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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 285

1888 - Habelschwerdt : Franke
285 2. Dänemark erhielt das Herzogtum Gottorp in Holstein; 3. August Ii. wurde wieder König von Polen; 4. Hannover bekommt Bremen und Verden. Rußland ging 1721 den Frieden zu Nystadt ein, worin es Livland, Estland und Jngermanland erhielt. Es tritt jetzt an Stelle Schwedens in die Reihe der europäischen Großmächte ein. Die Nachfolger Pelers des Großen. Unter denselben sind zu nennen: Katharina I., 1725—1727, die Gemahlin Peters. Anna, 1730—1740, welche die Reformen Peters weiter führte und sich im polnischen Erbsolgelriege entscheidend beteiligte. Elisabeth, 1741—1762, die gegen Friedrich den Großen für Österreich Partei nahm. Zweiter Abschnitt. Die Zeit Friedere/s des ©fctfjfett. Preußen. Iii. Friedrich der Große, 1740 — 1786. 1. Seine Jugendzeit. Friedrich Ii., Sohn Friedrich Wilhelms I., wurde den 24. Januar 1712 geboren. Bis zum 7. Jahre stand er unter weiblicher Aussicht, von da wurde er männlicher Leitung anvertraut. Den Absichten des Vaters gemäß sollte es dereinst seine Aufgabe sein, zu behaupten, was seine Vorfahren erwarben, und herbeizuschaffen, was dem Hause Brandenburg von „Gott und Rechtswegen" gebühre. Danach ward die Erziehung des Prinzen eingerichtet, als deren Ziel der König bestimmte, aus ihm einen tüchtigen Soldaten, guten Christen und sparsamen Wirt zu machen. Zwei Umstände führten aber zu einer Entfremdung zwischen Vater und Sohn: a) unter dem Einflüsse feines Lehrers, eines Franzosen, wurde Friedrich von der soldatischen und religiösen Strenge zur Vorliebe für französische Litteratur, Musik und einen heiteren Lebensgenuß geführt; b) der König willigte aus politischen Gründen nicht in die von dem Prinzen beabsichtigte Vermählung mit einer englischen Prinzessin ein. Der harte Druck der väterlichen Strenge und die Verletzung des Ehrgefühls veranlaßten den Prinzen zu einem Fluchtversuche, der indes vereitelt wurde. Während der Prinz nun eine strenge Verwaltungsschule an der Regierung zu Küstrin durchmachen mußte, wurde sein Vertrauter, der Leutenant Kette, erschossen. Durch eisernen Fleiß in den Verwaltungsgeschäften und durch feine vom Könige gewünschte Verheiratung mit der Prinzessin von Braunschweig-Bevern, einer Nichte des Kaisers, gelang es ihm, den Vater wieder zu versöhnen, dessen Bedeutung für den preußischen Staat er unterdes auch würdigen gelernt hatte. Der Prinz versah nun mit großer Gewissenhaftigkeit den Dienst als Oberst in Ruppin und versammelte auf feinem Schlosse zu Rheinsberg Gelehrte und Künstler um sich. Die kleine Schrift „Antimacchiavell," in der

