342
die andere Hälfte die der Städte und Landgemeinden. Nur die Grunbbesitzer waren wahlberechtigt.
e) Der Zollverein wurde allmählich gebildet und erreichte 1834 seinen Abschluß. Danach steten die Zollschranken, die' auch der kleinste Staat an seinen Grenzen errichtet hatte und welche ein Hemmnis für Handel und Verkehr waren.
f) Das Schulwesen erfuhr unter dem Minister Altenstein durch Einführung der allgemeinen Schulpflicht, Gründung von Seminaren in allen Provinzen und Errichtung der Provinzialschnl-kollegien eine segensreiche Förderung.
Bei dieser Sorgfalt Friedrich Wilhelms Iii. für die Werke des Friebens und der strengen Wachsamkeit, die Österreichs Minister ausübte, blieben die beiben Hauptstaaten Dentschlanbs, Österreich und Preußen, von den Folgen verschont, welche eine neue Revolution in Frankreich auch für die übrigen Räuber nach sich zog.
Am 7. Jnni 1840 starb der König Friedrich Wilhelm Iii., von dem Volke wie ein Vater betrauert. Seine Anspruchslosigkeit, Gerechtigkeitsliebe und Gottesfurcht hatten das Herz des Volkes an ihn gekettet. Wohl hat auch feine wechfelvolle Regierung den herzlichen Anteil des Volkes ihm gewonnen.
Die französische Juttrevolulion) 1830.
Aus Ludwig Xviii. war im Jahre 1824 fein Bruder Karl X., 1824 bis 1830, gefolgt. Derselbe erweckte durch Begünstigung des hohen Adels und der Geistlichkeit den Verdacht, daß er auf die alten Zustände hinarbeite. Die infolge dessen wachsende Unzufriedenheit des Volkes wollte der König durch einen glücklichen Krieg ableiten, zu dein die Beleidigung des französischen Konsuls durch den Beherrscher oon Algier eben die Veranlassung gab. Als er aber nach der Niederwerfung Algiers in den sogenannten fünf Ordonnanzen ein neues Wahlsystem und die Zensur einführen wollte, erhoben die Pariser, geleitet von Thiers und dem alten Lafayette, einen Aufstand. Der König mußte fliehen, und die Krone wurde dem Herzoge Louis Philipp von Orleans übertragen.
Von den Folgen dieser in drei Tagen (vom 27.-29. Juli 1830) sich vollziehenden Revolution wurden mehrere andere Länder Europas berührt.
a) Belgien. In den seit 1815 vereinigten Niederlanden war der Gegensatz zwischen den katholischen, den Franzosen verwandten Belgiern und den kalvinistischen, germanischen Niederländern zu groß, als daß sie friedlich nebeneinander hätten wohnen können. Bald nach der Julirevolution brach daher in Brüssel ein Aufstand aus. Die Holländer
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Algier Algiers Europas Belgien Brüssel
262
Frankreich.
Ludwig Xiv., 1643—1715.
I. Vormundschaftliche Regierung, 1648—1661. Da er bei dem Tode des Vaters erst 5 Jahre alt war, so wurde für ihu eine vormundschaftliche Regierung bestellt, an deren Spitze Mazariu stand, ein Staatsmann, der zwar nicht die Kraft und Größe seines Vorgängers Richelieu hatte, aber doch der gewandteste Diplomat seiner Zeit war. Seine Politik folgte Richeliens Grundsätzen. Daher suchte er, den Krieg in Deutschland zu verlängern und im Innern widerstrebende Parteien zu unterdrücken. Es gelang ihm auch, Spanien durch einen Krieg zu schwächen. Der Widerstand des Parlaments gegen den Steuerdruck und die Opposition des Adels gegen Mazarin führte aber einen Ausstand der Fronde herbei, einer Volkspartei, an deren Spitze der Kardinal von Retz stand. Mazarin mußte aus einige Zeit Frankreich verlassen, kehrte aber nach einem Siege der königlichen Truppen an den Hos zurück. Der Krieg mit Spanien wurde durch den pyrenäifchen Frieden beigelegt, zu dessen Befestigung der unterdes mündig gewordene König die Tochter des spanischen Königs Philipp Iv., Maria Theresia, heiratete. Im Jahre 1661 übernahm Ludwig selbst die Regierung.
