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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 50

1888 - Habelschwerdt : Franke
50___________ 362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden. 4. Folgen des Krieges. a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten; b) alle griechischen Staaten sind geschwächt; c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland. Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier, 362-338. 1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang. 2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen. 3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 144

1888 - Habelschwerdt : Franke
144 Dritte Periode. Das Zeitalter der Kreuzzüge, 1096—1373, Der erste Kreuzzug, 1096—1099. 1. Iie Lage des Hrrents. A. Das oströmische Reich. Dasselbe war seit Justinians Zeiten ohne Bedeutung für die geschichtliche Entwickelung; denn der unbedingteste Absolutismus und ein harter Steuerdruck verhinderten jede freie geistige Regung. Es erfüllte aber die doppelte Aufgabe, a) die Araber aufzuhalten, b) die Schütze der alten Litteratur zu retten. Einer Fortentwickelung der griechischen Bildung waren aber die griechischen Gelehrten nicht fähig. Von den Nachfolgern Justinians, die verschiedener Herkunft waren und oft von den Feldherren zu Kaisern erhoben wurden, sind zu nennen: Heraklius (610—641), der glücklich gegen die Perser kämpfte, aber Syrien, Palästina, Phönizien und Ägypten an die Araber verlor. Leo der Jfaurier (718—741), der nebst seinem Sohne und Nachfolger Konstantin V. Kopronymus den langwierigen Bilderstreit veranlaßte. Michael Iii. (856—867), unter dem der gelehrte Photius den Versuch der Trennung der griechischen Kirche von der römischen machte. Basilius begründete 867 die Dynastie der Macedonier, die bis 1056 regierte. Im Jahre 1056 kam mit dem tapfern Isaak I. die Familie der Koittnenen zur Herrschaft, aus der zu merken sind: Alexius I., 1081 bis 1118, welcher die Finanzen regelte und gegen die Araber und Kreuzfahrer eine überlegene Politik beobachtete. Manuel I. (1143—80), dessen Person die Romantik sich bemächtigt hat. Mit seinem Tode beginnt eine Zeit der Greueln und der Verwirrung. B. Die mohammedanischen Reiche. Die Herrschaft der Abbassiden (750—1258) hatte unter Harun al Raschid, f 819, dem Zeitgenossen Karls d. Gr., ihren Höhepunkt erreicht. Seitdem ging das Reich der Kalifen dem Untergange entgegen. Die Ursachen davon waren: a) Religionsstreitigkeiten, verursacht durch die Aufnahme indischer und persischer Anschauungen; b) Umwandlung des Charakters der Araber, indem diese als Kaufleute und Ackerbauer geordnete Zustände lieben gelernt hatten; c) die Aufnahme der Türken in den Heerdienst des Reiches, nachdem auch die arabischen Soldaten unzuverlässig geworden waren. Die Türken, damals in der Tatarei hausend, waren ein einfaches Naturvolk, das sich durch Frische, Lebendigkeit, Thatkraft und Begehrlichkeit auszeichnete. Der erste Kalis, welcher den Türken Ausnahme gewährte, war Mutassim, der aus 70 000 als Sklaven aufgekauften Turkmenen (Mameluken) ein stehendes Heer bildete. Indes bald wurden die türkischen Truppenführer mächtiger als die Kalifen, und es entstanden in allen Teilen des Landes selbständige Herrschaften, deren bedeutendste das Reich der Fatimiden in Nord-asrika und Ägypten und das der Ghasnawiden zwischen dem Indus und

