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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 50

1888 - Habelschwerdt : Franke
50___________ 362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden. 4. Folgen des Krieges. a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten; b) alle griechischen Staaten sind geschwächt; c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland. Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier, 362-338. 1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang. 2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen. 3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 206

1888 - Habelschwerdt : Franke
206 nahm einen glücklichen Zug gegen ihn, eroberte Tunis und befreite viele Christensklaven. b) Zug nach Algier, 1541. Nicht so glücklich mar der Zug gegen die Seeräuber in Algier. Die kaiserliche Flotte wurde zerstreut. 6. Krieg gegen die Türken. Sultan Soliman Ii., „der Prächtige," 1519 1566, ist der letzte von den 12 gewaltigen Kriegssürsten, die seit dem Jahre 1300 den Thron der Osmanen inn'e hatten und ihre Herrschaft weit ausgebreitet haben. Sein Plan ging aus die Unterwerfung des Abendlandes; darum machte er einen Angriff auf Ungarn, des natürlichen Mittelgliedes zwischen dem Osten und Westen. Nachdem Soliman das wichtige Belgrad, „das eine Auge der Christenheit," 1521 genommen, entriß er den Johannitern nach heldenhafter Verteidigung auch das andere, Rhodus. (Die Johanniter verlegten ihren Sitz nach Malta.) Im Jahre 1526 besiegte er den jungen König Ludwig Ii. von Ungarn in der Schlacht bei Mohacz, in der letzterer fiel, und begünstigte nun den Woywoden Johann Zapolya, den der lutherische Adel Ungarns dem Schwager und Nachfolger Ludwigs, Ferdinand von Österreich, gegenüber als Kronprätendenten aufgestellt hatte. Jedoch vergebens belagerte der Sultan Sbiert (1529). Als der Kaiser in dem Nürnberger Religionsfrieden die Unterstützung durch die Protestanten gewonnen hatte, wurde Soliman bei Graz zurückgeschlagen. Doch mußte es Karl erleben, daß 1541 ein türkischer Pascha seinen bleibenden Sitz in Ösen ausschlug. 3. |>ie Entwickelung der Hleformaliou öis zum Ueichs-lage zu Würnöerg, 1532. Karl V. hatte während feiner Abwesenheit die Regierung dem Reichsregimente übergeben, an dessen Spitze der Kurfürst von Sachsen stand, welcher der Reformation günstig gesinnt war. Daher schritt dieselbe weiter fort. A. Die Anhänger Luthers. Unter ihnen traten vier Gruppen hervor: a) Die Humanisten. Da der jüngere Humanismus schon eine kirchenfeindliche Richtung eingeschlagen hatte, so schlossen sich seine Vertreter der reformatorifchen Bewegung an. Philipp Melanchthon (Schwarzerd), geb. 1497, gest. 1560, ein Großneffe Renchlins, war bereits Luthers Begleiter bei der Leipziger Disputation gewesen. Er war Professor in Wittenberg, unterstützte Luther, indem er dessen Lehrbegriff in ein System brachte, und organisierte später das sächsische Schulwesen auf reforma-torischer Grundlage. Karlstadt stellte sich in Wittenberg an die Spitze einer fanatischen Schar, die mit Gewalt alles, was an den katholischen Gottesdienst erinnerte, aus den Kirchen ent-

3. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

4. Theil 3 - S. 89

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Viii. Tod der Anna Boleyn alles war vergebens. Heinrich wollte sie los sein, darum mußte er sie schuldig finden, und obgleich ihre erbittertsten Feinde ihre Richter waren, so konnte ihr doch kein Verbrechen bewiesen werden. Einem der Hofleute, die der Freundlichkeit wegen, mit welcher Anna mit ihnen sollte gesprochen haben, auch gefangen gesetzt waren und hingerichtet werden sollten, bot man das Leben an, wenn er die Königin anklagen wollte. „Behüte der Himmel!" rief er aus, „ich halte sie für unschuldig und wollte lieber tausend Leben verlieren, als einen unschuldigen Menschen verleumden." Dennoch sprachen die Richter ihr: „Schuldig" aus. Sie sollte, nach der Entscheidung des Königs, entweder verbrannt oder enthauptet werden. Als man ihr das Urtheil ankündigte, erschrak sie nicht, aber sie hob ihre weißen Hände gen Himmel und rief: „O Vater, der du der Weg, die Wahrheit und das Leben bist, du weißt, daß ich diesen Tod nicht verdient habe." Dann ließ sie dem Könige sagen, sie danke ihm sehr, daß er so eifrig auf ihre Erhebung bedacht sei. Aus einem bloßen Fräulein habe er sie zur Marquisin, dann zur Königin erhoben, und nun, da sie auf der Erde nicht höher steigen könne, sorge er dasür, daß sie eine Heilige im Himmel werde. Dann empfahl sie ihm ihr unmündiges Töchter-chen Elisabeth. Auf dem Blutgerüste betete sie noch mit Inbrunst sür den König und gab ihm das Zeugniß, er sei sonst gegen sie immer ein guter und gnädiger Herr gewesen. Endlich überließ sie sich einer stillen Andacht, legte den Kopf auf den Block und unter den Worten: „Christus befehle ich meinen Geist!" machte ein Hieb ihrem Leben ein Ende. Gleich den Tag nach dieser ungerechten Hinrichtung vollzog der König seine Ehe mit Johanna Seymour und rühmte sich vor dem Parlamente, daß er aus Liebe zu seinem Volke, ungeachtet Meine letzte und einzige Bitte soll sein, daß ich allein die Last der Ungnade Ew. Maj. tragen möge, und daß sie nicht die unschuldigen Seelen derjenigen armen Männer treffe, welche, wie ich erfahre, meinetwegen gleichfalls in enger Gefangenschaft sind. Wenn ich jemals Gnade in ihren Augen gefunden habe, wenn jemals der Name Anna Boleyn Ihren Ohren angenehm geklungen hat, so gewähren Sie mir diese Bitte. Ich will Ew. Maj. nicht weiter beschweren, und mit meinem innigen Gebete Gott bitten, Jhro Maj. in seiner Obhut zu behalten und Sie in allen Ihren Handlungen zu leiten. — Aus meinem traurigen Gefängnisse, den 6. Mai 1536. Ihre gehorsamste und ewig treue Gemahlin Anna Boleyn.

5. Theil 3 - S. 321

1880 - Stuttgart : Heitz
Erster schlesischer Krieg. 321 man hätte sich nicht wundern können, wenn sie, eine schwache Frau, den Muth verloren hätte. Aber sie zeigte einen männlichen Geist und bewies, daß jedes Unglück durch standhafte Ausdauer endlich zu überwinden ist. Als die feindlichen Heere unter dem Kurfürsten von Baiern nur noch wenige Tagemärsche von Wien entfernt standen und alle Kostbarkeiten des Hofes schon nach Preßburg geschafft wurden, berief sie die ungarischen Stände, die ihr mit großer Ergebenheit anhingen, nach Preßburg und trat in Trauerkleidern mitten unter sie, die ungarische Krone auf dem Haupte, das königliche Schwert an der Seite. Majestätisch schritt sie durch den Saal und stieg zum Throne hinan. In lateinischer Sprache hielt sie eine Rede voll Feuer, in welcher sie ihnen ihre bedrängte Lage vorstellte. „Verlassen von allen vorigen Freunden," so schloß sie, „habe ich keine andere Zuflucht, als zu eurer Treue. Ich werfe mich in eure Arme und erwarte schleunige Hülfe." Diese Worte und die Thränen, die ihr dabei in die Augen traten, rissen die graubärtigen Magnaten zur Begeisterung hin. Sie schwangen die Säbel und riefen mit nassen Augen: „Leben 'und Blut! Wir wollen sterben für unsere Königin Maria Theresia!" — Sechs Tage darauf ereignete sich eine noch rührendere Scene, als die Abgeordneten der Ungern sich vor ihrem Throne einfanden, um den Schwur des Gemahls der Königin zu empfangen. Franz rief dabei aus: „Mein Blut und mein Leben für die Königin und das Königreich Ungarn!" Da nahm Maria Theresia ihren Sohn Joseph, einen zarten Säugling, auf den Arm, zeigte ihn der Versammlung, und alle riefen abermals ftendebegeistert: „Wir wollen sterben für unsere Königin Maria Theresia!" Die Ungern haben auch Wort gehalten und ihrem treuen Beistände verdankte Maria Theresia vorzüglich ihre Errettung aus der großen Bedrängniß. Keiner ihrer Feinde machte ihr aber so viel zu thun als Friedrich Ii., und er behauptete Schlesien, trotz aller Anstrengungen, ihn hinauszutreiben. Vorher hatte er bei Czaslau oder Chotusitz in Böhmen einen Sieg über sie erfochten (1742). Zuletzt schloß sie im dritten Jahre des Krieges Frieden mit ihm in Breslau,*) in welchem sie ihm fast ganz Schlesien, so weit es jetzt noch preußisch ist, überließ und nur froh war, diesen gefährlichen Feind los zu sein. *) Der Präliminarfriede wurde in Breslau, der eigentliche Friede in Berlin abgeschlossen (Juli 1742). Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 21

