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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 50

1888 - Habelschwerdt : Franke
50___________ 362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden. 4. Folgen des Krieges. a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten; b) alle griechischen Staaten sind geschwächt; c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland. Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier, 362-338. 1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang. 2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen. 3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 206

1888 - Habelschwerdt : Franke
206 nahm einen glücklichen Zug gegen ihn, eroberte Tunis und befreite viele Christensklaven. b) Zug nach Algier, 1541. Nicht so glücklich mar der Zug gegen die Seeräuber in Algier. Die kaiserliche Flotte wurde zerstreut. 6. Krieg gegen die Türken. Sultan Soliman Ii., „der Prächtige," 1519 1566, ist der letzte von den 12 gewaltigen Kriegssürsten, die seit dem Jahre 1300 den Thron der Osmanen inn'e hatten und ihre Herrschaft weit ausgebreitet haben. Sein Plan ging aus die Unterwerfung des Abendlandes; darum machte er einen Angriff auf Ungarn, des natürlichen Mittelgliedes zwischen dem Osten und Westen. Nachdem Soliman das wichtige Belgrad, „das eine Auge der Christenheit," 1521 genommen, entriß er den Johannitern nach heldenhafter Verteidigung auch das andere, Rhodus. (Die Johanniter verlegten ihren Sitz nach Malta.) Im Jahre 1526 besiegte er den jungen König Ludwig Ii. von Ungarn in der Schlacht bei Mohacz, in der letzterer fiel, und begünstigte nun den Woywoden Johann Zapolya, den der lutherische Adel Ungarns dem Schwager und Nachfolger Ludwigs, Ferdinand von Österreich, gegenüber als Kronprätendenten aufgestellt hatte. Jedoch vergebens belagerte der Sultan Sbiert (1529). Als der Kaiser in dem Nürnberger Religionsfrieden die Unterstützung durch die Protestanten gewonnen hatte, wurde Soliman bei Graz zurückgeschlagen. Doch mußte es Karl erleben, daß 1541 ein türkischer Pascha seinen bleibenden Sitz in Ösen ausschlug. 3. |>ie Entwickelung der Hleformaliou öis zum Ueichs-lage zu Würnöerg, 1532. Karl V. hatte während feiner Abwesenheit die Regierung dem Reichsregimente übergeben, an dessen Spitze der Kurfürst von Sachsen stand, welcher der Reformation günstig gesinnt war. Daher schritt dieselbe weiter fort. A. Die Anhänger Luthers. Unter ihnen traten vier Gruppen hervor: a) Die Humanisten. Da der jüngere Humanismus schon eine kirchenfeindliche Richtung eingeschlagen hatte, so schlossen sich seine Vertreter der reformatorifchen Bewegung an. Philipp Melanchthon (Schwarzerd), geb. 1497, gest. 1560, ein Großneffe Renchlins, war bereits Luthers Begleiter bei der Leipziger Disputation gewesen. Er war Professor in Wittenberg, unterstützte Luther, indem er dessen Lehrbegriff in ein System brachte, und organisierte später das sächsische Schulwesen auf reforma-torischer Grundlage. Karlstadt stellte sich in Wittenberg an die Spitze einer fanatischen Schar, die mit Gewalt alles, was an den katholischen Gottesdienst erinnerte, aus den Kirchen ent-

3. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

4. Theil 3 - S. 292

1880 - Stuttgart : Heitz
292 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland. in deine Hände." — Aber Mehemet blieb dabei: „Der Friede ist geschlossen und er mnß bestehen." — Wüthend vor Zorn verließ Karl ohne Abschied das Zelt des Veziers und verklagte ihn beim Snltan. Dieser setzte ihn ab und verwies ihn; im folgenden Jahre schon starb er. Was hatte er nun von seiner Treulosigkeit? Der Friede mit Rußland wurde nicht umgestoßen. Keiner hatte sich mehr über Karls Niederlage bei Pultawa gefreut als — August Ii. Auf die erste Nachricht davon erklärte er den mit Karl in Altranstädt geschlossenen Frieden für erzwungen, kehrte nach Polen zurück, verband sich wieder mit dem Czaren und verjagte bald seinen Gegner Stanislaus Lesczinsky vom polnischen Throne. Auch Friedrich Iv. von Dänemark erklärte den Schweden wieder den Krieg. Alle drei fielen nun über die schwedischen Provinzen her, und wären die braven Schweden nicht so tapfer gewesen, so hätte Kart jetzt sein ganzes Land verloren. Karl saß indessen ruhig in seinem Lager bei Bender und entwars Riesenpläne, von denen kein einziger ausgeführt wurde. Vergebens ließ der Reichsrath ihn bitten, zurückzukommen. Karl antwortete: „Wenn der Reichsrath eines Präsidenten bedarf, so werde ich ihm einen meiner Stiefeln schicken." Seine Lage wurde von Tag zu Tage schwieriger. Zu seinen drei Feinden gesellten sich noch drei: Preußen, England und Holland. Alle seine Mühe, den Sultan zu einem neuen Kriege gegen Rußland zu bewegen, war vergeblich. Dagegen widerstand Achmet allen Aufforderungen des Czars, ihn auszuliefern. Endlich bot Peter Ms Millionen für den König. Aber Achmet antwortete: Peter fei durch nichts in der Welt im Stande, ihn zu einem so großen Verbrechen gegen die Gastfreundschaft zu bewegen; ein türkischer Kaiser habe eine noblere Seele. Zuletzt aber ließ Achmet Kartn geradezu merken, sein langer Aufenthalt sei ihm lästig, er möge doch endlich an die Abreise denken. Aber Karl war so erbittert auf ihn, daß er alle, ihm erwiesene Gastfreundschaft vergaß und gerade ihm zum Aerger bleiben wollte. Endlich drohte man ihm mit Gewalt, und da Karl immer hartnäckiger wurde und sich mit feiner Handvoll Schweden — es waren jetzt 196 Mann — in Vertheidigungsstand setzte, so besaht der Sultan dem Juffuf Pascha, sich Karls todt oder lebendig zu bemächtigen. Mit Thränen in den Augen zog der Pascha die Janitfcharen zusammen. Die Kanonen donnerten; seine Verschanzungen wurden erstiegen. Da beschloß Karl, sich in seinem hölzernen Hause bis auss äußerste zu vertheidigen. Er hieb sich durch 40 Janitfcharen,

5. Theil 3 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. 87. Fortgang der Reformation. — Ungarische und türkische Verhältnisse. — Luthers Tod, 1546. Dadurch wurde die Reformation unstreitig sehr begünstigt, daß Kaiser Karl V. sich nur selten einmal in Deutschland sehen ließ, und daß ihn überhaupt viele andere Dinge beschäftigten, die ihm weit mehr am Herzen lagen, als die religiösen Zänkereien der Deutschen. Seitdem er mit Franz I. von Frankreich, einem jungen ritterlichen Könige, zugleich auf der Wahl gewesen war, hatte eine unvertilgbare Feindschaft zwischen beiden Fürsten gewaltet. Franz konnte es Karin nie vergeben, daß dieser ihm vorgezogen war; auch stritten sie über den Besitz von Mailand; und so haben beide vier erbitterte Kriege gegeneinander geführt. Diese und andere Kriege hielten Karin viel aus Deutschland entfernt, und nie hat daher dieser sonst so große Kaiser den Charakter der Deutschen recht kennen gelernt. Nur wenn einmal der Streit in Deutschland zu arg wurde oder er Geld brauchte, schrieb er einen Reichstag ans. So ließ er 1529 einen Reichstag in Speier halten, wo gleich wieder der Religionsstreit zwischen Katholiken und Evangelischen vorgenommen wurde. Nach langem Hin- und Widerreden bewilligten die Katholischen, daß die Evangelischen nur unter der Bedingung fürs erste freie Religionsübung behalten sollten, daß sie die Messe beibehielten und überhaupt alle Neuerungen unterließen. Das wollten sich aber die Evangelischen nicht gefallen lassen und reichten dagegen eine Protestation eim Das ist es, wovon sie den Namen Protestanten erhielten. Nicht allein die Religionsstreitigkeiten beunruhigten damals Deutschland. Die Türken begnügten sich nicht mit dem Besitze des griechischen Kaiserthums, sondern suchten weiter nach Westen vorzudringen und setzten ganz Europa in Schrecken, besonders seitdem 1520 ein sehr kriegerischer und kräftiger Sultan, Sulei-man Ii. der Prächtige, den Thron bestiegen hatte. Zuerst warf er sich auf die Insel Rhodus, die damals (1522) der Sitz des Johanniter - Ritterordens war. Großmeister desselben war der alte Philipp Villiers de l'jsle Adam, einer der wüthigsten Männer, welche die Geschichte kennt. Obgleich auf seine Bitte um Hülfe keiner der abendländischen Fürsten ihm Unterstützung schickte, war er doch entschlossen, mit seinen 600 Rittern und 6000 andern Kriegern den Angriff auszuhalten. Es landeten 200,000

