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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 50

1888 - Habelschwerdt : Franke
50___________ 362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden. 4. Folgen des Krieges. a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten; b) alle griechischen Staaten sind geschwächt; c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland. Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier, 362-338. 1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang. 2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen. 3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber

2. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

3. Theil 4 - S. 410

1880 - Stuttgart : Heitz
410 Neueste Geschichte. 3. Periode. schwere Zeit zu erflehen. „Katholiken und Protestanten, Schriftgläubige und philosophische Köpfe — alle die zahllosen persönlichen Glaubensbekenntnisse, die das freie Geistesleben unseres Volkes mit edler Duldsamkeit umschließt, beugten sich andächtig vor der göttlichen Vernunft, die über den Schrecken und Nöthen dieser Tage sinnvoll waltet." Vom 16. Juli ab hatte die Mobilmachung der deutschen Heerestheile begonnen, und so trefflich war alles gerüstet, so genau vorbereitet, daß nach eilf Tagen die Armeen kriegsfertig standen und nach weiteren acht Tagen an den Ufern des Rheins sich aufstellten. Mit staunenswürdiger Schnelligkeit und Sicherheit führten lange, unaufhörlich sich folgende Eisenbahnzüge die Truppen nach Westen hin. Sie wurden überall mit Begeisterung empfangen, und in dem Anblick dieser unermeßlichen Kriegerschaaren erhob sich im Volke die Hoffnung zur Gewißheit des Sieges. Es wurden drei Armeen gebildet: die erste, unter General Steinmetz, mit drei Armeecorps von Coblenz nach der Saar; die zweite, unter Prinz Friedrich Karl, mit sieben Corps von Mainz und Bingen nach der Saar; die dritte, unter dem Kronprinzen von Preußen, mit sechs Corps von Rastatt und Mannheim nach der Lauter hin. Bei der dritten Armee standen die süddeutschen Bundestruppen, Baiern, Württemberger und Badenser. Der Kronprinz war in München, Stuttgart und Karlsruhe mit der frischesten Begeisterung empfangen worden. Die Vertheidigung der norddeutschen Küsten gegen die französische Flotte wurde dem General Vogel v. Falkenstein anvertraut. Am Abende des 31. Juli verließ König Wilhelm, begleitet von Bismarck, Moltke und Roon, seine Hauptstadt; er hatte vor seiner Abreise eine Proclamation an sein Volk erlassen. Am 2. August traf er in Mainz ein und richtete hier eine Proclamation an das deutsche Heer. „Ich übernehme heut," so schloß er dieselbe, „das Commando über die gesammten Armeen und ziehe getrost in einen Kamps, den unsre Väter in gleicher Lage einst ruhmvoll bestanden. Mit mir blickt das ganze Vaterland vertrauensvoll auf euch. Gott der Herr wird mit unsrer gerechten Sache seilt." Napoleon Iii. hatte einige Tage nach der Kriegserklärung die Sitzungen des gesetzgebenden Körpers geschlossen und in einer die Wahrheit stark entstellenden Proclamation an das französische Volk versucht, Preußen als die Macht anzuklagen, welche überall Mißtrauen erweckt, überall zu übertriebenen Rüstungen genöthigt und

