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Huldigung zwang; er erwarb wieder den Kirchenstaat, der in schwäbische Reichslehen aufgeteilt war, und erhielt die Anerkennung des Lehnsrechtes von Apulien und Sizilien.
ad d): In Familien- und politischen Streitigkeiten der Fürsten trat Innocenz als Schiedsrichter auf. Im niederen Volke wirkten in seinem Interesse die von ihm bestätigten Bettelorden, der Dominikaner- oder Predigerund der Franziskanerorden.
ad e): Innocenz beauftragte den Dominikanerorden, für die Ausrottung der Albigenser zu wirken, die, von Petrus Waldus gestiftet, namentlich gegen das weltliche Besitztum und die äußere Ersd)einung der Kirche eiferten. Erst durch einen Kreuzzug und nad) einem greuelvollen Kriege mürbe die Irrlehre unterdrückt. — Das 4. Laterankonzil 1215 verschärfte die Verfolgungen der Häretiker und beauftragte die Bischöfe, für die Erforschung und Aufsuchung der Ketzer zu wirken. (Inquisitoren, Inquisition.) (Gregor Ix. gab 1229 bet kirchlichen Inquisition eine bestimmte Form.)
2. Der vierte Kreuzzug, 1202 — 1204. Auf die Anregung Innocenz' Iii. vereinigten sich französische Ritter zu einem neuen Kreuzzuge. In Venebig angekommen, bewogen sie gegen Versprechung bebeutenber Geld-snminen und unter der Bebingung, alle Eroberungen zwisd)en den Venetianern und Kreuzfahrern zu teilen, die junge Republik zur Teilnahme. Wegen Zahlungsunfähigkeit übernahmen die Kreuzfahrer zunächst im Dienste Vene-bigs die Eroberung von Zara und segelten dann nad) Konstantinopel, wohin sie von dem Prinzen Alexius Angelus, dem Sohne des entthronten Kaisers Isaak Angelus, zu Hilfe gerufen wurden. Konstantinopel wurde nad) der Flucht des Usurpators genommen. Das Volk war aber über die Bedingungen des mit den Kreuzfahrern geschlossenen Vertrags unzufrieden und wählte einen neuen Kaiser. Daher erstürmten diese zum zweitenmale Konstantinopel und gründeten das lateinische Kaisertum, 1204 — 61. Die Venetianer nahmen alle für den Handel mit der Levante wichtigen Küstenplätze für fid). Im Jahre 1261 stellte Mid)ael Paläologus, ein Abkömmling der alten Kaiserfamilie, das byzantinische Kaisertum wieder her.
V. Ariedrich Ii., 1215—1250. Er war in Bezug auf Begabung und Bildung der bedeutendste unter den Staufern. Eine glänzende Erziehung hatte ihn mit klassischer und arabischer Gelehrsamkeit bekannt gemacht und seinen Sinn zum Studium der Naturwissenschaften und zur Poesie angeregt. Von einer italienischen Mutter und einem früh gestorbenen deutschen Vater stammend, ward fein Herz aber den deutschen Interessen entfremdet. Friedrich Ii. war tüchtig als Feldherr, größer noch als Staatsmann.
