102
Geschichte der neueren Zeit.
und Anmut in wunderbarer Weise paarend. Bald nach ihm hörte die Entwicklung der dramatischen Kunst überhaupt zunächst auf, und das litterarische Interesse warf sich auf andere Gegenstände, welche der durch die religiösen Kämpfe der Folgezeit erzeugten Richtung mehr entsprachen. —
§ 59. Die Reformation in Schweden und Dänemark.
1397 Seit der Union zu Kalmar 1397 (Margarete von Dänemark) waren die drei nordischen Reiche unter dem dänischen Königs-Hanse vereinigt. Stets aber widerstrebten die Schweden dem von Kopenhagen aus geübten Einfluß. Als der schwedische Reichsverweser Sten Sture dem König Christian Ii. den Eintritt in Stockholm verweigerte, griff dieser die Stadt an und erzwang sich durch das grausame und hinterlistig herbeigeführte Stock-
1520 Holm er Blutbad 1520 den Gehorsam. Aber vor der Schreckensherrschaft dieses Königs erstand dem schwedischen Volke ein Reiter in dem edeln Gnstav Wasa. Nachdem derselbe unter wunderbaren Abenteuern den dänischen Verfolgungen entgangen war, gelang es ihm, unter den tapferen Dalekarliern Anhang zu finden und mit demselben erobernd vorzudringen, bis er endlich Stockholm gewann.
1523 Von den Schweden 1523 zum König ausgerufen, begründete er eine neue Wohlfahrt in diesem Lande und führte 1527—1544 die lutherische Reformation dort ein.
Christian Ii. wurde auch in Dänemark wegen seiner herrschsüchtigen Umtriebe gestürzt. Sein Oheim Friedrich I. führte hier die Reformation ein. Die nordischen Reiche aber hoben sich nun immer mehr, zumal da der Eiusluß der mächtigen deutschen Hansa beständig sank (trotz der Herstellungsversuche des kühnen Lübeckers Jürgen Wullenweber). —
Repetition. Die anßerdentschen Ereignisse:
§ 56. Abfall der Nieberlanbe. Philipp Ii. und Herzog Alba; politische und religiöse Unterdrückung der Nieberläuber. Hinrichtung von Egmont und Hoorn. Bund der Geusen. Erhebung der nördlichen Provinzen unter Wilhelm von Oranien: die Utvechter Union 1579. Republik der vereinigten Niederlande.
§ 57. Frankreich im Reformationszertalter. Kriege zwischen Franz I. und Karl V. (Schlacht bei Pavia 1525), beendet durch den Frieden zu Crespy 1544. Die Reformation hat in Frankreich schwere Kämpfe zu bestehen: Hugenottenkriege; Pariser Bluthochzeit 1572. Erst unter Heinrich Iv. (Haus Bourbon 1589—1792) freie Religionsübung: Edikt von Nantes 1598.
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Extrahierte Personennamen: Margarete_von_Dänemark Christian_Ii Wasa Christian_Ii Friedrich_I. Philipp_Ii Philipp Wilhelm Franz_I. Franz_I. Karl_V. Karl_V. Heinrich_Iv Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Kopenhagen Stockholm Schweden Dänemark Niederlande Frankreich Pavia Frankreich Nantes
— 68 —
33. Der Kurfürst mit seiner Familie bei den ersten Rartoffelxflanzungen. (Knackfutz.)
Er besaß es nur als polnisches Lehen, d. H. der Polenkönig hatte es ihm als Oberherr gleichsam geliehen oder zu verwalten gegeben. Zn jener Zeit brach zwischen Schweden und Polen ein Krieg aus. Der Schwedenkönig kam über die Ostsee, fiel in Preußen ein und nötigte Friedrich Wilhelm zu einem Bündnis. Darüber geriet der Polenkönig in großen Zorn und drohte, den Kurfürsten in einen Kerker zu werfen, wohin weder Sonne noch Mond schiene. Die Antwort darauf war die dreitägige Schlacht bei Warschau an der Weichsel, in welcher die Polen von den Schweden und Brandenburgern gänzlich besiegt wurden. Friedrich Wilhelm benutzte nun alle Umstände so klug und glücklich, daß er im Frieden von Oliva, einem Kloster bei Danzig, Preußen als selbständiges Herzogtum erhielt (1660) und von der Lehnshoheit Polens befreit wurde.
