80
daß man anfing, die königliche Hoheit über die der
Vasallen anzuerkennen.
115. England unter Dänen und unter
N o r in ä n n e r n.
England war kaum durch Aufhebung der Hept-
archie 82? mächtiger und blühender geworden, als es
durch die Plünderungen und Verwüstungen der Dänen
(Normänner) in einen Zustand der Verwirrung gerieth,
aus welchem es erst durch Alfred den Großen
(871 — 901) und seine Anstalten zur Deckung der Kü-
sten gerettet wurde. Unter seinen Nachfolgern jedoch
erneuerten sich die Einfälle der Dänen. Nicht bloß
Danegeld, Niederlassungen mußten ihnen bewilligt wer-
den, und König Su en unterwarf 1003—1013 ganz
England in gerechtem Nachkriege seiner Herrschaft.
Sein Sohn Knud der Große (1014 —1036) wurde
Christ, und verbreitete nun das Christenthum mit Er-
folg auch in Dänemark. Doch kehrte 6 Jahre nach
seinem Tode das sächsische Königshaus aus der Nor-
mandie zur Herrschaft in England zurück, und als es
1066 ausftarb, eroberte Wilhelm von Nor-
mandie das Königreich durch den Sieg bei Hastings
14. Oktober 1066.
116. Frcihertsbrief (Magua Charta).
Der Druck des Lehnssystems, das die neue Herr-
schaft brachte, anfangs hart und fast unerträglich, ward
bereits 1101 durch den ersten Freiheitsbricf, den
Heinrich 1. (1100 —1135), ein Sohn jenes Er-
oberers gab, genuldcrt, mehr aber noch durch den
großen Freiheitsbrief von 1215, den die Barone
dem König Johann o h n e L a n d, dem Sohne Hein-
richs Ii., der 1172 Irland erwarb, und Bruder des
ta p fern
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Alfred Knud Wilhelm_von_Nor- Wilhelm Heinrich_1._( Heinrich Johann
Extrahierte Ortsnamen: England England England Dänemark Nor- England Hastings Irland
83
fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem
Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder-
bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii.
(1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö-
sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga-
rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch
Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die
Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden,
welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt
(1324) ganz aufgegeben wurde.
122. Die Oströmer.
In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei-
ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der
Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und
erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden.
Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man
den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des
Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes
wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz-
zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo-
hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu
halten und zu heben schienen. Bald siel die feste .
Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^
die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204,
das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus
Nicäa zurückkehrten.
123. Nachtheilc der Wahlverfassung für
Deutsch land.
Von anderer Art war der Verfall im Reich der
Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war,
daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs.
Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn
6*
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Ii Waldemar_Iii Basilius Alexius Manuel Friedrichs
353
Neutralität beobachten. Dagegen trat Sardinien 1855 der Verbindung der Westmächte bei.
2. Der Krieg.
a) Bis $und Tode des Kaisers Jlikoloiis. Das Signal zum Ausbruche des Krieges ward gegeben, als Rußland die Moldau und Walachei besetzte und eine Flotte nach der Halbinsel Krim sandte. Die Türken aber wehrten tapfer den Übergang der Russen über die Donau ab; hin gegen wurde die türkische Flotte im Hafen von Sinope nach heldenmütigem Widerstände von der russischen vernichtet. Nun traten England, das mit Neid die maritime Leistung eines anderen Volkes sah, sowie Frankreich thätig in den Krieg ein und beschlossen, um die russische Macht rasch und empfindlich zu treffen, eine Expedition nach der Krim. Sewastopol wurde hier von den Russen als Verteidigungspunkt gewählt und stark befestigt. Durch die Schlacht an der Alma wurden die Russen in die Festung geworfen, bereit Belagerung nun begann. Das feisige Erdreich erschwerte aber bieselbe; Klima, Entbehrungen, Anstrengungen und Krankheiten rafften außerdem viele Tausende der Krieger hinweg.
b) Bis {um Kieöen. Am 2. März 1855 starb der Zar Nikolaus, und es folgte Alexander Ii. Derselbe war zwar zum Frieden geneigt, doch war ohne die Einnahme von Sewastopol die Beendigung des Krieges für die Westmächte eine moralische Unmöglichkeit. Die Belagerung wurde daher in energischer Weise betrieben, und am 8. September 1855 erstürmten die Franzosen, von Mac Mahon geführt, den Malakowturm, dessen Verlust das Ausgeben der Stadt bedingte.
