ßß Zweiter Teil. Das Mittelalter.
Die Kreuzzüge, welche nur einen Teil des großen Kampfes zwischen Christentum und Islam bildeten, hatten schließlich nur den Erfolg, daß den Mohammedanern Anreizung zu immer neuen An-1300 griffen gegeben wurde. Dieselben gingen seit dem Jahre 1300 vorzugsweise von den Türken aus, die unter Osman in Kleinasien eine besondere Herrschaft bildeten. Große Feldherren, wie Mur ad I. und Bajassid I. führten das kriegerische Volk über den Hellespont und unterwarfen nach und nach den größten Teil der Balkanhalbinsel. Wenn auch für Augenblicke ihre Erfolge durch den tapferen Siebenbürgen Johann Hunyadi in Frage gestellt 1453 wurden, so gelang es ihnen doch endlich im Jahre 1453, die Hauptstadt des oströmischen Reiches, Konstantinopel, zu erobern.
Trotzdem dieses Eindringen der Türken in Europa eine ungeheure Gefahr für das ganze Abendland in sich schloß, zumal sie später sogar bis über die Grenzen des deutschen Reiches ihre Eroberungen ausdehnten (zweimalige Belagerung von Wien!), so hat doch dasselbe eine eigenartige für das Christentum wichtige Folge gehabt. Durch die Eroberung von Konstantinopel wurden die christlichen der griechischen Sprache mächtigen Gelehrten gezwungen, Zuflucht im Abendlande, zumal in Italien, zu suchen. Hier aber war im Mittelalter die Kenntnis des Griechischen so gut wie erloschen. Dieselbe wurde nun wiederbelebt und breitete sich rasch auch über die anderen Länder des europäischen Westens und Nordens aus (Humanisten!). Das aber war darum von unberechenbarer Tragweite, weil man nunmehr instand gesetzt war, die Quellen unseres Glaubens in der Ursprache zu lesen und auf den wahren Sinn derselben zurückzugehen; — es wurde also dadurch eine wichtige Vorbedingung der Reformation geschaffen. So ist das an und für sich bedauerliche Ereignis der Eroberung Konstantinopels doch nicht ohne segensreiche Folge für das Christentum geblieben. —
§ 39. Deutsches Volksleben in dieser Periode.
Wir sahen, wie bei der verhältnismäßig großen Schwäche der Kaiser allenthalben im deutschen Reiche Unsicherheit des Rechtes und des Verkehrs herrschte. Mehr noch als die Städte, welche wenigstens durch ihre Bündnisse Selbstschutz üben konnten, litten darunter die Bauern. Dieselben, in den allermeisten Gegenden schon lange hörig (die alte Bauernfreiheit nur noch in Friesland und der Schweiz!), waren die wehrlosen Opfer der Willkür ihrer
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Extrahierte Personennamen: Johann_Hunyadi Johann
Extrahierte Ortsnamen: Kleinasien Konstantinopel Europa Wien Konstantinopel Italien Friesland
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Vi Heinrich Philipp Otto Welf Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Hartmann Heinrich_Vi Heinrich Philipp Otto Welf Deutschtonb Heinrich_Vi Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Italien Mailanb Kleinasien Siebeneichen Deutschland
— 108 —
ja einmal mußte sie sich von einer Bettlerin in den Kot stoßen lassen. Alles ertrug sie geduldig und ohne Murren. Später reuete ihren Schwager seine Härte, und er rief die unglückliche Frau zurück. Sie aber sehnte sich nicht nach fürstlicher Pflege, sondern zog nach Marburg an der Lahn und lebte da still und einsam ihrem Gott und ihren Nächsten. Alle ihre Habe gab sie den Armen und behielt nur ein graues Kleid, darin man sie begraben sollte. Auf dem Totenbette tröstete sie die Umstehenden und ist dann in Gottes Frieden dahingefahren.
4. Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser.