7. Von seinem kriegerischen Helfer. Sein Helfer in militärischen Dingen war Dersslinger. Es wird erzählt, derselbe sei in seiner Jugend Schneidergeselle gewesen. Auf einer Wanderschaft kam er nach Tanger münde an der Elbe und wollte sich hier übersetzen lassen. Da er aber kein Geld hatte, wies ihn der Fährmann zurück, einen Trupp Kriegsleute jedoch fuhr der Schiffer frei hinüber. Da warf Dersslinger sein Bündel tu den Fluß und ließ sich als Reiter anwerben. Durch seine Tapferkeit und Einsicht stieg er bis zum Feldmarschall empor. Als einst der französische Gesandte bei der Tafel am Hofe fragte, ob
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Dersslinger
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ein. Mit der größten Strenge drillte er die Soldaten, bis alles wie am Schnürchen ging. Die Offiziere verfnhren oft unmenschlich mit den Soldaten und mißhandelten Bürger und Bauern. Da bemühte sich der König, ihre Bildung zu heben, ihr Ehrgefühl zu stärken und sie an eine menschliche Behandlung der Soldaten zu gewöhnen. Das schöne Heer hat selten Gelegenheit gehabt, seine Tüchtigkeit zu zeigen; denn der König liebte den Frieden und suchte ihn durch ein starkes Heer zu erhalten. Nur in dem großen nordischen Kriege hat er Vorpommern mit Rügen von den Schweden gewonnen.
5. Der deutsche Mann. Friedrich Wilhelm war in allem ein deutscher Mann, darum haßte er französische Moden und Sitten. Um die Franzosen vom Rheine abzuwehren, ergriff er für den Kaiser die Waffen. Dabei sagte er: „Wenn die Franzosen ein Dorf in Deutschland angreifen, so müßte der deutsche Fürst ein Schelm sein, der nicht den letzten Blutstropfen daran setzte". Der Kaiser belohnte ihn dafür mit „Habsburgischem Danke". Er benachrichtigte ihn nicht einmal, daß der Friede mit Frankreich eingeleitet sei. Entrüstet ries der König aus: „Der Kaiser behandelt mich und alle Reichsfürsten wie Schubiacks!" Ein andermal sprach er, indem er auf den Kronprinzen wies: „Da steht einer, der mich rächen wird!"
6. Der aufrichtige Christ. Der König diente schlicht und aufrichtig seinem Gott. Jeden Morgen hielt er eine Andacht im Hause und besuchte fleißig den öffentlichen Gottesdienst. Viele Kirchen hat er gebaut und sein Volk durch Wort und Beispiel zur Frömmigkeit angeleitet. Er sagte einmal: „Ich bin kein Pietist, aber Gott vor alles in der Welt und alles mit Gott!"
Nach langen, schweren Leiden starb er mit den Worten: „Herr Jesu, du bist mein Gewinn im Leben und im Sterben!" Sein Wahlspruch lautete: „Der preußische Adler weicht auch der Sonne nicht!"
Er hat die Größe Preußens vorbereitet, sein Vater Friedrich I. aber dem Staate den Namen gegeben. Zu diesem wenden wir uns nun.
