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1. Andeutungen für den vorbereitenden Unterricht in der allgemeinen Geschichte - S. 83

1835 - Stendal : Franzen und Große
83 fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder- bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii. (1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö- sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga- rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden, welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt (1324) ganz aufgegeben wurde. 122. Die Oströmer. In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei- ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden. Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz- zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo- hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu halten und zu heben schienen. Bald siel die feste . Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^ die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204, das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus Nicäa zurückkehrten. 123. Nachtheilc der Wahlverfassung für Deutsch land. Von anderer Art war der Verfall im Reich der Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war, daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs. Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn 6*

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 107

1904 - Habelschwerdt : Franke
107 einen Vertrag, nach welchem sie 40 60 oder mehr Hufen Landes zu Lehen erhielten. (Eine Hufe hatte gewhnlich 60 Morgen oder etwa 15 ha.) Zwei bis vier Hufen gehrten dem Unternehmer, zwei waren fr die Pfarrei bestimmt, die brigen Hufen erhielten die Ansiedler. Der Unternehmer wurde der Erbschulze des Dorfes. Er war frei von Abgaben, mute aber dem Landeshern ein Lehns-pferd stellen und selbst Reiterdienste leisten. Die angesiedelten Bauern zahlten Grundzins und Zehnten. Bei der Grndung neuer Städte verfuhr man hnlich, nur war die erworbene Bodenflche grer. Diese neuangelegten Städte zeigen fast alle denselben Banvlan. In der Mitte wurde der vier-eckige Marktplatz (Riug) angelegt, auf dem das Rathaus feinen Platz fand. Vom Markte gehen rechtwinklig die Straen aus. Die Pfarr-kirche baute man anf einen Platz in der Nhe des Marktes. Whrend unter den letzten Hohenstaufen die Kaisermacht verfiel, befestigten deutsche Bauer, Brger, Mnche, Priester und Ritter zum Teil auf friedlichem Wege die Herrschaft ihres Volkstums der ein Gebiet, das jetzt etwa 3/ des Deutschen Reiches bildet. Mit Recht hat man darum die Besiedlung und Germauisieruug der Slawen-lnder als die Grotat des deutscheu Volkes im Mittelalter" bezeichnet. Ircrnkreich und gngcan zur Zeit der stcrusifchen Kcriser. Frankreich. Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts fanden die Kapetinger in ihrem Streben, einen Einheitsstaat zu grnden, Untersttzung an den Bauern, die sie vor dem raubgierigen Adel schtzten, an der Geistlichkeit und an den Stdten, in denen sich die Selbstverwaltung entwickelte. Ludwig Vii. (11371180) beteiligte sich mit Konrad Iii. am 2. Kreuzzuge. Als sich seine von ihm geschiedene Gemahlin Eleonore von Poitiers mit dem Thron-erben von England verheiratete, kam die ganze westliche Hlfte von Frankreich in englischen Besitz. Ludwigs Sohn Philipp Ii. mit dem Beinamen Angustns, d. h. Mehrer des Reichs (11801223), ist einer der grten Kapetinger. Er nahm mit Friedrich Barbarossa und Richard Lwenherz an dem 3. Kreuzzuge teil. Seiner klugen und rcksichtslosen Politik gelang es, die Macht des Knigs zu strken und die englischen Besitzungen in Frankreich zu gewinnen. 1214 schlug er die Englnder und den mit ihnen verbndeten Kaiser Otto Iv. in der Schlacht bei Bonvines. Gegen Ende seiner Regierung brachen die Albigenserkriege aus, die schlielich 1243 zur Ausbreitung der kapetingischen Macht der Sdfrankreich fhrten. Unter Philipp Ii. August erwachte das franzsische Nationalbewutsein. Da die Ppste in den Kmpfen mit Kaiser Friedrich Ii. sich auf Frankreich sttzten, so be-gann dessen Ansehen und Einflu auf Kosten Deutschlands zu steigen. Unter Philipps Ii. Enkel Ludwig dem Heiligen (12261270), fr den anfangs seine kluge Mutter Blanka regierte, stieg die Knigsmacht immer mehr und schlug im Herzen des franzsischen Volkes tiefe Wurzel. Ludwig stellte die

