen des Reiches und dort hat
kein Niedrigstehender Zutritt. Die Stadt Salaga wird von Quartier-
Vorstehern regiert, die von den fremden Händlern für den König
eine Markttaxe erheben. Auch sind in Salaga eine Art Konsuln
sämtlicher handeltreibenden Völkerschaften des Umkreises stationiert,
welche den ihrigen beizustehen haben.
Nachdem die mitgebrachten Waren günstig verkauft und dafür
Pferde, Esel, Kühe, Schafe zc. in großer Menge eingehandelt waren,
trat Ashante am 20. Februar wieder den Heimweg an, der aber
natürlich in solcher Begleitung viel mühsamer war und viel mehr
Zeit erforderte, als die Herreise. Der in Abetisi stationierte Mis-
sionar Büß, angeregt durch Ashantes Schilderungen und voll Eiser,
seiner Station ebenfalls Milchkühe zu verschaffen und jene große
Handelsstadt im Innern zu sehen, entschloß sich im Januar 1878,
die Reise ebenfalls zu unternehmen. Auch ihm wurden zuerst
die lebhaftesten Schreckbilder von all den Gefahren, die ihm zumal
als weißem Mann widerfahren sollten, vor Augen gestellt, so daß
er Mühe hatte, nur 15 Träger für seine Waren zu erhalten. Er
reiste am 31. Januar 1878 von Abetisi ab, überschiffte den Afram
am 2. Februar und begann gleich am folgenden Tage den 7tägigen
Marsch durch die Wüste. Er schildert dieselbe ebenfalls in einer
Weise, daß man das herrlichste Jagdgebiet vor sich sehen muß, wenn
auch das häufige Vorkommen von Elefanten, Löwen und Leoparden
für eine so friedliche Karawane nicht angenehm sein mag. Die
Flüsse, die die Ebene durchziehen, sind überaus fischreich, besonders
der Waa in der östlichen Hälfte derselben. Dort fand Büß auf einer
Strecke von 12 Stunden rote und weiße Sandsteine, welche
Felsen von 2000' Länge und 100' Höhe bilden. Der rote ist sehr
weich, der weiße dagegen überaus hart. Am Volta angekommen,
wollten die Pae den Weißen nicht übersetzen, und sandte Büß des-
halb einen seiner Leute schwimmend hinüber, der dort einfach ein
Boot wegnahm. Das Pferd, welches Büß mitgenommen, wurde
nun an das Boot gespannt und zog dasselbe samt den Insassen
hinüber. Dort erhielt Büß dann sofort anstatt Scheltworte für sein
eigenmächtiges Verfahren ein reiches Geschenk in Lebensmitteln.
Der Empfang, der dem Reisenden in der Fetischstadt Karakye zu
teil ward, war aber noch ungleich abschreckender und gefahrdrohender.
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