1. Wie die Kyffhänsersage entlkand. Der Kyffhäuserberg liegt an der „goldenen Aue", südlich vom Harzgebirge, und trug ehedem eine kaiserliche Pfalz oder Burg. Der Name Kyffhäuser bedeutet „Häuser auf der Kippe". Ein alter Turm ist der einzige Rest aus alter Zeit. Jetzt wird dem Kaiser Wilhelm I., dem Weißbart, auf dem Berge ein großes Denkmal errichtet, weil er das deutsche Reich erneuert und die lange Zwietracht geendet hat. Vor mehr als 700 Jahren herrschte in Deutschland gar gewaltig der Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Stammburg seines edlen Geschlechts war die Burg Hohenstaufen in Schwaben, nicht weit von der Zollernburg. Wegen seines rötlichen Bartes wurde der Kaiser in Italien Barbarossa oder Rotbart genannt. Er zog siebenmal über die Alpen nach Italien, um dort die widerspenstigen Städte zu unterwerfen. Mehr als einmal geriet er in Lebensgefahr. Als Greis unternahm er (1190) einen Kreuzzug in das heilige Land, um Jerusalem und die andern heiligen Orter aus den Händen der Türken zu befreien. Siegreich drang er vor. Aber zum großen Jammer seines Heeres ertrank er in einem Flusse und ward im fernen Lande begraben. Das deutsche Volk glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und hoffte in den traurigen Zeiten, die nach ihm kamen, immer auf seine Wiederkehr. Einer erzählte dem andern, er sei nicht gestorben, sondern säße verzaubert in einem unterirdischen Schlosse des Kyffhäuserberges. Er stütze sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein Bart sei durch und um den Tisch gewachsen. Seine Ritter stünden schlafend umher, und seine Tochter lltchen hüte das verzauberte Schloß. Zuweilen zwinke der Kaiser mit den Augen und schicke einen Zwerg hinauf, damit er nachsehe, ob die Raben noch kreischend um den Berg flögen. Sei dies der Fall, dann müsse er wieder hundert Jahre weiter schlafen. (Vergleiche Rückerts Lied: „Der alte Barbarossa —" und Geibels „Tief im Schlosse des Kyffhäuser —".)
2. Wie zwei Soldaten den Turm erstiegen. Der Turnt, in dem der Kaiser unten schlafen soll, hat keinen Eingang. Nur oben sieht man zwei offene Luken, zu denen man auf vorspringenden Steinen emporklettern kann. Zwei Soldaten wollten den alten Kaiser gern einmal sehen. Aus Tille da stiegen sie auf den Berg und kletterten zu den Luken empor, aber sie fanden sie mit eisernen Läden geschlossen. Unverrichteter Sache kehrten sie um. Als aber die Leute in Tilleda von den Läden hörten, da riefen sie: „O ihr Thoren! Hättet ihr die Läden ausgehoben und mitgenommen, so wären sie zu Gold geworden!" Eilig liefen die Soldaten wieder auf den Berg, aber die Läden an den Luken waren verschwunden.
3. Wie der Kirt von Wennnngen Geräte borgte. Der Hirt in Nennungen wollte Hochzeit machen, hatte aber kein Tischgerät dazu. Da
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Wennnngen_Geräte
25
auch nach Spanien, wo sie in der Folge herrschend wurden
(585), da ihnen früh die Vandalen nach Afrika wichen (429).
G e n se r i ch.
So verliert das nach Theodosius des Großen Tode gc-
theilte Römerreich im Westen eine Provinz nach der andern.
Das (426) verlassene Britannien wird die Beute der Scoten,
seit 449 der Sachsen und Angeln. Der mächtige Hunnenkö-
nig Attila (Etzel) drohte den Rest des westlichen Reichs,
Gallien und Italien, zu zertrümmern; doch jenes rettete
Avtius und die Westgothen in der großen Schlacht bei Cha-
lons (451), dieses Attila's Tod (453). Roni selbst aber er-
fuhr (455) eine Plünderung der Vandalen, und ward mit
ganz Italien die Beute deutscher Söldner unter Odoacer
(476). In Gallien wurden die Franken durch den Sieg
Clodwigs bei Soissons (436) das herrschende Volk; in Ita-
lien gründete Lheodorich (493) die Herrschaft der Ostgo-
thcn. Übersicht der Länder Euroxa's um 500 nach Ehr.
