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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 327

1888 - Habelschwerdt : Franke
327 „Reden an die deutsche Nation," die er in Berlin hielt, als es noch von Franzosen besetzt war. Auf die Vertiefung des religiösen Sinnes hat Schleiermacher hingewirkt. Neben diesen Kräften stellten andere'gelehrte, wie Wilhelm von Humboldt, Niebuhr u. a., schon eine neue Hochschule dar, deren Mündung in Berlin nun eifrig betrieben und die 1810 eröffnet wurde. Der neuen geistigen Erziehung des Volkes entsprach das Bestreben, auch die körperliche Zucht zu pflegen. Sie erhielt in Jahn, dem „Vateru Turnens," einen begeisterten Förderer, b) Jn"5er Litteratur begann die nationale Begeisterung, wie sie aus Schillers Dichtungen heraussprach, gegen alles Undeutsche und Unsittliche sich zu wenden. Die romantische Schule leitete das Interesse der Nation auf die eigenen heimatlichen Stoffe und regte das Studium der deutschen Sprache, Geschichte und Volksdichtung au, das wiederum auf die Umgestaltung des gesamten Volksgeistes im deutschen Sinne zurückwirkte. Beim Beginne der Befreiungskriege stellte die Romantik die vornehmsten Sänger für Freiheit und Vaterland: Ernst Moritz Arndt, Max von Schenkendorf, Theodor Körner, König Ludwig von Bayern, Friedrich Rückert. 4. Napoleons fernere Kriege. A. Der Krieg gegen Spanien, 1808—1814. Nach dem Erlöschen der Habsburger (1700) und nach Beendigung des spanischen Erbfolgekrieges waren hier die Bourbonen mit Sudwig V. zur Regierung gelangt (siehe <E. 266). itr'v. (1700—1746) führte in seiner Regierung die Grundsätze der damaligen französischen Staatsverwaltung (unter Ludwig Xiv.) durch und brachte so neues Leben in das zerrüttete Staatswesen. Auch unter seinen beiden Söhnen Ferdinand Vi. (1746-1759) und Karl Iii. (1759-1788) hatte sich Spanien den modernen Staaten immer mehr genähert. Die Verwaltung war geordnet, die Bevölkerung gestiegen, die Einkünfte hatten sich vermehrt. Unter Karl Iv. (1788-1808) wurde aber das Land wieder dem völligen Umstürze entgegengeführt. Der Günstling seiner Gemahlin, der Minister Godoy, leitete die Regierung. Bei der Beteiligung an der 1. Koalition wurde der Krieg mit einer beispiellosen Unfähigkeit geführt, und Spanien geriet nach den Friedensschlüssen in eine völlige Abhängigkeit von Frankreich. Die Kriege, die es in dessen Interesse gegen England führen mußte, die Günstlingswirtschaft am Hofe und im Militär hatten die Finanzen ruiniert, und die Bolkswut kehrte sich gegen Godoy. Letzterer wurde gestürzt, und auch der König dankte zu Gunsten des Thronfolgers, des Prinzen Ferdinand, ab, widerrief aber bald darauf die Thronentsagung. Napoleon, der den ganzen romanischen Süden und Westen unterwerfen wollte, mischte sich in den spanischen Thronzwist und erklärte, die Familie der Bourbons müsse den Thron in Spanien aufgeben. Er übertrug die Regierung seinem Bruder Joseph, König von Neapel. (Neapel erhielt Murat, Napoleons