3. Die Neuzeit - S. 13

1895 - Hamburg : Meißner
13 — König Johann (Benckelßen) von Leyden, hielt sich noch eine Zeitlang gegen den ihn belagernden Bischof, wurde aber 1535 bei einem Anssall gefangen genommen und endete unter Martern. Das Täufertum wurde darauf mit Gewalt unterdrückt, lebte aber uoch in der von Menno Simonis (f 1561) gestifteten Sekte fort und wnrde auch nach England verpflanzt, wo es später noch einmal zu großer Bedeutung gelangte (Independenten). Unglücklich eudete auch der Versuch Lübecks, die Verhältnisse des europäischer! Nordens in demokratischem Sinne umzugestalten. Der letzte Unionskönig Christian Ii.. welcher die Macht der privilegierten Stände, des Adels und der Geistlichkeit, zu brechen und seine Herrschaft auf das Volk zu stützen suchte, wurde 1523 aus Schweden durch Gustav Wasa, aus Dänemark und Norwegen durch seinen Oheim Friedrich vou Holstein verdrängt. Die neuen Herrscher führten die Reformation ein und hoben die Privilegien! der Hansa auf. Um diese wiederzugewinnen, suchte der Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever, welcher durch eine Erhebung der Demokratie 1533 in den Rat gekommen war, 1534 mit Hilfe der Demokratie in den nordischen Reichen und der Bauern den entthronten König wiedereinzusetzen. Aber die Parteinahme der deutschen Fürsten für Friedrichs Sohn Christian Iii. führte die Niederlage Lübecks und den Sturz der Demokratie herbei; Wulleu-wever selbst wurde 1537 bei Wolfenbüttel enthauptet. Damit war die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit der nordischen Staaten gesichert, die letzte demokratische Erhebung niedergeschlagen. Inzwischen wurde der Kaiser durch die Plünderungen der türkischen Flotte an der Küste von Neapel zu einem Zuge gegen Chaireddin Barbarossa nach Tunis 1535 genötigt, wo er Goletta und ^uuis einnahm und tausende von Christensklaven besreite. Nach seiner Rückkehr beschäftigte ihn auf längere Zeit der dritte Krieg mit Franz I (1536—1538), welcher nach Sforzas Tode wiederum Ansprüche aus Mailand erhob. Auch später hinderte ihn trotz des Abschlusses eiites katholischen Bündnisses zu Nürnberg die drohende Haltung der Türken an bewaffnetem Einschreiten gegen die Protestanten. Vergebens suchte er durch Religionsgespräche (Regensburg 1541) eine Einigung herbeizuführen, die Gegensätze waren bereits zu schroff geworden. Dagegen gelang es ihm,

4. Das Mittelalter - S. 84

1894 - Hamburg : Meißner
— 84 — aus dem Großgrundbesitz, kam zu einer größeren Bedeutung. Die Bauern, anfangs teils vollfrei, teils frondend, teils unfrei, gerieten durch die Saft dei Abgaben und das herrschende Jagdrecht immer mehr in Unfreiheit. Die Geistlichen waren meist Abendländer, die Bürger der Städte vielfach Deutsche, namentlich in dem allmählich ganz germanisierten und mit dem Reiche vereinigten Schlesien. Die Normannen in Nordeuropa bewahrten am längsten von allen germanischen Völkern die altgermanische Verfassung; das Feudalsystem fand bei ihnen keinen Eingang. Später entstanden drei gesonderte Reiche, Dänemarck, Schweden und Norwegen. Durch ihre Wikingerzüge wurden die Normannen der Schrecken ganz Europas; anfangs nur plündernd, gründeten sie später dauernde Niederlassungen. So wurden die Normandie (911 Rollo), England anfangs vorübergehend (Kanut der Große, f 1035), dann dauernd (Wilhelm der Eroberer 1066), Unteritalien (die Söhne Tankreds von Hanteville 1016), Rußland (Runs 862) und Island von ihnen besiedelt. Das Christentum und die Ansänge der abendländischen Kultur erhielten die Normannen in Nordeuropa vom deutschen Reiche, von dem sie anfangs politisch und kirchlich, länger noch wirtschaftlich abhängig blieben. Dritte Periode: Die Auflösung von Staat und Kirche des Mittelalters und die Neugestaltung Europas durch die Bildung nationaler Staaten. 1. Die Zerrüttung des deutschen Reiches. Mit dem Untergange der Hohenstaufen war auch die Idee des kaiserlichen Universalstaates zu Falle gebracht, und das deutsche Reich mußte die Führung unter den Nationen an Frankreich abgeben. Um aber eine weitere Ausdehnung des französischen Einflusses, welcher bereits in Burgund und Italien überwog, zu verhindern, betrieb Papst Gregor X. nach dem Tode Richards von Cornwallis bei den Kurfürsten eifrig die Wahl eines neuen deutschen Königs. In dem Bestreben, durch die Erhebung eines schwachen Herrschers ihre eigene Macht zu befestigen, wählten diese

