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1. Theil 3 - S. 31

1880 - Stuttgart : Heitz
Wiedertäufer in Münster. 31 Aber — er wurde gleich vom ersten Soldaten niedergestochen. Da trat der Schneider Bockold auf und sprach: das habe er längst gewußt; denn er sei ja bestimmt, seine Wittwe zu heiratheu und auch als Bürgermeister an seine Stelle zu treten. Aber diese Würde verrückte dem armen Schneider vollends den Kopf. Auf sein Geheiß mußte ein anderer Prophet, der Goldschmied Tausendschnur, dem Volke bekannt machen: Gott habe ihm offenbart, daß Bockold König sein, den ganzen Erdball beherrschen und alle Fürsten todtschlagen solle. Da fiel Bockold aus seine Kniee und rief: „Meine Brüder, das hat mir Gott schon vor vielen Tagen offenbart; aber ich wollte warten, bis ein anderer es euch verkündigte." So wurde aus dem Schneider ein König; er ließ sich goldene Kronen, einen Scepter, ein Schwert u. s. w. machen, ertheilte Audienz, ließ einen Thron auf dem Markte errichten, wo er Gericht hielt, und wenn er über die Straße schritt, so trug er einen scharlachenen Mantel mit einer langen Schleppe, die ihm von Edelknaben nachgetragen werden mußte, hatte die Krone auf dem Kopfe und ein glänzendes Gefolge hinter sich. Er erlaubte so viele Weiber zu nehmen, wie jeder wollte; er selbst brachte es auf 14. Eine enthauptete er auf dem Markte mit eigener Hand, weil sie ihm Vorstellungen über allen den Unsinn machte, und tanzte dann mit andern um den blutigen Leichnam herum, indem sie sangen: Ehre sei Gott in der Höhe! Endlich schickte er 28 Apostel aus in die benachbarten Städte; denn das Reich Christi, sagte er, solle auf Erden aufgerichtet werden. Nun war es Zeit, dem'unwesen ernstlich Einhalt zu thun. Der Bischof schloß die Stadt immer enger ein, und die Hungersnoth nahm so überhand, daß viele verhungerten und die andern wie Schattenbilder umherwankten. Und doch durfte keiner sich unterstehen, von Heb ergäbe zu sprechen. Da flohen zwei Bürger aus der Stadt und zeigten dem Bischöfe, wie er die Stadt schnell einnehmen könnte. Das geschah- denn auch, und nach einem wüthenden Kampfe, in welchem Rottmann seinen Tod fand, baten die Wiedertäufer um Gnade. Bockold, Kuipperdolling und Krechting wurden in eiserne Käfige gesperrt und wie seltene Thiere im Lande umhergeführt und gezeigt, dann aber in Münster grausam hingerichtet. Die Käfige mit den Leichnamen hängte man an dem Lambertusthurme auf; da kann man sie noch heute sehen.

