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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 30

1888 - Habelschwerdt : Franke
30 lauf von je vier Jahren regelmäßig abgehalten (Olympiade) Die Wettkämpfe waren vierfach: aa) der Lauf im Stadium oder in der Rennbahn, bb) das Pentathlon, eine Verbindung von 5 Übungen, cc) das Wettrennen zu Pferde und zu Wagen, (Id) geistige Wettkämpfe. Der Preis des Siegers war ein Olivenkranz. b) Die Pythien, auf einer Ebene bei Delphi zu Ehren des Apollo abgehalten. c) Die Nein een; sie fanden zu Ehren des Zcns in dem Thale Nemea in Argolis statt. (1) Die Jsthmien, die auf dem Isthmus zu Korinth zu Ehreu des Poseidon gefeiert wurden. Wichtigkeit der Nationalspiele. a) Sie belebten das Gefühl der Zusammengehörigkeit; b) sie wirkten in erziehlicher Weise auf die Hellenen eilt, die in der Harmonie der leiblichen und geistigen Kräfte das Ziel ihrer Ausbildung sahen; c) auch beförderten sie den geselligen und geschäftlichen Verkeyr; <1) sie verliehen der künstlerischen Thätigkeit Griechenlands einen höheren Aufschwung. |)te griechischen Verfassungen im allgemeinen. 1. Das Königtum. Es war die älteste Bersassnng in den griechischen Staaten und bestand bis gegen Eude des 7. Jahrhunderts. Der König war: a) Oberseldherr, b) Oberrichter und Vorsitzender in der Ratsversammlung, c) Oberpriester. 2. Die Aristokratie. Bei ihr ruht die Staatsregierung in den Händen einer bevorrechteten Klasse, des Adels. Sie bestand bis ca. 600. Die Ursachen ihrer Entwickelung waren folgende: a) die königlichen Familien starben aus; b) sie saudeu an dem Adel Widerstand; c) der Adel war durch reichen Landbesitz an Bedeutung gestiegen und stützte sich auf den Ruhm der Vorfahren, stellte wohl auch den gebildeteren Teil des Volkes vor. 3. Die Oligarchie. In ihr übt nur eine bestimmte geschloffene Zahl des Adels die Regierungsgcwalt aus. Sie entwickelte sich im

3. Geschichte des Altertums für Präparanden-Anstalten und Lehrerseminare - S. 22

1904 - Habelschwerdt : Franke
22 erhielt als Preis einen Olivenkranz; sein Name wurde in ganz Grie-chenland gefeiert, die Mitbrger setzten ihm in Olympia eine mar-morne Bildsule. Auer den olympischen Spielen feierte man die pylhischen Spiele zu Delphi, die nemeischen im Thale Nemea in Argolis und die isthmischen bei Korinth. Die Nationalspiele waren fr das griechische Volk von groer Wichtigkeit. Da die Hellenen aus allen Landschaften und Kolonien zusammenstrmten, belebten die Feste vor allem das Gefhl nationaler Einheit. Sie wirkten ferner in erzieherischer Weise auf die Hellenen ein, die in der Harmonie der leiblichen und geistigen Krfte das Ziel der Ausbildung sahen, frderten den geselligen und geschftlichen Verkehr und verliehen auch der knstlerischen Ttigkeit Griechenlands einen hheren Schwung. Innere Zustnde im Keroenzeitatter. Die staatlichen und gesellschaftlichen Zustnde der Griechen bei ihrem Eintritt in die Geschichte werden durch die homerischen Gedichte (Jlias und Odyssee), die in ihrer.gesamtheit das Werk mehrerer Dichtergenerationen sind gleichwohl aber einem Einzelnen (Homer) zugeschrieben werden, beleuchtet. ' Das Volk erscheint in Adlige, Freie und Sklaven geteilt. Das Land war nach der Anfiedlung des Stammes der Gemeinde als Gesamteigentum zugesprochen und in Anteilen (Losen) ausgetan worden. An der Spitze des Stammes stand ein König; er war oberster Priester, Richter und Heerfhrer. Neben ihm nehmen die Adligen, die durch Besitz und Ansehen der die anderen hinausgewachsen waren, eine wichtige Stellung ein. Die Freien gaben in der Volksversammlung durch Zuruf ihre Meinung kund; die Sklaven waren rechtlos. Feldbau und Viehwirtschaft bildeten die Erwerbsquellen. Waffen und Gerte fertigte man sich selbst, weshalb Gewerbe und Handel noch keine Bedeutung hatten. Es gengte der Tauschverkehr. (Eigen- und Natural-Wirtschaft.) Aie griechischen Werfaisnngen im allgemeinen. Die innere Entwicklung der griechischen Staaten, die eigentlich nur grere Stadtgemeinden (Stadtstaaten) waren, hat fast berall denselben Verlauf genommen. 1. Das Knigtum. Die lteste Verfassung war das Knigtum, das bis gegen Ende des 7. Jahrhunderts bestand. 2. Die Aristokratie, (ristos = der beste; kratein = herrschen; also Herrschaft der Besten, Edelsten.") Wenn die kniglichen Familien ausgestorben waren, oder wenn die Könige Widerstand am Adel fanden, der durch Landbesitz, kriegerischen Ruhm und Bildung an Bedeutung gestiegen war, so rissen die Adligen die Staatsregierung an sich, und es entstand die Herrschaft der Aristokratie. Sie bestand bis aeqen 600 v. Chr. 3. Die Oligarchie, (oligos = wenig; arche = Herrschaft; also Herrschaft weniger [Adliger].") Da sehr bald in den aristokra-

