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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 50

1888 - Habelschwerdt : Franke
50___________ 362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden. 4. Folgen des Krieges. a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten; b) alle griechischen Staaten sind geschwächt; c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland. Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier, 362-338. 1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang. 2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen. 3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 206

1888 - Habelschwerdt : Franke
206 nahm einen glücklichen Zug gegen ihn, eroberte Tunis und befreite viele Christensklaven. b) Zug nach Algier, 1541. Nicht so glücklich mar der Zug gegen die Seeräuber in Algier. Die kaiserliche Flotte wurde zerstreut. 6. Krieg gegen die Türken. Sultan Soliman Ii., „der Prächtige," 1519 1566, ist der letzte von den 12 gewaltigen Kriegssürsten, die seit dem Jahre 1300 den Thron der Osmanen inn'e hatten und ihre Herrschaft weit ausgebreitet haben. Sein Plan ging aus die Unterwerfung des Abendlandes; darum machte er einen Angriff auf Ungarn, des natürlichen Mittelgliedes zwischen dem Osten und Westen. Nachdem Soliman das wichtige Belgrad, „das eine Auge der Christenheit," 1521 genommen, entriß er den Johannitern nach heldenhafter Verteidigung auch das andere, Rhodus. (Die Johanniter verlegten ihren Sitz nach Malta.) Im Jahre 1526 besiegte er den jungen König Ludwig Ii. von Ungarn in der Schlacht bei Mohacz, in der letzterer fiel, und begünstigte nun den Woywoden Johann Zapolya, den der lutherische Adel Ungarns dem Schwager und Nachfolger Ludwigs, Ferdinand von Österreich, gegenüber als Kronprätendenten aufgestellt hatte. Jedoch vergebens belagerte der Sultan Sbiert (1529). Als der Kaiser in dem Nürnberger Religionsfrieden die Unterstützung durch die Protestanten gewonnen hatte, wurde Soliman bei Graz zurückgeschlagen. Doch mußte es Karl erleben, daß 1541 ein türkischer Pascha seinen bleibenden Sitz in Ösen ausschlug. 3. |>ie Entwickelung der Hleformaliou öis zum Ueichs-lage zu Würnöerg, 1532. Karl V. hatte während feiner Abwesenheit die Regierung dem Reichsregimente übergeben, an dessen Spitze der Kurfürst von Sachsen stand, welcher der Reformation günstig gesinnt war. Daher schritt dieselbe weiter fort. A. Die Anhänger Luthers. Unter ihnen traten vier Gruppen hervor: a) Die Humanisten. Da der jüngere Humanismus schon eine kirchenfeindliche Richtung eingeschlagen hatte, so schlossen sich seine Vertreter der reformatorifchen Bewegung an. Philipp Melanchthon (Schwarzerd), geb. 1497, gest. 1560, ein Großneffe Renchlins, war bereits Luthers Begleiter bei der Leipziger Disputation gewesen. Er war Professor in Wittenberg, unterstützte Luther, indem er dessen Lehrbegriff in ein System brachte, und organisierte später das sächsische Schulwesen auf reforma-torischer Grundlage. Karlstadt stellte sich in Wittenberg an die Spitze einer fanatischen Schar, die mit Gewalt alles, was an den katholischen Gottesdienst erinnerte, aus den Kirchen ent-

3. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

4. Theil 3 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. 87. Fortgang der Reformation. — Ungarische und türkische Verhältnisse. — Luthers Tod, 1546. Dadurch wurde die Reformation unstreitig sehr begünstigt, daß Kaiser Karl V. sich nur selten einmal in Deutschland sehen ließ, und daß ihn überhaupt viele andere Dinge beschäftigten, die ihm weit mehr am Herzen lagen, als die religiösen Zänkereien der Deutschen. Seitdem er mit Franz I. von Frankreich, einem jungen ritterlichen Könige, zugleich auf der Wahl gewesen war, hatte eine unvertilgbare Feindschaft zwischen beiden Fürsten gewaltet. Franz konnte es Karin nie vergeben, daß dieser ihm vorgezogen war; auch stritten sie über den Besitz von Mailand; und so haben beide vier erbitterte Kriege gegeneinander geführt. Diese und andere Kriege hielten Karin viel aus Deutschland entfernt, und nie hat daher dieser sonst so große Kaiser den Charakter der Deutschen recht kennen gelernt. Nur wenn einmal der Streit in Deutschland zu arg wurde oder er Geld brauchte, schrieb er einen Reichstag ans. So ließ er 1529 einen Reichstag in Speier halten, wo gleich wieder der Religionsstreit zwischen Katholiken und Evangelischen vorgenommen wurde. Nach langem Hin- und Widerreden bewilligten die Katholischen, daß die Evangelischen nur unter der Bedingung fürs erste freie Religionsübung behalten sollten, daß sie die Messe beibehielten und überhaupt alle Neuerungen unterließen. Das wollten sich aber die Evangelischen nicht gefallen lassen und reichten dagegen eine Protestation eim Das ist es, wovon sie den Namen Protestanten erhielten. Nicht allein die Religionsstreitigkeiten beunruhigten damals Deutschland. Die Türken begnügten sich nicht mit dem Besitze des griechischen Kaiserthums, sondern suchten weiter nach Westen vorzudringen und setzten ganz Europa in Schrecken, besonders seitdem 1520 ein sehr kriegerischer und kräftiger Sultan, Sulei-man Ii. der Prächtige, den Thron bestiegen hatte. Zuerst warf er sich auf die Insel Rhodus, die damals (1522) der Sitz des Johanniter - Ritterordens war. Großmeister desselben war der alte Philipp Villiers de l'jsle Adam, einer der wüthigsten Männer, welche die Geschichte kennt. Obgleich auf seine Bitte um Hülfe keiner der abendländischen Fürsten ihm Unterstützung schickte, war er doch entschlossen, mit seinen 600 Rittern und 6000 andern Kriegern den Angriff auszuhalten. Es landeten 200,000

5. Theil 2 - S. 29

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl der Große. 29 „wenn Mehrere mit ihm kommen?" — „Du wirst ja sehen, wie er kommt," antwortete Otker; „was aus uns werden soll, weiß ich nicht." Kaum hatten sie ausgeredet, als sich ein neuer Haufe rührig und behend — vermuthlich die Leibwache — zeigte. „Aber das ist er gewiß?" fragte Desiderius erschrocken. „Immer noch nicht!" war die Antwort. Jetzt zogen die Bischöfe und Aebte, die ganze Geistlichkeit mit Kaplanen und Dienern heran; bei ihrem Anblicke sprach Desiderius mit bebender Stimme: „Laß uns hinabsteigen und uns unter der Eche verbergen vor dem wüthenden Antlitze eines so grimmigen Feindes." Daraus sprach Otker: „Wenn du eine Saat auf dem Felde wirst starren und einen eisernen Po und Tessino (zwei Flüsse, die sich nicht weit von Pavia vereinigen) die Mauern der Stadt mit schwarzen Fluthen wirst überschwemmen sehen, dann fürchte, daß Karl komme!" — Und kaum hatte er ausgesprochen, als sich von Abend her wie eine düstere Wolke zeigte, die den hellen Tag verdunkelte. Wie sie näher heranzog, erblickte man den eisernen Karl im eisernen bebuschten Helme, in eisernen Schienen an den Armen, im eisernen Panzer um die eherne Brust und die gewaltigen Schultern, mit einem eisernen hoch aufgehobenen Spieß in der Linken, den unbezwungenen Stahl in seiner Rechten schwingend. So sah man auch am Schilde nichts als Eisen, und selbst sein Roß war wie von Eisen an Muih und Farbe. Fast sein ganzes Heer war gleichmäßig gerüstet, so daß das Feld und die Straße mit Eisen wie bedeckt war und die Schwerter in der Sonne blitzten. „Da ist er," rief Otker aus, „den du zu sehen begehrt hast!" und stürzte fast sinnlos zu Boden, denn er fürchtete Karls Rache. Karl ließ Destders Hauptstadt Pavia einschließen und reiste selbst nach Rom, um hier das. Osterfest zu feiern. Vor den Thoren der alten Kaiserstadt empfingen ihn jauchzend und lobsingend alle Schulen mit ihren Lehrern und Knaben, mit Palm- und Oel-zweigen in den Händen. Als Karl das vorgetragene Kreuz erblickte, sprang er mit seinem ganzen Gefolge vom Pferde und ging zu Fuß nach der Peterskirche, an deren Thüre ihn der Papst und das römische Volk erwartete. Der fromme König küßte jede Stufe, die hinaufführte, umarmte den heiligen Vater, der ihn unter der Kirchenhalle, umgeben von feiner ganzen Geistlichkeit, würdevoll empfing, und als beide in das Kirchengewölbe traten, rief das Chor und altes Volk stimmte ein: „Gebenedeiet ist, der da kommt im Namen des Herrn!" — Indessen ergab sich Pavia nach 10