5. Bd. 2 - S. 20

1844 - Leipzig : Kollmann
20 Hoffarth dienlich" öffentlich auf dem Markte verbrannt wurde. Im Jahre 1453 kam Johann, begleitet von dreißig seiner Ordensbrüder nach Breslau, wo er bei St. Nicolai von der Geistlichkeit und dem Volke, bei der Petcrskirche, auf dem Dome von den Prälaten und den Domherren empfangen, in die Cathe- drale geführt und, unter Läutung aller Glocken, mit einem einer feierlichen Anrede folgenden Tedeum begrüßt wurde. Hierauf predigte er in der Elisabcthenkirche, sowie noch außerdem, täg- lich dem hinzustrdmenden Volke aus dem Fenster seiner Woh- nung; jedoch nur lateinisch, welches ein Bruder Dolmetscher deutsch wiederholte; wobei noch der Umstand vorzüglich bcmcr- kcnswcrth, daß die Masse bei dieser Wiederholung sich jedesmal zerstreute — hinlänglicher Beweis, wie den rohen Haufen nicht Drang nach Belehrung, sondern einzig die Begier getrieben habe, die aus dem Munde des begeisterten Schwärmers hervorquel- lenden Töne z» vernehmen. An einem Sonntage ließ er auch hier aus der ganzen Stadt die Karten- und Brettspiele, ja, selbst die Spiegel, Larven, nebst verschiedenem weiblichen Putze, aufeinen Haufen zusammcnwcrfen und Angesichts des ganzen Volks, wel- ches um das Freudenfeuer in weitem Kreise versammelt stand, verbrennen. Der allgemeine, durch solche allerdings einwirkcnde Auftritte das Volk ergreifende, Enthusiasmus begünstigte jedoch seine Absicht^ den Krcuzzug zu fördern, nur wenig. Erst als Mohameds siegreiche Waffen Alles zu unterjochen droheten, wurden die Völker hie und da regsamer. Viele junge Leute lie- ßen sich freiwillig mit dem Kreuze bezeichnen, um die Sache des Vaterlandes und des Glaubens mit dem Leben zu verfechten. Edle Männer und Frauen rüsteten auf eigene Kosten Fußgänger und Reisige aus. Geistlichkeit und Volk begleiteten unter Ge- sängen die Kreuzfahrer bis vor die Thore, und entließ sie mit Thränen und Segenswünschen. — Wenige Monate nach dem von Hunyad und Capistran vor Belgrad über Mohamed erfochtenen Siege starb dieser merkwürdige Mann.

