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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 155

1888 - Habelschwerdt : Franke
155 sinn und der Bildnngstrieb dieses Geschlechts; doch fehlt ihm die edle Gesinnung des Vaters. 1. Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen. Derselbe war aus England, wohin er verbannt worden war, zurückgekehrt und hatte sich an die Spitze der Fürsten gestellt, die sich gegen Heinrich Vi. zu Anfang seiner Regierung erhoben. Da der Kaiser seine Kräfte für Italien brauchte, schloß er mit Heinrich dem Löwen einen Vertrag, der später zur Aussöhnung mit den Welfen führte. Heinrich der Löwe starb nach einen: ruhigen Lebensabend 1195. 2. Züge nach Italien. Nach den: Tode des Königs von Apulien und Sizilien erhob Heinrich Vi. Ansprüche auf das Erbe seiner Gemahlin. Aber die Normannen wählten einen unechten Nachkommen des Königsstammes. Der Kaiser mußte wegen Krankheiten in seinem Heere umkehren, rüstete aber von dem Lösegelde Richard Löwenherz' einen neuen Feldzug, auf dem er Italien eroberte. Eine Verschwörung der normannischen Großen rächte er durch grausame Hinrichtungen. 3. Versuch, ein Erdreich herzustellen. Nach der Rückkehr trat Heinrich mit dem Plane einer Verfassungsänderung vor: Deutschland sollte aus einem Wahlreiche eine Erbmonarchie werden. Der Kaiser bot den Fürsten dafür manche Vorteile, aber der Plan scheiterte, namentlich an dem Widersprüche der geistlichen Fürsten. 4. Resultat seiner Regierung. Heinrich Vi. behauptete fast eine Weltherrschaft. Für die Freilassung Richards erhielt er die Lehnsherrlichkeit über England; das oströmische Reich, Nordafrika, Cypern, ja Armenien zahlten ihm Tribut. Schon war sein Plan, das griechische Reich zu erobern, da ereilte ihn der Tod. Iv. Mikipp von Schwaben, 1198-1208, und Htto Iv., 111)8—1215. 1. Der Thronstreit. Da der Sohn Heinrichs Vi. bei dessen Tode erst 3 Jahre alt war, so wählte die hohenstanfische Partei Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, zum Kaiser. Die Gegenpartei aber, mit dem mächtigen Erzbischöfe von Köln an der Spitze, erhob Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen,

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 81

1904 - Habelschwerdt : Franke
81 um Gnade. Der Kaiser lie ihm seine Erbgter Braunschweig und Lneburg; doch mute er auf drei Jahre das Land verlassen. 4. Kaiserherrlichkeit unter Friedrich Barbarossa. Die Augelegen-f)eiten des Reiches waren von Friedrich Barbarossa trotz der italienischen Feldzge nicht vernachlssigt worden. Mit starker Hand hielt er den Landfrieden aufrecht und lie die Friedensstrer hinrichten. Gerechtig-fett, Milde und wahre Frmmigkeit erwarben dem Kaiser allgemeine Verehrung. Der Einflu des Reiches nach auen war uuter ihm so groß, da er die Könige von Dnemark. Polen und Ungarn in Lehuspflicht nehmen konnte; dem Herzog von Bhmen verlieh er fr treue Heeresfolge den Knigstitel. Die Herstellung des Friedens mit der Kirche und deu lombardifcheu Stdten bewog den Kaiser, 1184 zu Mainz ein Reichsfest zu feiern. Es gestaltete sich zu einem Fest, wie es Deutschland noch nicht gesehen hatte. Der kaiserlichen Einladung folgten Fürsten und Bischfe, bte und Grafen, Gesandte aus den slawischen Lndern, aus Frankreich, England, Italien und Spanien. Auf der anmutigen Ebene am Rhein war Zelt an Zelt aufgeschlagen; alle Gste wurden auf Kosten des freigebigen Kaisers bewirtet; Knstler und Dichter genossen nicht geringere Ehre wie die Helden des Krieges und der Turniere. Die Hoheit des Kaisers, der Glanz der Ritter, die Schnheit der Fraueu, die Pracht der Kleider, die Mannigfaltigkeit der Spiele und Gesnge, alles vereinigte sich, um Freude und Bewuuderuug hervorzurufen. Der Kaiser schlug bei diesem Feste seine beiden Shne Heinrich und Friedrich zu Rittern. Der Miuuefuger Heinrich von Veldecke hat in feiner iteide" die Mainzer Festlichkeiten geschildert, und die Erinnerung an das Reichsfest blieb lange lebendig. Im Jahre 1186 zog der Kaiser zum letztenmal nach Italien. Er nahm in Mailand an der Hochzeit seines Sohnes Heinrich teil, der sich mit Konstante, der Erbin von Sizilien, vermhlte. Durch diese Heirat bereitete Friedrich die Erwerbung Unteritaliens und damit die Weltmachtstelluug seiues Hauses vor. Da aber hierdurch die Unabhngigkeit des Papsttums gefhrdet erschien, drohte ein neuer Kampf auszubrechen. Doch hinderten der Tod des Papstes und die Vorbereitungen zu einem neuen Kreuzzug deu Ausbruch des Streites. 5. Der dritte Kreuzzug, 11891192. Im Jahre 1187 hatte Saladin, der tapfere Sultan von gypten, das Heer des Knigs von Jerusalem am See Tiberias geschlagen und die Heilige Stadt erobert. Als die Kunde hiervon ins Abendland kam, forderte der Papst Friedrich Barbarossa und die Könige Philipp August von Frankreich und Richard Lwenherz von England zu einem neuen Kreuzzuge Lohmeyers Wandbilder: Das Reichssest zu Mainz. Ahl er, Geschichte fr Lehrerseminare. 6

