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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 194

1902 - Karlsruhe : Lang
— 194 — Schar von vielen Tausenden sammelte sich um ihn, und er führte sie durch Oberdeutschland gegen Ungarn. Durch ihre Zuchtlosigkeit machten sich diese Kreuzfahrer überall gefürchtet und gehaßt und gingen teils durch Hunger, teils im Kampfe mit der Bevölkerung der Länder, durch die sie zogen, zugrunde. Im Sommer des Jahres 1096 zog das Ritterheer, gegen 300 000 Mann stark, unter der Führung des Herzogs von Niederlothringen, Gottfried von Bouillon, durch Süddeutschland, Ungarn, Bulgarien nach Konstantinopel und wurde hier nach Kleinasien übergesetzt. Es dauerte fast drei Jahre, bis Gottfried von Bouillon nach schweren Kämpfen in Kleinasien, in denen das Heer bis aus 80 000 Mann zusammenschmolz, vor Jerusalem anlangte. Als man von einer Anhöhe herab die heilige Stadt erblickte, fielen alle auf die Kniee, küßten den Boden und dankten Gott unter Freudentränen. Fünf Wochen wurde die Stadt belagert. Die Kreuzfahrer bauten hohe Türme aus Holz, die hart an die Mauern herangeschoben wurden; aus dem obersten Geschosse derselben konnte eine Brücke niedergelassen werden, mittels der die Ritter auf die Zinnen der Stadtmauern gelangen konnten. Am 15. Juli 1099 wurde die Stadt erstürmt und unter den Türken ein schreckliches Blutbad angerichtet. Gottfried von Bouillon wurde zum Könige von Jerusalem erwählt; aber er wollte keine Königskrone tragen, wo der Welterlöser eine Dornenkrone getragen hatte, und nannte sich nur Beschützer des heiligen Grabes. Nach seinem Tode (1100) nahm sein Bruder Balduin den Titel eines Königs von Jerusalem an. Das eroberte heilige Land wurde nach dem Vorbilde des Abendlandes zu einem Lehensstaate eingerichtet. Der König von Jerusalem hatte als Vasallen die Fürsten von Edessa, von Antiochia und von Tripolis unter sich. Das neue Königreich hatte fortwährend gegen die Sarazenen*) zu kämpfen; darum wurden von Zeit zu Zeit wieder Kreuzzüge notwendig. Im Jahre 1147 unternahm Kaiser Konrad Ii. in Ver=‘ lnndung mit Ludwig Vii., König von Frankreich, auf Antreiben des Abtes Bernhard von Clairvaux einen zweiten Kreuzzug, Kaiser Friedrich der Rotbart 1189, als Jerusalem von dem Sultan Saladin erobert worden war, einen dritten, verlor aber das Leben, bevor er das heilige Land erreichte.**) Kaiser Friedrich Ii. gewann (1229) durch Vertrag die Stadt Jerusalem zurück; dieselbe ging aber nach Jahren den Christen für immer verloren. Ludwig Ix., der Heilige, König von Frankreich, landete (1248) in Ägypten, um von dort aus das heilige Land zu erobern; allein er wurde bei Damiette mit seinem *) Türken, Araber und bergt. eigentl. Morgenländer. **) Vergl. S. 45.

