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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Geschichte des Altertums für Präparanden-Anstalten und Lehrerseminare - S. 39

1904 - Habelschwerdt : Franke
39 jngsten Teile dieser Heldengedichte bis ins 7. Jahrhundert hinabreicht. Bis in die Neuzeit wird man nicht mde, diese unvergnglichen Werke alter Poesie zu pflegen und sie den Nachkommen zu berliefern. Die lyrische Dichtung, das Lied, ist in den ersten An sngen dem Leben der Gemeinschaft entsprungen. Ernste und heitere Familien-oder religise Feiern haben zu Gelegenheitsgedichten Ver-anlassung gegeben, mit deren rhythmischem Vortrag auch Tanzweisen verbunden waren. Doch hat die Lyrik der lteren Zeiten auch schon das Empfinben der Persnlichkeit zum Ausbruck gebracht; Archilochus, Alcus und bte Dichterin Sappho haben gesungen, was ihr Herz bewegte. Ihnen verbauten wir auch die ersten knstlichen Versmae, zierlich verschlungene Rhythmen (vergl. die deutsche Odendichwng). Den Schlu der alten Zeit bildet Pin dar aus Theben, der zur Zeit des ersten Perserkrieges lebte. Lied und Epos nahmen im Perikleischen Zeitalter keine selbstndige Entwicklung, sondern verschmolzen im Drama zur hchsten Kunst-form. Das Drama ist aus den heiteren Scherzen und Gesngen, wie sie betin Dionysosfeste blich waren, entstanden. (Die Arbeiten des Winzers, die Traubenprobe, Weinlese, Kelter, gaben Anla zu mehr-tgigen Feiern zu Ehren des Weingottes Dionysos ober Bacchus, bei benen ein Ziegenbock, der Verwster des Weinstocks, geopfert wrbe;, trgos = Ziegenbock, tragoila = Bocksopfer, Kombie von kmos .= feierlicher Umzug )^Das Drama hat sich nach zwei Richtungen, nach einer ernsten "und heiteren, entwickelt. Die Tragbie, welche die schweren Konflikte ^i>es Mmschenherzens barstellt, oerbatikt jenen Festen ausgelassener Frenbe ebenso ihren Ursprung, wie die Kombie, welche die Torheiten der Menschen verspottet. Merkwrbiger-weise hat bei bett lebenslustigen Hellenen die Tragdie eher ihre Blte . erreicht als die Komdie. Sie erhob sich zu hchster Vollendung in den Dichtern schylos, Sophokles und Euripides, deren Lebensdaten man in der Weise in Verbindung bringt, da schylos in der Schlacht von Salamis mitfocht, Sophokles als 16 jhriger Jngling im Siegesreigen auftrat und Euripides am Tage der Schlacht auf der Insel geboren wrbe. Die Kombie sanb ihren geistreichsten Vertreter in^Aristphanes, der inbes schon der nachperikleischen Zeit angehrt. -V.das griechische Theater (Fig. 7) war halbkreisfrmig erbaut, uuvebeckt und schaute gewhnlich auf das Meer hinaus. Der Zuschauerraum hatte nach der Peripherie sich eihebenbe Sitze und war durch grtelartige Runbgnge (dizoma = Grtel) und rabienfrmig aussteigenbe Treppen in keilfrmige Abschnitte zerlegt. Vor der untersten Sitzreihe war ein mehrfach berbrcfter Graben fr das sich etwa ansammelnde Regenwasser gezogen. Am Durchmesser des ganzen Baues tag die Bhne (pruskenion), auf der die Schauspieler auftraten, baoor die ruttbe Orchestra, ans welcher der Chor sich bewegte. Den