4. Theil 4 - S. 404

1880 - Stuttgart : Heitz
404 Neueste Geschichte. 3. Periode. legt. Es wurden glänzende Reden für den Glaubenssatz, nicht minder glänzende und kraftvolle dagegen gesprochn. Zwei Monate lang dauerten diese Verhandlungen; Prozessionen wurden gehalten, besondre Andachten vorgeschrieben, alles um auf den letzten Entschluß einzuwirken. Kein' Bischof durfte trotz der drückenden Hitze des Sommers, die vielen Concilsmitgliedern ungewohnt und nachtheilig war, Rom verlassen. Am 13. Juli geschah die Abstimmung. Von den 601 anwesenden Mitgliedern stimmten 451 für die Jn-fallibilität des Papstes, 62 bedingungsweise dafür, 88 dagegen; 70 Mitglieder waren nicht anwesend. Noch einmal versuchte es die Opposition, den Papst umzustimmen. Sechs Bischöfe erschienen am 17. Juli im Vatican, an ihrer Spitze der Erzbischof Darboy von Paris, und drangen mit Bitten und Flehen in Pius Ix., die Verkündigung des Dogmas aufzuschieben und der schwer gefährdeten Kirche den Frieden zurückzugeben. Erzbischof Ketteler von Mainz warf sich dem heiligen Vater, um Nachgiebigkeit flehend, zu Füßen. Ob auch Pius Ix. erschüttert sein mochte, war es doch wohl nicht mehr möglich, das Werk im letzten Augenblicke aufzuhalten. Die Oppositionsmitglieder verließen nun Rom, weil es ihre Pietät ihnen nicht gestattete, öffentlich und vor dem Papste selbst mit Nein! zu stimmen. Die Verkündigung des Dogmas fand am 18. Juli statt. Nur zwei Bischöfe, ein italienischer und ein amerikanischer, stimmten auch hier noch dagegen. Der Papst, in rothem, reich mit Gold gestickten Mantel und goldener spitzer Mütze, saß fast bewegungslos auf seinem Throne in der Mitte des amphitheatralisch ausgebauten Halbkreises der Bischöfe und Cardinäle. Ein schweres Gewitter rollte mit seinen Donnerschlägen während der Abstimmung über die Peterskirche hin. Immer dunkler wurde es in dem Sitzungssaale, und als der Papst sich erhob, um die Worte des Dogmas zu verlesen, mußte ihm eine Kerze vorgehalten werden. Er schloß mit einer kurzen Rede; ein gewaltiger Regenguß trieb die stolze Versammlung bei dem Verlassen des Domes in haltloser Verwirrung auseinander. Das Concil wurde bis zum November vertagt. Es ist nicht wieder zusammengetreten. Zu der angegebenen Zeit war der Kirchenstaat bereits dem Königreich Italien einverleibt, und der weltlichen Herrschaft des Papstes, in dem Augenblicke, wo Dünkel und Herrschsucht ihn über die Schranken der Menschheit erheben wollten, ein Ende gemacht worden. Schon in der Stunde der Verkündigung des neuen Dogmas gingen äugst-

5. Theil 2 - S. 161

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Vi. Philipp von Schwaben. 161 vermehre. Jetzt starb Wilhelm, und Heinrich mußte nun nach Italien gehen, die ihm zugefallenen Länder einzunehmen. Wieder ein Unglück für Deutschland! denn die Neapolitaner wollten den deutschen König nicht, und nun mußten wieder deutsche Heere nach Italien ziehen, um ihr Blut für eine Eroberung zu vergießen, die ihnen keinen Vortheil brachte; auch lag dem Heinrich mehr an den neuen Ländern, als an Deutschland, welches er sich selbst überließ. In Neapel und ©teilten verfuhr er mit unerhörter Grausamkeit. Einen der Unzufriedenen ließ er an den Schweif eines Pferdes binden, durch die Straßen schleifen und dann an den Füßen aushängen; einen andern, der sich hatte wollen zum Könige ausrufen lassen, befahl er auf einen eisernen glühenden Stuhl zu setzen und ihm eine glühende Krone auf den Kopf zu nageln, und vielen wurden die Augen ausgestochen. Solches Betragen empörte das ganze Land; Alle verabscheuten den Tyrannen und erhoben sich gegen ihn. Ehe er noch den Aufruhr dämpfen konnte, starb er 1197 in Messina; man glaubt an Gift. Dieser Heinrich Vi. ist derselbe, dem Herzog Leopold von Oesterreich den gefangenen Richard Löwenherz auslieferte und der ihn, um ein hohes "Löjegeld zu erpressen, auf der Burg Trifels in Verwahrung nahm. 67. Philipp von Schwaben, 1197—1208. — Otto Iv. von Braunschweig, 1197—1218. Heinrich Vi. hatte ein dreijähriges Söhnchen, Friedrich, hinterlassen. Ihn erkannten zwar die Neapolitaner und Sieilianer als ihren König an, aber alle Deutsche mußten das Land verlassen. In Deutschland tobten die beiden Parteien der Ghibellinen und ©uelfen gegeneinander; jede wollte einen Kaiser aus ihrer Mitte gewählt haben, und da sie sich nicht vereinigen konnten, so wählten jene einen Hohenstaufen, Philipp von Schwaben, einen Bruder Heinrichs Vi. (1197—1208); die Welfischgesinnten dagegen erklärten diese Wahl für ungültig und ernannten Otto Iv. von Braunschweig, einen Sohn Heinrichs des Löwen, zum deutschen Könige. Das unglückliche Deutschland! War schon bisher wenig aus Ordnung gesehen, so rissen nutt die Unordnungen erst recht ein und jeder that, was ihm beliebte. Dazu kam noch der Krieg, den beide Weltgeschichte für Tschten Ii. 16. Aufl. 11