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 203

1902 - Karlsruhe : Lang
203 die spanischen Besitzungen in Italien, Neapel, Mailand und die Insel Sardinien, ferner die spanischen Niederlande (Belgien) und die Festungen Kehl, Breisach und Freiburg im Breisgau, welche die Franzosen seit dem Jahre 1685 besaßen. Die Engländer behielten die starke Festung Gibraltar, die sie während des Krieges erobert hatten. Die Kurfürsten von Bayern und von Köln, die mit Ludwig Xiv. verbündet und darum in die Reichsacht erklärt worden waren, wurden in ihre Länder wieder eingesetzt.*) Viii. Die Lrirlrenkriege. 1. Belagerung von Wien. 1683. Nachdem die Türken (1453) Konstantinopel erobert hatten, dehnten sie im Lause der folgenden hundert Jahre ihre Macht über die ganze Balkanhalbinsel, die Länder an der untern Donau und fast über ganz Ungarn aus. Auch nach Österreich und Steiermark machten sie häufig Raubzüge, verheerten das Land und schleppten die wehrlosen Einwohner in die Sklaverei. Wien wurde von ihnen im Jahre 1529 belagert, jedoch durch die tapfere Verteidigung des Grasen Salm gerettet. Um das Jahr 1600 geboten türkische Statthalter zu Raab, Komorn, Ofen. König Ludwig Xiy. von Frankreich hetzte den Sultan zum Kriege gegen Österreich, damit er um so leichter seinen Länderraub an Deutschlands Westgrenze vollbringen konnte. Im Jahre 1683 brach der Großvezier Kara Mustapha mit einem Heere von 200000 Mann in Niederösterreich ein und belagerte Wien. Die Kaiserstadt wurde nur von 20 000 Streitern, Soldaten, Studenten der Universität und Bürgern unter dem Befehle des Grafen Rüdiger von Starhemberg verteidigt. Sechzig Tage dauerte die Belagerung, achtzehn Sturmangriffe wurden von den Türken gemacht, aber der Heldenmut der Verteidiger vereitelte alle Anstrengungen des übermächtigen Feindes. Ein deutsches Heer von 60000 Mann unter dem Oberbefehle des Herzogs Karl von Lothringen rückte zum Entsätze *) Ludwig Xiv. überlebte den spanischen Erbfolgekrieg nur um ein Jahr. In seiner Familie war es in letzter Zeit immer einsamer um ihn geworden. Leinen Sohn und seinen Enkel hatte der Tod ihm schon entrissen. Im Jahre 1715 starb Ludwig, verlasseu von der Liebe des Volkes, das er durch die vielen Kriege und seine Prachtliebe arm gemacht hatte. Lo sehr waren alle Bande der Ehrfurcht gelockert, daß das Volk den Sarg des Königs bei seiner Überführung nach St. Tems mit Fluch- und Schimpf-worten begleitete, ihn mit L-chmutz und Steinen bewarf. In ganz Frankreich wurde die Nachricht von dem Tode des Despoten wie eine Erlösung aus langer Knechtschaft mit Jubel begrüßt. Ludwig hinterließ eine ■Schuldenlast von über zwei Milliarden, einen sittenlosen Hofadel, einen verarmten Bürger- und Bauernstand. Und sein Nachfolger Ludwig Xv. überbot seinen Vorgänger an Verschwendung und Sittenlosigkeit.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 79

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Konrad Iii. Das Rittertum. V 2i—3i. 79 wüteten furchtbar in den Reihen des Kreuzheeres. Vierzehn Tage und Nächte soll Konrad unablässig gekämpft, einen Türken völlig entzweigespalten haben. Endlich nutzte er umkehren; Haufen toter Menschen und Tiere bezeichneten seinen Weg. Auch das französische Kreuzheer wurde vernichtet: eine halbe Million Menschen mag auf diesem Kreuzzug umgekommen sein. 4. Konrad kam krank nach Konstantinopel zurück. Kaum genesen, ging er mit dem König von Frankreich zu Schiff nach dem Hafen Akkon, deutsch: Ackers, und ließ sich zu einem Feldzuge gegen Damaskus verleiten. Dort trafen ihn erneute Verluste; die Untreue des Königs von Jerusalem zwang ihn zu Abzug und Heimkehr. 3. Das Rittertum. 1. Seitdem der Heeresdienst zu Roß geleistet wurde, entwickelte sich ein eigener Kriegerstand: wer eine Heerfahrt (Reise) mitmachte, war ein Reisiger; wer die Führung der Waffen zu seinem Lebensberuf machte, war Ritter. * * Schon in Karls des Großen Tagen konnte ein freier Mann, dem die Last des Kriegsdienstes und der dazu nötigen Ausrüstung zu schwer wurde, sich in den Schutz eines andern stellen; dabei legte er zum Gelöbnis der Treue die gefalteten Hände feierlich in die Hände seines künftigen Herrn: das war nun sein Senior (frz. Seigneur, ital. Signore), auf deutsch sein Herr (heröro, der Hehrere). Im 8. Jahrhundert kam für diese Dienstbarkeit das Wort „Vasall" auf (keltisch gwas = der Diener). Dieses gegenseitige Verhältnis der Huld des Herrn und der Treue des Vasallen, wie es in der Vorzeit Fürsten und Ambakten umschlungen Hatte, bildete auch die Seele des Rittertums. Das Rittertum war ursprünglich ein Berus; es umfaßte alle Männer, die dem „Schildesamt" oblagen: im Krieg, im Dienst einer Stadt oder als Geleit kaufmännischer Warenzüge. Auch junge Kaufleute und Bauernsöhne konnten Ritter werden, wenn sie Roß und Waffen ausbringen konnten und einen Lehrherrn fanden. (Erst Kaiser Friedrich I. erließ strenge Vorschriften, um den Zudrang einzudämmen. Wer ein rechter Ritter werden wollte, mußte von ritterlichen Eltern abstammen. So wurde das Rittertum ein □ Stand, dessen Mitgliedschaft durch eine Ahnenprobe bedingt tvar.ü Auf den Kreuzzügen lernten die deutschen Ritter von den fran-