8. Die Kreuzzüge seit 1096.
Schon zur Zeit Constantins des Großen begannen die
Pilgerungen nach dem heiligen Grabe zu Jerusalem, zuerst in
andächtiger Demuth, bald in dem Wahn eines dadurch zu er-
werbenden Verdienstes. Denn da (637) Palästina mit Syrien
in die Gewalt der Moslim gekommen war, wurde das Pilgcr-
thum nach'und nach erschwert, selbst gehenimt. Peter von
Amiens hatte U> Mißhandlungen der Heiligthümer und
Pilger niit eignen Augen gesehen (1093), und seine lebhafte
Schilderung entflammte die Gemüther der Abendländer. Kir-
chenversammlung zu Clermont (1095). Pabst Urban Ii.
Aufbruch der ersten bekreuzten Haufen unter Peter und
Gottschalk (1096), die, ohne Ordnung und Zucht, theils in
Ungern, theils in Kleinasien ausgerieben wurden. Geordnete
Heere der Fürsten (Raym un d von Toulouse, Gott-
fried von Bouilbon, Balduin dessen Bruder rc.) zie-
hen durch Ungern und über Constantinopel nach 2lsien. Bal-
duin erobert für sich Edcssa (1097), Boemund durch Ver-
rätherei Antiochien (1098), das er nur durch die heilige Lanze
gegen Kcrboga behauptet. Jerusalem wird im Sturm er-
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24
obcrt im Juli 1099. Gottfried stirbt 1100, und Balduin
wird König von Jerusalem.
Unterdessen waren zwei andere große Heerhaufen nach
Asien übergegangen, um Bagdad zu erobern. Aber beide
fanden getrennt auf dem Zuge durch Klcinasien schmählichen
Untergang (1101). Stiftung der Ritterorden der Johan-
niter (1113) und der Tempelherren (1118). Sie waren
die kräftigsten Verthcidiger des Königreichs Jerusalem, das
durch den Verlust von Antiochien (1139) und Edessa (1144)
feine Vormauern verlor, und nach dem mißlungenen Zuge
Ludwigs Vii. von Frankreich und Conrads Iii. von
Deutschland (1147 —1149) immer mehr geschmälert wurde,
bis endlich Jerusalem selbst dem großem Saladin übergeben
werden mußte (1187).
Dies Unglück veranlaßte den Zug Kaiser Friedrichs
des Rothbarts, Philipp Augusts von Frankreich und
Richards (Löwenherz) von England. Stiftung des deut-
schen Ordens und Eroberung von Ptolcmais (1191), welche
Festung bis 1291 in den Händen der Christen blieb, während
alles übrige längst verloren war. Noch wurden Kreuzzüge
unternommen von Andreas Ii., König von Ungern (1217),
von Kaiser Friedrich Ii. (1228), von Ludwig dem Hei-
ligen von Frankreich (1248) nach Ägypten, (1270) gegen Tu-
nis; alle unglücklich oder doch erfolglos für den Hauptzweck.
Durch Kreuzfahrer wurde (1204) Constantinopcl erobert,
und statt des griechischen ein lateinisches Kaiserthum ge-
stiftet, das bis 1261 bestand. — Schlußbemerkung über den
Einfluß der Kreuzzüge auf das Leben und die Bildung der
Völker des Abendlandes.
9. Die Sicilianische Vesper 1282.
Neapel und Sicilien waren seit 1194 ein Erbkönigrcich des
deutschen Königs-Hauses der Hohenstaufen, das (1268) mit
dem unglücklichen C-vnradin ausstarb, dem Karl von
Anjou das väterliche Erbe entrissen hatte. Allein der Über-
mut!) der Franzosen reizte die Swiliancr zum Abfall. Jo-
hann von Prvcida bewog den König Peter von Ara-
gouieu zur Befreiung der Unterdrückten; doch war durch ei-
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Anjou Karl Prvcida Peter_von_Ara-
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Asien Bagdad Johan- Jerusalem Edessa Frankreich Deutschland Jerusalem England Frankreich Neapel Sicilien
25
nett Zufall (am Ostermontage 1282) zu Palermo die Ver-
schwörung ausgebrochen und bald die ganze Insel von den
Franzosen befreit, che Peter mit seiner Flotte hcrankam.
