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1. Andeutungen für den vorbereitenden Unterricht in der allgemeinen Geschichte - S. 83

1835 - Stendal : Franzen und Große
83 fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder- bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii. (1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö- sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga- rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden, welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt (1324) ganz aufgegeben wurde. 122. Die Oströmer. In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei- ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden. Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz- zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo- hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu halten und zu heben schienen. Bald siel die feste . Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^ die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204, das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus Nicäa zurückkehrten. 123. Nachtheilc der Wahlverfassung für Deutsch land. Von anderer Art war der Verfall im Reich der Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war, daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs. Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn 6*

2. Andeutungen für den vorbereitenden Unterricht in der allgemeinen Geschichte - S. 101

1835 - Stendal : Franzen und Große
101 Kraft entwickelte. Unter dem Hause Romanow (seit 1613) erhob es sich bereits auf Kosten Polens. 160. Die Türken. Ungern stand noch immer unter der Abhängigkeit von den Türken, die über Land und Meer, von der Theiß bis Nubien herrschten. Denn Selim I. hatte 1517 Ägypten, Selim Ii. 1571 Cyprus erobert. In- deß ward die türkische Flotte bei Lepanto 1571 von den Spaniern bereits besiegt, und hatte den Ruf der Un- überwindlichkeit verloren, den in der folgenden Periode auch die Landheere der Pforte einbüßten. 16t. C u l t u r. Der Streit in Neligionssachen belebte den Eifer in wissenschaftlichen Forschungen, wobei insonderheit die historischen und Alterthumsstudien sehr gewannen. (R e u ch l i n, Erasmus, M e l a n ch t h o n, Came- rarius, Muretus, Lipsius, Scaliger, Ste- phanus, Gronow u. v. a.). Daneben erreichte die schöne National-Literatur der europäischen Völker, insonderheit die spanische (Cervantes, Lope de Vega), portugiesische, italianische (Ariosto, Torquato Tasso), englische (Sha- kespeare um 1600) eine Hobe Trefflichkeit. Die Naturwissenschaften machten große Fortschritte, be- sonders die Astronomie durch Kopernicuö (-j- 1543), Kcppler, Tycho de Brühe, Galilei (ff-1642). Otto von Guerike (1650) erfand die Luftpumpe. Non der fortschreitenden und allgemeiner verbreiteten wissenschaftlichen Bildung zeugt auch die sehr zuneh- mende Zahl der in dieser Periode gestifteten Universitä- ten. — In den Künsten erreichten unsterblichen Ruhm die Maler Raphael, Michael Angelo, Cor-