6. Ariedrich I., der erste König in Preußen (1688—1713).
1. Was uns an ihn erinnert. Bei vaterländischen Festen singen wir das Preußenlied: „Ich bin ein Preuße! Kennt ihr meine Farben? Die Fahne schwebt mir schwarz und weiß voran!" Woher der Name Preußen und die schwarz-weiße Fahne? Der Name Königreich Preußen, der heute in der ganzen Welt gefürchtet und geehrt ist, und die schwarz-weiße preußische Fahne stammen von diesem ersten Könige. Bis dahin hieß der Staat Brandenburg, und der Fürst war einer von den sieben Kurfürsten, die den Kaiser zu wählen hatten. Preußen war ein Herzogtum und nur ein kleiner, der östlichste Teil seines Staates. Aber hier war er selbständiger Herr, während in Brandenburg der Kaiser über ihm stand. Darum machte er sich zum König in Preußen und gab dem ganzen Staate diesen Namen. Preußen war in alten Zeiten ein wildes, heidnisches
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Schnürchen Schweden Rheine Deutschland Frankreich Jesu Brandenburg
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ja einmal mußte sie sich von einer Bettlerin in den Kot stoßen lassen. Alles ertrug sie geduldig und ohne Murren. Später reuete ihren Schwager seine Härte, und er rief die unglückliche Frau zurück. Sie aber sehnte sich nicht nach fürstlicher Pflege, sondern zog nach Marburg an der Lahn und lebte da still und einsam ihrem Gott und ihren Nächsten. Alle ihre Habe gab sie den Armen und behielt nur ein graues Kleid, darin man sie begraben sollte. Auf dem Totenbette tröstete sie die Umstehenden und ist dann in Gottes Frieden dahingefahren.
4. Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser.
1. Wie die Kyffhänsersage entlkand. Der Kyffhäuserberg liegt an der „goldenen Aue", südlich vom Harzgebirge, und trug ehedem eine kaiserliche Pfalz oder Burg. Der Name Kyffhäuser bedeutet „Häuser auf der Kippe". Ein alter Turm ist der einzige Rest aus alter Zeit. Jetzt wird dem Kaiser Wilhelm I., dem Weißbart, auf dem Berge ein großes Denkmal errichtet, weil er das deutsche Reich erneuert und die lange Zwietracht geendet hat. Vor mehr als 700 Jahren herrschte in Deutschland gar gewaltig der Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Stammburg seines edlen Geschlechts war die Burg Hohenstaufen in Schwaben, nicht weit von der Zollernburg. Wegen seines rötlichen Bartes wurde der Kaiser in Italien Barbarossa oder Rotbart genannt. Er zog siebenmal über die Alpen nach Italien, um dort die widerspenstigen Städte zu unterwerfen. Mehr als einmal geriet er in Lebensgefahr. Als Greis unternahm er (1190) einen Kreuzzug in das heilige Land, um Jerusalem und die andern heiligen Orter aus den Händen der Türken zu befreien. Siegreich drang er vor. Aber zum großen Jammer seines Heeres ertrank er in einem Flusse und ward im fernen Lande begraben. Das deutsche Volk glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und hoffte in den traurigen Zeiten, die nach ihm kamen, immer auf seine Wiederkehr. Einer erzählte dem andern, er sei nicht gestorben, sondern säße verzaubert in einem unterirdischen Schlosse des Kyffhäuserberges. Er stütze sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein Bart sei durch und um den Tisch gewachsen. Seine Ritter stünden schlafend umher, und seine Tochter lltchen hüte das verzauberte Schloß. Zuweilen zwinke der Kaiser mit den Augen und schicke einen Zwerg hinauf, damit er nachsehe, ob die Raben noch kreischend um den Berg flögen. Sei dies der Fall, dann müsse er wieder hundert Jahre weiter schlafen. (Vergleiche Rückerts Lied: „Der alte Barbarossa —" und Geibels „Tief im Schlosse des Kyffhäuser —".)