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 271

1904 - Habelschwerdt : Franke
271 vereitelt wurde (1730). Sein Vertrauter, der Leutnant Katte, wurde enthauptet, und der Kronprinz mute sich unter strenger Aufsicht an der Regierung zu Kstrin in die Verwaltung einarbeiten. Durch eisernen Flei und durch seine vom Könige gewnschte Verheiratung mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern, eiuer Nichte der Kaiserin, gelang es ihm, den Vater zu vershnen. Auch hatte er inzwischen dessen Bedentnng fr den preuischen Staat wrdigen gelernt. Der Kronprinz versah mit groer Gewissenhaftigkeit den Dienst als Oberst in Ruppin und versammelte auf feinem Schlosse zu Rheiusberg Gelehrte und Knstler um sich. Die kleine Schrift Antimacchiavelli" (S. 151), in der er seine Gedanken der die Aufgabe eines Fürsten niedergelegt hat, gibt sowohl von einem ernsten Studium, als auch davon Zeuguis, da sich Friedrich feiner einstigen Aufgabe immer bewut geblieben ist. 2. Iriedrichs Wegiernngs antritt und erste Matznahmen. Die harte Jugeud hatte Friedrich frh gereift und seinen Charakter gesthlt. Kurz vor seinem Tode machte Friedrich Wilhelm seinen Sohn mit der Treulosigkeit bekannt, mit welcher der Wiener Hof Preußen (S. 263) behandelt hatte. Als Friedrich Ii. 1740 die Negierung antrat, kehrte er zum Erstauueu aller, selbst seiner nchsten Bekannten, den Herrscher hervor. Er forderte von seinen Ministern, da sie das Wohl des Landes der jedes audere Juteresse, auch der das persnliche des Knigs, stellen sollten. Die Verwaltung, die sein Vater geschaffen hatte, lie er unverndert; auch zeigte er sich bald so sparsam wie jener. Dagegen lste er das Potsdamer Riesenregiment auf, verwendete aber das dadurch ersparte Geld zu eiuer Vermehrung des Heeres um 20 000 Mauu. Den Offizieren schrfte er ein, da sie die Soldaten menschlich behandeln und nicht blo schne, sondern auch gute und brauchbare Truppeu heranbilden sollten. Eine seiner ersten Regiernngs-manahmen war die Abschaffung der Folter. Auch fhrte er den Grundsatz der Dulduug durch, indem er erklrte, da in seinem Lande jeder nach seiner Fasson selig werden knne". Den Philosophen Wolfs, den Friedrich Wilhelm I. wegen seines Freisinns des Landes verwiesen hatte, rief der neue König wieder an die Universitt m Halle zurck. Ehrgeizig, persnlich tchtig, voll Vertrauen ans ein zahlreiches Heer und eine volle Staatskasse, setzte sich Friedrich Ii. als Ziel Kronprinz Friedrich in Kstrin. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 49. Friedrich Ii. der den preuischen Staat unter seinem Vater Atzler a. a. O. Nr. 47. 9 ' Aus dem 1. u. 2. Kapitel des Antimacchiavelli". Atzler, a. a > Nr 50 Ergnzungen Nr. 13, 14.

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 488

1904 - Habelschwerdt : Franke
488 4. Die Freiheit des religisen Bekenntnisses, d. h. jeder darf feinen Glauben ffentlich bekennen. Der Genu der brger-licheu und staatsbrgerlichen Rechte ist unabhngig vom religisen Bekenntnisse, doch darf durch die Ausbuug der Religionsfreiheit den brgerlichen und staatsbrgerlichen Pflichten kein Abbruch geschehen. 5. Das Recht der freien Meinungsuerung. Jeder Preuße hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck und bildliche Dar-stelluug fetite Meinung frei zu uern, darf aber dabei niemand beleidigen oder verleumden, auch nicht zum Ungehorsam aufreizen. Alle Staatsbrger drfen zu erlaubten Zwecken Vereine bilden. 6. Die Unverletzlich keit des Briefgeheimnisses. Briefe drfen nur vou dem geffnet werden, an den sie gerichtet sind. Ausnahmen finden nur bei strafgerichtlichen Untersuchungen und im Kriegsfalle statt. 7. Eltern und deren Stellvertreter drfen ihre Kinder oder Pflegebefohlenen nicht ohne den Unterricht lassen, der fr die ffentlichen Volksschulen vorgeschrieben ist. 8. Alle Preußen sind wehrpflichtig. 3. Der König. Der König steht an der Spitze des Staates; seine Person ist unverletzlich. Die Verantwortlichkeit fr die Regierungsakte bernimmt der Minister, der die Gegenzeichnung leistet. Dem Könige allein steht die vollziehende Gewalt zu. Der König beruft, erffnet und schliet den Landtag; er befiehlt die Verkudiguug der Gesetze und erlt die zu ihrer Ausfhrung ntigen Verordnungen. Der König ernennt und entlt die Minister, Staatsbeamten und die Offiziere. Ihm haben alle Beamten den Treueid, die Soldaten den Fahneneid zu schwreu. Der König hat das Recht, Krieg zu erklären und Frieden zu schlieen, auch andere Vertrge mit fremden Regierungen zu errichten. Er hat das Recht der Begnadigung und Strafmilderung. Dem König steht die Verleihung von Orden und anderen mit Vorrechten verbundenen Auszeichnungen zu. Er bt das Mnz recht nach Magabe des Gesetzes. Die Krone ist, den Kniglichen Hausgesetzen gem, erblich in dem Mannesstamme des Kniglichen Hauses nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischen Linealfolge, d. h. es folgt auf den König fetit ltester Sohn, oder, wenn Shne nicht vorhanden sind, der nchste Bruder des Knigs. (Agnaten sind die Blutsverwandten vterlicherseits.) Der Thronerbe wird mit Vollendung des 18. Lebensjahres grojhrig. Er leistet bei seinem Regierungsantritt in Gegen-wart der vereinigten Kammern das eidliche Gelbnis, die Verfassung