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 435

1904 - Habelschwerdt : Franke
435 uerte sich in wiederholten Aufstnden. Die Nachricht von den Freiheitskmpfen in Amerika und die franzsische Revolution veranlaten neue Bewegungen, welche die Regierung 1801 durch eine Verschmelzung des irischen Parlaments mit dem englischen niederzuhalten versuchte. O'counell (o-knnel), der mutige Fhrer der Iren, setzte es durch, da das englische Parlament die von Pitt versprochene politische Selbstndigkeit der Katholiken zum Gesetz erhob. Einige Jahre spter wurde der Kirchenzehute abgelst, den die katholische Bevlkerung Irlands an die protestantische Kirche zu zahlen hatte. Da aber die Lage der armen irischen Pchter immer noch sehr traurig war, beruhigte sich das Land nicht. Neben der gemigten Partei O'connells entstand nach der franzsischen Februarrevolution die revolutionre irische Liga". Diese trat mit dem Geheimbunde der Ferner" in Verbindung, der sich von Amerika, wohin sehr viele Iren ausgewandert waren, nach Irland verbreitet und die gewaltsame Losreiung Irlands von England zum Ziele hatte. Nach der Unterdrckung der Ferner traten die irischen Mitglieder des Parlaments zu einer besonderen Partei zusammen, deren Ziel Homerule" (hohmruhl, von home = Haus, Heimat und rule Herrschaft), d. h. die Selbstregierung Jrlauds durch ein eigenes Parlament und ein diesem verantwortliches Ministerium ist. Der Knigin Viktoria, die 1901 starb, folgte ihr Sohn Eduard Vii. 5. sterreich. Nachdem im Jahre 1867 zwischen sterreich, das der unglckliche Krieg mit Preußen schwer erschttert hatte, und dem nach Selbstndigkeit strebenden Ungarn ein Ausgleich" zustande gekommen war (S. 410), fhrt das Reich den Namen sterreichisch- Ungarische Monarchie". Da auch die anderen Volksstmme des Reiches, besonders die Tschechen, nationale Selbstndigkeit fordern, vermag sterreich-Ungarn innerlich nicht zur Ruhe zu kommen. Nach dem rnsfisch-trkischen Kriege nahm sterreich-Ungarn Bosnien und die Herzegowina in Verwaltung (1878), doch forderte die Besetzung des Landes schwere Opfer. Im Jahre 1879 schlo sterreich-Ungarn mit dem Deutschen Reiche ein Schutz- und Trutzbndnis, dem 1883 Italien beitrat (Dreibund). Seit dem Tode des Kronprinzen Rudolf (1889) ist Franz Ferdinand, der Neffe des Kaisers, der mutmaliche Thronfolger. Die Gemahlin Franz Josephs I., die Kaiserin Elisabeth, wurde im Jahre 1898 von einem italienischen Anarchisten in Genf ermordet. 6. Rußland und die orientalische Frage. a. Kukan. Der Zar Alexander Ii., 18551881, hotte sich nach Beendigung des Krimkrieges bemht, wieder freundschaftliche Beziehungen mit den brigen Mchten herbeizufhren, um im 28*

