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fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem
Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder-
bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii.
(1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö-
sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga-
rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch
Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die
Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden,
welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt
(1324) ganz aufgegeben wurde.
122. Die Oströmer.
In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei-
ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der
Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und
erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden.
Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man
den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des
Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes
wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz-
zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo-
hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu
halten und zu heben schienen. Bald siel die feste .
Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^
die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204,
das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus
Nicäa zurückkehrten.
123. Nachtheilc der Wahlverfassung für
Deutsch land.
Von anderer Art war der Verfall im Reich der
Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war,
daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs.
Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn
6*
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Waldemar_Ii Waldemar_Iii Basilius Alexius Manuel Friedrichs
101
Kraft entwickelte. Unter dem Hause Romanow
(seit 1613) erhob es sich bereits auf Kosten Polens.
160. Die Türken.
Ungern stand noch immer unter der Abhängigkeit
von den Türken, die über Land und Meer, von der
Theiß bis Nubien herrschten. Denn Selim I. hatte
1517 Ägypten, Selim Ii. 1571 Cyprus erobert. In-
deß ward die türkische Flotte bei Lepanto 1571 von den
Spaniern bereits besiegt, und hatte den Ruf der Un-
überwindlichkeit verloren, den in der folgenden Periode
auch die Landheere der Pforte einbüßten.
16t. C u l t u r.
Der Streit in Neligionssachen belebte den Eifer in
wissenschaftlichen Forschungen, wobei insonderheit die
historischen und Alterthumsstudien sehr gewannen.
(R e u ch l i n, Erasmus, M e l a n ch t h o n, Came-
rarius, Muretus, Lipsius, Scaliger, Ste-
phanus, Gronow u. v. a.). Daneben erreichte
die schöne National-Literatur der europäischen Völker,
insonderheit die spanische (Cervantes, Lope
de Vega), portugiesische, italianische
(Ariosto, Torquato Tasso), englische (Sha-
kespeare um 1600) eine Hobe Trefflichkeit. Die
Naturwissenschaften machten große Fortschritte, be-
sonders die Astronomie durch Kopernicuö (-j- 1543),
Kcppler, Tycho de Brühe, Galilei (ff-1642).
Otto von Guerike (1650) erfand die Luftpumpe.
Non der fortschreitenden und allgemeiner verbreiteten
wissenschaftlichen Bildung zeugt auch die sehr zuneh-
mende Zahl der in dieser Periode gestifteten Universitä-
ten. — In den Künsten erreichten unsterblichen Ruhm
die Maler Raphael, Michael Angelo, Cor-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Lipsius Gronow Vega Otto Raphael Michael_Angelo
117
noch Kraft genug, die Christenheit zu führen, wie es mein Beruf
erheischt." — Darauf schickte er einen Gesandten an den Sultan
Saladin und ließ ihm sagen, daß er ihn mit der unbezwinglichen
deutschen Ritterschaft überfallen werde, wenn er nicht alles geraubte
Land den Christen zurückgebe. Saladin erschrack; er fürchtete den
Kaiser und die Deutschen mehr, als die Franzosen und Eng-
länder; aber zur Herausgabe seiner Eroberungen konnte er sich '
dennoch nicht entschließen.
Zu Ostern des Jahres 1189 brach der Kaiser mit einem Heere
von 150,000 Streitern auf und zog durch Ungarn und das grie-
chische Kaiserreich nach dem Morgenlande. Die treulosen Griechen
wollten jedoch den Kaiser nöthigen, unverrichteter Sache wieder um-
zukehren; sie verderbten daher die Wege, vergifteten die Lebensmittel
und verrammelten die Gebirgspässe. Doch unaufhaltsam drang
Friedrich gegen Constantinopel vor und setzte bei Galipoli über
die Meerenge hinüber, wozu der gedemüthigte griechische Kaiser
Isaak die Schiffe liefern mußte. Von hier aus zogen sie bis
Laodicea in Kleinasien, wo der Kaiser dem ermüdeten Heere
einige Rasttage gönnte. Auch hier litten die Pilger eben so viel
durch die Böswilligkeit der Einwohner und die Ueberfälle zahlreicher
Räuberbanden, als durch die schlechten Wege und geringe Verkösti-
gung; aber die Wachsamkeit des Kaisers und die Tapferkeit seiner
Deutschen züchtigte bald die Räuber und verscheuchte sie. Hier wurde
manch' heldenmüthige That vollbracht. Als einst ein Mann aus
Schwaben, ein Bürger der Stadt Ulm, unter den von den Fein-
den Erschlagenen auch seinen Bruder fand, nahm er, entflammt von
Durst nach Rache, zehn andere seiner Waffenbrüder zu sich und
suchte so lange in den Waldungen, bis er die Mörder, zehn Grie-
chen, antraf, die sich auf eine kleine Insel geflüchtet hatten. Obwohl
es schwer war, zu ihnen hinüber zu kommen, und obgleich die Be-
gleiter des Schwaben erklärten, daß es thöricht sei, die Griechen
an diesem Orte anzugreifen, so ließ er sich dennoch nicht abhalten,
schwamm allein über das Wasser, siel über sie her, erschlug ihrer
neun und trieb den zehnten in die Flucht.
