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1. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 224

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
224 Siebenter Zeitraum. 1291 1123 1137 =3 12 1127 gleichfalls gänzlich fehl, denn die Pest raffte seine Streiter scharen- weise hinweg und er selbst unterlag dieser Seuche. Eine Stadt nach der andern ging von nun an für die Christen in Palästina verloren; Ptolemais war der letzte feste Punkt, nach deffen Erobe- rung man die Hoffnung für die Behauptung des -Morgenlandes auf immer aufgab. Die Kampfe und Züge der Europäer gegen Osten hatten 195 Jahre gedauert, und mehrere Millionen fanden dort ihr Grab. Dennoch waren die Kreuzzüge von heilsamen Folgen für Europa. Der Kreis der Ideen erweiterte sich; das Ritterthum erhob sich von kleinlichen Fehden zu einem großartigen und wür- digen Ziele; es kam ein freier und betriebsamer Mittelstand em- por; der Handel erhielt einen neuen Umschwung; nützliche Kennt- niste und feinere Sitten verbreiteten sich von dem hochgebildeten Constantinopel nach dem Abendlande, die Dichtkunst fand einen preiswürdigen Stoff in den Kriegsthaten der kampfenden Chri- stenheit; eine größere Annäherung der, früher sehr isolirten, Natio- nen fand statt, seitdem man gemeinsame Leiden und Freuden er- fahren; die Kreuzzüge entristcn Europa einer dumpfen Ruhe und Gedankenlosigkeit; sie schufen die Heldenzeit des Christenthums und machten die Völker für die nahende Aufklärung empfänglich, welche in der vorigen Rohheit oder dem trägen Stumpfsinne nicht würde haben Wurzel fasten können. §• 45. Lothar Ii, v, Sachsen. Schwäbisches oder Hohenstaufi- sch es Kaiserhaus. Räumers Geschichte der Hohenstaufen und Ihrer Zeit, Lcipz, b. Brockhaus 1824. seqq, 6 B. Pr. 20 Thlr. Kortum: Kaiser Friedrich I. mit s. Freunden u. Fein« den. Aarau 1818. Pr. 1 Thlr. 4 Er. Jagers Gesch. Kaiser Heinrichs Vi. Niirnh. 1703. Pr. 9 Er. v. Funk: Eesch. Kaiser Friedrichs Ii. Züllichau b. Fromman» 1792. Pr. 1 Thlr. 10 Er. Mit Hein rich^V. erlosch das fran ki sche Kaiserhaus und Lothar, Herzog von Sachsen, ward trotz der eifrigen Mitbewerbung des mächtigen Friedrich von Hohenstaufen, Herzog von Schwa- den, zum Könige gewählt. Ein zehnjähriger Krieg mit diesem und besten Bruder Konrad, Herzoge von Franken, verheerte Deutsch- lands schönste Gauen, nach welchem Lothar seine Gegner dennoch im Besitze ihrer Güter und Lehen bestätigte. Jetzt dachte er dar- auf, in der Gunst anderer Fürsten sich kräftige Stützen zu ge- winnen. Darum ertheilte er dem Markgrafen von Meißen, Kon- rad von Wett in, seine Würde erblich, und so ward dieser der Stammvater des jetzt regierenden Königshauses von Sach- sen. Seinem Vetter, dem thüringischen Grafen Ludwig, ver-

2. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 236

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
23ü Siebenter Zeitraum. gels an Klugheit und Festigkeit glückten sie selten. Der Anfang zu einer Universität in Paris gehört seiner Zeit, und der de- rühnite Scholastiker, Peter Abalard, zog Tausende wißbegieri- ger Jünglinge dahin. Zu theatralischen Vorstellungen gab ein Mönch, Gottfried, der sich mit dem Unterrichte der Jugend beschäftigte, die erste Veranlassung, indem er seine Zöglinge bibli- sche Geschichten aufführen ließ. Philipp!!., August, Ludwigs Sohn, ward sein Nach- *18^ folger. Ganz verschieden von diesem, paarte ec List und Gewalt zur -222 Erreichung seiner Zwecke und hob das königliche Ansehn. Sein «43 erstes Edikt gebot die Verfolgung der Ketzer von Albi (Albigen- ser), die Bestrafung der Gotteslästerer und die Abschaffung der Possenreißer und Schalksnarren des Hofes. Ein anderes verbannte alle Juden aus Frankreich. Ihr Vermögen siel dem Könige an- heim, und deren Schuldner wurden, gegen Erlegung von 20 Pro- cent, ihrer Verpflichtung entlasten. Diese Ungerechtigkeit brachte dem Reiche den doppelten Nachtheil einer verminderten' Bevölkerung und der Fortschaffung bedeutender Geldsummen ins Ausland. Lobens- werther war die Strenge gegen die Banden der Cotereaux ¿183 oder Braban^on, entlassene Miethfoldaten, deren man an 7000 niedechieb; auch vereinigte Philipp die Grafschaft Vermandois mit der Krone. Sein mit Richard Löwenherz unternommener *190 Kreuzzug mißglückte, wie die meisten andern, Philipp aber suchte einen unedlen Gewinn aus Richards zweijähriger Gefangenschaft ii92 zu ziehen, indem er einen Theil der Normandie an sich riß. Voll Erbitterung griff dieser zu den Waffen nach seiner Befreiung, doch der Krieg blieb ohne Entscheidung, da Richard durch einen 1129 Pfeil tödtlich verwundet ward und starb. Sein Bruder, Johann ohne Land, bestieg den Thron und tödtete eigenhändig feinen Neffen Arthur, Herzog von Bretagne, weil dieser, von Philipp !!. dazu aufgewiegelt, ihm die Krone streitig machte. Wegen dieser bluti- gen Thal forderte Philipp den König von England als sein Ober- lehnsherr vor Gericht, und da selbiger, wie zu erwarten, nicht er- schien, eroberte er die ganze Normandie, Anjou, Maine, Touraine nebst dein größten Theile von Poitou, so daß dem Könige von England 1204 nur noch Guienne übrig blieb. Schwerlich würden dieses die Vasallen geduldet haben, waren sie nicht durch die Kreuzzüge und vornehmlich durch die Begründung des lateinischen Kaiserthums an- derwärts beschäftigt gewesen. Der Fanatismus der Zeit und die Mahnungen des Papstes Innocenz !!!. veranlaßten Philipp 1!. zu einem Kreuzzuge gegen die eigenen Unterthanen, die Sekte der Waldenser, von ihrem Stifter Petrus Waldus (Hierre Vaud) benannt, wobei alle Greuel der Rohheit und Religionswuth verübt wurden. Der Graf Simon von Montfort aber, dem man die Führung dieses Krieges übertragen, riß eine solche Gewalt an sich, daß er dem Könige von Frankreich und dem Könige Peter

3. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 266

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
266 Achter Zeitraums 1439 einer im Lager herrschenden Ruhr ergriffen, und hinweggerafft. Nie ward ein Monarch so einstimmig von Hohen und Niedern betrauert. ,440 Friedrich Iii., Herzog von Oestreich, der Sohn des Her- ^ zogs Ernst, ward auf den deutschen Kaiserthron berufen, welchen er über ein halbes Jahrhundert inne hatte, ohne die Anforderun- gen seiner Zeit jemals zu begreifen. Nur mit Gaben aus- gerüstet, die für den Wirkungskreis eines Privatmannes ausrei- chen, besaß ec höchstens eine starre Hartnäckigkeit, mit welcher er die vielen Widerwärtigkeiten seines Lebens ertrug. Nach dem Bei- spiele zweier seiner Ahnherrn wollte er wieder an sich bringen, was seinem Hause durch die Schweizer entzogen worden. Fcan- 1444 zöfische Söldner, berüchtigt unter dem Namen Armagnaken, von ihrem Stifter, dem Grafen Bernhard von A r m a g n a k, strömten auf das deutsche Gebiet, und zogen nachhelvetien. Allein auch dieß Mal bewährte sich der Schweizer alter Muth, sie schlugen die fremden Söldlinge bei Pratteln, unweit Basel, und benahmen ihnen die Lust 1446 weiter vorzudringen. Ein verheerender Grenzkrieg häufte des Jammers genug auf die unglücklichen Landbewohner, der Kaiser aber erreichte nicht, was er beabsichtigt hatte. Streitigkeiten mit Böhmen, mit Ungarn, mit der Kirche, dem Adel und den Städ- ten füllen diese segensarme Regierung. Das Faustrecht waltete, wie in den rohesten Jahrhunderten, das beklagenswcrtheste Ereig- ,453 Nlß aber war die Erstürmung Constantinopels durch die Türken, welche seitdem in Europa festen Fuß faßten. Die persönliche Ach- tung des Kaisers strnk so, daß sich die Ritter erkühnten, ihm Feh- debriefe zu senden, und die Bürger Wiens belagerten ihn in seiner 1452 Burg. Durch unzeitigen Stolz vereitelte er beinahe die äußerst vortheilhafte Verbindung seines Sohnes Maximilian mit Maria, 1473 der reichen Erbin von Burgund, und wenn selbige später doch noch zu Stande kam, so war es nicht das Verdienst Friedrichs Iii. Und doch sproßte in seinen Tagen eine große Zeit mächtig empor! Die Buch druckerkunft, von Johann Guttenberg erfun- den, und von Schoiffer und Faust weiter ausgebildet, 1436; die Errichtung vieler Universitäten, die Entdeckungsreisen zur See, die Auffindung eines neuen Wclttheils durch Christoph Eolumbus 1492, die neue, wissenschaftliche Begeisterung, welche durch die nrch Italien geflüchteten Griechen angeregt wurde, waren Bege- benheiten, die zu Herz und Seele drangen, und auch den Gleich- gültigsten ermunterten, nur Deutschlands Kaiser tffeilte diese allge- meine Begeisterung nicht; wohl aber beschäftigten ihn grammatische Spitzfindigkeiten *), astrologische Deutungen, und seinem Hause *) Cr pflegte ihm gehörige Sache», oder auch Gebäude mit einer, aus folgenden 5 Buchstaben zusammengesetzten Chiffre zu versehen: Aeiou, deren Deutung war: ,, Austritte Est Iiuperare Qi'bi Uni verso - ,,A".s Erdreich I.st Lesteeich Untetthan. "

4. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 530

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
Zehnter.- Zeitraum. ü'jü in einem Volkstumulte von 15 — 16. Aug. in ihrem Blute gerochen. Krukowiecki übernahm jetzt die Regierung, Prondzinski den Oberbefehl an Skczynecki's Stelle. Fort- währende Planlosigkeit vollendete das Uebrige. Warschau ergab sich den 6 — 7. (zept., der Polen Untergang war entschieden. Auf preußisches oder östreichisches Gebiet flüchteten sich die einzel- nen Haufen. Der Kaiser Nicolaus erließ bedingungsweise Ver- zeihung. Ein Theil der Polen kehrte darauf zurück, viele aber zogen es vor in Frankreich, oder England eine Heimat zu suchen, 1832 sich für glücklichere Zeiten aufsparend. Polen verlor den letzten Schatten seiner Selbständigkeit. Russische Gesetze walten daselbst, in den rusiischen Armeen dienen seine Krieger, in rusiischen Schu- len werden die Knaben erzogen. Mit Theilnahme, die dem Ta- pfern niemals entsteht, sah Europa regunglos ein muchiges Volk untergehen! §. 04. Türkei u nb Grie ch c n t a n d. 1/93 Seli m!!?., ein Sohn Mustapha's Iii., überkam bei seinem 1807 Regierungsantritte den von feinem Vorgänger Abdul-Hamed «i6 unbeendigten Krieg gegen Lkußland und Oestreich. Der Friede zu Sziftova in der Walachei den 4. Aug. ¡701 machte den Feindseligkeiten mit letzterem ein Ende, worin die Pforte das vom General Laudon eroberte Belgrad zurück erhielt. Minder vortheil- haft für die Pforte war der mit Rußland zu Jassy abgeschlosse- ne Friede den 10. Jan. 1702, denn sie mußte die Krimm ab- treten, Rußland manche Handelsvortheile bewilligen und der Dnie- ster machte zwischen beiden Reichen die Grenze. S eli m, friedlie- bend, europäischer Culcur zugänglich, aber weichlich und den Freu- dm des Serails ergeben, beobachtete wahrend der französischen Revolutionskriege eine strenge Neutralität und entschloß sich nur auf Englands und Rußlands Antrieb zum Kriege, als ein fran- zößsches Heer unter Bonaparte in Aegypten landete. Dieser körnte zwar Syrien gegen den Großoezier Jussuf nicht behaup- ten, dagegen schlug ihn Kleber, welcher nach Bonaparte's Ab- reise in 'Aegypten befehligte, bei Abukir den 25. Juli und den 2. Aug. 1799, dann bei Heliopolis den 20. Mar; 1800, und trieb ihn unter großen Verlusten nach Syrien zurück. Eine russisch-türkische Flotte brachte die jonischen Inseln unter türki- schen Schutz. Ein englisches Heer von 17,000 Mann unter dem General Abercrombe kam dem Großvezier zu Hülse; Kleber fiel durch Meuchelmord und Menou übernahm den Oberbefehl. Durch Uebecmacht verlor er Alexandria, Rosette, Caico; 15,000 Franzosen ergaben sich und wurden durch englische Schäffe nach Toulon gebracht; auch Menou mußte sich mit dem

5. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 285

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
England; Könige aus dem Haust Anjou oder Plantagenet. 285 gen Kriege, indem er behauptete, er müsse Philipp von Valois, dem Bruderssohne Philipps Iv., Vorgehen, was aber nach den französischen Gesetzen, wo die männliche Linie der weiblichen vor- tritt, nicht galt. Philipp Vi. besetzte Guienne, Eduard drang in die Picardie ein, ohne jedoch in diesem ersten Feldzuge etwas aus- zurichten. Um Verstärkung zu holen, mußte er sogar nach Eng- land zurück kehren. Eine französische Flotte sollte seine Wieder- kehr im nächsten Frühlings hindern, Eduard schlug und zerstreurtc sie aber in dem Seetreffen bei Sluis, und schickte, nach einer ver- geblichen Belagerung von Tournay, eine Ausforderung zu einem persönlichen Zweikampfe an Philipp Vi., welche dieser mit Stolz beantwortete. Nach einem vierjährigen Waffenstillestande landete Eduard Iii. in der Normandie, drang unvorsichtig gegen Paris vor, rettete sich aber durch die gewonnene Schlacht bei Eressy, wobei sich sein I5jahriger Sohn, der Prinz von Wales, Eduard, von seiner schmucklosen Rüstung der schwarze Prinz genannt, ruhmvoll hervor that. Jo Hann,König von Böhmen, der Philipp Vi. Hülfe geleistet, blieb in dieser Schlacht. Drei Straußfedern schmück- ten dessen Helm nebst der Devise: „ich dien." Zur Erinnerung nahm der Prinz von Wales diese Stcaußfedern mit dem deutschen Motto in sein Wappen auf, welches bis jetzt noch fortgeführt wird. Calais fiel darauf den Engländern in die Hände und ver- blieb ihnen über 200 Jahre. Auch Schottland erneuerte feine Befreiungsversuche; doch David Bruce gerieth in Gefangenschaft, saß 11 Jahre im Tower und erhielt seine Freiheit nur gegen das Versprechen, 100,000 Mark Sterling in 10 Terminen zu bezah- len; ein lojahriger Waffenstillestand sollte die Feindseligkeiten zwi- schen den beiden Nachbarstaaten beendigen. Um, nach damaligem Rittergeiste, eine enge Verbrüderung edler und tapferer Männer zu erzwecken, stiftete Eduard Iii. den Orden des blauen Hosen- bandes, deren Mitglieder niemals die Zahl 25 übersteigen dür- fen. Nach einigen soll das, beim Tanze verlorene Knieband der schönen Gräfin von Salisbury zu dessen Stiftung und Motto: jjliony soit qui mal y pense,“ Veranlassung gegeben haben. Philipp Vi. war gestorben, Parteien zerrissen Frankreich un- ter seinem Nachfolger Johann, Eduard säumte daher nicht, durch Erneuerung des Krieges daraus Vortheil zu ziehen. Zwei Heere landeten, das eine in Guienne, von dem schwarzen Prinzen geführt, das andere bei Calais, unter der Leitung des Königs selbst. Lan- guedoc, bis Narbonne hin, erfuhr die Verheerungen der Englän- der, wahrend die nördlichen Provinzen unter gleichen Plagen er- seufzten. Die schottischen Angelegenheiten riefen im folgenden Jahre Eduard Iii. ab, und mit allzu kühnem Wagnisse unter- nahm es der Prinz von Wales, sein kleines Heer von 12,000 Mann von Guienne nach der Normandie zur Vereinigung mit ei- ner dort stehenden englischen Armee zu führen. Doch schnell 1330 den 27 -li 1340 den 20 1340 den 3. Aua. 1347 Iss!) 135(1 1355

6. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 238

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
238 Siebenter Zeitraum. 1220 1270 = ,44 1220 1235 1241 12>4 1248 1250 12 54 1259 Ludwig Ix. der Heilige, gelangte minderjährig zur Regierung welche seine Mutter Blanca für ihn übernahm. Einige Bewe^ gungen der Vasallen wurden unterdrückt und Streitigkeiten in Languedoc zum Vortheile der Krone beigelegt, denn die Landschaf- ten Narbonne, Bezieres, Nismes, Carcassone, Usez, Vivrers, nebst einem beträchtlichen Theile von Toulouse kamen an selbige. Aber auch die Verfolgungen der Albigenser erneuerten sich, zu deren Austilgung der Papst Gregor Ix. die Inquisition in Frank- reich einführte. Mit seinem 21. Jahre übernahm Ludwig die Regierung selbst und bewahrte seine Tapferkeit gegen den Kö- nig von England, Heinrich Hl., welcher die Empörung des Gra- fen Hugo de la Manche zu einem Einbrüche in Frankreich benutzte und durch eine zweimalige Niederlage. bei Tuillebourg und Sain- tes dafür gezüchtigt ward. Durch ein Gelübde, das Ludwig wah- rend einer schweren Krankheit für seine Genesung gethan, verpflich- tete er sich zu einem Kreuzzuge, welchen er, aller Gegenvor- stellungen ungeachtet, an der Spitze eines auserlesenen Heeres von 40,000 Mann antrat. Abweichend von der gewöhnlichen Bahn der Kreuzfahrer richtete er seinen ersten Angriff auf Aegyp- ten, gerieth aber nebst seiner Armee in Gefangenschaft, aus welcher er sich nur gegen Erlegung von 100,000 Mark Silbers und durch die Abtretung der Stadt Damiette befreiete. Gleichwohl zog er mit den Trümmern seines Heeres, etwa 6000 Streitern, dem heiligen Lande zu und kehrte blos nach Frankreich zurück, weil das Absterben seiner Mutter Blanca, der er die Regierung einstweilen übertragen, seine Gegenwart dort erforderte. Zur Vermeidung künftiger Feindseligkeiten verglich sich Ludwig mit dem Könige von England, Heinrich lil. Dieser entsagte seinen Ansprüchen auf die Normandie, Poitou, Maine, Touraine, Anjou und den letzten Theil von Saintonge, wogegen ihm Ludwig die Landschaften Limou- sin, Perigord, Quercy, Agenois und Saintonge zwischen der Cha- rente und Guienne abtrat, zum großen Mißfallen der Franzosen, welche die gänzliche Verdrängung der Engländer aus dem Reiche für ersprießlicher hielten. Die höchsten Verdienste erwarb si y Ludwig Ix. um die Verwaltung des Innern. Er schaffte die gerichtlichen Zweikampfe ab; errichtete einen königlichen Gerichtshof; steuerte dem Faustrechte durch Erlheilung sogenannter Fried ens- assecuranzen oder Sauvegardebriese; veranstaltete eine Gesetzsammlung (elnblizoeinens), führte, unter der Leitung de- klugen Stephan Boileau in Paris eine Stadtpolicei ein und begünstigte selbst wiffenschastliche Unternehmungen, denn das Colle- gium der Sorbonne, von dem ersten Vorsteher, Robert de Sorbonne, benannt, verdankte ihm seinen Ursprung. Sein über- wiegender Religionseifer trieb ihn zu einem nochmaligen Kreuzzu- ge, den er in Tunis beginnen wollte. Vorher machte er die präg, malische Sanktion bekannt, d. i. eine Bestätigung der Frei-

7. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 239

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
England — Normannische Könige. 239 heiten der französischen Kirche, das Verbot der Simonie oder das Verbot, geistliche Würden zu verkaufen, so wie der Gelderhe- bungen durch oder für die Papste. 30,000 Mann folgten dem frommen Könige nach den unwirthbaren Küsten Asrika's. Nur wenige sahen die Heimath wieder, denn die Pest raffte die meisten 1270 r on ihnen hinweg und den König zugleich mit. Sein erster Kreuz- zug schlug ihn in Fesseln, fein zweiter legte ihn ins Grab, daher sprach ihn der- Papst Bonifaz Viii. heilig 1297. §. 47. England — Normannische Könige. Wilhelm der Eroberer hatte in einer 2ljahrigen Regierung durch Strenge und Kraft Ruhe und Ordnung in England erzwungen; nach seinem Absterben folgte ihm sein zweiter Sohn Wilhelm Ii. auf dem Throne. Ein Krieg entbrannte so- 1,^7 gleich mit seinem altern Bruder Robert, dem Herzoge von der Nor- — mandie, der feine Ansprüche auf die Krone Englands geltend ma- noo chen wollte, worin ihn sein jüngerer Bruder Heinrich unter-" 13 stützte. Ein Vergleich legte den Zwist bei, Wilhelm aber behaup- 1001 tete sich in seiner Würde. Mit gleichem Glücke endigte sich ein von Schottlands Könige, Malcolm, erregter Krieg, denn derselbe kam um und der gebrochene Friede kehrte wieder. Gleich seinem loa5 Vater achtete Wilhelrff Ii. die Geistlichkeit wenig, welches ihn in heftige Streitigkeiten verwickelte, seitdem man den Abt Anselm aus der Normandie, fast mit Gewalt, zum Erzbischof von Eanter- bury ernannt hatte, welcher zuletzt seinen Wohnsitz zu Lyon auf- schlug. Die beginnenden Kreuzzüge fanden wenig Theilnehnnr in 1029 England; wohl aber fühlte sich Robert von der allgemeinen Be- geisterung ergriffen. Zur Aufbringung der nöthigen Gelder bat dieser den König von England um ein Darlehn von 10,000 Mark Silber, wobei er sich zu einer fünfjährigen Verpfandung der Normandie anheischig machte. Willig ergriff Wilhelm diesen Vorschlag, der ei- ne gänzliche Erwerbung dieses Landes versprach, und so folgte Ro- bert den Fahnen des Kreuzes, ersterer jedoch erlebte dessen Rück- kehr selbst nicht, denn ein unglücklicher Pseilschuß rödtete ihn auf der Jagd. 1100 • Heinrich 1. benutzte die Abwesenheit seines Bruders Ro- 1w0 bert, sich auf den Thron zu schwingen und befestigte sich auf seldi- — gem durch die Ertheilung des Frei he it s br i e feö, die erste Grund- 1135 läge der englischen Verfassung. Die Geistlichkeit gewann er durch die Zurückberufung des Erzbischofs Anselm. Eine Landung Ro- berts endete durch Anselms Vermittlung mit einem Vergleiche, in welchem er der englischen Krone entsagte. Er versank darauf so sehr in Weichlichkeit und Trägheit, daß die Vornehmen der Nor- mandie den König von England zur Besitznahme dieses Lan-

8. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 375

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
Deutschland vom Ulrechter Frieden u. s. w. 375 die Zukunft versprach nichts Günstigeres, darum beauftragte ihn Karl Vi. endlich für den Frieden zu unterhandeln. Eugen und Villars eröffneten die Verhandlungen zu Rasta dt, beendigten d-„ 27. nach vier Monaten die Präliminarien, welche zu Baden im Aar- 9fco- gau durch die Unterzeichnung die Kraft eines Friedensschlusses er- hielten. Die Grundlagen des westphälischen, nimweger und ryß- wicker Friedens waren beibehalten worden; demnach gab Frankreich Kehl, Freiburg, Alt-Breisach zurück, behielt aber Landau; willigte 1 in Oestreichs Besitznahme der spanischen Niederlande, und geneh- migte, daß Neapel, Mailand und Sardinien nebst den spanischen Platzen auf der Küste von Toscana selbigem verblieben; die über die Churfürsten von Baiern und Köln verhängte Reichs- acht sollte aufgehoben und ihre vollständige Wiederherstellung in ihre vorigen Würden, Rechte und Lander ausgesprochen werden. Hiermit ward der langwierige und verheerende spanische Erb- folgekrieg beendigt, in welchem Italien, Deutschland, Spanien, vornehmlich aber die Niederlande unter dem eisernen Fußtritte des Krieges verkümmerten und zahllose Menschen aus einem blühen- den Wohlstände an den Bettelstab gebracht wurden. Zwischen dem Kaiser und Spanien war kein Friede geschlossen worden; Frankreich erlangte, obschon nach schweren Opfern und durch die Gunst der Umstände, das vorgesteckte Ziel, denn ein Bourbon saß nun auf dem Throne von Spanien. §. 64. Deutschland vom Utrechter Frieden bis zum Beginn deö östreichischen Erbfolgekri cgs. Während das südliche Deutschland unter den Stürmen des Krieges erbebte, berührte der nordische Krieg, durch den Chur- fürsten von Sachsen und König von Polen, Friedrich August I., (als König, August Ii.,) den Czar von Rußland, Peter den Großen und den König von Dänemark, Friedrich Iv., gegen den König von Schweden, Karl Xii., unternommen, die nördli- chen deutschen Länder, so daß von der Düna bis an den Manzanares, vom Sund und von der Schelde bis an den Golf von Neapel das Ge- räusch der Waffen ertönte. Karl Vi. wurde durch den baldigen Tod Ludwigs Xiv. von einem gefährlichen Nachbar befreit, dessen Verschlagenheit er auf keine Weise gewachsen gewesen wäre; gleichwohl mußte er, 171$ trotz seiner Liebe zum Frieden und zur Ruhe, wiederholt zum Schwerte greisen. Der Sultan Ach met Iii. entriß, von dem kriegslustigen Großvezier Kumurdgi-Ali aufgemuntert, den Venetianern alle in Morea ihnen gehörige Plätze, besetzte diese Halbinsel und ließ sodann m*

9. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 376

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
376 Neunter Zeitraum. ein Heer von 150,noo Mann unter desselben Großveziers Befeh- r'iki len gqen die kaiserlichen Staaten aufbrechen. Doch bei Peter- wardein, an der Grenze Ungarns, trat ihm Eugen zwar nur mit 80,000 Mann entgegen, brachte aber den Türken eine solche d^s. Niederlage bei, daß sie nach Hinterlassung von 30,000 Tobten und mit dem Verluste ihres unermeßlich reichen Lagers davon flo- 171' hen. Temeswar ergab sich darauf und Belgrad wurde von den Siegern belagert. Ein neues türkisches Heer erschien zum Entsätze dieser Festung, des Schlüssels der osmanischen Staaten. Eugen rückte mit der Halste seiner Truppen wider sie aus, den übrigen die Fortsetzung der Belagerung übertragend, und errang, d» ,6. nacfy ejnem achtstündigen Kampfe, einen zweiten glanzenden Sieg, '("9, welcher den Frieden zu Passarowiz (an der Morawa in Serviert) herbeiführte, worin der Sultan einen Theil von Bosnien, ganz Serviert, Slavonien, die Walachei bis an die Aluta, nebst Temeswar und Belgrad auf 2 4 Jahre an den Kaiser abtrat. Morea aber verblieb der Pforte und die Venetianer behielten die Platze, welche sie in Dalmatien und Albanien inne hatten. Wahrend dieses Krieges ward Karl Vi. unvermuthet auch auf einer entgegengesetzten Seite angegriffen. Philipp V. hatte sich in zweiter Ehe mit der Prinzessin Elisabeth von Parma vermahlt und der rankevolle Minister Cardinal Alberoni lieh ihren Wün- schen seinen vielvermögenden Beistand. Diese aber gingen dahin, ihren Söhnen aus den vormaligen italienischen Nebenlandern Spa- niens, die nun an Oestreich und Savoien gekommen waren, selb- ständige Reiche zu bilden. Kaum sah man daher den Kaiser in einen Krieg mit den Türken verwickelt, so nahm eine spanische 1717 Flotte die zwei Inseln Sicilien und Sardinien in Beschlag. ~ 10 Dieser Gewaltstreich rief das Bündniß, die Quadrupleallianz zu London zwischen England, Frankreich, Oestreich und dcn 2. den N ieder la nd en ins Leben; eine englische Flotte führte, uu- A»g. rer hem Admirale B y ng, eine östreichische Armee von Neapel nach 1718 Sicilien; ersterer schlug den Befehlshaber der spanischen Flotte, Eastannada, worauf das Cabinet von Madrid den Frieden zu 1720 erlangen suchte. Die Entfernung Alberoni's ward eine Hauptbe- dingung desselben; außerdem fand ein Landertausch statt, denn Sicilien kam jetzt an den Kaiser und Sardinien an den Herzog von Savoien, welcher seitdem den Titel eines Königs von Sardinien führte; endlich wurde dem spanischen Infamen Don Karlos die Anwartschaft aus die dereinst zu erledigenden Reichslehen Toskana, Parma und P iacenza eröffnet. Spater, den 30. April 1725, erfolgte die völlige Aussöhnung zwischen Oestreich und Spanien durch die Gewandtheit von Philipps Minister, Ripperda, in dem Frieden zu Wien, wo Karl Vi. allen Ansprüchen auf die spanische Krone entsagte, den Prinzen Karlos jene Anwartschaft aufs neue zusicherte, welche auch 1731, i

10. Andeutungen für den vorbereitenden Unterricht in der allgemeinen Geschichte - S. 83

1835 - Stendal : Franzen und Große
83 fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder- bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii. (1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö- sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga- rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden, welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt (1324) ganz aufgegeben wurde. 122. Die Oströmer. In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei- ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden. Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz- zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo- hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu halten und zu heben schienen. Bald siel die feste . Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^ die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204, das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus Nicäa zurückkehrten. 123. Nachtheilc der Wahlverfassung für Deutsch land. Von anderer Art war der Verfall im Reich der Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war, daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs. Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn 6*
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