83
fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem
Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder-
bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii.
(1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö-
sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga-
rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch
Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die
Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden,
welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt
(1324) ganz aufgegeben wurde.
122. Die Oströmer.
In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei-
ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der
Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und
erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden.
Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man
den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des
Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes
wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz-
zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo-
hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu
halten und zu heben schienen. Bald siel die feste .
Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^
die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204,
das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus
Nicäa zurückkehrten.
123. Nachtheilc der Wahlverfassung für
Deutsch land.
Von anderer Art war der Verfall im Reich der
Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war,
daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs.
Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn
6*
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Ii Waldemar_Iii Basilius Alexius Manuel Friedrichs
199
verglichen werden kann. Eines von diesen Fürstenthü-
mern soll auch schon in jenen Zeiten bedeutender gewe-
sen sein, nämlich das Fürstenthum Lethra auf der Insel
Seeland, wo auch eine uralte Stadt Lethra, in der Nähe
des heutigen Roschild, gestanden hat. Keineswegs nun
wohnten diese skandinavischen Stämme dort diese Zeiten
hindurch friedlich neben einander, sondern weil sie über-
haupt noch roh und kriegerisch waren, und weil sie bei
überhand nehmender Bevölkerung nach den vielfältig
zerrissenen Küsten Hingetrieben wurden, wo sie meisten-
theils auf Fahrzeugen umherfegeln mußten, fo geriethen
sie in die Gewohnheit des Seeraubes, zuerst gegen ein-
ander selbst, und es entstanden unter ihnen die soge-
nannten Seekönige, welche gar kein festes Land befaßen,
sondern auf mehreren Schiffen eine Volksfchaar um sich
hatten, über welche sie herrschten und mit welcher sie
Raub trieben. Dieser zerrissene und rohe kriegerische
Zustand des skandinavischen Nordens dauerte nun im-
merfort, bis sich zuerst einer dieser vielen Fürsten eine
größere und weiter ausgebreitete Herrschaft erwarb.
Das war nun Iwar Widfadme, das heißt, der Weit-
fahrende, weil er weit umherfegelte und Ländersiriche
eroberte, und er lebte am Ende des sechsten Jahrhun-
derts, also in den Zeiten, wo in Italien Gregor der
Große und die Königin Theodelinde walteten, wo in
Byzanz der unglückliche Kaiser Mauritius herrschte, wo
man in Frankreich die Unglücksgefchichte Brunhildens
erlebte, und wo man in Spanien den Sieg der Recht-
gläubigkeit und in England die neue Entstehung des
Chrisienthums sah. Damals also lebte Iwar Widfa-
dme und hatte seinen Sitz auf der Halbinsel Schonen,
dem südlichen Theil von Schweden, von wo aus er nicht
nur dieses Land beherrschte, nachdem er die letzten Png-
linger hatte tödten lassen, sondern er sott auch alle Kü-
sten der Ostsee, und selbst Preußen, Pommern und Mek-
lenburg erobert haben, und nachher war sein Reich auch
über Dänemark ausgebreitet. Und dieses Reich dauerte
denn auch fort, und in den Zeiten Karls des Großen
herrschte in demselben Ragner Lodbrock, der um das
Jahr 791 eine Seefahrt nach England machte, und in
diesem Lande einen sehr merkwürdigen Heldentod fand.
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Extrahierte Personennamen: Gregor Karls
Extrahierte Ortsnamen: Fürstenthum_Lethra Seeland Italien Byzanz Mauritius Frankreich Brunhildens Spanien England Schweden Ostsee Pommern England
201
dem Städtchen Hädeby, wo sich viele Dänen in der
Sley von ihm taufen ließen, die erste christliche Kirche
erbaut, und war auch nachher nach Schweden hinüber
gegangen, und hatte gelehrt und getauft, und hatte auch
dort die erste christliche Kirche in Virka gebaut, so^er-
nannte ihn der Pabst Nicolaus I. zum Erzbischof über
die neugegründete Kirche des Nordens, und sein erz-
bischöflicher Sitz war in Hamburg, von wo aus er für
das neue Christenthum im Norden gar eifrige Sorge
trug. Aber die wilden und raublustigen Normanner
wurden nicht nur durch ihre Othins-Priester gegen die
christliche Lehre, welche sie haßten, aufgereizt, sondern
weil ihnen durch diese Lehre geboten wurde, von ihren
Raubzügen abzulassen, so waren sie auch um so mehr
gegen dieselbe erbittert, und deshalb wurde es auch dem
heil. Ansgar unter ihnen überaus schwer. Ja schon in
den ersten Jahren seiner Bemühungen geschah es, daß nicht
uur in den Nordländern seine Kirchen zerstört und seine
Gemeinden zerstreut wurden, sondern ein anderer König
von Dänemark, Erich, überfiel mit einer großen Flotte
auch Hamburg, und zerstörte dieses Erzbisthum wieder,
so daß, als dort die Kirche und alles in Flammen auf-
ging, der heilige Ansgarius mit den Reliquien entfliehen
mußte, und nun gar nichts mehr hatte. Da schenkte
ihm eine fromme Wittwe in Ramslo bei Hamburg ein.
