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1. Geschichte des Mittelalters - S. 79

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Konrad Iii. Das Rittertum. V 2i—3i. 79 wüteten furchtbar in den Reihen des Kreuzheeres. Vierzehn Tage und Nächte soll Konrad unablässig gekämpft, einen Türken völlig entzweigespalten haben. Endlich nutzte er umkehren; Haufen toter Menschen und Tiere bezeichneten seinen Weg. Auch das französische Kreuzheer wurde vernichtet: eine halbe Million Menschen mag auf diesem Kreuzzug umgekommen sein. 4. Konrad kam krank nach Konstantinopel zurück. Kaum genesen, ging er mit dem König von Frankreich zu Schiff nach dem Hafen Akkon, deutsch: Ackers, und ließ sich zu einem Feldzuge gegen Damaskus verleiten. Dort trafen ihn erneute Verluste; die Untreue des Königs von Jerusalem zwang ihn zu Abzug und Heimkehr. 3. Das Rittertum. 1. Seitdem der Heeresdienst zu Roß geleistet wurde, entwickelte sich ein eigener Kriegerstand: wer eine Heerfahrt (Reise) mitmachte, war ein Reisiger; wer die Führung der Waffen zu seinem Lebensberuf machte, war Ritter. * * Schon in Karls des Großen Tagen konnte ein freier Mann, dem die Last des Kriegsdienstes und der dazu nötigen Ausrüstung zu schwer wurde, sich in den Schutz eines andern stellen; dabei legte er zum Gelöbnis der Treue die gefalteten Hände feierlich in die Hände seines künftigen Herrn: das war nun sein Senior (frz. Seigneur, ital. Signore), auf deutsch sein Herr (heröro, der Hehrere). Im 8. Jahrhundert kam für diese Dienstbarkeit das Wort „Vasall" auf (keltisch gwas = der Diener). Dieses gegenseitige Verhältnis der Huld des Herrn und der Treue des Vasallen, wie es in der Vorzeit Fürsten und Ambakten umschlungen Hatte, bildete auch die Seele des Rittertums. Das Rittertum war ursprünglich ein Berus; es umfaßte alle Männer, die dem „Schildesamt" oblagen: im Krieg, im Dienst einer Stadt oder als Geleit kaufmännischer Warenzüge. Auch junge Kaufleute und Bauernsöhne konnten Ritter werden, wenn sie Roß und Waffen ausbringen konnten und einen Lehrherrn fanden. (Erst Kaiser Friedrich I. erließ strenge Vorschriften, um den Zudrang einzudämmen. Wer ein rechter Ritter werden wollte, mußte von ritterlichen Eltern abstammen. So wurde das Rittertum ein □ Stand, dessen Mitgliedschaft durch eine Ahnenprobe bedingt tvar.ü Auf den Kreuzzügen lernten die deutschen Ritter von den fran-