6. Theil 3 - S. 47

1880 - Stuttgart : Heitz
Gefangennehmung Philipps von Hessen. 47 gehre ich, man solle es mir fest zu wissen thun, damit ich, was meine Gemahlin und Kinder angeht, bestellen möge." Aber zum Glück kam es nicht so weit. Mehrere Fürsten (Joachim von Brandenburg und Moritz) legten Fürsprache ein, und so wurde ihm zwar das Leben geschenkt, aber nur unter der sehr harten Bedingung, daß er für sich und seine Nachkommen auf seine Kurwürde und fein Land Verzicht leiste. Zu seinem Unterhalte erhielt er nur einige Aemter: Eisenach, Gotha, Weimar u. s. w., aus denen nachher das jetzige Großherzogthum Weimar und die sächsischen Herzogtümer entstanden sind. Aber wer erhielt nun sein Land und seine Würde? — Wer anders als — Moritz, und so ist es gekommen, daß die jüngere (albertinifche) Linie die Kurwürde erhielt und noch jetzt das Königreich besitzt. Nun erst wurde recht klar, warum Moritz dem Kaiser gegen feinen unglücklichen Better geholfen hatte. Jetzt war noch Philipp von Hessen zu züchtigen übrig. Die Behandlung Johann Friedrichs nach der.©chlacht bei Mühlberg diente ihm zum warnenden Beispiele, sich lieber mit dem Kaiser gütlich abzufinden. Er bat Moritz um die Bermittelung. Der Kaiser war auch bereit und ließ ihm durch Moritz mündlich sagen, wenn er nach Halle zu ihm käme und Abbitte thäte, so wolle er chm verzeihen, auch solle ihm solche Ergebung nicht „zu einiger Gefängniß gereichen." Philipp willigte — wiewohl ungern — ein und kam. Aber wie erschrak er, als er zum Kaiser hereintrat und ihn nicht allein fand, sondern auf dem Throne sitzend, vor einer großen Versammlung. Selbst der Hof war voll Menschen, die zum Theil aus Leitern in den Saal schauten. Er hätte vor L>cham in die Erde sinken mögen. Indeß was war zu machen? Er kniete nieder, und sein hinter ihm knieender Kanzler mußte die Abbitte ablesen, die in den demüthigsten Ausdrücken abgefaßt war. Das Gefühl der Scham entlockte dem Landgrafen ein unwillkürliches, spöttisches Lächeln, als wenn er sagen wollte: „ Wenn ich nur nicht müßte!" — Der Kaiser bemerkte es wohl und rief, indem er drohend den Finger emporhob: „Wel ik fal jutv lachen lehren!" Doch ließ er durch feinen Kanzler ablesen, daß er Gnade für Recht ergehen lassen und dem Landgrafen fein Leben, welches er verwirkt habe, schenken wollte. Jetzt erwartete Philipp, der Kaiser werde ihm zur Versöhnung die Hand reichen und ihn aufheben. Da er das aber nicht that, sondern ihn immer noch fnieen ließ, stand Philipp selbst auf und ging trotzig zur Thüre hinaus.