kleines Gütchen, auf welchem er wieder ein Kloster er-
baute, um sich in demselben noch Gehülfen zu erziehen,
und von hier aus sein heiliges Werk mit großer Stand-
haftigkeit von neuem zu beginnen. Das war im Jahr
818, also nach dem Tode des Kaisers Ludwig, und nach-
her war der deutsche König Ludwig dem heiligen Manne
so gewogen, daß er ihm das Erzbisthum Bremen gab.
Und wie er nun von hier aus die Kirche in Hamburg
wieder herstellte, und seine Glaubensbokschaft im Nor-
den von neuem anfing, so war er nun durch mancherlei
Umstände wieder glücklicher dabei, daß er dort seine
Kirchen wieder aufbauen und neue Gemeindeu sammeln
konnte, aber immerfort blieb der Haß der Normanner
gegen ihn, den sie den Vater der Christen nannten.
Und während dieser Zeit seiner Glaubensbotschaft im
Norden, bei welcher er eine Reihe von Jahren bis an
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Extrahierte Personennamen: Ansgar Erich Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
202
seinen Tod standhaft ausharrte, wurden die Normanner
immer mehr gegen die christlichen Lander des Südens
aufgeregt. Sie begannen nun ihre räuberifchen See-
zuge in weite Ferne zu richten, und gleichfam aus der
bisherigen Dunkelheit des Nordens hervortretend, war-
fen sie sich nach drei verfchiedenen Richtungen hin auf
andere Gegenden Europas, wo sie gar merkwürdige
Vorgänge veranlaßten, wie es nun weiter zu erzählen ist.
Einfälle der Normannen in die christlichen Länder des Südens. Karl
der Drcke. Gründung der Normandie in Frankreich unter Karl dem
Einfältigen. Gorm der Alte in Dänemark.
§ 6. Am meisten waren sie gegen die Franken
erbittert, von denen das Christenthum zu ihnen ge-
kommen war, und gegen welche sie von heftigem
Nationalhaß entbrannt wurden. Unablaßig erfchienen
daher ihre Schaaren an den Küsten von Deutschland
und Frankreich, welche sie plünderten und verheerten.
Auf langen Fahrzeugen, mit denen sie schnell segeln und
in die Flußmündungen einlaufen konnten, kamen sie all-
jährlich zum Schrecken der Einwohner, die bei dem Ver-
fall der karolingischen Herrschaft keinen Schutz gegen
sie fanden. Auf dem Rhein, auf der Seine und Loire
schifften sie tief in das Land herein und verübten vor-
züglich in den französischen Städten, die an den Flüssen
lagen, wie in Paris und Nantes, schreckliche Gewaltthä-
tigkeiten. Ihren Haß gegen das Christenthum erkannte
man am meisten daran, daß sie sich vorzüglich auf Klö-
ster und Kirchen warfen; wenn sie mit unwiderstehlicher
Schnelligkeit eingedrungen waren, und die geistlichen
Personen, die nicht entfliehen konnten, ermordet hatten,
dann waren sie nicht damit zufrieden, die heiligen Ge-
fäße und andere Kostbarkeiten der Kirchen auf ihre Schiffe
zu bringen, sondern sie fetzten auch die heiligen Gebäude
selbst in Brand, um sie zu vernichten. Und nicht lange
beschränkten sie sich hiermit nur auf die an der Ost-
und Nordsee gelegenen Länder des Frankenreichs, son-
dern indem sie mit wachsender Kühnheit auch auf das
atlantische Meer hinausfegelten, und bis in das mittel-
ländische vordrangen, wurden sie eine Plage für den
ganzen Süden, und Portugal und Spanien, und sogar
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europas Frankreich Dänemark Deutschland Frankreich Rhein Paris Nantes Nordsee Frankenreichs Portugal Spanien
sch en Fürsten ganz ab, und erhoben seinen Neffen Ar-
nulf auf ihren Thron ; er mußte sogar in wahrer Dürf-
tigkeit die Unterstützung des Erzbischofs von Mainz an-
uehmen, und zum Glück nahm ihn der Tod bald hin-
weg.— Bei solcher Zerrüttung und Ohnmacht in den
karolingischen Königshäusern konnte der Normannen-
noth in diesen Landern kein Ende gemacht werden, und
so dauerten ihre Einfalle in den letzten Zeiten des neun-
ten Jahrhunderts in Frankreich und Deutschland immer
noch fort, bis zuletzt in Frankreich, jedoch erst im fol-