4. Geschichte des Mittelalters - S. 121

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
Karl Vii von Frankreich. Die Magna Charta. Vii li—23. 121 nahmen ihnen in siegreichem Ausfall die erbeuteten Fahnen wieder ab, und das Landvolk jagte die „armen Gecken" (Armagnacs) mit blutigen Köpfen heim. 2. Die Magna Charta und die beiden Rosen. 1. In ihrem neuen Land an der untern Seine eigneten sich die Normannen das Christentum und die französische Sprache und damit eine feinere Gesittung an. Ihr riesenstarker Herzog Wilhelm führte seine Ritter gegen die Angelsachsen über das Ärmelmeer. Seine Flotte führte die Fahne der Päpste, deren Kampf mit den deutschen Königen eben damals begann. Der schöne Sachsenkönig Harald fiel in der Schlacht bei Hastings. Wilhelm war der Herr Englands, um 1066 das seine Vorfahren als Seeräuber mit Alfred dem Großen gerungen hatten. Die größten Güter, die höchsten Ämter verlieh Wilhelm seinen Getreuen und bedrückte die Eingeborenen durch grausame Gesetze; die Eroberer reizten die Angelsachsen durch Beraubung und Mißhandlung. „Ich will ein Engländer sein, wenn ich das tue!" schwur der Normann verächtlich. Dennoch verschmolzen Angelsachsen und Normannen langsam zu einem Volke. Ihr erster gemeinsamer Schritt begründete die englische Verfassung. 2. Während der Kämpfe mit den Franzosen hatte König Johann, der wetterwendische Bruder des Königs Richard Löwenherz, sein Land vom Papste zu Lehen genommen; davon erhielt er den Beinamen „ohne Land". Nun zwangen ihn die normannischen und angelsächsischen Großen, diemagnacharta(Greatcharter) 1215 zu unterzeichnen, eine Urkunde, die dem englischen Bürger Sicherheit der Person (vor willkürlicher Verhaftung) und des Eigentums verbürgte. Diese Verfassung bedeutete den Anfang der bürgerlichen Freiheit und des politischen Lebens in England und dann in Europa. * *Die englischen Könige sahen sich bald genötigt, bei wichtigen Fragen den Rat des Adels und der Höhern Geistlichkeit sowie der Vertreter der Städte und der Grafschaften einzuholen. Dafür halfen die Stände (das Parlament) Irland, dann Wales unterwerfen. 3. Im Krieg mit Frankreich entfaltete England seine Kräfte. Seine Ritter und Krieger bereicherten sich; in seinen Städten, die sich mit stattlichen Kirchen und Rathäusern füllten, blühte die Tuchweberei.