2. Geschichte des Mittelalters - S. 121

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Karl Vii von Frankreich. Die Magna Charta. Vii li—23. 121 nahmen ihnen in siegreichem Ausfall die erbeuteten Fahnen wieder ab, und das Landvolk jagte die „armen Gecken" (Armagnacs) mit blutigen Köpfen heim. 2. Die Magna Charta und die beiden Rosen. 1. In ihrem neuen Land an der untern Seine eigneten sich die Normannen das Christentum und die französische Sprache und damit eine feinere Gesittung an. Ihr riesenstarker Herzog Wilhelm führte seine Ritter gegen die Angelsachsen über das Ärmelmeer. Seine Flotte führte die Fahne der Päpste, deren Kampf mit den deutschen Königen eben damals begann. Der schöne Sachsenkönig Harald fiel in der Schlacht bei Hastings. Wilhelm war der Herr Englands, um 1066 das seine Vorfahren als Seeräuber mit Alfred dem Großen gerungen hatten. Die größten Güter, die höchsten Ämter verlieh Wilhelm seinen Getreuen und bedrückte die Eingeborenen durch grausame Gesetze; die Eroberer reizten die Angelsachsen durch Beraubung und Mißhandlung. „Ich will ein Engländer sein, wenn ich das tue!" schwur der Normann verächtlich. Dennoch verschmolzen Angelsachsen und Normannen langsam zu einem Volke. Ihr erster gemeinsamer Schritt begründete die englische Verfassung. 2. Während der Kämpfe mit den Franzosen hatte König Johann, der wetterwendische Bruder des Königs Richard Löwenherz, sein Land vom Papste zu Lehen genommen; davon erhielt er den Beinamen „ohne Land". Nun zwangen ihn die normannischen und angelsächsischen Großen, diemagnacharta(Greatcharter) 1215 zu unterzeichnen, eine Urkunde, die dem englischen Bürger Sicherheit der Person (vor willkürlicher Verhaftung) und des Eigentums verbürgte. Diese Verfassung bedeutete den Anfang der bürgerlichen Freiheit und des politischen Lebens in England und dann in Europa. * *Die englischen Könige sahen sich bald genötigt, bei wichtigen Fragen den Rat des Adels und der Höhern Geistlichkeit sowie der Vertreter der Städte und der Grafschaften einzuholen. Dafür halfen die Stände (das Parlament) Irland, dann Wales unterwerfen. 3. Im Krieg mit Frankreich entfaltete England seine Kräfte. Seine Ritter und Krieger bereicherten sich; in seinen Städten, die sich mit stattlichen Kirchen und Rathäusern füllten, blühte die Tuchweberei.

3. Geschichte der Neuzeit - S. 129

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Alte Fritz. V 76be. 129 Schlesien Steinkohlenlager entdeckt, und der König betrieb ihre Ausbeu-tung ebenso eifrig wie die Wiederaufforstung der Waldgebiete. Auch Erzlager kamen in Schlesien und in Westfalen zum Vorschein: um sie nutzbar zu machen, verbot der König, Roheisen einzufhren, und belegte die Einfuhr eiserner Gerte, namentlich Sensen, aus sterreich und Schweden mit hohen Eingangszllen. Ebenso bemhte er sich fortgesetzt, Seiden- und Stahlfabriken einzu-brgern; er gewhrte fr sie Ausfuhrprmien, befreite die Fabrikrume von Einquartierung, die Arbeiter von der Wehrpflicht. (7.) Der hchste Stand sollte der Offizierstand sein. Friedrich betrachtete es als unumgngliche Notwendigkeit, da der König von Preu-en Soldat sei, und zwar das Oberhaupt des Heeres, der Frst-Conne-table"; er verachtete die Fürsten, die sich dieser Pflicht entzogen. Er selbst trug stets den Waffenrock und zwngte noch im hchsten Alter seine gichtgeschwollenen Fe in die Stiefel, um zu seinen Soldaten zu reiten. Dafr sandten ihm auch die adligen Huser ihre Shne bereitwillig ins Heer: Knigsbrot ist immer das beste," sagte man. So lebte im preu-ischen Heere die alte Vasallentreue wieder auf; unter dem Eindruck Helden-mtiger Aufopferung seiner Offiziere fand der König die Rasse" seiner Adelsgeschlechter so gut, da sie auf alle Art meritieret konservieret zu werden". In die Kadettenprfung griff er selbst ein; um dem Bildungs-drang in seinem Offizierkorps entgegenzukommen, veranlate er einmal Gellert, fr die Offiziere, die im Magdeburgischen und in Leipzig im Winterquartier lagen, eigene Vorlesungen zu halten. Obwohl unter den Soldaten, die in den Kantonen und auswrts an-geworben waren, manche Deserteure und unsichere Kantonisten" vorkamen, mangelte es auch an brgerlichem Heldenmute nicht: Grenadiere und Muske-tiere liefen wohl auf die erhht stehenden sterreicher los und zerrten sie an Beinen und Rcken herunter in die Gefangenschaft; eine Schar Rekruten aus der Priegnitz und der Grafschaft Ruppin, die auf dem Ausmarsch ins Feld berfallen und umringt wurden, ergaben sich nicht: bis auf den letzten Mann lieen sie sich niederstrecken. Die Soldaten vergtterten den König: einem ostpreuischen Regiment grollte er wegen seiner Haltung bei Zorn-darf; als er zehn Jahre nach dem Friedensschlu sich nach einer Truppen-schau mit ihm vershnte, drngte sich alles dankend und jubelnd um ihn; er wollte etwas reden", erzhlte ein Leutnant des Regiments, er war aber selbst so gerhrt, da er schwieg und nur weinte. Seine Majestt wollte nun weg, aber wir lieen ihn nicht los. ,Es ist gut/ sagte der König, ,nun ist ja alles gut. Kinder, lat mich zufrieden!' Als der General ihm dankte, sprach er: ,Da hat Er Seinen Grenadiermarsch wieder' und ritt geschwind hinweg". Keller, Geschichte. Teil Iii. q