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 5

1904 - Habelschwerdt : Franke
5 einer Feldschlacht in Keilform aufgestellt. Zum Fuvolk gehrte namentlich die kriegerische Jugend. Weiber und Kinder feuerten durch ihren Zuruf den Mut der Kmpfer an. Zur Leitung des Ganzen wurde ein Herzog gewhlt. Die Fhrer der einzelnen Ab-teiluugeu waren Fürsten. Sie leisteten durch ihr Vorbild mehr als durch Befehl. Die Hauptmassen waren die Framea (eine kurze Lanze) und ein Schild; doch waren auch Streitaxt, Keule und der Sax (ein schwerthnliches Messer) gebruchlich. Eine Eigentmlichkeit der Germanen war das Gefolgschafts-Wesen. Junge, waffenfhige Männer schloffen sich einem Fürsten an. Sie bildeten seine Begleitung, wohnten bei ihm und erhielten Speise und Trauk in seiner Halle; daher heien sie in spteren Gedichten Herd-gesellen oder Bankgenossen. Durch einen Eid wurde das Verhltnis befestigt. Im Kriege wetteiferte das Gefolge mit dem Fürsten in Mut und Tapferkeit; ihn zu berleben galt als Schimpf. 6. Religion, der die Religion der alten Deutschen haben wir nur sprliche Nachrichten. Die Quellen, denen wir unsere Kenntnis der deutschen Mythologie verdanken, sind die Berichte der rmischen und griechischen Schriftsteller (Csar, Tacitus, Plutarch, Strabo u. a.) und die Lebensbeschreibungen der christlichen Glaubensboten, ferner Abfchwrungsformeln, die Merfeburger Sprche, die Volkssagen und Mrchen. Genauer sind wir der die altnordische Religion unterrichtet, mit der wahrscheinlich die Religion der im eigentlichen Deutschland wohnenden Germanen viel hnlichkeit hatte. Die skandinavischen Gtter-und Heldensagen sind in den beiden Edden enthalten. Die ltere oder Lieder-Edda, die 1643 aufgefunden wurde, ist eine Sammlung altnordischer Lieder aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Die jngere oder prosaische Edda rhrt vou dem islndischen Skalden Snorri Sturlusou (f 1241) her, der fr junge Snger auf Grund der alten Lieder eine Mythologie schrieb, die den Namen Edda, d. h. Poetik, erhielt. a) Götter. Die Götter der Germanen waren personifizierte Naturkrfte. Die ursprnglichen Götter, gewaltige Riesen, muten den Lichtgttern, den Asen, weichen. Diese bewohnen die Himmels-brgen und bilden eine Gemeinschaft nach menschlichem Muster. An ihrer Spitze steht Odin od.er Wodan. Er ist der Gott der Vlker-leitenden Fürsten und der Helden, aber auch der grbelnde Ase", der Gott der Weissagung, des Wissens und Dichtens, der die Runen, die Schristzeicheu, erfunden hat. Er trgt einen groen Schlapphnt, den er tief ins Gesicht zieht, um seine Einugigkeit zu verbergen. In einen weiten Mantel gehllt, ist er der Anfhrer der wilden Jagd". Thront er auf der Gtterburg, dann sitzen zwei Raben auf feinen Schultern; sie heien Gedanke" und Erinnerung". Odins Gemahlin Lamprecht, Deutsche Geschichte: Die Religion der Germanen. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 6. Kauffmann, Deutsche Mythologie. Sammlung Gschen. Golther, Handbuch der germanischen Mythologie. Leipzig 1895.