3. Die Neuzeit - S. 13

1895 - Hamburg : Meißner
13 — König Johann (Benckelßen) von Leyden, hielt sich noch eine Zeitlang gegen den ihn belagernden Bischof, wurde aber 1535 bei einem Anssall gefangen genommen und endete unter Martern. Das Täufertum wurde darauf mit Gewalt unterdrückt, lebte aber uoch in der von Menno Simonis (f 1561) gestifteten Sekte fort und wnrde auch nach England verpflanzt, wo es später noch einmal zu großer Bedeutung gelangte (Independenten). Unglücklich eudete auch der Versuch Lübecks, die Verhältnisse des europäischer! Nordens in demokratischem Sinne umzugestalten. Der letzte Unionskönig Christian Ii.. welcher die Macht der privilegierten Stände, des Adels und der Geistlichkeit, zu brechen und seine Herrschaft auf das Volk zu stützen suchte, wurde 1523 aus Schweden durch Gustav Wasa, aus Dänemark und Norwegen durch seinen Oheim Friedrich vou Holstein verdrängt. Die neuen Herrscher führten die Reformation ein und hoben die Privilegien! der Hansa auf. Um diese wiederzugewinnen, suchte der Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwever, welcher durch eine Erhebung der Demokratie 1533 in den Rat gekommen war, 1534 mit Hilfe der Demokratie in den nordischen Reichen und der Bauern den entthronten König wiedereinzusetzen. Aber die Parteinahme der deutschen Fürsten für Friedrichs Sohn Christian Iii. führte die Niederlage Lübecks und den Sturz der Demokratie herbei; Wulleu-wever selbst wurde 1537 bei Wolfenbüttel enthauptet. Damit war die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit der nordischen Staaten gesichert, die letzte demokratische Erhebung niedergeschlagen. Inzwischen wurde der Kaiser durch die Plünderungen der türkischen Flotte an der Küste von Neapel zu einem Zuge gegen Chaireddin Barbarossa nach Tunis 1535 genötigt, wo er Goletta und ^uuis einnahm und tausende von Christensklaven besreite. Nach seiner Rückkehr beschäftigte ihn auf längere Zeit der dritte Krieg mit Franz I (1536—1538), welcher nach Sforzas Tode wiederum Ansprüche aus Mailand erhob. Auch später hinderte ihn trotz des Abschlusses eiites katholischen Bündnisses zu Nürnberg die drohende Haltung der Türken an bewaffnetem Einschreiten gegen die Protestanten. Vergebens suchte er durch Religionsgespräche (Regensburg 1541) eine Einigung herbeizuführen, die Gegensätze waren bereits zu schroff geworden. Dagegen gelang es ihm,

4. Das Mittelalter - S. 84

1894 - Hamburg : Meißner
— 84 — aus dem Großgrundbesitz, kam zu einer größeren Bedeutung. Die Bauern, anfangs teils vollfrei, teils frondend, teils unfrei, gerieten durch die Saft dei Abgaben und das herrschende Jagdrecht immer mehr in Unfreiheit. Die Geistlichen waren meist Abendländer, die Bürger der Städte vielfach Deutsche, namentlich in dem allmählich ganz germanisierten und mit dem Reiche vereinigten Schlesien. Die Normannen in Nordeuropa bewahrten am längsten von allen germanischen Völkern die altgermanische Verfassung; das Feudalsystem fand bei ihnen keinen Eingang. Später entstanden drei gesonderte Reiche, Dänemarck, Schweden und Norwegen. Durch ihre Wikingerzüge wurden die Normannen der Schrecken ganz Europas; anfangs nur plündernd, gründeten sie später dauernde Niederlassungen. So wurden die Normandie (911 Rollo), England anfangs vorübergehend (Kanut der Große, f 1035), dann dauernd (Wilhelm der Eroberer 1066), Unteritalien (die Söhne Tankreds von Hanteville 1016), Rußland (Runs 862) und Island von ihnen besiedelt. Das Christentum und die Ansänge der abendländischen Kultur erhielten die Normannen in Nordeuropa vom deutschen Reiche, von dem sie anfangs politisch und kirchlich, länger noch wirtschaftlich abhängig blieben. Dritte Periode: Die Auflösung von Staat und Kirche des Mittelalters und die Neugestaltung Europas durch die Bildung nationaler Staaten. 1. Die Zerrüttung des deutschen Reiches. Mit dem Untergange der Hohenstaufen war auch die Idee des kaiserlichen Universalstaates zu Falle gebracht, und das deutsche Reich mußte die Führung unter den Nationen an Frankreich abgeben. Um aber eine weitere Ausdehnung des französischen Einflusses, welcher bereits in Burgund und Italien überwog, zu verhindern, betrieb Papst Gregor X. nach dem Tode Richards von Cornwallis bei den Kurfürsten eifrig die Wahl eines neuen deutschen Königs. In dem Bestreben, durch die Erhebung eines schwachen Herrschers ihre eigene Macht zu befestigen, wählten diese

5. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 54

1883 - Hannover : Helwing
54 Mittlere Gesch ichte. r Hastesten Dinge gegessen wurden. Viele verloren den Mut und wollten wieder umkehren, unter ihnen auch Peter von Amiens; aber er ward ertappt und zurückgeführt. Die Fürsten beschlossen, die Belagerung nicht aufzuheben , und suchten durch Wort und That die Ihrigen zu er- mutigen. Bei einem Ausfall hieb Gottfried einen Türken mitten durch, daß die Oberhälfte zur Erde fiel, die Unterhälfte aber im Sattel blieb 'und zum Entsetzen der Feinde zur Stadt zurückjagte. Endlich brachte eine Flotte aus Genua neue Pilger und Lebensmittel. Das Jahr 1098 brach an, aber die Belagerung hatte noch keine Fortschritte gemacht. Da erscholl plötzlich die Kunde, der Sultan Kerbogal rücke mit einem Heere von 200 000 Seldschucken zum Entsätze von'antiochien heran. In dieser Not ermannten sich die Kreuzfahrer" zur Eroberung der Stadt; mittelst Strickleitern erstiegen sie in der Nacht die Mauern. Aber es fanden sich in der Stadt nur wenige Vorräte an Lebensmitteln; drei Tage nach der Einnahme rückte das große Heer Kerbogas schon heran, und so wurden aus den Belagerern Belagerte. Hungersnot stellte sich ein; alle sahen den sicheren Tod vor Augen. Da erschien ihnen ein Retter in einem Geistlichen, namens Petrus Bartholomäus. Er erzählte eines Morgens, der Apostel Andreas sei ihm in der Nacht vier- mal im Traume erschienen und habe ihm gezeigt, wo in der Petrikirche die Lanze verborgen liege, mit welcher die Seite des Herrn durchbohrt sei. Man grub an der bezeichneten Stelle nach und fand wirklich eine in Purpur gehüllte Lanze. Da war das ganze Heer von neuem Mute beseelt und rüstete sich zu einem Ausfalle; vorauf wurde die „heilige Lanze" getragen, und weißgekleidete Priester sangen Psalmen.- Die Christen stritten mit Verzweiflung und heiliger Begeisterung. Eine un- zählige Menge der Feinde wurde getötet; das ganze türkische Lager mit allen Kostbarkeiten und — was das Wichtigste war — einem großen Vorräte von Lebensmitteln aller Art, Pferden und Schlachttieren, fiel den Christen in die Hände. f. Jerusalem. Im Frühjahre 1099 setzten die Kreuzfahrer ihren Weg weiter fort, über Sidon, Tyrus, Akkon und Cäsarea, dann über Ramla und Emm aus. Hier erblickten sie endlich am Morgen des 7. Juni 1099 die heilige Stadt. Unter Thränen fielen sämt- liche Kriegsleute auf die Kniee und stimmten Lobgesänge an; alle bisher erduldeten Leiden waren nun vergessen. Jerusalem war eine durch Natur und Kunst starke Festung; in derselben lag eine ägyptische * Besatzung von 40 000 Mann und eine erbitterte Bürgerschaft; die Kreuzfahrer waren nur noch 40 000 Mann stark, von denen die Hälfte kampfunfähig war. Dennoch stürmten sie sofort mit rasender Wut gegen die hohen Mauern und wären in die Stadt eingedrungen, wenn sie nur Leitern gehabt hätten. Bei der nun beginnenden Belagerung fehlte es an Holz und an Baumeistern, um Kriegsmaschinen zu bauen. Unter der brennenden 1 Aus Mosul am Tigris, nahe bei den Ruinen Ninives. 1 2 Die Ägypter hatten vor kurzem den Seldschucken Jerusalem entrissen. Der Kalif von Ägypten ließ den Kreuzfahrern ein Freundschaftsbündnis anbieten; dasselbe kam aber nicht zustande, weil diese die Abtretung Palästinas verlangten.

6. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 100

1883 - Hannover : Helwing
100 Mittlere Geschichte. begrüßte den Sieger; als dieser aber sein Visier öffnete, war cs kein anderer als der Kaiser selbst. Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nickt glücklich : er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen, auch unter- stützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte: „Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel, wie ihnen beliebt." Nur gegen die Türken hatte Maximilian einigen Erfolg. Diese suchten weiter westwärts zu dringen; Ungarn und die östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb sie Maximilian; dagegen mußte er dulden, daß die seit dem Untergange der Hohenstaufen zu Republiken gewordenen norditalischen Städte von Franzosen und Spaniern besetzt wurden. Auch der Versuch Maximilians, die Schweizer wieder unter dle Botmäßigkeit des Reiches zu bringen, schlug gänzlich fehl. Glücklich war Maximilian darin, die Macht des Hauses Habsburg durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp verheiratete er mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Arragonien und der Königin Isabella von Kastilien. Aus dieser Ehe entsprossen zwei Söhne, Karl und Ferdinand. Karl vereinigte später Arragonien und Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist derselbe, welcher als deutscher Kaiser den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand wurde ebenfalls durch Heirat König von Ungarn und Böhmen. e. Die Landsknechte. Maximilian gilt auch als Schöpfer eines neuen Kriegswesens in Deutschland; durch ihn kamen die Landsknechte auf. obwohl diese Georg (Iürge) von Frundsberg als „Vater der Landsknechte" verehrten. Sie hatten ihren Namen davon, daß sie in kaiserlichen Landen geworben wurden. Während die Söldner sich ihre Verfassung selbst gegeben hatten, wurden die Landsknechte auf Grund einer gedruckten, vom Kaiser gebilligten Kriegsordnung von einem erprobten Anführer unter dem Reichsbanner angeworben. Unter Trommelschlag ward das kaiserliche Werbepatent in Städten und Dörfern bekannt ge- macht, und ehrliche, rüstige Gesellen wurden eingeladen, demselben Folge zu leisten. Die Landsknechte waren im 16. Jahrhundert auch im Aus- lande geachtete Soldaten. Ihre Führer, wie Iürge von Frunds- berg und Sebastian Schärtlin, erwarben sich großen Ruhm; unter Karl V., der sich ihrer in seinen auswärtigen Kriegen bediente, standen die Landsknechte in hohen Ehren. Sie bildeten eine Kriegerzunft, ein Waffenhandwerk und hatten ihre eigenen Sitten, Gesetze und Ehren, ihre eigenen Lieder. Der Landsknecht durfte erst nach gereinigter Wahlstatt sich des Beutemachens befleißigen, wobei aber Mühlenwerke, Backöfen und Pflüge als unantastbar galten. Blieb man längere Zeit an einem Orte, so wurde für die Bedürfnisse des Regiments ein besonderer Markt eröffnet; Weiber und Kinder, Mägde und Händler begleiteten den Kriegszug. — Auf dem Haupte die mit einer Feder geschmückte Sturmhaube, vor der Brust den Krebs (Harnisch), an den Beinen gestiefelt, selten noch geharnischt, in der Hand die Lanze oder die Hellebarde, auch wohl schon statt ihrer die schwere Muskete, so stand der Landsknecht mit gespreizten Beinen fest in seiner Kriegshaltung. Unwiderstehlich war der „Igel", d. i. die Geviertordnung, in welcher die mit Lanzen bewehrten Krieger ihren Massenangriff ausführten. Die Trommelschläge beim Angriff

7. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 52

1883 - Hannover : Helwing
52 Mittlere Geschichte. Befreiung des heiligen Grabes aus unter einem Kriegsherrn, „dem das Brot nimmer ausgeht, bei dem der Sieg gewiß, der Lohn ewig, der Tod ein Märtyrertod ist." Als er geendet, erscholl aus tausend Kehlen der Ruf: „Gott will es! Gott will es!" Da erhob sich der Papst noch einmal. „Dies Wort," rief er, „möge euer Feldgeschrei sein, das Kreuz aber das Zeichen zur Kraft und zur Demut. Der Fluch des heiligen Stuhles soll jeden treffen, der sich unterfängt, das heilige Unternehmen zu bindern, sein Beistand hingegen im Namen des Herrn eure Bahn ebnen und euch geleiten auf allen euren Wegen!" Dazu verkündete der Papst jedem Teilnehmer am Zuge voll- ständige Sündenvergebung; keinem Herrn solle gestattet sein, seine Untergebenen an der Teilnahme zu hindern; die Mitziehenden sollten während der Dauer des Zuges von der Verpflichtung, ihre Schulden 311 bezahlen, befreit sein. Die Teilnehmer dieser Versammlung trugen die Begeisterung in ihre Heimat. Die Bewegung ergriff zunächst Frankreich, dann die lothringische Ritterschaft und endlich die Normannen in England und Süditalien. (Deutschland wurde wegen des Streites zwischen Kaiser und Papst davon fast gar nicht berührt.) Nicht bloß Ritter und Edle, auch dienstbare Leute entschlossen sich zum Zuge; denn diese konnten nach des Papstes Wort dadurch die Freiheit erlangen. Viele lockte die Lust an Abenteuern, andere die Hoffnung auf große Schätze. Die Männer verließen ihre Frauen, der Vater den Sohn, der Sohn den Vater, und es gab kein Band des Herzens, welches die allgemeine Begeisterung zu zügeln ver- mochte; ja, sogar Mönche ließen sich durch die Fesseln, die sie sich dem Herrn zuliebe freiwillig angelegt hatten, nicht in ihren Klöstern zurück- halten. Von allen Orten berichtete man über Wundererscheinun gen, welche zum Kreuzzuge aufzufordern schienen. Es ward sogar erzählt und geglaubt, Kaiser Karl sei der Gruft entstiegen, um selbst sein Volk gegen die Ungläubigen zu führen. Eine damals ausbrechende Seuche, das heilige Feuer genannt, erklärte man schon als göttliche Strafe der Zögerung. d. Erfolglose Versuche. Und wirklich dauerte vielen die zum Auf- bruch bestimmte Zeit — nach der Ernte — schon zu lange. Bereits im Anfange des Frühlings sammelte Peter von Amiens ein Heer. Es fanden sich entlaufene Knechte, Handwerker, welche keine Lust zur Arbeit hatten, Schuldner, die ihrer Schuld, Diebe, die der Haft ent- laufen wollten. Zu Tausenden strömten sie herbei. Ohne gehörige Waffen und Kleidung, ohne Lebensmittel und Geld, singen sie schon in christ- lichen Ländern an zu plündern. Schrecken ging vor ihnen her. Der Kaiser von Konstantinopel ließ sie gern übersetzen, um sie nur los zu werden. Peter blieb vorsichtigerweise in Konstantinopel. Die übrigen fanden bis auf einige Entflohene in Kleinasien ihr Grab. Diesem Zuge folgte noch in demselben Sommer ein zweiter und dritter, deren Teilnehmer in Ungarn erschlagen wurden; der folgende war der schlimmste von allen. Es waren Räuber und Landstreicher der ärgsten Art; aber alle Sünden waren ihnen ja vergeben, die vergangenen und die zukünftigen. Sie begannen mit der Bekämpfung der Ungläubigen, namentlich der Juden, schon im Abendlande. In Ungarn erfolgte ein allgemeines Aufgebot, um dieses Gesindel fernzuhalten; hier fanden auch alle ihr Grab.

8. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 55

1883 - Hannover : Helwing
Die Kreuzzüge. 55 Sonnenhitze und in der baumlosen Gegend mangelte es bald an Wasser. Zufällig entdeckte man in der Nähe Bethlehems ein kleines Gehölz, und eine genuesische Flotte brachte nach Joppe, am Mittelmeere, Lebens- mittel und tüchtige Werkmeister mit Zimmergeräten. Als nun zwei ägyptische Boten 'aussagten, in 14 Tagen werde ein ägyptisches Heer züm Entsätze der Stadt heranrücken, beschloß man den Sturm. Das ge- samte Hee/ machte barfuß eine feierliche Bitt- und Bußfahrt nach dem Ölberge, dann wagte es am 14. Juli einen allgemeinen Sturm, der aber mutig zurückgeschlagen wurde. Am nächsten Tage stellte sich das Heer zur Ausführung eines neuen Sturmes auf. Da erblickten die be- geisterten Streiter auf dem Ölberge einen Ritter in weißen Kleidern, der einen blitzenden Schild schwenkte. „Gott will es! Gott will es!" schallte es durch die Reihen, und mit erneuter Heftigkeit stürmte das Heer gegen die Mauern. Die äußere ward erstiegen; gegen die innere rückte der Belagerungsturm, in welchem Herzog Gottfried mit wenigen Begleitern sich befand, näher und näher. Die Zugbrücke fiel, und Gottfried betrat mit zwei Begleitern zuerst die Mauer; sein Schwert schuf den Nach- drängenden freie Bahn. Das nächste Thor ward gewonnen, und mit dem Rufe: „Gott will es! Gott will es!" stürmten die Kreuzfahrer in die Stadt. (15. Juli 1099.) Entsetzlich waren die Greuelthaten, welche 1099 die Kreuzfahrer in der eroberten Stadt verübten, erhitzt durch die Ent- behrungen aller Art und den langen Kampf auf Leben und Tod. Die ganze Nacht hindurch wurde gemordet; über die Treppenstufen der Moschee Omars rieselte das Blut; viele Juden fanden in der Synagoge, wohin sie sich geflüchtet hatten, durch die Flammen ihren Untergang. Man metzelte alle Ungläubigen, die man fand, ohne Gnade nieder, oder marterte sie auf qualvolle Weise zu Tode und schonte nicht einmal der Säuglinge. So viel Macht Gottfried auch über das Heer besaß, er war nicht imstande, dem Morden Einhalt zu thun. Er war der Erste, welcher gleich nach Eroberung der Stadt fein Schwert in die Scheide steckte. Als er die anderen nicht dazu bewegen konnte, legte er ein härenes Gewand an, ging barfuß mit einigen Gefährten in die Kirche des heiligen Grabes und sank zu inbrünstigem Gebete nieder. Nach und nach füllte sich die Kirche. Dieselben Krieger, welche alle Greuel verübt hatten, reinigten sich vom Blute und zogen als Büßende barfuß und mit entblößtem Haupte in die Auferstehungskirche, um Gott zu danken und Buße zu geloben. Nach drei Tagen ergab sich die kleine Besatzung der Burg und erhielt freien Abzug. Dies verdroß das Kreuzheer, und die Fürsten vermochten es nur dadurch zu beschwichtigen, daß sie alle noch am Leben erhaltenen Ungläubigen seiner Mordlust preisgaben. Das himmelschreiende Verfahren der Kreuzfahrer in Jerusalem erfüllte die ganze muhamedanische Welt des Ostens mit Wut und Verachtung. g. Das Königreich Jerusalem. Um das Gewonnene in der Mitte feindlicher Völker zu erhalten, beschloß man, in Jerusalem ein christ- liches Reich unter einem Könige zu errichten. Die Wahl siel auf Gott- fried. Er lehnte aber die ihm zugedachte Würde mit den Worten ab: „Wo mein Heiland eine Dornenkrone getragen, will ich keine Königs- krone tragen!" Doch nahm er die Bürde des ihm zugedachten Amtes auf sich und nannte sich Beschützer des heiligen Grabes. Schon einen Monat nach der Eroberung Jerusalems rückte ein starkes Saracenenheer gegen die Stadt. Gottfried schlug dasselbe und rettete dadurch das junge Reich. Doch schon im folgenden Jahre erlag der edle Held den ungeheuren Anstrengungen. Sein Bruder Balduin

9. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 56

1883 - Hannover : Helwing
56 Mittlere Geschich te. folgte ihm; er nannte sich König von Jerusalem und führte die fränkische Lehnsverfasfung ein. Das Königreich Jerusalem bestand jetzt aus dem Gebiete von Jerusalem, den Grafschaften Tripolis * und Edessa und dem Fürstentume Antiochien. 2) Die übrigen Kreuzzüge. Balduin war ein kräftiger Herrscher; von Genua, Venedig und Pisa unterstützt, eroberte er auch noch die bedeutendsten Orte Palästinas am Mittelmeere. Unter seinem Nachfolger wurde auch Tyrus unterworfen. Die Muhamedaner setzten den Kampf gegen die Christen ununterbrochen fort und gewannen zuerst Edessa. Dies wurde die Veranlassung zu dem zweiten Kreuzzuge (l 147), an welchem Konrad Hl. von Deutschland und Ludwig Vii. von Frankreich teilnahmen und der ohne Erfolg war. Den dritten Kreuzzug führte Barbarossa (S. 62). Auch dieser Zug vermochte den Ungläubigen Palästina nicht zu entreißen. Da vereinigten sich (1204) deutsche, französische und italienische Ritter zu dem vierten Kreuz zu ge. Doch sie kamen nicht nach Palästina, sondern eroberten Konstantinopel. Den fünften Kreuzzug veranstaltete Friedrich Ii. (S.64), densechsten und siebentenkreuzzug Ludwig der Heilige von Frankreich (1248 und 1270). Dieser wollte zuerst Ägypten und darnach Palästina erobern, richtete aber nichts aus; 1291 ging auch die letzte christliche Besitzung in Palästina, Ptolomais (Akkon), verloren. 1213 zogen aus Frankreich 30 000, aus Deutschland 20 000 Kinder fort, um Palästina zu erobern. Die deutschen Kinder kamen fast alle um, die französischen fielen Sklavenhändlern in die Hände, die ganze Schiffsladungen derselben an die Türken nach Ägypten verkauften. 3) Ilolgen der Kreuzzüge. Durch die Kreuzzüge sind über 5 Millionen Menschen geopfert, und doch ist der eigentliche Zweck derselben — das heilige Land den Händen der Ungläubigen zu entreißen — nicht erreicht. Dennoch sind diese vielen Opfer nicht umsonst gebracht. Das Ritterwesen wurde durch die Kreuzzüge veredelt; dadurch, daß der Ritter sich in den Dienst der Kirche stellte, für sie und Gottes Ehre das Schwert zog, kam er zu dem Bewußtsein, daß er überhaupt sich der Schwachen und Bedrängten anzunehmen habe. — Die Ritter der abendländischen Nationen traten einander nahe, lernten von einander Rittersitte, und so bildete sich ein großer abendländischer Ritterstand. Auch die Ritterorden (s. später!) sind infolge der Kreuzzüge entstanden. Bürger und Bauern erlangten durch die Kreuzzüge größere Freiheit, indem entweder sie selber, oder ihre Bedrücker davon zogen. Die Ver- bindung mit dem Osten erzeugte einen lebhaften Handel, durch den zunächst die Seestädte Genua, Venedig und Pisa reich und mächtig wurden, der aber auch den Landhandel belebte. Die morgenländischen Waren — Seide, Zimmet, Gewürze — gingen durch Süddeutschland nach Norddeutschland, den Niederlanden, oder nach England. Die Ge- werkthätigkeit wurde gehoben, insbesondere die Weberei und Färberei. Dem Ackerbau im westlichen Europa wurden durch die Kreuzfahrer 1 1 Am Mittelmecre, nördlich von Sidon.

10. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 64

1883 - Hannover : Helwing
64 Mittlere Geschichte. Plänen, Deutschland zu einem Erbreiche und alle außerdeutschen Fürsten 1197 zu Vasallen des Kaisers zu machen, raffte ihn ein frühzeitiger Tod hinweg. Heinrich hinterließ einen dreijährigen Sohn, Friedrich. b. Philipp von Schwaben und Otto Iv. Die hohenstaufische Partei wählte nun den jüngsten Sohn Barbarossas, Philipp von Schwaben, während die Welfen einen Sohn Heinrichs des Löwen, Otto Iv., zum Könige machten. Auf Ottos Seite stellte sich der Papst Innocenz 111., nach Gregor Vii. der mächtigste und hochstrebendste aller Päpste, der Frankreich und England unter seinen Willen beugte und die Beherrscher von Spanien, Portugal, Norwegen. Polen und Ungarn zwang, ihre Länder von ihm als Lehen zu nehmen. In dem nun ausbrechenden Kampfe zwischen Welfen und Staufen hatte Otto anfänglich die Oberhand; aber durch sein leutseliges und ritter- liches Wesen gewann Philipp immer mehr Anhänger. Otto wurde nur noch in Sachsen anerkannt; selbst der Papst wollte schon zu der 1208 staufischen Partei übertreten, da wurde Philipp 1208 von Otto von Wittelsbach wegen einer persönlichen Beleidigung ermordet. Nnn fand Otto Iv. bald allgemeine Anerkennung und erhielt sogar die Kaiserkrone. Als er aber in Italien dem Papste gegenüber nicht nachgiebig war, that dieser ihn in den Bann und forderte die Fürsten auf, den Sohn Heinrichs Vi., den jungen Friedrich, der in Italien erzogen war, zum Könige zu wählen. Der Enkel Barbarossas fand in Deutschland be- 1215 geisterte Aufnahme und wurde von allen Fürsten anerkannt und mit großer Pracht zu Aachen gekrönt. Otto Iv. starb, von allen in Deutsch- land verlassen, arm und ungeehrt 1218 auf der Harzburg. e. Friedrich Ii. (1215—1250) war ein glänzender, gebildeter Herrscher, ein Freund der Wissenschaften und Künste, seinem ganzen Wesen nach mehr Südländer als Deutscher. Für Deutschland that er wenig; er gab sogar die durch deutsche Kolonisten gewonnenen Gebiete nördlich der Elbe, Holstein, Mecklenburg und Pommern, den Dänen preis; seine Hauptsorge wandte er Italien zu. Friedrich hatte dem Papste einen Kreuzzug gelobt, verschob aber die Ausführung desselben von Jahr zu Jahr. Als er ihn auf Drohung des Papstes endlich antrat, kehrte er schon nach drei Tagen wegen Krankheit zurück. Der Papst hielt dies für Verstellung und that ihn in den Bann. Friedrich trat den Kreuzzug nochmals an. Der Papst verbot ihm denselben, ließ den Bann über Friedrich auch in Palästina verkündigen und gebot dem Patriarchen zu Jerusalem und den Rittern in Palästina, Friedrich nicht zu unterstützen. Trotzdem erreichte dieser mehr, als bisher erreicht war. Durch Vertrag mit dem Sultan von Ägypten wurden Jerusalem und die übrigen heiligen Örter den Christen überlassen. — Der Papst verbündete sich mit den lombardischen Städten, und Friedrich hatte, wie einst sein Großvater, gegen diese einen schweren Stand. Wieder that ihn der Papst in den Bann und ließ ihn durch ein Konzil sogar aller seiner Kronen für verlustig erklären; in Deutschland wählte man schon einen Gegenkönig. Aber in ungebrochener Kraft führte Friedrich den Kampf gegen den Papst, die Welfen und lombardischen Städte, und hätte denselben 1250 vielleicht siegreich beendet, hätte ihn nicht der Tod zu früh ereilt.
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