Zum König erwählt, schlug er Karls Flotte und behauptete
Sicilien.
10. Die Eroberung von Constankino-
pel durch die Türken 1453.
Die Gefahr, womit Europa durch den Übergang der
osmanischen Türken nach Thracien (1355) bedroht wurde,
hätte Ludwig der Grosse von Ungern am ersten abwen-
dcn können. Das griechische Kaiserthum war zu schwach,
sic zu entfernen. Stärker war der Widerstand der Bulga-
ren und Servier, doch wurden auch diese bei Kossowo (1389),
so wie die unter König Siegmund dem Kaiser Manuel zu
Hülfe ziehenden Ungern und Franzosen bei Nikopolis (1398)
geschlagen. Schon jetzt 'würde Ungern von Bajessid erobert
seyn, hatte nicht Timur (Tamerlan) damals das türkische
Asien angegriffen, und Bajessid bei Ancyra (1402) besiegt
und gefangen. Timur's Tod (1405) rettete zwar das Reich
der Osmanen, aber Bajesfid's Söhne führten wegen des
Thrones zehnjährigen Krieg.
Kaiser Manuel, auf Constantinopel beschränkt und ohne
Flotte, konnte diese Umstände nicht benutzen; die westlichen
Reiche waren zu sehr mit sich selbst und mit eigenen Krie-
gen beschäftigt. Muhamed I. erkämpfte den Thron (1413),
und wenn gleich weiterhin Hunyad seinen Nachfolger Mo-
rad Ii. schlug und (1440) für Ungern einen vortheilhaftcn
Waffenstillstand auf 10 Jahre schloss, so bewirkte doch der
unzeitige Eifer des päbstlichcn Legaten Julian den Bruch des
Stillstandes und die Niederlage bei Varna (1444), der eine
zweite bei Kossowo (1448) folgte.
Nun war Constantinopel nicht mehr zu retten. Aber
Constantin Xi. vertheidigte cs mit geringen Kräften gegen
die zahllosen Schaaren Muhamcds Ii. im Frühlings 1453,
bis die Stadt, auch von der Hafenseite angegriffen, in ei-
nem allgemeinen Sturme (29. Mai) erobert, geplündert,
dann zur Residenz der Sultane erhoben wurde. Muhamed
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Extrahierte Personennamen: Peter Karls Ludwig_der Ludwig Manuel Manuel Julian Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Ostermontage Palermo Karls Sicilien Europa Nikopolis Constantinopel Varna Constantinopel
83
fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem
Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder-
bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii.
(1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö-
sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga-
rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch
Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die
Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden,
welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt
(1324) ganz aufgegeben wurde.
122. Die Oströmer.
In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei-
ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der
Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und
erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden.
Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man
den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des
Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes
wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz-
zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo-
hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu
halten und zu heben schienen. Bald siel die feste .
Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^
die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204,
das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus
Nicäa zurückkehrten.
123. Nachtheilc der Wahlverfassung für
Deutsch land.
Von anderer Art war der Verfall im Reich der
Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war,
daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs.
Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn
6*
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Ii Waldemar_Iii Basilius Alexius Manuel Friedrichs
85
125, Die Kirchenspaltung. Concilien zu
Kostnitz und Basel,
Doch traf seit dem letzten Viertel des 14. Jahr-
hunderts das Pabstthum ein Schlag nach dem andern.