In dieser Gegend soll sich auch jene Großthat eines Schwaben
ereignet haben, welche uns ein vaterländischer Dichter in folgender
Weise erzählt:
45. Schwäbische Kunde.
Als Kaiser Rothbart lobesam
Zum heil'gen Land gezogen kam,
Da musst er mit dem frommen Heer
Durch ein Gebirge, wüst und leer.
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Extrahierte Personennamen: Saladin Friedrich Friedrich Isaak Isaak
3j2
den Rhein und durch Deutschland, und weil er strenge Mannszucht hielt,
so kam er glücklich vor Constantinopel an, wurde aber von dem griechi-
schen Kaiser, welcher in Constantinopel seinen Sitz hatte, argwöhnisch
behandelt. Bei einer in Kleinasien vorgenommenen Musterung fand man
das ganze Heer der Kreuzfahrer auf 100,000 Mann zu Fuß und eben
so viele Ritter und Reiter angewachsen; die Weiber, Kinder, Mönche,
Knechte u. dgl. miteingerechnet, betrug die ganze Zahl des Christenheercs
gegen 600,000 Seelen. Unter unsäglichen Mühseligkeiten, von Hunger
und Hitze gequält, von den Türken schrecklich verfolgt und von den
Griechen mannigfaltig verrathen, zogen sie durch Kleinasien und erkämpf-
ten nach achtmonatlicher Belagerung Antiochien. Doch fast hätten die
Sieger in dieser Stadt ihr Grab gefunden. Während sie nemlich hier
unter sich zankten und stritten, schloß sie ein mächtiges türkisches Heer
ein, und die Hungersnoth erreichte unter ihnen den entsetzlichsten Grad.
Da gab ein Priester vor, der Apostel Andreas habe ihm im Traum
die heilige Lanze gezeigt, mit der Christi Seite durchstochen worden;
sie liege in einer Kirche, die er bezeichnete, unter der Erde begraben.
Man grub nach, und der Priester stieg wirklich mit der Lanze hervor.
Keine Feder kann die Begeisterung schildern, welche dieses Lügenstück unter
den ausgehungerten Kreuzfahrern erzeugte. Sie öffneten bald die Thore,
wankten, Schatten ähnlich, doch in guter Ordnung dem Feinde ent-
gegen und erfochten einen vollständigen Sieg. Doch noch ein ganzes Jahr-
lang hatten sie viel zu leiden, ehe sie Jerusalem erblickten. Namen-
lose Wonne ergriff sie, als die langersehnte Stadt endlich vor ihren
Blicken lag. Sie jauchzten und weinten vor Freuden, warfen sich nie-
der, küßten den Boden und wären freilich gern nur gleich eingezogen.
Aber die Stadt hatte eine feste Lage und war von 60,000 Muhamme-
danern besetzt, während das große Heer der Kreuzfahrer auf 20,000
Mann zu Fuß und 1500 Reiter zusammengeschmolzen war. Erst nach
einem furchtbaren, wochenlang fortgesetzten Kampf erstürmten sie die Stadt
(1099). Nun ging es an ein Würgen, das beispiellos war. Alle
Straßen wurden mit Mord erfüllt; ja Viele, nicht zufrieden, das Blut
der Ungläubigen stießen zu sehen, weideten sich an ihren Qualen, in-
dem sie bald dieselben nöthigten, von hohen Thürmen sich herabzustür-
zen, bald mit schwachem Feuer sie bis zum langsamen Tode marterten.