1. Römerzug, 1220. Friedrich ließ zu Frankfurt feinen Sohn Heinrich zum deutschen Könige wählen und verlieh den geistlichen Fürsten fast völlige Landeshoheit, um unbehindert fein Interesse
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Elisabeth. Maria Stuart. Melvil. Darnley. 105
zu und sagte endlich: sie hätte Anzüge aus allen Ländern. An dem folgenden Tage erschien sie bald in dieser, bald in jener ausländischen Tracht, und endlich fragte sie den Gesandten geradezu, in welchem Anzuge sie sich am besten ausnehme? „Im italienischen," antwortete der schlaue Hosmaun; denn er wußte, daß sie diesem vor allen den Vorzug gab, weil sie darin ihre fliegenden Locken zeigen konnte; und sie war auf ihre blonden, oder eigentlich röth-lichen Haare vorzüglich eitel. Nun legte sie ihm eine Menge Fragen vor: Welches ihm die beste Farbe von Haaren schiene? Ob die Haare seiner Königin oder die ihrigen schöner wären? Endlich fragte sie ihn sogar, welche von beiden überhaupt die Schönste wäre? Melvil lachte innerlich über diese Eitelkeit. Schnell faßte er sich aber und antwortete sehr klug: „Jhro Majestät sind die Schönste in England, und meine Königin in Schottland." Ferner fragte sie, welche von ihnen ant größten wäre? — „ Meine Königin," antwortete Melvil. — „O!" erwiederte Elisabeth, „dann ist sie zu groß; denn ich habe gerade die beste Größe." Da sie von ihm gehört hatte, daß Maria manchmal die Laute'spielte, auf welcher Elisabeth Meisterin zu sein glaubte, so befahl sie eines Tages einem ihrer Höflinge, er solle den Gesandten wie zufällig in ein Zimmer führen, wo er sie hören könnte. Melvil merkte die Absicht, und, seinem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie entzückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher fragte, ob er sie ober Maria für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; ttttb als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er seiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde uttb daß alle ihre Freunbschaftsversicherungen. nichts als Falschheit und Verstellung wären.
Bald sctnb sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit biefer Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Maria vor, den Sohn des Grasen Lenox, Heinrich Darnley (sprich Därnli) zu hei-rathen. Lenox, von Geburt ein Schotte und ein Verwandter des Hauses Stuart, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch fein Sohn geboren war. Das Alter und der Abel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen bett Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Verbinbnng nicht wünschten. Darnley war jetzt in feinem 20. Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehntenbetn Betragen, so daß
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Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Schottland England
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Neue Geschichte. 1. Periode. England.
Arges zu denken. Aber seine Augen wurden immer stierer, und als sie fort war, theilte er seine Endteckuug seinem Beichtvater mit, der ihn noch mehr aufbrachte und ihn bat, der Königin als Ketzerin den Proceß machen zu lassen; denn je höher sie stände, desto größeren Eindruck würde ihre Bestrafung machen. So wurde also der Proceß eingeleitet, ohne daß die Königin etwas ahnte. Zufälligerweise ließ der Kanzler das Papier, auf dem die Anklage stand, aus der Tasche fallen. Einer der Anhänger der Königin fand es und brachte es ihr, und nun sah sie, in welcher großen Gefahr sie schwebte. Aber als eine kluge Frau faßte sie sich bald. Sie ging zum Könige, setzte sich ruhig zu ihm und als er wieder auf seine theologischen Sätze das Gespräch brachte und sie um ihre Meinung fragte, antwortete sie: solche tiefe Untersuchungen paßten sich nicht für Weiber. Diese wären dazu da, den Männern zu gehorchen. Dem Manne käme es allein zu, die Grundsätze für die Frau zu wählen, und diese müßten in allen Dingen die Denkart ihres Mannes annehmen. Sie müsse das um so mehr, da sie so glücklich wäre, einen Mann zu besitzen, der im Stande wäre, Religionsvorschriften für ganze Nationen zu entwerfen. Je länger sie sprach, desto mehr klärte sich das Gesicht des Königs auf, und endlich rief er, indem er sie umarmte: „Nein, bei der heiligen Maria, du bist ein Doctor geworden, Käthchen, und bist geschickter, mich zu unterrichten, als ich dich!" Sie antwortete bescheiden, dies Lob käme ihr gar nicht zu. Sie habe wohl zuweilen gewagt, eine andere Meinung aufzustellen; das habe sie aber nur gethan, um mehr Leben in die Unterhaltung zu bringen und ihm Gelegenheit zu geben, sie zu belehren. „Ist das wirklich wahr, meine Liebe?" rief Heinrich. Nun da sind wir ja wieder vollkommen gute Freunde." Als nun beide in freundlichem Gespräche umhergingen, kam der Kanzler, rief den König bei Seite und brachte ihm die Nachricht, daß der Proceß eingeleitet sei. Aber er kam schlimm an. Der König nannte ihn einen Narren über den anderen, so daß der Mann ganz verwirrt davonschlich.