7. Theil 3 - S. 251

1880 - Stuttgart : Heitz
Frau von Maintenon. 251 wurde das Kind sterbenskrank, und da es kein Lebenszeichen mehr von sich gab, hielt der harte Bootsmann es schon in seinen Händen, um es über Bord zu werfen. Die Mutter bittet noch um den letzten Kuß, sühlt dabei das Herz des Kindes noch schlagen und erhält es am Leben. Nach der Landung hatte das Kindermädchen sie am Ufer aus Nachlässigkeit liegen lassen. Die Mutter eilt sogleich, von Angst getrieben, zurück und sieht mit Entsetzen die Kleine von giftigen Schlangen umringt. Sie vergißt ihre eigene Erhaltung, springt heldenmüthig hinzu und entreißt sie glücklich dem nahen Verderben. Ihre Mutter hatte überhaupt eine erhabene Seele, welche durch nichts erschüttert werden konnte. Als eine Feuersbrunst in Amerika ihr Haus verzehrte und die Tochter weinte, sagte sie, während sie gelassen in die Flammen sah: „Ueber den Verlust eines Hauses muß man nicht weinen." Diesen Muth hatte die Tochter von der Mutter geerbt. Als sie im 12. Jahre nach ihrer Heimath zurückgekehrt war, wurde sie von einer wohlhabenden Frau unterstützt, die ihr die Grundsätze der reformirten Kirche beibrachte. Daher weigerte sie sich einst, ihre Mutter in die Messe zu begleiten, und als sie darauf bestand, kehrte sie dem Altar den Rücken zu. Dafür erhielt sie eine Ohrfeige. Sie aber hielt auch den andern Backen hin und rief: „Schlagen Sie zu, liebe Mutter; es ist schön, der Religion wegen zu leiden." Da sie blutarm war, so mußte sie froh sein, daß sich eine reiche und stolze Dame, Madame de Neuillant, ihrer annahm. Bei ihr mußte sie das Hühnervieh warten. Sie pflegte darüber in späteren Jahren zu scherzen, indem sie sagte: „Ich fing früh an, Anffeherin zu werden; in meiner Jugend war ich es über Truthühner, und nun im Alter bin ich es über Prinzen geworden." Ueberhaupt hatte sie es hier so schlecht, daß sie das Mitleid eines in der Nähe wohnenden Dichters, Scarron, erregte. Er that ihr den Vorschlag, ob sie in ein Kloster wolle, dann sei er bereit, das dazu nöthige Geld ihr zu geben; oder ob sie Lust habe, ihn zu Heimchen. Er war aber klein, häßlich, verwachsen und säst an allen Gliedern gelähmt. Dennoch nahm sie seine Hand an, um nur aus dem verhaßten Hause zu kommen. Es war ein sehr unähnliches Paar. So häßlich und alt er war, so angenehm und jung war sie, erst 16 Jahre alt. Aber sie lebte recht glücklich mit ihm und betrachtete ihn als ihren besten Freund, dem sie Dankbarkeit schuldig sei. Sein Haus war der Sammelplatz säst aller schönen Geister der Hauptstadt und wenn diese seinen geistreichen Gesprächen zuhörten, so bewunderten

8. Theil 3 - S. 82

1880 - Stuttgart : Heitz
82 Neue Geschichte. 1. Periode. Frankreich. nicht blos Hugenotten wurden getöbtet. Die nichtswürdigen Menschen, von benen Paris immer gewimmelt hat, benutzten die Mord-nacht, um solche Leute zu erschlagen, deren Tod ihnen Vortheil brachte. Manche mordeten ihre Verwandten, um sie früher zu beerben, andere die Reichen, deren Schätze sie plünderten, noch andere ihre Feinde, um sich zu rächen, Dienstboten ihre Herrschaft, kurz, unzählige Gräuel wurden in dieser Nacht begangen. Auch im Louvre verging diese Nacht unter großer Unruhe. Mehrere Edelleute hatten sich zu Heinrich von Navarra geflüchtet und brachten bei ihm angstvoll die Nacht zu. Gegen Morgen ließ der König sowohl Heinrich als Conde rufen und sagte ihnen mit einem vor Wuth glühenden Gesichte, er wisse sehr wohl, daß sie mit zu der Verschwörung des Admirals, der jetzt auf seinen Befehl getöbtet sei, gehörten; aber ihrer Jugend wegen wolle er ihnen vergeben, wenn sie ihre falsche Religion abschwüren und sich zur römischen Lehre bekennten. Drei Tage wolle er ihnen Bedenkzeit geben. — Die neuvermählte Frau Navarra's, die von nichts unterrichtet war, befand sich die ganze Nacht in tödlichster Angst, was man denn vorhabe. Gegen Morgen schlug jemand mit lautem Hülfsgeschrei an ihr Schlafzimmer. Sie ließ offnen. Ein junger Edelmann, verfolgt von drei Gardesoldaten, stürzte leichenblaß herein. Er blutete aus zwei Wunden und flehte sie um Hülfe an. Sie war außer sich vor Schrecken und wußte nicht, was das alles zu bedeuten habe. Endlich erschien der Hauptmann der Garden und versicherte auf ihr Bitten dem Manne das Leben. Als sie ins Vorzimmer trat, würde brei Schritte von ihr ein anberer Ebelmann mit einer Hellebarbe nieberge-stoßen, worauf sie in Ohnmacht sank. Welche Gräuel! — Auf dem Eorribor des Schlosses hatten sich die Garbesolbaten in zwei Reihen gestellt, währenb anbere ihnen die hugenottischen Edelleute, die sich ins Louvre gerettet hatten, zuführten. Alle diese wurden mit Hellebarden in Stücke gehauen, indem einige schweigend bett Tod litten, anbere aber schmerzlich ausriefen: „Großer Gott! was haben wir betttt gethan? Gerechter, himmlischer..Richter, rette uns Unschuldige!" Das Morden währte brei ganze Tage und Nächte. König Karl war, nachdem nur einmal das Morden angefangen hatte, ganz wüthenb geworben. Man sah ihn selbst aus dem Fenster auf die Fliehenben schießen. Am Tage ging er durch die Straßen der Stadt- von seinem Gefolge begleitet, um sich am Anblicke

