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1. Andeutungen für den vorbereitenden Unterricht in der allgemeinen Geschichte - S. 83

1835 - Stendal : Franzen und Große
83 fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder- bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii. (1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö- sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga- rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden, welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt (1324) ganz aufgegeben wurde. 122. Die Oströmer. In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei- ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden. Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz- zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo- hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu halten und zu heben schienen. Bald siel die feste . Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^ die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204, das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus Nicäa zurückkehrten. 123. Nachtheilc der Wahlverfassung für Deutsch land. Von anderer Art war der Verfall im Reich der Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war, daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs. Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn 6*

2. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 37

1887 - Berlin : Dümmler
Ostafrikcmische Karawanen. 37 durch Sklaven befördern lassen, welche sie an der Küste mieteten, und aus der nördlichen und südlichen Route, also nach dem Nyanza- und Nyaffa-See, geschieht das auch noch jetzt. Die Wanyamwezi betrachten gegenwärtig das Lasttragen bei einer Karawane als einen Beweis männlicher Tüchtigkeit, Knaben saugen die Lust zu diesem Gewerbe gleichsam mit der Muttermilch ein, Jungen von sechs oder sieben Jahren nehmen einen kleinen Elefantenzahn auf die Schulter, und man sagt von einem jungen Menschen, der nicht Lust hat, Träger zu werden, er sitze in der Hütte und brüte Eier aus. Der Pagazi ist ein merkwürdiger Mensch; beim Vermieten wird er vom Kaufmann so hohen Lohn als irgend möglich herauszudrücken suchen; dann arbeitet er um feinen Sold Monate lang; trifft er aber unter- Wegs in einer heimziehenden Karawane einen Freund, der ihn zum Ausreißen beredet, so wird er ausreißen und die Früchte seiner An- strengung, den Lohn, im Stiche lassen. Man muß darum bei solchen Gelegenheiten die Träger streng überwachen. Ohne weiteres und ohne eine Veranlassung würden diese Wanyamweziträger nicht fort- laufen, weil dergleichen von der öffentlichen Meinung streng ver- urteilt wird, aber kein Kaufmann ist im stände, sich die Zuneigung dieser Leute derart zu erwerben, daß nicht gelegentlich der eine oder der andere sich entfernte. Manchmal hängt das Verbleiben der Trägerschar wie an einem Haar; es ist vorgekommen, daß sie alle bei einem sehr geringfügigen Vorwande die Ballen weggeworfen haben und abgezogen sind. Unter Umständen empfiehlt es sich, ihnen ihre Kleider mit Beschlag zu belegen und sie namentlich bei Nacht von bewaffneten Sklaven bewachen zu lassen. Doch nützen auch diese Vorkehrungen nicht immer, und ist der Flüchtling einmal über die Lagerstätte hinaus, so hält es sehr schwer, ihn wieder znrückzu- bringen. Wir haben schon bemerkt, daß es bei ihm als Ehrenpunkt gilt, das Gepäck nicht mitzunehmen; dagegen stiehlt ein Sklave, der die Karawane heimlich verläßt, allemal. In der Kisawaheli-Sprache nennt man Karawanen Safari, vom arabischen Safar, eine Tagereise, im Innern Rugendo oder Lugendo, einen Gang. Auf den Hauptstraßen findet man fast immer dergleichen. Nach aufwärts gehen sie am liebsten in den Monaten, in welchen die große und die kleine Regenzeit schließen, also nach der Küste im Juni und September, weil dann Wasser und Lebensmittel in Menge vorhanden sind. Wer in der trockenen Jahreszeit auszieht, hat auf größere Beschwerden zu rechnen, muß für den Proviant das Doppelte,

3. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 38

1887 - Berlin : Dümmler
38 Deutsch-Ostasrika. vielleicht das Dreifache zahlen, und auch darauf gefaßt fein, daß viele Träger ihm entlaufen. Aus dem Innern nach der Küste hinab gehen die Karawanen, mit Ausnahme der eigentlichen Regenzeit, immer; aber es hält fchwer, die Leute von Unyanyembe zwischen Oktober und Mai zum Verlaffen ihres Herdes und ihrer Felder zu bewegen. Wenn sie ihr eigenes Elfenbein fortschaffen, machen sie sich ohne weiteres auf den Weg, und die Sorge für das Feld bleibt den Weibern und Kindern, aber vom Kaufmanne verlangen sie in dieser Zeit übertrieben hohen Lohn und zaudern auch dann noch. Die Löhnung ist verschieden und wechselt oft. An der Küste liegt manchmal eine sehr große Menge von Trägern, die alle gern so rasch als möglich in ihre Heimat zurückwollen. Dann bricht zwischen den verschiedenen Gruppen heftiger Streit aus, weil jede einzelne die anderen zurückdrängen und zuerst bei einer demnächst abziehenden Karawane in Dienst treten möchte. Als die Wanyam- wezi erst anfingen sich als Lastträger annehmen zu lassen, forderten sie für eine Reife von der Küste bis in ihre Heimat den Wert von sechs bis neun Dollars in Domestics, gefärbtem Baumwollenzeug, Messingdraht und Sungomadschi, das heißt einer Glasperle von der Größe eines Taubeneies. Bald nachher fielen die Löhne, stiegen aber wieder mit dem Anwachsen des Verkehrs bis auf zehn und zwölf Dollars im Jahre 1857. Dazu kommen dann noch die Lebens- mittel, nämlich nach alter Sitte ein Kubabah, 1v5 Pfund Getreide täglich, oder in Ermangelung desselben Manioc, Bataten und der- gleichen, und an der Grenze ein Ochse, der als Geschenk betrachtet wird. Der Lohn für eine Reife nach der Küste ist geringer, weil die Träger auf Rückfracht rechnen. Die Araber nehmen an, daß ein Träger vom Meeresgestade bis an den Tanganyika-See und wieder zurück auf etwa 20 Dollars zu stehen komme. Die Wanyamwezi lassen sich immer nur bis Unyanyembe annehmen, und dort muß man eine neue Schar mieten. Die Stärke einer Karawane hängt natürlich von den Umständen ab; manche zählen nur ein halbes Dutzend, andere dagegen einige hundert Köpfe; sie stehen jedesmal unter einem Mudewa, Kaufmann. An gefährlichen Stellen wird still gehalten, damit mehrere Karawanen sich vereinigen und dann, fünfhundert bis taufend Mann stark, einem Feind erfolgreichen Widerstand leisten können. Aber in manchen Gegenden ist für eine fo große Menschenmenge nicht genug Mundvorrat herbeizuschaffen, und starkekarawanen kommen immer nur langsam vorwärts; manchmal

4. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 285

1887 - Berlin : Dümmler
Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. 285 Aschante, der auch im Kriege eine Rolle gespielt, auf eigene Faust den sagenhaften Ort aufzusuchen und dort Milchkühe, deren Mangel an der ganzen Küste so schwer empfunden wird, auch Pferde und Schafe einzuhandeln. Sobald sein Projekt bekannt wurde, riet man ihm von allen Seiten ab, das Unternehmen zu wagen, da die Ein- wohner im höchsten Grade unduldsam und räuberisch, und die Ge- genden, die zu durchschreiten seien, teils nnwirtbar, teils voll von Elefanten, Löwen und Leoparden seien. Auch müsse man ganze Tagereisen durch eine menschenleere Wüste ziehen. Blieb Aschante nun auch fest, so war es um so schwerer, die nötigen Träger und Begleiter zu finden und mußte er dann auch mit nur wenig Ge- treuen die monatelange Reise am 18. Januar von der Station Kjebi aus antreten. Als Mundvorrat hatte er hauptsächlich Choko- lade, Brot, Mais und Bodennüsse bei sich, ferner Cognac und Chinin, das notwendige Übel auf einer Afrikareife. Nach drei Tagen erreichte die kleine Karawane die nördlichste Baseler Station Abetifi, nordöstlich von Kumassi gelegen, und pflegte da einige Tage der Ruhe; neue Schwierigkeiten erhoben sich hier, da sich keine Träger nach Salaga engagieren lassen wollten und die finanzielle Ausrüstung unseres Reisenden 20 L. nicht viel überstieg. Doch regelten sich diese Sachen endlich zu leidlicher Befriedigung, und nun wurde die Reise durch die ehemals zu Aschanti gehörige Provinz Okwau in nordöstlicher Richtung fortgesetzt. Die erste Tagereise brachte die Reisenden nach Nkwantanan, dem letzten Okwaudorf, und die nächstfolgende an den wegen feines Fischreichtums berühmten Fluß Afram, den schon 1869 die gefangenen Misstonare Ramseyer und Kühne mit den Aschanti zu Fuß passiert hatten. Derselbe ist etwa 80 Schritte breit und kann in der nassen Jahreszeit nur auf Booten passiert werden, da er sehr reißend ist. Derselbe ist jedenfalls ein Nebenfluß des Volta. Jenseits des Afram beginnt eine weite, ganz unbewohnte Gras- ebene, eben jene Wüste, vor der man David Aschante gewarnt hatte. Dieselbe muß aber die letztere Bezeichnung jedenfalls mit Unrecht tragen. Denn nach Afchantes Schilderung ist diese Ebene nicht allein mit hohem Gras und Gebüsch bewachsen, sondern überaus reich an Wasser und deshalb auch ein wahres Paradies für Ele- fanten, Antilopen und Gewild aller Art, aber natürlich auch für Löwen und Leoparden. Aschante vergleicht diese Gegend mit der Akkra-Ebene zwischen Akuapem und der Küste; nur findet er sie

5. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 287

1887 - Berlin : Dümmler
Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. 287 energisches Auftreten war nötiger als je. Das Volk ist zahlreicher als die Pae, schmutzig und bigott im höchsten Grade. Ihre runden Häuser besitzen weder Gehöfte noch Schattenbäume, noch Zäune, weil der Fetisch dieselben nicht leiden will. Der König hat fast gar keinen Einfluß, umsomehr aber der Fetischpriester, der das ganze Volk in Sklaverei hält. Weder Pferde noch Esel werden in der Gegend geduldet, auch ist es streng verboten, nachts ein Licht anzu- zünden, da das vom Fetisch ebenfalls ungern gesehen wird. Zwil- finge werden über einen bestimmten Felsen in den Volta geworfen und selbst die Bezeichnung derselben — Ata — darf nie ausge- sprochen werden. Zeigt sich der Fetischpriester, so schreit alles aus Leibeskräften — der große Vater kommt, er kommt —, denn es würde auf ein wenig lautes und eifriges Schreien eine arge Strafe folgen. Man kann sich daher vorstellen, was es für eine Erregung gab, als Afchaute nachts ein Licht anzündete und trotz aller könig- lichen Botschaften nicht löschte, und als er gar am andern Tage vor dem Hause des Fetisches predigte. Sogar seine Leute gaben ihn verloren und waren überaus erstaunt, als sich an seinem ruhigen und festen Auftreten die Wellen des Volksanflaufes brachen. Die Hauptstadt Karakye liegt am Volta auf felsigem Boden und ist ein sehr besuchter Wallfahrtsort. Handel und Viehzucht werden wenig betrieben, obfchon in Karakye alle Schiffe, die den Volta hinauf nach Salaga Waren bringen, wegen der großen Strom- schnellen, deren Brausen man in Karakye beständig hört, umgeladen werden müssen. Die Händler beladen oberhalb des Falles die Schiffe wieder und führen dieselben dann den Volta hinauf, bis 2 Tagereisen vor Salaga, das etwas abseits vom Volta liegt; oder sie führen die Waren aus dem Landweg in 5 Tagereisen nach Salaga. Am 5. Februar marschierte Aschante, nachdem er in Karakye seinen Leuten eine Ruhezeit gegönnt, wieder in nördlicher Richtung weiter und kam nach 2 Tagen in das Gebiet der Ndschumuru. Dieses Volk ist weniger zahlreich als die Karakyeer, diesen aber in Sprache und Beschäftigung fast ganz ähnlich. Auch hier wird der Küstendial?kt Kyerepong noch dann und wann gesprochen. Die Ndschumuru tätowieren sich sorgfältig. Ihre Toten begraben sie vor den Häusern, was die Karakyeer nie thun, die besondere Be- gräbnisstätten haben. Die Hauptstadt ist Bagyamso, die wahr- scheinlich identisch ist mit dem Orte Bediamesso der neuen Andree- schen Karte nach den Angaben des französischen Händlers Bonnat,

6. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 390

1887 - Berlin : Dümmler
390 Dondo. Auch unter den Weißen und Halbweißen sieht man hier die traurigsten Gestalten. Namentlich die wenigen Mischlingskinder sehen erbärmlich leidend und freudlos aus und auch bei ihnen findet man nur zu häufig Geschwüre der schlimmsten Sorte. Was für elende Existenz führt hier so mancher kleine Kaufmann, der hohl- wangig, gelb und vom Fieber geschüttelt, dazu verdammt ist, Tag für Tag in seinem kleinen Laden zu lauern, hinter lauter Schund- artikeln, schlechten Messern und schlechtem Kattun, roten Uniform- röcken und rot angestrichenen Steinschloßgewehren mit fichtenen Schäften, eben nur gemacht, um damit die dummen Neger um ihren Kaffee, ihr Wachs oder ihren Kautschuck zu prellen. Es fehlt übrigens nicht an manchen anziehenderen Bildern in Dondo. Man begegnet hier fchon einer Menge wild aussehenden, mit Katzenfellen behangenen Volkes aus dem Innern und aus den südlichen Gegenden, welches als Träger hierher geraten ist, und fast täglich kommen und gehen Karavanen, meist von und nach Ca- sengo, dem großen Kaffeedistrikte. Am häufigsten sind Bailun- das, kenntlich durch fingerlange Löckchen über dem ganzen Kopf, die sie aus ihren krausen Haaren geflochten und durch Stirnbänder fest- gebunden haben. Solche Karavanen, bis zu 80 Mann stark, bivoua- kieren des Nachts um große Feuer gelagert in den Höfen der Kauf- Häuser und ist das Wetter gut, so ertönen schöne melodische Lieder bis zum frühen Morgen gen Himmel. Regnet es, so flüchten sie sämtlich unter den Schutz der Gebäude, verlegen Flur und Treppen, und kommt man spät nach Hause, so ist es oft schwer, über alle die schlafenden menschlichen Körper hinweg, sein Zimmer zu er- reichen. Während des Tages lungern sie dann auf den Straßen herum und verschachern ihren Verdienst, lange Stücke weißen Baum- wollenzeuges, gegen andere Artikel, wobei es nicht selten zu Prü- geleien kommt. Fast mit jedem Dampfer gehen jetzt etliche fünfzig kontraktlich engagierte Schwarze aus dem Lande der Libollo als Arbeiter für San Thome nach Loanda. Jeder mit einer Blechnummer um den Hals und mit Gepäck beladen, marschieren sie gewöhnlich in ge- schlossener Kolonne an Bord und ein mächtig klingender, sehr har- monischer Gesang feiert auch bei ihnen den Abschied vom Vaterlande. Die musikalischen Leistungen der hiesigen Neger, wenigstens soweit sie vokaler Natur sind, verdienen alle Achtung. Vor einigen Tagen wurde ich morgens um vier, als es noch dunkel war, durch ein

7. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 467

1887 - Berlin : Dümmler
Die Ovambos in Deutsch-Südafrika. 467 Fremden möchten für ihn Elefanten schießen, deren es in nicht weiter Ferne viele gebe und die oft viel Verwüstungen in den Feldern an- richteten. Die Schützen zogen es jedoch vor, diesen Antrag abzu- lehnen, da sie besorgten, der Gestrenge möchte das Elfenbein, dessen Wert er recht gut kannte, für sich allein behalten und sie vielleicht nicht eher wieder fortlassen, bis es nichts mehr zu schießen gäbe. Der Alte vergaß ihnen dies nicht. Übrigens wurden sie allerwärts freundlich und gastfrei empfangen. Der König bewirtete sie zuweilen mit Bier, und allabendlich war Hofball, wo die jungen Leute nach dem Tamtam und einer Art Guitarre tanzten. Das Hauptnahrungsmittel der Ovambos ist ein grober Mehl- brei, der stets heiß mit Butter oder saurer Milch aufgetragen wird. Obwohl sie auch die Fleischkost sehr lieben und ihr Viehstand sehr groß ist, sind sie doch mit dem Schlachten sehr sparsam und scheinen das Vieh fast zum Vergnügen zu halten. Die Einrichtung der Ge- höfte im Innern ihrer Palifsadenzäune ist eine ziemlich verwickelte; man trifft da Wohnhäuser für Herren und Knechte, offene Plätze für Erholung und Besprechung, Scheuern, Schweineställe, Vieh- stände, Geflügelschläge u. s. w. Die Häuser und Hütten sind rund, zeltförmig und kaum über Manneshöhe, lediglich zum Kriechen und Schlafen geeignet. Die Getreidespeicher sind große, aus Thon ge- arbeitete Körbe, die eine ähnliche Binsenbedachung haben, wie die Häuser. Außer Rindvieh und Schweinen besteht der Haustierstand aus einigen Schafen, Ziegen, Hühnern und Hunden. Viele Bufch- mäuner haben sich als Hintersassen zwischen den Ovambos angesiedelt. Ein guter Zug dieser wirklich auf einer gewissen Stufe der Ge- sittung stehenden Völkerschaft ist es, daß sie nicht stehlen, vielmehr den Diebstahl für ein todeswürdiges Verbrechen halten. Während die Reisenden bei den Damaras und Namaquas sich vor Diebereien nicht genug schützen konnten, dursten sie hier ihre Habseligkeiten getrost ohne Aussicht umherliegen lassen. Der König hat alle Strafgewalt, und es fiud hier und da im Lande Personen angestellt, welche alle vorkommenden Vergehen zur Anzeige zu bringen haben. Die svrg- fällige Pflege, welche sie Gebrechlichen und Altersschwachen ange- deihen lassen, ist ebenfalls ein schöner Zug der Ovambos; ihre Nachbarn, die Damaras, überlasten Erwerbsunfähige entweder ihrem Schicksale, oder treiben sie in Wald und Wüste, wo sie die Beute wilder Tiere werden, oder fertigen sie ohne weiteres mit ein paar Keulenschlägen ab. 30*

8. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 470

1887 - Berlin : Dümmler
470 Deutsch-Südwestafrikci. Schutz gegen allzuviel Ungeziefer mit frischem Kuhdünger beschmiert ist; eine niedere Thür, die nach niederrheinischer Sitte horizontal in zwei Hälften geteilt ist, so daß man die obere unabhängig von der unteren öffnen kann, und zwei Fenster, oft ohne Scheiben, zieren die Front, während in die Rückseite nur einige dürftige Luftlöcher gebrochen sind. Beim Eintritt befinden wir uns iin Wohn- und Eßzimmer; die Küche, wo der ewige Kaffeetopf über brennendem, aber nicht gerade angenehm riechenden Schafmist brodelt — Holz giebt's ja nicht — liegt meist linker Hand, während der Rest des Hauses von dem oder den Schlafzimmern eingenommen wird. Der alte Bauer ist im Ochsenwagen geboren und groß ge- worden, er hat daher auch die alten Zigeunermanieren beibehalten. Ost schläft die ganze Familie in einem Zimmer; jeder schläft in seinen Kleidern und auch der reichste Bur würde nie mehr als etiva Rock und Stiefeln ablegen, wenn er in sein Federbett kriecht. Gegen Waschen hat der Bauer eine unüberwindliche Abneigung; ist er sehr civilisiert, so erscheint morgens früh eine Hottentottin, und setzt eine Waschschüssel aus Blech und einen Kübel mit Wasser auf den Frühstückstisch. Der Baas des Hauses taucht die Finger in den Kübel und wäscht sich die Augen aus, darauf nimmt er einige kräftige Mundvoll Wasser und bespritzt damit, über die Schüssel gebeugt, seine Hände; dann folgt sein Sohn Nr. I und wäscht sich in diesem selben Wasser; die ganze Familie macht so den Prozeß durch, der Wasserkübel wird immer leerer und das Waschbecken immer voller, und znm Schluß wendet sich dann der Hansherr, wenn er gerade sehr liebenswürdig gestimmt ist, an den fremden Gast: „Zal die doctor ook en beetje water gebruike?" Der Doktor zieht aber vor, zu danken. Im allgemeinen wäscht der Bauer mit Weib und Kind sich überhaupt nur an hohen Festtagen. Es giebt natürlich Ausnahmen hiervon; es giebt Bauern, die sich täglich waschen und deren Töchter sehr appetitlich aussehen, und es giebt Bauern, die sich in Felle und Leder kleiden und nie waschen; jedenfalls ist die dem Fremden zu- erst in die Augen (und Nase) fallende Eigentümlichkeit des afrikan- der Bur seine widerwärtige Unreinlichkeit, Aber kehren wir zur Beschreibung eines ersten Besuches bei dem Bauer zurück. Wir nähern uns dem Hausherrn und bieten ihm, natürlich ohne den Hut zu berühren, die Hand mit den Worten: „Dag, Ohm!" Ohne sich weiter zu bewegen, wird er seine Nr. 24-

9. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 471

1887 - Berlin : Dümmler
Die Buren im Oranje-Freistaat. 471 ausstrecken und nachlässig sagen: „Dag, Neef!" Dann beginnt ein wahres Examen, und zwar ein Fragen, das kein Ende zu nehmen scheint und das mit der größten Unverfrorenheit von jedem ein- zelnen Bewohner des Hauses stets wieder von neuem ausgenommen und fortgeführt wird, ohne Rücksicht darauf, ob man schon zwölfmal dasselbe gesagt hat. Der Baas fängt mit der Ausfragerei an, und zwar ohne jede Spur von freundlichem Interesse, sondern ganz mit der uuerschütter- lichen Kälte eines neugierigen Inquisitors fragt er: „Wer bist du?" (Wörtlich: Wer ist du?) „Wo kommst du her? Wo willst du hin? Was hast du bis jetzt angefangen? Was willst du überhaupt hier im Lande? Was willst du auf der Farm hier?" u. f. w. Man läßt die Pferde dann, nachdem man eins ihrer Vorderbeine eng mit dem Halfter verbunden hat, so daß das Tier mit erhobenem Kopfe stets auf drei Beinen steht und nur langsam hinkend von der Stelle kann, frei ins Feld laufen, wo sie sich alsbald wälzen und zu grasen beginnen und kehrt zum Hause zurück. An der Hausthür angekommen, sagt der Baas: „Komm biune!" Im Zimmer thront die Dame des Hauses; ohne sich weiter aufzurichten, streckt auch sie die fleischige Hand aus: „Dag, Neef!" — „Dag, Tant!" — „Wer bist du?" „Wo kommst du her?" u. f. w. Wiederum muß man das ganze Jnterrogatorium durchmachen; dann kommen die lieben Sprößlinge, wie schon erwähnt, selten unter einem Dutzend, siebzehn ist eine beliebte Zahl; jedem, auch dem kleinsten Schmierfink, der gerade wie seine Geschwister und Erzeuger die Rechte eben noch als Schnupftuch benutzte, jedem muß man die Hand geben, dabei ist aber von einem wirklichen Händedruck durch- aus keiue Rede, die Meufcheu strecken einem die schmutzige Extre- mität entgegen, als sei sie tot oder gehöre gar nicht ihnen. Jeder erwachsene Sohn beginnt nun das fürchterliche Fragen wieder oder die ganze Gesellschaft unterhält sich über den Gast, wie etwa über ein wildes Tier, wobei die Antworten, die er gab, durchgesprochen werden. Mau muß stets sagen, man sei verheiratet und habe sechs bis acht Kinder, das macht einen guten Eindruck. Der Bauer ist ein außerordentlicher Freund von Medizinnehmen, wenn es nur große Quauta sind. Die höchste Gunst, deren man als Gastfreund teilhaftig werden kann, ist die, zu einer Taste Kassee eingeladen zu werden. Eine der von der Familie benutzten Tassen wird dann von einer von Schmutz

10. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 473

1887 - Berlin : Dümmler
Die Buren im Oranje-Freistaat. 473 auch nichts. Aber dennoch hat Minche verstanden, ihrem Courmacher anzudeuten, ob er ihr mehr oder weniger gefällt, indem sie danach die Größe ihres Talglichtes einrichtete: je größer die Kerze, desto länger können sie opzitten! Am nächsten Morgen sattelt der Bauer sein Pferd und reitet nach einer andern Farm, wo sich die ganze Sache wiederholt, bis er sich endlich darüber klar wird, welche der Mädchen ihm eigentlich am besten gefallen hat. Zu dieser reitet er zurück, bleibt wieder eine Nacht opzitten und macht feinen Antrag ohne viel Redensarten, der natürlich mit Freuden angenommen wird. Am nächsten Kirchgangstag feiert man die Hochzeit. Stirbt ihm später die Gattin, so erwählt sich der Witwer oft schon nach dm Wochen wieder ein neues Weib. Die alten Bauern haben jedem Kinde meist schon bei der Ge- burt einige Schafe und ein paar Stück Vieh als Eigentum reserviert, ein Besitz, der im Laufe der Jahre oft zu einem ganz ansehnlichen Vermögen heranwächst. Land besitzt jeder mehr, als er nötig hat; dem Sohne wird ein Terrain angewiesen, auf dem er fein Haus bauen und sein Vieh weiden lasfen kann, und wenn ihm das nicht paßt, so spannt er seine Ochsen ein und zieht nach Norden oder Westen in herrenloses Land. Es ist merkwürdig, welche Abneigung der Bauer dagegen hat, irgend welche Nachbarn in seiner Nähe zu wissen. Er will eben unbeschränkter Großgrundbesitzer sein; soweit sein Auge reicht, wenn er es von seinem Lehmhause aus — das ohne eine Spur von Garten oder auch nur einige schattenspendende Bäume da erbaut ist, wo er aus der Wanderung zum letzten Male seine Ochsen ausspannte — über die Ebene schweifen läßt, will er mir eigenes Land sehen, eine fremde Farm in der Nähe wäre ein Nagel zu seinem Sarge, da verkauft er lieber fein Gut und zieht in die Ferne. Das Reifen kostet ihm beinahe gar nichts, denn er läßt sein Vieh auf fremdem Boden weiden. Daß bei folchem Leben die Geistesfähigkeiten des Bauern sich nicht allzu hoch entwickeln, kann niemand wundernehmen. Dennoch ober liebt er es, und das ist ihm hoch anzurechnen, daß er feinen Kin- dern eine wenn auch noch fo primitive Schulbildung zu teil werden läßt. Schulen giebt es aus dem Lande nicht, dafür findet man aber bei- nahe auf jeder Farm einen Hauslehrer. Das sind zwar keine großen Weisen und Schriftgelehrten, mehr wie lesen und schreiben kann der größte Teil derselben nicht, und der Bauer gestattet dem Schul- meister unter der Bedingung, seine Kinder mit diesen Künsten ver-
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