50___________
362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
Huldreich Zwingli.
73
seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen.
Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei.
. Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch
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266
Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland.
trifft, so ist sie nicht aufzuzählen, unter anberm ein Gürtel von Diamanten, zwei mit Diamanten besetzte Uhren, fünf Köcher mit Rubinen, Saphiren und Perlen, bte schönsten Zobel von der Welt und tansenb Kleinigkeiten." Am andern Tage hielt Sobieski mit dem Kaiser und den andern Fürsten seinen Einzug in Wien. Das Volk jubelte, aber sah nur aus den tapfern König, nicht auf den schwachen Kaiser, der in der Stunbe der Noth sein Volk im Stiche gelassen hatte. Mit Inbrunst stimmte Sobieski in der Augustinerkirche das „Herr Gott, bich loben wir" an, und bankbar sang ihm das gerührte Volk nach, währenb alle Glocken jubelnb brein tönten. Karct Mustapha würde auf des Sultans Befehl enthauptet; aber leiber hatten die Türken 6000 Männer, 11,000 Frauen, 14,000 Mäbchen und 50,000 Knaben aus Oestreich in die Sklaverei geschleppt, von benen nur 600 auf dem Schlachtfelbe gerettet würden. — Seitbem fittb die Türken nicht wieber nach Dentschlanb gekommen. Ueberhanpt hörten sie auf, für Europa ein Gegenstanb des Schreckens zu sein, seitbem Prinz Eugen ihnen einige schwere Nieberlagen in Ungarn beigebracht hatte.
Der tapfere Sobieski starb 1696,*) und sogleich begann unter den nie einigen Polen das Ränkespiel Über die Königswahl. Zwei Bewerber, ein französischer Prinz (von Conti) und Kurfürst August von Sachsen, boten den Polen Gelb über Gelb; enblich siegte August, mit dem Beinamen: der Starke. Er hat von 1697—1733 regiert. Um König von Polen zu werben, mußte er sich zux römischen Kirche bekennen. Das that er auch ohne viel Bebenken. Zur Beruhigung seiner Sachsen erklärte er, daß er nie katholische Minister annehmen wolle. Beibe Länber hat er aufs gewissenloseste regiert; unbekümmert um das Wohl seiner Unterthanen, sann er nur auf die Befriebigung feines Ehrgeizes und seiner Prunksucht und vergeubete das ihnen abgepreßte Gelb durch Jagben, Schwelgereien und anbete Ergötzlichsten.
Währenb des spanischen Erbfolgekriegs starb der unfähige
*) König Sobiesky, 1674—1696, war ein ausgezeichneter-Kriegsmann, aber als Regent ließ er es nicht selten an der Unparteilichkeit und Gerechtigkeit fehlen, welche in dem Parteigewirr zur Behauptung des königlichen Ansehns nothwendig war. Er machte sich Gegner durch auffallende Begünstigung seiner Anhänger und war zu nachgiebig gegen die Habsucht und die Ränke seiner Gemahlin, der Tochter eines französischen Marquis, welche an den französischen Umtrieben in Polen so leidenschaftlich sich betheiligte, daß sie sogar die Wahl ihres Sohnes zum Nachfolger des Vaters verhindern half.
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410
Neueste Geschichte. 3. Periode.
schwere Zeit zu erflehen. „Katholiken und Protestanten, Schriftgläubige und philosophische Köpfe — alle die zahllosen persönlichen Glaubensbekenntnisse, die das freie Geistesleben unseres Volkes mit edler Duldsamkeit umschließt, beugten sich andächtig vor der göttlichen Vernunft, die über den Schrecken und Nöthen dieser Tage sinnvoll waltet."