Der Krieg wurde auch in Asien geführt, wo die Russen glücklicher waren und die türkische Festung Kars in Armenien eroberten.
3. Der Friede. Da alle Teile zum Frieden bereit waren, so wurde im Februar 1856 zu Paris, durch dessen Wahl man der Eitelkeit Frankreichs schmeichelte, ein Kongreß eröffnet und der Friede unterzeichnet. Rußland trat die Donaumündungen an die Türkei ab, entsagte den Ansprüchen auf das Protektorat^über die christlichen Unterthanen der Türkei und über die Donau-fürstentümer und gab Kars wieder heraus. Es hatte eine Demütigung erlitten,swährend Napoleons Ansehen groß war.
Ii. Der italienische Krieg, 1859.
a) Sardinien und Österreich. Nach der Unterwerfung der Lombardei 1848 (siehe S. 351) übte Radetzky daselbst eine strenge Herrschaft aus. Den Bewohnern wurden hohe Steuern aufgelegt und Strafgelder oon denjenigen Personen erpreßt, die an der Erhebung beteiligt waren. Dadurch wurde die Abneigung gegen die österreichische Regierung nur noch vergrößert. Als nun Sardiniens großer Minister Cavour, dem von dem französischen Kaiser ausgestellten Grundsätze des Nationalitätsprinzips huldigend, die nationale Einigung Italiens als feine Lebensaufgabe bezeichnet, das italische Volk dafür begeistert
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Extrahierte Personennamen: Nikolaus Nikolaus Alexander_Ii Alexander Napoleons Radetzky
Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Donau England Frankreich Sewastopol Alma Sewastopol Asien Armenien Paris Frankreichs Türkei Kars Sardinien Italiens
231
pommern (auf Grund alter Ansprüche) und zur Entschädigung für Vorpommern die Bistümer Magdeburg, Halbn stabt, 3d?in-
den und Kamin, ä) Bayern behielt die siebente Kurwürde nebst der Oberpfalz.
Die Unterpfalz mußte es an den Sohn des geächteten Friedrich V. abgeben, für den eine achte Kurwürde errichtet wurde. e) Die schon bestehende Unabhängigkeit der Schweiz und der Niederlande wurde anerkannt.
2. Kirchliche Bestimmungen. Der Augsburger Religionsfriede wurde bestätigt und auch auf die Reformierten ausgedehnt. Jnbezng aus die Säkularisation der Kirchengüter wurde das Jahr 1624 als Normaljahr angenommen.
3. Staatsrechtliche Bestimmungen.
a) Der Kaiser wurde in allen wichtigen Reichsangelegenheiten (auch iubezug aus Krieg und Frieden, sowie Bündnisse) an die Abstimmung aller Reichsstände auf einem Reichstage gebunden;
b) die deutschen Fürsten erhielten unbeschränkte Landeshoheit mit der Erlaubnis, Bündnisse unter sich und mit fremden Fürsten zu schließen.
Der monarchische Charakter der Reichsversassung war damit beseitigt.
F. Iokgen.
Die traurigen Folgen des langwierigen Krieges äußerten sich vorzüglich in dem Drucke des Soldatentums, in der Verödung und Verarmung des Landes, in dem Verfalle der Sitten und in der politischen Schwäche Deutschlands.
1. Der Druck des Soldatentums war durch das Söldner-weseu hervorgerufen worden, das bei der ungenügenden Zahl stehender Heere und der Unzulänglichkeit des alten Vasallenheeres den Fürsten die Truppen stellte. Denn nur in der Aussicht, sich im Kriege reichlich bezahlt zu machen, unternahmen kühne Söldnerführer die Anwerbung eines Heeres. Not und Übermut gewöhnten den Soldaten ans Beutemachen und an alle Grausamkeiten.
2. Die Verödung und Verarmung des Landes.
a) Deutschland hatte durch den Krieg und die Pest, die in seinem Gefolge war, die Hälfte der Bevölkerung verloren. Viele Dörfer waren gänzlich verschwunden.