6. Theil 3 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. 87. Fortgang der Reformation. — Ungarische und türkische Verhältnisse. — Luthers Tod, 1546. Dadurch wurde die Reformation unstreitig sehr begünstigt, daß Kaiser Karl V. sich nur selten einmal in Deutschland sehen ließ, und daß ihn überhaupt viele andere Dinge beschäftigten, die ihm weit mehr am Herzen lagen, als die religiösen Zänkereien der Deutschen. Seitdem er mit Franz I. von Frankreich, einem jungen ritterlichen Könige, zugleich auf der Wahl gewesen war, hatte eine unvertilgbare Feindschaft zwischen beiden Fürsten gewaltet. Franz konnte es Karin nie vergeben, daß dieser ihm vorgezogen war; auch stritten sie über den Besitz von Mailand; und so haben beide vier erbitterte Kriege gegeneinander geführt. Diese und andere Kriege hielten Karin viel aus Deutschland entfernt, und nie hat daher dieser sonst so große Kaiser den Charakter der Deutschen recht kennen gelernt. Nur wenn einmal der Streit in Deutschland zu arg wurde oder er Geld brauchte, schrieb er einen Reichstag ans. So ließ er 1529 einen Reichstag in Speier halten, wo gleich wieder der Religionsstreit zwischen Katholiken und Evangelischen vorgenommen wurde. Nach langem Hin- und Widerreden bewilligten die Katholischen, daß die Evangelischen nur unter der Bedingung fürs erste freie Religionsübung behalten sollten, daß sie die Messe beibehielten und überhaupt alle Neuerungen unterließen. Das wollten sich aber die Evangelischen nicht gefallen lassen und reichten dagegen eine Protestation eim Das ist es, wovon sie den Namen Protestanten erhielten. Nicht allein die Religionsstreitigkeiten beunruhigten damals Deutschland. Die Türken begnügten sich nicht mit dem Besitze des griechischen Kaiserthums, sondern suchten weiter nach Westen vorzudringen und setzten ganz Europa in Schrecken, besonders seitdem 1520 ein sehr kriegerischer und kräftiger Sultan, Sulei-man Ii. der Prächtige, den Thron bestiegen hatte. Zuerst warf er sich auf die Insel Rhodus, die damals (1522) der Sitz des Johanniter - Ritterordens war. Großmeister desselben war der alte Philipp Villiers de l'jsle Adam, einer der wüthigsten Männer, welche die Geschichte kennt. Obgleich auf seine Bitte um Hülfe keiner der abendländischen Fürsten ihm Unterstützung schickte, war er doch entschlossen, mit seinen 600 Rittern und 6000 andern Kriegern den Angriff auszuhalten. Es landeten 200,000