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 461

1904 - Habelschwerdt : Franke
461 das Pergamonmuseum in Berlin erffnet; es enthlt die von deutschen Forschern entdeckten Reste des gewaltigen Zeusaltars, der im zweiten vorchristlichen Jahrhundert vou dem kunstliebenden König Eumeues Ii. in der kleinasiatischen Stadt Pergamon errichtet wurde. Auch der Entwicklung des Schulwesens wendet der Kaiser seine Aufmerksamkeit zu. In einer Kabinettsorder vom 1. Mai 1889 wies er darauf hin, da die Schule durch Pflege der Gottesfurcht und Liebe zum Vaterlande die Grundlage fr eine gesunde Auffassung der staatlichen und gesellschaftlichen Verhltnisse zu legeu habe, um so der Ausbreitung sozialistischer und kommunistischer Ideen entgegenzuwirken. Infolge dieser kaiserlichen Kundgebung wurde der Geschichtsunterricht in alleu Schule erweitert und ausgestaltet. Vor der im Jahre 1890 einberufeneu Uuterrichtskonferenz betonte der Kaiser vor allem die Charakterbildung, die Erziehung aus nationaler Grundlage, die strkere ^Bercksichtigung der praktischen Seite des Unterrichts und die grere Beachtung der Leibesbungen. Die vom Kaiser angebahnte Schulreform fhrte dahin, da deu Schlern der nennklafsigen realistischen Lehranstalten dieselben Berech-tignngen fr das Universittsstudium zuerkannt wurden wie den Schlern der humanistischen Gymnasien. Den technischen Hoch-schulen verlieh der Kaiser das Recht, die Doktorwrde zu erteilen. Die Lage der preuischen Volksschnllehrer wurde unter Wilhelm Ii. durch das Lehrerbesoldungsgesetz und das Gesetz der die Versorgung der Lehrerwitwen und -waifen verbessert. Die Semiuarabiturienten erhielten 1895 die Berechtigung zum ein-jhrig-freiwilligen Dienst; die Bestimmungen hierber traten am 1. Januar 1900 in Kraft. Durch den Lehrplan vom 1. Juli 1901 wurden die Lehrziele der Prparandenanstalten und Seminare bedeutend erhht und die Prfungen der Volksschullehrer entsprechend umgestaltet. 7. Die imierpolitischen Verhltnisse des Deutschen Reiches und Preuens unter Wilhelm Ii. In den ersten Regierungsjahren Kaiser Wilhelms Ii. leitete Fürst Bismarck die Staatsgeschfte. Er trat im Mrz 1890 in den Ruhestand, und der General Leo von Caprivi wurde Reichskanzler. Dieser war ein kenntnis-reicher Mann, der sich durch seineu geraden, rechtlichen Charakter berall Vertrauen erwarb. Unter ihm gelangten die Handelsvertrge mit sterreich-Uugarn, Italien und Rußland zum Abschlu. Als er im Oktober 1894 seinen Abschied nahm, ernannte der Kaiser den Statthalter der Reichslande, den Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillings-frst, zum Reichskauzier und preuischen Ministerprsidenten. Durch Kaiserliche Kabinettsorder der den Geschichtsunterricht. Atzler, Qu. u. L. Iii.

5. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

6. Theil 3 - S. 9

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther. Leo X. Ablaßzettel. Tezel. 9 eigener Münze bezahlt. In Jüterbogk meldete sich bei ihm ein Ritter, der einen Ablaßzettel begehrte, weil er jemanden auf der Landstraße berauben wollte; denn auch Sünden, die man noch begehen wollte, konnte man schon im voraus abkaufen. Tezel forderte einen tüchtigen Preis. Dann reiste er ab. Aber als er durch einen Wald fuhr, sprengte plötzlich ein Ritter mit mehreren Knechten herbei, hielt seinen Wagen an und nahm ihm seinen schweren Geldkasten ab. Tezel schrie wie besessen und verfluchte den Räuber bis in den Abgrund der Hölle. „Sachte! sachte!" rief der Ritter und holte den Ablaßzettel heraus, „kennst du mich nicht mehr? Hier ist ja dein Ablaß!" — Der leere Kasten wird noch auf dem Rathhause von Jüterbogk aufbewahrt. Der Handel 'mit diesen Ablaßzetteln machte die Leute ganz gewissenlos; denn sie mußten am Ende glauben, eine Sünde habe weiter nicht viel zu bedeuten, man könnte sie ja mit einigen Groschen, höchstens einigen Thalern abkaufen. Und diesen Glauben suchte Tezel durch seine unverschämten Predigten noch zu vermehren. Er lehrte geradezu: der Ablaß sei die höchste und allerwertheste Gabe Gottes; denn dadurch könne man ohne Reue und Buße selig werden. Das Ablaßkreuz mit des Papstes Wappen vermöge eben so viel als Christi Kreuz. Das niedere Volk hat von jeher einen Hang zum Aberglauben und war damals in religiösen Dingen höchst unwissend. Kein Wunder, daß eine Menge von Leuten dem Tezel nachlies und seinen Ablaß kaufte. Manche kamen damit auch wohl zu Luther und fragten ihn, was er dazu meinte? Dieser ergrimmte über diese schändliche Betrügerei nicht wenig. Sein ganzes frommes Gemüth empörte sich, wenn er daran dachte, wie man die Einfalt des armen Volkes mißbrauchte, es um sein Gewissen und sein Geld zugleich zu betrügen. In diesem edeln Eifer vergaß er ganz, wie unbedeutend er,-ein armer und noch junger Mönch, damals noch war, und wie wenig Hoffnung er hatte, gegen den mächtigen Papst etwas auszurichten. Aber danach fragt ein von edler Begeisterung ergriffenes Gemüth nicht. „Zu der Zeit," sagt Luther selbst, „war ich Prediger allhie im Kloster und ein junger Doctor, neulich aus der Esse kommen, hitzig und lustig in der heiligen Schrift. Als nun viel Volks von Wittenberg lies dem Ablaß nach, und ich, so wahr mich mein Herr Christus erlöset hat, nicht wußte, was der Ablaß wäre, wie es denn kein Mensch nicht wußte, fing ich säuberlich an zu predigen, man könnte wohl Besseres thun, das gewisser