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 349

1904 - Habelschwerdt : Franke
349 Land gegen einen Einbruch des Feindes zu verteidigen. Die Ver-ordnnng der die Bildung des Landsturms vom 21. April 1813 konnte bei dem Mangel an Geld und Waffen nicht streng durch-gefhrt werden, aber sie erfllte das ganze Volk mit dem erhebenden Bewutsein, da jeder einzelne dem Vaterlande ntig sei. Auch wurde dadurch ermglicht, alle Linientruppeu und die gesamte Landwehr ins Feld zu stellen. Das kleine verarmte Preueu mit seinen 5 Millionen Einwohnern rstete ein Heer von 277 000 Mann aus, so da auf je 18 Ein-wohner ein Soldat kam. Major von Ltzow bildete in Breslau ein Freikorps, 'dem viele gebildete Jnglinge angehrten. Auch Theodor Krner war unter der todesmutigen Schar. Er erhhte durch feine feurigen Lieder den Mut feiner Kameraden und die Begeisterung des Volkes. Ebeufo lieen Max von Schenkendorf und Ernst Moritz Arndt ihre Kriegslieder erschallen. B. Der Krieg bis zum 1. Pariser Frieden, 30. Mai 1814. a. Die Kmpfe im Frhjahr 1813. Die in Preußen stehenden Franzosen hatten sich im Januar und Februar 1813 vor den Russeu und Preußen zurckgezogeu und Ansang Mrz Berlin gernmt. Um die Mitte desselben Monats besetzten die Russen Hamburg. Die Verbndeten wagten aber nicht schnell vorzugehen, und die erhoffte englische Untersttzung blieb aus. Darum gelang es Davout, Hamburg wieder zu erobern; auch Bremen und Lbeck kamen in die Gewalt der Franzosen. Der Kaiser von Rußland und der Kllig von Preußen erlieen Ende Mrz von Kalisch aus einen Aufruf an die Deutschen" und hofften auf eine allgemeine Erhebung des deutschen Volkes. Die französisch gesinnten Behrden der Rhein-bnndstaaten unterdrckten jedoch die freiheitlichen Regungen. Napoleon hatte, um die Rheinbundsrsten am Abfalle zu verhindern, im sdwest-liehen Deutschland ein Heer neu ausgehobener Truppen zusammen-gezogen, das zwar noch der ntigen bung entbehrte, aber durch seine einheitliche Leitung den Verbndeten berlegen war. Dagegen hatten die Truppen der letzteren den Vorteil innerer Tchtigkeit und Be-geisterung fr sich. Als Napoleon den deutschen Boden betreten hatte, suchte seiu Stiefsohn Eugen, der mit 30000 Mann bei Magdeburg stand, Berlin zurckzugewinnen. Er wurde aber von den Preußen unter Blow, Iorck und Borstell und den Russen unter Wittgeu-stein bei Mckern (stlich von Magdeburg) am 5. April zurckgeschlagen. Die verbndeten Herrscher zogen Ende April in Dresden Aus der Vollstndigen Verordnung der die Organisation der Landwehr". Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 87.