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 146

1888 - Habelschwerdt : Franke
146 e) Auch die bloße Veränderungslust hat viele zu dem Zuge in die weite Ferne verleitet. C. Nähere Veranlassung des 1. Kreuzzuges. Der Einsiedler-Peter von Annens schilderte auf einer Reise durch Frankreich und Deutschland die Leiden, welche die Pilger in Jerusalem von den Türken zu erdulden hatten und predigte den Kampf gegen die Ungläubigen. Der thatkräftige Papst Urban Ii. berief nach Piacenza und Klermont Kirchenversammlungen, 1095, auf denen er eine zahlreiche Volksmenge für deu heiligen Kampf begeisterte. Von dem Abzeichen, einem roten Kreuze auf der rechten Schulter, erhielten die Teilnehmer den Namen Kreuzfahrer. Die Kirche gab neben der Idee zu deu Kreuzzügen häufig auch die Mittel, nahm die Gelübde ab, stellte die Pilger unter ihren Schutz und versündigte in der Heimat den Gottesfrieden. 3. Werlauf des 1. Kreuzzuges. A. Die Führer. Nachdem schon im Jahre 1096 Scharen von Proletariern, die vom Adel nicht geführt sein wollten, ausgezogen, aber in Ungarn zusammengehauen worden waren, setzte sich im folgenden Jahre das Hauptheer, an 600000 Mann stark, in Bewegung. Die hervorragendsten Führer desselben, die namentlich der französischen und normannischen Ritterschaft angehörten, waren: Gottfried von Bouillon, Herzog von Nieder-Lothringm, feine Brüder Balduin und Eustach, Herzog Robert von der Normandie, Raimund von Toulouse, Gras Bohemund von Tarent, der Sohn Robert Guiskards, Tankred, der Neffe des vorigen. B. Die Hauptdaten des 1. Kreuzzuges sind folgende: a) Auf verschiedenen Wegen, teils an der Donaustraße entlang, teils zu Schiffe, wurde Konstantinopel als gemeinsames Ziel erstrebt. b) Der griechische Kaiser Alexius, der die kriegerische Bewegung zu seinen Zwecken auszubeuten suchte, versprach nur unter der Bedingung Unterstützung, daß die Kreuzfahrer für alle zu erobernden Gebiete ihm den Lehnseid leisteten. c) Zuerst wurde Nicäa erobert und dem griechischen Kaiser überlassen. d) Hieraus erfocht das Heer einen glänzenden Sieg bei Dorylänm über den Emir von Jkonium. e) Der Mangel eines einheitlichen Kriegsplanes hatte zur Folge, daß die Führer sich trennten und selbstsüchtige Zwecke verfolgten.

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 5

1904 - Habelschwerdt : Franke
5 einer Feldschlacht in Keilform aufgestellt. Zum Fuvolk gehrte namentlich die kriegerische Jugend. Weiber und Kinder feuerten durch ihren Zuruf den Mut der Kmpfer an. Zur Leitung des Ganzen wurde ein Herzog gewhlt. Die Fhrer der einzelnen Ab-teiluugeu waren Fürsten. Sie leisteten durch ihr Vorbild mehr als durch Befehl. Die Hauptmassen waren die Framea (eine kurze Lanze) und ein Schild; doch waren auch Streitaxt, Keule und der Sax (ein schwerthnliches Messer) gebruchlich. Eine Eigentmlichkeit der Germanen war das Gefolgschafts-Wesen. Junge, waffenfhige Männer schloffen sich einem Fürsten an. Sie bildeten seine Begleitung, wohnten bei ihm und erhielten Speise und Trauk in seiner Halle; daher heien sie in spteren Gedichten Herd-gesellen oder Bankgenossen. Durch einen Eid wurde das Verhltnis befestigt. Im Kriege wetteiferte das Gefolge mit dem Fürsten in Mut und Tapferkeit; ihn zu berleben galt als Schimpf. 6. Religion, der die Religion der alten Deutschen haben wir nur sprliche Nachrichten. Die Quellen, denen wir unsere Kenntnis der deutschen Mythologie verdanken, sind die Berichte der rmischen und griechischen Schriftsteller (Csar, Tacitus, Plutarch, Strabo u. a.) und die Lebensbeschreibungen der christlichen Glaubensboten, ferner Abfchwrungsformeln, die Merfeburger Sprche, die Volkssagen und Mrchen. Genauer sind wir der die altnordische Religion unterrichtet, mit der wahrscheinlich die Religion der im eigentlichen Deutschland wohnenden Germanen viel hnlichkeit hatte. Die skandinavischen Gtter-und Heldensagen sind in den beiden Edden enthalten. Die ltere oder Lieder-Edda, die 1643 aufgefunden wurde, ist eine Sammlung altnordischer Lieder aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Die jngere oder prosaische Edda rhrt vou dem islndischen Skalden Snorri Sturlusou (f 1241) her, der fr junge Snger auf Grund der alten Lieder eine Mythologie schrieb, die den Namen Edda, d. h. Poetik, erhielt. a) Götter. Die Götter der Germanen waren personifizierte Naturkrfte. Die ursprnglichen Götter, gewaltige Riesen, muten den Lichtgttern, den Asen, weichen. Diese bewohnen die Himmels-brgen und bilden eine Gemeinschaft nach menschlichem Muster. An ihrer Spitze steht Odin od.er Wodan. Er ist der Gott der Vlker-leitenden Fürsten und der Helden, aber auch der grbelnde Ase", der Gott der Weissagung, des Wissens und Dichtens, der die Runen, die Schristzeicheu, erfunden hat. Er trgt einen groen Schlapphnt, den er tief ins Gesicht zieht, um seine Einugigkeit zu verbergen. In einen weiten Mantel gehllt, ist er der Anfhrer der wilden Jagd". Thront er auf der Gtterburg, dann sitzen zwei Raben auf feinen Schultern; sie heien Gedanke" und Erinnerung". Odins Gemahlin Lamprecht, Deutsche Geschichte: Die Religion der Germanen. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 6. Kauffmann, Deutsche Mythologie. Sammlung Gschen. Golther, Handbuch der germanischen Mythologie. Leipzig 1895.

5. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

6. Theil 3 - S. 83

1880 - Stuttgart : Heitz
Bartholomäusnacht. 83 der Ermordeten zu weiden, dann vor das Thor, wo die Galgen standen, um den Leichnam des ehrwürdigen Admirals zu sehen, den man erst durch die Straßen geschleppt, dann ins Wasser geworfen, endlich auf Feuer gelegt und zuletzt halbverbrannt mit den Füßen an einen Galgen gehängt hatte. „Der Geruch eines Ketzers ist immer angenehm," sagte der König/ während der Pöbel den Leichnam Eoligny's röstete. — Man zwang gar die Kinder des Ermordeten, hinauszugehen und den gräßlich verunstalteten Leichnam des Vaters anzuschauen! Nur wenige Züge von Edelmuth hat die Geschichte aus diesen Tagen des Grausens aufbewahrt. Hier einer davon! Vezins, ein Edelmann, war der Nachbar Regniers, eines Hugenotten. Sie waren Feinde, und Vezins hatte diesem hundertmal schon den Tod gedroht. Jetzt zitierte Regnier, daß Vezins diese Gelegenheit wahrnehmen und ihn ermorden würde. Plötzlich schlug man seine Hausthür ein. Vezins war es, der in Begleitung zweier bewaffneten Bedienten mit bloßem Degen eintrat und dem zitternden Regnier mit barscher Stimme befahl, sogleich ihm zu folgen. Draußen standen vier Pferde; auch Regnier mußte aufsteigen und wurde, ohne daß Vezins ein Wort sprach, bis auf sein Landgut geführt. Als sie hier allein waren, sprach Vezins: „Siehe, nun bist du in Sicherheit! Ich hätte die Gelegenheit benutzen und mich rächen können, aber tapfere Leute müssen die Gefahr theilen; dazu habe ich dich gerettet. Wenn du willst, so sollst du mich bereit finden, unsern Streit auszufechten, wie es sich für Edelleute geziemt." Regnier erschöpfte sich in Danksagungen und bat ihn um seine Freundschaft. „Ich lasse dir," antwortete Vezins, „ganz die Freiheit, ob du mich lieben oder hassen willst, und ich habe dich eben hierher gebracht, um srei wählen zu können." Und ohne die Antwort abzuwarten, drückte er seinem Pferde die Sporen ein und flog davon. Nicht nur in Paris, sondern im ganzen Königreiche wurde auf des Königs Befehl die Ermordung der armen Hugenotten vollzogen, so viel man ihrer auffinden konnte. Die Leichname ließ man zum Theil unbegraben verfaulen; viele warf man in die Flüsse, so daß lange Zeit hindurch Niemand Flußwasser zu den Speisen gebrauchen und Fische essen wollte. Nur wenige Statthalter hatten Gewissen genug, sich der Ausführung des königlichen Befehls zu widersetzen. Der Commandant von Bayonne wagte es, dem Könige zurückzuschreiben: „Sire, ich habe Ew. Ma-