So sehr die Zahl der Mönchsorden seit dem 12. Jahr-
hundert gewachsen war, und besonders die Bettclorden
der Dominicaner und Franciscaner kräftige
Werkzeuge der päbstlichen Hierarchie gegen Albigenser
(Saec. 13.) und andere Ketzer waren: so mußte doch
eine Macht, die lediglich auf dem Glauben der Völker
beruhte, in den Zeiten der großen Kirchenspaltung
und der dadurch veranlaßten Concilien zu Pisa 1409,
zu Kostnitz 1414 —1418, und zu Basel 1431—1449
nothwendig sinken. Schon riß sich ein bedeutender
Theil der abendländischen Christenheit, die Anhänger
des zu Kostnib 1415 verbrannten Iohannhuß, un-
ter schrecklichen und erfolgreichen Kämpfen von der ka-
tholischen Kirche los, und anerkannt stand der Grund-
satz, daß ein allgemeines Concilium höher sei, als
der Pabst.
126. Die Türken in Constantinopel.
Durch die Hussitenkriege (1420 — 1436) war
Deutschland erschüttert, das, wie Ungern, unter
Slcgmund, dem zweiten Sohne Karls Iv., stand.
Sein zweites Reich, Ungern, und bald Deutschland
selbst, wurde von den osmanischen Türken bedroht, die'
in Kleinasien ihre Herrschaft zu Prusa aufgeschlagen
1303, dann diesseits des Hcllesponts Adrianopel unter
Morad I. 1360 den Griechen entrissen hatten. Sieg-
wund verlor gegen sie die Schlacht bei Nikopolis 1396,
einer seiner Nachfolger, Wladislavv., erlitt eine
Niederlage bei Varna 1444 durch Morad I1> Denn
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Extrahierte Personennamen: Karls_Iv. Karls_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Basel Basel Constantinopel Deutschland Deutschland Kleinasien Hcllesponts_Adrianopel Nikopolis Varna
Kabul waren. Das Kalifat sank vollends zum Schalten herab, als dem Anführer der türkischen Leibwache unter dem Namen Emir al Omra die höchste Zivil- und Militärgewalt gegeben wurde.
Die Seldschnken. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurden die Seldschuken in das Kalifenreich gerufen, ein türkischer Stamm, den Seldschuk um das Jahr 1000 geeint und zum Islam bekehrt hatte. Seldschuks Nachfolger errangen bald die Würde des Emir al Omra und eroberten binnen 40 Jahren fast das ganze Reich. Den Fatimiden wurde Syrien und Palästina mit Jerusalem entrissen; Konstantinopel ward bedroht. Indes das Seldschnkenreich zerfiel eben so schnell in mehrere Herrschaften, i von denen das Reich von Jkonium das bedeutendste wurde. ,/'
2. Ursachen der Kreuzzüge. Als die Kämpfe zwischen Kaiser und Papst in Deutschland die Geister zu ermüden begannen, wurden die Interessen des Abendlandes durch die Ereignisse im Orient in Anspruch genommen. Der griechische Kaiser Alexius hatte die Hilfe des Abeudlaudes gegen den Islam angerufen, und Gregor Vii. hatte schon den Gedanken gefaßt, die Türken über den Enphrat zurückzuwerfen. Seinem zweiten Nachfolger Urban Ii. war es beschieden, diese Idee unter günstigeren Umständen auszuführen.
A. Hauptursachen.
a) Der tiefreligiöse Sinn der damaligen Christenheit. Seit Konstantins Zeiten war Jerusalem das Ziel der christlichen Wallfahrten, die von den Arabern geduldet, von den Türken aber hart unterdrückt wurden.
b) Die Abenteuerlust des lebensfrischen Geschlechts, besonders der wanderlustigen Normannen, fand keine hinreichende Befriedigung mehr, seitdem geordnete Staatsverhältnisse im Abendlande eingetreten waren.
B. Mitwirkende Umstände.
a) Durch die Teilnahme am Kreuzzuge glaubte mancher Ritter, der in gewaltthätig er Zeit Sündenschuld auf sich gehäuft hatte, dieselbe abbüßen zu können.
b) Jedem Hörigen, der am Zuge teilnahm, wurde die Freiheit, jedem Verschuldeten Erlaß der Schulden verheißen.
c) Die erfolgreichen Kämpfe der christlichen Ritter gegen die Araber-aus der pyrenäischen Halbinsel gaben den Christen ein anregendes Beispiel.