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107
einen Vertrag, nach welchem sie 40 60 oder mehr Hufen Landes zu Lehen erhielten. (Eine Hufe hatte gewhnlich 60 Morgen oder etwa 15 ha.) Zwei bis vier Hufen gehrten dem Unternehmer, zwei waren fr die Pfarrei bestimmt, die brigen Hufen erhielten die Ansiedler. Der Unternehmer wurde der Erbschulze des Dorfes. Er war frei von Abgaben, mute aber dem Landeshern ein Lehns-pferd stellen und selbst Reiterdienste leisten. Die angesiedelten Bauern zahlten Grundzins und Zehnten.
Bei der Grndung neuer Städte verfuhr man hnlich, nur war die erworbene Bodenflche grer. Diese neuangelegten Städte zeigen fast alle denselben Banvlan. In der Mitte wurde der vier-eckige Marktplatz (Riug) angelegt, auf dem das Rathaus feinen Platz fand. Vom Markte gehen rechtwinklig die Straen aus. Die Pfarr-kirche baute man anf einen Platz in der Nhe des Marktes.
Whrend unter den letzten Hohenstaufen die Kaisermacht verfiel, befestigten deutsche Bauer, Brger, Mnche, Priester und Ritter zum Teil auf friedlichem Wege die Herrschaft ihres Volkstums der ein Gebiet, das jetzt etwa 3/ des Deutschen Reiches bildet. Mit Recht hat man darum die Besiedlung und Germauisieruug der Slawen-lnder als die Grotat des deutscheu Volkes im Mittelalter" bezeichnet.
Ircrnkreich und gngcan zur Zeit der stcrusifchen Kcriser.
Frankreich. Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts fanden die Kapetinger in ihrem Streben, einen Einheitsstaat zu grnden, Untersttzung an den Bauern, die sie vor dem raubgierigen Adel schtzten, an der Geistlichkeit und an den Stdten, in denen sich die Selbstverwaltung entwickelte. Ludwig Vii. (11371180) beteiligte sich mit Konrad Iii. am 2. Kreuzzuge. Als sich seine von ihm geschiedene Gemahlin Eleonore von Poitiers mit dem Thron-erben von England verheiratete, kam die ganze westliche Hlfte von Frankreich in englischen Besitz. Ludwigs Sohn Philipp Ii. mit dem Beinamen Angustns, d. h. Mehrer des Reichs (11801223), ist einer der grten Kapetinger. Er nahm mit Friedrich Barbarossa und Richard Lwenherz an dem 3. Kreuzzuge teil. Seiner klugen und rcksichtslosen Politik gelang es, die Macht des Knigs zu strken und die englischen Besitzungen in Frankreich zu gewinnen. 1214 schlug er die Englnder und den mit ihnen verbndeten Kaiser Otto Iv. in der Schlacht bei Bonvines. Gegen Ende seiner Regierung brachen die Albigenserkriege aus, die schlielich 1243 zur Ausbreitung der kapetingischen Macht der Sdfrankreich fhrten. Unter Philipp Ii. August erwachte das franzsische Nationalbewutsein. Da die Ppste in den Kmpfen mit Kaiser Friedrich Ii. sich auf Frankreich sttzten, so be-gann dessen Ansehen und Einflu auf Kosten Deutschlands zu steigen. Unter Philipps Ii. Enkel Ludwig dem Heiligen (12261270), fr den anfangs seine kluge Mutter Blanka regierte, stieg die Knigsmacht immer mehr und schlug im Herzen des franzsischen Volkes tiefe Wurzel. Ludwig stellte die
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Vii Ludwig Konrad_Iii Konrad Eleonore_von_Poitiers Ludwigs Ludwigs Philipp_Ii Philipp Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Richard_Lwenherz Otto Philipp_Ii Philipp August Friedrich_Ii Friedrich Philipps Philipps Ludwig_dem Ludwig Blanka Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich Frankreich Bonvines Frankreich Deutschlands
52 Deutsch-Ostafrika.
aber die viele Mühe, welche wir beim Freimachen desselben hatten,
wurde reichlich ausgewogen durch den zauberhasten Anblick, welcher
sich uns in stets wechselnden Bildern darbot. Während der Beledzoni-
Kanal meistens von Grasflächen eingesaßt ist, wird der Osi vielfach
aus beiden Seiten durch dichte Wälder begleitet.