7. Theil 3 - S. 266

1880 - Stuttgart : Heitz
266 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. trifft, so ist sie nicht aufzuzählen, unter anberm ein Gürtel von Diamanten, zwei mit Diamanten besetzte Uhren, fünf Köcher mit Rubinen, Saphiren und Perlen, bte schönsten Zobel von der Welt und tansenb Kleinigkeiten." Am andern Tage hielt Sobieski mit dem Kaiser und den andern Fürsten seinen Einzug in Wien. Das Volk jubelte, aber sah nur aus den tapfern König, nicht auf den schwachen Kaiser, der in der Stunbe der Noth sein Volk im Stiche gelassen hatte. Mit Inbrunst stimmte Sobieski in der Augustinerkirche das „Herr Gott, bich loben wir" an, und bankbar sang ihm das gerührte Volk nach, währenb alle Glocken jubelnb brein tönten. Karct Mustapha würde auf des Sultans Befehl enthauptet; aber leiber hatten die Türken 6000 Männer, 11,000 Frauen, 14,000 Mäbchen und 50,000 Knaben aus Oestreich in die Sklaverei geschleppt, von benen nur 600 auf dem Schlachtfelbe gerettet würden. — Seitbem fittb die Türken nicht wieber nach Dentschlanb gekommen. Ueberhanpt hörten sie auf, für Europa ein Gegenstanb des Schreckens zu sein, seitbem Prinz Eugen ihnen einige schwere Nieberlagen in Ungarn beigebracht hatte. Der tapfere Sobieski starb 1696,*) und sogleich begann unter den nie einigen Polen das Ränkespiel Über die Königswahl. Zwei Bewerber, ein französischer Prinz (von Conti) und Kurfürst August von Sachsen, boten den Polen Gelb über Gelb; enblich siegte August, mit dem Beinamen: der Starke. Er hat von 1697—1733 regiert. Um König von Polen zu werben, mußte er sich zux römischen Kirche bekennen. Das that er auch ohne viel Bebenken. Zur Beruhigung seiner Sachsen erklärte er, daß er nie katholische Minister annehmen wolle. Beibe Länber hat er aufs gewissenloseste regiert; unbekümmert um das Wohl seiner Unterthanen, sann er nur auf die Befriebigung feines Ehrgeizes und seiner Prunksucht und vergeubete das ihnen abgepreßte Gelb durch Jagben, Schwelgereien und anbete Ergötzlichsten. Währenb des spanischen Erbfolgekriegs starb der unfähige *) König Sobiesky, 1674—1696, war ein ausgezeichneter-Kriegsmann, aber als Regent ließ er es nicht selten an der Unparteilichkeit und Gerechtigkeit fehlen, welche in dem Parteigewirr zur Behauptung des königlichen Ansehns nothwendig war. Er machte sich Gegner durch auffallende Begünstigung seiner Anhänger und war zu nachgiebig gegen die Habsucht und die Ränke seiner Gemahlin, der Tochter eines französischen Marquis, welche an den französischen Umtrieben in Polen so leidenschaftlich sich betheiligte, daß sie sogar die Wahl ihres Sohnes zum Nachfolger des Vaters verhindern half.