2. Theil 3 - S. 71

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 71 Huldreich Zwingli wurde 1484, also ein Jahr später als Luther, im Dorfe Wildhaus im Canton St. Gallen (zwischen Wallenstädt und Appenzell) in Helvetien geboren. Obgleich sein Vater, ein Amtmann, acht Söhne hatte, so sorgte er doch, daß sie gut unterrichtet wurden, und schickte den Huldreich nach Basel, späterhin nach Bern auf die Schule. Nachdem er in Wien und in Basel studirt hatte, wurde er Pfarrer in Glarus. Hier war ihm eine Bibel in die Hände gefallen und sie wirkte auf ihn eben so wie auf Luther. Er konnte nicht von ihr wegkommen; alles zog ihn unwiderstehlich an, und wie erstaunte er, als er fand, daß von vielen Lehrsätzen der römisch-katholischen Kirche kein Wort in der Lehre Jesu stände. Als er 1516 Prediger in dem berühmten Kloster und Wallfahrtsorte Maria Einsiedeln geworden war, trat er mit Unerschrockenheit zur Vertheidigung der Wahrheit auf. Er predigte, unterstützt von dem aufgeklärten A^te daselbst, dem zu Tausenden nach dem Gnadenorte strömenden Volke, daß die Wallfahrten und die andern äußern Leistungen keinen Werth hätten, wenn der innere Mensch sich nicht bessere. Wohl mochten die andern Geistlichen darüber den Kopf schütteln; aber er galt für einen so durchaus frommen Mann, daß keiner von ihnen seine Lehre anzutasten wagte. Nun berief man ihn nach Zürich, zwei Jahre später, als Luther die 95 Sätze angeschlagen hatte. Gleich in seiner ersten Predigt lehrte er das reine Evangelium, wie es uns die Apostel hinterlassen haben, frei von allen menschlichen Zusätzen, und so fuhr er fort zu lehren und bekämpfte muthig Aberglauben, Unglauben und Laster, wo er sie fand. Damals reiste in der Schweiz ein italienischer Franciscanermönch, Bernardin Samson, umher und predigte, wie Tezel in Norddeutschland, den Ablaß. Aber Zwingli eiferte gegen den schändlichen Mißbrauch so laut, daß Samson nicht in Zürich eingelassen wurde. Dies ermunterte den braven Zwingli weiter zu gehen und auch die andern Mißbräuche der römischen Kirche anzugreifen, und dadurch wurde ihm fein Werk erleichtert, daß der Rath von Zürich ihm Beifall gab und feine Verbesserungen unterstützte; ja schon 1520 wurde befohlen, daß in Zürich und dessen Gebiete das Wort Gottes ohne menschliche Zusätze gelehrt werden sollte, und nachdem dies zwei Jahre lang geschehen war, wurden auch die äußeren Gebräuche, die dem reinen Evangelium zuwider sind, die Messe, die Ohrenbeichte u. bergt, abgeschafft. Da nun Zwingli fortfuhr, für Ausbreitung der einfachen Lehre

3. Theil 3 - S. 105

1880 - Stuttgart : Heitz
Elisabeth. Maria Stuart. Melvil. Darnley. 105 zu und sagte endlich: sie hätte Anzüge aus allen Ländern. An dem folgenden Tage erschien sie bald in dieser, bald in jener ausländischen Tracht, und endlich fragte sie den Gesandten geradezu, in welchem Anzuge sie sich am besten ausnehme? „Im italienischen," antwortete der schlaue Hosmaun; denn er wußte, daß sie diesem vor allen den Vorzug gab, weil sie darin ihre fliegenden Locken zeigen konnte; und sie war auf ihre blonden, oder eigentlich röth-lichen Haare vorzüglich eitel. Nun legte sie ihm eine Menge Fragen vor: Welches ihm die beste Farbe von Haaren schiene? Ob die Haare seiner Königin oder die ihrigen schöner wären? Endlich fragte sie ihn sogar, welche von beiden überhaupt die Schönste wäre? Melvil lachte innerlich über diese Eitelkeit. Schnell faßte er sich aber und antwortete sehr klug: „Jhro Majestät sind die Schönste in England, und meine Königin in Schottland." Ferner fragte sie, welche von ihnen ant größten wäre? — „ Meine Königin," antwortete Melvil. — „O!" erwiederte Elisabeth, „dann ist sie zu groß; denn ich habe gerade die beste Größe." Da sie von ihm gehört hatte, daß Maria manchmal die Laute'spielte, auf welcher Elisabeth Meisterin zu sein glaubte, so befahl sie eines Tages einem ihrer Höflinge, er solle den Gesandten wie zufällig in ein Zimmer führen, wo er sie hören könnte. Melvil merkte die Absicht, und, seinem angenommenen Charakter treu, stürzte er, wie entzückt von den süßen Tönen, in das Zimmer der Königin, die sich zwar anfänglich unwillig stellte, aber doch nachher fragte, ob er sie ober Maria für eine größere Meisterin halte. Daß Melvil ihr den Vorzug gab, versteht sich von selbst; ttttb als er nach Schottland zurückkehrte, konnte er seiner Königin versichern, daß Elisabeth es nie mit ihr gut meinen würde uttb daß alle ihre Freunbschaftsversicherungen. nichts als Falschheit und Verstellung wären. Bald sctnb sich auch eine Gelegenheit, die Wahrheit biefer Behauptung zu erfahren. Elisabeth schlug Maria vor, den Sohn des Grasen Lenox, Heinrich Darnley (sprich Därnli) zu hei-rathen. Lenox, von Geburt ein Schotte und ein Verwandter des Hauses Stuart, hatte seit lange in England gewohnt, wo auch fein Sohn geboren war. Das Alter und der Abel seiner Familie und der Wunsch der Elisabeth empfahlen bett Darnley vorzüglich, obgleich die Schotten, weil er katholisch war, die Verbinbnng nicht wünschten. Darnley war jetzt in feinem 20. Jahre, schön von Wuchs und Gesicht und von einnehntenbetn Betragen, so daß