6. Theil 2 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. sie hineinstürzten, quoll ihnen schon das Blut entgegen, das die noch Lebenden ihren unmenschlichen Verfolgern entgegenschleuderten. Das vermag der Mensch in der Verzweiflung! — Aber die schändlichen Kreuzfahrer entgingen auch ihrer Strafe nicht. Die Ungern erschlugen die meisten; die andern kamen vor Hunger und Elend um. Was machte aber Peter indessen? Zwar hatte ihm Alexius erlaubt, bei Constantinopel Gottfrieds Ankunft zu erwarten; aber seine Schaar beging so vielen Unfug auf dem platten Lande um die Stadt herum, daß Alexius eilig eine Menge Fahrzeuge zusammenbrachte und das Gesindel nach Klein-Asien übersetzen ließ. Hier traf sie die Strafe für ihre Greuelthaten. Sie wagten sich zu weit vor in die Bergschluchten, an denen Klein-Asien so reich ist, fielen hier den lauernden Seldschuckeu in die Hänbe und würden bis auf 3000 niebergemetzelt. Walther Habenichts war unter den Tobten; er war, tapfer fechtenb, gefallen. Peter entrann mit dem kläglichen Ueberreste zurück nach Constantinopel. Dagegen benahm sich das Hauptheer, das aus dem Kerne der französischen Ritterschaft bestanb, ganz anders. Am 15. August (1096) war es, hauptsächlich unter Gottfrieds von Bouillon Leitung, aufgebrochen. Dieser Gottfried war ein Mann, der untei seinen Zeitgenossen auf eine recht ausgezeichnete Weise sich hervorthat. Damals war er erst 35 Jahre alt, galt aber für den tapfersten Ritter seiner Zeit, war dabei gelassen und bescheiden und von einer nngehenchelten Frömmigkeit. Von seiner Stärke und Tapferkeit wußte man sich viel Geschichten zu erzählen. Hier nur nur eine bavon: Als er 15 Jahre alt war, wollte ihm ein Ver-wanbter seine Güter streitig machen. Es kam zur Klage und die Richter verlangten, daß das Gottesurtheil eutscheibeu sollte. Beibe sollten miteinanber kämpfen, und erschienen auch ganz bepanzert, jeder mit Schild und Schwert bewaffnet. Der Kaiser Heinrich Iv. war selbst zugegen. Da führte Gottsrieb einen so kräftigen Hieb auf seinen Feind, daß er ihn gespalten, wenn dieser nicht geschwinb den Schilb vorgehalten hätte. An biesem zersprang sein Schwert bis nahe am Hefte, und schon gaben, alle die Sache Gottsriebs verloren; nur er nicht. Rasch fiel er seinen Gegner mit dem Stummel von Schwert an und versetzte ihm bamit einen solchen * Hieb an die Schläfe, daß er taumelnd und sinnlos zu Boden stürzte. Aber sogleich war auch Gottfrieds Feindschaft verschwunden; er sprang schnell zu, leistete dem Ueberwuudeuen die nöthige Hülfe und ruhte nicht eher, bis er ihn unter guter Pflege sah.