Vom 16. Juli ab hatte die Mobilmachung der deutschen Heerestheile begonnen, und so trefflich war alles gerüstet, so genau vorbereitet, daß nach eilf Tagen die Armeen kriegsfertig standen und nach weiteren acht Tagen an den Ufern des Rheins sich aufstellten. Mit staunenswürdiger Schnelligkeit und Sicherheit führten lange, unaufhörlich sich folgende Eisenbahnzüge die Truppen nach Westen hin. Sie wurden überall mit Begeisterung empfangen, und in dem Anblick dieser unermeßlichen Kriegerschaaren erhob sich im Volke die Hoffnung zur Gewißheit des Sieges. Es wurden drei Armeen gebildet: die erste, unter General Steinmetz, mit drei Armeecorps von Coblenz nach der Saar; die zweite, unter Prinz Friedrich Karl, mit sieben Corps von Mainz und Bingen nach der Saar; die dritte, unter dem Kronprinzen von Preußen, mit sechs Corps von Rastatt und Mannheim nach der Lauter hin. Bei der dritten Armee standen die süddeutschen Bundestruppen, Baiern, Württemberger und Badenser. Der Kronprinz war in München, Stuttgart und Karlsruhe mit der frischesten Begeisterung empfangen worden. Die Vertheidigung der norddeutschen Küsten gegen die französische Flotte wurde dem General Vogel v. Falkenstein anvertraut. Am Abende des 31. Juli verließ König Wilhelm, begleitet von Bismarck, Moltke und Roon, seine Hauptstadt; er hatte vor seiner Abreise eine Proclamation an sein Volk erlassen. Am 2. August traf er in Mainz ein und richtete hier eine Proclamation an das deutsche Heer. „Ich übernehme heut," so schloß er dieselbe, „das Commando über die gesammten Armeen und ziehe getrost in einen Kamps, den unsre Väter in gleicher Lage einst ruhmvoll bestanden. Mit mir blickt das ganze Vaterland vertrauensvoll auf euch. Gott der Herr wird mit unsrer gerechten Sache seilt."
Napoleon Iii. hatte einige Tage nach der Kriegserklärung die Sitzungen des gesetzgebenden Körpers geschlossen und in einer die Wahrheit stark entstellenden Proclamation an das französische Volk versucht, Preußen als die Macht anzuklagen, welche überall Mißtrauen erweckt, überall zu übertriebenen Rüstungen genöthigt und
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Verfassung.
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beralismus verwickelt gewesen waren, besonders den General von Boyen (als Kriegsminister) und den Dichter E. M. Arndt, in den Staatsdienst zurück.
Die Hoffnungen des Volks steigerten sich zu einer lebhaften Begeisterung, als Friedrich Wilhelm Iv. bei den Huldigungen in Königsberg und in Berlin selbst mit erhabenen Worten die Ueberzeugung von seinen hohen Regentenpflichten und den ernsten Willen aussprach, dieselben mit Gottes Hülfe zu erfüllen; als er gelobte „ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger, barmherziger Fürst, ein christlicher König zu sein" wie sein unvergeßlicher Vater; als er in Königsberg die schönen Worte sprach: „Bei uns ist Einheit an Haupt und Gliedern, an Fürst und Volk, im großen und ganzen herrliche Einheit des Strebens aller Stände nach einem schönen Ziele: nach dem allgemeinen Wohl in heiliger Treue und wahrer Ehre!" — und in Berlin: „Ich gelobe mein Regiment in der Furcht Gottes und in der Liebe der Menschen zu führen, mit offenen Augen, wenn es die Bedürfnisse meiner Völker, mit geschlossenen, wenn es die Gerechtigkeit gilt. — Ich will vor allem dahin trachten, dem Vaterlande die Stelle zu sichern, auf welche es die göttliche Vorsehung durch eine Geschichte ohne Beispiel erhoben hat, auf welcher Preußen zum Schilde geworden ist für die Sicherheit und für die Rechte Deutschlands. In allen Stücken will ich so regieren, daß man in mir den echten Sohn des unvergeßlichen Vaters, der unvergeßlichen Mutter erkennen soll, deren Andenken von Geschlecht zu Geschlecht in Segen bleiben wird."
