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kleineren Lehen erblich sein sollten, und dessen Durchführung er auch in Deutschland begünstigte. Von den 6 Herzogtümern wurden Franken, Bayern und Schwaben unmittelbar von seinem Sohne Heinrich verwaltet.
Ii. Heinrich Iii., 1039—1056. Er war ein thatkräftiger, staatskluger, zuweilen rücksichtslos durchgreifender Fürst.
1. Kriege im Osten. Heinrich brachte den Herzog der Böhmen zur Unterwerfung, setzte den von einer heidnischen Partei vertriebenen König Peter von Ungarn wieder ein und zwang ihn zur Lehnsabhängigkeit.
Damals hatte das deutsche Reich seine größte Ausdehnung.
2. Das Landsriedensgeseh. Der König gebot, um die Sicherheit des Verkehrs zu heben, einen allgemeinen Landfrieden und machte zur Sicherung desselben die drei südlichen Herzogtümer wieder selbständig.
Die Beschränkung des Fehdewesens war von der aqnitanischen Geistlichkeit angeregt und von den Cluniacensern (Clngny) durch die Einführung des sog. „Gottessriedens" gefördert worden. Letzterer wurde später auch in Deutschland gesetzlich, war aber eine lediglich kirchliche Einrichtung.
3. Das kirchliche Schisma. Von dem strengen Kloster Clngny, mit dem der persönlich sehr fromme Kaiser in Verbindung stand, gingen damals auch die Bestrebungen aus, eine strengere Zucht in der Kirche einzuführen. In Rom standen sich 3 Päpste gegenüber. Der Kaiser ließ sie auf der Synode zu Sutry absetzen und behielt sich für die Zukunft die Entscheidung bei der Papstwahl vor. Er erhob einen Deutscheu, Klemens Ii., zum Papst, und setzte später noch dreimal Deutsche auf den päpstlichen Stuhl (die „deutschen Päpste").
4. Verhalten gegen die Herzöge. Wie sein Vater suchte auch Heinrich die herzogliche Macht zu schwächen, und noch kein deutscher Köuig hatte den Fürsten und Päpsten gegenüber so unumschränkt gewaltet.
Alle Errungenschaften wurden aber durch seinen frühen Tod in Frage gestellt, und eine gewaltige Reaktion gegen das mächtige Kaisertum schien unausbleiblich.
Iii. Heinrich Iv., 1056—1106.
1. Vormundschaftliche Regierung. Heinrich, bei dem Tode des Vaters 6 Jahr alt, wurde anfangs von seiner Mutter Agnes, die zugleich Reichsverweserin war, erzogen. Ihr schwaches Regiment bestärkte die Fürsten in ihrem Streben nach Selbständigkeit, Ehren und Besitz, und die Nachgiebigkeit der Kaiserin konnte sie nicht befriedigen. Da sich Agnes von dem wenig beliebten Bischöfe von Augs-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich_Iii Heinrich Heinrich Heinrich Peter_von_Ungarn Clngny Klemens_Ii Heinrich Heinrich Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Heinrich Heinrich Agnes Agnes
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Clngny Rom
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In der Geschichtsschreibung erhebt sich Thncydides in der Geschichte des Peloponnesischen Krieges, an dem er selbst teilgenommen hatte, zu knstlerischer Hhe. Bald nach Beendigung des Krieges begann er sein Werk, das er bis zum Jahre 411 fortgefhrt hat. Die Fortsetzung desselben hat Xenophon versucht, der Fhrer jenes griechischen Sldnerheeres, das den jngeren Cyrns im Kampfe gegen seinen Bruder untersttzt hatte, auf dem Rckzge aus Mcer. Den denkwrdigen Rckzug hat er in der Aubafis (anbasis = Hinaufsteigen, sc. ins Hochland) beschrieben (s. S. 45).
Vierte Periode.
Die Zeit der mazedonischen Herrschaft, 33814<>.
Mander der Groe, 336323.