7. Theil 2 - S. 132

1880 - Stuttgart : Heitz
132 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. selten vertragen können, und das zeigte sich auch hier bald. Wo sie schon nnterwezs zusammenkamen, entstanden Streitigkeiten, und als sie endlich an der Küste von Palästina ans Land stiegen und die Seestadt Acre (jetzt St. Jean d'acre) dort belagerten, fing der Unfriede erst recht an. Denn Richard verrichtete so tapfere Thaten, daß er den Namen Löwenherz erhielt. Darüber aber ärgerten sich Philipp August und seine Franzosen so, daß sie ihm alle nur mögliche Schwierigkeiten in den Weg legten. Endlich wurde zwar Acre erobert, aber Philipp August, der Mühseligkeiten müde, schiffte nach Frankreich zurück, und während der edle Richard sür die Eroberung des heiligen Grabes sich abmühte, verband sich jener mit dem schlechtdenkenden Bruder Richards, Johann ohne Land, der seinen Bruder vom Throne stoßen wollte. Das zwang den Richard, auch wieder nach Europa zurückzugehen, nachdem er ijoch unglaubliche Thaten verrichtet hatte;*) aber es war ihm hier eine harte Prüfung aufbewahrt. Bei der Eroberung jener Seestadt nämlich hatte er sich mit dem Herzoge Leopold von Oestreich sehr verzürnt. Dieser hatte seine Fahne auf einem Thurme, den er erobert, aufgepflanzt; Richard aber wollte es nicht dulden, weil Leopold ihm nicht ebenbürtig war, und ließ, unbesonnen genug, die Fahne herunterreißen und in den Graben werfen. Da schwur Leopold Rache und verließ augenblicklich das Heer. Richard mußte für seinen Stolz schwer büßen. Als er auf dem mittelländischen Meere fuhr, erhob sich ein Sturm und trieb ihn ins adriatische Meer hinein, wo sein Schiff scheiterte, und er sich genöthigt sah, zu Lande weiter zu reisen. Er mußte gerade durch das Land seines Todfeindes, durch Oestreich; doch hoffte er, daß ihn keiner erkennen werde. Er warf seine Rüstung ab und hüllte sich in ein *) In einer Reiterschlacht hieb er einem Emir, der ihn zum Kampfe forderte, auf einen Hieb den Kopf, die rechte Schulter und den rechten Arm ab, und erregte solchen Schrecken unter den Feinden, daß sich ihre Haare auf der Stirne sträubten. Mehrere seiner Gefährten waren in das dicke Gedränge der Feinde gerathen; er aber arbeitete sich bis zu ihnen hindurch, warf die Feinde auseinander und befreite sie. Endlich stürzte er sich ganz allein in das feindliche Gewühl, und die Seinigen gaben ihn schon verloren, da sie nichts mehr von ihm sahen, und schon glaubten sie ihn todt; da kehrte er plötzlich mit blutigem Schwerte zurück, und sein Roß war mit Staub und Blut bedeckt, sein Panzer aber starrte von Pfeilen, wie ein mit Nadeln bestecktes Kissen. Einer der Emire selbst sagte von ihm zu Saladin: „Niemand kann die Streiche abhalten,- die er führt; sein Ungestüm ist schrecklich, das Zusammentreffen mit ihm tödtlich und seine Thaten übersteigen die menschliche Natur."