8. Theil 3 - S. 259

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlachten bei Ramillies und Turin. 259 Schreiben von ihm, nebst einem offenen Einschluß an die Kurfürstin. Ich fühlte mein Herz gepreßt bei der Betrachtung, wie grausam es sein muß, auf diese Weise von denen getrennt zu sein, die man liebt. Ich beförderte den Brief sogleich an die Kurfürstin durch einen meiner eigenen Trompeter mit der Versicherung, daß ihre Antwort sorgfältig bestellt werden sollte. Es thut mir wohl, solche Linderungen zu verschaffen, durch welche meinen Dienstpflichten nicht zu nahe getreten wird." Zwei Jahre darauf (1706) erfocht er wieder einen herrlichen Sieg über die Franzosen bei Ramillies, einem Dorfe in Belgien, zwischen Brüssel und Löwen. Als er hier im Schlachtgewühls über einen Graben setzte, stürzte sein Pferd. Schnell eilte ein Adjutant herbei, ihm das seinige anzubieten. Aber indem ihm ein Oberst den Steigbügel hält und Marlborough sich in den Sattel schwingt, reißt eine Kanonenkugel jenem den Kops weg. In solcher Gefahr befand er sich nicht selten. Nach der Schlacht schrieb er an seine Frau: „In meinem letzten Schreiben, theuerste Seele, erwähnte ich dir nichts von meinem Vorhaben, den Feind zu einer Schlacht zu zwingen. Ich kenne deine Besorgnisse und wollte sie dir diesmal ersparen. Nun kann ich dir die freudige Botschaft geben, daß wir am gestrigen Sonntage gefochten haben, und daß es dem Allmächtigen gefallen hat, uns einen glänzenden Sieg zu verleihen." In demselben Jahre (1706) gewann Eugen eine glänzende Schlacht bei Turin. Dem Herzoge von Savoyen nämlich, seinem Verwandten, hatten die Franzosen sein ganzes Land weggenommen, und nun belagerten sie Turin, die letzte Stadt, die ihm noch übrig war. Es war wenig Aussicht für ihn vorhanden, sie zu retten; denn die französische Belagerungsarmee war sehr bedeutend. Da eilte Eugen, der bei Verona, also 50 Meilen davon stand, herbei, setzte zu aller Erstaunen über die vielen Flüsse und Kanäle der Po-Ebene und erschien vor den französischen Linien. Ungesäumt griff er den General Marsin an, und obgleich der Kamps sehr blutig war, -war doch in zwei Stunden alles gethan. Am meisten zeichneten sich beim Sturm aus die französischen Schanzen die Preußen unter dem Fürsten von Dessau und die Gothaer aus. Eine unermeßliche Menge von Kriegsvorräthen und Kanonen fiel den Siegern in die Hände, und der König von Frankreich mußte versprechen, während des ganzen Krieges kein Heer wieder nach Italien zu schicken.

9. Theil 3 - S. 97

1880 - Stuttgart : Heitz
Maria von England. 97 Werke entsage, da ich wohl weiß, wie viel an ihnen fehlt, um nicht allein auf feine Gnade und auf das Verdienst Jesu zu rechnen." Sie endigte mit dem lauten Gebete des 51. Psalms. Darauf nahm sie selbst Halstuch und Handschuhe ab und ließ sich -von ihren treuen Dienerinnen Elisabeth und Helena das Oberkleid ausziehen. Dem kniend um Verzeihung bittenden Scharfrichter antwortete sie freundlich und bat ihn nur, schnell mit ihr zu enden. Als man ihr das Tuch zum Verbinden der Augen reichte und sie den Block erblickte, fragte sie: „Wird mich der Hieb treffen, ehe ich mich darauf gelegt habe?" Da man ihr das Gegentheil versicherte, verband sie sich schnell die Augen, tappte nach dem Blocke, und nachdem man sie daran geführt hatte, legte sie ihr Haupt willig hin. Unter dem andächtigen Gebete: „Herr! in deine Hände befehle ich meinen Geist!" wurde es vom Körper getrennt.*) In der Kapelle des Towers wurde sie neben ihrem Gatten beigesetzt. Alle Anwesende, selbst Maria's Anhänger, waren tief bewegt. In alle Länder ist der Ruf ihres seltenen Verstandes und ihrer schönen Seele gedrungen; überall, auch spät noch, sind nah und fern ihrem Schicksale Thränen geflossen. Künstler und Dichter haben gewett-eifert, sie in ihren Werken zu verherrlichen. Der Oberrichter aber, der ihr Todesurtheil gesprochen hatte, ist nach dessen Vollziehung wahnsinnig geworden, hat unaufhörlich gerufen: „Weiche von mir, Johanna!" und so ist er gestorben.**) Je lieblicher die -holde Weiblichkeit der unglücklichen Johanna erscheint, desto widerlicher stößt der Charakter Maria's zurück. Sie nur empfand bei der Nachricht von Johanna's edelm Benehmen in ihrer Todesstunde nicht die geringste Theilnahme, sondern sah nur mit größter Ungeduld der Ankunst Philipps entgegen. Bitter 'beklagte sie sich, daß er so lange zögere und ihr noch nicht einmal geschrieben habe. Seitdem sie- bemerkte, daß die Engländer mit Unmuth der spanischen Verbindung entgegensahen, haßte sie ihre eigene Nation und nahm sich vor, sich blutig an ihr zu rächen. Dieser Philipp war den Engländern so verhaßt, daß der englische Admiral, der ihn nach England herüberholen sollte, der Königin unumwunden erklärte, er könne nicht dafür stehen, daß nicht seine Matrosen den Prinzen unterwegs mißhandelten. Während *) „Da ging ihr Kerker auf, und ihre Seele schwang Auf Engelsflügeln sich empor zur ewigen Freiheit." Schiller. **) Niemeyer's Beobachtungen auf Reisen, Th. 1. Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 7

