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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 138

1888 - Habelschwerdt : Franke
138 kleineren Lehen erblich sein sollten, und dessen Durchführung er auch in Deutschland begünstigte. Von den 6 Herzogtümern wurden Franken, Bayern und Schwaben unmittelbar von seinem Sohne Heinrich verwaltet. Ii. Heinrich Iii., 1039—1056. Er war ein thatkräftiger, staatskluger, zuweilen rücksichtslos durchgreifender Fürst. 1. Kriege im Osten. Heinrich brachte den Herzog der Böhmen zur Unterwerfung, setzte den von einer heidnischen Partei vertriebenen König Peter von Ungarn wieder ein und zwang ihn zur Lehnsabhängigkeit. Damals hatte das deutsche Reich seine größte Ausdehnung. 2. Das Landsriedensgeseh. Der König gebot, um die Sicherheit des Verkehrs zu heben, einen allgemeinen Landfrieden und machte zur Sicherung desselben die drei südlichen Herzogtümer wieder selbständig. Die Beschränkung des Fehdewesens war von der aqnitanischen Geistlichkeit angeregt und von den Cluniacensern (Clngny) durch die Einführung des sog. „Gottessriedens" gefördert worden. Letzterer wurde später auch in Deutschland gesetzlich, war aber eine lediglich kirchliche Einrichtung. 3. Das kirchliche Schisma. Von dem strengen Kloster Clngny, mit dem der persönlich sehr fromme Kaiser in Verbindung stand, gingen damals auch die Bestrebungen aus, eine strengere Zucht in der Kirche einzuführen. In Rom standen sich 3 Päpste gegenüber. Der Kaiser ließ sie auf der Synode zu Sutry absetzen und behielt sich für die Zukunft die Entscheidung bei der Papstwahl vor. Er erhob einen Deutscheu, Klemens Ii., zum Papst, und setzte später noch dreimal Deutsche auf den päpstlichen Stuhl (die „deutschen Päpste"). 4. Verhalten gegen die Herzöge. Wie sein Vater suchte auch Heinrich die herzogliche Macht zu schwächen, und noch kein deutscher Köuig hatte den Fürsten und Päpsten gegenüber so unumschränkt gewaltet. Alle Errungenschaften wurden aber durch seinen frühen Tod in Frage gestellt, und eine gewaltige Reaktion gegen das mächtige Kaisertum schien unausbleiblich. Iii. Heinrich Iv., 1056—1106. 1. Vormundschaftliche Regierung. Heinrich, bei dem Tode des Vaters 6 Jahr alt, wurde anfangs von seiner Mutter Agnes, die zugleich Reichsverweserin war, erzogen. Ihr schwaches Regiment bestärkte die Fürsten in ihrem Streben nach Selbständigkeit, Ehren und Besitz, und die Nachgiebigkeit der Kaiserin konnte sie nicht befriedigen. Da sich Agnes von dem wenig beliebten Bischöfe von Augs-