7. Theil 3 - S. 251

1880 - Stuttgart : Heitz
Frau von Maintenon. 251 wurde das Kind sterbenskrank, und da es kein Lebenszeichen mehr von sich gab, hielt der harte Bootsmann es schon in seinen Händen, um es über Bord zu werfen. Die Mutter bittet noch um den letzten Kuß, sühlt dabei das Herz des Kindes noch schlagen und erhält es am Leben. Nach der Landung hatte das Kindermädchen sie am Ufer aus Nachlässigkeit liegen lassen. Die Mutter eilt sogleich, von Angst getrieben, zurück und sieht mit Entsetzen die Kleine von giftigen Schlangen umringt. Sie vergißt ihre eigene Erhaltung, springt heldenmüthig hinzu und entreißt sie glücklich dem nahen Verderben. Ihre Mutter hatte überhaupt eine erhabene Seele, welche durch nichts erschüttert werden konnte. Als eine Feuersbrunst in Amerika ihr Haus verzehrte und die Tochter weinte, sagte sie, während sie gelassen in die Flammen sah: „Ueber den Verlust eines Hauses muß man nicht weinen." Diesen Muth hatte die Tochter von der Mutter geerbt. Als sie im 12. Jahre nach ihrer Heimath zurückgekehrt war, wurde sie von einer wohlhabenden Frau unterstützt, die ihr die Grundsätze der reformirten Kirche beibrachte. Daher weigerte sie sich einst, ihre Mutter in die Messe zu begleiten, und als sie darauf bestand, kehrte sie dem Altar den Rücken zu. Dafür erhielt sie eine Ohrfeige. Sie aber hielt auch den andern Backen hin und rief: „Schlagen Sie zu, liebe Mutter; es ist schön, der Religion wegen zu leiden." Da sie blutarm war, so mußte sie froh sein, daß sich eine reiche und stolze Dame, Madame de Neuillant, ihrer annahm. Bei ihr mußte sie das Hühnervieh warten. Sie pflegte darüber in späteren Jahren zu scherzen, indem sie sagte: „Ich fing früh an, Anffeherin zu werden; in meiner Jugend war ich es über Truthühner, und nun im Alter bin ich es über Prinzen geworden." Ueberhaupt hatte sie es hier so schlecht, daß sie das Mitleid eines in der Nähe wohnenden Dichters, Scarron, erregte. Er that ihr den Vorschlag, ob sie in ein Kloster wolle, dann sei er bereit, das dazu nöthige Geld ihr zu geben; oder ob sie Lust habe, ihn zu Heimchen. Er war aber klein, häßlich, verwachsen und säst an allen Gliedern gelähmt. Dennoch nahm sie seine Hand an, um nur aus dem verhaßten Hause zu kommen. Es war ein sehr unähnliches Paar. So häßlich und alt er war, so angenehm und jung war sie, erst 16 Jahre alt. Aber sie lebte recht glücklich mit ihm und betrachtete ihn als ihren besten Freund, dem sie Dankbarkeit schuldig sei. Sein Haus war der Sammelplatz säst aller schönen Geister der Hauptstadt und wenn diese seinen geistreichen Gesprächen zuhörten, so bewunderten