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 274

1904 - Habelschwerdt : Franke
2 U Klein-Schnellendorfer Vertrag von den sterreichern nicht geheim gehalten wnrde, fiel Friedrich 1742 in Mhren ein und belagerte Brnn. Er mute sich jedoch nach Bhmen zurckziehen. Hier griff ihn der Schwager der Kaiserin, der Prinz Karl von Lothringen, bei Ehotu sitz in der Nhe von Czaslau (tschaslau) an. Friedrich zwang die sterreicher zum Rckzge. Jetzt suchte Maria Theresia Friedrich von seinen Verbndeten zu trennen. Es kam unter englischer 1742 Vermittlung am 11. Juni 1742 zu Breslau zu einem vorlufigen Frieden, der einige Wochen spter zu Berlin besttigt wurde. Friedrich erhielt ganz Schlesien mit Ausnahme von Teschen, Troppan und Jgerndorf und die Grasschaft Glatz, zusammen ein Gebiet von 650 Quadratmeilen mit 1% Millionen Einwohnern. Maria Tere^ias Jrortfelirittc im ftecreicfiifchen (Erbfotgeftriege. Nachdem Maria Theresia von ihrem gefhrlichsten Gegner befreit war, gelang es ihr, Bhmen zurckzugewinnen und Bayern abermals zu besetzen. Karl Vii. mute sein Land verlassen, und Maria Theresia lie sich von den Stnden in Mnchen huldigen. Jetzt schlo Georg Ii. vou England-Hannover, der auf Preuens Erfolge eiferschtig war, ein Bndnis mit sterreich. Er stellte sich selbst an die Spitze eines ans sterreichern, Englndern und Hannoveranern gebildeten Heeres, der sogenannten Pragmatischen Armee, schlug die Franzosen bei Dettingen am Main und trieb sie der den Rhein zurck. Zugleich griff England die auswrtigen Besitzungen Frankreichs zur See an. Da jetzt sterreich auch mit Sachsen in Verbindung trat, befrchtete Friedrich, da Maria Theresia Schlesien zurckeroberu wolle. Dazu kam noch, da Preueu die Feindschaft Englands drohte, als der König nach dem Tode des letzten Fürsten von Ostfriesland (1744) dessen Land gem einer dem Groen Kurfrsten erteilten Anwartschast besetzen lie und sich auf diese Weise den Zugang zur Nordsee sicherte. Um den Gefahren begegnen zu knnen, schlo Friedrich mit Frankreich ein Bndnis. 1744-1745 C. Zweiter Schlesischer Krieg, 17441745. a. Der Einfall in Bhmen. Zum Schutze des Kaisers und der deutschen Freiheit" rckte Friedrich im August 1744 mit 80000 Mann in Bhmen ein. Er eroberte Prag, mute sich aber unter groen Verlusten wieder nach Schlesien zurckziehen, da die franzsische Hilfe ausblieb und auch Rußland eine drohende Stellung einnahm. Die Lage Friedrichs wnrde noch bedenklicher, als Kaiser Karl Vii. zu Aufaug des Jahres 1745 starb und sein Nachfolger mit Maria Theresia in Fssen (Bayern) Frieden schlo. Die Breslauer Friedensprliminarien. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 53.

5. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

6. Theil 3 - S. 331

1880 - Stuttgart : Heitz
orbett becorirt und zum General - Lieutenant beförbert warb. Selbst die gefangenen Franzosen sagten von dem jungen selben: „que ce gargön etait ne general.“ Der Tag von Roßbach aber war nicht blos ein glänzenber Ehrentag für Preußen: ganz Deutschland nahm bett Steg, als einen beutfchen, für sich in Anspruch und stimmte in die Loblieber aus den König ein und sang mit populärer Genugthuung: Und wenn der große Friedrich kommt Und klopft nur auf die Hosen, So läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen. 3. Schlacht bei Leuthen (5. December 1757). Mit den Franzosen war Friedrich nun fürs erste fertig; jetzt mußte er sich wieber gegen die Oestreich er wenben. Diese hatten währenb seiner Abwesenheit das preußische Heer bei Moys in der Gegenb von Görlitz angegriffen, nnb babet hatte General von Winterfelb, Friebrichs Liebling, fein Leben verloren. Noch beim letzten Abschiebe hatte der König gezeigt, wie lieb er ihn hatte. Friedrich war vom Pf erbe gestiegen, hatte ihn umarmt und gesagt: „ Bald hätte ich vergessen, Ihm feilte Instruction zu geben. Nur biefe weiß ich für Ihn: erhalte Er sich mir." — Wie schmerzte ihn Nun die Nachricht von feinem Tode. Aber balb traf ihn ein neuer Verlust. Der Herzog von Bevern, der das preußische Heer von Görlitz nach Breslau geführt hatte, würde bei biefer Stadt zwei Wochen nach der Schlacht bei Roßbach von den Oestreichern geschlagen, er selbst gefangen genommen und Breslau fiel den Oestreich ern in die Hänbe. Das waren große Verluste für Friedrich. Schlesien schien jetzt für ihn so gut wie verloren; dazu war der Winter vor der Thüre. Aber in des Königs Seele stanb der Entschluß fest, Schlesien noch in biefem Jahre zu befreien. In 12 Tagen marfchtrte er von Leipzig bis an die Ober, um den breimal überlegenen Feind, der in der Gegenb von Breslau stanb, anzugreifen. Vor der Schlacht rief er feine Generale zusammen und hielt an sie eine kurze, aber kraftvolle Rebe, welche die Gemüther berfelben mit feuriger Kampfbegier erfüllte. Nachbetn er ihnen seine Lage geschilbert hatte, fuhr er fort: „Lassen Sie es sich also gesagt sein: ich werbe gegen alle Regeln der Kriegskunst die beinahe breimal stärkere Armee des Prinzen Karl (von Lothringen) angreifen, wo ich sie sittbe. Es ist nicht die Frage nach der Anzahl der Fetttbe, noch von der Wichtigkeit ihres Postens;

7. Theil 3 - S. 9

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther. Leo X. Ablaßzettel. Tezel. 9 eigener Münze bezahlt. In Jüterbogk meldete sich bei ihm ein Ritter, der einen Ablaßzettel begehrte, weil er jemanden auf der Landstraße berauben wollte; denn auch Sünden, die man noch begehen wollte, konnte man schon im voraus abkaufen. Tezel forderte einen tüchtigen Preis. Dann reiste er ab. Aber als er durch einen Wald fuhr, sprengte plötzlich ein Ritter mit mehreren Knechten herbei, hielt seinen Wagen an und nahm ihm seinen schweren Geldkasten ab. Tezel schrie wie besessen und verfluchte den Räuber bis in den Abgrund der Hölle. „Sachte! sachte!" rief der Ritter und holte den Ablaßzettel heraus, „kennst du mich nicht mehr? Hier ist ja dein Ablaß!" — Der leere Kasten wird noch auf dem Rathhause von Jüterbogk aufbewahrt. Der Handel 'mit diesen Ablaßzetteln machte die Leute ganz gewissenlos; denn sie mußten am Ende glauben, eine Sünde habe weiter nicht viel zu bedeuten, man könnte sie ja mit einigen Groschen, höchstens einigen Thalern abkaufen. Und diesen Glauben suchte Tezel durch seine unverschämten Predigten noch zu vermehren. Er lehrte geradezu: der Ablaß sei die höchste und allerwertheste Gabe Gottes; denn dadurch könne man ohne Reue und Buße selig werden. Das Ablaßkreuz mit des Papstes Wappen vermöge eben so viel als Christi Kreuz. Das niedere Volk hat von jeher einen Hang zum Aberglauben und war damals in religiösen Dingen höchst unwissend. Kein Wunder, daß eine Menge von Leuten dem Tezel nachlies und seinen Ablaß kaufte. Manche kamen damit auch wohl zu Luther und fragten ihn, was er dazu meinte? Dieser ergrimmte über diese schändliche Betrügerei nicht wenig. Sein ganzes frommes Gemüth empörte sich, wenn er daran dachte, wie man die Einfalt des armen Volkes mißbrauchte, es um sein Gewissen und sein Geld zugleich zu betrügen. In diesem edeln Eifer vergaß er ganz, wie unbedeutend er,-ein armer und noch junger Mönch, damals noch war, und wie wenig Hoffnung er hatte, gegen den mächtigen Papst etwas auszurichten. Aber danach fragt ein von edler Begeisterung ergriffenes Gemüth nicht. „Zu der Zeit," sagt Luther selbst, „war ich Prediger allhie im Kloster und ein junger Doctor, neulich aus der Esse kommen, hitzig und lustig in der heiligen Schrift. Als nun viel Volks von Wittenberg lies dem Ablaß nach, und ich, so wahr mich mein Herr Christus erlöset hat, nicht wußte, was der Ablaß wäre, wie es denn kein Mensch nicht wußte, fing ich säuberlich an zu predigen, man könnte wohl Besseres thun, das gewisser