2. Wie zwei Soldaten den Turm erstiegen. Der Turnt, in dem der Kaiser unten schlafen soll, hat keinen Eingang. Nur oben sieht man zwei offene Luken, zu denen man auf vorspringenden Steinen emporklettern kann. Zwei Soldaten wollten den alten Kaiser gern einmal sehen. Aus Tille da stiegen sie auf den Berg und kletterten zu den Luken empor, aber sie fanden sie mit eisernen Läden geschlossen. Unverrichteter Sache kehrten sie um. Als aber die Leute in Tilleda von den Läden hörten, da riefen sie: „O ihr Thoren! Hättet ihr die Läden ausgehoben und mitgenommen, so wären sie zu Gold geworden!" Eilig liefen die Soldaten wieder auf den Berg, aber die Läden an den Luken waren verschwunden.
3. Wie der Kirt von Wennnngen Geräte borgte. Der Hirt in Nennungen wollte Hochzeit machen, hatte aber kein Tischgerät dazu. Da
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Wennnngen_Geräte
80
daß man anfing, die königliche Hoheit über die der
Vasallen anzuerkennen.
115. England unter Dänen und unter
N o r in ä n n e r n.
England war kaum durch Aufhebung der Hept-
archie 82? mächtiger und blühender geworden, als es
durch die Plünderungen und Verwüstungen der Dänen
(Normänner) in einen Zustand der Verwirrung gerieth,
aus welchem es erst durch Alfred den Großen
(871 — 901) und seine Anstalten zur Deckung der Kü-
sten gerettet wurde. Unter seinen Nachfolgern jedoch
erneuerten sich die Einfälle der Dänen. Nicht bloß
Danegeld, Niederlassungen mußten ihnen bewilligt wer-
den, und König Su en unterwarf 1003—1013 ganz
England in gerechtem Nachkriege seiner Herrschaft.
Sein Sohn Knud der Große (1014 —1036) wurde
Christ, und verbreitete nun das Christenthum mit Er-
folg auch in Dänemark. Doch kehrte 6 Jahre nach
seinem Tode das sächsische Königshaus aus der Nor-
mandie zur Herrschaft in England zurück, und als es
1066 ausftarb, eroberte Wilhelm von Nor-
mandie das Königreich durch den Sieg bei Hastings
14. Oktober 1066.
116. Frcihertsbrief (Magua Charta).
Der Druck des Lehnssystems, das die neue Herr-
schaft brachte, anfangs hart und fast unerträglich, ward
bereits 1101 durch den ersten Freiheitsbricf, den
Heinrich 1. (1100 —1135), ein Sohn jenes Er-
oberers gab, genuldcrt, mehr aber noch durch den
großen Freiheitsbrief von 1215, den die Barone
dem König Johann o h n e L a n d, dem Sohne Hein-
richs Ii., der 1172 Irland erwarb, und Bruder des
ta p fern
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Extrahierte Personennamen: Alfred Knud Wilhelm_von_Nor- Wilhelm Heinrich_1._( Heinrich Johann
Extrahierte Ortsnamen: England England England Dänemark Nor- England Hastings Irland
82
119. Rußland.
Rußland, seit Wladimir dem Großen (1015),
oft und vielfach gctheilt, büßte die aus Constantinopel
mit dem Christenthum gewonnene Cultur ganz wieder
ein wahrend der langwierigen drückenden Herrschaft der
Mongolen, die nach Besiegung des größten Theils von
Asien zuerst 1224 an der Kalka unter Tschutschi, dem
Sohn Temudschin (des Dschingis-Chan), dann
unter Batu, dessen Enkel, 1238 die Russen schlugen,
und deren goldene Horde zwischen dem Dnepr und
Iaik sich niedcrließ. Bis 1477, wo Iwan I. sich
unabhängig machte, dauerte diese harte Fremdherr-
schaft, aus welcher die befreiten Russen in großer Roh-
heit hcrvorgingen.
