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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 50

1888 - Habelschwerdt : Franke
50___________ 362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden. 4. Folgen des Krieges. a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten; b) alle griechischen Staaten sind geschwächt; c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland. Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier, 362-338. 1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang. 2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen. 3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 206

1888 - Habelschwerdt : Franke
206 nahm einen glücklichen Zug gegen ihn, eroberte Tunis und befreite viele Christensklaven. b) Zug nach Algier, 1541. Nicht so glücklich mar der Zug gegen die Seeräuber in Algier. Die kaiserliche Flotte wurde zerstreut. 6. Krieg gegen die Türken. Sultan Soliman Ii., „der Prächtige," 1519 1566, ist der letzte von den 12 gewaltigen Kriegssürsten, die seit dem Jahre 1300 den Thron der Osmanen inn'e hatten und ihre Herrschaft weit ausgebreitet haben. Sein Plan ging aus die Unterwerfung des Abendlandes; darum machte er einen Angriff auf Ungarn, des natürlichen Mittelgliedes zwischen dem Osten und Westen. Nachdem Soliman das wichtige Belgrad, „das eine Auge der Christenheit," 1521 genommen, entriß er den Johannitern nach heldenhafter Verteidigung auch das andere, Rhodus. (Die Johanniter verlegten ihren Sitz nach Malta.) Im Jahre 1526 besiegte er den jungen König Ludwig Ii. von Ungarn in der Schlacht bei Mohacz, in der letzterer fiel, und begünstigte nun den Woywoden Johann Zapolya, den der lutherische Adel Ungarns dem Schwager und Nachfolger Ludwigs, Ferdinand von Österreich, gegenüber als Kronprätendenten aufgestellt hatte. Jedoch vergebens belagerte der Sultan Sbiert (1529). Als der Kaiser in dem Nürnberger Religionsfrieden die Unterstützung durch die Protestanten gewonnen hatte, wurde Soliman bei Graz zurückgeschlagen. Doch mußte es Karl erleben, daß 1541 ein türkischer Pascha seinen bleibenden Sitz in Ösen ausschlug. 3. |>ie Entwickelung der Hleformaliou öis zum Ueichs-lage zu Würnöerg, 1532. Karl V. hatte während feiner Abwesenheit die Regierung dem Reichsregimente übergeben, an dessen Spitze der Kurfürst von Sachsen stand, welcher der Reformation günstig gesinnt war. Daher schritt dieselbe weiter fort. A. Die Anhänger Luthers. Unter ihnen traten vier Gruppen hervor: a) Die Humanisten. Da der jüngere Humanismus schon eine kirchenfeindliche Richtung eingeschlagen hatte, so schlossen sich seine Vertreter der reformatorifchen Bewegung an. Philipp Melanchthon (Schwarzerd), geb. 1497, gest. 1560, ein Großneffe Renchlins, war bereits Luthers Begleiter bei der Leipziger Disputation gewesen. Er war Professor in Wittenberg, unterstützte Luther, indem er dessen Lehrbegriff in ein System brachte, und organisierte später das sächsische Schulwesen auf reforma-torischer Grundlage. Karlstadt stellte sich in Wittenberg an die Spitze einer fanatischen Schar, die mit Gewalt alles, was an den katholischen Gottesdienst erinnerte, aus den Kirchen ent-