genden zehnten Jahrhundert, das Herzogthum Norman-
die entstand, wodurch diesen langen Normannenkriegen
ein Ende gemacht wurde. Als nämlich Rollo, ein Nach-
komme jenes berüchtigten Hastings, die Küsten Frank-
reichs wieder aus das Höchste beunruhigte und verwü-
stete, da konnte sich der damalige König von Frankreich,
Karl der Einfältige, nicht anders gegen ihn helfen, als
daß er ihm einen Theil seines Königreichs abtrat, um
ihn dadurch zu beruhigen. Dieß war eben der Theil
von der Nordküste Frankreichs, welcher jetzt die Nor-
mandie ausmacht. Karl der Einfältige gandiesen Land-
strich an den Normannen-Häuptling Rollo unter der
Bedingung, daß er sich zum Christen taufen lasse, daß
er sich mit seiner Tochter vermähle, und daß er sein
Lehnsträger sein wolle. In der Hauptkirche zu Rouen
geschah die feierliche Taufe dieses Normannen, welcher
nun den christlichen Namen Robert erhielt; aber vor
dem König Frankreichs niederzuknieen, und ihm den
Lehnseid zu leisten, dazu konnte sich der freisinnige Mann
nicht entschließen, sondern er ließ es durch einen seiner
Krieger verrichten, welcher den König dabei von seinem
Stuhl warf. Höchst merkwürdig ist es aber, daß der
nunmehrige und erste Herzog Robert von der Norman-
die dieses Land, welches er erst als Seeräuber verwüstet
hatte, nun als ein guter und kluger Fürst so vortreff-
lich beherrschte, daß es bald die blühendste und glück-
lichste der französischen Landschaften wurde. Diese Ent-
stehung der Normandie fallt schon in den Anfang des
zehnten Jahrhunderts, in das Jahr 912 n. Ch. Geb.,
wo also durch diesen Vorgang zwischen den südlichen
Ländern der Christenheit und dem heidnischen Norden
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Einfältige Karl Karl Rollo Robert Robert
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich Frankreichs Rouen Frankreichs
206
und so das jetzige Königreich England stiftete, welches
jetzt auch erst diesen Nahmen erhielt. Dieses ge-
schah gegen das Jahr 830 n. Ch. Geb., also zu den
Zeiten Ludwigs des Frommen und des Kaisers Theo-
philus. Schlimm aber war es, daß er für sein neuge-
stiftetes Königreich keinen tüchtigen Nachfolger hatte,
denn sein Sohn Ethelwulf, der ihm 837 nachfolgte, war
ein Mann von eben so schwächlicher Frömmigkeit, wie
Kaiser Ludwig der Fromme, und eben so wie dieser
theilte er schon bei Lebzeiten sein Reich unter seine Söhne,
und mit dem jüngsten, Alfred, den er vorzüglich liebte,
machte er eine Pilgerfahrt nach Rom, um ihn dort vom
Pabste selbst salben zu lassen. Die Uneinigkeiten, welche
dadurch in seiner Familie entstanden, waren für England
um so schlimmer, da nun, wie gesagt, die Einfälle der
Normannen hinzukamen, welche hier unter dem Nahmen
Dänen erschienen, und nicht nur die Küsten dieser Insel
mit gleicher Wuth, wie die französischen, anfielen, son-
dern sich auch ganzer Striche bemächtigten und sich im
Lande festsetzten. Nachdem nun die älteren Söhne Ethel-
wulfs, von denen nach seinem Tode einer nach dem an-
dern hinstarb, viel bessere Kämpfe gegen sie bestanden
hatten, als die fränkischen Karolinger, so gelangte zu-
letzt der jüngste von ihnen, Alfred, im zwei und zwan-
zigsten Lebensjahre, im Jahre 871, auf den Thron, und
sollte nun in den letzten Zeiten des neunten Jahrhun-
derts, wie Karl der Große um ein Jahrhundert früher,
als der größte, zugleich aber auch als der edelste Mann
seiner Zeit erscheinen. Nach schönen Siegen, die er
noch mit seinem Bruder über die Dänen erfochten hatte,
und nachdem er durch Erbauung großer Schiffe, mit
denen er an den Küsten ihren langen Fahrzeugen begeg-
nen ließ, einen guten Anfang zu ihrer Abwehr gemacht
hatte, war er dennoch gegen ihre gewaltigen Massen,
mit denen sie das Land, immer von neuem überfielen,
unglücklich, und sah ein, daß er sein Königreichs nur
auf außerordentlichem Wege vor ihnen retten würde.