Etwa 10,000 Muselmänner suchten hinter den Mauern des Tempelber-
ges Schutz; sie sielen alle unter den Schwertern der Christen. Das
Blut floß in Strömen die Höhe hinab und soll sogar Leichen sortge-
spült haben. Als die Eroberer des Türkenblutes satt waren, traf die
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Extrahierte Personennamen: Apostel Andreas
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Deutschland Constantinopel Constantinopel Kleinasien Kleinasien Christi
13 —
König Johann (Benckelßen) von Leyden, hielt sich noch eine Zeitlang gegen den ihn belagernden Bischof, wurde aber 1535 bei einem Anssall gefangen genommen und endete unter Martern. Das Täufertum wurde darauf mit Gewalt unterdrückt, lebte aber uoch in der von Menno Simonis (f 1561) gestifteten Sekte fort und wnrde auch nach England verpflanzt, wo es später noch einmal zu großer Bedeutung gelangte (Independenten).
Unglücklich eudete auch der Versuch Lübecks, die Verhältnisse des europäischer! Nordens in demokratischem Sinne umzugestalten. Der letzte Unionskönig Christian Ii.. welcher die Macht der privilegierten Stände, des Adels und der Geistlichkeit, zu brechen und seine Herrschaft auf das Volk zu stützen suchte, wurde 1523 aus Schweden durch Gustav Wasa, aus Dänemark und Norwegen durch seinen Oheim Friedrich vou Holstein verdrängt. Die neuen Herrscher führten die Reformation ein und hoben die Privilegien! der Hansa auf. Um diese wiederzugewinnen, suchte der Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever, welcher durch eine Erhebung der Demokratie 1533 in den Rat gekommen war, 1534 mit Hilfe der Demokratie in den nordischen Reichen und der Bauern den entthronten König wiedereinzusetzen. Aber die Parteinahme der deutschen Fürsten für Friedrichs Sohn Christian Iii. führte die Niederlage Lübecks und den Sturz der Demokratie herbei; Wulleu-wever selbst wurde 1537 bei Wolfenbüttel enthauptet. Damit war die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit der nordischen Staaten gesichert, die letzte demokratische Erhebung niedergeschlagen.
Inzwischen wurde der Kaiser durch die Plünderungen der türkischen Flotte an der Küste von Neapel zu einem Zuge gegen Chaireddin Barbarossa nach Tunis 1535 genötigt, wo er Goletta und ^uuis einnahm und tausende von Christensklaven besreite. Nach seiner Rückkehr beschäftigte ihn auf längere Zeit der dritte Krieg mit Franz I (1536—1538), welcher nach Sforzas Tode wiederum Ansprüche aus Mailand erhob. Auch später hinderte ihn trotz des Abschlusses eiites katholischen Bündnisses zu Nürnberg die drohende Haltung der Türken an bewaffnetem Einschreiten gegen die Protestanten. Vergebens suchte er durch Religionsgespräche (Regensburg 1541) eine Einigung herbeizuführen, die Gegensätze waren bereits zu schroff geworden. Dagegen gelang es ihm,
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Extrahierte Personennamen: Johann Menno_Simonis Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav Friedrich Friedrich Friedrichs Christian_Iii Barbarossa Barbarossa Christensklaven Franz_I Franz
— 84 —
aus dem Großgrundbesitz, kam zu einer größeren Bedeutung. Die Bauern, anfangs teils vollfrei, teils frondend, teils unfrei, gerieten durch die Saft dei Abgaben und das herrschende Jagdrecht immer mehr in Unfreiheit. Die Geistlichen waren meist Abendländer, die Bürger der Städte vielfach Deutsche, namentlich in dem allmählich ganz germanisierten und mit dem Reiche vereinigten Schlesien.
Die Normannen in Nordeuropa bewahrten am längsten von allen germanischen Völkern die altgermanische Verfassung; das Feudalsystem fand bei ihnen keinen Eingang. Später entstanden drei gesonderte Reiche, Dänemarck, Schweden und Norwegen. Durch ihre Wikingerzüge wurden die Normannen der Schrecken ganz Europas; anfangs nur plündernd, gründeten sie später dauernde Niederlassungen. So wurden die Normandie (911 Rollo), England anfangs vorübergehend (Kanut der Große, f 1035), dann dauernd (Wilhelm der Eroberer 1066), Unteritalien (die Söhne Tankreds von Hanteville 1016), Rußland (Runs 862) und Island von ihnen besiedelt. Das Christentum und die Ansänge der abendländischen Kultur erhielten die Normannen in Nordeuropa vom deutschen Reiche, von dem sie anfangs politisch und kirchlich, länger noch wirtschaftlich abhängig blieben.