1. Seine Erziehung. Aufstnde beim Regierungsantritt. Alexander war erst 20 Jahre alt, als er das Reich seines Vaters erbte. Von dem Philosophen Aristoteles hatte er eine umfassende griechische Bildung erhalten. Die Gedichte Homers waren seine dieblingslektn', und ein Held zu werden wie Achilles, war sein hchstes Streben. Er war ehrgeizig und gromtig, tapfer und schnell entschlossen. In ihm vereinigte sich der hellenische Geist mit mazedonischer Kraft. Beim Antritt seiner Regierung suchten die an der Nordgrenze des Reiches wohnenden Völker (Thiazier, Jllyriker) die mazedonische Herrschaft ab-zuschtteln. Aber Alexander unterwarf sie wieder. Auch die Griechen, die auf die falsche Nachricht von seinem Tode einen letzten Versuch der Erhebung machten, muten sich rasch wieder unterwerfen; Theben wurde bis auf die Tempel und das Haus des Dichters Pindar zerstrt.
2. Der Feldzug gegen die Perser. Das ungeheure Perserreich war durch Ausstnde in den Provinzen, durch Palastrevolutionen und ungetreue Satrapen, sowie durch den bermigen Steuerdruck und die Verwendung fremder Sldner im Heere innerlich zerrttet. Im Jahre 336 gelangte Darins Iii. Kodomannns zur Regierung. Er war ein milder und gerechter Herrscher, konnte aber den Untergang des Reiches nicht mehr aufhalten.
Bald nach Wiederunterwerfung Griechenlands hatte Alexander die Rstungen zu dem schon von seinem Vater geplanten groen Zuge gegen das Perserreich vollendet und setzte im Frhjahre 334 mit 30000 Mann zu Fu und 5000 Reitern der den Hellespont. Am Granikus stellten sich ihm die persischen Satrapen entgegen. Alexander siegte in einem hartnckigen Kampfe, in dem er selbst, von dem Schwerte eines Satrapen bedroht, in Lebensgefahr geriet, aber durch seinen tapferen Feldherrn Klitus gerettet wurde.
4*
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Aristoteles Achilles Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander
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4. Die Freiheit des religisen Bekenntnisses, d. h. jeder darf feinen Glauben ffentlich bekennen. Der Genu der brger-licheu und staatsbrgerlichen Rechte ist unabhngig vom religisen Bekenntnisse, doch darf durch die Ausbuug der Religionsfreiheit den brgerlichen und staatsbrgerlichen Pflichten kein Abbruch geschehen.
5. Das Recht der freien Meinungsuerung. Jeder Preuße hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck und bildliche Dar-stelluug fetite Meinung frei zu uern, darf aber dabei niemand beleidigen oder verleumden, auch nicht zum Ungehorsam aufreizen. Alle Staatsbrger drfen zu erlaubten Zwecken Vereine bilden.
6. Die Unverletzlich keit des Briefgeheimnisses. Briefe drfen nur vou dem geffnet werden, an den sie gerichtet sind. Ausnahmen finden nur bei strafgerichtlichen Untersuchungen und im Kriegsfalle statt.
7. Eltern und deren Stellvertreter drfen ihre Kinder oder Pflegebefohlenen nicht ohne den Unterricht lassen, der fr die ffentlichen Volksschulen vorgeschrieben ist.
8. Alle Preußen sind wehrpflichtig.
3. Der König.
Der König steht an der Spitze des Staates; seine Person ist unverletzlich. Die Verantwortlichkeit fr die Regierungsakte bernimmt der Minister, der die Gegenzeichnung leistet. Dem Könige allein steht die vollziehende Gewalt zu. Der König beruft, erffnet und schliet den Landtag; er befiehlt die Verkudiguug der Gesetze und erlt die zu ihrer Ausfhrung ntigen Verordnungen. Der König ernennt und entlt die Minister, Staatsbeamten und die Offiziere. Ihm haben alle Beamten den Treueid, die Soldaten den Fahneneid zu schwreu.
Der König hat das Recht, Krieg zu erklären und Frieden zu schlieen, auch andere Vertrge mit fremden Regierungen zu errichten. Er hat das Recht der Begnadigung und Strafmilderung. Dem König steht die Verleihung von Orden und anderen mit Vorrechten verbundenen Auszeichnungen zu. Er bt das Mnz recht nach Magabe des Gesetzes.