10. Theil 3 - S. 277

1880 - Stuttgart : Heitz
Peter der Große. 277 nöthigte, ihre zarten Hände zu verderben. Peter dagegen zeigte gern die harte Haut seiner Hände, weil sie ein Beweis seiner Arbeitsamkeit war. Doch führte ihn sein Streben, Vornrtheile zu bekämpfen, oft bis zur rohesten Härte. Einer feiner Höflinge mußte, ob ihm gleich die Hände davon bluteten, ein Tau drehen, und andere zwang er, als sie auf der Anatomie vor einem Leichnam zurückschauderten, die Sehnen mit den Zähnen abzulösen. Recht in den Tod zuwider war es ihm aber, wenn ihn die Leute wie ein Wunderthier angafften. Manchmal standen sie in dicken Haufen vor feiner Thüre, wenn sie wußten, daß er ausgehen würde. Dann kam er entweder wohl gar nicht, oder es setzte tüchtige Püffe rechts und links. Nach einer siebenwöchentlichen Arbeit kehrte er nach Amsterdam zurück, und statt mit Zerstreuungen die Zeit zu todten, suchte er Gelehrte, Künstler und Handwerker auf, bei denen er etwas lernen konnte, nahm auch viele davon in feine Dienste und schickte sie nach Rußland. Dasselbe that er in England, wohin er nun reifte. Selbst Rattenfänger nahm er in seinen Dienst, und als Ratten und Mause auf den russischen Schiffen überhand nahmen, ließ er eine ganze Schiffsladung holländischer Katzen nach Rußland kommen. Einen großen Genuß verschaffte ihm in England König Wilhelm, indem er vor ihm eine Seeschlacht aufführen ließ. „Wäre ich nicht zum Ezaren des russischen Reichs geboren," rief er einmal aus, „so möchte ich ein englischer Admiral fein!" Drei Monate blieb er da. Als er auf der Rückreise wieder über Holland ging und ihn hier bei einer seiner Wafferfahrten auf der Zuyder-See (sprich Seuder-See) ein Sturm überfiel, war er allein ganz unerschrocken. „Habt ihr denn je gehört," sagte er zu den bebenden Schiffern, „daß ein russischer Ezar in Holland auf der See ertrunken sei?" — Nun ging es Über Dresden nach Wien, wo es ihm sehr gefiel; und eben wollte er nach Italien gehen, als er die Nachricht erhielt, die Strelitzen hätten sich schon wieder empört. Wie ein ergrimmter Löwe fuhr er auf und eilte schnell nach Rußland zurück. Auf der Reife durch Polen besuchte er den König dieses Landes, den starken August Ii., dem es ein Leichtes war, ein Dutzend zinnerne Teller wie ein Papier zusammen zu rollen. Auch dem Czaren gab August eine Probe seiner Stärke, indem er mit einem schönen Säbel einem polnischen Ochsen den Kopf mit einem Hiebe abschlug. „Schenkt mir den Säbel," sagte Peter; „er ist mir nöthig, um das Haupt des Empörungsdrachen
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