9. Theil 4 - S. 11

1880 - Stuttgart : Heitz
Tumult in Versailles. 11 beten, noch ehe sie ganz tobt waren, die Köpfe ab, die der Pöbel nachher ans Stangen unchertrug. *) Vergebens gab sich Lafayette alle mögliche Mühe, dem Morben Einhalt zu thun, boch gelang es ihm, durch die Hülfe der Grena-biere einige Garbes bu Corps zu retten. Der König selbst entschloß sich, von einem Balcone herab den Pöbel um Erbarmen für sie zu bitten. „Hoch lebe der König!" schrie der ganze Haufe, der noch vor einer Stunbe der Königin das Herz aus dem Leibe zu reißen geschworen hatte. Die gefangenen Garbes bu Corps würden unter die Fenster des Königs getragen und umarmt. Dann verlangte der Pöbel auch die Königin zu sehen. Sie erschien unter Herzklopfen auf dem Balcone, ihren vierjährigen Sohn an der einen und ihre zehnjährige Tochter (nachmals Herzogin von *) Gegenüber diesen Scheußlichkeiten fehlte es nicht an einigen edeln Handlungen. Als die Mörder zuerst gegen das Zimmer der Königin vordrangen, hielt sie im Vorzimmer ein treuer Garde du Corps, Miomandre de St. Marie, auf. Da er sah, daß aller Widerstand vergebens sei, beschloß er, wenigstens die Königin zu retten. Er verriegelte die Thüre und rief der Kammerfrau der Königin, die noch schlief, durchs Schlüsselloch zu: „Um Gotteswillen, retten Sie die Königin! Man will sie ermorden! Ich bin allein gegen 2000 Tiger!" In dem Augenblicke sprengten die Mörder die Thüre des Vorzimmers auf und stürzten hinein. Einige stachen mit Piken nach dem treuen Miomandre. Einer aber, der mit einer Flinte bewaffnet war, rief den Uebrigen zu: „Zurück! Zurück!" faßte das Gewehr verkehrt, schwang es und schlug mit der Kolbe den braven Mann vor den Kopf, daß das Schloß weit ins Gehirn drang. Die Vorsehung fügte es, daß seine edle Aufopferung nicht ohne Erfolg war. Die Kammerfrau hatte dadurch Zeit gehabt, das Zimmer zu verriegeln, und während die Mörder in ein Nebenzimmer eindrangen, um einige Gardes du Corps zu verfolgen, erhielt die Königin Zeit, zu entkommen. Vier Gardes du Corps eilten nach dem Schlosse, der königlichen Familie beizustehen. Ein Haufe Mörder umringte sie unterwegs. Einer wird zuerst ergriffen und unter dem Geschrei: „Hängt ihn! Hängt ihn! Haut ihn nieder!" stößt und schlägt man ihn zu Boden. Man schlingt ihm einen Strick um den Hals und schleift ihn fort. Er will sich aufraffen, erhält aber einen Schlag mit einer Keule, daß er die Besinnung verliert. Jetzt tritt das Ungeheuer mit dem Barte zu ihm heran, um ihm den Kopf abzuhacken. Da drängt sich ein Grenadier von der pariser Bürgergarde hindurch, fällt dem Kopfabhacker in den Arm und ruft: „Erst müßt'ihr mich ermorden, ihr Ungeheuer, ehe ich zugebe, daß ihr diesen Mann eurer Wuth aufopfert!" Keiner wagt>, dem braven Grenadier zu widerstehen. Er aber trägt den blutenden Garde du Corps mit Hülfe eines Kameraden aus dem Gewühle nach einem sichern Orte. — Der zweite von jenen vieren wurde nur dadurch gerettet, daß ein Theil der Mörder ihn hängen, der andere ihn aber köpfen wollte. Während des Zankens retteten ihn zwei Grenadiere. Auch der dritte wurde gerettet: nur der vierte wurde niedergeschossen.