4. Andeutungen für den vorbereitenden Unterricht in der allgemeinen Geschichte - S. 83

1835 - Stendal : Franzen und Große
83 fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder- bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii. (1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö- sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga- rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden, welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt (1324) ganz aufgegeben wurde. 122. Die Oströmer. In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei- ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden. Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz- zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo- hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu halten und zu heben schienen. Bald siel die feste . Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^ die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204, das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus Nicäa zurückkehrten. 123. Nachtheilc der Wahlverfassung für Deutsch land. Von anderer Art war der Verfall im Reich der Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war, daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs. Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn 6*

5. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 160

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
160 Iii. Die Habsburgische Weltmacht und Frankreich. Deutscher im Gegensatz zu dem Welschen Franz. Auch fürchteten die Fürsten, der französische König werde versuchen, ihre „teutsche Libertät" in die „viehische Servitut" der französischen Vasallen zu verwandeln, d. H. auf seine eigene Macht gestützt, ihrer reichsständischen Anabhängigkeit ein Ende machen. So ging Karl aus der Wahl als Sieger hervor, nunmehr der mächtigste Fürst der Christenheit, „in dessen Reich die Sonne nicht unterging". Mit dieser Kaiserwahl, die man mit großer Begeisterung begrüßte, begannen die Einmischungen fremder Mächte in die Angelegenheiten unseres Vaterlandes, die jahrhundertelang so schweren Druck und so furchtbares Anheil über unser Volk gebracht haben. Das Fehlen einer starken nationalen Gewalt hat sich aufs schwerste gerächt. Der Forderung einer durchgreifenden Reichsreform stand Karl genau so gegenüber wie sein Großvater. Alle Entwürfe beurteilte auch er lediglich nach dem Gesichtspunkte, ob sie geeignet seien, die Macht des Äauses Äabsburg zu stärken; denn die Kaiserkrone war ihm nur ein Mittel, die Kräfte des Reiches seiner Äauspolitik dienstbar zu machen. Er war daher zu Zugeständnissen an die Reichsstände bereit, wenn sie ihm Truppen und Geld für seine auswärtigen Kämpfe bewilligten. Auf diese Weise erreichte man von ihm die vorübergehende Einsetzung des ständischen Reichsregiments, das während seiner Abwesenheit die Regierung führen sollte. Nach dem Fehlschlag seiner Bewerbung um die Kaiserkrone suchte Franz I. mit Gewalt den Äabsburgern entgegenzutreten. Mit der mittelalterlichen Überlieferung von der Gemeinsamkeit der christlichen Interessen den Angläubigen gegenüber brach er derart, daß er gelegentlich ein Bündnis mit dem Sultan schloß und ihn zu Angriffen auf Angarn bestimmte; seine Schweizer Söldner maßen sich in Oberitalien und an der niederländischen Grenze mit den deutschen Landsknechten. 1525 erlitt er bei Pavia eine schwere Niederlage und geriet sogar selbst in Gefangenschaft. Mit Stolz sangen die „frumben" Landsknechte von diesem glänzenden Erfolge ihrer Tapferkeit und der Feldherrnkunst ihres geliebten Führers Georg von Frundsberg. Franz mußte seine Freilassung durch bedeutende Landabtretungen erkaufen und einen ewigen Frieden geloben. Karl hatte einen glänzenden Erfolg errungen; er besaß jetzt die Vormachtstellung in Europa und bezeichnete sich in der Friedensurkunde als das Äaupt der weltlichen Fürsten der Christenheit. Sofort aber sagten sich der Papst und England, die bisher mit ihm verbündet gewesen waren, von ihm los und schlossen sich an den besiegten Franz an, um das durch Karl gefährdete europäische Gleich-