Heinrich starb endlich in demselben Jahre, da Franz I. starb (1547).
93. Johanna Gray. — Maria von England.
Heinrich Viii. und der Johanna Seymour Sohn, Eduard Vi. (1547—53), wurde nun König, ein erst zehnjähriger, gutgearteter
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Franz_I. Johanna_Gray Maria_von_England Maria Heinrich_Viii Heinrich Johanna_Seymour_Sohn Eduard_Vi Eduard
Johann a Gray's Tod.
95
Sohn. Die Verwandtschaft mit ihm, die Gleichheit des Glaubens, seine vornehme Geburt und seine Jugend (er war erst 26 Jahr, sie schon 38 alt) empfahlen ihn vorzüglich. Ganz England war über diese Heirath aufgebracht; man fürchtete den Stolz und die Grausamkeit des heimtückischen Philipp.
Diese Stimmung benutzten Suffolk und noch andere ehrgeizige Männer, einen Aufruhr zu erregen, aber nur zu ihrem und der armen Johanna Unglück; denn Maria unterdrückte die Unruhen schnell, Suffolk und die anderen wurden hingerichtet und nun auch der Johanna und ihres Mannes Tod beschlossen, so unschuldig beide auch an der Unternehmung ihres Vaters waren. Johanna wird uns von allen Geschichtschreibern als ein Ideal weiblicher Schönheit, fleckenloser Tugend und einer ganz seltenen Geistesbildung geschildert. Ihr Unterricht war freilich ganz anders gewesen, als er bei den Töchtern der gebildeten Stände unserer Zeit ist. Die Lehrer waren gelehrte Geistliche, welche auch die Mädchen, welche man ihnen zum Unterrichte übergab, in fremden Sprachen, besonders in der lateinischen und griechischen, unterwiesen. Das war freilich eine sehr verkehrte Art; indessen hatte doch diese Bildung dem Geiste der guten Johanna schon in ihrer frühen Jugend eine gewisse Reife verschafft, so daß sie frühzeitig etwas viel Höheres kennen lernte, als den Glanz ihrer Krone, und daß ihr das Leben in der Wissenschaft viel wünschenswerter schien, als die gefahrvolle Höhe eines Thrones.
Johanna's hohe Bildung bewährte sich herrlich in den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens. Sie saß mit ihrem Manne im Tower gefangen. Was aus ihr werden sollte, blieb ihr zwar noch dunkel, aber sie suchte und fand Trost und Beruhigung in den Wissenschaften, vorzüglich aber in der Religion, an welcher sie mit ganzer Seele hing. Sie empfing die Nachricht von ihrer Verurteilung mit großer Ruhe und beklagte mehr als sich ihren jungen Gatten und besonders ihren Vater, den der Vorwurs peinigen mußte, seine Tochter aufgeopfert zu haben. Maria hoffte, sie wenigstens im Angesichte des Todes zu der römischen Kirche herüberzuziehen, und schickte einen gelehrten und feingebildeten Geistlichen zu ihr. Sie empfing ihn mit einer Milde und Zartheit, die ihn selbst tief bewegte. Mit ihm über Religion zu streiten, vermied sie. Sie habe, sagte sie, die wenigen übrigen Stunden nöthig, sich zu sammeln und auf den wichtigen Schritt vorzubereiten. Er glaubte in diesen Worten ihren Wunsch zu erkennen, daß die Hinrichtung
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Neue Geschichte. 1. Periode. England.
Ein Eilbote ward nach London abgefertigt, für die hilfesuchende Königin Schutz zu erflehen (1568).