Die Krone ist, den Kniglichen Hausgesetzen gem, erblich in dem Mannesstamme des Kniglichen Hauses nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischen Linealfolge, d. h. es folgt auf den König fetit ltester Sohn, oder, wenn Shne nicht vorhanden sind, der nchste Bruder des Knigs. (Agnaten sind die Blutsverwandten vterlicherseits.) Der Thronerbe wird mit Vollendung des 18. Lebensjahres grojhrig. Er leistet bei seinem Regierungsantritt in Gegen-wart der vereinigten Kammern das eidliche Gelbnis, die Verfassung
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bestrkte die Fürsten in ihrem Streben nach Selbstndigkeit, Ehren und Besitz. Obwohl die Kaiserin nachgiebig war und selbst mehrere Herzogtmer ans ihrer Hand gab, gelang es ihr nicht, die Fürsten zu befriedigen. Anfangs lie sich Agnes von dem Bischof Heinrich von Augsburg leiten. Die unzufriedenen Fürsten, an deren Spitze der Erzbischof Anno von Cln stand, wollten aber einen greren Einflu aus die Regierung des Reiches gewinnen. Deshalb beschlo Anno, die Regentin durch einen Gewaltstreich zu strzen. Als' die Kaiserin 1062 in Kaiserswerth das Pfingstfest feierte, lockte er den jungen König auf ein Schiff und entfhrte ihn nach Cln, wo er nach strengen Grundstzen erzogen wurde. Die Kaiserin Agnes zog sich tief bekmmert in ein Kloster zurck. Anno mute die Erziehung des jungen Knigs bald dem Erzbischof Adalbert von Bremen ber-lassen, der den begabten Knaben ganz fr sich gewann, indem er seinen Neigungen Vorschub leistete. Als Heinrich 15 Jahre alt war, lie ihn Adalbert fr mndig erklären und benutzte seinen Einflu auf den jungen König, um die weltliche Macht seines Erzbistums zu vergrern. Dadurch zog er sich den Ha des in seinem Besitz bedrohten schsischen Adels zu, und die eiferschtigen Fürsten zwangen Heinrich, den Erz-bischos vom Hofe zu entfernen.
2. Heinrichs Kmpfe mit den Sachsen. Der Einflu der geist-liehen Groen trat jetzt mehr zurck. Der junge Herrscher hielt sich meist in Goslar auf und fhrte hier mit seinen schwbischen Rittern ein ungebundenes Leben. Um seine Einnahmen zu vermehren, vergab er die geistlichen Stellen fr Geld, und seine Vertrauten benutzten ihre Stellung zur eigenen Bereicherung.
Heinrich, der nach absoluter Knigsmacht strebte, suchte die Frsten-geweilt zu brechen und seine Stellung aus jede Weise zu befestigen. Sein bisheriger Freund Otto von Nord heim verlor auf eine unbegrndete Verleumdung hin fein Herzogtum Bayern, das der König (in Welf Iv. gab. Ottos Verbndeter, der Sachsen herzog Magnus, wurde gefangen gehalten, und die Sachsen wurden durch Anlage von Burgen und den kostspieligen und drckenden Aufenthalt des kniglichen Hofes in ihrem Lande so gereizt, da sie sich unter Otto von Nordheim erhoben und den König in der Harzburg belagerten. Heinrich floh heimlich und fand Schutz in dem mchtigen. Worms, wo die aufstrebende Brgerschaft den Bischof verjagt hatte. Heinrich ver-lieh der Stadt Zollprivilegien und stellte mit ihrer Hilfe ein kleines Heer auf. Da ihm aber die Fürsten die Heeresfolge verweigerten, mute er mit den Sachsen Frieden schlieen und die Zerstrung seiner schsischen Burgen zugeben. Hierbei schonten die Sachsen in blinder Wut auch die Kirchen nicht und schndeten sogar die Grber von Heinrichs Augehrigen. Da traten die Fürsten wieder aus die Seite
Atzler, Geschichte fr Lehrerseminare. 5
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Heinrich Iv. im Bann.