5. Andeutungen für den vorbereitenden Unterricht in der allgemeinen Geschichte - S. 83

1835 - Stendal : Franzen und Große
83 fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder- bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii. (1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö- sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga- rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden, welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt (1324) ganz aufgegeben wurde. 122. Die Oströmer. In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei- ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden. Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz- zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo- hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu halten und zu heben schienen. Bald siel die feste . Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^ die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204, das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus Nicäa zurückkehrten. 123. Nachtheilc der Wahlverfassung für Deutsch land. Von anderer Art war der Verfall im Reich der Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war, daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs. Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn 6*

6. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 160

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
160 Iii. Die Habsburgische Weltmacht und Frankreich. Deutscher im Gegensatz zu dem Welschen Franz. Auch fürchteten die Fürsten, der französische König werde versuchen, ihre „teutsche Libertät" in die „viehische Servitut" der französischen Vasallen zu verwandeln, d. H. auf seine eigene Macht gestützt, ihrer reichsständischen Anabhängigkeit ein Ende machen. So ging Karl aus der Wahl als Sieger hervor, nunmehr der mächtigste Fürst der Christenheit, „in dessen Reich die Sonne nicht unterging". Mit dieser Kaiserwahl, die man mit großer Begeisterung begrüßte, begannen die Einmischungen fremder Mächte in die Angelegenheiten unseres Vaterlandes, die jahrhundertelang so schweren Druck und so furchtbares Anheil über unser Volk gebracht haben. Das Fehlen einer starken nationalen Gewalt hat sich aufs schwerste gerächt. Der Forderung einer durchgreifenden Reichsreform stand Karl genau so gegenüber wie sein Großvater. Alle Entwürfe beurteilte auch er lediglich nach dem Gesichtspunkte, ob sie geeignet seien, die Macht des Äauses Äabsburg zu stärken; denn die Kaiserkrone war ihm nur ein Mittel, die Kräfte des Reiches seiner Äauspolitik dienstbar zu machen. Er war daher zu Zugeständnissen an die Reichsstände bereit, wenn sie ihm Truppen und Geld für seine auswärtigen Kämpfe bewilligten. Auf diese Weise erreichte man von ihm die vorübergehende Einsetzung des ständischen Reichsregiments, das während seiner Abwesenheit die Regierung führen sollte. Nach dem Fehlschlag seiner Bewerbung um die Kaiserkrone suchte Franz I. mit Gewalt den Äabsburgern entgegenzutreten. Mit der mittelalterlichen Überlieferung von der Gemeinsamkeit der christlichen Interessen den Angläubigen gegenüber brach er derart, daß er gelegentlich ein Bündnis mit dem Sultan schloß und ihn zu Angriffen auf Angarn bestimmte; seine Schweizer Söldner maßen sich in Oberitalien und an der niederländischen Grenze mit den deutschen Landsknechten. 1525 erlitt er bei Pavia eine schwere Niederlage und geriet sogar selbst in Gefangenschaft. Mit Stolz sangen die „frumben" Landsknechte von diesem glänzenden Erfolge ihrer Tapferkeit und der Feldherrnkunst ihres geliebten Führers Georg von Frundsberg. Franz mußte seine Freilassung durch bedeutende Landabtretungen erkaufen und einen ewigen Frieden geloben. Karl hatte einen glänzenden Erfolg errungen; er besaß jetzt die Vormachtstellung in Europa und bezeichnete sich in der Friedensurkunde als das Äaupt der weltlichen Fürsten der Christenheit. Sofort aber sagten sich der Papst und England, die bisher mit ihm verbündet gewesen waren, von ihm los und schlossen sich an den besiegten Franz an, um das durch Karl gefährdete europäische Gleich-