6. Griechische und römische Geschichte - S. 114

1916 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
114 Die Kaiserzeit. besonders hatten die Juden zu leiden, denen Rom in Herodes Agrippa einen eigenen König und Bedränger gegeben hatte. So brach ein furchtbarer Aufstand aus. Schon hatte T. Flavius Vespasianus, der Statthalter in Syrien, Galiläa unterworfen und stand vor dem fast uneinnehmbaren Jerusalem, als seine Soldaten ihn zum Imperator ausriefen. Er ging nach Rom, das ihn als den geroeissagten König aus Judäa begrüßte. Sein Sohn Titus, dem er die Belagerung überlieft, erstürmte nach fürchterlicher Be-70 n. Chr. lagerung die Stadt und verbrannte sie samt dem Tempel. Einen □ jüdischen Staat gab es nicht mehr.q Vespasian war ein schlichter Kriegsmann aus dem Sabinerlande, der einst bei Neros Gesang eingeschlafen war; nun gab er dem Reiche den Frieden wieder und errichtete mit seinem Sohne, den er zum Mitregenten ernannte, den Tempel des Friedens. Das Reich verwaltete er, wie ein sparsamer Hausvater seinen Haushalt. Er gewöhnte durch sein Beispiel die Bürger wieder an Ordnung und Arbeit, die Soldaten an Gehorsam; als die Marinetruppen ein „Schuhgeld" verlangten, mußten sie ihre Dienstmärsche von den Häfen Ostia oder Puteöli in die Hauptstadt barfuß zurücklegen. Er selbst genoß seine Sommerfrische gewöhnlich in seinem Heimatstädtchen und trank nur aus dem Silberbecher, den einst die Großmutter ihm geschenkt hatte. Trotz seiner mangelhaften Bildung hatte Kaiser Vespasian Sinn für feinere Lebensaufgaben wie für die Not seiner Mitmenschen. Bei großen Unglücksfällen war seine Kasse immer offen. Er stellte öffentliche Lehrer der Redekunst mit fester Besoldung an und unterstützte die Dichter durch Ehrengeschenke. 2. Noch gutherziger war sein Sohn Titus, „der Liebling der Menschheit", ein schöner, kräftiger Mann, ein trefflicher Reiter und Schütze. Er meinte, niemand dürfe traurig vom Kaiser gehen, und nannte den Tag verloren, an dem er keine Guttat vollbracht. 79 Damals begrub der Vesuv die Städte Pompeji und H er-kuläneum unter Asche und Lava. Titus begab sich selbst an die Unglücksstätte: er trug Sorge für die geretteten Einwohner und beaufsichtigte die Nachgrabungen, damit keine Kostbarkeiten abhanden kämen. * 3. *Die Überreste beider Städte werden seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts ausgegraben; die kostbaren Fundstücke sind im