Schon zu Königsberg waren jedoch einige Mißtöne mitten in der allgemeinen Freude laut geworden; bei der Versammlung der preußischen Stände war eine Adresse an den König beschlossen worden, in welcher er zwar in der Form einer vertrauensvollen Bitte, aber doch sehr nachdrücklich an das Versprechen seines Vaters erinnert wurde, eine ständische Verfassung für Preußen ins Leben zu rufen. Der König erwiederte darauf im wesentlichen, daß schon sein Vater in Betracht der Ergebnisse, welche er in andern Ländern wahrgenommen, den Gedanken einer allgemeinen Volksvertretung aufgegeben, dagegen in Uebereinstimmung mit der geschichtlichen Entwickelung Preußens allen Theilen der Monarchie Provinzial- und Kreisstände gegeben habe. Dieses Werk immer treu zu pflegen und einer für das geliebte Vaterland immer ersprießlichern Entwickelung entgegen zu führen, sei eine der wichtigsten und theuersten Pflichten seines königlichen Berufs. Er fügte
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404
Neueste Geschichte. 3. Periode.
legt. Es wurden glänzende Reden für den Glaubenssatz, nicht minder glänzende und kraftvolle dagegen gesprochn. Zwei Monate lang dauerten diese Verhandlungen; Prozessionen wurden gehalten, besondre Andachten vorgeschrieben, alles um auf den letzten Entschluß einzuwirken. Kein' Bischof durfte trotz der drückenden Hitze des Sommers, die vielen Concilsmitgliedern ungewohnt und nachtheilig war, Rom verlassen. Am 13. Juli geschah die Abstimmung. Von den 601 anwesenden Mitgliedern stimmten 451 für die Jn-fallibilität des Papstes, 62 bedingungsweise dafür, 88 dagegen; 70 Mitglieder waren nicht anwesend. Noch einmal versuchte es die Opposition, den Papst umzustimmen. Sechs Bischöfe erschienen am 17. Juli im Vatican, an ihrer Spitze der Erzbischof Darboy von Paris, und drangen mit Bitten und Flehen in Pius Ix., die Verkündigung des Dogmas aufzuschieben und der schwer gefährdeten Kirche den Frieden zurückzugeben. Erzbischof Ketteler von Mainz warf sich dem heiligen Vater, um Nachgiebigkeit flehend, zu Füßen. Ob auch Pius Ix. erschüttert sein mochte, war es doch wohl nicht mehr möglich, das Werk im letzten Augenblicke aufzuhalten. Die Oppositionsmitglieder verließen nun Rom, weil es ihre Pietät ihnen nicht gestattete, öffentlich und vor dem Papste selbst mit Nein! zu stimmen. Die Verkündigung des Dogmas fand am 18. Juli statt. Nur zwei Bischöfe, ein italienischer und ein amerikanischer, stimmten auch hier noch dagegen. Der Papst, in rothem, reich mit Gold gestickten Mantel und goldener spitzer Mütze, saß fast bewegungslos auf seinem Throne in der Mitte des amphitheatralisch ausgebauten Halbkreises der Bischöfe und Cardinäle. Ein schweres Gewitter rollte mit seinen Donnerschlägen während der Abstimmung über die Peterskirche hin. Immer dunkler wurde es in dem Sitzungssaale, und als der Papst sich erhob, um die Worte des Dogmas zu verlesen, mußte ihm eine Kerze vorgehalten werden. Er schloß mit einer kurzen Rede; ein gewaltiger Regenguß trieb die stolze Versammlung bei dem Verlassen des Domes in haltloser Verwirrung auseinander. Das Concil wurde bis zum November vertagt.
Es ist nicht wieder zusammengetreten. Zu der angegebenen Zeit war der Kirchenstaat bereits dem Königreich Italien einverleibt, und der weltlichen Herrschaft des Papstes, in dem Augenblicke, wo Dünkel und Herrschsucht ihn über die Schranken der Menschheit erheben wollten, ein Ende gemacht worden. Schon in der Stunde der Verkündigung des neuen Dogmas gingen äugst-
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434
Neueste Geschichte. 3. Periode.