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 77

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
Die Türken vor Wien. Iv 6e—72. 77 * * Schon hatten die Türken den Venezianern die letzte Beute aus dem Lateinischen Kreuzzug, die Insel Kandia (Kreta), weggenommen; an der ruhmvollen Verteidigung hatten sich auch französische und namentlich deutsche Kriegsleute beteiligt. Noch früher hatten sie die Siebenbürger geschlagen und waren in das österreichische Gebiet eingebrochen. Aber der kaiserliche Feldherr Montecuccoli warf sie unter dem Beistand brandenburgischer, bayrischer, sächsischer Truppen bei St. Gotthard an der Raab zurück. Dennoch drangen die Osmanen, meist im Bunde mit magyarischen Empörern, immer wieder in die österreichischen Grenzlande vor. Allerorten im Reich ertönte die Türkenglocke, bei deren Schall jedermann in Haus und Feld und auf der Gasse ein andächtiges Vaterunser l] beten und Gott um Abwendung der Gefahr anrufen sollte. □ 2. Der Grotzwesir (Feldmarschall und Kanzler) erschien mit zahl- lßss losem Heere vor Wien; der Stephansdom sollte eine Moschee werden. *Der Erotzwesir Kam Mustafa verfügte angeblich über 200 000 Mann und 300 Geschützen, denen der Kaiser nur 100000 Mann mit 100 „Stücken" entgegenzustellen hatte. Aber noch lebte in den Deutschen der Kreuzzugsgedanke: alle Stände und Stämme vereinigten □ sich zur Abwehr. lh Graf Rüdiger von Starhemberg verteidigte die Kaiserstadt mit Löwenmut; als er verwundet wurde, lietz er sich an die gefährdeten Stellen tragen, um anzufeuern und anzuleiten. Dem Grafen trat der Bürgermeister zur Seite; der Bischof von Wienerisch Neustadt, der in jüngeren Jahren als Malteser auf Kandia gegen die Türken gefochten hatte, leitete die Krankenpflege und war überall zur Hand, wo Trost und Zuspruch nötig war. Bürger und Studenten halfen dem Häuflein Rüdigers die fast täglich wiederholten Stürme zurückschlagen. Doch die Kraft erlahmte, die Lebensrnittel gingen aus; schon war die Kaiserstadt durch die Geschosse und die Stürme der Belagerer und besonders durch ihre Hauptwaffe, die Minen, in einen Trümmerhaufen verwandelt. Vom Stephansturm stiegen des Nachts Raketengarben auf, Flammenzeichen der höchsten Not! Da strömte in der Donau-Ebene das Entsatzheer zusammen, das der kaiserliche Feldherr, Herzog Karl V. von Lothringen, mit dem Polenkönig Johann Sobieski gesammelt hatte. Nach einem Kampf am Kahlenberg, dem äußersten Ausläufer des Wiener