6. Bd. 2 - S. 459

1844 - Leipzig : Kollmann
— 459 — Diese Aufmunterung schmeichelte zu sehr dem Ehrgeize des jungen Fiesco, um ihn nicht in seinem. Vorsatze zu bestärken» Sacco's Zureden, die Hülfe Frankreichs anzunehmen, um eines glücklichen Erfolgs desto sicherer zu seyn, war vergebens, da Vcrina dawider stimmte und Fiesko selbst des letzteren Meinung beipstichtete. Nunmehr traf er mit seinen drei Freunden nähere Maßre- geln. Die Grundlage des Entwurfs war der Tod des Andreas und Gianettino Doria. Vcrina, Calcagno und Sacco übernah- men es, Jeder insbesondere, so viel Anhänger anzuwerben, als ihnen nur immer würde möglich seyn, ohne diesen jedoch das Vorhaben selbst zu entdecken, bei welchem sie sollten gebraucht werden. Fiesco, seiner Seils, brachte den ganzen Sommer auf seinen Gütern zu, wo er seine Vasallen übte, ebenfalls unter dem Vorwände, daß ihm ein Angriff von dein Herzoge von Parma drohe; obgleich ihm dieser, im Gegenthcil, wie schon gesagt, 2000 Mann Hülfstruppen versprochen hatte, wobei Fiesco noch auf eine gleiche Anzahl seiner Vasallen rechnen konnte. Ueberdies besaß er die vier Galeeren, welche er in Piacenza gekauft hatte, und von denen er eine in den Hafen von Genua kommen ließ, um sie zu beman- nen. Damit Niemand Verdacht schöpfen möchte, theilte ec selber dem Gianettino Doria die Nachricht davon mit, indem er einen Kreuzzug gegen die Tücken vorschützte und ihm zugleich die Anzeige machte, daß er einer großen Anzahl seiner Vasallen befohlen habe, sich in Genua einzufindcn, damit er die besten Leute zu Beman- nung seiner Galeeren aus ihnen auswählen könne. Es erregte deshalb kein weiteres Aufsehen, als man eine Menge bewaffne- ter Leute in -Fiesco's Palaste ankommcn sah. Verina hatte während dieser Zeit einige hundert Bürger für sein Interesse gewonnen, ohne daß er nöthig gehabt, ihnen den eigentlichen Zweck des Unternehmens zu offenbaren. — Italien war ruhig und Genua ohne alles Mißtrauen. Der Palast der Republik *), die Thore und der Hafen waren nur schwach besetzt, die darin *) Der Palast der Republik war der Versammlungsort des Senats und der Wohnsitz des regierenden Doge. Fast alle Dikasterien dcü Senats hatten daselbst ihren Sitz und ihre Registraturen. Auch war hier das Archiv, die Schatzkammer der Regierung re. Das Gebäude selbst ist sehr massiv gebaut, mit einer starken Mauer versehen und hat eine vorthcilhafte Lage.

7. Bd. 7 - S. 79

1845 - Leipzig : Kollmann
- 79 — Befreiung von Ali's Joch und ihre alle Unabhängigkeit^), Vier- zehn starke Westen waren Ali's Bollwerke; er selbst lag mit 10,To Mann Kerntruppen in Ianina. Der Anfang des Feld- zugs war äußerst glänzend für die türkischen Waffen gegen den furchtbaren Rebellen. Ali, an dessen Redlichkeit fast Niemand glaubte, ward von dem größten Theile seiner Anhänger verlassen. Selbst seine Söhne, Aeli und Saleh Pascha, sielen von ihm ab und überlieferten sich, um Gnade beim Großherrn zu finden, freiwillig in die Hände des Befehlshabers der türkischen Flotte. Muhamed, ein Neffe Ali's, übergab nach kurzem Widerstände die Festung Parga. Mehrere andere Festungen öffneten den Sie- gern die Thore, und dem verlassenen Ali blieb nichts übrig, als sich mit seinen treuen Anhängern in die Beste Janina und das für unüberwindlich gehaltene Fort Tepleni zurückzuziehen. Js- mael begann die Belagerung Janina's. Nun aber nahm die Sa- che durch Ali's unerschütterliche Sündhaftigkeit und stets rege Schlauheit, sowie durch die Unentschlossenheit und Uneinigkeit der türkischen Heerführer und den Mangel an Disciplin unter ihren Truppen, für den Bedrängten eine weit günstigere Gestalt an. Ali sparte auch seine seit sechzig Jahren aufgehäuften Schatze nicht, und Geldgier und Nohheit der umwohnenden Horden verschafften ihm bald neue Anhänger. Die Neste der Sulioten, 900 Köpfe stark, unter Kizzos und Markos Bozzaris erschienen von neuem unter den Belagerern; Ali kaufte sich von diesem. Feinde los, indem er ihnen ihre Berge wieder gab. So zogen nach sieb- zehnjähriger Trennung die tapfern Bewohner von Suli wieder in ihre Heimath ein. Bald vereinigten sich 3000 griechische Flücht- linge mit ihnen. Sie übersielen einen türkischen Transport von zweihundert mit Munition und Lebensmitteln beladenen Wagen (im Dec. 1820), wodurch die in den Ebenen von Janina lagernde türkische Armee dem Hunger und den größten Entbehrungen preis- gegeben ward; welches dann, wie gewöhnlich, bewirkte, daß Tür- ken, Albanesen, Griechen k. schaarenweis die Fahnen verließen, um sich plündernd und mordend über das unglückliche Land zu +) Solimans Schreiber, ein Grieche und Hetärist, hatte die Pxoclamation so verfaßt, daß sie einen förmlichen Aufruf an die Griechen zu den Waffen gegen die Pforte enthielt. Soliman mußte mit seinein Kopfe diesen Trug seines Schreibers bezahlen.