6. Theil 2 - S. 202

1880 - Stuttgart : Heitz
202 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Schwyz, Uri und Unterwalden, gehörten keinem besondern Herrn, sondern standen unmittelbar unter dem Reiche, hatten aber viele Vorrechte, z. B. daß sie nach ihren eigenen Gesetzen lebten, und daß nur, wenn besondere Vorfälle es nöthig machten, ihnen vom Kaiser ein Vogt geschickt wurde, der die nöthigen Untersuchungen anstellte. Aber das war dem Albrecht nicht genug. Ihm gehörten in der Schweiz eine Menge reicher Güter. Da diese aber zerstreut lagen, so wollte er gern, daß die dazwischenliegenden Ländchen sich ihm auch unterwürfen, und ließ daher den Waldstätten sagen: sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen; widerstehen könnten sie ja doch seinen mächtigen Waffen nicht. Aber er wollte sie lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben; denn er habe von seinem Vater immer gehört, daß sie ein tapferes Volk wären, und tapfere Männer liebte er über alles. Aber sie wollten lieber freie Reichsgenossen als Plänen entgegen war unter Friedrich Ii., dem Hohenstaufen, Uri der Gewalt der Habsburger entzogen und unmittelbar unter das Reich genommen worden; auch Schwyz hatte einen ähnlichen Freibrief erlangt. Doch hatte wiederum Rudolph von Habsburg vor seiner Erwählung zum Kaiser selbst in Uri als frei und ungezwungen berufener Schiedsrichter gewaltet und Gericht gehalten. Als Kaiser erkannte Rudolph die Reichsumnittelbarfeit von Uri an; den Freibrief der Schwyzer bestätigte er nicht. Nach Rudolphs Tode traten die Waldstätte sogleich, am 1. August 1291, in einen Bund zusammen, dessen Ziele deutlich gegen Habsburg gerichtet waren, und Adolph von Nassau zeigte sich gern Bereit, Freiheitsbriefe für Uri und Schwyz zu ertheilen. Kaiser Albrecht I. bestätigte zwar diese Briefe nicht, aber daß er Voigte in die Waldstätte geschickt habe, ist nicht nachgewiesen. Nach seiner Ermordung erboten und erhielten die Waldstätte von seinem Nachfolger, Heinrich Vii., die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit, und als nach dieses Kaisers frühem Tode der Kampf um die Kaiserkrone zwischen Ludwig von Baiern und Friedrich von Oestreich (Habsburg) ausbrach, traten die Waldstätte auf Ludwigs Seite. Da zog Friedrichs Bruder, Leopold der Glorwürdige, mit Heeresmacht gegen die Eidgenossen heran, die in einem herrlichen Siege am Morgarten ihre Freiheit vertheidigten, 15. Novbr. 1315. Darauf erneuerten sie zu Brunnen, am 9. Deebr. 1315, ihren Bund, und Kaiser Ludwig der Batet bestätigte 1316 den Waldstätten ihre früheren Freiheitsbriefe. Von da ab ist die Gründung der Eidgenossenschaft als vollzogen anzusehen. Alles Uebrige ist Sage. Nicht so, daß man annehmen müßte, es seien die Gestalten und die Ereignisse geradezu erfunden; einfache Vorgänge, mannhaftes Hervortreten schlichter Volksgenossen sind von leicht erklärbarer Begeisterung emporgehoben und verklärt worden. Dem nicht mehr erkundbaren wirklichen Zusammenhange der Vorgänge hat die Sage mit freiem Walten eine ihr zusagende Umgestaltung verliehen und wohl auch Fremdes, wie die Sage vom Apfelschuß, damit verwebt.