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 74

1900 - Karlsruhe : Lang
— 74 — gab es keinen langen Kampf; die Führer der Bauern liefen meist feige davon, und die ungeordneten Bauernhaufen konnten den geübten Kriegsleuten nicht widerstehen. Zn Hunderten und zu Tausenden wurden die Bauern auf dem Schlachtfelde und auf der Flucht niedergehauen, erstochen und erschossen. Von denen, welche in ihre Heimat zurückkamen, wurden viele vor Gericht gestellt und erlitten den Tod durch Henkershand. Als der Aufstand niedergeschlagen war, lagen mehr als tausend Klöster und Schlösser in Asche; unzählige Dörfer waren verwüstet, die Felder lagen unbebaut, mehr als 150 000 Menschen hatten ihr Leben gelassen, und der Druck, den die Bauern nun zu leiden hatten, war größer als je zuvor. 3. Kriege gegen die Türken. Im Jahre 1526 fielen die Türken mit einem gewaltigen Heere in Ungarn ein. Der ungarische König Ludwig Ii. konnte ihnen nur 30 000 Mann entgegenstellen und verlor bei Mohatsch Schlacht und Leben. Hierdurch kam der größte Teil von Ungarn unter die Botmäßigkeit der Türken. Der Sultan Solyman der Prächtige gedachte auch Deutschland zu erobern. Das schien nicht allzu schwer; denn Kaiser Karl V. hatte fortwährend gegen den französischen Kömg zu kämpfen, und sein Bruder Ferdinand, des Kaisers Stellvertreter im deutschen Reiche, hatte nicht die Macht, die selbstsüchtigen und uneinigen Reichsstände zu einer gemeinsamen Unternehmung zu bringen. Der Sultan rückte (1529) mit einem gewaltigen Heere vor Wien und belagerte und bestürmte die Stadt drei Wochen. Allein die Bürgerschaft verteidigte sich unter dem Befehle des Grasen Nikolaus von Salm mit solcher Tapferkeit, daß die Türken mit großem Verluste abziehen mußten. Die Türken bedrohten nicht nur die Ostgrenze des Reiches, sondern sie machten auch mit ihren Schiffen das Mittelländische Meer unsicher. Der Seeräuber Hayreddiu Barbarossa eroberte Algier und Tunis; von bort aus machte er Raubzüge nach den Küsten von Sizilien, Italien und Spanien und schleppte viele Tausend Männer, Frauen und Kinder in die Sklaverei. Kaiser Karl zog daher im Jahre 1535 mit einer starken Flotte nach Afrika, eroberte Tunis und befreite 20000 Christensklaven. Ein zweiter Zug, den er 1541 nach Afrika unternahm, lief unglücklich ab, weil feine Flotte und fein Heer durch furchtbare Stürme litten. 4. Der fchmalkaldifche Krieg. Oft und lange hat sich Kaiser Karl V. darum bemüht, daß eine allgemeine Kirchenversammlung zur Abstellung der kirchlichen Mißbräuche und zur Aufhebung der Kirchenspaltung vom Papste berufen werde. Endlich, im Jahre 1545, wurde die Kirchenversammlung zu Trient eröffnet. Der Kaiser forderte die Reichs-

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 187

1900 - Karlsruhe : Lang
— 187 — gewendet worden, um dem unablässigen Kriege ein Ende zu machen; so hatte der Abt Odilo von Clüny es dahin gebracht, daß die burgunbischen Herren den Gottesfrieden beschworen, d. b die Verpflichtung eingingen, von Mittwoch Abend bis Montag Morgen die Waffen ruhen zu lassen. Doch war der Erfolg hiervon vorerst nicht groß; der größte Teil der Bevölkerung von Frankreich, Italien und Deutschland hatte fortwährend die Drangsale eines andauernden Kriegszustandes auszustehen. Es erschien darum als ein Gebot der Menschlichkeit, der wilden Kraft und zügellosen Kampflust der Kriegsmänner ein würdigeres Ziel zu geben, indem man sie anfeuerte, ihre Waffen nicht mehr gegen Christen, sondern gegen die Feinde des christlichen Glaubens zu gebrauchen, das griechische Kaisertum gegen die Anfülle der Türken zu schützen und die heiligen Stätten den Händen der Ungläubigen zu entreißen. Ans der Kirchenversammlung zu Clermont (1096) nahm Papst Urban Ii. die Sache ernstlich in die Hand. In einer begeisterten Rede wies er die Zuhörer auf die Bedrängnis der morgenländischen Christen, auf die Entweihung Jerusalems und des heiligen Grabes, aus die Gefahren hin, die dem ganzen Abendlande von dem Islam drohten, und forderte sie auf, die Waffen zum heiligen Kriege zu ergreifen. Kaum hatte er seine Rede beendet, so erscholl von Tausenden der Ruf: „Gott will es! Gott will es!" und Geistliche und Laien drängten sich heran, um dem Papste das Gelübde der Teilnahme am heiligen Kriege abzulegen. Alle warfen sich zu Boden und schlugen an die Brust, indes der Kardiual Gregor mit lauter Stimme für sie das Sündenbekenntnis sprach. Darauf erteilte ihnen der Papst die Lossprechung und entließ sie mit seinem Segen nach Hause, damit sie sich für den Krieg rüsteten. Ein rotes Kreuz, an das Gewand auf der rechten Schulter geheftet, war das Abzeichen für die Kämpfer um das heilige Grab. In Frankreich, Burgund, Elsaß und Lothringen trafen die Fürsten und Herren die Borbereitung für die Heerfahrt; sie schafften durch Verpsänduug von Ländern und Burgen die Geldmittel und riesen ihre Lehensmannen unter die Waffen. Gleichzeitig wurde auch das niedere Volk in Bewegung gebracht durch den Einsiedler Peter von Amiens. In einem härenen Gewaude, mit einem langen, zum Gürtel niederwallenden Bart, ans einem Esel sitzend, zog er von Ort zu Ort und schilderte die Mißhandlung der Christen im heiligen Lande, die er selbst mitangesehen und erfahren hatte. Eine ungeordnete Schar von vielen Tausenden sammelte sich um ihn, und er führte sie durch Oberdeutschland gegen Ungarn. Durch ihre Zuchtlosigkeit machten sich diese Kreuzfahrer überall gefürchtet und gehaßt und gingen teils durch Hunger,, teils im Kampfe mit der Bevölkerung der Länder, durch die sie zogen, zu Grunde.