3. Geschichte des Altertums für Präparanden-Anstalten und Lehrerseminare - S. 51

1904 - Habelschwerdt : Franke
51 In der Geschichtsschreibung erhebt sich Thncydides in der Geschichte des Peloponnesischen Krieges, an dem er selbst teilgenommen hatte, zu knstlerischer Hhe. Bald nach Beendigung des Krieges begann er sein Werk, das er bis zum Jahre 411 fortgefhrt hat. Die Fortsetzung desselben hat Xenophon versucht, der Fhrer jenes griechischen Sldnerheeres, das den jngeren Cyrns im Kampfe gegen seinen Bruder untersttzt hatte, auf dem Rckzge aus Mcer. Den denkwrdigen Rckzug hat er in der Aubafis (anbasis = Hinaufsteigen, sc. ins Hochland) beschrieben (s. S. 45). Vierte Periode. Die Zeit der mazedonischen Herrschaft, 33814<>. Mander der Groe, 336323. 1. Seine Erziehung. Aufstnde beim Regierungsantritt. Alexander war erst 20 Jahre alt, als er das Reich seines Vaters erbte. Von dem Philosophen Aristoteles hatte er eine umfassende griechische Bildung erhalten. Die Gedichte Homers waren seine dieblingslektn', und ein Held zu werden wie Achilles, war sein hchstes Streben. Er war ehrgeizig und gromtig, tapfer und schnell entschlossen. In ihm vereinigte sich der hellenische Geist mit mazedonischer Kraft. Beim Antritt seiner Regierung suchten die an der Nordgrenze des Reiches wohnenden Völker (Thiazier, Jllyriker) die mazedonische Herrschaft ab-zuschtteln. Aber Alexander unterwarf sie wieder. Auch die Griechen, die auf die falsche Nachricht von seinem Tode einen letzten Versuch der Erhebung machten, muten sich rasch wieder unterwerfen; Theben wurde bis auf die Tempel und das Haus des Dichters Pindar zerstrt. 2. Der Feldzug gegen die Perser. Das ungeheure Perserreich war durch Ausstnde in den Provinzen, durch Palastrevolutionen und ungetreue Satrapen, sowie durch den bermigen Steuerdruck und die Verwendung fremder Sldner im Heere innerlich zerrttet. Im Jahre 336 gelangte Darins Iii. Kodomannns zur Regierung. Er war ein milder und gerechter Herrscher, konnte aber den Untergang des Reiches nicht mehr aufhalten. Bald nach Wiederunterwerfung Griechenlands hatte Alexander die Rstungen zu dem schon von seinem Vater geplanten groen Zuge gegen das Perserreich vollendet und setzte im Frhjahre 334 mit 30000 Mann zu Fu und 5000 Reitern der den Hellespont. Am Granikus stellten sich ihm die persischen Satrapen entgegen. Alexander siegte in einem hartnckigen Kampfe, in dem er selbst, von dem Schwerte eines Satrapen bedroht, in Lebensgefahr geriet, aber durch seinen tapferen Feldherrn Klitus gerettet wurde. 4*

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 488

1904 - Habelschwerdt : Franke
488 4. Die Freiheit des religisen Bekenntnisses, d. h. jeder darf feinen Glauben ffentlich bekennen. Der Genu der brger-licheu und staatsbrgerlichen Rechte ist unabhngig vom religisen Bekenntnisse, doch darf durch die Ausbuug der Religionsfreiheit den brgerlichen und staatsbrgerlichen Pflichten kein Abbruch geschehen. 5. Das Recht der freien Meinungsuerung. Jeder Preuße hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck und bildliche Dar-stelluug fetite Meinung frei zu uern, darf aber dabei niemand beleidigen oder verleumden, auch nicht zum Ungehorsam aufreizen. Alle Staatsbrger drfen zu erlaubten Zwecken Vereine bilden. 6. Die Unverletzlich keit des Briefgeheimnisses. Briefe drfen nur vou dem geffnet werden, an den sie gerichtet sind. Ausnahmen finden nur bei strafgerichtlichen Untersuchungen und im Kriegsfalle statt. 7. Eltern und deren Stellvertreter drfen ihre Kinder oder Pflegebefohlenen nicht ohne den Unterricht lassen, der fr die ffentlichen Volksschulen vorgeschrieben ist. 8. Alle Preußen sind wehrpflichtig. 3. Der König. Der König steht an der Spitze des Staates; seine Person ist unverletzlich. Die Verantwortlichkeit fr die Regierungsakte bernimmt der Minister, der die Gegenzeichnung leistet. Dem Könige allein steht die vollziehende Gewalt zu. Der König beruft, erffnet und schliet den Landtag; er befiehlt die Verkudiguug der Gesetze und erlt die zu ihrer Ausfhrung ntigen Verordnungen. Der König ernennt und entlt die Minister, Staatsbeamten und die Offiziere. Ihm haben alle Beamten den Treueid, die Soldaten den Fahneneid zu schwreu. Der König hat das Recht, Krieg zu erklären und Frieden zu schlieen, auch andere Vertrge mit fremden Regierungen zu errichten. Er hat das Recht der Begnadigung und Strafmilderung. Dem König steht die Verleihung von Orden und anderen mit Vorrechten verbundenen Auszeichnungen zu. Er bt das Mnz recht nach Magabe des Gesetzes. Die Krone ist, den Kniglichen Hausgesetzen gem, erblich in dem Mannesstamme des Kniglichen Hauses nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischen Linealfolge, d. h. es folgt auf den König fetit ltester Sohn, oder, wenn Shne nicht vorhanden sind, der nchste Bruder des Knigs. (Agnaten sind die Blutsverwandten vterlicherseits.) Der Thronerbe wird mit Vollendung des 18. Lebensjahres grojhrig. Er leistet bei seinem Regierungsantritt in Gegen-wart der vereinigten Kammern das eidliche Gelbnis, die Verfassung