großer Spiegel in goldenem Rahmen. Das Deckengemälde zeigt Ludwig Xiv., wie ihn die olympischen Götter beglückwünschen; in demüthiget Haltung ringsumher stehen die Figuren von Deutschland , Spanien und Holland. Welch ein Contrast zwischen diesem übermüthig prahlenden Bilde und der Wirklichkeit dieses Tages! Ein einfacher Mar war hergerichtet, links und rechts davon standen die Truppen, welche die Fahnen nach Versailles gebracht hatten, die Fahnenträger mit den Fahnen waren auf einer Estrade an einer der schmalen Seiten aufgestellt. Dem Altar gegenüber nahmen der König, der Kronprinz und die vielen fürstlichen Personen ihren Platz, umgeben von zahlreichen Generalen und Osfi-ciereu. Ein Gebet eröffnete die Feier, dann folgte die Predigt auf Grund des 21. Psalms: „Du überschüttest ihn mit Segen und setzest eine goldene Krone auf sein Haupt. Groß ist sein Ruhm durch deine Hülfe, Würde und Hoheit legtest du auf ihn. Der König vertraut auf den Herrn. Sie spannten dir Netze des Unheils, sannen Anschläge, aber vermochten es nicht." Mit dem mächtig hinaufschallenden Liede: „Nun danket alle Gott" war die religiöse Feier beendet. Der König schritt zur Estrade; dort stand der greise Heldenfürst, zu seiner Rechten der Kronprinz, zur Linken Fürst Bismarck; die Fürsten traten hinter den König., Mit bewegter Stimme verkündigte er, daß er die ihm dargebotene Kaiserkrone annehme und ertheilte dem Fürsten Bismarck den Befehl, die Proclamatiou an das deutsche Volk zu verlesen. Darauf trat der Großherzog von Baden vor und rief mit lauter Stimme: „Es lebe hoch der König Wilhelm, der deutsche Kaiser!" Unter dem langen, markigen Jubelrufe der ganzen Versammlung erschütterte sich die stattliche Gestalt des Kaisers vor Rührung, helle Thränen stürzten ihm ans den Augen und in tiefer Bewegung schloß er den Kronprinzen in seine Arme, als dieser zuerst ihm durch Handkuß huldigte. Auch die andern Fürsten und alle Anwesende brachten dem Kaiser ihre Huldigung dar; dann schloß diese denkwürdige Handlung. Das war ein Tag, wie ihn die Geschichte Deutschlands lange nicht gesehen und auf den späte Jahrhunderte mit freudigem Stolze zurückschauen werden. Mit ihm war nicht allein für die deutsche .Nation der Abschluß einer langen, unruhvollen Entwickelung erreicht und die Sicherung einer kraftvollen Zukunft gewonnen, auch dem Frieden Europas war durch das geeinigte Deutschland eine machtvolle Bürgschaft gegeben. Den tapfern Kriegern, welche mit unsäglichen Anstrengungen, mit Blut und Leben
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Karl der Große.
29
„wenn Mehrere mit ihm kommen?" — „Du wirst ja sehen, wie er kommt," antwortete Otker; „was aus uns werden soll, weiß ich nicht." Kaum hatten sie ausgeredet, als sich ein neuer Haufe rührig und behend — vermuthlich die Leibwache — zeigte. „Aber das ist er gewiß?" fragte Desiderius erschrocken. „Immer noch nicht!" war die Antwort. Jetzt zogen die Bischöfe und Aebte, die ganze Geistlichkeit mit Kaplanen und Dienern heran; bei ihrem Anblicke sprach Desiderius mit bebender Stimme: „Laß uns hinabsteigen und uns unter der Eche verbergen vor dem wüthenden Antlitze eines so grimmigen Feindes." Daraus sprach Otker: „Wenn du eine Saat auf dem Felde wirst starren und einen eisernen Po und Tessino (zwei Flüsse, die sich nicht weit von Pavia vereinigen) die Mauern der Stadt mit schwarzen Fluthen wirst überschwemmen sehen, dann fürchte, daß Karl komme!" — Und kaum hatte er ausgesprochen, als sich von Abend her wie eine düstere Wolke zeigte, die den hellen Tag verdunkelte. Wie sie näher heranzog, erblickte man den eisernen Karl im eisernen bebuschten Helme, in eisernen Schienen an den Armen, im eisernen Panzer um die eherne Brust und die gewaltigen Schultern, mit einem eisernen hoch aufgehobenen Spieß in der Linken, den unbezwungenen Stahl in seiner Rechten schwingend. So sah man auch am Schilde nichts als Eisen, und selbst sein Roß war wie von Eisen an Muih und Farbe. Fast sein ganzes Heer war gleichmäßig gerüstet, so daß das Feld und die Straße mit Eisen wie bedeckt war und die Schwerter in der Sonne blitzten. „Da ist er," rief Otker aus, „den du zu sehen begehrt hast!" und stürzte fast sinnlos zu Boden, denn er fürchtete Karls Rache.