Ii. Ludwigs Xiv. Selbstherrschaft, 1661—1715. Im Innern war Ludwigs Streben aus unbeschränkte Selbstherrschaft gerichtet. Seine äußere Politik verfolgte das System Richelieus: die Selbständigkeit der anderen Staaten zu gefährden und Frankreich einen gebietenden Einfluß zu verschaffen. Um diese Ziele zu erreichen, wußte Ludwig alle Kräfte des Landes auss äußerste anzuspannen.
A. Hoslelieii. Der Schauplatz des glänzendsten Hoslebens, das den Übrigen europäischen Fürstenhöfen ein Vorbild wurde, war Versailles, wo Ludwig mit ungeheuren Kosten ein Schloß von prachtvoller Schönheit hatte herstellen lassen. Das am Hose beobachtete Zeremoniell, von Spanien übernommen, war streng vorgeschrieben, verbarg aber nur schlecht die sittlichen Gebrechen. Die Hauptperson war der König selbst, eine stattliche Erscheinung, bei aller Genußsucht ein Mann von angestrengter Thätigkeit. Der Adel wurde durch eine Menge neu geschaffener Ämter in den Kreis des Hoslebens gezogen, dadurch aber der Verwaltung seiner Güter und dem Einflüsse auf die ländliche Bevölkerung entfremdet.
B. Kunst, Litteratur und Missenschast. Von dein Könige und feinern Hofe ging eine lebhafte Anregung für Kunst und Litteratur aus; denn nicht bloß weckten die Bedürfnisse des Hofes die Kunstthätigkeit, sondern die Macht des Königs begeisterte auch Dichter und Künstler. Die französische Litteratur erlebte daher ihr goldenes Zeitalter und beherrschte den Geschmack des gebildeten Europa. In dieser Zeit lebten Moliere, Lustspieldichter, Corneille, Racine, Tragiker, La Fontaine, Fabeldichter, Boileau, Satiriker und Kritiker, Bossuet und Fenelon, Kanzelredner. Der Wissenschaft dienten mehrere Akademieen.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Spanien Retz Frankreich Spanien Ludwigs_Xiv Frankreich Versailles Spanien Europa La_Fontaine
80
Westen war noch unabhängig, denn die halbkultivierten iberischen Stämme waren widerstandsfähiger als die abgelebten Völker des Ostens. Die harte und habsüchtige römische Verwaltung rief blutige Ausstände hervor.
a) Der Krieg mit Viriathus. Dieser Held war aus einem verräterischen Blutbade, das die Römer unter den Lnsitaniern angerichtet hatten, entkommen und führte gegen die Römer einen hartnäckigen Guerillakrieg, bis er 140 ermordet wurde.
b) Der Numantinische Krieg, 143—133. Nach vielen Mißerfolgen der Römer zog sich der Krieg um Numantia zusammen, das allen Angriffen der Römer trotzte, bis der Zerstörer Karthagos, P. Kornelius Scipio Asrikauus minor, die tapferen Verteidiger zur Übergabe zwang.
Reihenfolge der römischen Provinzen: Sizilien, Sardinien mit Korsika, Hispania, Gallia cisalpina, Jllyrikum, Macedonia, Achaia, Afrika, Asm.
Provincia (von provincere, obsiegen) = eigentlich das unterworfene Land, dann aber Geschäftskreis, Verwaltnngsbereich. Die Verwaltung der Provinzen geschah durch ehemalige Konsuln oder Prätoren, die dann den Namen Prokonsuln, Proprätoren erhielten. Sie vereinigten in ihrer Person die höchste Zivil- und Militärgeivalt. Die Städte der Provinzen hatten ein verschiedenes Maß von Freiheiten.