6. Theil 3 - S. 58

1880 - Stuttgart : Heitz
58 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. rühmten Maler, den alten Lukas Cranach, allerhand Contrafacturen und Bildwerk machen lassen." Im August 1552 ließ endlich der Kaiser dem Kurfürsten seine Freiheit ankündigen. Schon am sechsten Tage darauf «saßen er und der treue Cranach auf dem Reisewagen, um sich nach Weimar zu begeben, wo sie, wie überall im Heimatlande, mit großer Freude empfangen wurden. Mehr aber als alles erfreute den alten Lukas, daß er seine Tochter Barbara, die Frau des sächsischen Kanzlers Brück, hier fand. Von nun an beschloß er, in Weimar zu bleiben. Schon im folgenden Jahre (1553) starb er hier in den Armen seiner Tochter, im 81. Jahre. Sein Grabmal ist noch hier zu sehen. Cranach war ein eben so geschickter Maler, als ausgezeichnet biederer, rechtlicher Mensch, der seinem Fürsten im Glück und Unglück Freund und Rathgeber war. Am meisten hat er Bildnisse und Thiere gemalt, und oft wurde er in seinem Arbeitszimmer von den hohen Herrschaften besucht, die ihm mit Vergnügen zusahen und die er wieder auf die Jagd zu begleiten pflegte. Wurden besonders große und schöne Thiere erlegt, so war er gleich bei der Hand, sie abzumalen. Unter seinen Freunden waren besonders Luther und Melanchthon. Wir haben noch einen Brief übrig, den ihm Luther vom Reichstage von Worms schrieb: „Meinen Dienst, lieber Gevatter Lukas: Ich segne und befehle euch Gott! u. s. w. Ich meinte, Kaiserliche Majestät sollt einen Doctor oder 50 versammlet, und den Mönch redlich überwunden; so ist nichts mehr gehandelt, denn so viel: Sind die Bücher dein? Ja, Willst du sie widerrufen oder nicht? Nein. So hebe dich! O ihr blinde Deutschen! wie kindisch handeln wir, und lassen uns so jämmerlich die Romanisten (Päpstliche) äffen und narren. Sagt meiner Gevatterin, eurem lieben, lieben Weibe, meinen Gruß, und daß sie sich dieweil wohl gehabe. — Ade, hiemit allesammt Gott befohlen; der behüte euer Aller Verstand und Glauben in Christo für den römischen Wölfen und Drachen mit ihrem Anhang. Amen!" Als Luther um seine nachherige Frau, Katharina von Bora, warb, begleitete ihn sein Freund Cranach. Ein gleichzeitiger Geschichtschreiber erzählt: „Käthe von Bora (damals 26 Jahre alt) ist zu dem Stadtschreiber, Herrn Philipp Reichenbacher, gekommen, da sie sich still und wohl verhalten, welches Lutherum bewogen, daß er sich unversehens den 13. Juni 1525 mit Herrn Doctor Pommer, Lukas Cranachen, damals Rathsverwandten, hernach aber

7. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

8. Theil 3 - S. 266

1880 - Stuttgart : Heitz
266 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. trifft, so ist sie nicht aufzuzählen, unter anberm ein Gürtel von Diamanten, zwei mit Diamanten besetzte Uhren, fünf Köcher mit Rubinen, Saphiren und Perlen, bte schönsten Zobel von der Welt und tansenb Kleinigkeiten." Am andern Tage hielt Sobieski mit dem Kaiser und den andern Fürsten seinen Einzug in Wien. Das Volk jubelte, aber sah nur aus den tapfern König, nicht auf den schwachen Kaiser, der in der Stunbe der Noth sein Volk im Stiche gelassen hatte. Mit Inbrunst stimmte Sobieski in der Augustinerkirche das „Herr Gott, bich loben wir" an, und bankbar sang ihm das gerührte Volk nach, währenb alle Glocken jubelnb brein tönten. Karct Mustapha würde auf des Sultans Befehl enthauptet; aber leiber hatten die Türken 6000 Männer, 11,000 Frauen, 14,000 Mäbchen und 50,000 Knaben aus Oestreich in die Sklaverei geschleppt, von benen nur 600 auf dem Schlachtfelbe gerettet würden. — Seitbem fittb die Türken nicht wieber nach Dentschlanb gekommen. Ueberhanpt hörten sie auf, für Europa ein Gegenstanb des Schreckens zu sein, seitbem Prinz Eugen ihnen einige schwere Nieberlagen in Ungarn beigebracht hatte. Der tapfere Sobieski starb 1696,*) und sogleich begann unter den nie einigen Polen das Ränkespiel Über die Königswahl. Zwei Bewerber, ein französischer Prinz (von Conti) und Kurfürst August von Sachsen, boten den Polen Gelb über Gelb; enblich siegte August, mit dem Beinamen: der Starke. Er hat von 1697—1733 regiert. Um König von Polen zu werben, mußte er sich zux römischen Kirche bekennen. Das that er auch ohne viel Bebenken. Zur Beruhigung seiner Sachsen erklärte er, daß er nie katholische Minister annehmen wolle. Beibe Länber hat er aufs gewissenloseste regiert; unbekümmert um das Wohl seiner Unterthanen, sann er nur auf die Befriebigung feines Ehrgeizes und seiner Prunksucht und vergeubete das ihnen abgepreßte Gelb durch Jagben, Schwelgereien und anbete Ergötzlichsten. Währenb des spanischen Erbfolgekriegs starb der unfähige *) König Sobiesky, 1674—1696, war ein ausgezeichneter-Kriegsmann, aber als Regent ließ er es nicht selten an der Unparteilichkeit und Gerechtigkeit fehlen, welche in dem Parteigewirr zur Behauptung des königlichen Ansehns nothwendig war. Er machte sich Gegner durch auffallende Begünstigung seiner Anhänger und war zu nachgiebig gegen die Habsucht und die Ränke seiner Gemahlin, der Tochter eines französischen Marquis, welche an den französischen Umtrieben in Polen so leidenschaftlich sich betheiligte, daß sie sogar die Wahl ihres Sohnes zum Nachfolger des Vaters verhindern half.

9. Theil 3 - S. 89

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich Viii. Tod der Anna Boleyn alles war vergebens. Heinrich wollte sie los sein, darum mußte er sie schuldig finden, und obgleich ihre erbittertsten Feinde ihre Richter waren, so konnte ihr doch kein Verbrechen bewiesen werden. Einem der Hofleute, die der Freundlichkeit wegen, mit welcher Anna mit ihnen sollte gesprochen haben, auch gefangen gesetzt waren und hingerichtet werden sollten, bot man das Leben an, wenn er die Königin anklagen wollte. „Behüte der Himmel!" rief er aus, „ich halte sie für unschuldig und wollte lieber tausend Leben verlieren, als einen unschuldigen Menschen verleumden." Dennoch sprachen die Richter ihr: „Schuldig" aus. Sie sollte, nach der Entscheidung des Königs, entweder verbrannt oder enthauptet werden. Als man ihr das Urtheil ankündigte, erschrak sie nicht, aber sie hob ihre weißen Hände gen Himmel und rief: „O Vater, der du der Weg, die Wahrheit und das Leben bist, du weißt, daß ich diesen Tod nicht verdient habe." Dann ließ sie dem Könige sagen, sie danke ihm sehr, daß er so eifrig auf ihre Erhebung bedacht sei. Aus einem bloßen Fräulein habe er sie zur Marquisin, dann zur Königin erhoben, und nun, da sie auf der Erde nicht höher steigen könne, sorge er dasür, daß sie eine Heilige im Himmel werde. Dann empfahl sie ihm ihr unmündiges Töchter-chen Elisabeth. Auf dem Blutgerüste betete sie noch mit Inbrunst sür den König und gab ihm das Zeugniß, er sei sonst gegen sie immer ein guter und gnädiger Herr gewesen. Endlich überließ sie sich einer stillen Andacht, legte den Kopf auf den Block und unter den Worten: „Christus befehle ich meinen Geist!" machte ein Hieb ihrem Leben ein Ende. Gleich den Tag nach dieser ungerechten Hinrichtung vollzog der König seine Ehe mit Johanna Seymour und rühmte sich vor dem Parlamente, daß er aus Liebe zu seinem Volke, ungeachtet Meine letzte und einzige Bitte soll sein, daß ich allein die Last der Ungnade Ew. Maj. tragen möge, und daß sie nicht die unschuldigen Seelen derjenigen armen Männer treffe, welche, wie ich erfahre, meinetwegen gleichfalls in enger Gefangenschaft sind. Wenn ich jemals Gnade in ihren Augen gefunden habe, wenn jemals der Name Anna Boleyn Ihren Ohren angenehm geklungen hat, so gewähren Sie mir diese Bitte. Ich will Ew. Maj. nicht weiter beschweren, und mit meinem innigen Gebete Gott bitten, Jhro Maj. in seiner Obhut zu behalten und Sie in allen Ihren Handlungen zu leiten. — Aus meinem traurigen Gefängnisse, den 6. Mai 1536. Ihre gehorsamste und ewig treue Gemahlin Anna Boleyn.