4. Theil 3 - S. 70

1880 - Stuttgart : Heitz
70 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Holbein, wurden aber nun kalt abgefertigt. Auch diesmal reiste er wieder ohne Frau und Kinder ab. Daß er lieber ohne jene lebte, war natürlich, und die Kinder konnte er, der fast immer außer dem Hause arbeitete, nicht beaufsichtigen. Da er aber noch immer ein Bürger von Basel war und ein solcher nicht ohne Erlaubniß des Rathes abwesend sein durfte, so erhielt er nur auf einige Jahre Urlaub. Wie sehr man jetzt seinen Werth in Basel zu schätzen wußte, geht daraus hervor, daß ihm der Rath 50 Gulden Wartegeld aussetzte und außerdem seiner Frau alle Jahre 40 Gulden zahlte. Dennoch blieb er in London und hat Basel nur noch zweimal auf kurze Zeit besucht. Auch nach Heinrichs Viii. 1547 erfolgtem Tode stand Holbein bei seinem Sohne und Nachfolger Eduard Vi. in großen Gnaden. Ms dieser aber schon nach 6 Jahren starb und die katholische Maria, Heinrichs älteste Tochter, Königin wurde, die alle, welche nicht Katholiken waren, haßte, scheint er sich mehr vom Hofe zurückgezogen zu haben; denn er war der Reformation zugethan. Er starb endlich 1554 in London an der Pest, 56 Jahre alt. 91. Zwingli und Calvin. — Die Bartholomäusnacht, 1572. Zu derselben Zeit, als Kaiser Karl V. in Deutschland, Spanien und Neapel herrschte, war in Frankreich sein erbitterter Feind, Franz I., König (1515—47). Unter ihm lebte der berühmte Ritter Bayard, den man den Ritter ohne Furcht und ohne Tadel nannte, von dessen Thaten zu erzählen hier aber der Raum fehlt. Schon unter Franz war die neue Lehre nach und nach aus der Schweiz nach Frankreich gekommen. In der Schweiz nämlich waren, mit Luther fast zu gleicher Zeit, zwei treffliche Männer, Zwingli in Zürich und Calvin in Genf, darauf gekommen, die Christen zu der einfachen Lehre unseres Heilandes zurückzuführen und dasjenige aus unserer Religion zu verbannen, was erst nach und nach durch Menschenwerk hineingebracht war. Beide waren, wie Luther, durch das Lesen der Bibel darauf geleitet worden und hatten, wie er, mancherlei Verfolgungen ausstehen müssen. Die Lehre dieser beiden Männer stimmte ziemlich überein und ihre Anhänger wurden nachmals Reformirte genannt. Man merke sich von beiden berühmten Männern Folgendes:

5. Theil 3 - S. 74

1880 - Stuttgart : Heitz
74 Neue Geschichte. 1. Periode. Schweiz. an demselben Tage geviertheilt und verbrannt; aber sein Andenken und seine Lehre vermochten seine Feinde nicht zu tilgen. *) Anna Reinhard, Zwingli's Wittwe, war eine der wackersten Frauen ihrer Zeit. Sie verband mit seltener weiblicher Anmuth ein edles, feinfühlendes Gemüth. Ihren ersten Mann verlor sie früh. Sie lebte als Wittwe mit ihren Kindern sehr eingezogen in Zürich und war eine der ersten, die sich der durch Zwingli verkündeten evangelischen Lehre zuwandte. Ihre Frömmigkeit, Bescheidenheit und Mnttertreue blieb ihm nicht unbekannt, und da ihr Sohn, ein höchst talentvoller Jüngling, Zwingli's liebster Schüler war und er ihn wie seinen Pflegesohn ansah, so wurden dadurch Anna und Zwingli einander näher gebracht. Ihre Vermählung war 1524, als Anna bereits 37 Jahre zählte. Hatte sie schon vorher eingezogen gelebt, so entsagte sie nun allem kostbaren Schmucke, trug sich ganz einfach, half ihrem Gatten, so viel sie vermochte, in seinen Berufsarbeiten und erheiterte seinen Geist in trüben Stunden. Sie nahm ihm manchen lästigen Besuch ab, stand ihm mit ihrem Rathe bei, besuchte die Kranken und war eine Zuflucht der Armen; kein Wunder, daß sie bei Hohen und Niederen in allgemeiner Achtung stand. Am Tage, der Schlacht bei Cappel, zu welcher außer ihrem Gatten auch ihr geliebter ältester Sohn und mehrere andere Verwandte ausgezogen waren, fand sie beim Hall der fernen Schüsse im. inbrünstigen Gebete allein Trost. Endlich kam die Trauerpost: Zwingli ist gefallen, mit ihm ihr Sohn, ihr Bruder, ihr Tochtermann und ihr Schwager. Fünffach verwaist, hielt dennoch ihr inniges Vertrauen auf Gott sie aufrecht, und gerade der Hinblick auf ihre verlassenen Kleinen gab ihr den festen Muth, Gott werde sich ihrer annehmen. Aus der Nähe und Ferne bezeigte man ihr die innigste Theilnahme; sie aber entsagte nun jedem Umgange mit der Welt, und lebte einzig und allein ihren Kindern und den von ihrem Sohn hinterlassenen Waisen. Der Nachfolger Zwingli's nahm sie und die Ihrigen in sein Haus auf, und als sie sieben Jahre nach ihrem Gatten starb, wurde der brave Mann (Bullinger war sein Name) der Pfleger und Versorger der verlassenen Kleinen. Wenn wir den sanften Zwingli mit dem menschenfreundlichen Melanchthon vergleichen können, so finden wir dagegen in der Charakterstärke und Heftigkeit Calvins manche Züge, die uns an Luther er- *) An der Stelle, wo er gefallen ist, steht ein Denkstein, dicht an der Landstraße.

6. Theil 2 - S. 106

1880 - Stuttgart : Heitz
106 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. Brust. Auch geiselte er sich oft den Rücken selbst, um die Herzen seiner Zuhörer auf alle Weise zu rühren. Dazu nun seine ganz einzige Persönlichkeit, die ihn wie ein Wesen höherer Art ankündigte; die Aermlichkeit seiner Kleidung; die Freigebigkeit, mit welcher er alle Gaben, die man ihm von allen Seiten aufdrang, wieder an die Arme verheilte — es ist kein Wunder, daß seine Worte in den Gemüthern aller wie Funken zündeten. Was er sprach, schien ihnen Mahnung des Himmels. Selbst auf sein Eselch en gingihre Verehrung über; jeder freute sich, wer es streicheln oder füttern durfte; und wer gar ihm einige Haarß ausreißen konnte, verwahrte diese gleich der theuersten Haarlocke. So zog der heilig geachtete Mann von Dorf zu Dorf, von "Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Ueberall ging sein Ruf vor ihm her, in allen Bier- und Weinstuben wurde von nichts als von Kukupeter gesprochen, und wer ihn nicht selbst hatte hören und sehen können, hörte erstaunt den Erzählungen der Augenzeugen zu. Besonders war er durch' Italien und Frankreich gezogen; hier sahen sich alle schon im Geiste auf dem Wege nach Jerusalem; ein allgemeiner Schwindel hatte die Völker des Abendlandes ergriffen. Das vermag, ein einziger Feuerkopf! — Urban freute sich über diese Erfolge; eine solche Wirkung hatte er selbst nicht erwartet. Er berief, die allgemeine Stimmung zu benutzen, eine große Kirchenversammlung nach Piacenza in Ober-Italien und hier erschien eine solche Menge von hohen und niedern Geistlichen und von andern Leuten, die aus Neugierde kamen, daß kein Gebäude die Menschenmasse zu fassen vermochte. Alles was hier der Papst über die Befreiung 'bes heiligen Grabes sprach, wurde mit Entzücken ausgenommen. Auch ein Gesandter des griechischen Kaisers Alexius Com.nenns war da und überreichte einen in den kläglichsten Ausdrücken abgefaßten Brief, der den Eindruck noch erhöhte, so daß einer dem andern beim Auseinandergehen zurief: „Ja, ja, wir müssen uns erheben! Wir müssen die Ketten der niedergedrückten Christenheit sprengen!" Einige Monate darauf reiste Urban nach Frankreich, wo die Gemüther durch Kukupeter noch erhitzter waren, und hielt im Herbst 1095 in Elermont, einer Stadt fast in der Mitte von Frankreich, eine neue Versammlung. Himmel! was für Menschen strömten dahin zusammen! Auf einem ungeheuren Platze sah man, nichts als Menschen dicht auf einander gedrängt. In der Mitte auf einer Erhöhung erschien der Papst mit allem Gepränge seiner