Hätte Elisabeth den ersten Regungen des Mitleidens folgen dürfen, so hätte Maria ohne Zweifel sogleich die Erlaubniß, nach London zu kommen, erhalten. Allein ihre Minister, besonders Eecil, riechen ihr, sich nicht zu viel mit ihr zu schaffen zu machen, um es nicht mit den Schotten zu verderben. Elisabeth folgte diesem Rathe und ließ ihr sagen, sie bedauerte sie zwar sehr, könne ihr aber für jetzt nicht erlauben, nach London zu kommen; erst müsse . sie sich von dem Verdachte, an der Ermordung Darnley's Antheil genommen zu haben, reinigen. Das hatte Maria nicht erwartet. Nach der ersten Bestürzung weinte sie bitterlich. Gern — sprach sie — wolle sie ihre Sache der Entscheidung einer so gütigen Freundin unterwerfen. Elisabeth setzte sogleich in York unter dem Vorsitz des Herzogs von Norfolk ein Gericht nieder, vor welchem der Graf Murray und die Abgeordneten Maria's erschienen. Murray klagte Maria der Milwissenschaft an Darnley's Ermordung an, und legte Briefe vor, welche sie in jener Zeit an Bothwell geschrieben habe und aus denen ihre Schuld hervorginge. Ihr Benehmen zeigte, daß ihr Gewissen nicht rein war. Sie leugnete die Echtheit der Briefe ab und erklärte sogleich, daß sie sich auf keine weitere Erklärung einlassen würde, wohl aber sich mit den Schotten zu vergleichen wünsche. Murray.versicherte eidlich, daß die Briefe echt wären, und 20 Lords, unter denen selbst einige Freunde Maria's waren, erklärten, daß sie Maria's Handschrift erkennten. Als diese nun fortfuhr, ihre Unschuld zu behaupten, ohne doch Beweise dafür beibringen zu können, und ihre Bitten um eine Zusammenkunft mit Elisabeth wiederholte, so antwortete ihr diese: sie könne nicht eher darein willigen, bis sich Maria gerechtfertigt habe; aber die Briefe sollten ihr vorgelegt werden, wenn sie verspreche, ohne Winkelzüge zu antworten, und auf jede Unterstützung verzichte in dem Falle, daß aus der Untersuchung ihre Unschuld nicht vollständig hervorginge. Statt nun umständlich zu antworten, fuhr Maria fort, ausweichende Antworten zu geben, und beschuldigte Elisabeth der Parteilichkeit, so daß man wohl erkannte, die Briefe seien echt, und Maria scheue eine Untersuchung, die zuletzt ihre Mitschuld an den Tag gebracht haben würde.
Daß die traurige Lage Maria's bei vielen Mitleid erregte, war natürlich. Jener Herzog von Norfolk (sprich Norfock), ein Katholik, beschloß sie zu retten und sie dann zu heirathen. Er
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Maria Maria Elisabeth Maria Maria Elisabeth Murray Murray Maria Maria Maria Maria Maria Maria Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: England London London London Norfolk Norfolk
Cola di Rienzi.