Dritte Periode:
Die Auflösung von Staat und Kirche des Mittelalters und die Neugestaltung Europas durch die Bildung nationaler Staaten.
1. Die Zerrüttung des deutschen Reiches.
Mit dem Untergange der Hohenstaufen war auch die Idee des kaiserlichen Universalstaates zu Falle gebracht, und das deutsche Reich mußte die Führung unter den Nationen an Frankreich abgeben. Um aber eine weitere Ausdehnung des französischen Einflusses, welcher bereits in Burgund und Italien überwog, zu verhindern, betrieb Papst Gregor X. nach dem Tode Richards von Cornwallis bei den Kurfürsten eifrig die Wahl eines neuen deutschen Königs. In dem Bestreben, durch die Erhebung eines schwachen Herrschers ihre eigene Macht zu befestigen, wählten diese
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Extrahierte Personennamen: Rollo Wilhelm Tankreds Gregor_X Gregor Richards_von_Cornwallis
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Nordeuropa Schweden Norwegen Europas England Unteritalien Island Nordeuropa Europas Frankreich Burgund Italien
275
144. Die Areuzzüge. 1096—1291.
1. A)as heilige Land, wohin man seit Konstantin dem Großen (um
325 n. Chr.) zahlreich wallfahrtete, war im Jahr 637 in die Hände der
Araber gefallen. Vorerst ließen diese die Pilger ungehindert schon um der
Abgaben willen, die sie entrichten mußten. Indessen eroberten die Seld-
schucken, ein Volk von türkischer Abkunft, das hinter dem kaspischen Meer
seinen Wohnsitz hatte, ums Jahr 1076 Syrien und Jerusalem, und nun
wurden die Pilger aufs schreiendste vor und in Jerusalem mißhandelt.
Schon der mächtige Papst Gregor Vii hatte auf Hilfe gedacht. Da er-
schien plötzlich ein französischer Einsiedler, Peter von Amiens, welcher
Augenzeuge jener Mißhandlungen gewesen war, vor dem Papst Urban Ii
mit der dringendsten Bitte um Hilfe wider die Ungläubigen (Muhamme-
daner). Er erhielt Erlaubniß umherzuziehen; und auf einem Esel rei-
tend, in ein härenes Pilgerkleid gehüllt, mit einem Struck umgürtet, das
Kreuz in der Hand und barfuß durchzog er Städte und Länder und schil-
derte auf Gassen und Straßen, auf Märkten und in Kirchen mit glühen-
den Farben und unter heißen Thränenströmen die Bedrängnisse des heiligen
Landes. Bald glühte ein Feuer der Begeisterung durch die ganze Christen-
heit, und endlich wurde aus zwei Kirchenversammlungen ein Heereszug nach
dem gelobten Lande beschlossen. Gott will es! Gott will es! so erscholls
aus tausend Kehlen. Hohe und Niedere drängten sich herzu, das rothe
Kreuz von Tuch oder Seide aus den Händen der Geistlichen zu empfangen,
das sie an die rechte Schulter hefteten. Die also Bezeichneten nannte
man deßwegen Kreuzfahrer und die Heereszüge selbst Kreuzzüge. Große
Versprechungen wurden an die Theilnahme geknüpft, namentlich vollständige
Vergebung der Sünden. Manche freilich ließen sich nur durch weltliche
Rücksichten, z. B. um sich ihren Gläubigern zu entziehen oder um nicht
für feig zu gelten, leiten. So begann eine der größten Bewegungen,
welche die Weltgeschichte kennt, und welche fast 200 Jahre lang fort-
dauerte.