7. Theil 3 - S. 265

1880 - Stuttgart : Heitz
Belagerung von Wien. 265 wer fliehen konnte, floh ihm nach. Der kriegerische Großvezier Kara Mustapha, gesandt von Sultan Mnhamed Iv., umlagerte Wien mit 200,000 Mann und bestürmte es mit solchem Ungestüme, daß die Mauern wankten und die Hoffnung der Belagerten täglich mehr sank. Schon lagen die Türken zwei Monate vor der Stadt, und einmal waren die Stürmenden schon bis auf den Wall vorgedrungen. Fast täglich flogen Minen auf, durch welche die Wälle Lücken bekamen. Endlich bemerkten die hartbedrängten Wiener unter den Türken eine Bewegung, die ihnen eine Annäherung des Entsatzes zu verrathen schien. Der tapfere Commandant Stahrem-berg schickte in dunkler Nacht einen kühnen Reiter, der durch die Donau schwamm, dem kaiserlichen Heerführer, Karl von Lothringen, entgegen,xmit den wenigen angstvollen Worten: „Keine Zeit mehr verlieren, gnädigster Herr, ja keine Zeit verlieren!" Zugleich ließ er, wie die Wiener schon bisher jede Nacht, aber ohne ein Zeichen der Erkennung zu erhalten, gethan hatten, als Zeichen höchster Noth vom Stephansthurme ein Bündel Raketen in die tiefe Finsterniß emporsteigen. Ein feuriger Busch Raketen, die in der Ferne auf dem Kahlenberge in die Luft sich erhoben, diente den Wienern zur Antwort, daß man das Zeichen bemerkt und verstanden habe. Mit dem ersten Strahle der Morgensonne des 11. September zeigte sich ihnen auf der Höhe des Kahlenberges das errettende Heer. Alles, was noch gehen konnte, eilte auf die Böden der Häuser, auf Thürme und Wälle, um sich an dem seit neun Wochen bang ersehnten Anblicke zu weiden, und nun in die Kirchen, um Gott für die nahe Rettung zu danken. Der Prinz von Lothringen, der Kurfürst, von Sachsen, vor allen aber der ritterliche Johann Sobieski, König von Polen, eilten herbei, der bedrängten Stadt zu Hülfe. Jetzt stiegen die Heerfchaaren die Höhen hinab und warfen sich aus die Janit-scharen, die, Kara Mustapha in ihrer Mitte, nur Schritt vor Schritt zurückwichen. Den ganzen Tag wurde hier gestritten; immer näher rückten die Befreier an die Stadt, die, in Angst und Wonne, den ganzen Tag vom türkischen Lager ans bestürmt wurde. Erst am Abend gelangten die Retter bis zu den Vorstädten: Wien war befreit; die Türken ergriff Angst und Schrecken; sie warfen sich, alles zurücklassend, in die schleunigste Flucht. Die Beute war unermeßlich. Am Abend schrieb Sobieski im Zelte des Großveziers an seine geliebte Frau: „Es ist unmöglich, den Luxus zu beschreiben, der in den Zelten des Veziers herrscht: Bäder, Gärtchen, Springbrunnen , Kaninchenhügel und Papageien. Was meine Beute be-