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 65

1904 - Habelschwerdt : Franke
65 bestrkte die Fürsten in ihrem Streben nach Selbstndigkeit, Ehren und Besitz. Obwohl die Kaiserin nachgiebig war und selbst mehrere Herzogtmer ans ihrer Hand gab, gelang es ihr nicht, die Fürsten zu befriedigen. Anfangs lie sich Agnes von dem Bischof Heinrich von Augsburg leiten. Die unzufriedenen Fürsten, an deren Spitze der Erzbischof Anno von Cln stand, wollten aber einen greren Einflu aus die Regierung des Reiches gewinnen. Deshalb beschlo Anno, die Regentin durch einen Gewaltstreich zu strzen. Als' die Kaiserin 1062 in Kaiserswerth das Pfingstfest feierte, lockte er den jungen König auf ein Schiff und entfhrte ihn nach Cln, wo er nach strengen Grundstzen erzogen wurde. Die Kaiserin Agnes zog sich tief bekmmert in ein Kloster zurck. Anno mute die Erziehung des jungen Knigs bald dem Erzbischof Adalbert von Bremen ber-lassen, der den begabten Knaben ganz fr sich gewann, indem er seinen Neigungen Vorschub leistete. Als Heinrich 15 Jahre alt war, lie ihn Adalbert fr mndig erklären und benutzte seinen Einflu auf den jungen König, um die weltliche Macht seines Erzbistums zu vergrern. Dadurch zog er sich den Ha des in seinem Besitz bedrohten schsischen Adels zu, und die eiferschtigen Fürsten zwangen Heinrich, den Erz-bischos vom Hofe zu entfernen. 2. Heinrichs Kmpfe mit den Sachsen. Der Einflu der geist-liehen Groen trat jetzt mehr zurck. Der junge Herrscher hielt sich meist in Goslar auf und fhrte hier mit seinen schwbischen Rittern ein ungebundenes Leben. Um seine Einnahmen zu vermehren, vergab er die geistlichen Stellen fr Geld, und seine Vertrauten benutzten ihre Stellung zur eigenen Bereicherung. Heinrich, der nach absoluter Knigsmacht strebte, suchte die Frsten-geweilt zu brechen und seine Stellung aus jede Weise zu befestigen. Sein bisheriger Freund Otto von Nord heim verlor auf eine unbegrndete Verleumdung hin fein Herzogtum Bayern, das der König (in Welf Iv. gab. Ottos Verbndeter, der Sachsen herzog Magnus, wurde gefangen gehalten, und die Sachsen wurden durch Anlage von Burgen und den kostspieligen und drckenden Aufenthalt des kniglichen Hofes in ihrem Lande so gereizt, da sie sich unter Otto von Nordheim erhoben und den König in der Harzburg belagerten. Heinrich floh heimlich und fand Schutz in dem mchtigen. Worms, wo die aufstrebende Brgerschaft den Bischof verjagt hatte. Heinrich ver-lieh der Stadt Zollprivilegien und stellte mit ihrer Hilfe ein kleines Heer auf. Da ihm aber die Fürsten die Heeresfolge verweigerten, mute er mit den Sachsen Frieden schlieen und die Zerstrung seiner schsischen Burgen zugeben. Hierbei schonten die Sachsen in blinder Wut auch die Kirchen nicht und schndeten sogar die Grber von Heinrichs Augehrigen. Da traten die Fürsten wieder aus die Seite Atzler, Geschichte fr Lehrerseminare. 5