(I) Das Abendland, welches damals an Übervölkerung litt, hatte das Bedürfnis, im reichen Orient Kolonieen zu gründen.
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Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Konstantinopel Deutschland Jerusalem
157
Huldigung zwang; er erwarb wieder den Kirchenstaat, der in schwäbische Reichslehen aufgeteilt war, und erhielt die Anerkennung des Lehnsrechtes von Apulien und Sizilien.
ad d): In Familien- und politischen Streitigkeiten der Fürsten trat Innocenz als Schiedsrichter auf. Im niederen Volke wirkten in seinem Interesse die von ihm bestätigten Bettelorden, der Dominikaner- oder Predigerund der Franziskanerorden.
ad e): Innocenz beauftragte den Dominikanerorden, für die Ausrottung der Albigenser zu wirken, die, von Petrus Waldus gestiftet, namentlich gegen das weltliche Besitztum und die äußere Ersd)einung der Kirche eiferten. Erst durch einen Kreuzzug und nad) einem greuelvollen Kriege mürbe die Irrlehre unterdrückt. — Das 4. Laterankonzil 1215 verschärfte die Verfolgungen der Häretiker und beauftragte die Bischöfe, für die Erforschung und Aufsuchung der Ketzer zu wirken. (Inquisitoren, Inquisition.) (Gregor Ix. gab 1229 bet kirchlichen Inquisition eine bestimmte Form.)
2. Der vierte Kreuzzug, 1202 — 1204. Auf die Anregung Innocenz' Iii. vereinigten sich französische Ritter zu einem neuen Kreuzzuge. In Venebig angekommen, bewogen sie gegen Versprechung bebeutenber Geld-snminen und unter der Bebingung, alle Eroberungen zwisd)en den Venetianern und Kreuzfahrern zu teilen, die junge Republik zur Teilnahme. Wegen Zahlungsunfähigkeit übernahmen die Kreuzfahrer zunächst im Dienste Vene-bigs die Eroberung von Zara und segelten dann nad) Konstantinopel, wohin sie von dem Prinzen Alexius Angelus, dem Sohne des entthronten Kaisers Isaak Angelus, zu Hilfe gerufen wurden. Konstantinopel wurde nad) der Flucht des Usurpators genommen. Das Volk war aber über die Bedingungen des mit den Kreuzfahrern geschlossenen Vertrags unzufrieden und wählte einen neuen Kaiser. Daher erstürmten diese zum zweitenmale Konstantinopel und gründeten das lateinische Kaisertum, 1204 — 61. Die Venetianer nahmen alle für den Handel mit der Levante wichtigen Küstenplätze für fid). Im Jahre 1261 stellte Mid)ael Paläologus, ein Abkömmling der alten Kaiserfamilie, das byzantinische Kaisertum wieder her.
V. Ariedrich Ii., 1215—1250. Er war in Bezug auf Begabung und Bildung der bedeutendste unter den Staufern. Eine glänzende Erziehung hatte ihn mit klassischer und arabischer Gelehrsamkeit bekannt gemacht und seinen Sinn zum Studium der Naturwissenschaften und zur Poesie angeregt. Von einer italienischen Mutter und einem früh gestorbenen deutschen Vater stammend, ward fein Herz aber den deutschen Interessen entfremdet. Friedrich Ii. war tüchtig als Feldherr, größer noch als Staatsmann.
1. Römerzug, 1220. Friedrich ließ zu Frankfurt feinen Sohn Heinrich zum deutschen Könige wählen und verlieh den geistlichen Fürsten fast völlige Landeshoheit, um unbehindert fein Interesse
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Extrahierte Personennamen: Innocenz Innocenz Innocenz Innocenz Petrus_Waldus Gregor_Ix Gregor Alexius_Angelus Isaak_Angelus Isaak Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich