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362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
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um Gnade. Der Kaiser lie ihm seine Erbgter Braunschweig und Lneburg; doch mute er auf drei Jahre das Land verlassen.
4. Kaiserherrlichkeit unter Friedrich Barbarossa. Die Augelegen-f)eiten des Reiches waren von Friedrich Barbarossa trotz der italienischen Feldzge nicht vernachlssigt worden. Mit starker Hand hielt er den Landfrieden aufrecht und lie die Friedensstrer hinrichten. Gerechtig-fett, Milde und wahre Frmmigkeit erwarben dem Kaiser allgemeine Verehrung. Der Einflu des Reiches nach auen war uuter ihm so groß, da er die Könige von Dnemark. Polen und Ungarn in Lehuspflicht nehmen konnte; dem Herzog von Bhmen verlieh er fr treue Heeresfolge den Knigstitel.
Die Herstellung des Friedens mit der Kirche und deu lombardifcheu Stdten bewog den Kaiser, 1184 zu Mainz ein Reichsfest zu feiern. Es gestaltete sich zu einem Fest, wie es Deutschland noch nicht gesehen hatte. Der kaiserlichen Einladung folgten Fürsten und Bischfe, bte und Grafen, Gesandte aus den slawischen Lndern, aus Frankreich, England, Italien und Spanien. Auf der anmutigen Ebene am Rhein war Zelt an Zelt aufgeschlagen; alle Gste wurden auf Kosten des freigebigen Kaisers bewirtet; Knstler und Dichter genossen nicht geringere Ehre wie die Helden des Krieges und der Turniere. Die Hoheit des Kaisers, der Glanz der Ritter, die Schnheit der Fraueu, die Pracht der Kleider, die Mannigfaltigkeit der Spiele und Gesnge, alles vereinigte sich, um Freude und Bewuuderuug hervorzurufen. Der Kaiser schlug bei diesem Feste seine beiden Shne Heinrich und Friedrich zu Rittern. Der Miuuefuger Heinrich von Veldecke hat in feiner iteide" die Mainzer Festlichkeiten geschildert, und die Erinnerung an das Reichsfest blieb lange lebendig.
Im Jahre 1186 zog der Kaiser zum letztenmal nach Italien. Er nahm in Mailand an der Hochzeit seines Sohnes Heinrich teil, der sich mit Konstante, der Erbin von Sizilien, vermhlte. Durch diese Heirat bereitete Friedrich die Erwerbung Unteritaliens und damit die Weltmachtstelluug seiues Hauses vor. Da aber hierdurch die Unabhngigkeit des Papsttums gefhrdet erschien, drohte ein neuer Kampf auszubrechen. Doch hinderten der Tod des Papstes und die Vorbereitungen zu einem neuen Kreuzzug deu Ausbruch des Streites.
5. Der dritte Kreuzzug, 11891192. Im Jahre 1187 hatte Saladin, der tapfere Sultan von gypten, das Heer des Knigs von Jerusalem am See Tiberias geschlagen und die Heilige Stadt erobert. Als die Kunde hiervon ins Abendland kam, forderte der Papst Friedrich Barbarossa und die Könige Philipp August von Frankreich und Richard Lwenherz von England zu einem neuen Kreuzzuge
Lohmeyers Wandbilder: Das Reichssest zu Mainz.
Ahl er, Geschichte fr Lehrerseminare.
6
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Extrahierte Ortsnamen: Braunschweig Ungarn Mainz Deutschland Frankreich England Italien Spanien Rhein Italien Mailand Sizilien Jerusalem Frankreich England Mainz
Huldreich Zwingli.
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seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen.
Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei.
. Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch
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410
Neueste Geschichte. 3. Periode.
schwere Zeit zu erflehen. „Katholiken und Protestanten, Schriftgläubige und philosophische Köpfe — alle die zahllosen persönlichen Glaubensbekenntnisse, die das freie Geistesleben unseres Volkes mit edler Duldsamkeit umschließt, beugten sich andächtig vor der göttlichen Vernunft, die über den Schrecken und Nöthen dieser Tage sinnvoll waltet."
Vom 16. Juli ab hatte die Mobilmachung der deutschen Heerestheile begonnen, und so trefflich war alles gerüstet, so genau vorbereitet, daß nach eilf Tagen die Armeen kriegsfertig standen und nach weiteren acht Tagen an den Ufern des Rheins sich aufstellten. Mit staunenswürdiger Schnelligkeit und Sicherheit führten lange, unaufhörlich sich folgende Eisenbahnzüge die Truppen nach Westen hin. Sie wurden überall mit Begeisterung empfangen, und in dem Anblick dieser unermeßlichen Kriegerschaaren erhob sich im Volke die Hoffnung zur Gewißheit des Sieges. Es wurden drei Armeen gebildet: die erste, unter General Steinmetz, mit drei Armeecorps von Coblenz nach der Saar; die zweite, unter Prinz Friedrich Karl, mit sieben Corps von Mainz und Bingen nach der Saar; die dritte, unter dem Kronprinzen von Preußen, mit sechs Corps von Rastatt und Mannheim nach der Lauter hin. Bei der dritten Armee standen die süddeutschen Bundestruppen, Baiern, Württemberger und Badenser. Der Kronprinz war in München, Stuttgart und Karlsruhe mit der frischesten Begeisterung empfangen worden. Die Vertheidigung der norddeutschen Küsten gegen die französische Flotte wurde dem General Vogel v. Falkenstein anvertraut. Am Abende des 31. Juli verließ König Wilhelm, begleitet von Bismarck, Moltke und Roon, seine Hauptstadt; er hatte vor seiner Abreise eine Proclamation an sein Volk erlassen. Am 2. August traf er in Mainz ein und richtete hier eine Proclamation an das deutsche Heer. „Ich übernehme heut," so schloß er dieselbe, „das Commando über die gesammten Armeen und ziehe getrost in einen Kamps, den unsre Väter in gleicher Lage einst ruhmvoll bestanden. Mit mir blickt das ganze Vaterland vertrauensvoll auf euch. Gott der Herr wird mit unsrer gerechten Sache seilt."
Napoleon Iii. hatte einige Tage nach der Kriegserklärung die Sitzungen des gesetzgebenden Körpers geschlossen und in einer die Wahrheit stark entstellenden Proclamation an das französische Volk versucht, Preußen als die Macht anzuklagen, welche überall Mißtrauen erweckt, überall zu übertriebenen Rüstungen genöthigt und
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404
Neueste Geschichte. 3. Periode.
legt. Es wurden glänzende Reden für den Glaubenssatz, nicht minder glänzende und kraftvolle dagegen gesprochn. Zwei Monate lang dauerten diese Verhandlungen; Prozessionen wurden gehalten, besondre Andachten vorgeschrieben, alles um auf den letzten Entschluß einzuwirken. Kein' Bischof durfte trotz der drückenden Hitze des Sommers, die vielen Concilsmitgliedern ungewohnt und nachtheilig war, Rom verlassen. Am 13. Juli geschah die Abstimmung. Von den 601 anwesenden Mitgliedern stimmten 451 für die Jn-fallibilität des Papstes, 62 bedingungsweise dafür, 88 dagegen; 70 Mitglieder waren nicht anwesend. Noch einmal versuchte es die Opposition, den Papst umzustimmen. Sechs Bischöfe erschienen am 17. Juli im Vatican, an ihrer Spitze der Erzbischof Darboy von Paris, und drangen mit Bitten und Flehen in Pius Ix., die Verkündigung des Dogmas aufzuschieben und der schwer gefährdeten Kirche den Frieden zurückzugeben. Erzbischof Ketteler von Mainz warf sich dem heiligen Vater, um Nachgiebigkeit flehend, zu Füßen. Ob auch Pius Ix. erschüttert sein mochte, war es doch wohl nicht mehr möglich, das Werk im letzten Augenblicke aufzuhalten. Die Oppositionsmitglieder verließen nun Rom, weil es ihre Pietät ihnen nicht gestattete, öffentlich und vor dem Papste selbst mit Nein! zu stimmen. Die Verkündigung des Dogmas fand am 18. Juli statt. Nur zwei Bischöfe, ein italienischer und ein amerikanischer, stimmten auch hier noch dagegen. Der Papst, in rothem, reich mit Gold gestickten Mantel und goldener spitzer Mütze, saß fast bewegungslos auf seinem Throne in der Mitte des amphitheatralisch ausgebauten Halbkreises der Bischöfe und Cardinäle. Ein schweres Gewitter rollte mit seinen Donnerschlägen während der Abstimmung über die Peterskirche hin. Immer dunkler wurde es in dem Sitzungssaale, und als der Papst sich erhob, um die Worte des Dogmas zu verlesen, mußte ihm eine Kerze vorgehalten werden. Er schloß mit einer kurzen Rede; ein gewaltiger Regenguß trieb die stolze Versammlung bei dem Verlassen des Domes in haltloser Verwirrung auseinander. Das Concil wurde bis zum November vertagt.
Es ist nicht wieder zusammengetreten. Zu der angegebenen Zeit war der Kirchenstaat bereits dem Königreich Italien einverleibt, und der weltlichen Herrschaft des Papstes, in dem Augenblicke, wo Dünkel und Herrschsucht ihn über die Schranken der Menschheit erheben wollten, ein Ende gemacht worden. Schon in der Stunde der Verkündigung des neuen Dogmas gingen äugst-
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Extrahierte Personennamen: Darboy Ketteler
Extrahierte Ortsnamen: Rom Paris Mainz Rom Italien
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Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland.
dasselbe von dir!" Konrad der Jüngere versprach dies und beide umarmten sich vor der ganzen Versammlung. Der Erzbischof (Aribo) von Mainz gab zuerst seine Stimme und wählte — den Keltern. Die andern Geistlichen folgten fast ohne Ausnahme. Unter den Fürsten stimmte Konrad der Jüngere zuerst; er rief laut den Namen seines Vetters aus und die übrigen Fürsten stimmten ihm bei. Nur zwei (der Erzbischof von Cöln und der Herzog von Lothringen) verließen unwillig die Versammlung. Da eilte ihnen Konrad der Jüngere nach und ließ nicht eher mit Bitten ab, bis sie zurückkehrten und beistimmten.
Konrad Ii. oder der Salier (1024—10*39) — weil er Herzog der salischen Franken gewesen war — war einer der vorzüglichsten Kaiser, tapfer, entschlossen und besonnen, gütig und leutselig gegen die Gutgesinnten, aber streng und ernst gegen die Unruhestifter. Sein Kaplan Wippo sagt von ihm: „Es klingt
wie Schmeichelei, wenn man erzählen will, wie großmüthig, wie fest, wie furchtlos, wie ernst er gegen die Bösen, wie gütig gegen die Feinde, wie unermüdet und emsig in Geschäften er gewesen ist, wenn die Wohlfahrt des Reichs es verlangte." Als er in Mainz zur Krönung nach der Kirche zog, wurde er von drei Menschen aufgehalten, welche Bitten anzubringen hatten, einer Wittwe, einer Waise und einem Bauer. Die Bischöfe wollten sie entfernen und erinnerten, daß man bereits mit dem Gottesdienste aus ihn warte. „Nein!" sprach er, „es ist besser, selbst seine Pflicht zu thun, als von andern zu hören, daß man sie thun soll; denn ihr selbst habt mir oft genug gesagt, daß nicht die Hörer, sondern die Thäter des Worts vor Gott etwas gellen." Er hörte die Bittenden ruhig an, und nun erst schritt er zur Kirche. Von seiner Frau Gisela sollte er sich scheiden, da er im fünften Grade mit ihr verwandt war, oder der Krone entsagen, so wollten es die Bischöfe. Er aber erklärte, lieber die Krone fahren lassen zu wollen, als sein geliebtes Weib, und so gaben denn die Geistlichen nach. Damals gab es ein Königreich Burgund oder Arelat. Es umfaßte das südöstliche Frankreich und die westliche Schweiz, also das ganze Stromgebiet der Rhone und der Saone. Der König desselben, Rudolph, hatte keine Kinder und hatte schon Heinrich Ii. versprochen, daß das Land nach seinem Tode an Deutschland fallen sollte. Dies Versprechen wurde nun dem Konrad erneuert, und als Rudolph 1032 starb, nahm Konrad Besitz von Burgund. Dagegen überließ er dem Könige Knut von Däne-
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Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge.
Ausbildung. Städte waren schon früher in Deutschland entstanden und vorzüglich durch Heinrich den Vogler vermehrt worden. Aber die Bewohner waren nicht viel besser als Knechte. Die großen Vorrechte und Freiheiten der Bürgerschaften schreiben sich erst aus den Zeiten der Kreuzzüge her. Vor denselben wurden die Städte durch die kleinen Fürsten und den Adel überhaupt niedergedrückt. Nun gingen die meisten derselben und gerade die wildesten nach dem heiligen Lande und ließen über die Städte Beamte zurück, die aber nicht so viel Ansehen hatten wie sie. Von ihnen ließen sich die Städter nicht so viel gefallen wie von ihren Herren und ertrotzten sich viele Freiheiten. Dieser Freiheitssinn aber entstand besonders aus dem größern Reichthnme, den die Städte durch
3) den lebhaften Handel gewannen, der durch die Kreuzzüge erst recht belebt wurde. Nirgends blühte der Seehandel mehr, als in den italienischen Seestädten, unter denen sich wieder Venedig, Genua, Pisa und Amalsi hervorthaten. Da nun damals die griechischen Kaiser in großer Sorge waren, daß die Kreuzfahrer, besonders aber die Nor-männer, ihnen das Land wegnähmen, so suchten sie die Freundschaft der italienischen Handelsstädte, besonders der Venetianer, und verliehen ihnen ungemeine Freiheiten. Zwar fühlten die Kaiser wohl dann und wann, daß sie ihnen zu viel eingeräumt hätten, und wollten ihnen die ertheilten Vorrechte beschränken; aber dazu waren die Venetianer schon zu mächtig geworden und ließen sie gleich fühlen, daß sie die Stärkern waren. Die Genueser und Pisaner wurden zwar auch von den Griechen begünstigt, aber die Venetianer behielten doch eine Zeitlang das Uebergewicht. Eben solche Freiheiten erhielten die Venetianer in den von den Kreuzfahrern eroberten Ländern in Asien, so daß jene Zeit für sie eine recht eigentlich goldene war. Ihre Handelsschiffe bedeckten alle Theile des mittelländischen Meeres, und indem sie für schweres Geld Pilgrime von Frankreich und Italien nach Palästina übersetzten und dafür die Produkte Asiens zurückführten, verdienten sie ansehnliche Summen. Um nun den Handel mit dem Morgenlande bequemer treiben zu können, legten sie bei Constantinopel, auf Candia, Corfu, Morea und an andern Küsten Colonien an; sie befuhren das schwarze Meer, erbauten eine Stadt an der Mündung des Don, das jetzige Asow, und holten von hier die Waaren, die dahin aus dem mittleren Asien auf Kameelen gebracht
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Kirchenversammlung in Lyon.
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eine seiner Kronen heraus, setzte sie auf sein Haupt und rief, mit drohendem Blicke sich emporhebend: „Nein! noch ist sie nicht verloren, meine Krone! Weder der Papst noch das Concilium haben sie mir geraubt, und ehe ich sie hingebe, müssen noch Ströme von Blut fließen!" — Diesen kräftigen Mannessinn zeigte auch Friedrich wirklich. Zwar ruhte der Papst nicht eher, bis er einen Gegenkaiser in Deutschland aufgestellt hatte. Heinrich Raspe (1246 bis 47) hieß er und war Landgraf von Thüringen, ein redlicher Mann, aber nicht dazu gemacht, sich gegen einen so thätigen Mann, wie Friedrich war, zu behaupten. Die meisten deutschen Städte blieben dem rechtmäßigen Kaiser getreu; nur die Bischöfe schlugen sich auf Heinrichs Seite — darum wurde er Pfaffenkönig genannt — und schon nach neun Monaten starb er auf seinem Schlosse Wartburg bei Eisenach. Das war freilich für Friedrich einiger Trost; aber es häuften sich jetzt Schlag auf Schlag so viele Unglücksfälle, daß sein königlicher Sinn zuletzt ganz niedergebeugt wurde. Seine Feinde wählten an .Raspe's Stelle einen neuen Gegenkaiser, Wilhelmvon Holland, einen unbedeutenden Mann, der sich aber doch von 1247—56 behauptet hat. Aber am meisten schmerzte den Kaiser die entdeckte Untreue seines treuesten Freundes und Rathgebers, Peter de Bin eis, auf dessen Treue er Schlösser gebaut hätte. Dieser Mann war von ganz armen Aeltern geboren, so arm, daß er sich auf der hohen Schule durch Almosen das Leben erhalten mußte. Durch Zufall lernte ihn der Kaiser kennen, entdeckte seine außerordentlichen Talente und behielt ihn bei sich. Von nun an war Peter in allen Dingen des Kaisers wichtigster Rathgeber; zu den bedeutendsten Gesandtschaften wurde er gebraucht, und in des Freundes Schooß schüttete Friedrich alle Kümmernisse ans, die sein Herz so oft beunruhigten. Dennoch war es der Verführung des Papstes gelungen, dieses Mannes Herz dem Kaiser zu entfremden und so zu umstricken, daß er versprach, seinen Herrn zu vergiften. Schon auf der Versammlung in Lyon, wohin ihn Friedrich mit Taddeo von Sueffa geschickt, hatte er zu Aller Erstaunen geschwiegen und sich seines Herrn nicht angenommen. Jetzt lag Friedrich, von Kummer beladen, auf dem Krankenlager. Da traten Peter de Vineis und der gleichfalls bestochene Arzt herein, und dieser reichte dem Kaiser einen Gifttrank. Friedrich war entweder schon gewarnt, oder die verlegene Miene des Arztes machte ihn aufmerksam. „Ich will nicht glauben," sagte er, als er die Schale an die Lippe setzte, „daß ihr mir Gift geben wollt!"
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Extrahierte Ortsnamen: Lyon Deutschland Wartburg Eisenach Wilhelmvon_Holland Lyon
62 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland.
gab man ihm einen Helm, einen Schild und eine Lanze, und führte ihm ein Pferd vor, das er fröhlich umhertummelte.
Familiennamen hatte man anfangs noch nicht. Ein Jeder führte einen Taufnamen: Peter, Otto, Friedrich, Lothar u. s. w. Der Zuname richtete sich nach feinen Verhältnissen. War er ein Edelmann, so nannte er sich nach seinem Schlosse. Hieß dieses z. B. Falkenburg und der Ritter Hugo, so wurde er Hugo von Falkenburg genannt. So sind viele Namen unserer adeligen Familien entstanden, nur daß jetzt säst gar keine mehr das Stammschloß besitzt, welches ihr den Namen gegeben hat. Mit den Bürgern hatte es eine ähnliche Bewandtniß. Da diese aber kein Schloß hatten, so erhielten sie ihre Namen entweder von ihrer Beschäftigung (z. B. Müller, Bäcker, Kretschmer, Gärtner, Schneider, Schuster, Krüger), oder von gewissen Eigenthümlichkeiten (z. B. Breitkops, Spitznas, Breitenbauch, Groß, Klein, Klug, Kurz u. s. w.). Diese Namen bezogen sich zwar anfangs nur auf Den, welcher sie bekommen hatte, wurden aber nach und nach Familiennamen.
Die feierlichen Waffenspiele der Ritter nannte man Turniere. Vermuthlich sind sie in Frankreich entstanden. In Deutschland soll Heinrich der Vogler sie zuerst eingeführt haben; doch ist nicht gewiß, ob die Waffenübungen, die er anordnete, wirklich Turniere waren. Die dabei stattfindenden Gebräuche und Gesetze sind nicht immer dieselben gewesen; gewöhnlich hatten sie folgenden Verlauf. Wenn ein Fürst oder sonst ein Vornehmer ein Turnier geben wollte, so schickte er lange vorher Einladungen an benachbarte Fürsten umher und ließ durch Herolde im ganzen Lande, zuweilen selbst im Auslande das Turnier ankündigen und den Tag bestimmen. Dann fanden sich zur bestimmten Zeit viele Ritter ein, alle herrlich gerüstet, gepanzert vom Kopf bis auf die Füße; selbst die Pferde waren mit eisernen Blechen bedeckt und mit köstlichen Decken und andern Zierrathen behängt. Auf dem Schilde hatte jeder ein Abzeichen, welches er immer führte, und welches alle, die zu seiner Familie gehörten, beibehielten, einen Löwen, Elephanten, Adler, Steinbock, ein Pferd, einen Engel u. dgl. Daraus sind die Wappen entstanden. Da aber viele Familien Seitenlinien hatten, so hatte jede noch ein besonderes, sie bezeichnendes Kleinod auf dem Helme: einen Adlerflügel, ein Paar Ochsenhörner, einen Pferdekopf u. s. w., Alles von Erz. Am Tage vorher mußte jeder seinen Namen bei den Wappenrittern angeben, und wenn er nicht eine fürstliche Person oder sonst schon ein bekannter Ritter war, seinen Adel beweisen;
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Falkenburg Frankreich Deutschland
Letzte Kreuzzüge.