8. Bd. 3 - S. 79

1844 - Leipzig : Kollmann
— 79 — achtjähriger Sohn, und viele Andere mehr, die alle- glühend von Neligionseifer und Durst nach Abentheuern, entschlossen waren, sich unter den Augen eines kriegerischen Königs auszuzeichnen. Ein ungeheurer Troß folgte dem Heere. Ganze Schaarcn von Fuhrleuten, Marketendern und andcrm Gesindel, Bedienten und Leibeigenen, Freudenmädchen und Weibern, ja, sogar mehr als zweihundert saugende Kinder, begleiteten dasselbe. Viele dieser thörichten Menschen, von leichtgläubiger Hoffnung verblendet, unternahmen die Reise, um sich in den Provinzen, welche das Heer erobern würde, niedcrzulassen, und hatten sich zum Thcil mit Stricken versehen, um die gefangenen Mauren, ihre künftigen Sclaven, damit zu binden. Die Menge der Nichtstreitendcn übcrtraf bei weitem die Zahl der Kriegslcute; ein portugiesischer Schriftstetter selbst giebt jene auf 26,000 Köpfe an. Das Loos dieser Unglücklichen war schrecklich; die wenigsten sahen ihr Va- terland wieder. Die Fahrt über die Meerenge ging glücklich von Statten. Der König selbst mit einigen Schiffen landete bei Tanger, wo ihn sein Schützling Mulci Mohamet mit einem Gefolge von 300 maurischen Kriegern erwartete. Man hatte aber weder daran gedacht, einen zweckmäßigen Plan für den Feldzug zu entwerfen, noch die ndthigcn Anstalten für den Unterhalt des Heeres getrof- fen; denn Sebastian war zwar ein braver Soldat, aber die Ta- lente und Kenntnisse eines Fcldhcrrn fehlten ihm gänzlich. Mulci Molukko hatte seinerseits Alles angewendet, um sei- nem Gegner den nachdrücklichsten Widerstand entgegen zu setzen und sich im Besitze des marokkanischen Throns zu behaupten. Er zog, obgleich durch eine heftige Krankheit äußerst entkräftet, in Person den Christen entgegen. Sein Heer ward auf 40,000 Streiter geschätzt. Es befand sich bei demselben eine zahlreiche, trefflich berittene Reiterei, unter der eine Schaar reitender Büch- senschützen, die sämmtlich rothe Mützen trugen, sich vorzüglich auszeichnete. An einem glühend heißen Tage (4. Aug. 1578) rückten die Heere zur Schlacht aus. Die öde, weite Ebene unweit der Stadt Alkassar, in welcher das Lager der Christen stand, ward der Schauplatz des furchtbaren Kampfes, welcher in weni- gen Stunden Tausenden von llnglücklichcn Leben und Freiheit kostete. Der Bischof von Coimbra, welchem die Nacht zuvor