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 213

1888 - Habelschwerdt : Franke
213 Ursprung von einem sagenhaften Heldenkönige ab, dessen Name mit dem Odins, des Vaters des Himmels, übereinstimmt. a) Die wichtigsten Könige Dänemarks waren: Gorm der Alte, 855—936, — Kaimt der Große, 1016—1035, unter dem sich das Christentum befestigte, — der gewaltige Wa'.de-mar Iii., 13-10-1375. b) In Schweden rcgterte'nach langen Wirren von 1250-1389 das Haus der Folkunger, dessen letzter Sproß Albrecht von Mecklenburg war. e) Norwegen war vorübergehend mit Dänemark verbunden und machte sich nach Kanuts Tode selbständig. Margarete uon Dänemark, die geistvolle Tochter Waldemars Iii., hatte sich' mit Hakon Viii. von Norwegen vermählt und vereinigte nach dem Siege über den letzten Folknnger die Kronen der drei nördlichen Länder. Im Jahre 1397 schlossen die Stände die Union zu Kalmar, worin sie ^ dtef/ Folgezeit die gemeinsame Wahl des Königs festsetzten. ^ ' £ > >- 2. Einführung der Reformation. Der Nationalhaß löste balä diese Einigung, indem in Schweden die Statthalter aus dem Hause Sture eine Trennung herbeizuführen suchten. Zwar lies; Christian Ii. im „Stockholmer Blntbade" 1520 viele Adlige enthaupten, aber Gustav Wasa entkam und wurde 1523 zum Könige gewählt. Ans dem Reichstage zu Westeras, 1527, wurde die Einziehung der Kirchengüter und die Einführung der Reformation genehmigt. In Dänemark und Norwegen wurde unter Friedrich I. 1527 die lutherische Lehre eingeführt. D. In den östlichen Ländern. Polen blieb zum größten Teile katholisch, in Livland und Ungarn dagegen fand das lutherische Bekenntnis Aufnahme. E. England. Hier fand die Reformation unter den ersten Königen aus dem Hause Tudor Eingang. Das Haus Tudor, 1485—1603. 1. Heinrich Vii., 1485—1509, schwang sich durch die Schlacht bei Bosworth auf den Thron. 2. Heinrich Viii., 1509—1547, war anfangs ein heftiger Gegner Luthers und erhielt wegen seiner Streitschriften sogar vom Papste den Namen „Verteidiger des Glaubens." Als aber der Papst sich weigerte, seine Ehe mit Katharina von Aragonien zu lösen, erklärte er sich zum Oberhaupte der englischen Kirche und zwang mit despotischer Härte seine Unterthanen zur Anerkennung der 6 Glaubensartikel, in denen der Primat geleugnet, sonst aber die Einrichtungen der katholischen Kirche beibehalten wurden. Die Gegner der neuen Kirchenordnung wurden hingerichtet, so der frühere Kanzler Thomas Morus. Der neue Kanzler Thomas Kromwell zog die reichen Kirchengüter ein. Auch im Privatleben zeigte sich Heinrich Viii. als Tyrannen. Von seinen 6 Gemahlinnen (Katharina von Aragonien, Anna Boleyn, Johanna Seymur, Anna von Kleve, Katharina Howard und Katharina Parr) ließ er zwei hinrichten, Anna Boleyn und Katharina Howard. 3. Eduard Vi., 1547—1553. Er war der Sohn der Johanna Seymür. Da er noch minderjährig war, führte fein Oheim, der Herzog von

4. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 227

1888 - Habelschwerdt : Franke
227 um dem Kaiser die Herrschaft über die deutschen Meere wieder zu verschaffen, ward Wallenstein in seinem Siegeslaufe durch die vergebliche Belagerung Stralsunds gehemmt. Aus Furcht vor einem Bündnisse Schwedens mit Dänemark schloß er 1629 den Frieden zu Lübeck, in dem Christian Iv. seine Besitzungen wiedererhielt. 5. Das Restitutionsedikt. Das Resultat des Krieges war, daß der Kaiser auch in Norddeutschland den Protestantismus niedergeworfen hatte. Im Gefühle dieses Sieges erließ er 1629 das Restitutionsedikt, nach welchem alle seit dem Passauer Vertrage säkularisierten Kirchengüter den Katholiken zurückgegeben werden sollten und die Anerkennung des reformierten Bekenntnisses ausgeschlossen wurde. 6. Absetzung Wallensteins. Erwies sich schon das Restitntions-edikt, wodurch der Kaiser alle Protestanten erbitterte, für ihn als ein politischer Fehler, so war die der Abrüstung gleichkommende Absetzung Wallensteins ein zweiter folgenschwerer Schritt. Dieselbe geschah auf dem Kurfürstentage zu Regensburg 1630. Der Kaiser war durch das rücksichtslose Auftreten der wallensteinschen Scharen, sowie durch die Klagen der Fürsten, von denen auch die katholischen eine nnver-hältnismäßige Stärkung der kaiserlichen Macht nicht wünschten, dazu veranlaßt worden. C. Der schwedische Krieg, 1630—1635. 1. Gustav Adolf. Als Vorkämpfer der Protestanten gegen den Kaiser trat jetzt Gustav Ii. Adolf, König von Schweden, ein. Vorgeschichte: Von den 3 Söhnen Gustav Wasas (siehe S. 213) war der erste im Wahnsinne gestorben; der zweite, Johann, war wegen seiner Heirat mit einer polnischen Prinzessin zur katholischen Kirche übergetreten und verschaffte seinem Sohne Sigmund auch die Krone Polens; der dritte, Karlix., entriß aber dem letzteren die Krone Schwedens und vererbte sie auf seinen Sohn Gustav Ii. Adolf. Derselbe führte bald nach seiner Thronbesteigung einen dreifachen siegreichen Krieg mit Dänemark, Rußland und Polen, wodurch er sich ein gut geschultes Heer erzog. Gustav Adolf landete 1630 mit 15000 Mann Fußtruppen und 3000 Reitern auf der Insel Usedom. Als Hauptgründe seines Einfalls gab er an, daß der Kaiser seine Vettern, die Herzöge von Mecklenburg, ihrer Länder beraubt, die Herrschaft über die Ostsee beansprucht, Polen im Kriege gegen Schweden unterstützt und auf dem Lübecker Frieden keine schwedischen Gesandten zugelassen habe. 15*