2. Theil 3 - S. 105

1880 - Stuttgart : Heitz
Elisabeth. Maria Stuart. Melvil. Darnley. 105 zu und sagte endlich: sie hätte Anzüge aus allen Ländern. An dem folgenden Tage erschien sie bald in dieser, bald in jener ausländischen Tracht, und endlich fragte sie den Gesandten geradezu, in welchem Anzuge sie sich am besten ausnehme? „Im italienischen," antwortete der schlaue Hosmaun; denn er wußte, daß sie diesem vor allen den Vorzug gab, weil sie darin ihre fliegenden Locken zeigen konnte; und sie war auf ihre blonden, oder eigentlich röth-lichen Haare vorzüglich eitel. Nun legte sie ihm eine Menge Fragen vor: Welches ihm die beste Farbe von Haaren schiene? Ob die Haare seiner Königin oder die ihrigen schöner wären? Endlich fragte sie ihn sogar, welche von beiden überhaupt die Schönste wäre? Melvil lachte innerlich über diese Eitelkeit. Schnell faßte er sich aber und antwortete sehr klug: „Jhro Majestät sind die Schönste in England, und meine Königin in Schottland." Ferner fragte sie, welche von ihnen ant größten wäre? — „ Meine Königin," antwortete Melvil. — „O!" erwiederte Elisabeth, „dann ist sie zu groß; denn ich habe gerade die beste Größe." Da sie von ihm gehört hatte, daß Maria manchmal die Laute'spielte, auf welcher Elisabeth Meisterin zu sein glaubte, so befahl sie eines Tages einem ihrer Höflinge, er solle den Gesandten wie zufällig in ein Zimmer führen, wo er sie hören könnte. Melvil merkte die Absicht, und, seinem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie entzückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher fragte, ob er sie ober Maria für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; ttttb als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er seiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde uttb daß alle ihre Freunbschaftsversicherungen. nichts als Falschheit und Verstellung wären. Bald sctnb sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit biefer Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Maria vor, den Sohn des Grasen Lenox, Heinrich Darnley (sprich Därnli) zu hei-rathen. Lenox, von Geburt ein Schotte und ein Verwandter des Hauses Stuart, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch fein Sohn geboren war. Das Alter und der Abel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen bett Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Verbinbnng nicht wünschten. Darnley war jetzt in feinem 20. Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehntenbetn Betragen, so daß

3. Theil 3 - S. 92

1880 - Stuttgart : Heitz
92 Neue Geschichte. 1. Periode. England. Arges zu denken. Aber seine Augen wurden immer stierer, und als sie fort war, theilte er seine Endteckuug seinem Beichtvater mit, der ihn noch mehr aufbrachte und ihn bat, der Königin als Ketzerin den Proceß machen zu lassen; denn je höher sie stände, desto größeren Eindruck würde ihre Bestrafung machen. So wurde also der Proceß eingeleitet, ohne daß die Königin etwas ahnte. Zufälligerweise ließ der Kanzler das Papier, auf dem die Anklage stand, aus der Tasche fallen. Einer der Anhänger der Königin fand es und brachte es ihr, und nun sah sie, in welcher großen Gefahr sie schwebte. Aber als eine kluge Frau faßte sie sich bald. Sie ging zum Könige, setzte sich ruhig zu ihm und als er wieder auf seine theologischen Sätze das Gespräch brachte und sie um ihre Meinung fragte, antwortete sie: solche tiefe Untersuchungen paßten sich nicht für Weiber. Diese wären dazu da, den Männern zu gehorchen. Dem Manne käme es allein zu, die Grundsätze für die Frau zu wählen, und diese müßten in allen Dingen die Denkart ihres Mannes annehmen. Sie müsse das um so mehr, da sie so glücklich wäre, einen Mann zu besitzen, der im Stande wäre, Religionsvorschriften für ganze Nationen zu entwerfen. Je länger sie sprach, desto mehr klärte sich das Gesicht des Königs auf, und endlich rief er, indem er sie umarmte: „Nein, bei der heiligen Maria, du bist ein Doctor geworden, Käthchen, und bist geschickter, mich zu unterrichten, als ich dich!" Sie antwortete bescheiden, dies Lob käme ihr gar nicht zu. Sie habe wohl zuweilen gewagt, eine andere Meinung aufzustellen; das habe sie aber nur gethan, um mehr Leben in die Unterhaltung zu bringen und ihm Gelegenheit zu geben, sie zu belehren. „Ist das wirklich wahr, meine Liebe?" rief Heinrich. Nun da sind wir ja wieder vollkommen gute Freunde." Als nun beide in freundlichem Gespräche umhergingen, kam der Kanzler, rief den König bei Seite und brachte ihm die Nachricht, daß der Proceß eingeleitet sei. Aber er kam schlimm an. Der König nannte ihn einen Narren über den anderen, so daß der Mann ganz verwirrt davonschlich. Heinrich starb endlich in demselben Jahre, da Franz I. starb (1547). 93. Johanna Gray. — Maria von England. Heinrich Viii. und der Johanna Seymour Sohn, Eduard Vi. (1547—53), wurde nun König, ein erst zehnjähriger, gutgearteter