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zu fragen: „Bist du für den Papst, oder bist du für den
König?" Aus jener Zeit haben wir noch ein Lied übrig, das diesen Zustand schildert. Es mag hier einen Platz finden, damit -man zugleich den Zustand der damaligen Sprache und Poesie daran erkennen möge:
Dar nah Ving sich ane der ubile Strit (Darnach fing sich an der üble Streit)
Des manig Man virlos den Liph (In dem mancher Mann verlor den Leib)
.Dü benti Vierden Heinriche (Durch den vierten Heinrich).
Vieworrin war diz Riche.
(Verworren war dies Reich),
Mohrt, Ronb nnti Brant (Mord, Raub und Brand)
Civurtin Kirichin nnti Lant
(Zerfühlten, d. i. zerstörten Kirche und Land).
Von Tenemarc unz in Apnliam (Von Dänemark bis Apulien),
Von Kirliugen unz an Ungerin (Von Kärnthen bis an Ungarn)
Den niman in mohte widirsten (Denn Niemand nicht konnte widerstehen),
Obi si woltin mit Truwiu un somit gen
(Obgleich sie wollten mit Treue und Zusammen gehen),
Diz stiftin Heriverte groze (Dies stiftete Verheerungen große)
Wider Neviu nnti Hnsgenoze (Wider Neffen und Hausgenossen).
Diz Riche alliz bikerte sin Gewefine
(Dies Reich alles, d. i. dies ganze Reich, kehrte seine Waffen)
In sin eiginin Adere u. s. w.
(In seine eigenen Adern).
Der sorglose Heinrich, nicht ahnend, was eben in Rom über ihn beschlossen sei, war gerade in dem unterworfenen Sachsenlande, baute die eingerissenen Schlösser wieder auf und verschenkte die Güter der gefangenen Sachsenhäupter, an seine Günstlinge. Dann -ging er wohlgemuth nach Utrecht, um da das Osterfest zu feiern; denn der Bischof Wilhelm war sein treuer Anhänger und ein munterer, geselliger Üdtann. Mit diesem Wilhelm trug sich aber ein Vorfall zu, der den Kaiser und alle seine Freunde sehr bestürzt machte. Es war am hohen Feste, als der Bischof mit großem Gepränge die Domkirche betrat und die Kanzel bestieg. Nach einem kurzen Eingänge leitete er die Rede aus den Papst und begann mit
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Alte Geschichte. 1. Periode. Römer.
Schwester, die, da Alle sich freuten, allein ihn mit Vorwürfen überhäufte, stieß er ihr das Schwert durch das Herz mit den Worten: „Fahre hin zu deinem Verlobten mit der unwürdigen Liebe, da du deiner Brüder, der todten und des lebenden, so wie des Vaterlandes vergessen hast!" — Was sollte nun mit dem Mörder geschehen? Eben erst hatte er dem Vaterlande einen großen Dienst erwiesen; ihn nun zu strafen, schien undankbar. Und doch konnte ein solches Verbrechen nicht ungestraft bleiben. Wirklich sprach auch das Volk die Todesstrafe über ihn aus. Da erschien der alte Vater des Verbrechers auf dem Markte. „Wehe mir!" rief er; „vor wenigen Stunden war ich noch der glückliche Vater von vier Kindern; zwei davon sind den Tod sürs Vaterland, für euch Alle gestorben, und nun wollt ihr mir auch mein letztes Kind rauben?" — Das Volk wurde gerührt; es sprach den Jüngling zwar von der Todesstrafe frei, aber er mußte zur Warnung Anderer durch einen Galgen hindurchkriechen.