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 185

1904 - Habelschwerdt : Franke
185 4. Friede zu Lbeck. Walleusteius Plan ging dahin, mit Hilfe der Hanseflotte eine deutsche Seemacht an der Ostseekste zu grnden und den deutschen Handel wieder zu heben. Die Hansestdte weigerten sich aber, Wallenstein zu untersttzen, und ohne eine Flotte vermochte er die wichtige Stadt Stralsund, die von den Schweden und Dnen untersttzt wurde, nicht zu erobern. Um ein Bndnis Dnemarks mit Schweden zu verhindern, schlo Wallenstein den Frieden zu Lbeck, 1629, in dem Christian Iv. seine Besitzungen zurckerhielt. 5. Das Restitutionsedikt. Der Kaiser stand jetzt auf dem Hhe-punkte seiner Macht. Im Bewutsein seiner berlegenheit und gedrngt durch die katholischen Reichsstnde, erlie er 1629 das Restitutionsedikt (restitere wiedererstatten, wiedergeben), nach welchem alle seit dem Passauer Vertrage skularisierten Kirchengter den Katholiken zurckgegeben werden sollten. Es handelte sich um 2 Erzbistmer, 12 Bistmer und zahllose Klster und Abteien. Viele Protestanten verloren bei der Durchfhrung des Restitutionsediktes ihre Besitzungen; es entstanden die grten Verwicklungen, und der Religionsha wurde von neuem entfacht. 6. Wallensteins Absetzung. Auf dem Kurfrstentage zu Regeus-burg 1630 wurden von den Reichssrsten, welche die Macht des Kaisers frchteten, besonders von Maximilian von Bayern, viele Klagen der Wallenstein und dessen Scharen erhoben; sogar die Wahl des neuen Kaisers wurde von der Entlassung des Friedluders abhngig gemacht. Da entlie Ferdinand Ii. seinen Feldherrn. War schon der Rckerstattnngsbefehl ein politischer Migriff gewesen, so war die Ab-fetzung Wallensteins ein noch grerer Fehler. Der Kaiser konnte jetzt nicht einmal erreichen, da sein Sohn Ferdinand zum Nachfolger gewhlt wurde. Wallenstein zog sich grollend auf feine bhmischen Gter zurck. C. per schwedische Krieg, 16301635. 1630-1635 1. Gustav Adolf. Als Vorkmpfer der deutschen Protestanten war inzwischen Gustav Adolf, König von Schweden, aufgetreten. Er war als 17 jhriger Jngling seinem Vater Karl Ix. in der Regierung gefolgt. Bald nach seiner Thronbesteiguug hatte er einen dreifachen siegreichen Krieg mit Dnemark, Rußland und Polen gefhrt und sich ein vortreffliches Heer erzogen. Gnstav Adolf landete im Juli 1630 mit 13 000 Mann Futruppen und 3000 Reitern auf der Insel Usedom. Als Haupt-grnde seines Einfalles gab er an, da der Kaiser seine Vettern, die Herzge von Mecklenburg, ihrer Luder beraubt, die Herrschaft der die Ostsee beansprucht, Poleu im Kriege gegen Schweden untersttzt,