Was die Bevölkerung anbetrifft, so besteht dieselbe in der Nähe
der Küste aus Suaheli, Negern, Arabern und Hindus. Letztere haben
den Handel in der Hand. In einigen größeren Küstenplätzen und den
sonstigen, von den Arabern besetzten Orten übt der betreffende Gou-
verneur die höchste Gewalt aus. Dieselbe erstreckt sich dann auch
aus die Ortschaften der nächsten Umgebung. In jeder dieser befindet
sich eine Art Gemeindevorsteher, welcher gewöhnlich der Suahelirasse
angehört und im allgemeinen die Ordnung aufrecht erhält. Sklaven
bestraft er selber; haben sich freie Leute eines Vergehens schuldig
gemacht, so muß er dieselben zum Gouverneur senden. Weiter im
Lande hat Said Bargasch keinen Einfluß, doch war er bestrebt, seine
Macht immer weiter auszudehnen. Den Sultan von Witu hat er
in den letzten zwanzig Jahren immer mehr vom Meere abgesperrt.
Nun, die Ränke der Engländer, welche noch bis zum letzten
Augenblick, als der Sultan bereits mit Herrn Denhardt einen Ver-
trag abgeschloffen hatte, auf den Untergang des Witu-Herrschers zu
Gunsten des Sultans von Zanzibar hinarbeiteten, sind gottseidank
durch das Einschreiten der deutschen Reichsregierung zu Schanden
geworden.
Die Stadt Witu hat ungefähr 6—800 Häuser, und hat-eine
ziemlich gesunde Lage auf einer Anhöhe. Die Abhänge derselben
sind frei, nur mit hohem Gras bewachsen, in dem einzelne kleine
Baumgruppen zerstreut liegen. Die Stadt selber liegt dagegen, ebenso
wie einige der benachbarten Dörfer, in einem dichten Urwalde, der
den Orten zum Schutz dient und bislang nicht gelichtet werden
durfte. Witu hat zwei Ausgänge. An die Stelle des dichten Waldes
tritt hier eine starke Pallisadenwand, in der sich nur eine sehr schmale
und niedrige Öffnung befindet, durch welche man nicht aufrecht hin-
durchgehen kann. An jedem Thor befindet sich fortwährend eine
Wache. Nachts werden die Thore durch Baumstämme, welche zwi-
schen eingegrabenen starken Pfählen davor gelegt werden, geschloffen.
Die Suahelibevölkerung in den Küstenplätzen lebt meist vom Handel,
im Innern vom Ackerbau. In den größeren Orten giebt es auch
allerlei Handwerker. Es werden einfach verzierte Gefäße aus
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20 Deutsch-Ostafrika.
von dem Kaiser Mtesa erzählt hatte. Aber auch Mandara ist nur
ein Tyrann, der sich zur Oberherrschast über die übrigen Häuptlinge
zu erheben trachtet und sich die Anwesenheit der weißen Männer
wohl gefallen ließ, um durch sie die Vorteile europäischer Kultur,
besonders die Künste des Bauens, der Pulver- und Waffenfabrikation
zu erlangen, und der Bischof hatte, wie vordem schon der Reisende
Thomson, Mühe, dem Geschenk einer Hütte zum bleibenden Wohnsitz
zu entgehen.
Der Menschenschlag am Kilima-Ndjaro machte den Eindruck
der Kraft und Intelligenz, und die Missionare sahen sich verlangend
nach passenden Plätzen für ihre Arbeit um, deren Besetzung auch
bei der Stimmung des Häuptlings Mandara keine Schwierigkeiten
gemacht haben würde. Außerdem lockte nicht nur die wunderbar
schöne Natur des Alpenlandes, die selbst den Jubelruf der sonst
gegen Naturschönheiten stumpfen Afrikaner hervorrief, sondern vor
allem die Erwartung, daß in so bedeutenden Höhen mit ihren regel-
mäßig jeden Monat wiederkehrenden Niederschlägen die Gesundheit
des Missionars geschützt sein werde. Aber bald sahen sie ihre Täu-
schung ein. Denn noch während ihres Aufenthaltes dafelbst trat die
Regenzeit ein und belehrte sie durch kolossale Güsse, daß ein Hoch-
land in Afrika denn doch immer noch fehr verschieden von einem
solchen in Europa sei. Wieder stellten sich Fieberanfälle ein, und
ohne für den eigentlichen Missionszweck etwas Greifbares erreicht zu
haben, traten sie die Rückreise an. — Unterdes berichtet eine neueste
Nachricht, daß sich auch im Dschagga-Lande selbst der Missionar
Fitch niedergelassen hat (1886) und daß Mandara sich gegen ihn
freundlich zeigt.