2. Die ersten Schwärme, die beiläufig 200 000 Mann betrugen, waren
freilich nur zusammengelaufenes Gesindel; sie zogen voraus und fanden
größtentheils ihren Tod, ehe sie noch etwas vom heiligen Land gesehen
hatten. Den eigentlichen ersten Kreuzzug, der im Jahr 1096 begann,
führte Gottfried von Bouillon an, ein edler, tapferer und frommer Herzog
aus Frankreich. Mit 90 000 Streitern zog dieser über den Rhein und
durch Deutschland, und weil er strenge Mannszucht hielt, so kam er glück-
lich vor Konstantinopel an, wurde aber von dem griechischen Kaiser, welcher
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Vii Gregor Peter_von_Amiens Urban Gottfried_von_Bouillon
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Jerusalem Frankreich Rhein Deutschland
309
gebracht!" Worauf er noch mit starker Stimme sprach: „Ach Herr Gott,
wir sind ja allesamt schwache Menschen und mit schrecklichen Sünden be-
sudelt. Habe ich in meinem Regiment den Unterthanen zu viel gethan
oder bin anderen Leuten überlästig gewesen, so züchtige mich und suche es
an meinem Leibe in diesem Leben, und schone dort der Seele!" Hierauf
empfieng er das heilige Abendmahl und sprach dann nicht mehr viel. Am
folgenden Tage, den 24. Febr. 1496 Abends 5 Uhr, schlief er sanft
ein und wurde dann in der Kirche des Stiftes Einsiedel im Schönbuch,
das er selbst gestiftet hatte, ohne alles Gepränge beigesetzt. Später wurden
seine Gebeine in die Stiftskirche zu Tübingen übergetragen, wo sein Grab-
mal zu sehen ist.
3. Als Kaiser Maximilian drei Jahre nachher durch Württemberg reiste,
besuchte er auch Eberhards Grab und sprach: „Hier liegt ein Fürst, weise
und tugendhaft wie keiner im Reich; sein Rath hat mir oft genützt." Das
ganze Land trauerte über den Tod eines solchen Fürsten, und um so mehr,
da man keine Ursache hatte, von seinem Nachfolger das Beste zu erwarten.
Aber auch die Noth, welche in den nächsten Jahrzehnten über Württemberg
hereinbrach, mußte dazu helfen, die Herzen für die Saat des Wortes Gottes
zuzubereiten; denn vor dem Sämann kommt immer erst der Pflug.
161. Die Türken in Aonstantinopel. 1453.
1. fängst schon war im Abendlande das Römerreich unter den Stürmen
der Völkerwanderung zugrund gegangen, als das oströmische oder griechische
Kaiserthum, dessen Sitz Konstantinopel war, noch immer sein Dasein fristete.
Aber je länger je mehr erstarb in diesem Reiche alles geistige Leben, und
auch das Christenthum, dessen man sich rühmte, wurde zum todten Buch-
staben. Da drang zu Ende des 13. Jahrhunderts ein türkischer Volks-
stamm, die Osmanen, in Kleinasien ein und machte von dort bald auch
Angriffe auf das griechische Reich in Europa. Sultan Muhammed Ii
setzte sich die vollständige Eroberung desselben zum Ziel und erklärte dem
griechischen Kaiser Konstantin Xv den Krieg. Vergebens wandte sich dieser
Hilfe suchend an die abendländische Christenheit. Selbst die Reichen Griechen-
lands versteckten lieber ihr Geld, als daß sie es dem Kaiser gaben, um
Kriegsvolk zur Rettung des Vaterlandes zu werben. Dennoch verschmähte
Konstantin schimpfliche Unterwerfung.
2. Muhammed begann am 6. April 1453 mit 300 000 Mann Land-
truppen, 300 Galeeren und 200 kleineren Schiffen die Belagerung von Kon-
stantinopel. Nur etwa 8000 Waffenfähige vermochten die Belagerten ihm ent-
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Muhammed_Ii Muhammed Konstantin Muhammed Muhammed
Extrahierte Ortsnamen: Aonstantinopel Konstantinopel Kleinasien Europa
Wilhelm der Eroberer.
99
Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für ihn und alle Normannen.
Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harald, Herzog von Mercia und Kent, der reichste und mächtigste der englischen Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wihelm fuhr zornig auf und verlangte Abtretung des Thrones, und da Harald die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Pie.normänner waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste an. Aus einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang, fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrten die Umstehenden. Aber er faßte sich schnell und ries, als wenn er absichtlich sich hingeworfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!"