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 252

1904 - Habelschwerdt : Franke
252 von derselben zurck. Da er insgeheim zum Katholizismus neigte, gewhrte er in der Duldungsakte" den Katholiken gewisse Freiheiten. Das unduldsame Parlament setzte aber die Testakte" durch, wonach nur der-jenige ein ffentliches Amt bekleiden durfte, der den Supremateid leistete, also den König als kirchliches Oberhaupt anerkannte und an der englischen Abendmahlslehre festhielt. In dem Streite zwischen König und Volk ent-standen die Namen Whigs fr die Volks- und Fortschrittspartei und Tories fr die kniglich gesinnte, konservative Partei. Auf Karl folgte fein katholischer Bruder Jakob Ii., 16851688. Er suchte die Rechte der Katholiken und die unumschrnkte Knigsmacht wiederherzustellen und schlo sich dem Willen des Volkes entgegen an Frankreich an. Jakob Ii. hatte aus erster Ehe zwei Tchter, die dem protestantischen Bekenntnis angehrten. Maria war mit dem Prinzen Wilhelm Iii. von Oranien, dem Erbstatthalter von Holland, vermhlt. Als Jakob Ii. von seiner zweiten Gemahlin ein Sohn geboren wurde, frchteten die Englnder, da wieder ein katholischer Fürst den Thron besteigen wrde. Um dies zu verhindern, forderten sieben der vornehmsten Herren Wilhelm von Holland auf, nach England zu kommen und die Regierung zu bernehmen. Wilhelm landete mit einem Heere in England und vertrieb feinen Schwiegervater. Irland, das Jakob Ii. treu blieb, wurde mit Gewalt unterworfen und hart bedrckt. Wilhelm Iii., 16881702. Er befestigte Englands Vorherrschaft zur See, frderte den Protestantismus und suchte der wachsenden Macht Frankreichs gegenber das europische Gleichgewicht zu erhalten. Auf ihn folgte feine Schwgerin Anna, 17021714. Unter ihr beteiligte sich England am Spanischen Erbfolgekriege. Marlboroughs Partei wurde gestrzt, und das neue Ministerium drngte auf Beendigung des Krieges (S. 237). Anitas Nachfolger wurde der Kurfürst Georg von Hannover, ein Urenkel Jakobs I. Schweden. Auf Gustav Adolf war feine Tochter Christine gefolgt; sie entfagte aber der Regierung und wurde katholisch (S. 243). Es folgte ihr Karl X. (16541660), der Sohn des Pfalzgrafen von Zweibrcken, der mit einer Schwester Gustav Adolfs verheiratet gewesen war. Da die in Polen regierende Linie des Hauses Wasa Ansprche auf den schwedischen Thron machte, entstand der zweite schwedisch-polnische Krieg, an dem sich auch der Groe Kurfürst beteiligte (S. 243). Karl zwang Dnemark zur Abtretung feiner Provinzen im sdlichen Schweden. Karl Xi. (16601697) beendigte den Krieg mit Polen und erwarb im Frieden zu Oliva (1660) Estland und Livland. Karl Xii. (16971718). Er war erst 15 Jahre alt, als er zur Regierung kam. Von seinem Vater erbte er ein blhendes Land und ein tchtiges Heer.