8. Theil 2 - S. 121

1880 - Stuttgart : Heitz
Georg mit seinen himmlischen Hausen! Der Herr selbst kämpft für sein Volk! Auf! verdoppelt euern Muth, meine Brüder!" — Sogleich wendeten Tausende von Augen sich herum und wirklich, sie sahen eine erlesene Ritterschaar in weißer, hellstrahlender Rüstung-, geführt von drei schöngewachsenen Rittern, langsam und prächtig von der Höhe des nahen Gebirges herabziehen. Vermuthlich war es ein Haufen, den Gottfried in den Rücken des Feindes geschickt hatte. Alle hielten die weißen Ritter für eine himmlische Schaar, die ihnen zu Hülfe eile. „Gott will es haben! Gott will es haben!" schrieen Tausende von Kehlen, und nun war kein Haltens mehr. In wilder Begeisterung warfen und mähten sie alles vor sich nieder und der Sieg war gewonnen. In eiliger Flucht stoben die Feinde auseinander, wurden zu Tausenden erschlagen, und das ganze Lager mit ungeheuern Schätzen fiel in der Kreuzfahrer Hände, die nun, statt Gott für den erwiesenen Beistand durch Menschlichkeit zu danken, alle Greuel an den Gefangenen und Verwundeten ausließen, ja selbst die armen im Lager zurückgelassenen Säuglinge von den Pferden gefühllos zertreten ließen. Welch ein Ungeheuer kann doch der Mensch durch Leidenschaft werden! Die Begeisterung, welche die heilige Lanze erregt hatte, verlor sich bald wieder und es fehlte nicht an Leuten (namentlich Bischof Ademar), welche ganz laut sagten, die ganze Sache wäre eine Täuschung, die Peter Barthelemy und Graf Raimund von Toulouse verabredet hätten, und' da Barthelemy widersprach, so forderte man ihn auf, sich der Feuerprobe zu unterwerfen. Dazu war er auch gleich.bereit. Es wurden zwei große Feuer nahe beieinander angemacht und Peter, im bloßen Hemde, barfuß und die Lanze in der Hand, sprang mitten hindurch. Aber — er hatte sich die Füße und den Leib so verbrannt, daß er nach Hause getragen werden mußte, und nach zwölf Tagen war er todt.*) *) Das Gottesgericht und Peters Ausgang. Am Nachmittage des stillen Freitags, zu welchem Peter durch Fasten sich vorbereitete, wurden zwei Scheiterhaufen von Oelbäumen, vierzehn Fuß hoch und durch einen Zwischenraum von einem Fuße getrennt, erbaut. Um diese Scheiterhaufen schloß das Heer der Wallbrüder, vierzigtausend Bewaffnete an der Zahl, einen Kreis, in welchem alle Geistliche sich befanden, mit entblößten Füßen und in priesterlicher Kleidung. Als das Feuer so heftig brannte, daß die Flamme bis 30 Fuß in die Luft sich erhob und Niemand sich derselben zu nähern vermochte, trat ein Priester auf und rief die Worte: „Wenn wirklich der allmächtige Gott mit diesem Manne von Ange-

9. Theil 2 - S. 123

1880 - Stuttgart : Heitz
Erster Kreuzzug. Eroberung von Jerusalem. 123 doppelte, hohe und starke Mauer und 60,000 wehrhafte Vertheidiger ; die Kreuzfahrer selbst aber waren nicht stärker, so sehr war das ungeheure Heer zusammengeschmolzen, und von den 100,000 Pferden, die beim Eintritte in Klein-Asien noch gezählt wurden, waren jetzt nur 1500 übrig! — Die Ungeduld der Kreuzfahrer war so groß, daß sie ohne Belagerungsmaschinen schon am fünften Tage gegen die Mauer anliefen; natürlich wurden sie mit blutigen Köpfen abgewiesen. Nun aber zerstreute sich das Heer. Alle, jung und alt, fällten Baumstämme, schleppten sie aus weiter Ferne herbei und halsen Kriegsmaschinen bauen. Bald erhoben sich auch zwei hohe hölzerne Thürme, die durch Räder fortbewegt werden konnten und aus drei Stockwerken bestanden, von deren mittlerm eine Fallbrücke nach der Stadtmauer hinübergeworfen werden konnte. Endlich war alles zum Sturme bereit. Da wurde dem ganzen Heere ein allgemeiner Bußtag angesagt. Nachdem sich alle mit ihren Widersachern versöhnt hatten, zogen sie in feierlicher Procession, die Geistlichen mit dem Kreuze voran, rings um die Stadt herum, unter feierlichen Gesängen, und flehten den Allmächtigen um Beistand an. Aber auf den Mauern standen die Sarazenen und verspotteten die heiligen Gebräuche. Sie äfften die Geberden der Umgehenden nach und warfen Pfeile und Steine in die Reihen der Andächtigen. Nichts empört unser Gemüth so tief, als wenn unsere Religion verspottet wird. Daher entbrannten die Herzen der Kreuzfahrer vor Wuth gegen die nichtswürdigen Türken und waren nun des Beistands des Himmels gewiß. Die Nacht wurde unter Gebeten und Beichten hingebracht und am andern Morgen, den 14. Juli 1099, begann der Sturm. Daß die Kreuzfahrer mit wüthendem Grimme angelaufen sind, versteht sich von selbst; aber alle Tapferkeit half nichts Legen die verzweifelte Gegenwehr der Belagerten. Diese schleuderten Pfeile, Steinmassen, Balken, ja siedendes Pech auf die Köpfe der Anrennenden herab, und als der Abend hereinbrach, mußten sich diese zurückziehen. Am folgenden Tage wurde der Angriff mit verstärkter Wuth erneuert. Aber alles vergebens. In Strömen rinnt der Schweiß von den erschöpften Kreuzfahrern; vor Mattigkeit sinken ihnen die Kniee zusammen und auch dem Tapfersten fällt der Muth. Schon durchläuft ein Gemurmel die Glieder, daß hier alle Anstrengung vergebens und nur in der Flucht Rettung zu suchen sei. Da erscheint plötzlich aus der Spitze des Oelbergs ein gewappneter herrlicher Ritter in weißstrahlender Rüstung. Den glänzenden Schild streckt er aus über