Rom umfaßte in dieser Zeit ein Gebiet von 1 400 000 qkm. Sein auffallend schnelles Wachstum findet seine Erklärung
a) in dem kriegerischen Geiste des Volkes,
b) in der freiwilligen Unterordnung der Bürger unter das Gesetz,
c) in der günstigen Lage Roms.
Pie Zustände im Innern.
Die wichtigsten Veränderungen im Innern des Staates waren:
1. Das Amt der Diktatur ging (202) ein. Ju Zeiten außerordentlicher Gefahr wurde fortan den Konsuln diktatorische Gewalt erteilt (videant consules ne quid detrimenti capiat respublica).
2. Die Einrichtung der ständigen Gerichtshöfe. Bisher waren alle Kapitalverbrechen (b. H. solche, welche die Freiheit und Sicherheit des Staates und seiner Bürger gesährben) den Centnriatkomitien vorbehalten. Da aber der Gang dieser Rechtspflege schleppenb war, so würden für berartige Verbrechen ftänbige Gerichtshöfe unter beut Vorsitz der Prätoren eingerichtet.
3. Der neue Amtsadel. Seitbem Rom durch die fast ununterbrochenen Kriege den Grnnb zur Weltherrschast gelegt hatte, machten
i
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Extrahierte Ortsnamen: Karthagos Sizilien Sardinien Korsika Jllyrikum Macedonia Achaia Afrika Rom Roms Rom
176
1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
181
der Erzbischof von Köln als Herzog von Westfalen; derselbe belehnte die Freigrafen. Das Entstehen geordneter Rechtszustände machte der Feme ein Ende.
3. Wenzels Thätigkeit im Reiche. Seine Versuche, den Landfrieden zu befestigen, hatten keine Erfolge. Seitdem überließ er sich der Trägheit und Trunksucht und verlor dadurch, sowie durch seine Härte gegen die Geistlichkeit (Johann Nepomuk) die Achtung des Volkes. Als er das Reichslehen Mailand veräußert hatte, ward er abgesetzt, 1400.
Iii. Uuprecht von der Wfatz, 1400—1410. Es gelang ihm nicht, sich Anerkennung zu verschaffen. Auch die Bemühungen, Mailand wiederzuerwerben, waren erfolglos.
Iv. Sigmund, 1410—1437. Für seine Wahl hatte besonders Friedrich Vi. von Hohenzollern, Burggras von Nürnberg, gewirkt. Beim Antritte seiner Regierung war er bereits Kurfürst von Brandenburg und König von Ungarn; am Ende derselben wurde er auch als König von Böhmen anerkannt.
1. Kampf um Ungarn (vor Antritt seiner Regierung). Ludwig der Große, König von Ungarn, 1342—82, hatte seine älteste Tochter Maria mit Sigmund verlobt. Letzterer musste sich aber die Krone Ungarns gegen einen von den Ungarn gewählten Prätendenten erkämpfen. Bald darauf bedrohten ihn die Türken.
a) Ansturm der Türken. Das seldschukische Fürstentum Jkonium war durch die Mongolen aufgelöst und dann unter 10 turkomannische Häuptlinge geteilt worden. Einer derselben, Osman, legte durch Eroberung Bithyniens den Grund zum „Osmanischen Reiche." Seine Nachfolger find: Drchan, der die Janitscharen gründete, Miirad I., der bis Adrianopel vordrang, und Bajazeth, „der Blitz." Letzterer besiegte Sigmund bei Nikopolis, 1396.
b) Rettung. Die Rettung aus der Gefahr brachten die Mongolen, die unter Timur Lenk her anstürmten und Bajazeth bei Angora 1402 besiegten.