10. Theil 2 - S. 3

1880 - Stuttgart : Heitz
Justinian. Gelimer. Belisar. 3 wäre. Da beschloß ein kräftiger griechischer Kaiser, Justinian, der um das Jahr 550 regierte (527-^-565), Italien wiederzuerobern, und es gelang ihm auch nach 'vielen und harten Kämpfen (536—555) durch seine beiden großen Generale Belisar und Narses; denn ein so großer Gesetzgeber auch der Kaiser war, so suhlte er doch, daß er kein geschickter Feldherr fei, und blieb daher klüglich zu Hause. Aber nicht allein das ostgothische Reich in Italien warf er über den Haufen, sondern er hatte vorher schon auch das vandalische Reich in Nordafrika erobert (534). Einige Züge ans diesem vandalischen Kriege sind merkwürdig. Der König der Vandalen, Gelimer, war vor dem tapfern Belisar ins rauhe Atlasgebirge geflohen. Hier fehlte es ihm an Allem, während Belisar in der Hauptstadt Karthago seinen Einzug hielt. Gelimer wurde end-. lich von einem griechischen Unterfeldherrn (Pharas) gar eng eingeschlossen. Da redete ihm dieser zu, sich dem Kaiser zu ergeben. „Wäre es nicht besser," schrieb er ihm, „daß du bei den Griechen betteln gingest, als daß du bei den Vandalen verhungerst? Füge dir doch nicht selbst größeres Uebel zu, als deine Feinde dir zufügen wollen." — Der König gab ihm die Antwort: „Ich will nicht der Sklave eines ungerechten Feindes sein, den ich mit keinem Worte beleidigt hatte und der mich doch mit Krieg verfolgt. Er ist ein Mensch wie ich; auch ihn kann noch, wie mich jetzt, die Hand des Unglücks ergreifen. Mehr kann ich nicht schreiben; die Größe meines Unglücks raubt mir die Gedanken. Lebe wohl! Ich bitte dich, sende mir eine Cither, ein Brot und einen Schwamm. Mit dem Brote will ich meinen quälenden Hunger stillen, mit dem Schwanke meine Thränen trocknen und mit der Cither meinen Gram zerstreuen." Er erhielt das Verlangte ; aber seine Noth nahm immer mehr zu; zuletzt sah er, wie seine eigenen Verwandten verhungerten, und nun erst ergab er sich. Als er mit dem Sieger Belisar zusammentraf, schlug er ein lautes Gelächter aus. Man sah ihn verwundert an und glaubte, er habe den Verstand verloren; er aber sprach: „Ich bin von königlichem Geblüt, selbst König gewesen, habe gelebt in Pracht und Ueberfluß, und nun? — Nun bin ich halb verhungert, ein elender Gefangener! Muß ich da nicht über die Eitelkeit und Vergänglichkeit aller menschlichen Hoheit lachen?" — Als man ihn nach Eonstantinopel brachte, in die kaiserliche Rennbahn führte und er vor Justinian, der im kaiserlichen Schmucke auf dem Throne saß, niederknieen sollte, ließ er keine Thräne fallen, keine Seufzer hören; aber er biß die Lippen
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