8. Theil 3 - S. 213

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Lützen. Gustav Adolphs Tod. 213 heransprengenden kaiserlichen Oberstlieutenant (? von Falkenberg) einen zweiten Schuß durch den Rücken, der ihm den letzten Rest seiner Kräfte raubt. „Ich habe genug, Bruder," ruft er mit sterbender Stimme; „suche du nur dein Leben zu retten!" Der König sank vom Pferde, der Herzog floh, von den beiden Reitknechten des Königs lag der eine todt, der andere verwundet am Boden. Der Page Lenbelfing mühte sich, dem Könige, der die Hände nach ihm ausstreckte, aufzuhelfen. Er vermochte es nicht, drei feindliche Reiter sprengten heran, einer schoß den König durch den Kops, die andern tödteteu ihn vollends, und dann plünderten sie ihn aus.*) Das Getümmel der Schlacht geht über den Leichnam des Königs hinweg. Bald entdeckte sein ledig fliehendes, in Blut gebadetes Roß der schwedischen Reiterei ihres Königs Fall, und wüthend drang sie herbei, dem gierigen Feinde die ehrwürdige Beute zu entreißen. Um seinen Leichnam entbrennt ein mörderisches Gefecht und der entstellte Körper wird unter einem Hügel von Todten begraben. Die Schreckenspost durcheilt schnell das ganze schwedische Heer. Aber anstatt den Muth dieser tapfern Schaaren zu ertödten, entzündet sie ihn vielmehr zu einem neuen, wilden, verzehrenden Feuer. Herzog Bernhard beschließt Erneuerung der Schlacht und durchreitet die schwedischen Reihen. „Ihr Schweden, ihr Finnen und ihr Deutschen," ruft er, „euer und unser Verfechter der Freiheit ist todt. Für mich ist das Leben kein Leben mehr, wenn ich seinen Tod nicht rächen soll. Wohlan denn! Greift unverzagt den Feind an, und wer beweisen will, daß er den König lieb gehabt, der thue es jetzt!" Mit Löwengrimm werfen sich die schwedischen Regimenter zum zweiten Male auf den Feind; die Gräben werden wieder übersprungen, die feindlichen Kanonen genommen, ein Pulverwagen im Rücken der Kaiserlichen fliegt in die Luft, der Feind wird in Verwirrung gebracht und das Schicksal des Tages hängt nur noch an einem einzigen Augenblick, — da erscheint Pappenheim auf dem Schlachtfelde mit seiner Schaar; alle erhaltenen Vortheile sind verloren; eine neue Schlacht fängt an. *) August von Leubelfing, der Sohn eines Nürnberger Patriciers, starb einige Tage nach der Schlacht in Naumburg an seinen Wunden. Auf seinem Sterbebette hat er erzählt, was bei dem Tode des Königs sich zugetragen. Lange hat man geglaubt, Gustav Adolph sei durch Meuchelmord gefallen, und der Verdacht traf besonders den Herzog von Lauenburg. Diese frühere Meinung wird jetzt als unrichtig angenommen.

9. Theil 3 - S. 332

1880 - Stuttgart : Heitz
-w- 332 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. das alles, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen zu überwinden wissen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist alles verloren; wir müssen den Feind schlagen, oder uns vor seinen Batterien begraben lassen. So denke ich, so werde ich handeln. Wenn Sie bedenken, daß Sie Preußen sind, so werden Sie sich auch jetzt Ihres Namens würdig beweisen. Ist aber einer unter Ihnen, der sich fürchtet, die letzte Gefahr mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten." That je eine Rede Wunder, so war es diese. Einige alte Generale traten vor und versprachen dem Könige im Namen aller, zu siegen oder zu sterben; alle waren tief gerührt; einigen stürzten die Thränen aus den Augen. „Leben Sie nun wohl, meine Herren!" rief ihnen der König nach; „in kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder." — Die Begeisterung der 'Generale theilte sich bald auch den gemeinen Soldaten mit. Friedrich ging selbst umher, sprach freundlich mit ihnen und richtete ihren Muth so auf, daß sie kaum den Befehl zur Schlacht erwarten konnten. Am 5. December traf der König die Feinde bei dem Dorfe Lenthen, zwei Meilen von Breslau, auf der Straße nach Neumarkt, in einer meilenlangen Linie aufgestellt. Um 1 Uhr griffen die Preußen an und um 5 Uhr war der vollkommenste Sieg bereits erfochten. Die Oestreich er waren in unordentlichem Rückzüge über Lifsa, um die böhmische Grenze zu erreichen. Es war ein herrlicher Sieg, und bewunderungswürdig hatten sich die wackern Preußen gehalten. Ein Dragonerregiment nahm ans einmal zwei ganze feindliche Jnfanterieregimenter mit allen Offizieren, Fahnen und Kanonen gefangen. Von dem schönen Geiste der Preußen in dieser Schlacht nur einige Züge. Ein General stieß auf dem Schlachtfeld auf einen preußischen Grenadier, dem beide Beine abgeschossen waren, der auf der Erbe lag und so, in seinem Blute schwimmenb, ganz ruhig Tabak rauchte. Erstaunt rief ihm der General zu: „Kriegskamerab, wie ist es möglich, daß Ihr in Euerm schrecklichen Zustanbe noch ruhig Tabak rauchen könnt? Ihr feib ja dem Tode nahe!" — Der Grenabier nahm seine.pfeife ans dem Munbe und sagte kaltblütig: „Was ist baran gelegen? Sterbe ich boch für meinen König!" — Einem andern preußischen Grenabier würde beim Aufmarsch ein Bein abgeschossen. Er raffte sich von der Erbe auf, stützte sich auf sein Gewehr wie auf eine Krücke und schleppte sich so zu einem Platze, wo die übrigen Regimenter vorbei mußten. — Hier rief er den Soldaten mit lauter Stimme