10. Theil 3 - S. 9

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther. Leo X. Ablaßzettel. Tezel. 9 eigener Münze bezahlt. In Jüterbogk meldete sich bei ihm ein Ritter, der einen Ablaßzettel begehrte, weil er jemanden auf der Landstraße berauben wollte; denn auch Sünden, die man noch begehen wollte, konnte man schon im voraus abkaufen. Tezel forderte einen tüchtigen Preis. Dann reiste er ab. Aber als er durch einen Wald fuhr, sprengte plötzlich ein Ritter mit mehreren Knechten herbei, hielt seinen Wagen an und nahm ihm seinen schweren Geldkasten ab. Tezel schrie wie besessen und verfluchte den Räuber bis in den Abgrund der Hölle. „Sachte! sachte!" rief der Ritter und holte den Ablaßzettel heraus, „kennst du mich nicht mehr? Hier ist ja dein Ablaß!" — Der leere Kasten wird noch auf dem Rathhause von Jüterbogk aufbewahrt. Der Handel 'mit diesen Ablaßzetteln machte die Leute ganz gewissenlos; denn sie mußten am Ende glauben, eine Sünde habe weiter nicht viel zu bedeuten, man könnte sie ja mit einigen Groschen, höchstens einigen Thalern abkaufen. Und diesen Glauben suchte Tezel durch seine unverschämten Predigten noch zu vermehren. Er lehrte geradezu: der Ablaß sei die höchste und allerwertheste Gabe Gottes; denn dadurch könne man ohne Reue und Buße selig werden. Das Ablaßkreuz mit des Papstes Wappen vermöge eben so viel als Christi Kreuz. Das niedere Volk hat von jeher einen Hang zum Aberglauben und war damals in religiösen Dingen höchst unwissend. Kein Wunder, daß eine Menge von Leuten dem Tezel nachlies und seinen Ablaß kaufte. Manche kamen damit auch wohl zu Luther und fragten ihn, was er dazu meinte? Dieser ergrimmte über diese schändliche Betrügerei nicht wenig. Sein ganzes frommes Gemüth empörte sich, wenn er daran dachte, wie man die Einfalt des armen Volkes mißbrauchte, es um sein Gewissen und sein Geld zugleich zu betrügen. In diesem edeln Eifer vergaß er ganz, wie unbedeutend er,-ein armer und noch junger Mönch, damals noch war, und wie wenig Hoffnung er hatte, gegen den mächtigen Papst etwas auszurichten. Aber danach fragt ein von edler Begeisterung ergriffenes Gemüth nicht. „Zu der Zeit," sagt Luther selbst, „war ich Prediger allhie im Kloster und ein junger Doctor, neulich aus der Esse kommen, hitzig und lustig in der heiligen Schrift. Als nun viel Volks von Wittenberg lies dem Ablaß nach, und ich, so wahr mich mein Herr Christus erlöset hat, nicht wußte, was der Ablaß wäre, wie es denn kein Mensch nicht wußte, fing ich säuberlich an zu predigen, man könnte wohl Besseres thun, das gewisser
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