4. Theil 3 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Johann a Gray's Tod. 95 Sohn. Die Verwandtschaft mit ihm, die Gleichheit des Glaubens, seine vornehme Geburt und seine Jugend (er war erst 26 Jahr, sie schon 38 alt) empfahlen ihn vorzüglich. Ganz England war über diese Heirath aufgebracht; man fürchtete den Stolz und die Grausamkeit des heimtückischen Philipp. Diese Stimmung benutzten Suffolk und noch andere ehrgeizige Männer, einen Aufruhr zu erregen, aber nur zu ihrem und der armen Johanna Unglück; denn Maria unterdrückte die Unruhen schnell, Suffolk und die anderen wurden hingerichtet und nun auch der Johanna und ihres Mannes Tod beschlossen, so unschuldig beide auch an der Unternehmung ihres Vaters waren. Johanna wird uns von allen Geschichtschreibern als ein Ideal weiblicher Schönheit, fleckenloser Tugend und einer ganz seltenen Geistesbildung geschildert. Ihr Unterricht war freilich ganz anders gewesen, als er bei den Töchtern der gebildeten Stände unserer Zeit ist. Die Lehrer waren gelehrte Geistliche, welche auch die Mädchen, welche man ihnen zum Unterrichte übergab, in fremden Sprachen, besonders in der lateinischen und griechischen, unterwiesen. Das war freilich eine sehr verkehrte Art; indessen hatte doch diese Bildung dem Geiste der guten Johanna schon in ihrer frühen Jugend eine gewisse Reife verschafft, so daß sie frühzeitig etwas viel Höheres kennen lernte, als den Glanz ihrer Krone, und daß ihr das Leben in der Wissenschaft viel wünschenswerter schien, als die gefahrvolle Höhe eines Thrones. Johanna's hohe Bildung bewährte sich herrlich in den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens. Sie saß mit ihrem Manne im Tower gefangen. Was aus ihr werden sollte, blieb ihr zwar noch dunkel, aber sie suchte und fand Trost und Beruhigung in den Wissenschaften, vorzüglich aber in der Religion, an welcher sie mit ganzer Seele hing. Sie empfing die Nachricht von ihrer Verurteilung mit großer Ruhe und beklagte mehr als sich ihren jungen Gatten und besonders ihren Vater, den der Vorwurs peinigen mußte, seine Tochter aufgeopfert zu haben. Maria hoffte, sie wenigstens im Angesichte des Todes zu der römischen Kirche herüberzuziehen, und schickte einen gelehrten und feingebildeten Geistlichen zu ihr. Sie empfing ihn mit einer Milde und Zartheit, die ihn selbst tief bewegte. Mit ihm über Religion zu streiten, vermied sie. Sie habe, sagte sie, die wenigen übrigen Stunden nöthig, sich zu sammeln und auf den wichtigen Schritt vorzubereiten. Er glaubte in diesen Worten ihren Wunsch zu erkennen, daß die Hinrichtung