7. Theil 2 - S. 258

1880 - Stuttgart : Heitz
258 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Frankreich. erzählte ihm ihre Erscheinungen und Eingebungen und versicherte ihm, sie sei bestimmt, den König von Frankreich zu retten. Baudri-court sah sie erstaunt an, hielt sie für nicht recht gejchetb und wies sie verdrießlich von sich. Aber nach einiger Zeit war sie schon wieder bei ihm, und drang so lange in ihn, bis er zuletzt ganz eingenommen von dem Mädchen war und ihr versprach, sie mit zum Könige zu nehmen, dem er gerade einen Haufen. Reiter (ein Fähnlein) zuführte (1429). Der König Karl hielt sich damals im Schlosse Chinon auf, nicht weit von Orleans. Er horchte hoch auf, als ihm der Ritter erzählte, wen er mitbringe und welche Erscheinungen das Mädchen vorgebe. In unsern aufgeklärten Zeiten, wo nur übelunterrichtete Menschen noch am Aberglauben hängen, würde man über das Vorgeben der Jungfrau gelacht oder sie als eine Selbstbetrogene gutmüthig bedauert haben. Nicht so damals. Himmlische Eingebungen hielt man für gar nicht unwahrscheinlich. Doch wollte Karl sie erst auf die Probe stellen. Er lie.ß sie zu sich führen, nachdem er alle königlichen Abzeichen abgelegt und sich unter seine Hofleute verborgen hatte. Aber sogleich fand sie ihn unter Allen heraus, ob sie ihn gleich, wie sie behauptete, noch nie gesehen hatte. Dann vertraute sie ihm, um ihre göttliche Sendung zu beweisen, den Traum, den er in der legten Nacht gehabt hatte, versprach ihm, ihn zur Krönung nach Rheims (der alten Krönungsstadt der französischen Könige) zu führen und verlangte, man sollte ihr ein von ihr bezeichnetes Schwert aus einer benachbarten Wallfahrtskapelle holen. Daß sie den König habe belügen wollen, läßt sich wohl nicht denken; sondern wahrscheinlicher ist, daß sie sich selbst für eine vom Himmel Auserkorene hielt und daß jene angeblichen Wunder nachher erdichtet wurden, um ihr das Vertrauen des Volkes und der Soldaten zu verschaffen. Der König war oder stellte sich ganz überzeugt von ihrer himmlischen Sendung. Er behielt sie bei sich, er bewies ihr ungemeine Ehre, ließ ihr gleich eine Rüstung machen und gab ihr ein Pferd und eine weiße Fahne, auf welche Jesus Christus selbst mit Weltkugel gemalt war. So zeigte er sie dem Heere, welches ihr laut entgegenjauchzte und nun unbesiegbar zu sein glaubte. Wie sehr der feste Glaube an Himmlischen Beistand auf ein Heer wirken kann, ist schon von der Eroberung von Jerusalem her bekannt und zeigte sich auch hier wieder. Es war urplötzlich ein ganz neuer Geist in die Soldaten gefahren und ungeduldig warteten sie auf das Zeichen der Schlacht. Die erste Gelegenheit, wo das Mädchen mitwirken sollte, war ein Versuch,