2. Die bedeutendsten Ereignisse unter Sigmunds Regierung sind das Konzil zu Konstanz und der Hussitenkrieg.
A. Das Konzil zu Konstanz, 1414—18, das größte im Mittelalter, hatte eine dreifache Aufgabe:
a) Die Beilegung des Kirchenschismas. Nachdem die Päpste ihren Sitz von Avignon, wo sie in großer Abhängigkeit von Frankreich gestanden, wieder nach Rom verlegt hatten (1377), fanden doppelte Papstwahlen statt (zu Avignon und in Rom). Das Schisma wurde vergrößert, als das Konzil zu Pisa 1409
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Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Mailand Mailand Brandenburg Ungarn Ungarn Ungarn Ungarn Nikopolis Angora Avignon Frankreich Rom Avignon Rom
201
Zweite Periode, 1648 — 1789. Das Zeitalter der unumschränkten Selbstherrschaft.
Erster Abschnitt. Die Zeit des französischen Übergewichts, 1648—1740.
Zweiter Abschnitt. Die Zeit Friedrichs des Großen, 1740 bis 1786.
Dritte Periode, 1789—1871. Das Zeitalter der Revolution.
Erster Abschnitt, 1789—1815. Die französische Revolution bis zum Sturze Napoleons.
Zweiter Abschnitt, 1815—71. Deutschlands Entwickelung zur Einheit.
Anhang. Deutschlands Hegemonische Stellung, 1871 bis jetzt.
Erste Periode.
Das Zeitalter der Reformation, 1517—1648.
Erster Abschnitt.
Die Zeit imrls Y., 1519-1556.
I. Die Reformation bis zur Leipziger Disputation, 1517—1519.
1. Zustände in Staat und Kirche. Die gewaltige Bewegung auf kirchlichem Gebiete fiel in eine Zeit, wo auch ein geringer Anstoß eine mächtige Veränderung zur Folge haben mußte.
A. Das Reich. Der bisher unerfüllte Wunsch einer Verbesserung der Reichsverfassung war aus einer allgemeinen Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen hervorgegangen.
a) Die Reichsritter waren über die Macht der Fürsten erbittert und verfolgten den Plan, die Verfassung zu ihren und des Kaisers Gunsten rückgängig zu machen.
b) Die Reichsstädte hatten die Niederlagen, die sie von den Fürsten erlitten, noch nicht verschmerzt und erregten andererseits durch ihren Reichtum den Neid der Fürsten, welche wiederum Klagen über die hohen Preise der Waren führten und die Städte besteuern wollten.
c) Sehr bedenklich war der Zustand des Bauernstandes, der unter dem Drucke der gesteigerten Abgaben litt. Da aber aus
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Nantes Nantes Frankreichs Habsburgs Frankreichs Frankreich Deutschlands Habsburgs England
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zu verhüten, indem er die Geschwister aus andere Weise entschädigte. Dadurch trug die Idee des Staates den Sieg über die familiären Ansprüche davon. Zugleich übernahm er in dem Minister von Dunkelmann einen Mann voll Entschlossenheit und Thatkraft.
A. Friedrich Iii. als Kurfürst, 1688—1701.
1. Seine Teilnahme an den europäischen Streitigkeiten.
a) Die europäischen Verhältnisse wurden damals von „der Verbindung Ludwigs Xiv. mit Jakob Ii. von England beherrscht. Da dieselbe eine Gefahr für Deutschland und die Niederlande in sich schloß, so unterstützte Friedrich trotz der verlockendsten Anerbieten von seiten Frankreichs die Expedition Wilhelms Iii., des Statthalters der Niederlande, nach England, durch die sich derselbe als Schwiegersohn Jakobs Ii. die Krone Großbritanniens erwarb, 1688. Auch den Kaiser und Spanien hatte der Kurfürst zur Zustimmung veranlaßt.