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Wäscherin. Er hatte sich von Jugend auf mit den Wissenschaften beschäftigt, die Werke der Alten gelesen und war, umgeben von den Ueberresteu altrömischer Denkmäler, von Bewunderung für die römische Vorzeit erfüllt. Gerührt durch den Anblick der traurigen Lage Roms, um das sich weder der Papst, der seit 1309 in Avignon im südlichen Frankreich residirte, noch der Kaiser in Prag bekümmerte, und das innern Parteiungen preisgegeben war, ergriff er mit Begeisterung die Idee, Rom seine alte Größe wiederzugeben und es wieder zum Haupte der Christenheit zu machen. Er bedachte nicht, daß jede Zeit ihre eigenen Verfassungen verlangt, und daß ein längst abgestorbener Staatskörper nicht wieder belebt werden könne. Der damalige Zustand Roms war in der That betrübend. Die römischen Barone hatten alle Schlösser der Umgegend und ihre Paläste in der Stadt in Festungen verwandelt, selbst die Ruinen befestigt und Soldaten hineingelegt, die, Räubern gleich, die friedlichen Bürger überfielen, beraubten und ihre Beute in ihren Festen verbargen. Die Regierung führte dem Namen nach ein vom Papste ernannter Senator, der aber vor den Gewaltthätigkeiten der Großen, die zu seiner Partei gehörten, die Augen schloß und dessen Gewalt von seinen Gegnern nicht anerkannt wurde. Die Edelu theilten sich in die beiden Parteien Orsina und Colonna, die unaufhörlich gerüstet und feindlich einander gegenüberstanden. Diesem unglücklichen Zustande glaubte Cola ein Ende machen zu können; es schmeichelte dem eiteln Manne der Gedanke, in die Fußstapfen der Gracchen zu treten. Während er mit diesem Gedanken umging, hatte er die Freude, mit dem Dichter Petrarca zugleich als Gesandter nach Avignon geschickt zu werden, um den Papst (Clemens Vi.) zu bitten, nach Rom zurückzukehren. Zwar hatte diese Gesandtschaft keinen Erfolg; jedoch hörte der Papst mit Wohlgefallen die Beredsamkeit Cola's an und ernannte ihn zum Notar der apostolischen Kammer in Rom. Dies Amt verwaltete er mit der größten Redlichkeit; vergebens suchte er seine Amtsgenossen zu bewegen, dasselbe zu thun; aber eben die Bestechlichkeit, der alle Beamte damals zugänglich waren, bestärkte seinen Vorsatz, der Gesetzlosigkeit durch eine neue Verfassung ein Ende zu machen.
Um das Volk für seinen Plan vorzubereiten, stellte er 1347 auf dem Capitol ein großes Gemälde auf. Man sah darauf ein Schiff, das ohne Steuer und Segel auf tobendem Meere umhertrieb, in Gefahr von den Wellen verschlungen zu werden. Aus
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106 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge.
Brust. Auch geiselte er sich oft den Rücken selbst, um die Herzen seiner Zuhörer auf alle Weise zu rühren. Dazu nun seine ganz einzige Persönlichkeit, die ihn wie ein Wesen höherer Art ankündigte; die Aermlichkeit seiner Kleidung; die Freigebigkeit, mit welcher er alle Gaben, die man ihm von allen Seiten aufdrang, wieder an die Arme verheilte — es ist kein Wunder, daß seine Worte in den Gemüthern aller wie Funken zündeten. Was er sprach, schien ihnen Mahnung des Himmels. Selbst auf sein Eselch en gingihre Verehrung über; jeder freute sich, wer es streicheln oder füttern durfte; und wer gar ihm einige Haarß ausreißen konnte, verwahrte diese gleich der theuersten Haarlocke.
So zog der heilig geachtete Mann von Dorf zu Dorf, von "Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Ueberall ging sein Ruf vor ihm her, in allen Bier- und Weinstuben wurde von nichts als von Kukupeter gesprochen, und wer ihn nicht selbst hatte hören und sehen können, hörte erstaunt den Erzählungen der Augenzeugen zu. Besonders war er durch' Italien und Frankreich gezogen; hier sahen sich alle schon im Geiste auf dem Wege nach Jerusalem; ein allgemeiner Schwindel hatte die Völker des Abendlandes ergriffen. Das vermag, ein einziger Feuerkopf! — Urban freute sich über diese Erfolge; eine solche Wirkung hatte er selbst nicht erwartet. Er berief, die allgemeine Stimmung zu benutzen, eine große Kirchenversammlung nach Piacenza in Ober-Italien und hier erschien eine solche Menge von hohen und niedern Geistlichen und von andern Leuten, die aus Neugierde kamen, daß kein Gebäude die Menschenmasse zu fassen vermochte. Alles was hier der Papst über die Befreiung 'bes heiligen Grabes sprach, wurde mit Entzücken ausgenommen. Auch ein Gesandter des griechischen Kaisers Alexius Com.nenns war da und überreichte einen in den kläglichsten Ausdrücken abgefaßten Brief, der den Eindruck noch erhöhte, so daß einer dem andern beim Auseinandergehen zurief: „Ja, ja, wir müssen uns erheben! Wir müssen die Ketten der niedergedrückten Christenheit sprengen!"