Harald eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings (Hehstings) an der Südküste (1066). Die Normänner gewannen einen großen Sieg; Harald fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Theil der sächsischen Ritterschaft. Wilhelm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England; ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs regierte er strenggerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Normänner und Engländer durch Heirathen einander näher zu bringen und hörte jeden Unterthan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England übergesiedelten Normänner ließen die unterworfenen Engländer ihren Uebermuth fühlen; der Haß gegen die Fremden, wuchs, und schon war der Tag bestimmt, an welchem man die Fremden, wie einst die Dänen, niedermachen wollte. Da kehrte Wilhelm schleunig nach England zurück und hielt ein strenges Gericht über die Uebelthäter. Jeder neue Aufftand führte neue Härten herbei. Er nahm den Engländern ihre Güter, machte diese zu Kronbesitznngen und übertrug sie seinem normannischen Adel. Mit eiserner Hand drückte er die Engländer in Sklaverei nieder und wandte Ehre, Reichthümer und Vertrauen nur den Normännern zu. Nur die Furcht hielt die unglücklichen Engländer von neuen Empörungen zurück. Als er nach 21 jähriger Regierung starb (1087), war die Freude der Engländer groß, und die bittere Reue, die er im Sterben über seine Härte empfand, konnte die Gemüther nicht mit seinem Andenken versöhnen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Eduard_1066 Eduard Harald Mercia Kent Harald Harald Harald Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Englands England England England
110
Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge.
nichtsnutzigen Gesindels; denn dieses Volk halte keine großen Vorbereitungen zu machen gehabt und nur auf die ersten Strahlen der Frühlmgssonne gewartet, um fortzuziehen. Der edle Gottfried erschrak, als er den ungeschlachten Haufen sah. Mit solchen Leuten mochte er nicht ziehen. „Geht nur voran!" rief er ihnen zu, „ich bin noch nicht bereit. Bald komme ich nach. Vor den Thoren von Constantinopel treffen wir wieder zusammen!" — Peter ließ es sich gefallen; jubelnd zog die Schaar ab. Aber sie war so groß, daß Peter sie theilte. Zwanzigtausend der Ungeduldigsten zogen voran unter Anführung eines Ritters aus Burgund, den man seiner Armuth wegen Walther Habenichts nannte.
Um nach Constantinopel zu gelangen, mußten die Kreuzfahrer durch Deutschland, Ungarn und Bulgarien ziehen. Die Ungern, ein zwar nun schon christliches, aber doch noch sehr rohes Volk, ließen den Walther mit seiner Horde zwar ein, und ihr König Kolomann versprach auch, die nöthigen Lebensmittel gegen Bezahlung zu liefern. Aber um Ordnung zu halten, war das Gesindel nicht ausgezogen. Sie zerstreuten sich im Lande, plünderten — und wurden zum Theil todtgeschlagen. Noch schlimmer ging es ihnen im Lande der Bulgaren, so daß nur ein kleines Häufchen bei Constantinopel ankam, welches froh war, daß der griechische Kaiser Alexius Comueuus ihm die Erlaubniß gab, bis zur Ankunft Peters ein Lager vor den Thoren aufschlagen zu können.
Nun kam Peter mit 40,000 nach, die nicht viel besser als des Walthers Leute waren. Doch ging anfangs alles gut. Die Ungern hielten Friede, weil Peter Ordnung hielt. Schon war dieser säst an die letzte Grenze gekommen, da hörte er, daß in einer vor ihm liegenden Stadt (Semlin) 16 Kreuzfahrer von Walthers Haufen, weil sie geplündert hatten, von den entrüsteten Einwohnern erschlagen worden wären. Dies hören und die Stadt stürmen lassen, war eins. Die armen Einwohner, die meist an jener That ganz unschuldig waren, wurden fast alle ermordet, die Stadt fünf Tage lang geplündert und ein entsetzliches Blutbad angerichtet. Das that der heilige Peter. Freilich mußte er nun eilen, daß er über die ungarische Grenze kam; denn schon war der König im Anzuge, die Greuelthat zu rächen. Auch in Bulgarien benahm sich Peter so unklug, daß er sich mit den Einwohnern ganz überwarf. Er erlitt eine ungeheuere Niederlage; der vierte Eheil seiner Leute lag blutend auf dem Wahlplatze, und sein ganzes Gepäck und eine Menge mitgezogener Weiber, Kinder, selbst Nonnen, fielen in die
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Peter Peter Alexius_Comueuus Peters Peter Peter Walthers Peter Peter
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Burgund Constantinopel Deutschland Ungarn Bulgarien Constantinopel Bulgarien