120. Polen.
Auch Polen, obwohl noch nicht fest und immer
mit Littaucn vereinigt, aber doch in sich abgerundet und
ohne die frühere Vereinzelung, wurde mächtig, und
überflügelte die deutschen Herren in Preußen bereits seit
dem Siege bei Tannenberg 1410. Als in der Folge
dem Orden seine eigenen Städte nicht mehr gehorchen
wollten, und sich 1454 dem Könige Kasimir Iv.
(1447 —1492) unterwarfen, erwarb Polen im Frie-
den zu Thorn 1466 das westliche Preußen und die
Oberlehnsherrschaft über das östliche.
121. Dänemark.
Dänemark hatte bereits im 12. Jahrhundert
-ine bedeutende Seeherrschaft erreicht unter Walde-
mar I. (1157—1181), dem Zeitgenossen des deut-
schen Friedrichs I., und unter Knud Vi. (1181 —
1202). Rügen, die mecklenburgischen, pommerschcn
und esthlandischen Küsten waren den Danen unterwor-
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83
fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem
Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder-
bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii.
(1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö-
sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga-
rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch
Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die
Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden,
welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt
(1324) ganz aufgegeben wurde.
122. Die Oströmer.
In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei-
ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der
Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und
erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden.
Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man
den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des
Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes
wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz-
zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo-
hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu
halten und zu heben schienen. Bald siel die feste .
Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^
die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204,
das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus
Nicäa zurückkehrten.
123. Nachtheilc der Wahlverfassung für
Deutsch land.
Von anderer Art war der Verfall im Reich der
Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war,
daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs.
Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn
6*
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Ii Waldemar_Iii Basilius Alexius Manuel Friedrichs
100
des Wohlstandes ihres Reichs machte, Jacob
Stuart zum Thron gelangt 1603, wodurch Schott-
land auf immer mit England vereinigt wurde. Auch
hier wurde der (herrschenden) protestantischen Kirche
noch immer im Stillen cntgcgengewirkt. Pulverver-
schwörung 1605. Karl I. schien überspannten Puri-
tanern die Katholiken zu milde zu behandeln. (Blut-
bad in Irland 1641). Sein Streit und Krieg mit
dem Parlament führte ihn 1647 in Gefangenschaft,
1649 auf das Blutgerüst. England war einstweilen
eine Republik unter Oliver Cromwell, als
Protektor.
159. Verhältnisse der nordischen Reiche.
Im skandischen Norden war ein wahrend des deut-
schen Krieges abermals erfolgter Ausbruch dänischer
Feindseligkeiten in Kurzem siegreich von den Schweden
durch den Frieden zu Brömscbroo 1645 bcigelcgt.
Rußland aber hatte unter Wasilei 1521 zum letzten
Male einen Anfall der Tartaren erduldet. Iwan 1l.
roh und hart, wie sein Volk, unterwarf Kasan 1552,
und kämpfte mit unablässiger, obwohl vergeblicher,
Anstrengung um den Besitz des schönen Livlands, das
sich in den Schutz Polens begab (Vertrag zu Wilna
1561), so wie Esthland sich Schweden damals unter-
worfen hatte. Aber obwohl Polen dadurch der größte
und mächtigste Staat des Nordens wurde, so erwei-
terte doch auch Rußland sein Gebiet ungemein durch die
Eroberung von Sibirien gegen Ende des 16. Jahr-
hunderts. Übrigens lag in der Verfassung Polens der
Keim nothwendiger Auflösung, während Rußland
selbst in den inncrn Unruhen, die nach Feodor's
Tode (1598) cingetrcien waren, mehr Einheit und
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Extrahierte Personennamen: Jacob
Stuart Karl_I. Oliver_Cromwell Iwan
Extrahierte Ortsnamen: England Irland England Schweden Kasan Polens Wilna Sibirien Polens
98
153. Überlegenheit der kath olischcn Parthei.