8. Theil 3 - S. 162

1880 - Stuttgart : Heitz
162 Neue Geschichte. 1. Periode. Niederlande. noch ein alter Großoheim da, Cardinal Heinrich, der den Thron bestieg; da er aber schon 1580 starb, so verdrängte Philipp Ii. die übrigen Verwandten und erklärte, daß er als Sohn einer portugiesischen Prinzessin das nächste Recht habe. Nun wollten ihn zwar die Portugiesen nicht haben, und wer hätte den Tyrannen auch wohl haben wollen? Aber danach fragte er nichts. Er schrieb an sie: „Die Macht der Könige kommt von Gott; ihre Würde verstattet nicht, sich der Beurtheilung der Unterthanen zu unterwerfen. Die Rechtmäßigkeit der Fürsten hängt nicht von der Meinung des Volks ab. Meine Ansprüche auf den portugiesischen Thron habt ihr nicht erst zu untersuchen. Als Rebellen werde ich diejenigen behandeln, die sich meiner Macht widersetzen werden." Er schickte seinen Alba mit einem Heere hin und dieser unterdrückte bald die Widersprüche der Einwohner. 60 Jahre (bis 1640) lang blieben die Spanier Herren der Portugiesen, und während dieser Zeit verfiel der sonst so blühende Seehandel fast ganz; die meisten und schönsten ihrer Colonien gingen verloren. Das geschah 1580. Acht Jahre später rüstete Philipp die Armada gegen England aus, deren Schicksal bereits erzählt worden ist. In den letzten Jahren seiner Regierung war sein sonst so blühendes Reich so herabgekommen, daß er überall im Auslande Geldsummen schuldig war und nicht einmal die Interessen aufbringen konnte. Er, der Besitzer der reichen Gold- und Silberbergwerke von Peru und Mexiko, mußte Geistliche im Lande umherschicken, um eine Beisteuer sür ihn zu sammeln. Oft hatte er nicht so viel, daß er seine Bedienten kleiden und bezahlen konnte. Die meisten Summen hatte der niederländische Krieg verschlungen, viel auch der Bau des prächtigen Klosters Escorial gekostet, welches er mit verschwenderischer Pracht. aufbauen ließ. Da liegt er begraben. Er starb 1598. Philipp hatte eine schöne Gestalt; sein Blick war stolz und drohend. Selbst muthige Männer nahten sich ihm bebend; niemand wagte dem Furchtbaren zu widersprechen. Wie die Vorsehnng auch das Böse zum Guten lenkt, wer könnte das bei Philipps Geschichte verkennen? Hätte ein weniger harter, despotischer, grausamer König damals auf Spaniens Thron gesessen, so würden die Niederländer sicherlich nicht ihre Freiheit errungen haben. Eben so beförderte auch die Widersetzlichkeit seines Charakters den Fortgang der Reformation. Bei Gelegenheit der Niederländer mag hier noch ein schöner Zug der weiblichen Treue stehen. Nachdem die Niederländer sich