5. Theil 3 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neue Geschichte. 1. Periode. England. Ein Eilbote ward nach London abgefertigt, für die hilfesuchende Königin Schutz zu erflehen (1568). Hätte Elisabeth den ersten Regungen des Mitleidens folgen dürfen, so hätte Maria ohne Zweifel sogleich die Erlaubniß, nach London zu kommen, erhalten. Allein ihre Minister, besonders Eecil, riechen ihr, sich nicht zu viel mit ihr zu schaffen zu machen, um es nicht mit den Schotten zu verderben. Elisabeth folgte diesem Rathe und ließ ihr sagen, sie bedauerte sie zwar sehr, könne ihr aber für jetzt nicht erlauben, nach London zu kommen; erst müsse . sie sich von dem Verdachte, an der Ermordung Darnley's Antheil genommen zu haben, reinigen. Das hatte Maria nicht erwartet. Nach der ersten Bestürzung weinte sie bitterlich. Gern — sprach sie — wolle sie ihre Sache der Entscheidung einer so gütigen Freundin unterwerfen. Elisabeth setzte sogleich in York unter dem Vorsitz des Herzogs von Norfolk ein Gericht nieder, vor welchem der Graf Murray und die Abgeordneten Maria's erschienen. Murray klagte Maria der Milwissenschaft an Darnley's Ermordung an, und legte Briefe vor, welche sie in jener Zeit an Bothwell geschrieben habe und aus denen ihre Schuld hervorginge. Ihr Benehmen zeigte, daß ihr Gewissen nicht rein war. Sie leugnete die Echtheit der Briefe ab und erklärte sogleich, daß sie sich auf keine weitere Erklärung einlassen würde, wohl aber sich mit den Schotten zu vergleichen wünsche. Murray.versicherte eidlich, daß die Briefe echt wären, und 20 Lords, unter denen selbst einige Freunde Maria's waren, erklärten, daß sie Maria's Handschrift erkennten. Als diese nun fortfuhr, ihre Unschuld zu behaupten, ohne doch Beweise dafür beibringen zu können, und ihre Bitten um eine Zusammenkunft mit Elisabeth wiederholte, so antwortete ihr diese: sie könne nicht eher darein willigen, bis sich Maria gerechtfertigt habe; aber die Briefe sollten ihr vorgelegt werden, wenn sie verspreche, ohne Winkelzüge zu antworten, und auf jede Unterstützung verzichte in dem Falle, daß aus der Untersuchung ihre Unschuld nicht vollständig hervorginge. Statt nun umständlich zu antworten, fuhr Maria fort, ausweichende Antworten zu geben, und beschuldigte Elisabeth der Parteilichkeit, so daß man wohl erkannte, die Briefe seien echt, und Maria scheue eine Untersuchung, die zuletzt ihre Mitschuld an den Tag gebracht haben würde. Daß die traurige Lage Maria's bei vielen Mitleid erregte, war natürlich. Jener Herzog von Norfolk (sprich Norfock), ein Katholik, beschloß sie zu retten und sie dann zu heirathen. Er

6. Theil 2 - S. 202

1880 - Stuttgart : Heitz
202 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Schwyz, Uri und Unterwalden, gehörten keinem besondern Herrn, sondern standen unmittelbar unter dem Reiche, hatten aber viele Vorrechte, z. B. daß sie nach ihren eigenen Gesetzen lebten, und daß nur, wenn besondere Vorfälle es nöthig machten, ihnen vom Kaiser ein Vogt geschickt wurde, der die nöthigen Untersuchungen anstellte. Aber das war dem Albrecht nicht genug. Ihm gehörten in der Schweiz eine Menge reicher Güter. Da diese aber zerstreut lagen, so wollte er gern, daß die dazwischenliegenden Ländchen sich ihm auch unterwürfen, und ließ daher den Waldstätten sagen: sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen; widerstehen könnten sie ja doch seinen mächtigen Waffen nicht. Aber er wollte sie lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben; denn er habe von seinem Vater immer gehört, daß sie ein tapferes Volk wären, und tapfere Männer liebte er über alles. Aber sie wollten lieber freie Reichsgenossen als Plänen entgegen war unter Friedrich Ii., dem Hohenstaufen, Uri der Gewalt der Habsburger entzogen und unmittelbar unter das Reich genommen worden; auch Schwyz hatte einen ähnlichen Freibrief erlangt. Doch hatte wiederum Rudolph von Habsburg vor seiner Erwählung zum Kaiser selbst in Uri als frei und ungezwungen berufener Schiedsrichter gewaltet und Gericht gehalten. Als Kaiser erkannte Rudolph die Reichsumnittelbarfeit von Uri an; den Freibrief der Schwyzer bestätigte er nicht. Nach Rudolphs Tode traten die Waldstätte sogleich, am 1. August 1291, in einen Bund zusammen, dessen Ziele deutlich gegen Habsburg gerichtet waren, und Adolph von Nassau zeigte sich gern Bereit, Freiheitsbriefe für Uri und Schwyz zu ertheilen. Kaiser Albrecht I. bestätigte zwar diese Briefe nicht, aber daß er Voigte in die Waldstätte geschickt habe, ist nicht nachgewiesen. Nach seiner Ermordung erboten und erhielten die Waldstätte von seinem Nachfolger, Heinrich Vii., die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit, und als nach dieses Kaisers frühem Tode der Kampf um die Kaiserkrone zwischen Ludwig von Baiern und Friedrich von Oestreich (Habsburg) ausbrach, traten die Waldstätte auf Ludwigs Seite. Da zog Friedrichs Bruder, Leopold der Glorwürdige, mit Heeresmacht gegen die Eidgenossen heran, die in einem herrlichen Siege am Morgarten ihre Freiheit vertheidigten, 15. Novbr. 1315. Darauf erneuerten sie zu Brunnen, am 9. Deebr. 1315, ihren Bund, und Kaiser Ludwig der Batet bestätigte 1316 den Waldstätten ihre früheren Freiheitsbriefe. Von da ab ist die Gründung der Eidgenossenschaft als vollzogen anzusehen. Alles Uebrige ist Sage. Nicht so, daß man annehmen müßte, es seien die Gestalten und die Ereignisse geradezu erfunden; einfache Vorgänge, mannhaftes Hervortreten schlichter Volksgenossen sind von leicht erklärbarer Begeisterung emporgehoben und verklärt worden. Dem nicht mehr erkundbaren wirklichen Zusammenhange der Vorgänge hat die Sage mit freiem Walten eine ihr zusagende Umgestaltung verliehen und wohl auch Fremdes, wie die Sage vom Apfelschuß, damit verwebt.