Von dem friedlichen Ancus Marcius, dem vierten der Könige, einem Enkel des Numa, ist weniger zu sagen. Unter ihm wurde die Stadt bedeutend erweitert und nahm viele der Umwohnenden als Einwohner auf. Er hinterließ zwei Söhne, die er einem gewissen Lucius Tarquinius als Vormund anvertraut hatte. Dieser Mann stammte aus Korinth in Griechenland, sein Vater hatte sich in der etrnrischen Stadt Tarqninii niedergelassen. Davon hatte der Sohn seinen Namen angenommen, und nun war er mit großen Reichthümern nach Rom gekommen und hatte sich in das Vertrauere des Königs eingeschmeichelt. Aber er war ein treuloser Vormund; er beredete das Volk, ihn statt seiner Mündel zum Könige zu wählen. An dieser Treulosigkeit war der Aberglaube und der Ehrgeiz eines Weibes Schuld. Als nämlich Tarqnin mit seiner Frau Tanaqnil nach Rom wanderte und eben hineinfahren wollte, senkte sich ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln herab, nahm ihm mit den Klauen den Hut vom Kopfe, flog mit lautem Geschrei über den Wagen hin und her und war zuletzt so artig, ihm den Hut wieder auf den Kopf zu setzen. Dann erst verschwand er in den Lüften. Sogleich versicherte ihm seine Frau, das könne nur hohe Würde bedeuten, die seiner in Rom wartete. Und als er nun nachher zum Vormund der königlichen Kinder ernannt worden war, glaubte er, dem erhaltenen Götterzeichen entsprechen und sich zum König machen zu müssen. Als solcher hieß er
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Extrahierte Personennamen: Ancus_Marcius Tanaqnil
Extrahierte Ortsnamen: Korinth Griechenland Rom Rom Rom
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Alte Geschichte. 3. Periode. Römer.
Wohnung selbst war einfach, wohl meist von Holz, mit Stroh gedeckt, und in ihrem Raume, nebst dem Aufenthaltsorte der Menschen, auch die Stallungen des Viehes während der Winterszeit befassend.
Der Herr des Hauses selbst, so wie seine Söhne, befaßten sich im Allgemeinen nicht viel mit dem Ackerbau, sondern lagen lieber der Jagd und dem Fischfang ob, am liebsten aber zogen sie in den Krieg, Beute zu machen, oder den ruhmvollen Tod auf dem Schlachtfelde zu finden. Nach dem Kampfe kam das Zechgelage und Würfelspiel, bei dem der Mann in wilder Leidenschaft oft sogar das Kostbarste, was er besaß — seine Freiheit einsetzte.
Die Frauen dagegen besorgten in immer gleicher Thätigkeit die Geschäfte im Innern des Hauses, führteu die Oberaufsicht über das Gesinde und waren ans die Bereitung der Speisen und Getränke und auf die Anfertigung der nöthigen Gewände bedacht.
Doch war darum die Stellung der Frau zum Mann keine untergeordnete; sie war eine freie und zugleich fast unauflöslich verkettete, da das Band der Ehe ein heiliges war.
Spät, und nachdem Braut und Bräutigam die vollkommene Reife des Leibes und der Seele erlangt hatten, wurden die Ehen mittelst eines feierlichen Verlöbnisses geschlossen, nach gegenseitiger Neigung, nicht nach Rücksicht auf Mitgift der Frau. Im Gegentheil hatte die Frau Aussicht, von dem Manne eine Gabe zu erhalten, welche in auserlesenen Stücken der Heerde, einem gerüsteten Schlachtrosse, Schild, Speer und Schwert bestand, um symbolisch die Gemeinschaft anzudeuten, welche fortan zwischen beiden Gatten bestand und deren Band selbst die äußerste Gefahr nicht trennen sollte.
Es war bei solcher Ausfassung dieses Verhältnisses ganz nothwendig, daß Verbrechen gegen die eheliche Treue mit unerbittlicher Härte geahndet wurden, daß Trennung der Ehe eine beinahe unerhörte Sache war, fo daß es schon für eine Art von Schimpf galt, nach dem Tode des ersten Gatten eine neue Verbindung zu schließen.
Daß eine solche sittliche Auffassung der Ehe dem gesammten Leben der Deutschen, bei aller ihrer sonstigen Roheit, eine höhere Färbung geben mußte, wodurch sie sich in den Augen der Römer von den übrigen Barbaren unterschieden, begreift sich leicht, so wie, daß dadurch die mit Ehrfurcht gemischte Scheu, welche die Germanen allen ihnen zum ersten Male begegnenden Völkern durch
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298
Alte Geschichte. 4. Periode. Römer.