9. Theil 3 - S. 70

1880 - Stuttgart : Heitz
70 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Holbein, wurden aber nun kalt abgefertigt. Auch diesmal reiste er wieder ohne Frau und Kinder ab. Daß er lieber ohne jene lebte, war natürlich, und die Kinder konnte er, der fast immer außer dem Hause arbeitete, nicht beaufsichtigen. Da er aber noch immer ein Bürger von Basel war und ein solcher nicht ohne Erlaubniß des Rathes abwesend sein durfte, so erhielt er nur auf einige Jahre Urlaub. Wie sehr man jetzt seinen Werth in Basel zu schätzen wußte, geht daraus hervor, daß ihm der Rath 50 Gulden Wartegeld aussetzte und außerdem seiner Frau alle Jahre 40 Gulden zahlte. Dennoch blieb er in London und hat Basel nur noch zweimal auf kurze Zeit besucht. Auch nach Heinrichs Viii. 1547 erfolgtem Tode stand Holbein bei seinem Sohne und Nachfolger Eduard Vi. in großen Gnaden. Ms dieser aber schon nach 6 Jahren starb und die katholische Maria, Heinrichs älteste Tochter, Königin wurde, die alle, welche nicht Katholiken waren, haßte, scheint er sich mehr vom Hofe zurückgezogen zu haben; denn er war der Reformation zugethan. Er starb endlich 1554 in London an der Pest, 56 Jahre alt. 91. Zwingli und Calvin. — Die Bartholomäusnacht, 1572. Zu derselben Zeit, als Kaiser Karl V. in Deutschland, Spanien und Neapel herrschte, war in Frankreich sein erbitterter Feind, Franz I., König (1515—47). Unter ihm lebte der berühmte Ritter Bayard, den man den Ritter ohne Furcht und ohne Tadel nannte, von dessen Thaten zu erzählen hier aber der Raum fehlt. Schon unter Franz war die neue Lehre nach und nach aus der Schweiz nach Frankreich gekommen. In der Schweiz nämlich waren, mit Luther fast zu gleicher Zeit, zwei treffliche Männer, Zwingli in Zürich und Calvin in Genf, darauf gekommen, die Christen zu der einfachen Lehre unseres Heilandes zurückzuführen und dasjenige aus unserer Religion zu verbannen, was erst nach und nach durch Menschenwerk hineingebracht war. Beide waren, wie Luther, durch das Lesen der Bibel darauf geleitet worden und hatten, wie er, mancherlei Verfolgungen ausstehen müssen. Die Lehre dieser beiden Männer stimmte ziemlich überein und ihre Anhänger wurden nachmals Reformirte genannt. Man merke sich von beiden berühmten Männern Folgendes:

10. Theil 3 - S. 332

1880 - Stuttgart : Heitz
-w- 332 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. das alles, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen zu überwinden wissen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist alles verloren; wir müssen den Feind schlagen, oder uns vor seinen Batterien begraben lassen. So denke ich, so werde ich handeln. Wenn Sie bedenken, daß Sie Preußen sind, so werden Sie sich auch jetzt Ihres Namens würdig beweisen. Ist aber einer unter Ihnen, der sich fürchtet, die letzte Gefahr mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten." That je eine Rede Wunder, so war es diese. Einige alte Generale traten vor und versprachen dem Könige im Namen aller, zu siegen oder zu sterben; alle waren tief gerührt; einigen stürzten die Thränen aus den Augen. „Leben Sie nun wohl, meine Herren!" rief ihnen der König nach; „in kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder." — Die Begeisterung der 'Generale theilte sich bald auch den gemeinen Soldaten mit. Friedrich ging selbst umher, sprach freundlich mit ihnen und richtete ihren Muth so auf, daß sie kaum den Befehl zur Schlacht erwarten konnten. Am 5. December traf der König die Feinde bei dem Dorfe Lenthen, zwei Meilen von Breslau, auf der Straße nach Neumarkt, in einer meilenlangen Linie aufgestellt. Um 1 Uhr griffen die Preußen an und um 5 Uhr war der vollkommenste Sieg bereits erfochten. Die Oestreich er waren in unordentlichem Rückzüge über Lifsa, um die böhmische Grenze zu erreichen. Es war ein herrlicher Sieg, und bewunderungswürdig hatten sich die wackern Preußen gehalten. Ein Dragonerregiment nahm ans einmal zwei ganze feindliche Jnfanterieregimenter mit allen Offizieren, Fahnen und Kanonen gefangen. Von dem schönen Geiste der Preußen in dieser Schlacht nur einige Züge. Ein General stieß auf dem Schlachtfeld auf einen preußischen Grenadier, dem beide Beine abgeschossen waren, der auf der Erbe lag und so, in seinem Blute schwimmenb, ganz ruhig Tabak rauchte. Erstaunt rief ihm der General zu: „Kriegskamerab, wie ist es möglich, daß Ihr in Euerm schrecklichen Zustanbe noch ruhig Tabak rauchen könnt? Ihr feib ja dem Tode nahe!" — Der Grenabier nahm seine.pfeife ans dem Munbe und sagte kaltblütig: „Was ist baran gelegen? Sterbe ich boch für meinen König!" — Einem andern preußischen Grenabier würde beim Aufmarsch ein Bein abgeschossen. Er raffte sich von der Erbe auf, stützte sich auf sein Gewehr wie auf eine Krücke und schleppte sich so zu einem Platze, wo die übrigen Regimenter vorbei mußten. — Hier rief er den Soldaten mit lauter Stimme
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