7. Theil 2 - S. 202

1880 - Stuttgart : Heitz
202 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Schwyz, Uri und Unterwalden, gehörten keinem besondern Herrn, sondern standen unmittelbar unter dem Reiche, hatten aber viele Vorrechte, z. B. daß sie nach ihren eigenen Gesetzen lebten, und daß nur, wenn besondere Vorfälle es nöthig machten, ihnen vom Kaiser ein Vogt geschickt wurde, der die nöthigen Untersuchungen anstellte. Aber das war dem Albrecht nicht genug. Ihm gehörten in der Schweiz eine Menge reicher Güter. Da diese aber zerstreut lagen, so wollte er gern, daß die dazwischenliegenden Ländchen sich ihm auch unterwürfen, und ließ daher den Waldstätten sagen: sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen; widerstehen könnten sie ja doch seinen mächtigen Waffen nicht. Aber er wollte sie lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben; denn er habe von seinem Vater immer gehört, daß sie ein tapferes Volk wären, und tapfere Männer liebte er über alles. Aber sie wollten lieber freie Reichsgenossen als Plänen entgegen war unter Friedrich Ii., dem Hohenstaufen, Uri der Gewalt der Habsburger entzogen und unmittelbar unter das Reich genommen worden; auch Schwyz hatte einen ähnlichen Freibrief erlangt. Doch hatte wiederum Rudolph von Habsburg vor seiner Erwählung zum Kaiser selbst in Uri als frei und ungezwungen berufener Schiedsrichter gewaltet und Gericht gehalten. Als Kaiser erkannte Rudolph die Reichsumnittelbarfeit von Uri an; den Freibrief der Schwyzer bestätigte er nicht. Nach Rudolphs Tode traten die Waldstätte sogleich, am 1. August 1291, in einen Bund zusammen, dessen Ziele deutlich gegen Habsburg gerichtet waren, und Adolph von Nassau zeigte sich gern Bereit, Freiheitsbriefe für Uri und Schwyz zu ertheilen. Kaiser Albrecht I. bestätigte zwar diese Briefe nicht, aber daß er Voigte in die Waldstätte geschickt habe, ist nicht nachgewiesen. Nach seiner Ermordung erboten und erhielten die Waldstätte von seinem Nachfolger, Heinrich Vii., die Bestätigung der Reichsunmittelbarkeit, und als nach dieses Kaisers frühem Tode der Kampf um die Kaiserkrone zwischen Ludwig von Baiern und Friedrich von Oestreich (Habsburg) ausbrach, traten die Waldstätte auf Ludwigs Seite. Da zog Friedrichs Bruder, Leopold der Glorwürdige, mit Heeresmacht gegen die Eidgenossen heran, die in einem herrlichen Siege am Morgarten ihre Freiheit vertheidigten, 15. Novbr. 1315. Darauf erneuerten sie zu Brunnen, am 9. Deebr. 1315, ihren Bund, und Kaiser Ludwig der Batet bestätigte 1316 den Waldstätten ihre früheren Freiheitsbriefe. Von da ab ist die Gründung der Eidgenossenschaft als vollzogen anzusehen. Alles Uebrige ist Sage. Nicht so, daß man annehmen müßte, es seien die Gestalten und die Ereignisse geradezu erfunden; einfache Vorgänge, mannhaftes Hervortreten schlichter Volksgenossen sind von leicht erklärbarer Begeisterung emporgehoben und verklärt worden. Dem nicht mehr erkundbaren wirklichen Zusammenhange der Vorgänge hat die Sage mit freiem Walten eine ihr zusagende Umgestaltung verliehen und wohl auch Fremdes, wie die Sage vom Apfelschuß, damit verwebt.