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 77

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Die Türken vor Wien. Iv 6e—72. 77 * * Schon hatten die Türken den Venezianern die letzte Beute aus dem Lateinischen Kreuzzug, die Insel Kandia (Kreta), weggenommen; an der ruhmvollen Verteidigung hatten sich auch französische und namentlich deutsche Kriegsleute beteiligt. Noch früher hatten sie die Siebenbürger geschlagen und waren in das österreichische Gebiet eingebrochen. Aber der kaiserliche Feldherr Montecuccoli warf sie unter dem Beistand brandenburgischer, bayrischer, sächsischer Truppen bei St. Gotthard an der Raab zurück. Dennoch drangen die Osmanen, meist im Bunde mit magyarischen Empörern, immer wieder in die österreichischen Grenzlande vor. Allerorten im Reich ertönte die Türkenglocke, bei deren Schall jedermann in Haus und Feld und auf der Gasse ein andächtiges Vaterunser l] beten und Gott um Abwendung der Gefahr anrufen sollte. □ 2. Der Grotzwesir (Feldmarschall und Kanzler) erschien mit zahl- lßss losem Heere vor Wien; der Stephansdom sollte eine Moschee werden. *Der Erotzwesir Kam Mustafa verfügte angeblich über 200 000 Mann und 300 Geschützen, denen der Kaiser nur 100000 Mann mit 100 „Stücken" entgegenzustellen hatte. Aber noch lebte in den Deutschen der Kreuzzugsgedanke: alle Stände und Stämme vereinigten □ sich zur Abwehr. lh Graf Rüdiger von Starhemberg verteidigte die Kaiserstadt mit Löwenmut; als er verwundet wurde, lietz er sich an die gefährdeten Stellen tragen, um anzufeuern und anzuleiten. Dem Grafen trat der Bürgermeister zur Seite; der Bischof von Wienerisch Neustadt, der in jüngeren Jahren als Malteser auf Kandia gegen die Türken gefochten hatte, leitete die Krankenpflege und war überall zur Hand, wo Trost und Zuspruch nötig war. Bürger und Studenten halfen dem Häuflein Rüdigers die fast täglich wiederholten Stürme zurückschlagen. Doch die Kraft erlahmte, die Lebensrnittel gingen aus; schon war die Kaiserstadt durch die Geschosse und die Stürme der Belagerer und besonders durch ihre Hauptwaffe, die Minen, in einen Trümmerhaufen verwandelt. Vom Stephansturm stiegen des Nachts Raketengarben auf, Flammenzeichen der höchsten Not! Da strömte in der Donau-Ebene das Entsatzheer zusammen, das der kaiserliche Feldherr, Herzog Karl V. von Lothringen, mit dem Polenkönig Johann Sobieski gesammelt hatte. Nach einem Kampf am Kahlenberg, dem äußersten Ausläufer des Wiener

8. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 59

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Bilder aus Ostpreußens Vergangenheit. 59 ein Erzieher der Menschheit geworden- denn er lebte so, wie er es von seinen Schülern forderte, Da er von Natur einen sehr schwächlichen Körper besaß, so suchte er ihn durch eine regelmäßige Lebensweise zu kräftigen. Diese war bis ins kleinste geordnet. Im Winter wie im Sommer stand er schon früh um 5 Uhr auf. von seinem Diener ließ er sich gern bestätigen, daß er noch niemals versäumt habe, dem Weckrufe Zolge zu leisten. Oer ganze vormittag war mit Arbeiten erfüllt. Von 1— 3 Uhr saß er bei der Mittagstafel und hatte es gern, mit geladenen Gästen während des Essens geistreiche Gespräche zu führen. Er selbst verstand es in hervorragender lveise, die Unterhaltung zu beleben. Humor und Witz, Ernst und Scherz, mitunter auch wohl etwas Spott, wechselten mit- einander ab. Besonders gerne suchten gebildete Zrauen seine Unterhaltung? denn er konnte ebenso leicht über häusliche Dinge wie über gelehrte Sachen reden. Täglich machte er zur bestimmten Zeit einen Spaziergang über den Philosophendamm in der Nähe der heutigen Klapperwiese. Oft auch ging er in Legleitung von Kreunden nach dem entfernteren Moditten hinaus. Auf längere Zeit jedoch hat er seine Vaterstadt nie verlassen. Die Stelle, an welcher sein Wohnhaus stand, ist heute noch durch eine Tafel an dem Hause Prinzessinstraße 2 kenntlich gemacht. Dort lesen wir: „Immanuel Kant wohnte und lehrte hier von 1783—1804." Kant starb im Alter von 80 Jahren und ist in einer Gruftkapelle neben dem Dome beigesetzt. An Kant erinnert auch eine Gedenktafel, welche in der Steinmauer des Schlosses am Gesekusplatz angebracht ist und ein berühmtes Wort des großen Gelehrten enthält. 8. Line Plünderungsszene aus der Franzosenzeit. Um die Mittagszeit des 8. Kebruar 1807 waren die ersten Zranzosen in Lornehnen, einem Gute in der Nähe von pr. E^lau, angekommen. Die Plünderung hatte sofort begonnen. Der erste Ansturm galt dem Gutshause, das von oben bis unten durchsucht wurde. Jeder nahm, was ihm gut dünkte. Im Gefolge der Soldaten befanden sich polnische Juden und machten sie auf die ihnen kostbar erscheinenden Stücke des Hausrats aufmerksam. Im Keller fiel ein Haufe der Plünderer über die dort lagernden Wein- und Branntwein- Vorräte her. Zuletzt hob ein Streiten und prügeln unter den Trunkenen an. Man zerschlug die Zässer, so daß ihr Inhalt auf dem Loden umherfloß. Eine andere Notte schlug die verschlossenen Schränke ein und untersuchte deren Inhalt. Ein seidenes Kleid der verstorbenen Gutsfrau wurde vor den Augen des alten Gutsherrn in Stücke zerrissen, um zu Halstüchern verwendet zu werden. Die Leinwand der schweren Eichentruhen verwandelte sich in Zußlappen. „Da hast du auch etwas, Lauer," hatte einer der plündernden Soldaten zu dem Besitzer des Hofes gesagt und ihm einen Streifen des zerrissenen Stoffes zugeworfen. Ein trunkener Offizier hatte ihn, wohl mehr um ihn zu schrecken, so lange mit der flachen Klinge auf den Rücken geklopft, bis ihm ein Teil des nicht beiseite geschafften Geldes ausgeliefert worden war. In dem geräumigen Eßzimmer saßen Offiziere und Gemeine durcheinander und ver- zehrten die Vorräte der noch gefüllten Speisekammer, welche einige Soldaten, die ihr Gepäck abgelegt hatten, herbeitrugen. „Iß, Lauer, wenn du Hunger hast!" hatte ein gutmütig dreinschauender Leutnant dem Gutsherrn zugerufen, der vom Eingange aus dem Treiben zugeschaut hatte.

9. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 294

1887 - Berlin : Dümmler
294 Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. am 15. Februar die letzte Stadt des Karakyereiches, Altareso, Ort mit 5000 Einwohnern. Er wurde freundlich bewirtet und beschenkt, zog aber schon den folgenden Tag weiter ins Reich der Ndschumuru, deren Hauptstadt Bagyamso er ebenfalls wegen der dort herrschenden Reinlichkeit rühmend erwähnt. Unterdessen war das Gerücht von dem Anrücken des weißen Mannes schon nach Salaga vorausgeeilt und als Büß mit seiner kleinen Karawane am 19. Februar bald nach Sonnenaufgang in die mächtige Stadt einritt, umschwärmten ihn Tausende von Menschen, die alle schrieen: „Der Europäer kommt, der Weiße kommt!" Er nahm sein Absteigequartier bei dem Mo- hammedaner, der schon Opoku und Ashante beherbergt hatte und der sich durch diesen Vorzug hoch geehrt fühlte. Als Bewillkommnungs- trunk wurde frische Kuhmilch gebracht, über welches feit Jahren entbehrte Labsal der gute Mann sich kindlich freute. Daun kamen Metzgerburschen, die -Ochsen- und Kalbfleisch anboten, Frauen mit Milch und Butter, Mädcheu, die Honig und Biscnit anpriesen. Bald erscholl draußen aber lautes Geigeu- und Pfeifenspiel. Es waren Boten des Königs, die in Liederform den Gruß des Königs brachten. Er lautete: 1. Wir sind Königsboten und bringen dir, dem weißen Mann, unseres Herrn Gruß. 2. Du, weißer Mann, kommst von einer großen Nation, welche uns von unseren Feinden befreit hat. 3. Jedes Jahr mußten wir 1000 unserer Brüder für das Kumafsimeffer liefern und dem Kumassikönig all unser Geld ohne Murren. 4. Ihr weißen Leute sollt alles haben — alles Geld — weil ihr nns befreit habt ?c. Gleich am folgenden Tage besuchte nun Büß mit seinem Haus- Herrn die Märkte der Stadt. Zuerst betrat er den Hauptmarkt für die ausländischen Waren, der eine Länge von etwa Vs Stunde hat und wohl mit Waren gefüllt, aber leer von Käufern war. Es waren alle Handelsleute aus dem Innern ausgeblieben und beson- ders die Moravas und Mosees fehlten gänzlich. Der Pferde- und Eselmarkt war ganz leer. Als der Reisende aber den Sklavenmarkt betrat, da sah er, daß wenigstens diefer Zweig des Handels unter der Krifis nicht gelitten hatte. Seine Schilderung erinnert an be- kannte Kapitel aus Oukel Toms Hütte, und ist die unmenschliche Grausamkeit, womit diese armen Geschöpfe behandelt werden, auch wirklich schauderhaft. Da in der Ramadanzeit das Trinkwasser weit her nach Salaga gebracht werden muß und dort verkauft wird, so ist es begreiflich, daß die Sklaven, die doch ohne Obdach der