Karl ließ Destders Hauptstadt Pavia einschließen und reiste selbst nach Rom, um hier das. Osterfest zu feiern. Vor den Thoren der alten Kaiserstadt empfingen ihn jauchzend und lobsingend alle Schulen mit ihren Lehrern und Knaben, mit Palm- und Oel-zweigen in den Händen. Als Karl das vorgetragene Kreuz erblickte, sprang er mit seinem ganzen Gefolge vom Pferde und ging zu Fuß nach der Peterskirche, an deren Thüre ihn der Papst und das römische Volk erwartete. Der fromme König küßte jede Stufe, die hinaufführte, umarmte den heiligen Vater, der ihn unter der Kirchenhalle, umgeben von feiner ganzen Geistlichkeit, würdevoll empfing, und als beide in das Kirchengewölbe traten, rief das Chor und altes Volk stimmte ein: „Gebenedeiet ist, der da kommt im Namen des Herrn!" — Indessen ergab sich Pavia nach 10
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Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge.
sie hineinstürzten, quoll ihnen schon das Blut entgegen, das die noch Lebenden ihren unmenschlichen Verfolgern entgegenschleuderten. Das vermag der Mensch in der Verzweiflung! — Aber die schändlichen Kreuzfahrer entgingen auch ihrer Strafe nicht. Die Ungern erschlugen die meisten; die andern kamen vor Hunger und Elend um.
Was machte aber Peter indessen? Zwar hatte ihm Alexius erlaubt, bei Constantinopel Gottfrieds Ankunft zu erwarten; aber seine Schaar beging so vielen Unfug auf dem platten Lande um die Stadt herum, daß Alexius eilig eine Menge Fahrzeuge zusammenbrachte und das Gesindel nach Klein-Asien übersetzen ließ. Hier traf sie die Strafe für ihre Greuelthaten. Sie wagten sich zu weit vor in die Bergschluchten, an denen Klein-Asien so reich ist, fielen hier den lauernden Seldschuckeu in die Hänbe und würden bis auf 3000 niebergemetzelt. Walther Habenichts war unter den Tobten; er war, tapfer fechtenb, gefallen. Peter entrann mit dem kläglichen Ueberreste zurück nach Constantinopel.
Dagegen benahm sich das Hauptheer, das aus dem Kerne der französischen Ritterschaft bestanb, ganz anders. Am 15. August (1096) war es, hauptsächlich unter Gottfrieds von Bouillon Leitung, aufgebrochen. Dieser Gottfried war ein Mann, der untei seinen Zeitgenossen auf eine recht ausgezeichnete Weise sich hervorthat. Damals war er erst 35 Jahre alt, galt aber für den tapfersten Ritter seiner Zeit, war dabei gelassen und bescheiden und von einer nngehenchelten Frömmigkeit. Von seiner Stärke und Tapferkeit wußte man sich viel Geschichten zu erzählen. Hier nur nur eine bavon: Als er 15 Jahre alt war, wollte ihm ein Ver-wanbter seine Güter streitig machen. Es kam zur Klage und die Richter verlangten, daß das Gottesurtheil eutscheibeu sollte. Beibe sollten miteinanber kämpfen, und erschienen auch ganz bepanzert, jeder mit Schild und Schwert bewaffnet. Der Kaiser Heinrich Iv. war selbst zugegen. Da führte Gottsrieb einen so kräftigen Hieb auf seinen Feind, daß er ihn gespalten, wenn dieser nicht geschwinb den Schilb vorgehalten hätte. An biesem zersprang sein Schwert bis nahe am Hefte, und schon gaben, alle die Sache Gottsriebs verloren; nur er nicht. Rasch fiel er seinen Gegner mit dem Stummel von Schwert an und versetzte ihm bamit einen solchen * Hieb an die Schläfe, daß er taumelnd und sinnlos zu Boden stürzte. Aber sogleich war auch Gottfrieds Feindschaft verschwunden; er sprang schnell zu, leistete dem Ueberwuudeuen die nöthige Hülfe und ruhte nicht eher, bis er ihn unter guter Pflege sah.