8. Theil 2 - S. 285

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Granson. 285 zu ihm und ließen ihm vorstellen, daß ja ihr ganzes Land nicht so viel werth sei, als die silbernen Zäume seiner Pferde. Alles vergebens; Karl Hatte sich einmal in den Kopf gesetzt, die Rheinländer von den Qellen des Flusses an zu besitzen. Er drang in die Schweiz ein und belagerte Granson. Ungeduldig, wie er war, forderte er die Schweizer auf, ihm die Thore zu öffnen. „Wenn ihr mich aufhaltet, soll euer Lohn der Galgen sein!" — Es wurde ihm abgeschlagen. Darüber ergrimmte er, und als sie sich endlich ergaben, ließ er Einige widerrechtlich an Bäume hängen und Andere, an Stricke gebunden, so lange durch den See schwemmen, bis sie ertranken. Sonst war Karls Gemüth nicht so böse; aber jetzt war er verstimmt und kannte nun kein Erbarmen. Aber die That war abscheulich und dieser Tag der letzte seines Glücks. Jetzt zogen die Schweizer herbei, so viele ihrer beisammen waren, und griffen die Burgunder an. Vorher fielen die frommen Helvetier nieder auf die Kniee, breiteten die Arme aus und beteten zu Gott um Sieg. Da glaubten die Burgunder, sie flehten um Gnade und schlugen ein lautes Gelächter auf. Aber Karl empfand bald, daß es noch die alten Schweizer waren. Viele seiner besten Leute wurden erschlagen. So kam der Nachmittag heran. Plötzlich beleuchtete die Sonne die schimmernden Waffen eines neuen Heeres, welches sich auf den Bergen zeigte. „Was für ein Volk ist das?" fragte Karl einen gefangenen Schweizer. „Das erst," antwortete dieser, „sind die wahren alten Schweizer vom hohen Gebirge, die Männer, welche die Oestreicher schlugen!" — In diesem Augenblicke ertönte drei Mal der Uri-Stier, das lange Horn der Urner, welches sie in ihren Thälern, wie in der Schlacht, zu blasen pflegen, und wunderbar erklang das Waldhorn der Unterwaldner, daß es Karl durch Mark und Seele drang. „Ei," rief er bedenklich aus, „was wird aus uns werden? Schon die Wenigtzn haben uns so ermüdet." Und so war es auch. Die Burgunder verloren die Schlacht bei Granson, und eine überschwängliche Beute fiel den Siegern in die Hände; denn so eilig ging die Flucht, daß Karl sein ganzes Lager im Stiche lassen mußte. Alle seine kostbaren Zelte, sein reich mit Edelsteinen besetzter Hut, sein Prachtschwert, dessen Griff von Diamanten, Rubinen, Saphiren, Hyacinthen und Perlen glänzte, sein reiches Silbergeschirr, und andere Sachen von hohem Werthe wurden von den Schweizern erbeutet. Aber so unbekannt waren diese Leute mit den Luxuswaaren, daß sie die silbernen Teller für zinnerne,

9. Theil 2 - S. 304

1880 - Stuttgart : Heitz
304" Mittlere Geschichte. 3. Periode. Entdeckungen. Aber er irrte sich. Die Rathsherren von Genua hörten ihm zwar ruhig zu, dann sagten sie ihm aber rund heraus, es schiene ihnen, als sei er nicht recht gescheid. Colombo war außer sich vor Aerger. Er umarmte noch einmal seinen alten Vater, den er seitdem nie wiedersah, und beschloß, es einmal mit Spanien zu versuchen, während er seinen Bruder Bartolomeo Colombo, einen geschickten Kartenzeichner und Mathematiker, in derselben Absicht an den König von England, Heinrich Vii. sandte. In Spanien lebte damals König Ferdinand der Katholische. Er war eigentlich nur König von Aragonien, seit 1479, aber er hatte die Königin Jsabella von Castilien 1469 geheiratet, und dadurch war das bisher getheilte Spanien vereinigt worden. Nur in Granada war noch ein maurischer König. An jenes Königspaar wollte sich nun Colombo wenden, aber er hatte keine -Empfehlungen. Da lernte er den Abt des Klosters Rabida, nicht weit von Cadiz, kennen, einen alten würdigen Mann. Der bestärkte ihn in seinen Ideen, übernahm seinen Sohn Diego zur Erziehung und gab ihm eine Empfehlung an den Beichtvater der Königin Jsabella; und als der König und die Königin nach Andalusien kamen, um die Mauren in Granada zu bekriegen, hatte Colombo das Vergnügen, ihnen vorgestellt zu werden. Beide hörten seine Gründe nüt Aufmerksamkeit an und gaben dann einer Anzahl von Geistlichen, welche Professoren auf der Universität von Salamanca waren, den Auftrag, seine Ideen zu prüfen. Aber hier wurde recht verkehrte Welt gespielt. Diese Leute waren in einer so tiefen Unwissenheit über Alles, was die Erde betraf, daß Colombo sie hätte examiniren sollen, aber nicht umgekehrt. Der Eine meinte: da die Erde rund sei, so sei das Meer auch rund; man müsse also, wenn man nach Westen führe, einen Wasserberg hinabfahren und, um zurückzukehren, wieder hinaus, und das sei unmöglich. Ein Anderer hielt die Größe des Oceans sür so ungeheuer, daß man in drei Jahren nicht bis ans Ende kommen könne. „I!" sagte ein Dritter, „'was willst du doch? Es hat so viele Weise auf der Erde gegeben, und Keiner von ihnen hat im Westen Länder entdeckt; alfo wirst du auch nichts finden." — „Und," rief ein Vierter, „gäbe es auch wirklich eine andere Welt da unten, so i|t sie uns nicht beschieden. Wir sollen hier oben bleiben." Alle seine Gegengründe halfen nichts; sie wiesen ihn ab. Zum Glück dachten nicht Alle so. Es fanden sich manche treffliche Männer, welche seinen Plan mit Achtung anhörten und ihm selbst alle Ehre