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 197

1900 - Karlsruhe : Lang
— 197 — über die ganze Balkanhalbinsel, die Länder an der untern Donau und fast über ganz Ungarn aus. Auch nach Österreich und Steiermark machten sie häufig Raubzüge, verheerten das Land und schleppten die wehrlosen Einwohner in die Sklaverei. Wien wurde von ihnen im Jahre 1529 belagert, jedoch durch die tapfere Verteidigung des Grafen Salm gerettet. Um das Jahr 1600 geboten türkische Statthalter zu Raab, Komorn, Ofen. König Ludwig Xiv. von Frankreich hetzte den Sultan zum Kriege gegen Österreich, damit er um so leichter seinen Länderraub an Deutschlands Westgrenze vollbringen konnte. Im Jahre 1683 brach der Großvezier Kara Mustapha mit einem Heere von 200 000 Mann in Niederösterreich ein und belagerte Wien. Die Kaiserstadt wurde nur von 20 000 Streitern, Soldaten, Studenten der Universität und Bürgern unter dem Befehle des Grafen Rüdiger von Starhemberg verteidigt. Sechzig Tage dauerte die Belagerung, achtzehn Sturmangriffe wurden von den Türken gemacht, aber der Heldenmut der Verteidiger vereitelte alle Anstrengungen des übermächtigen Feindes. Ein deutsches Heer von 60 000 Mann unter dem Oberbefehle des Herzogs Karl von Lothringen rückte zum Entsätze heran. Ihm führte der Polenkönig Johann Sobieski 25 000 Polen zu. Am Morgen des 12. September stieg das christliche Heer die Höhen des Kahlenberges herab und griff die Türken an. Sieben Stunden wurde ohne Entscheidung gekämpft. Um die Mittagszeit wurden die Polen von den Türken in Unordnung gebracht und begannen zu weichen. Da befahl Karl von Lothringen einen allgemeinen Angriff der Deutschen; unaufhaltsam stürmten Schwaben, Bayern, Sachsen, Österreicher vorwärts, eroberten die Verschanzungen der Türken und richteten ein furchtbares Blutbad an. Nun faßte die Türken ein jäher Schrecken; in wilder Flucht verließen sie das Schlachtfeld. Das christliche Heer machte eine unermeßliche Beute an Waffen, Geschütz, Zugtieren, Mundvorräten, Geld und Kostbarkeiten. Wien war entsetzt und Deutschland vor der barbarischen Herrschaft des Halbmondes gerettet. Das ganze christliche Europa jubelte; nur König Ludwig Xiv. war Über die Niederlage der Türken so betrübt, daß er drei Tage sich in fein Zimmer einschloß und niemand vor sich ließ. Das siegreiche Heer zog nach Ungarn und eroberte noch vor Eintritt des Winters die Festung Gran und einen beträchtlichen Teil des türkischen Gebietes. In den nächsten zehn Jahren wurden die Türken durch die Siege des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden genötigt, den größten Teil von Ungarn zu räumen. 2. Prinz Eugen von Savoyen. In der großen Schlacht vor Wien trug ein junger Prinz seine ersten Waffen, der durch völlige Besiegung der Türken und durch
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