b) Gleichzeitig hatte Friedrich Gelegenheit, für Deutschland einzutreten, als Ludwig Xiv. die Ansprüche auf die erledigte Pfalz mit einer furchtbaren Verwüstung derselben durchzusetzen begann (der pfälzische Krieg, 1688—1697). Der Kurfürst sandte ein Heer an den Niederrhein, während die Reichstruppen sich gegen Mainz wandten. Trotz des Bündnisses, das der Kaiser mit Holland, Spanien und England schloß (erste Koalition katholischer und protestantischer Fürsten gegen eine Macht), und trotz bedeutender Anstrengungen Brandenburgs brachte der Friede zu Ryswijk 1697 den Verbündeten keinen Gewinn, und er war nur als ein Waffenstillstand anzusehen.
e) Endlich stellte der Kurfürst dem Kaiser Hilfstruppen im Kriege gegen die Türken, 1683—1699, die, von Ludwig Xiv. angetrieben, unter dem Großvezier Kam Mustapha gegen Wien vorgerückt, von deni Polenkönige Johann Sobieski aber auf dem Kahlenberge zurückgeschlagen worden waren. Die Brandenburger kämpften in den Schlachten bei Salankemen und Zenta, welche die Entscheidung und den Frieden zu Karlowitz herbeiführten.
2. Die Erwerbung der Königskrone, 1701. Der Friede zu Ryswijk hatte, da die brandenbnrgifchen Gesandten von den Verhandlungen ausgeschlossen waren, die Unzulänglichkeit der Stellung Brandenburgs hinlänglich bewiesen. Der Kurfürst schrieb diese Mängel
18*
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322
treten sollte. Der leichtfertige Minister Haugwitz aber, der mit der Sendung dieser Beschlüsse an Napoleon beauftragt war, wurde von der Nachricht der Niederlage bei Austerlitz überholt und ließ sich von Napoleon zu einem gegenteiligen Vertrage drängen: Preußen ging ein Bündnis mit Frankreich ein, trat Anspach, Neuenburg und den Rest von Kleve ab und erhielt den souveränen Besitz Hannovers. (Schönbrunner Vertrag.) Die unschlüssige Haltung, welche der König diesem Vertrage gegenüber annahm, und die Erbitterung der patriotischen Partei über denselben trug dazu bei, die Politik des Königs als eine treulose zu verdächtigen, und Napoleon ließ es an Kränkungen nicht fehlen. Preußen besetzte zwar Hannover, doch mußte es alle
Häfen den britischen Schiffen verschließen und der Minister Hardenberg entlassen werden. Die Besetzung Hannovers brachte naturgemäß Preußen in eine feindselige Stellung zu England. Napoleon knüpfte aber, um Preußen zum Kriege zu zwingen, nicht bloß freundschaftliche Verhandlungen mit England an, sondern ließ auch die Erklärung abgeben, daß er England die Rückgabe Hannovers versprochen habe. Darauf hin siegte endlich die Kriegspartei am Berliner Hofe, und der König machte das Heer mobil.
Die hervorragendsten Vertreter der Bewegung gegen Frankreich in Berlin waren die Königin Luise und Prinz Louis Ferdinand. Erstere überschätzte zwar die Kräfte Preußens; doch wurzelte ihr kriegerischer Eifer in einer durchaus edlen Natur. Letzterer war einer von den wenigen Männern in Preußen, die mit freiem Blicke die Weltlage beurteilten und den altpreußischen Heldensinn in sich fühlten. Von den Staatsmännern war der Freiherr von Stein unermüdlich thätig, feinem Könige die Mittel zum Kriege zu schaffen. Die Masse des Volkes lag in dumpfer Teilnahmslosigkeit.