auf einen so würdigen Thronfolger. An welchen bessern Mann hätte er seine Julia verheirathen können? Und August war recht froh über diese Verbindung. Aber noch waren sie nicht fünf Jahre vermählt, so wurde Marcellus krank und — starb. August, Octavia und Julia waren untröstlich; das Volk theilte ihren gerechten Schmerz, und man sagte sich in die Ohren, Livia habe ihn heimlich vergiftet, um ihren Lieblingssohn Tiber dem August, der ihn wegen seiner versteckten, heuchlerischen Gemüthsart nicht leiden konnte, näher zu bringen. Indessen ist die Sache nicht erwiesen. Daß der Dichter Virgil seinen Tod besang und dafür kaiserlich belohnt wurde, ist schon erzählt worden. Als er die Verse dem August und der tiefgebeugten Octavia vorlas, zerflossen beide in Thränen und brachen in ein heftiges Schluchzen aus. Die gute Mutter hatte in ihm ihre einzige Hoffnung und Freude verloren. Sie lebte noch 12 Jahre, legte aber nie wieder die Trauer ab, floh alles Geräusch und war nirgends lieber als in der Dunkelheit der Einsamkeit.
August verheirathete darauf die Julia an seinen alten Freund und Minister, den Agrippa. Es war dies mehr eine Handlung der Daukbbarkeit als der Zuneigung von Seiten der Julia; denn Agrippa war viel älter als sie, aber ein höchst verdienter Mann. Sie lebten nicht sonderlich glücklich; doch hatte August die Freude, aus dieser Ehe drei Enkel aufblühen zu sehen, von denen der jüngste kurz nach des Vaters Tode geboren wurde und darum Agrippa Posthumus hieß. Die beiden älteren hießen Cajus Cäsar und Lucius Cäsar, und machten den alten Großvater sehr glücklich. Er nahm sie an Kindesstatt an und bestimmte dem ältesten die Nachfolge, worüber Livia und Tiberius wieder heimlich ergrimmten. Beide waren endlich alt genug, daß Augustus sie zu Felde schicken konnte; denn die Kriege dauerten, bald im Osten, bald im Westen, immerwährend fort, und nur eine kurze Zeit lang konnte unter Augustus — das dritte und letzte Mal seit Roms Erbauung — der Janustempel geschlossen werden.*) Beide Jünglinge zeichneten sich im Kriege aus und erweckten recht schöne Hoffnungen; da starb der Jüngere plötzlich, erst 17 Jahre alt, in Gallien, und der Andere
*) Augustus hat den Janustempel dreimal geschlossen; das erstemal 29 v. Chr. nach der Schlacht bei Actium, das zweitemal einige Jahre darauf, das drittemal im Jahre der Geburt Jesu Christi. Auch Nero ließ den Janustempel noch einmal schließen.
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Niobe. Oedipus.
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die Leto (Sätortet) verachtete, die Mutter des Apollon und der Artemis (Diana), weil dieselbe nur zwei Kinder habe. Leto beschwerte sich bei ihren Kindern, und diese beschlossen den Tod aller vierzehn Kinder der Niobe. Apollon tödtete mit seinen Geschossen die Söhne, und Artemis die Töchter. Ein trefflicher römischer Dichter, Ovid, der zu der Zeit von Christus Geburt lebte, hat uns in rührenden Versen die schöne Mythe erzählt und schildert mit treffenden Zügen die Angst der unglücklichen Mutter, wie sie ein Kind nach dem andern hinsinken sieht und vergeblich um die Erhaltung wenigstens des letzten fleht. *) Zugleich verlor die Arme auch ihren Mann Amphion durch Apollo's Pfeile. Gatten- und kinderlos begab sie sich zu ihrem Vater Tantalos nach Lydien in Klein-Asien und zerfloß Tag und Nacht in unversiegbaren Thränen. Da erbarmte sich ihrer Zeus (Jupiter) und verwandelte sie in einen kalten Marmor, aus dem aber auch da noch eine Quelle rann.