10. Theil 2 - S. 125

1880 - Stuttgart : Heitz
Johanniter. Tempelherren. 125 tief)er, als Peter der Einsiedler, der nun sein Werk herrlich gekrönt sah. Welches Entzücken mochte sein Herz durchbeben, als die dort wohnenden Christen ihm die Hände drückten und ihm einmal über das andere ihren Erretter nannten! Wer sollte aber das neue Reich beherrschen? Keiner war wohl würdiger als Gottfried von Bouillon, und auf ihn fiel auch die einstimmige Wahl als König von Jerusalem. Aber der wackere Mann lehnte diesen Titel ab; die Regierung nahm er an. Nie würde er, sagte er, eine Königskrone da tragen, wo der König der Könige eine Dornenkrone getragen habe. Er nannte sich nun Schutzherr Jerusalems und des heiligen Grabes. Aber schon das Jahr darauf starb er, von allen mit Recht betrauert; denn seines Gleichen war im ganzen Heere nicht. Sein Bruder Balduin erbte nach ihm das Reich, war aber nicht so bescheiden wie er, und nannte sich ohne Bedenken König von Jerusalem.*) 64. Der Ritterorden der Johanniter, Templer und Deutschen. — Fortgesetzte Kreuzzüge. — Folgen derselben. Schon fünfzig Jahre, ehe der erste Kreuzzug unternommen wurde, hatten einige fromme Kaufleute aus Amalfi in Jerusalem ein Kloster und ein Hospital angelegt, welches sie nach dem von ihnen gewählten Schutzpatron das Hospital des heiligen Johannes von Jerusalem nannten, und in welchem arme und kranke Pilger ausgenommen werden sollten. Diese menschenfreundliche Absicht wurde von allen, die davon hörten, höchlich gelobt und die Stiftung reichlich beschenkt, so daß ein Flügel nach dem andern angebaut und die Zahl der pflegenden Mönche recht vermehrt werden konnte. *) Die Thaten der Kreuzritter, besonders Gottfrieds von Bouillon und Tancreds,hat ein ausgezeichneter Dichter des 16. Jahrhunderts, Torquato Tasso, in einem herrlichen Gedichte: Das befreite Jerusalem, in italienischer Sprache besungen. Tasso wurde 1544 in Sorrento, einer Seestadt im Königreiche Neapel, geboren, zeichnete sich schon als Kind durch ausnehmende Talente aus und lebte nachher an verschiedenen Orten Italiens, am meisten in Ferrara, wo er das Unglück hatte, in Melancholie zu verfallen und von dem Herzoge sieben Jahre lang im Irrenhause gefangen gehalten zu werden. Mit Mühe erhielt er seine Freiheit wieder, lebte, immer argwöhnisch, selbst" gegen seine Freunde, bald hier, bald dort, und starb endlich 1595 in Rom, eben als er als Dichter auf dem Capitol gekrönt werden sollte. Sein „befreites Jerusalem" ist auch ins Deutsche übersetzt von Grieö und von Streckfuß.
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