B. Die Kriegserklärung. Das Verhalten Preußens in den früheren Kriegen war die Ursache, daß es jetzt vergebliche Unterhandlungen zur Gewinnung von Bundesgenossen führte; nur Rußland versprach Hilfe. Der König suchte noch durch ein Ultimatum, in dem er die Räumung Süddeutschlands und die Zulassung der Gründung eines norddeutschen Bundes von Napoleon verlangte, den Krieg abzuwenden; daraus hin erfolgte aber die Kriegserklärung.
C. Verlauf des Krieges.
a) Schlacht bei Jena. Die Zögerung Preußens, den Krieg zu eröffnen, gab Napoleon Zeit, ein Heer von 200000 Mann im nördlichen Bayern zu sammeln, mit dem er im Saalethale ab
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Neuenburg Kleve Hannovers England England England Frankreich Berlin Jena Saalethale
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wurden zurückgeschlagen, und die Großmächte erkannten auf einer Konferenz zu London die Unabhängigkeit Belgiens an. Der Prinz Leopold von Sachsen-Koburg wurde König der Belgier.
b) Polen. Hier war die revolutionäre Partei, zu welcher vorzüglich der Adel gehörte, mit der selbständigen Verwaltung unter dem Großfürsten Konstantin unzufrieden und forderte im Reichstage die Unabhängigkeit von Rußland. Die Unruhen brachen zuerst in der Kriegsschule zu Warschau aus und verbreiteten sich schnell im Volke, das sich mit den verschiedensten Geräten bewaffnete. Die aufständischen Scharen wurden aber an mehreren Orten, zuletzt bei Ostrolenka, entscheidend geschlagen, 1831. Polen verlor Hie Konstitution von 1815; an die Stelle des
Reichstages trat ein vom russischen Kaiser ernannter Reichsrat.
c) In der Schweiz bestand seit langer Zeit ein Gegensatz zwischen den Patriziern der Städte und der Landbevölkerung. Infolge der Eindrücke der Julirevolution gewann in den einzelnen Kantonen das demokratische Element der Landbevölkerung die Oberhand, und es wurden zeitgemäße Reformen getroffen. Als man aber in einigen Kantonen auch in kirchlicher Beziehung rücksichtslos vorging, schlossen 7 katholische Kantone den sogenannten „Sonderbund," der mit Gewalt gesprengt wurde,
1847. Die gemeinsamen Angelegenheiten wurden nun einem Rational-und einem Ständerate übertragen; die ausführende Gewalt erhielt ein Präsident.
(Vi.) Friedrich Wilhelm Iv., 1840—1861.
1. Charakter und Regierungsantritt.
Friedrich Wilhelm Iv. wurde den 15. Oktober 1795 zu Berlin geboren. Sein lebhafter, für alles Edle und Schöne empfänglicher Geist entwickelte sich zuerst unter der Leitung seiner geistvollen Mutter, der Königin Luise. Tüchtige Lehrer, wie Riebuhr, Savigny, führten ihn sodann in die Staatswisfenschaften ein, während Scharnhorst und Knesebeck die militärische Ausbildung leiteten. Die Bildhauer Schinkel und Ranch bildeten sein Talent für die zeichnenden
Künste, das durch eine Reife nach Italien reiche Nahrung fand. Friedrich
Wilhelm zählte zu den gebildetsten Fürsten aller Zeiten; doch war ihm, dem Manne des Gedankens und Gefühls, eine gewisse Weichheit des Gemütes eigen, die ihm in den ernsten Zeiten feiner Regierung eine verhängnisvolle Unentschlossenheit gab.
Bei seinem Regierungsantritte erwarteten ihn vorzüglich zwei Aufgaben: 1. er sollte das Versprechen seines Vaters erfüllen, dem Lande eine dem Geiste der Zeit entsprechende Konstitution zu geben, 2. man erwartete von ihm, daß er Deutschland ans seiner Zerrissenheit zu einer festeren Einheit führe.
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Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Sachsen-Koburg Leopold Konstantin Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Savigny Schinkel Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Belgiens Polen Warschau Ostrolenka Berlin Italien Deutschland