6. Theil 3 - S. 30

1880 - Stuttgart : Heitz
30 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Schicksal traf auch verdienterweise Münzer und die andern Volksanführer. Da wir einmal bei der Erzählung der Uebertreibungen jener Zeiten der Reformation sind, so wollen wir noch von einer berichten, die sich in den Jahren 1534 und 1535 zutrug. Von Münzers Anhängern waren einige entkommen und hatten sich nach Holland gewendet, wo sie auch manche Anhänger bekamen. M Diese Leute kamen auf den Einfall, alle, die zu ihnen gehörten, noch einmal zu laufen, weil die Kindertaufe keine wahre Taufe sei; denn die Kinder verständen ja nichts davon. Auch behaupteten sie, alle, die zu ihrer Kirche gehörten, wären heilig und zur Gründung des Reiches Jesu auf Erden berufen. Einige dieser Wiedertäufer kamen nun nach Westphalen und ließen sich in Münster nieder; der Schneider Johann Bockold (Jan Bockel-sohn) von Leyden, Jan Matthiesen, ein Bäcker von Harlem, der Tuchhändler Knipperdolling, Krechting und andere. Ein Prediger der Stadt, Rottmann, ein unwürdiger Schüler Luthers, schloß sich bald an die Schwärmer an, die immer mehr Anhang unter den Bürgern fanden. Nachdem sie bei Erneuerung des Magistrats durchgesetzt hatten, daß lauter Wiedertäufer zu Magistratspersonen gewählt wurden, erhielten sie die Oberhand und bemächtigten sich des Zeughauses; der Bischof war schon früher weggegangen. Rottmann und Knipperdolling ließen den Leuten auf dem Lande sagen: sie möchten nur zu Hause alles stehen und liegen lassen und nach der Stadt kommen, da sollten sie das zehnfach wiederbekommen; denn sie lehrten, wie Münzer, eine allgemeine Gütergemeinschaft. Die Reichen mußten alles hergeben und verließen je eher je lieber die Stadt, die nun den Armen und den Wiedertäufern allein überlassen blieb. Matthiesen befahl, daß jeder bei Lebensstrafe fein Gold, Silber und übriges Eigenthum in ein bestimmtes Haus bringen sollte; es geschah. Dann wurden alle Bücher, die Bibel ausgenommen, verbrannt, und alle Kirchenbilder, Orgeln, gemalte Fenster, Thurmuhren it. a. zertrümmert. Indessen rückte der Bischof von Münster mit einem Heere herbei, die Stadt zu belagern. Da erschien der Bäcker Matthiesen auf dem Markte, suchte sich 30 Männer aus und rief: Gott habe ihm geoffenbart, daß er mit diesen Leuten allein das ganze Heer des Bischofs in die Flucht schlagen würde. Wirklich zog der Tollkopf aus, und alle waren neugierig, wie es ihm gehen würde.