Auf solche Kräfte gestützt und zugleich durch Wal-
lenstein mit einem eigenen mächtigen Heere versehen,
konnte der Kaiser nicht bloß die Union aufhebcn, son-
dern auch in dem Restitutionsedict von 1629 den
Protestanten Gesetze vorschreibcn, die dem Religions-
frieden entgegen waren. Denn selbst die auswärtige
Hülfe eines protestantischen Königs, Christians Iv.
von Dänemark, war durch dessen Niederlage bei Lut-
ter 1626 ganz unwirksam geworden.
154. Reformation in Dänemark und Schweden.
Die nordischen Reiche hatten sich nach dem von
Christian Ii. 1520 veranstalteten Stockholmer
Blut bade von der Calmarischen Union gelöset, und
Gustav Wasa, der Schweden befreit hatte und zunr
König dieses Reiches erwählt war 1523, war von Kö-
nig Friedrich I. tn Dänemark und Norwegen in dem
Vertrage zu Malmöe 1524 als unabhängiger König
anerkannt worden. Beide hatten in ihren Reichen der
Reformation den Eingang erleichtert, und aus dem
Reichstage zu Odensee, so wie auf dem zu Westeras
(1527) die n : Ordnung durchgesctzt. Aber zwischen
beiden Staaten entstand bald Eifersucht. Der Friede
zu Stettin 1570 hatte sie zwar nach siebenjährigem
Kriege zur See und zu Lande wieder ausgcsöhnt; den-
noch brach 1611 neuer Krieg aus, den bald (1613)
Gustav Adolph beizulegen sich bemühte, um seine
Angelegenheiten mit Rußland und Polen zu ordnen.
155. Schwedens Thcilnahme am Zojahr. Kriege.
Nachdem dies dem großen Könige gelungen war,
schloß er mit Polen einen Waffenstillstand, um den
durch Christians Niederlage und den Frieden zu Lübeck
(1629) in die äußerste Noch versetzten deutschen Prote-
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Extrahierte Personennamen: Christians Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav Friedrich_I. Gustav_Adolph Gustav Christians
104
burgische Haus der Hohenzollern, das die im Jahre
1415 erkaufte Mark Brandenburg durch das Hcrzog-
thum Preußen, durch wcstphälische und niedcrsächsische
Landestheile und durch ein Stück von Pommern ver-
mehrt hatte. Unter Friedrich Wilhelm kamen diese
Lander in einen blühenden Zustand, und Preußen wurde
von Polen unabhängig durch den Vertrag zu Wclau
1657. Sein Nachfolger Friedrich gründete auf die-
ses Land die Königswürde 1701.
167. Schwedens li b erleg cn hcit km Norden.
Zn den nordischen Neichen hatte sich das Verhalt-
viß der Macht ganz verändert. Ein neuer Angriff
Dänemarks auf Schweden, als dessen König Karl X.
in Polen mit Beendigung des alten Streits des Hauses
Wasa beschäftigt war, gab den siegreichen Schweden
ein entschiedenes Übergewicht durch die Friedensschlüsse
zu Noschild 1658 und zu Kopenhagen 1660. Ehen so
endete der Friede zu Oliva 1660 den Successionsstreit
mit Polen, und ließ Livland im Besitz von Schweden,
wodurch dieses Reich im ganzen Norden das mächtigste
wurde. Zn Dänemark hatte das Kriegsunglück eine
Revolution zur Folge, wodurch die Krone ganz selbst-
ständig wurde 1660.
168. Der große nordische Kr^icg.
Schwedens Größe war indcß nicht von langer
Dauer. Zn Rußland erhob sich Peter I., dem der
Besitz eines Küstenstrichs an der Ostsee die Bedingung
der Wohlfahrt seines Reiches schien. Leicht ging er
mit Dänemark und König August von Polen in ein
Bündniß gegen Schweden ein 1699, wodurch man
den 17jährigen Karl Xii, (1697—1718) zu über-
wältigen hoffte. Doch dieser zwang zuerst Friedrich Iv.
1700, dann August 1706' zum Frieden, und fehlte nur
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