5. Moschi am Kilima-Ndjaro.
Ein ostafrikanisches Landschaftsbild.
Nach Thomson und Kurt Weiß.*)
Moschi, das Residenzdorf des Häuptlings Mandara, des Kriegs-
führers der Djagga (Dschagga), an der Schwelle des Massai-Landes,
liegt in wunderbar schöner Lage auf einem 1066 m hohen schmalen
Rücken, welcher nach beiden Seiten von einem steilen, tiefen Thal
*) Thomson. Durch Massai-Land. Leipzig 1885. — Kurt Weiß. Meine
Reise nach dem Kilima-Ndjarogebiet im Auftrage der Deutsch-ostafrikanischen Ge-
sellschaft. Berlin 1886.
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Deutsch -Aquatoriat-Afrika.
Togoland.
Notwendigkeit des Reichsschutzes in Westafrika. — Umfang des Togolandes (1887).
— Beschreibung der Küste und des Binnenlandes. — Die Hauptortschaften. —
Ein afrikanischer Nero. — Kulturzustände.
Der deutsche Handelsverkehr im tropischen Westasrika übersteigt
heute weit den Wert von 100 Millionen Mark, worunter allein für
mehr als 35 Millionen Mark Palmkerne und 40 Millionen für Palm-
öle; ein Verkehr, der noch weit riesenhaftere Verhältnisse annehmen
wird, wenn einmal, was in nächster Zukunft sicher zu erwarten steht,
die dichte Negerbevölkerung der Hinterländer dem Handel in wei-
terem Umfange als bisher zugänglich geworden sein wird. An der
Küste von Guinea haben zahlreiche Hamburger und Bremer Häuser
Niederlassungen und Handelsfaktoreien, u. a. Woermann 74, und die
Thatkraft der Deutschen beginnt sogar an mehreren Punkten, z. B.
in Lagos, die Engländer vom Markte zu verdrängen.
Bis zum Jahre 1884 war dieser ganze Verkehr der Willkür der
Negerbevölkerung ausgesetzt, und bei den häufigen Streitigkeiten auf
die nicht immer zuverlässige Hilfe der Engländer oder Franzosen
angewiesen, welche sich nicht selten des Landes mit den blühenden
Niederlassungen der Deutschen bemächtigten und als neue Kolonie unter
ihre eigene Schutzherrschaft stellten. Allen diesen Benachteiligungen
des deutschen Handels in Äquatorial-Westasrika wurde im Sommer
1884 dadurch ein Ende gemacht, daß der Forschungsreisende
Dr. Nachtigal als Kaiserlicher Generalkonsul auf der Küste des
Togolandes und des Kamerungebietes die deutsche Schutzherrschaft
proklamierte.
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Die Kruneger. 257
halten die Kruneger ziemlich fest an ihren jeweiligen Herren, und
sind sogar an verschiedenen Plätzen auf deren Schutz gegenüber den
unruhigen und raubsüchtigen Eingeborenen angewiesen. Es hat
wiederholt Fälle gegeben, wo croo-boys mit den Waffen in der Hand
die Faktoreien ihrer Herren verteidigt haben. Vermöge einer erklär-
lichen Bevorzugung und Begünstigung seitens der Weißen und im
Vertrauen auf ihre wirklich oft recht bedeutende Körperstärke, das
noch durch ein sehr festes nationales Zusammenhalten untereinander
gestützt wird, treten sie meist ziemlich brüsque und selbstbewußt
der einheimischen Bevölkerung gegenüber auf. Auf isoliert gelegenen
einzelnen Faktoreien ist ein Trupp tüchtiger croo-boys von größter
Wichtigkeit, sowohl für die Entwicklung des Handels, als auch für
die Sicherheit der Magazine und selbst der Europäer.