10. Theil 2 - S. 315

1880 - Stuttgart : Heitz
Colombo's Rückkehr nach Spanien. 315 Johann; im Gegentheil entließ er ihn beladen mit Geschenken und Ehrenbezeigungen. Colombo ging nun wieder unter Segel und landete in demselben Hafen (15. März 1493), aus welchem er vor sieben ein halb Monaten mit ungewissen und nun so schön erfüllten Erwartungen ausgelaufen war. Seine Rückkehr war schon von Lissabon aus bekannt geworden und eine Menge von Menschen empfing ihn am Ufer mit Freudengeschrei. Bald nach ihm fand sich auch der längst für verloren geglaubte Piuzou wieder ein, starb aber bald darauf als Opfer seines kleinlichen Neides. Er bat nämlich insgeheim den König um die Erlaubniß, nach Hofe kommen und Bericht abstatten zu dürfen, erhielt aber nicht einmal eine Antwort, während Colombo mit großen Ehrenbezeigungen sogleich nach Hofe berufen wurde. Das brach dem ehrgeizigen Manne das Herz und er starb recht eigentlich vor Aerger. Schade um ihn, da er sonst ein so tüchtiger Seemann war. Colombo dagegen feierte jetzt das glücklichste Jahr feines Lebens. Seine Reife von Palos war ein wahrer Triumphzug, und da sich der Hof gerade in Barcelona, also am entgegengesetzten Ende von Spanien, aufhielt, so konnte er seines Triumphes recht genießen. Aller Orten, durch die er kam, strömten die Leute schaarenweise herbei. „Das ist Colombo!" riesen sie einander zu; „seht da, die wunderbaren Pflanzen, Thiere und Menschen, die er aus Indien mitgebracht hat!" Endlich kam er in Barcelona an. Hier war der Zusammenfluß von Menschen ungeheuer, die alle den Entdecker der neuen Welt sehen wollten. Als er durch die Straßen nach dem königlichen Schlosse zog, begleitete ihn eine lange Procession von Hofleuten, Rittern und Leuten aller Stände. So trat er in den Saal, in welchem, der König und die Königin auf einem Throne saßen. Beide standen aus, reichten ihm die Hände zum Kusse dar, duldeten nicht, daß er vor ihnen die Kniee beuge, und befahlen ihm, sitzend zu ihnen zu reden, eine in Spanien unerhörte Gunst. Die Rede, die Colombo nun hielt, erregte die höchste Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Er erzählte kurz seine Reiseschicksale; dann zeigte er die mitgebrachten Stein- und Erdarten, Goldkörner und Goldstücke vor, und machte Hoffnung, daß dort große Schätze an Gold zu finden sein würden. Auch legte er die vielen mitgebrachten Thiere vor; die Vögel mit den schönsten, strahlendsten Farben, 40 Papageien allein, waren darunter. Am meisten aber erregten die sechs Indianer die Neugierde der Spanier; man konnte sich nicht satt
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