7. Theil 3 - S. 30

1880 - Stuttgart : Heitz
30 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Schicksal traf auch verdienterweise Münzer und die andern Volksanführer. Da wir einmal bei der Erzählung der Uebertreibungen jener Zeiten der Reformation sind, so wollen wir noch von einer berichten, die sich in den Jahren 1534 und 1535 zutrug. Von Münzers Anhängern waren einige entkommen und hatten sich nach Holland gewendet, wo sie auch manche Anhänger bekamen. M Diese Leute kamen auf den Einfall, alle, die zu ihnen gehörten, noch einmal zu laufen, weil die Kindertaufe keine wahre Taufe sei; denn die Kinder verständen ja nichts davon. Auch behaupteten sie, alle, die zu ihrer Kirche gehörten, wären heilig und zur Gründung des Reiches Jesu auf Erden berufen. Einige dieser Wiedertäufer kamen nun nach Westphalen und ließen sich in Münster nieder; der Schneider Johann Bockold (Jan Bockel-sohn) von Leyden, Jan Matthiesen, ein Bäcker von Harlem, der Tuchhändler Knipperdolling, Krechting und andere. Ein Prediger der Stadt, Rottmann, ein unwürdiger Schüler Luthers, schloß sich bald an die Schwärmer an, die immer mehr Anhang unter den Bürgern fanden. Nachdem sie bei Erneuerung des Magistrats durchgesetzt hatten, daß lauter Wiedertäufer zu Magistratspersonen gewählt wurden, erhielten sie die Oberhand und bemächtigten sich des Zeughauses; der Bischof war schon früher weggegangen. Rottmann und Knipperdolling ließen den Leuten auf dem Lande sagen: sie möchten nur zu Hause alles stehen und liegen lassen und nach der Stadt kommen, da sollten sie das zehnfach wiederbekommen; denn sie lehrten, wie Münzer, eine allgemeine Gütergemeinschaft. Die Reichen mußten alles hergeben und verließen je eher je lieber die Stadt, die nun den Armen und den Wiedertäufern allein überlassen blieb. Matthiesen befahl, daß jeder bei Lebensstrafe fein Gold, Silber und übriges Eigenthum in ein bestimmtes Haus bringen sollte; es geschah. Dann wurden alle Bücher, die Bibel ausgenommen, verbrannt, und alle Kirchenbilder, Orgeln, gemalte Fenster, Thurmuhren it. a. zertrümmert. Indessen rückte der Bischof von Münster mit einem Heere herbei, die Stadt zu belagern. Da erschien der Bäcker Matthiesen auf dem Markte, suchte sich 30 Männer aus und rief: Gott habe ihm geoffenbart, daß er mit diesen Leuten allein das ganze Heer des Bischofs in die Flucht schlagen würde. Wirklich zog der Tollkopf aus, und alle waren neugierig, wie es ihm gehen würde.

8. Theil 3 - S. 31

1880 - Stuttgart : Heitz
Wiedertäufer in Münster. 31 Aber — er wurde gleich vom ersten Soldaten niedergestochen. Da trat der Schneider Bockold auf und sprach: das habe er längst gewußt; denn er sei ja bestimmt, seine Wittwe zu heiratheu und auch als Bürgermeister an seine Stelle zu treten. Aber diese Würde verrückte dem armen Schneider vollends den Kopf. Auf sein Geheiß mußte ein anderer Prophet, der Goldschmied Tausendschnur, dem Volke bekannt machen: Gott habe ihm offenbart, daß Bockold König sein, den ganzen Erdball beherrschen und alle Fürsten todtschlagen solle. Da fiel Bockold aus seine Kniee und rief: „Meine Brüder, das hat mir Gott schon vor vielen Tagen offenbart; aber ich wollte warten, bis ein anderer es euch verkündigte." So wurde aus dem Schneider ein König; er ließ sich goldene Kronen, einen Scepter, ein Schwert u. s. w. machen, ertheilte Audienz, ließ einen Thron auf dem Markte errichten, wo er Gericht hielt, und wenn er über die Straße schritt, so trug er einen scharlachenen Mantel mit einer langen Schleppe, die ihm von Edelknaben nachgetragen werden mußte, hatte die Krone auf dem Kopfe und ein glänzendes Gefolge hinter sich. Er erlaubte so viele Weiber zu nehmen, wie jeder wollte; er selbst brachte es auf 14. Eine enthauptete er auf dem Markte mit eigener Hand, weil sie ihm Vorstellungen über allen den Unsinn machte, und tanzte dann mit andern um den blutigen Leichnam herum, indem sie sangen: Ehre sei Gott in der Höhe! Endlich schickte er 28 Apostel aus in die benachbarten Städte; denn das Reich Christi, sagte er, solle auf Erden aufgerichtet werden. Nun war es Zeit, dem'unwesen ernstlich Einhalt zu thun. Der Bischof schloß die Stadt immer enger ein, und die Hungersnoth nahm so überhand, daß viele verhungerten und die andern wie Schattenbilder umherwankten. Und doch durfte keiner sich unterstehen, von Heb ergäbe zu sprechen. Da flohen zwei Bürger aus der Stadt und zeigten dem Bischöfe, wie er die Stadt schnell einnehmen könnte. Das geschah- denn auch, und nach einem wüthenden Kampfe, in welchem Rottmann seinen Tod fand, baten die Wiedertäufer um Gnade. Bockold, Kuipperdolling und Krechting wurden in eiserne Käfige gesperrt und wie seltene Thiere im Lande umhergeführt und gezeigt, dann aber in Münster grausam hingerichtet. Die Käfige mit den Leichnamen hängte man an dem Lambertusthurme auf; da kann man sie noch heute sehen.