Er gab daher die Gegenwehr gegen die Dänen auf
einige Zeit ganz auf, um sein Volk in Verzweiflung ge-
rathen zu lassen, und es dadurch zur höchsten Kraftan-
strengung zu bringen. In eine sumpfige Gegend zog er
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig Ludwig Alfred Alfred Karl_der_Große Karl
294
fale des griechischen Kaiserreichs unter der makedoni-
schen, der comnenischen und lateinischen Herrschaft, die
Gründung des russischen Reichs durch Rurik und Wla-
dimir und seine ^wechselnde Herrschaft zwischen, einem
und mehreren Fürsten bis zur Unterwerfung unter die
Mongolen, dabei auch die Gründung der Königreiche
Ungarn und Polen und ihre Lösung vom deutschen Kai-
serthum, so wie die Entstehung der preußischen Ritter-
herrschaft, ferner das Hervortreten des europäischen
Nordens mit den vorübergehenden Reichen der dänischen
Könige Kanut und Waldemar Ii. und die Entwickelung
seiner drei Königreiche, weiter noch die Entstehung der
verwickelten Verhältnisse zwischen Frankreich und Eng-
land und die Ausbildung großer Feindseligkeit zwischen
diesen beiden Ländern, und endlich auf der pyrenäischen
Halbinsel die Ausbildung dreier großen christlichen Kö-
nigreiche Arragonien, Kastilien und Pc>rtugal und die
Beschränkung der arabischen Macht auf das Reich von
Granada. Und die große Bewegung, die sich durch die-
ses alles in diesem Zeitraum des europäischen Lebens
zeigte, wird noch auf das bedeutendste erhöht durch den
großen und gewaltigen Hergang der Kreuzzüge, an wel-
chem in der zweiten Hälfte dieses Zeitraums viele eu-
ropäische Völker Theil nahmen, und mit welchem es im
allgemeinsten so hergegangen ist. — Unter den vielen Pil-
gern, welche schon seit mehreren Jahrhunderten in das
heilige Land gewallfahrtet waren, um andern Grabe des
Erlösers zu beten, war auch Peter von Amiens, ein
Mann von frommen Herzen und kühnem Geiste. Als
er aus dem heiligen Lande zurückkam und im christlichen
Abendlande erzählte, wie dort das heilige Land in der
Herrschaft der Türken sei, und wie die Pilger, welche
die heiligen Orte besuchten, von ihnen gequält wurden,
so erregte er durch seine traurigen Darstellungen unter
den Völkern des Abendlandes, die auch schon durch an-
dere Umstände zur Wanderung in die Ferne geneigt
waren, eine große Begeisterung für den Gedanken, daß
man Kriegszüge dahin thun müsse, um das heilige Land
von der Gewalt der Türken zu befreien. Diesem Ge-
danken aber stimmte vor allen auch der römische Pabst
bei, und so geschah es auch, daß Pabst Urban Ii. in
Frankreich, wo man zu diesem Unternehmen am meisten
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2s5
geneigt war, und zwar in der Stadr Clermont, unter
freiem Himmel eine große Kirchenversammlung im I.