8. Theil 3 - S. 255

1880 - Stuttgart : Heitz
Marlbo rough. Prinz Eugen. 255 damals zwei ganz ausgezeichnete Feldherren hatten, die Engländer den liebenswürdigen Herzog von Marlborough (sprich Malbro) und die Oestreicher den bescheidenen Prinzen Eugen von Savoyen. Wäre Marlborough blos ein großer/General gewesen, so wäre es hinlänglich, nur seinen Namen zu merken. Aber seine und seiner Gattin Geschichte liefert wieder ein recht auffallendes Beispiel, wie schnell sich das glänzendste Glück ändern und wie wenig man auf die Gunst der Menschen bauen kann. Den Anfang seines Glücks verdankte Marlborough seiner Schönheit und seinem Anstande, durch welche er die Aufmerksamkeit König Jacobs Ii. (1685—88) auf sich zog. Allgemein nannte man ihn den schönen Engländer, und Jacob überhäufte ihn mit Ehre und Ansehen. Dieser König, der zweite Sohn des unglücklichen Karl I., strebte danach, die katholische Kirche zur herrschenden in England.zu machen und das Parlanzent zu schwächen; dadurch brachte er sich um das Vertrauen seiner Unterthanen und wurde endlich von seinem eigenen Schwiegersöhne, Wilhelm Iii. von Dramen (1688), vertrieben. Nun bestieg Wilhelm und seine Gemahlin Maria den englischen Thron. Die letztere hatte eine Schwester, die Prinzessin Anna. Diese faßte für die liebenswürdige und lebhafte Lady Marlborough eine zärtliche Freundschaft. Sie führten einen vertrauten Briefwechsel, und damit dieser desto ungestörter geführt werden könnte, nahmen beide andere Namen an. Anna nannte sich Morlay und die Lady — Freimund. Als sich späterhin Anna mit ihrer Schwester, der Königin Maria, und mit dem Könige Wilhelm veruneinigte, fielen auch Marlborough und seine Frau bei den beiden letztem in Ungnade, und Marlborough wurde gar vom Hose verwiesen. Das schmerzte die Lady tief; sie warf sich vor ihrer Gebieterin nieder und beschwor sie, ihr zu erlauben sich von ihr zu trennen, da sie die Ursache des Unfriedens zwischen beiden Schwestern zu sein schiene. Anna hob sie gerührt auf, schloß sie zärtlich in ihre Arme und betheuerte, blos in ihrer Gesellschaft Trost zu finden. Ja, sie verließ, um nur ihre Freundin nicht zu missen, lieber London, und begab sich nach einem Landhause. In einem Bittet an die Lady schrieb sie: „Ich schmachte nach einer Nachricht, wie meine theure Freimund nach Hause gekommen, und weil sich eine so gute Gelegenheit zu vertrauten Mittheilungen darbietet, so muß sie mir erlauben, ihr zu erklären, daß diese, wenn sie jemals die Grausamkeit begeht, ihre treue Morlay zu verlassen, allen Lebensfreuden entsagen werde.

9. Theil 3 - S. 127

1880 - Stuttgart : Heitz
Graf Essex. 127 Handel mit süßen Weinen gehabt. Jetzt war die Zeit um, und dsfep bat Elisabeth, ihm diese Vergünstigung zu verlängern. Er hatte bei sich beschlossen,^ die Entscheidung der' Königin solle über seine Hoffnungen entscheiden, ob er je wieder zu Gnade angenommen oder für immer verworfen werden würde. Hätte er gewußt, daß dies die letzte Prüfung sein sollte, die ihm Elisabeth auflegte, — gewiß, er würde sich von seiner Hoffnungslosigkeit nicht zum Majestätsverbrechen haben hinreißen lassen. Kurz, Elisabeth schlug ihm seine Bitte mit den Worten ab: einem unbändigen Thiere müsse man sein Futter verkürzen. Das hatte Essex nicht erwartet. Lange genug meinte er, habe er seinen Stolz unterdrückt, jede Demüthigung willig ertragen. Er warf jeden Schein der Mäßigung und Ehrerbietung ab und ließ seiner natürlichen Heftigkeit ganz den Zügel schießen. Durch Gastfreiheit und Freundlichkeit suchte er die Zahl seiner Freunde unter dem Volke zu vermehren. Ueber Elisabeth stieß er die beleidigendsten Reden aus. Er nannte sie ein altes Weib, das so krumm an der Seele wie am Körper sei. Das wurde der Königin getreulich hinterbracht, und diese kannte sich kaum vor Wuth; denn nichts konnte sie mehr ausbringen, als Beleidigungen ihrer Eitelkeit, und noch jetzt, obgleich nahe am 70. Jahre, hörte sie es mit großem Wohlgefallen, wenn man von ihrer Schönheit sich bezaubert stellte, sie in jedem Liebreiz mit der Venus, auf der Jagd mit der Diana und im Gesänge mit Orpheus verglich. Ihre Hofleute, welche diese Schwachheit kannten, sprachen daher jederzeit im Tone der Leidenschaft und Bezauberung zu ihr, und glaubten sich für diesen Zwang dadurch schadlos hatten zu können, daß sie hinter ihrem Rücken sie auslachten. Essex ging noch weiter. Er ließ sich in eine Verbindung mit Jacob Vi. von Schottland ein und entwarf mit einem Haufen anderer unruhiger Köpfe eine Verschwörung gegen Elisabeth. Er zog mit ihnen nach London, rief das Volk in den Straßen zur Beihülfe auf; alle gafften ihn voll Neugier an, aber nur wenige wollten für ihn zu den Waffen greifen. Er hatte gehofft, das ganze Volk würde sich mit ihm gegen Elisabeth erheben; da er nun das Gegentheil sah, sank ihm und seinen Begleitern der Muth. Nachdem einer nach dem andern sich fortgemacht hatte, sah er auch keine andere Rettung als in der Flucht. Er warf sich in sein Haus, wo er, von allen verlassen, sich auf Gnade und Ungnade der Wache, die Elisabeth gegen ihn ausgeschickt hatte, ergeben