8. Theil 1 - S. 143

1880 - Stuttgart : Heitz
Sokrates' Tod. Aristophanes. 143 als seine Frau Lautippe, mit dem kleinsten Kinde auf dem Arme, auch kam und entsetzlich jammerte und schrie, ließ er sie sanft hin-anssühren, um ungestört mit seinen treuen Schülern noch ein paar Stunden zu plaudern. Daß da besonders von der Unsterblichkeit der Seele und von dem Wiedersehen nach dem Tode die Rede war, braucht nicht erst gesagt zu werden. Einer fragte ihn, wie er begraben sein wolle? — „Wie es euch beliebt," antwortete er, „wenn ihr mich nämlich dann haben werdet und ich euch nicht entgehe." — „Ich kann euch doch nicht überzeugen," setzte er lächelnd hinzu, „daß nur Der, welcher jetzt mit euch spricht, der eigentliche Sokrates ist, nicht aber der todte Leib, den ihr bald sehen werdet. Diesen mögt ihr bestatten, wie es euch gefällt." Gegen Abend nahm er von seiner Frau und seinen Kindern einen kurzen Abschied, und als die Sonne bald untergehen wollte, kam der Gerichtsdiener und kündigte ihm an, es sei nun Zeit. „Holt den Trank!" sprach er, und als die Schüler weinend baten, doch noch etwas zu warten, verwies er ihnen diese Weichlichkeit; es sei thöricht, jetzt noch mit dem Leben zu geizen. Dann fragte er Den, der ihm den Becher reichte: „Wie muß ich's nun machen?" — „Du mußt," ant- wortete dieser, „nach dem Trinken im Zimmer umhergehen, und verspürst du eine Schwere in den Gliedern, so lege dich nieder." — Da ergriff Sokrates den Becher, so heiter, wie er sonst wohl nach einem Glase Wein gegriffen haben mochte. „Laßt uns beten, daß der Hinübergang leicht sei!" Mit diesen Worten setzte er den Rand des Bechers an den Mund und leerte ihn in einem Zuge. Bis dahin hatten die Schüler ihren Schmerz zurückgehalten; aber nun brach der Jammer unaufhaltbar hervor. Das Zimmer hallte wieder von ihren lauten Klagen, und mit Schluchzen und dem Geschrei der Verzweiflung beklagten sie den Verlust ihres Lehrers. Er aber redete ihnen sanft zu, Männer zu sein; des lauten Weinens wegen habe er ja eben die Weiber entlassen. Nun ging er nachdenkend auf und ab. Bald fand sich die Schwere in den Gliedern ein; er legte sich still auf das Ruhebett und verhüllte fein Gesicht, um seinen umstehenden Schülern den Anblick des Todeskampfes zu ersparen. Nach und nach starben ihm erst die Füße, dann die Kniee ab und so trat ihm der Tod immer näher. „Hast du noch etwas uns auszutragen?" fragte mit verhaltenen Thränen der Eine, erhielt aber keine Antwort mehr. Die Seele war bereits dem Körper entflohen; er lag erstarrt da, und weinend drückten ihm seine treuen Schüler Mund und Augen zu. —

9. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 175

1912 - Habelschwerdt : Franke
_175 Katholiken der Waldsttte siegten bei Kappel (1531), wo Zwingli fiel. Johann Calvin (15091564), der aus Frankreich stammte, machte Genf zum Mittelpunkte einer reformatorischen Bewegung. Er lehrte, da ein Teil der Menschen von Gott zur Seligkeit, der andere Teil zur Verdammung vorherbestimmt sei (Prdestination). In dem ppigen Genf suchte er durch eine strenge Verfassung ein Gottesreich aufzurichten. Den spanischen Arzt Servet, der auf einer Reise Genf berhrte, lie Calvin wegen eines Buches gegen die Dreieinigkeit verbrennen. Die Anhnger Zwinglis und Calvins vereinigten sich zur reformierten Kirche, die sich in Frankreich, Deutschland und in den Niederlanden verbreitete. 2. Der Schmalkaldische Krieg, 1546-1547, a. Die Veranlassung. 1546-1547 Trotz der Ausbreitung, die der Protestantismus genommen hatte, hoffte Kaiser Karl V. noch immer, da er die kirchliche Spaltung wieder beseitigen knne. Nach langen Unterhandlungen kam auf sein Betreiben 1545 das Konzil zu Trient in Sdtirol zustande. Die protestantischen Fürsten weigerten sich aber, Vertreter nach Trient zu senden. Als die Hupter des Schmalkaldischen Bundes im folgenden Jahre auch auf dem Reichstage zu Regensburg nicht erschienen und den katholischen Herzog Heinrich von Braun-schweig in Gefangenschaft hielten, beschlo der Kaiser, sie mit Waffen-gemalt zu unterwerfen. Er erklrte aber, da er das Schwert nicht wegen der Religion ziehe, sondern da er nur ungehorsame Fürsten strafen wolle. Dadurch gewann er den ehrgeizigen protestantischen Herzog Moritz von Sachsen, der die schsische Kurwrde zu erlangen hoffte. b. Der Krieg. Der Kaiser unterwarf die sddeutschen Mit-glieder des Schmalkaldischen Bundes (Wrttemberg, die Pfalz. Augsburg. Mm), während Herzog Moritz in das Kurfrstentum Sachsen einfiel. Als Kurfürst Johann Friedrich die verlorenen Gebiete wiederzuerobern suchte, wurde er vom Kaiser bei Mhlberg an der Elbe, 1547, besiegt. Er geriet in Gefangenschaft und mute 1547 sein Land und die Kurwrde an Moritz abtreten. Die Shne des Kurfrsten Johann Friedrich behielten die thringischen Besitzungen; aus diesen entstanden die schsischen Herzogtmer. Der Landgraf Philipp von Hessen bat Karl V. um Gnade, doch wurde er jahrelang gefangen gehalten. 3. Das Interim, der Abfall des Kurfrsten Moritz von Sachsen und der Passauer Vertrag. Der siegreiche Kaiser machte nun einen neuen Versuch zur Herstellung der kirchlichen Einheit. Ohne Zu-stlmmuug des Papstes, mit dem er in Zwiespalt geraten war, lie er 1548 auf dem Reichstage zu Augsburg durch katholische

10. Kürtziste Universal-Historie Nach der Geographia Auf der Land-Karte - S. 479

1750 - München : Gastl
Dorn Gebrauch der Tabesseu. 47- begebene Urkunden und Oeöuäio- na nf öm allermeisten aber die geheime , Briest"' Wechsel , inftruclio- ves &c. mit grosser Sorgfalt Lesen. All ¿’C8 aber fcpnfc Sachen die dey grossr ?ttren eudinetern ja fo heilig als beym W^er die Diphtera seynd, so and) den sorgen Ghttern verborgen bleiben muss ien. Wer auch bedencket, wie mancher/ in dise Karte zu sehen erlaubt wor- ssu / sein Gesicht und Arhem darüber ssllohren, sötte wohl schlechten ^pperir s^ju haben. Dann ehe lasset einprintz "nen Aug-Apffel betasten,als seine Ge- ^rmnuffen. ss^n ich erinnere mich, daß ich für ^ Jugend schreibe , und stelle nun die ^"iprochelte Tabellen ßlbst vor Auge«. W X Lkw-
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