1096 hielt, welcher auch viele von den Großen deslan-
des.md viel Volks beiwohnte, und nachdem er in einer
rührenden Rede die Noch des heiligen Landes beschrie-
den und zur Befreiung desselben aufgefordert hatte, hef-
teten sich, nach dem begeisterten Zuruf: „Gott will es!"
viele Fürsten und Herren und hohe Geistliche ein rothes
Kreuz auf die Schulter, und thatcn damit das Gelübde
zu dem weiten Zug. So kam denn von Frankreich aus
der erste Kreuzzug zu Stande, in welchem der Haupt-
anführer ein französischer Ritter, Gottfried von Bouillon,
Herzog von Lothringen, war, und welcher nach mancher-
lei Wechseln, welche die Kreuzheere unterweges erfuh-
ren, damit endigte, daß die heilige Stadt Jerusalem
und das heilige Land erobert und ein Königreich daraus
gemacht wurde. Und Gottfried von Bouillon wurde
der erste König von Jerusalem, im 1.1099 n. Ch. Geb.
Weil nun aber dieses fernliegende christliche Königreich,
welches die ersten Kreuzfahrer mit hochherziger Tapfer-
keit neben der gewaltigen Ausbreitung der seldschucki-
schen Reiche gegründet hatten, gegen diese letzten auch
immerfort mit dem Schwerdte mußte vertheidigt wer-
den, so war es nothwendig, daß diesem ersten Kreuzzug
noch mehrere andere folgen mußten, durch welche der
Besitz dieses Königreichs sollte festgehalten werden, ob
sich gleich nachmals zeigte, daß es nicht möglich war.
So sind im Ganzen sechs große Kreuzzüge unternommen
worden, die kleineren Unternehmungen einzelner Kriegs-
haufen nicht mitgerechnet, und zwar sind die folgenden
zumeist von Kaisern und Königen angeführt worden.
Der zweite geschah in der Mitte des zwölften Jahrhun-
derts, im 1.1117, unter dem deutschen Kaiser Konrad Iii.
und dem französischen König Ludwig Vii. Der dritte
war zu Ende des zwölften Jahrhunderts, 1190, wo der
deutsche Kaiser Friedrich Barbarossa und die Könige
Philipp von Frankreich und Richard von England daö
Kreuz nahmen. Als vierter Kreuzzug wird zu Anfang
des dreizehnten Jahrhunderts, im I. 1201, jener Zug
der Venetianer und der französischen Ritter gegen Con-
stantinopel angesehen, durch welchen die Gründung des
lateinischen Kaiserthums erfolgte. Dann war in der
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Gottfried_von_Bouillon Konrad_Iii Konrad Ludwig_Vii Ludwig Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Philipp_von_Frankreich Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Lothringen Jerusalem Jerusalem England
267
grauelvolle Herrschaft das Volk der Hauptstadt zur Em-
pörung brachte. Sie erhoben statt seiner einen anderen
Kaiser, den Isaak Angelus, und wie er entfliehen wollte,
ergriffen sie ihn, und der bejahrte Greis wurde von dem
zügellosen Volke schrecklich zu Tode gemartert, im Jahr
1185. — Isaak Angelus herrschte anfangs gut, wurde
aber nachher doch wieder vom Throne verdrängt, im
Jahr 1195, welchen sein Bruder Alexius Iii. einnahm.
Und so war denn das griechische Reich gerade zu Ende
dieses Jahrhunderts von großen Zerrüttungen heimge-
sucht, und mußte gegen die Angriffe der Sicilianer und
gegen die des Nordens um so schwacher erscheinen, da-
her auch die Hoffnung, das südliche Italien mit dem
griechischen Kaiserreich wieder zu vereinigen, um so mehr
nun ganz verschwinden mußte, weil, wie schon gesagt,
das Königreich Neapel in die Hand der mächtigen Ho-
henstaufen fiel, und weil Heinrich Vi. auch selbst einen
Zug in das Kaiserthum, zur Eroberung desselben, im
Sinne trug, woran ihn aber sein früher Tod hinderte.
Und indem er, wie schon gesagt, nur einen ganz jungen
Sohn, Friedrich, hinterließ, dem er dennoch die Nach-
folge im deutschen Reiche schon hatte zusichern lassen,
so war am Ende des Jahrhunderts nur noch dieser
schwache Sproß des mächtigen Hohenstaufen-Geschlechts
vorhanden, und wohl kam nun viel darauf an, was sich
mit demselben im folgenden Jahrhundert ergeben würde.