9. Bd. 4 - S. 343

1845 - Leipzig : Kollmann
d'i'e anderen hingegen von schlechterem, zum Thcil dünne lederne. Den Ort, wo die schwedische Garde ihre Wache hatte, umfing ein breiter tiefer Graben.'^) Es wäre Karln ein Leichtes gewesen, durch llngarn und Deutschland in seine Staaten zurückzukehren; aber der Gedanke, sich nach so wundcrgleichcn Thaten seinen Unterthanen als ein Feldherr ohne Heer zu zeigen und in einer schimpflichen Ver- mummung durch halb Europa zu reisen, das ihn bisher nur an der Spitze eines weltbchcrrschendcn Heeres gesehen hatte, war ihm unerträglich. Ein einziger Weg schien ihm nur übrig zu seyn, mit Ehren zurückzukehren, nämlich durch eben dieses Rußland, in welchem er jetzt war geschlagen worden, und zwar an der Spitze eines türkischen Heeres, das von ihm siegen ge- lernt hatte und ihm vor der Welt zum Zeugnisse diente, ein großer Mann wisse auch das Unglück zum Glücke zu benutzen. Karl war daher auch nicht müßig, seinen Gegner durch die Kraft des Halbmondes zu bekriegen. Von Bender aus schrieb er an den Sultan Achmet Iii., erzählte ihm sein Unglück, zeigte ihm die Gefahr des türkischen Reichs, wenn Rußland nicht mit vereinter Macht herabgcdrückt würde, und forderte ihn auf, ein Bündniß mit ihm zu schließen und dem Czar sogleich den Krieg zu erklären. Man kann sich seine Ungeduld denken, als Ach- met ihn ein halbes Jahr lang ohne Antwort ließ. Doch sah er wohl, daß dies nicht aus Verachtung geschehe; denn der Sultan ließ ihm kostbare Geschenke reichen; er hatte gleich bei seiner Ankunft 4oo,ooo Thalec erhalten, und täglich wurden ihm 500 Tharler zu seinen Unterhaltungskosten aus- gezahlt, sowie auch für seine Gefährten alle Tage Lebensmittel *) *) In Schweden und in andern Landern glaubte man längere Zeit, daß der König Von Schweden das Leben eingebüßt habe. Die erste Nachricht von seiner Erhaltung bekam man zu Stockholm durch den dasigcn französischen Gesandten. Er begab sich nach Hofe und melde- te, daß der König glücklich am schwarzen Meere angekommen scn. Seine Nachricht versetzte die verwittwcte Königin in die freudig- ste Bestürzung. Der Gesandte nämlich sprach schwedisch und nannte das schwarze Meer auf Schwedisch S warta Sjö (schwarze Sec). Die Königin glaubte, daß Karl zu Swartsjö, einem königlichen Lustschlosse, drei Meilen von Stockholm, angclangt scu, erfuhr aber bald mit Bedauern den Unterschied und die große Entfernung zwi- schen S warta Sjö und Swartsjö»

10. Bd. 4 - S. 352

1845 - Leipzig : Kollmann
352 Vortheile aus einander zu setzen, welche man so unbedachtsam aus den Händen gelassen hatte, so wurde der Unwille immer lauter. Da überdies der Czar zauderte, die Hauptbedingung des Friedens, Asow herauszugeben, zu erfüllen, so wurden der Groß- vezier und sein Günstling, Osman Aga, die Opfer des öffentli- chen Unwillens. Bei Lctzterm, der strangulirt wurde, fand man die Juwelen und Goldstücke, die er durch Peters Gemahlin er- halten hatte; der am 20. November abgesetzte Großvezicr ward nach Lemnos verwiesen. Sein Nachfolger erklärte am 17. Dc- cember Rußland wieder den Krieg, allein die Bemühungen des englischen und holländischen Gesandten und das russische Geld verhinderten den Ausbruch desselben, und da der Czar nun auch seine Verbindlichkeiten erfüllte, so mußte Karl gar noch den Schmerz erleben, daß nicht nur im April 1712 der frühere Fric- denstractat bestätigt, sondern auch ein Freundschaftsvcrtrag zwi- schen Rußland und der Pforte'geschloffen ward, dessen vornehm- ste Bedingung die war, daß Karl mit Gewalt aus dem türki- schen Gebiete sollte entfernt werden. Nur die Religiosität Ach- mets Hl., kraft welcher er verhindert ward, die Gastfreundschaft gegen einen hülfcsuchcndcn König so arg zu verletzen, hatte Karln bis dahin so edel geschützt; auch hatte man nicht geglaubt, daß er eine ganz freie Güte so lange mißbrauchen würde. Aber der Friede mit dem Czar hatte ihn so erbittert, daß er die Größe der Wohlthat ganz vergaß und sich recht darüber freuen konnte, nun auch den Türken zum Trotze gerade das nicht zu thun, was sie haben wollten. Dabei nahm er auf Schwedens unglückliche Lage keine Rücksicht. Der Krieg hatte daselbst 400,000 und die Pest allein im Jahre 1710 zu Stockholm 30,000 Menschen weggerafft, und der Geldmangel war so groß, daß schon im Jah- re 1705 der Münzgehalt um die Hälfte vermindert werden muß- te. Es erschienen bei Karl Abgeordnete seines Reichs, welche ihn dringend zur Rückkehr aufforderten. Aber er achtete ihrer Vorstellungen nicht. Und doch wäre mehr, als jemals seine Gegen- wart daselbst gerade in diesem Jahre (1712) nöthig und nützlich gewesen. Dänemark, Rußland und Sachsen nahmen alle schwe- dische Besitzungen in Deutschland weg, bis auf Wismar und das feste Stralsund.
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