7. Theil 2 - S. 254

1880 - Stuttgart : Heitz
254 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Augenblicke, so war er doch ganz unfähig, sein Land zu regieren, und man war in Verlegenheit, wie man ihn unterhalten sollte. Da verfiel man darauf, ihn mit den unlängst erfundenen Spielkarten zu belustigen. Ein geschickter Maler in Paris malte sie schön aus mit Farben und Gold, und nun wurden Spiele erfunden. Daher findet man auf den Bildern mancher unserer Karten auch jetzt noch Anspielungen auf jene Zeit. Die darauf stehenden Wörter: la Hire, Hector u. f. w., sind Namen damals am Hose lebender Edelleute. Das Beispiel des. Hofes machte, daß das Kartenspiel nun reißend überhand nahm und wenige Jahre darauf mußten schon einschränkende Gesetze dagegen gegeben werden. Dies war der Ursprung der Kartenspiele. Die Feindschaft zwischen des Königs Bruder, dem Herzoge Ludwig von Orleans, und dessen Vetter, dem Herzoge von Burgund, Johann dem Unerschrockenen, wurde immer bitterer und ganz Frankreich zerfiel in zwei.parteien. Das wurde endlich so arg, daß Burgund seinen Feind ermorden ließ. Diese Mordthat war um so abscheulicher, da sich Burgund kurz vorher aufs feierlichste mit ihm ausgesöhnt hatte. In einer Kirche hatten sie miteinander das heilige Abendmahl genossen, sich zärtlich umarmt und dabei Vergessenheit alles Geschehenen angelobt. Das Alles that Burgund nur, um seinen Feind desto sicherer zu machen. Eines Abends nämlich, als Orleans bei Hofe im Louvre gespeist hatte, wurde er um 8 Uhr abgerufen. Er begab sich mit wenigen Begleitern fort, wurde aber plötzlich auf der Straße von Meuchelmördern angefallen und mit Aexten, Keulen und Schwertern todtgeschlagen. Am folgenden Tage rief jeder: „Das kann kein Anderer als Johann von Burgund angestiftet haben." So war es wirklich; auch leugnete er es gar nicht, und doch wagte man wegen seiner großen Macht nicht, ihn zur Strafe zu ziehen; ja, der schwache König fertigte ihm einen förmlichen Freibrief aus, und man stellte sich am Hofe, als wenn man von seinen Entschuldigungsgründen völlig überzeugt wäre. So sah es damals mit der Gerechtigkeit aus! — Um das Unglück voll zu machen, brach auch wieder ein neuer Krieg mit England aus. Die Engländer kamen herüber und besiegten die Franzosen in einer der blutigsten Schlachten bei Azincourt unweit Calais (1415), in welcher nicht nur viele der Vornehmsten gefangen, sondern auch allein 8000 Edelleute erschlagen wurden, so daß es wenige adelige Familien in Frankreich gab, die

8. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 8

1877 - Stuttgart : Heitz
8 Die Waffen ruh'n, des Krieges Stürme schweigen. Auf blut'ge Schlachten folgt Gesang und Tanz; Durch alle Straßen tönt der muntre Reigen, Altar und Kirche prangt in Festes Glanz, Und Pforten bauen sich aus grünen Zweigen, Und um die Säule windet sich der^ Kranz. Das weite Rheims saßt nicht die Zahl der Gäste, Die wallend strömen zu dem Völkerfeste; •— Wohlklang bemerken, so beruht das auf jenen drei Gründen. In der ungebundenen Rede fällt dieser Wohlklang weg (wenigstens wird er nicht verlangt), weil es da weder eine regelmäßige Ab- wechselung langer und kurzer Sylben, noch einen Reim giebt. Der durch die regelmäßige Abwechselung langer und kurzer Sylben entstehende Wohlklang heißt Rhythmus. Er muß sich nach dem Inhalt des Gedichts richten, und also anders sein in einem fröhlichen, als in einem ernsten Gedichte. Wie ist z. B. der Rhythmus so ganz anders in dem Liede: Mir Freude des Lebens Ist Garten und Haus! Man lockt mich vergebens! Ich gehe nicht aus. Im Tummel da zwing' ich So dumm mich und stumm; Hier sing' ich und spring' ich Im Garten herum; und dagegen in dem andern Liede: Trockne deines Jammers Thränen, Heitre deinen Blick; Denn es bringt kein banges Sehnen, Ihn, der starb, zurück u. s. w. (Voß.) Die meisten Gedichte haben ein bestimmtes Metrum, d. i. die langen und kurzen Sylben wechseln auf eine und dieselbe Weise ab. Die langen Sylben bezeichnet man durch einen Quer- strich (-), die kurzen durch ein oben offenes Häkchen (-). Das Metrum des obigen Liedes „Mir Freude" u.s. w. würde also lauten: und des Liedes: „Trockne deines" u. s. w.

9. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 101

1877 - Stuttgart : Heitz
101 Also denke! so fließe dein Herz von Empfindungen über, Derer sich, wär' er ein Mensch, selbst Adramelech nicht schämte! Sprich dem Nazaräer den Tod! Ich will dich belohnen, Und dein Herz mit der Hölle Freuden, sobald du sein Blut siehst, Ganz erfüllen, und, kommst du zu uns, dein Führer werden, Und zu den Seelen dich führen, die Helden waren, und würgten!" So sprach Satan für sich, und Seraph Jthuriel hört' ihn. Jedes Volk hat seine Heldenlieder, die in der Urzeit desselben, von Sängern vorgetragen oder am häuslichen Herde erzählt, die Stelle schriftlicher Ueberlieferung vertreten. Bei den gebildeteren Völkern werden diese Lieder dann zu größeren Dichtungen ver- einigt. So haben die Griechen ihre Homerischen Dichtungen Ilias und Odyssee, die Deutschen ihr Nibelungenlied, Gudrun, die Lieder von Dietrich von Bern, und die verschiedenen Bearbei- tungen der Thiersage von Reinhart Fuchs, die Indier ihre großen Heldendichtungen Mahäbhärata und Rämäjana, Diese sind, weil aus Voklsliedern erwachsen, volksthümliche Dichtungen. In Nachahmung derselben entsteht dann das kunstmäßige Epos. So ahmte Virgil in seiner Aeneis, in welcher er die Abkunft rmd die kriegerische Größe seines Volkes verherrlichen wollte, die Homerischen Dichtungen nach, der Engländer Milton schuf in seinem „Verlornen Paradies" das religiöse Epos, welches bei den Deutschen besonders Klopstock und Bodmer nachahmten, und in der Blütezeit der italienischen Dichtung entstand das romantische Epos (Dante's Göttliche Komödie, Ariosto's Rasender Roland, Taffo's Befreites Jerusalem). 2. Dasromantischeepos schildert ritterliche Tapferkeit, Turniere, Schlachten, auch edle Frauen, die von tapfern Rittern aus Gefahren gerettet worden, aber nicht allein den Ernst des Lebens, sondern auch fröhliche Scenen; kurz, es führt eine große Mannigfaltigkeit ernster und heitrer Begebenheiten vor uns vor- über, und setzt dadurch, daß es den Helden in große Verlegenheit bringt, aus denen er sich durch Tapferkeit und Klugheit rettet, die Phantasie in eine angenehme Bewegung. Wir geben zur Probe ein Stück aus dem Oberon von Wieland. Besonders beliebt waren nämlich für das romantische Epos Stoffe aus dem Sagenkreise von Karl dem Großen. Einen wichen wählte auch Wieland aus einem französischen Volksbuche,

10. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 154

1877 - Stuttgart : Heitz
154 ordnet, daß ihre schönen Schultern unverhüllt und von dem hohen Spitz- kragen zart umsäumt erschienen. Sie hatte den Kopf hoch gehoben und etwas zur rechten Seite gewen- det; ihr glänzendes röthliches Haar war frei empor gekämmt, und zeigte die große runde Stirn mit den hochgewölbten Augenbrauen. Auf der Mitte des Kopfes nach hinten über saß eine brillantene Krone, und die Fülle von Locken, die ihr reiches Haar zuließ, siel von da, wie es scheinen sollte, in leichter Nachlässigkeit von beiden Seiten nieder. Die Lippen waren wie zu einer rednerischen Bewegung geöffnet, und die rechte Hand, von großer Schönheit, hielt in ihrem Schooße die Oden des Horaz. Etwas zur Linken zeigte sich auf einer Herme die Büste des Plato und darunter, aus dem Bilde schon herausgehend, so daß man nur einen Theil eines Tabourets gewahrte, sah man den königlichen Hermelin, auf den Elisabeth so eben, wie der Horaz in ihrer Hand andeutete, den Musen huldigend, mit ihrer linken Hand den Zepter niederlegte. Wie reich und bedeutungsvoll dies Bild auch in seinen Beiwerken sein mochte, es war dem Künstler doch vollkommen gelungen, sie sämmtlich der mächtigen Persönlichkeit der königlichen Frau unterzuordnen. Dieser kühne, überzeugte Blick, diese stolz gehobenen Lippen kündigten vollkommen sie als diejenige an, die Sixtus der Fünfte nächst sich selbst und Heinrich dem Vierten zu den drei einzigen Selbstherrschern rechnete, und gewiß mußte vor ihrem Bilde ein Jeder in seinen Ausruf einstimmen: En §ran cervello di prin- cipessa! Links ihr zur Seite hing das Bild ihres Vaters, Heinrich des Achten, von seinem Liebling Holbein mit aller Kunst und Sorgfalt dieses großen Meisters ausgeführt. Er war zur Zeit der Vermählung seiner Schwester mit Ludwig dem Zwölften bei dem Hoflager zu Calais gemalt, zur schönsten Zeit seines männlichen Alters und in dem vollen Glanze des damals uner- meßlichen Kleiderauswandes. Er saß zurückgelehnt in einem thronartigen Sessel, einen kleinen mit Juwelen besetzten und mit einer Feder aufgeklappten Hut halb zurückge- schoben auf dem hohen Kopfe; die eine Hand über die auf einem Tische seit- wärts stehende Krone gelegt, hielt er in der andern seine eigene Uebersetzung des Neuen Tastementes. Sein Gesicht schaute halb lächelnd gerade aus. Es lag mehr Hohn und Triumph als Freude oder Heiterkeit darin, und dem Beobachter mußte leicht der Uebergang zu finden sein von diesen noch jugendlich überwölbten Zügen zu dem wilden Gepräge des später so blutdürstigen Tyrannen. Ihm gegenüber hingen die Bilder seiner beiden Kinder, Eduard des Sechsten und dessen grausamer Schwester, der nachherigen Königin Maria. König Eduard war als Knabe abgebildet; er hatte seinen Lieblingshund, ein großes, wejßes Windspiel, mit dem rechten Arme umfaßt, und schien die zarte, schwankende Gestalt an ihm zu stützen. Seine dichten braunen Locken hingen schlicht um das bleiche, kranke Antlitz, und die großen dunkeln Augen
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