Nach Amphion regierte in Theben Lai'os, auf dessen Geschlecht ein wahrer Fluch zu ruhen schien. Er nahm sich ein the-banisches Mädchen, Jo käste, zur Frau. Da verkündete ein Orakelspruch die schrecklichen Worte: „Das Kind, welches Jokaste bekommen wird, wird seinen eigenen Vater tobten und seine Mutter Heimchen." La'ios schauderte — und kaum war das Kind geboren, so befahl er auch schon, es in eine Wildniß zu tragen und dort zu todten. Der dazu bestimmte Sklave aber wollte nicht selbst Hand an das unschuldige Kind legen und hängte es mit dem einen Beine an einen Baum. Das arme Würmchen schrie aus allen Kräften, bis ein Hirte des Königs Polybos von Korinth es horte, hinzueilte und es losband. Er trug es zu seinem Herrn nach Korinth; die Königin Periböa nahm es als Pflegekind an und nannte es, weil es einen ganz geschwollenen. Fuß hatte, Oedipus (Dickfuß). Der Knabe wuchs heran, wurde schön und brav, mußte sich aber oft von feinen Gespielen vorwerfen lassen, er sei ja doch nur ein Findelkind. Er fragte darüber endlich einmal seine vermeintliche Mutter, die ihm auch keine rechte Auskunft geben konnte und ihm rieth, das Orakel zu Delphi zu befragen. Das gab ihm zur Antwort: „Fliehe dein Vaterland, damit du nicht deinen Vater erschlägst und deine Mutter heirathest!" — „Bewahre der Himmel!" rief Oedipus, „das will ich nicht; keinen Fuß will ich wieder nach Korinth setzen." — Er beschloß, nach Theben zu reisen. Un-
*) S. Mythologie S. 153.
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Argonauten. Orpheus.
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sank sie, von einer giftigen Schlange gebissen, ins Grab. Orpheus war in dumpfer Verzweiflung; ohne sie vermochte er nicht zu leben; da suchte und fand er den Weg in die Unterwelt an der südlichsten Spitze der Halbinsel Morea. Indem er mit kunstreicher Hand in die goldenen Saiten der Lyra griff, trat er in das düstere Schattenreich, wo sich zum ersten Male Freude und Entzücken verbreitete. Die zu ewigen Strafen Vernrtheilten horchten auf und vergaßen auf kurze Zeit ihre Pein. Sisyphos hielt ein, den Stein bergan zu wälzen, und fetzte sich auf denselben, den süßen Tönen zu lauschen; Jxions Rad wurde gehemmt; Tantalos vergaß seinen Hunger und Durst, die Danaiden hörten ans zu schöpfen, und alle übrigen Verbrecher ruhten von ihrer Qual. Selbst die scheußlichen Furien vergossen die ersten Thränen sanfter Rührung, und Pluton und Persephone vermochten nicht, dem herrlichen Sänger die Bitte um Zurückgabe seines Weibes abzuschlagen. „Gut!" sprach Pluto; „du sollst sie haben, aber nur, wenn du deine Neugierde zähmst und dich nicht eher nach ihr umsiehst, bis du die Oberwelt erreicht hast." Orpheus war entzückt-, er versprach Alles. Schon war er dem Ende des dunkeln Orkus nahe, schon dämmerten ihm die Strahlen des Sonnenlichtes entgegen — da stieg der leise Argwohn in ihm aus, ob sie auch wohl hinter ihm sei? Schnell wandte er den Blick, aber nur um sie verschwinden zu sehen. Er hatte sein Gelübde gebrochen, sie sank in den Orkus zurück und blieb ihm nun unabwendbar entrissen. Seitdem kam in das Gemüth des trefflichen Sängers, der Alles entzückte, kein Gefühl der Freude mehr; unempfindlich zog er durch Gebirge und Thäler, und als er einst ungewarnt einem Bacchusfeste sich nahte, zerrissen ihn die wüthenden Manaden.
14. Der Zug der Griechen nach Troja [1184]. *)
Der Argonautenzug war nur das Vorspiel zu einer allgemeinen Unternehmung der Griechen, dem Zuge nach Troja. Diese Stadt lag in Klein-Asien, hatte einen eigenen König, Priamos, und seine Einwohner waren wenigstens eben so gebildet als die Griechen, von denen nur der Archipel sie trennte. Gewiß waren zwischen beiden Ländern manche Reibungen vorgefallen, wie das
*) Ausführlicher in Nösselt's Mythologie für das weibliche Geschlecht S. 292 u. f.
Weltgeschichte für Töchter. I. 16. Aufl. 4
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