Unter den vierzig Burschen, die wir an Bord hatten, wählte
ich mir einen jungen, höchstens 16 Jahre alten croo-boy als Diener
aus. Derselbe hat sich geradezu musterhaft betragen. Während
meiner ganzen dreijährigen Reise hat mich William, wie ich ihn
nannte, nicht verlassen, in den schwierigsten Situationen verlor er
nicht den Mut, und ich konnte ihm alles anvertrauen. Freilich muß
der Umstand berücksichtigt werden, daß er unter meiner Begleitung
der einzige seines Stammes war und daß ihm alle übrigen mehr
oder weniger feindlich entgegentraten und ihn um feine Stellung
beneideten. Übrigens wäre derselbe gewiß nicht mit mir in das
Innere des Kontinentes gereist, wenn er meinen Plan vorher ge-
wüßt hätte; aber ich wurde von dem Häuptling auch für einen
Faktoreibesitzer am Ogowe gehalten, und so ging er arglos mit mir;
sobald ich ein Stück im Innern war, konnte er nicht fort von mir
und war gewissermaßen auf meinen Schutz angewiesen.
Nachdem seit einigen Jahren auf den portugiesischen Inseln
St. Thomö und Principe die Sklaverei aufgehoben ist, und die
früher blühenden Kaffee- und Eacao-Plantagen infolge dessen ver-
wüstet sind, hat man es versucht, Kruneger für die Plantagenwirt-
schaft zu gewinnen. Aber bisher ohne Erfolg. Trotz guter Behand-
lung, hoher Bezahlung und viel weniger schwerer Arbeit, als in den
Faktoreien, sind die Neger freiwillig zu solcher Arbeit nicht zu
bringen. Mit großen Kosten hat man Hunderte von croo-boys aus
diese Inseln geschafft, aber mit der ersten besten Gelegenheit sind sie
entflohen. Wo sie irgend ein Kanoe auftreiben konnten, wagten sie
selbst die gefährliche Meerfahrt, um nur von dieser ihnen verhaßten
Baum garten, Afrika. 17
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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13 —
König Johann (Benckelßen) von Leyden, hielt sich noch eine Zeitlang gegen den ihn belagernden Bischof, wurde aber 1535 bei einem Anssall gefangen genommen und endete unter Martern. Das Täufertum wurde darauf mit Gewalt unterdrückt, lebte aber uoch in der von Menno Simonis (f 1561) gestifteten Sekte fort und wnrde auch nach England verpflanzt, wo es später noch einmal zu großer Bedeutung gelangte (Independenten).
Unglücklich eudete auch der Versuch Lübecks, die Verhältnisse des europäischer! Nordens in demokratischem Sinne umzugestalten. Der letzte Unionskönig Christian Ii.. welcher die Macht der privilegierten Stände, des Adels und der Geistlichkeit, zu brechen und seine Herrschaft auf das Volk zu stützen suchte, wurde 1523 aus Schweden durch Gustav Wasa, aus Dänemark und Norwegen durch seinen Oheim Friedrich vou Holstein verdrängt. Die neuen Herrscher führten die Reformation ein und hoben die Privilegien! der Hansa auf. Um diese wiederzugewinnen, suchte der Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever, welcher durch eine Erhebung der Demokratie 1533 in den Rat gekommen war, 1534 mit Hilfe der Demokratie in den nordischen Reichen und der Bauern den entthronten König wiedereinzusetzen. Aber die Parteinahme der deutschen Fürsten für Friedrichs Sohn Christian Iii. führte die Niederlage Lübecks und den Sturz der Demokratie herbei; Wulleu-wever selbst wurde 1537 bei Wolfenbüttel enthauptet. Damit war die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit der nordischen Staaten gesichert, die letzte demokratische Erhebung niedergeschlagen.
Inzwischen wurde der Kaiser durch die Plünderungen der türkischen Flotte an der Küste von Neapel zu einem Zuge gegen Chaireddin Barbarossa nach Tunis 1535 genötigt, wo er Goletta und ^uuis einnahm und tausende von Christensklaven besreite. Nach seiner Rückkehr beschäftigte ihn auf längere Zeit der dritte Krieg mit Franz I (1536—1538), welcher nach Sforzas Tode wiederum Ansprüche aus Mailand erhob. Auch später hinderte ihn trotz des Abschlusses eiites katholischen Bündnisses zu Nürnberg die drohende Haltung der Türken an bewaffnetem Einschreiten gegen die Protestanten. Vergebens suchte er durch Religionsgespräche (Regensburg 1541) eine Einigung herbeizuführen, die Gegensätze waren bereits zu schroff geworden. Dagegen gelang es ihm,
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Extrahierte Personennamen: Johann Menno_Simonis Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav Friedrich Friedrich Friedrichs Christian_Iii Barbarossa Barbarossa Christensklaven Franz_I Franz