7. Theil 3 - S. 31

1880 - Stuttgart : Heitz
Wiedertäufer in Münster. 31 Aber — er wurde gleich vom ersten Soldaten niedergestochen. Da trat der Schneider Bockold auf und sprach: das habe er längst gewußt; denn er sei ja bestimmt, seine Wittwe zu heiratheu und auch als Bürgermeister an seine Stelle zu treten. Aber diese Würde verrückte dem armen Schneider vollends den Kopf. Auf sein Geheiß mußte ein anderer Prophet, der Goldschmied Tausendschnur, dem Volke bekannt machen: Gott habe ihm offenbart, daß Bockold König sein, den ganzen Erdball beherrschen und alle Fürsten todtschlagen solle. Da fiel Bockold aus seine Kniee und rief: „Meine Brüder, das hat mir Gott schon vor vielen Tagen offenbart; aber ich wollte warten, bis ein anderer es euch verkündigte." So wurde aus dem Schneider ein König; er ließ sich goldene Kronen, einen Scepter, ein Schwert u. s. w. machen, ertheilte Audienz, ließ einen Thron auf dem Markte errichten, wo er Gericht hielt, und wenn er über die Straße schritt, so trug er einen scharlachenen Mantel mit einer langen Schleppe, die ihm von Edelknaben nachgetragen werden mußte, hatte die Krone auf dem Kopfe und ein glänzendes Gefolge hinter sich. Er erlaubte so viele Weiber zu nehmen, wie jeder wollte; er selbst brachte es auf 14. Eine enthauptete er auf dem Markte mit eigener Hand, weil sie ihm Vorstellungen über allen den Unsinn machte, und tanzte dann mit andern um den blutigen Leichnam herum, indem sie sangen: Ehre sei Gott in der Höhe! Endlich schickte er 28 Apostel aus in die benachbarten Städte; denn das Reich Christi, sagte er, solle auf Erden aufgerichtet werden. Nun war es Zeit, dem'unwesen ernstlich Einhalt zu thun. Der Bischof schloß die Stadt immer enger ein, und die Hungersnoth nahm so überhand, daß viele verhungerten und die andern wie Schattenbilder umherwankten. Und doch durfte keiner sich unterstehen, von Heb ergäbe zu sprechen. Da flohen zwei Bürger aus der Stadt und zeigten dem Bischöfe, wie er die Stadt schnell einnehmen könnte. Das geschah- denn auch, und nach einem wüthenden Kampfe, in welchem Rottmann seinen Tod fand, baten die Wiedertäufer um Gnade. Bockold, Kuipperdolling und Krechting wurden in eiserne Käfige gesperrt und wie seltene Thiere im Lande umhergeführt und gezeigt, dann aber in Münster grausam hingerichtet. Die Käfige mit den Leichnamen hängte man an dem Lambertusthurme auf; da kann man sie noch heute sehen.

8. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

9. Theil 4 - S. 55

1880 - Stuttgart : Heitz
Kongreß zu Rastatt. Zweite Koalition. nun alle Eidgenossen zur Vertheidigung aufgerufen; aber es war kein rechter Ernst und keine Einigkeit unter ihnen. Sie wurden nach einiger Gegenwehr geschlagen und Bern, Freiburg und Solothurn besetzt. Jetzt wollten sie die ganze Schweiz umkehren. Da traten die Waldstädte, die einst so mannhaft gegen Oestreich und Burgund gekämpft hatten, zusammen, den treulosen Angriff abzutreiben. Aber — es waren nicht mehr die alten Schweizer. Es fehlte auch hier an Einigkeit und Vertrauen, und auch sie mußten nun den Einmarsch der verhaßten Franzosen dulden, welche die alte Eintheilung in 13 Cantons aufhoben und die Schweiz nach französischem Muster in eine einzige Republik verwandelten, die nun ganz von Frankreich abhängig blieb. Kaiser Franz hatte den Frieden von Eampo Formio so-schnell und übereilt geschlossen, daß dabei das verlassene deutsche Reich ganz übergangen war. Das mußte nun also für sich allein mit den Franzosen unterhandeln. In Rastatt, einer kleinen Stadt im Badenschen, eine Stunde vom Rhein kamen deutsche und französische Unterhändler zusammen. Das erste, was die unverschämten Franzosen verlangten, war, daß die Deutschen ihnen alle Länder, die sie auf dem linken Rheinufer gehabt hatten, abtreten sollten. „Aber," sagten die, welche dabei verloren, „wie kommen wir dazu, allein verlieren zu sollen?" — „Ihr sollt entschädigt werden!" antworteten die Franzosen; und als man fragte: wovon? so machten sie den Vorschlag, den geistlichen deutschen Fürsten, z. B. den Kurfürsten von Mainz, Trier und Cöln, dem Erzbischöfe von Salzburg u. s. w., ohne weiteres ihre Länder zu nehmen und davon die Entschädigungen zu bestreiten. Die Deutschen willigten endlich ein; aber kaum war eine Bedingung bewilligt, so waren die Franzosen schon wieder mit einer neuen da, und machten die . Deutschen nur einige Schwierigkeit, so wurde ihnen gleich gedroht und daran erinnert,. daß sie wehrlos wären. Dabei zogen die Franzosen die Unterhandlungen bis ins zweite Jahr hin, und wenn die Deutschen darüber klagten, so warfen sie ihnen vor, sie, die Deutschen, wären schuld daran, weil sie sich nicht schnell genug in alle Forderungen fügten. Endlich glaubten diese alles überstanden zu haben, und nahmen den ihnen dictirten Frieden an. Allein nun trat Kaiser Franz wieder auf, um den Krieg mit Frankreich zu erneuern. Das übermüthige Betragen der Franzosen gegen den Papst, die Schweiz und in Rastatt bewies ihm, daß man bei .»ihnen auf keine Treue und keinen Glauben rechnen könne. Er

10. Theil 4 - S. 447

1880 - Stuttgart : Heitz
Der Kulturkampf in Deutschland, der Schweiz und Italien. 447 das deutsche Vaterland an Macht und Ehre ungekränkt und unbeschädigt das Ziel des Friedens erreichen möge. In der Schweiz war der von der Hierarchie veranlaßte Kampf mit der Staatsgewalt von dieser ebenfalls in energischer Weise aufgenommen worden. Es lag in der Natur des republi-canischen Staatswesens, daß die Betheiligung und Mitwirkung des Volkes dabei lebhafter sichtbar wurde. Genf und das Bisthum Basel waren die Ausgangspuncte des Streites. Der Papst hatte den Canton Genf von der Diöcese Lausanne abgezweigt und den Pfarrer Mermillod in Genf zum dortigen Bischof ernannt. Der Staatsrath des Cantons verweigerte dieser Maßregel seine Anerkennung, und als darauf Mermillod vom Papste als apostolischer Vicar mit den Rechten eines Bischofs eingesetzt wurde, erklärte der Bundesrath, die oberste Behörde der Schweiz, daß eine solche ohne die Zustimmung der Staatsbehörde vorgenommene Veränderung in der kirchlichen Verfassung des Cantons null und nichtig sei. Mermillod beharrte bei seiner päpstlichen Beauftragung und wurde darauf aus der Schweiz ausgewiesen. Der Canton Genf stellte nun durch ein Gesetz fest, daß die Wahl neu anzustellender Pfarrer von den katholischen Bürgern vorzunehmen sei, daß sie dem Staate den Eid leisten und von ihm besoldet werden sollten. Auch in andern Kantonen schritt man zu ähnlichen Maßregeln. Im Bisthum Basel hatte der Bischof Lachat, dessen Wohnsitz in Solothurn war, einen Pfarrer abgesetzt, weil derselbe das Dogma von der Unfehlbarkeit nicht annehmen wollte. Darüber war der Bischof nicht nur mit der Gemeinde des Pfarrers, sondern auch mit den Behörden von Solothurn in Widerspruch gerathen. Das neue Dogma wurde von letzteren nicht anerkannt, und als Bischof Lachat dasselbe dennoch verkündigen ließ, erfolgte seine Absetzung und später auch die Aufhebung des Domkapitels von Basel. Ultramontaner Widerspruch fehlte freilich auch in der Schweiz nicht. Im Berner Jura mußte eine ganze Anzahl Geistlicher, welche den vaterländischen Gesetzen sich nicht fügen wollten, abgesetzt werden. Aber in dem größeren Theile der Schweiz wurde das Verlangen nach dem Ende der geistlichen Abhängigkeit von Rom laut ausgesprochen; es solle, forderte man, ein schweizerisches Nationalbisthnm ohne alle Mitwirkung Roms errichtet werden. Die Erreichung eines solchen Zieles lag jedoch noch in der Ferne; vorläufig ge-
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