Einige Monate darauf reiste Urban nach Frankreich, wo die Gemüther durch Kukupeter noch erhitzter waren, und hielt im Herbst 1095 in Elermont, einer Stadt fast in der Mitte von Frankreich, eine neue Versammlung. Himmel! was für Menschen strömten dahin zusammen! Auf einem ungeheuren Platze sah man, nichts als Menschen dicht auf einander gedrängt. In der Mitte auf einer Erhöhung erschien der Papst mit allem Gepränge seiner
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Extrahierte Personennamen: Urban Urban
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Jerusalem Piacenza Ober-Italien Frankreich Elermont Frankreich
202 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland.
Schwyz, Uri und Unterwalden, gehörten keinem besondern Herrn, sondern standen unmittelbar unter dem Reiche, hatten aber viele Vorrechte, z. B. daß sie nach ihren eigenen Gesetzen lebten, und daß nur, wenn besondere Vorfälle es nöthig machten, ihnen vom Kaiser ein Vogt geschickt wurde, der die nöthigen Untersuchungen anstellte. Aber das war dem Albrecht nicht genug. Ihm gehörten in der Schweiz eine Menge reicher Güter. Da diese aber zerstreut lagen, so wollte er gern, daß die dazwischenliegenden Ländchen sich ihm auch unterwürfen, und ließ daher den Waldstätten sagen: sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen; widerstehen könnten sie ja doch seinen mächtigen Waffen nicht. Aber er wollte sie lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben; denn er habe von seinem Vater immer gehört, daß sie ein tapferes Volk wären, und tapfere Männer liebte er über alles. Aber sie wollten lieber freie Reichsgenossen als
Plänen entgegen war unter Friedrich Ii., dem Hohenstaufen, Uri der Gewalt der Habsburger entzogen und unmittelbar unter das Reich genommen worden; auch Schwyz hatte einen ähnlichen Freibrief erlangt. Doch hatte wiederum Rudolph von Habsburg vor seiner Erwählung zum Kaiser selbst in Uri als frei und ungezwungen berufener Schiedsrichter gewaltet und Gericht gehalten. Als Kaiser erkannte Rudolph die Reichsumnittelbarfeit von Uri an; den Freibrief der Schwyzer bestätigte er nicht. Nach Rudolphs Tode traten die Waldstätte sogleich, am 1. August 1291, in einen Bund zusammen, dessen Ziele deutlich gegen Habsburg gerichtet waren, und Adolph von Nassau zeigte sich gern Bereit, Freiheitsbriefe für Uri und Schwyz zu ertheilen. Kaiser Albrecht I. bestätigte zwar diese Briefe nicht, aber daß er Voigte in die Waldstätte geschickt habe, ist nicht nachgewiesen. Nach seiner Ermordung erboten und erhielten die Waldstätte von seinem Nachfolger, Heinrich Vii., die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit, und als nach dieses Kaisers frühem Tode der Kampf um die Kaiserkrone zwischen Ludwig von Baiern und Friedrich von Oestreich (Habsburg) ausbrach, traten die Waldstätte auf Ludwigs Seite. Da zog Friedrichs Bruder, Leopold der Glorwürdige, mit Heeresmacht gegen die Eidgenossen heran, die in einem herrlichen Siege am Morgarten ihre Freiheit vertheidigten, 15. Novbr. 1315. Darauf erneuerten sie zu Brunnen, am 9. Deebr. 1315, ihren Bund, und Kaiser Ludwig der Batet bestätigte 1316 den Waldstätten ihre früheren Freiheitsbriefe. Von da ab ist die Gründung der Eidgenossenschaft als vollzogen anzusehen.