10. Theil 4 - S. 11

1880 - Stuttgart : Heitz
Tumult in Versailles. 11 beten, noch ehe sie ganz tobt waren, die Köpfe ab, die der Pöbel nachher ans Stangen unchertrug. *) Vergebens gab sich Lafayette alle mögliche Mühe, dem Morben Einhalt zu thun, boch gelang es ihm, durch die Hülfe der Grena-biere einige Garbes bu Corps zu retten. Der König selbst entschloß sich, von einem Balcone herab den Pöbel um Erbarmen für sie zu bitten. „Hoch lebe der König!" schrie der ganze Haufe, der noch vor einer Stunbe der Königin das Herz aus dem Leibe zu reißen geschworen hatte. Die gefangenen Garbes bu Corps würden unter die Fenster des Königs getragen und umarmt. Dann verlangte der Pöbel auch die Königin zu sehen. Sie erschien unter Herzklopfen auf dem Balcone, ihren vierjährigen Sohn an der einen und ihre zehnjährige Tochter (nachmals Herzogin von *) Gegenüber diesen Scheußlichkeiten fehlte es nicht an einigen edeln Handlungen. Als die Mörder zuerst gegen das Zimmer der Königin vordrangen, hielt sie im Vorzimmer ein treuer Garde du Corps, Miomandre de St. Marie, auf. Da er sah, daß aller Widerstand vergebens sei, beschloß er, wenigstens die Königin zu retten. Er verriegelte die Thüre und rief der Kammerfrau der Königin, die noch schlief, durchs Schlüsselloch zu: „Um Gotteswillen, retten Sie die Königin! Man will sie ermorden! Ich bin allein gegen 2000 Tiger!" In dem Augenblicke sprengten die Mörder die Thüre des Vorzimmers auf und stürzten hinein. Einige stachen mit Piken nach dem treuen Miomandre. Einer aber, der mit einer Flinte bewaffnet war, rief den Uebrigen zu: „Zurück! Zurück!" faßte das Gewehr verkehrt, schwang es und schlug mit der Kolbe den braven Mann vor den Kopf, daß das Schloß weit ins Gehirn drang. Die Vorsehung fügte es, daß seine edle Aufopferung nicht ohne Erfolg war. Die Kammerfrau hatte dadurch Zeit gehabt, das Zimmer zu verriegeln, und während die Mörder in ein Nebenzimmer eindrangen, um einige Gardes du Corps zu verfolgen, erhielt die Königin Zeit, zu entkommen. Vier Gardes du Corps eilten nach dem Schlosse, der königlichen Familie beizustehen. Ein Haufe Mörder umringte sie unterwegs. Einer wird zuerst ergriffen und unter dem Geschrei: „Hängt ihn! Hängt ihn! Haut ihn nieder!" stößt und schlägt man ihn zu Boden. Man schlingt ihm einen Strick um den Hals und schleift ihn fort. Er will sich aufraffen, erhält aber einen Schlag mit einer Keule, daß er die Besinnung verliert. Jetzt tritt das Ungeheuer mit dem Barte zu ihm heran, um ihm den Kopf abzuhacken. Da drängt sich ein Grenadier von der pariser Bürgergarde hindurch, fällt dem Kopfabhacker in den Arm und ruft: „Erst müßt'ihr mich ermorden, ihr Ungeheuer, ehe ich zugebe, daß ihr diesen Mann eurer Wuth aufopfert!" Keiner wagt>, dem braven Grenadier zu widerstehen. Er aber trägt den blutenden Garde du Corps mit Hülfe eines Kameraden aus dem Gewühle nach einem sichern Orte. — Der zweite von jenen vieren wurde nur dadurch gerettet, daß ein Theil der Mörder ihn hängen, der andere ihn aber köpfen wollte. Während des Zankens retteten ihn zwei Grenadiere. Auch der dritte wurde gerettet: nur der vierte wurde niedergeschossen.
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