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armseliges Pilgerkleid. Schon in den ersten Tagen der Reise kam er in Gefahr, erkannt zu werden. So kam er nach dem Dorfe Erdberg bei Wien, wo er sich nur ein paar Tage ausruhen wollte. Aber auch hier war er unbesonnen. Er ließ nämlich viel Geld sehen und wendete so viel auf, daß die Leute stutzig wurden, daß ein armer Pilger so viel auszugeben hätte. Das erfuhr Leopold und ließ ihn beobachten. Als Richard das merkte, wurde ihm bange, und um nicht erkannt zu werden, flüchtete er sich in ein anderes Wirthshaus, und als man ihm auch dahin folgte, stellte er sich an den Bratspieß in der Küche. Aber unklugerweise behielt er an der Hand, mit welcher er den Spieß drehte, einen kostbaren Ring stecken, und um sein Unglück voll zu machen, trat eben ein Diener des Herzogs ein, der ihn in Palästina gesehen hatte und sogleich wieder erkannte. Er wurde gezwungen, sich gefangen zu geben; man brachte ihn zu Leopold. Dieser ließ ihn sogleich auf der Burg Dürenstein an der Donau einschließen, und Niemand wußte, wo Richard geblieben war. Als die Nachricht nach England kam, daß er gefangen wäre, entschloß sich ein Edelmann aus Artois, Namens Blondel, seinen Gebieter aufzusuchen und so lange alle Länder zu durchziehen, bis er ihn gefunden hätte. Endlich kam er zufällig auf eine Burg im Oestreichischen, und als er da übernachtet hatte, fragte er: „Schöne Wirthin, sind Gefangene dort im Thurme?" — „Ach ja!" war die Antwort, „seit einiger Zeit sitzt dort ein Gefangener." — Blondel dachte gleich: „Das könnte wohl mein guter Herr sein!" und bat um die Erlaubniß, einige Zeit da bleiben zu dürfen. Der Kastellan erlaubte es ihm; aber vergebens bemühte sich Blondel, den Gefangenen zu Gesicht zu bekommen, so oft er auch unter dem Fenster des Thurms auf feiner Either spielte. Endlich sah ihn der gefangene König und glaubte seinen treuen Diener zu erkennen. Um ihm ein Zeichen zu geben, sang er ein Lied, das sie beide einst in glücklichern Tagen gedichtet hatten. Kaum hatte er die erste Strophe geendigt, so griff Blondel in die Saiten und sang die zweite Strophe. Der Gesuchte war also gefunden. Schnell reiste Blondel nach England zurück und verkündete hier und überall, wo Richard eingesperrt sei. Leopold, dadurch erschreckt, wagte nicht, ihn länger zu behalten, und da auch der deutsche Kaiser, Heinrich Vi., Richards Auslieferung verlangte, so übergab Herzog Leopold seinen Gefangenen dem Kaiser, welcher nun den König auf der Burg Trifels in Rheinbaiern in Verwahrung nahm. Erst nach einer dreizehn-
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Leopold Leopold Namens_Blondel Blondel Blondel Blondel Blondel Leopold Leopold Heinrich_Vi Heinrich Richards Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Dorfe_Erdberg Wien Palästina Burg_Dürenstein Donau England England Burg_Trifels Rheinbaiern