Alles Uebrige ist Sage. Nicht so, daß man annehmen müßte, es seien die Gestalten und die Ereignisse geradezu erfunden; einfache Vorgänge, mannhaftes Hervortreten schlichter Volksgenossen sind von leicht erklärbarer Begeisterung emporgehoben und verklärt worden. Dem nicht mehr erkundbaren wirklichen Zusammenhange der Vorgänge hat die Sage mit freiem Walten eine ihr zusagende Umgestaltung verliehen und wohl auch Fremdes, wie die Sage vom Apfelschuß, damit verwebt.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schwyz Unterwalden Schwyz
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Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland.
Augenblicke, so war er doch ganz unfähig, sein Land zu regieren, und man war in Verlegenheit, wie man ihn unterhalten sollte. Da verfiel man darauf, ihn mit den unlängst erfundenen Spielkarten zu belustigen. Ein geschickter Maler in Paris malte sie schön aus mit Farben und Gold, und nun wurden Spiele erfunden. Daher findet man auf den Bildern mancher unserer Karten auch jetzt noch Anspielungen auf jene Zeit. Die darauf stehenden Wörter: la Hire, Hector u. f. w., sind Namen damals am Hose lebender Edelleute. Das Beispiel des. Hofes machte, daß das Kartenspiel nun reißend überhand nahm und wenige Jahre darauf mußten schon einschränkende Gesetze dagegen gegeben werden. Dies war der Ursprung der Kartenspiele.
Die Feindschaft zwischen des Königs Bruder, dem Herzoge Ludwig von Orleans, und dessen Vetter, dem Herzoge von Burgund, Johann dem Unerschrockenen, wurde immer bitterer und ganz Frankreich zerfiel in zwei.parteien. Das wurde endlich so arg, daß Burgund seinen Feind ermorden ließ. Diese Mordthat war um so abscheulicher, da sich Burgund kurz vorher aufs feierlichste mit ihm ausgesöhnt hatte. In einer Kirche hatten sie miteinander das heilige Abendmahl genossen, sich zärtlich umarmt und dabei Vergessenheit alles Geschehenen angelobt. Das Alles that Burgund nur, um seinen Feind desto sicherer zu machen. Eines Abends nämlich, als Orleans bei Hofe im Louvre gespeist hatte, wurde er um 8 Uhr abgerufen. Er begab sich mit wenigen Begleitern fort, wurde aber plötzlich auf der Straße von Meuchelmördern angefallen und mit Aexten, Keulen und Schwertern todtgeschlagen. Am folgenden Tage rief jeder: „Das kann kein Anderer als Johann von Burgund angestiftet haben." So war es wirklich; auch leugnete er es gar nicht, und doch wagte man wegen seiner großen Macht nicht, ihn zur Strafe zu ziehen; ja, der schwache König fertigte ihm einen förmlichen Freibrief aus, und man stellte sich am Hofe, als wenn man von seinen Entschuldigungsgründen völlig überzeugt wäre. So sah es damals mit der Gerechtigkeit aus! —
Um das Unglück voll zu machen, brach auch wieder ein neuer Krieg mit England aus. Die Engländer kamen herüber und besiegten die Franzosen in einer der blutigsten Schlachten bei Azincourt unweit Calais (1415), in welcher nicht nur viele der Vornehmsten gefangen, sondern auch allein 8000 Edelleute erschlagen wurden, so daß es wenige adelige Familien in Frankreich gab, die
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Extrahierte Personennamen: Hector Ludwig_von_Orleans Ludwig Johann Johann_von_Burgund Johann
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Paris Burgund Frankreich Burgund Burgund Burgund England Frankreich