Der Norden in den Zeiten der Hohenstaufen. Die Birkebeiner und
Bagler in Norwegen. Die Familie Swerker und Bonde in Schwe-
den. Waldemar I. von Dänemark.
§ 27. Weil ferner, wie schon gesagt, die hohen-
staufischen Kaiser mit ihren Herrscherbestrebungen fort-
während nach Italien gerichtet, oder auch durch die
Theilnahme an den Kreuzzügen beschäftigt waren, so
konnten sie sich eben nach den anderen Seiten des deut-
schen Reichs nicht hinwenden, und außer der schon er-
wähnten Losreißung der östlichen Länder Ungarn und
Polen von dem deutschen Kaiserthum, war auch die Ge-
schichte der nördlichen Reiche in diesem Jahrhundert so,
daß die Sorglosigkeit der deutschen Kaiser um diese Ge-
genden daran zu erkennen war. Die nordischen Reiche
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Extrahierte Personennamen: Isaak Isaak Isaak Isaak Alexius_Iii Heinrich_Vi Heinrich Friedrich Friedrich Waldemar_I._von_Dänemark
337
baren Türken, gegen welche er -eben die Hülfe der deut-
schen Fürsten brauchte. Nämlich nach dem obenerwähn-
ten Vertrag Kaiser Maximilians I. mit Wladislas, dem
König von Ungarn und Böhmen, sollten diese Königreiche
an das Haus Oestreich kommen, wenn sein Haus ans-
sierbe. Nun hinterließ zwar Wladislas einen Sohn,
Ludwig Ii-, der diese Länder noch erbte, aber seine Ju-
gendzeit und der Anfang seiner Herrschaft fiel gerade in
die Zeit, wo das nenentstandene türkische Reich, welches
ohnehin schon den östlichen christlichen Ländern Gefahr
drohte, ihnen dadurch noch furchtbarer wurde, daß in
diesen ersten Jahren des sechzehnten Jahrhunderts dort
auf Selim I. sein Sohn Soliman Ii. folgte, welcher an
Tapferkeit und Herrschergröße seine Vorgänger und seine
Nachfolger übertraf. Und wie schon Selim das türkische
Reich durch Eroberungen zu vergrößern gesucht, sich aber
dabei nach Asien hinein gewandt hatte, so wandte sich
nun Soliman Ii. mit gleicher Absicht nach den europäi-
schen Ländern herüber, und das benachbarte Königreich
Ungarn schien ihm, bei der Jugend und Unerfahrenheit
König Ludwigs Ii., eine gar leichte Beute. Nachdem er
dasselbe mit seinem Kriegsheere angegriffen und die feste
Stadt Belgrad erobert hatte, rüstete sich auch der junge
König Ludwig zu muthiger Verteidigung, und zog mit
seinem Heere gegen den gewaltigen Feind aus. So fan-
den sich die beiden Kriegsheere bei Mohacz an den Ufern
der Donau, wo im Jahr 1526, also ein Jahr nach der
Schlacht bei Pavia, eine gar unglückliche Schlacht gelie-
fert wurde, indem hier König Ludwig, der mit seinem
Pferde in einen Sumpf gerieth, das Leben verlor, worauf
denn ganz Ungarn schon eine Beute der türkischen Herr-
schaft zu sein schien. Dennoch konnte sich Soliman in
dem Lande nicht behaupten, sondern zog sich wieder zurück,
und nun konnte nach Ludwigs Tode, der keinen Erben
hinterließ, Ferdinand von Oestreich dieses Königreich als
sein Erbe, nach jenem Vertrag, in Besitz nehmen. Doch
konnte dieses eben nicht auf friedliche Weise geschehen,
indem jetzt Johann Zapolya, der Großfürst von Sieben-
bürgen, auftrat, und ungeachtet jenes Vertrages auf Un-
garn ebenfalls Anspruch machte. So entstand denn ein
neuer Krieg zwischen Ferdinand und diesem Großfürsten
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TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilians_I. Ludwig_Ii- Ludwig Soliman_Ii Soliman_Ii Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Soliman Ludwigs Ferdinand_von_Oestreich Ferdinand Johann_Zapolya Johann Ferdinand