10. Die Neuzeit - S. 13

1895 - Hamburg : Meißner
13 — König Johann (Benckelßen) von Leyden, hielt sich noch eine Zeitlang gegen den ihn belagernden Bischof, wurde aber 1535 bei einem Anssall gefangen genommen und endete unter Martern. Das Täufertum wurde darauf mit Gewalt unterdrückt, lebte aber uoch in der von Menno Simonis (f 1561) gestifteten Sekte fort und wnrde auch nach England verpflanzt, wo es später noch einmal zu großer Bedeutung gelangte (Independenten). Unglücklich eudete auch der Versuch Lübecks, die Verhältnisse des europäischer! Nordens in demokratischem Sinne umzugestalten. Der letzte Unionskönig Christian Ii.. welcher die Macht der privilegierten Stände, des Adels und der Geistlichkeit, zu brechen und seine Herrschaft auf das Volk zu stützen suchte, wurde 1523 aus Schweden durch Gustav Wasa, aus Dänemark und Norwegen durch seinen Oheim Friedrich vou Holstein verdrängt. Die neuen Herrscher führten die Reformation ein und hoben die Privilegien! der Hansa auf. Um diese wiederzugewinnen, suchte der Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever, welcher durch eine Erhebung der Demokratie 1533 in den Rat gekommen war, 1534 mit Hilfe der Demokratie in den nordischen Reichen und der Bauern den entthronten König wiedereinzusetzen. Aber die Parteinahme der deutschen Fürsten für Friedrichs Sohn Christian Iii. führte die Niederlage Lübecks und den Sturz der Demokratie herbei; Wulleu-wever selbst wurde 1537 bei Wolfenbüttel enthauptet. Damit war die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit der nordischen Staaten gesichert, die letzte demokratische Erhebung niedergeschlagen. Inzwischen wurde der Kaiser durch die Plünderungen der türkischen Flotte an der Küste von Neapel zu einem Zuge gegen Chaireddin Barbarossa nach Tunis 1535 genötigt, wo er Goletta und ^uuis einnahm und tausende von Christensklaven besreite. Nach seiner Rückkehr beschäftigte ihn auf längere Zeit der dritte Krieg mit Franz I (1536—1538), welcher nach Sforzas Tode wiederum Ansprüche aus Mailand erhob. Auch später hinderte ihn trotz des Abschlusses eiites katholischen Bündnisses zu Nürnberg die drohende Haltung der Türken an bewaffnetem Einschreiten gegen die Protestanten. Vergebens suchte er durch Religionsgespräche (Regensburg 1541) eine Einigung herbeizuführen, die Gegensätze waren bereits zu schroff geworden. Dagegen gelang es ihm,
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