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Extrahierte Personennamen: Peter Alexius Constantinopel_Gottfrieds Alexius August Gottfried Heinrich_Iv Heinrich Gottfrieds
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Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge.
selten vertragen können, und das zeigte sich auch hier bald. Wo sie schon nnterwezs zusammenkamen, entstanden Streitigkeiten, und als sie endlich an der Küste von Palästina ans Land stiegen und die Seestadt Acre (jetzt St. Jean d'acre) dort belagerten, fing der Unfriede erst recht an. Denn Richard verrichtete so tapfere Thaten, daß er den Namen Löwenherz erhielt. Darüber aber ärgerten sich Philipp August und seine Franzosen so, daß sie ihm alle nur mögliche Schwierigkeiten in den Weg legten. Endlich wurde zwar Acre erobert, aber Philipp August, der Mühseligkeiten müde, schiffte nach Frankreich zurück, und während der edle Richard sür die Eroberung des heiligen Grabes sich abmühte, verband sich jener mit dem schlechtdenkenden Bruder Richards, Johann ohne Land, der seinen Bruder vom Throne stoßen wollte. Das zwang den Richard, auch wieder nach Europa zurückzugehen, nachdem er ijoch unglaubliche Thaten verrichtet hatte;*) aber es war ihm hier eine harte Prüfung aufbewahrt. Bei der Eroberung jener Seestadt nämlich hatte er sich mit dem Herzoge Leopold von Oestreich sehr verzürnt. Dieser hatte seine Fahne auf einem Thurme, den er erobert, aufgepflanzt; Richard aber wollte es nicht dulden, weil Leopold ihm nicht ebenbürtig war, und ließ, unbesonnen genug, die Fahne herunterreißen und in den Graben werfen. Da schwur Leopold Rache und verließ augenblicklich das Heer. Richard mußte für seinen Stolz schwer büßen. Als er auf dem mittelländischen Meere fuhr, erhob sich ein Sturm und trieb ihn ins adriatische Meer hinein, wo sein Schiff scheiterte, und er sich genöthigt sah, zu Lande weiter zu reisen. Er mußte gerade durch das Land seines Todfeindes, durch Oestreich; doch hoffte er, daß ihn keiner erkennen werde. Er warf seine Rüstung ab und hüllte sich in ein
*) In einer Reiterschlacht hieb er einem Emir, der ihn zum Kampfe forderte, auf einen Hieb den Kopf, die rechte Schulter und den rechten Arm ab, und erregte solchen Schrecken unter den Feinden, daß sich ihre Haare auf der Stirne sträubten. Mehrere seiner Gefährten waren in das dicke Gedränge der Feinde gerathen; er aber arbeitete sich bis zu ihnen hindurch, warf die Feinde auseinander und befreite sie. Endlich stürzte er sich ganz allein in das feindliche Gewühl, und die Seinigen gaben ihn schon verloren, da sie nichts mehr von ihm sahen, und schon glaubten sie ihn todt; da kehrte er plötzlich mit blutigem Schwerte zurück, und sein Roß war mit Staub und Blut bedeckt, sein Panzer aber starrte von Pfeilen, wie ein mit Nadeln bestecktes Kissen. Einer der Emire selbst sagte von ihm zu Saladin: „Niemand kann die Streiche abhalten,- die er führt; sein Ungestüm ist schrecklich, das Zusammentreffen mit ihm tödtlich und seine Thaten übersteigen die menschliche Natur."
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Extrahierte Personennamen: Palästina Jean Philipp_August Philipp August Philipp_August Philipp August Richards Johann Leopold_von_Oestreich Leopold Leopold Leopold Leopold_Rache Leopold Oestreich