10. Theil 3 - S. 132

1880 - Stuttgart : Heitz
132 Neue Geschichte. 1. Periode. Frankreich. zosen nur einigermaßen mit sich versöhnte. Seine Feinde, unter denen die Familie der Guisen obenan stand, deren Haupt damals der Bruder des Heinrich von Guise, der Herzogvoumayenne, waren so erbittert auf ihn, daß sie gar die Spamr ins Land riefen, um ihm nur widerstehen zu können. Dennoch konnten sie dem tapfern Heinrich nichts anhaben, der sie überall schlug, wo sie nur auf ihn trafen. Einmal fragten ihn seine Offiziere vor einer Schlacht (bei Jvry, in der Nähe von Paris), wohin man sich zurückziehen sollte, wenn die Schlacht verloren ginge? Da antwortete er: „Unser Abzug geht nur über das Schlachtfeld!" Und nachdem er seine Soldaten geordnet hatte, und so viele Tausend Menschen beisammen sah, meist von einem Volke, die im Begriff waren, sich gegenseitig zu morden, rührte ihn dieser Gedanke und er sprach mit gen Himmel gehobenen Händen: „Du, Herr, dessen «göttliche Blicke durch alle Verstellung dringen, der du mein Herz und das Herz meiner Feinde bis auf den Grund durchschauest und der du alle menschliche Schicksale in deiner Gewalt hast, wenn du siehst, daß meine Regierung deinen Ruhm und das Wohl deines Volkes befördern werde, wenn Du weißt, daß ich keinen andern Ehrgeiz habe, als zu der Ehre deines heiligen Namens und zum Besten dieses Landes etwas beizutragen, so begünstige, o großer Gott, die Gerechtigkeit meiner Waffen. Wenn es dir aber gefallen hat, es anders zu machen, oder roemt du siehst, daß ich zu der Zahl der Könige, die du in deinem Zorne giebst, gehören sollte, so nimm mir mit der Krone das Leben. Dann laß geschehen, daß ich heute das Opfer deines heiligen Willens werde. Mache, daß mein Tod Frankreich von dem Elende des Krieges befreie, und daß mein Blut das letzte sei, welches in diesem Streite vergossen wird." Die Soldaten waren bis zu Thränen gerührt, fühlten sich zu hoher Tapferkeit begeistert und riefen laut aus: „Hoch lebe der König!" Dann setzte er den Helm auf, von welchem ein hoher Federbusch emporragte, ritt durch die Reihen und sprach: „Ge-sährten, wenn ihr heute das Leben für mich wagt, so wage ich auch das meinige sür euch. Wenn ihr euere Standarten verlieren solltet, so sehet nur nach meinem weißen Federbusche; ihr werdet ihn immer aus dem Wege der Ehre und des Sieges finden." Die kurze Anrede that Wunder; seine Leute erfochten einen herrlichen Sieg, und als sie dem fliehenden Feinde nachjagten, rief er ihnen nach: „Schonet der Franzosen und macht nur die Fremden nieder!" Ungeachtet aller Siege machten ihm seine Feinde so viel zu
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