9. Theil 3 - S. 176

1880 - Stuttgart : Heitz
176 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. den eifrig ergebener Mann. Wie viel ließ sich nicht von diesen beiden Verbindmtgen fürchten, die sich mit so feindlichen und eifersüchtigen Angen ansahen! Wahrlich, es fehlte nur an einem Funken, um den vorräthigen Zunder der Feindschaft zur Kriegsflamme anzufachen. Kaiser Rudolph hatte einen Bruder, Matthias, mit dem er sich nie recht hatte vertragen können. Matthias hatte mit Unwillen gesehen, wie verkehrt sich Rudolph immer benahm, und ihm daher die Regierung von Ungarn, Oestreich und Mähren schon einige Jahre früher abgedrungen. Aber endlich veruneinigte er sich mit ihm gänzlich; denn Rudolph machte Miene, Böhmen und Schlesien, die einzigen Länder, welche ihm Matthias noch gelassen hatte, nicht ihm, sondern einem Better, den er besonders liebte, zu vermachen. Gleich machte sich Matthias nach Böhmen auf, feinem schwachen Bruder zuvorzukommen. Er erklärte diesem, er müsse ihm nun noch auch Böhmen und Schlesien bei seinem Leben abtreten. Rudolph sah sich von allen verlassen. Er mußte wohl einwilligen und erklärte, um der Sache doch einen guten Anstrich zu geben, daß er „aus brüderlicher Liebe" wünsche, daß Matthias zum Könige von Böhmen gekrönt würde, damit nicht nach seinem Tode Unruhen entständen. Nachdem er den verhaßten Vergleich (1611) unterschrieben hatte, zerstampfte er die Feder vor Aerger; denn er behielt nichts als den teeren Kaisertitel, eine kleine Pension und vier unbedeutende Herrschaften. Dann reiste Matthias wieder ab von Prag, ohne seinen unglücklichen Bruder auch nur einmal gesehen zu haben. Kein halbes Jahr daraus (1612) war Rudolph todt; gewiß hatte der Aerger sein Ende beschleunigt. Die Kurfürsten wählten nun Matthias zum Kaiser; aber er hat Mut Freude davon gehabt. Wie konnte es auch anders fein, da er sich durch die schlechte Behandlung seines Bruders so schwer versündigt hatte! Seine achtjährige Regierung (von 1612—19) war eine Kette von Aerger und Sorgen. Das Erste, was ihn sehr bekümmerte, war, daß die östreichischen Stände ganz gehorsamst, aber dringend das Recht begehrten, auch in Städten und Marktflecken ihre Religion zu üben und eben so wie die Katholiken zu Staatsämtern zu gelangen. Matthias war anfangs zum Nachgeben nicht geneigt, und sein Beichtvater, der Cardinal Clesel, ein arger Protestantenfeind, rief ihm immer zu, er möchte sich lieber alle Kirchen gewaltsam entreißen lassen, ehe er ihnen eine gutwillig abträte; aber die Stände erklärten geradezu, sie würden ihm nicht

10. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch
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