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 104

1904 - Habelschwerdt : Franke
104 in ein wissenschaftliches System zu bringen. Man nennt diese theologische Richtung Scholastik (von schola=@chule, scholasticus=Ssorfteer der Lehrer einer hheren Schule). Mit dem Bekanntwerden der Werke des Aristoteles, die besonders durch maurische Gelehrte ber-mittelt wurden, begann im Anfange des 13. Jahrhunderts ein neuer Aufschwung der Scholastik. Der deutsche Dominikaner Albert von Boilstdt, spter Albertus Magnus genannt, der als Lehrer in Paris und Cln wirkte (f 1280), machte die aristotelische Philosophie zum Gemeingut der gelehrten Welt. Sein Schler Thomas von Aqnin (f 1274) gilt als der grte Kirchenlehrer nach Augustinus. Durch gleiche Gelehrsamkeit zeichneten sich die Franziskaner Bonaventura (t 1274) und Dnns Scotns (f 1308) aus. In den brigen Wissenschaften hinderte der auf das Phantastische und Wunderbare gerichtete Zug der Zeit und das An-sehen des Aristoteles, bessen Mitteilungen wie Dogmen behandelt wurden, die eigene Forschung. Deshalb blieb die Naturwissenschast zurck, und es wrben die Ungeheuerlichkeiten des Physilogns, einer ans die heidnischen Fabeln gegrndeten Tierkunde, allgemein geglaubt. In der Geschichtschreibung dieser Zeit spiegeln sich die groen Taten Friedrich Barbarossas und Heinrichs Vi. in den Werken Ottos von Freisingen, Rahewins und Ottos von St. Blasien wiber. Seit dem Niedergauge der Kaisermacht erzählen die Chronisten die Geschichte einzelner Landschaften, wie Helmold in seiner Slawen-chronik und Arnold von Lbeck in der Hamburgischen Kirchen-geschichte. 1). Dichtkunst. Die Bekanntschaft mit der reichen Sagenwelt des Morgenlandes und bte ritterlichen Taten der Kreuzfahrer regten die Poesie mchtig an. Es entwickelte sich eine Vorliebe fr das Wunderbare und Abenteuerliche; spter bezeichnete man diese Richtung als Romantik. Die Heimat berselben ist Frankreich, namentlich bte Provence (prowngs). Die Poesie nannte man hier sinnig bte Kuust des Finbens, bte Dichter Troubabours. (Bertran be Born.) In Spanien wrben die ritterlichen Taten des Cib, der die Mauren bekmpfte, in Volksliedern besungen. Die dcntfcfte Poefle erreichte in dieser Zeit ihre erste Blteperiode. Hierzu trugen verschiedene Umstnde bei. Das Christentum hatte sich auf das innigste mit dem germanischen Geiste vereinigt, und in kindlicher Frmmigkeit begeisterten sich die Deutscheu fr hohe Jbeale. Die politische Gre Deutschlands in der Glanz-zeit der Hohenstaufen, die mit anderen Fürsten die Sangeskunst pflegten, Herder. Der Cid. Prinz I. Nr. 5054. Schultz, Das hfische Leben zur Zeit der Minnesnger. 2 Bde. Leipzig 1889.

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. uncounted

1904 - Habelschwerdt : Franke
Wegweiser durch die pdagogische Literatur. (Hamm in Westfalen.) Das ist ein eigenartig angelegtes Gesangbuch, so eingerichtet, wie ich es fr den praktischen Gebrauch schon lngst wnfcbte. Der Verfasser hat hier aus der Praxis fr die Praxis geschrieben. In acht-jbrigem Kursus gelangen in aufsteigender Stufenfolge die besten unserer Schnl- und Volkslieder znr Durch-nhme, wobei den einfachsten, aber auch den weitgehendsten Ansprchen vollauf gengt wird. Die Melodieen, zwei- oder dreistimmig gegeben, zeichnen sich durch stimmungsvolle Harmonieen aus. Was dem Werke zum ganz besonderen Vorzuge gereicht, der es weit der alle anderen Erscheinungen des gleichen Gebiets erhebt. Das ist die Beigabe der rhythmischen, melodischen und harmonischen Elementar-bungen, welche der Durchnahme und Einbung jeder einzelnen Nummer speziell voranzugehen haben Praktisch-methodische Anmerkungen befhigen den Lehrer zu einer recht instruktiven Erledigung dieser dreierlei bungen, von welcher ein exaktes, fehlerfreies und tadelloses Sinken der Melodie doch so wesentlich bedingt ist. Der im Eingnge gegebene theoretische Teil (30. S.) ist grundlegend, berzeugend und in die Tiefe gehend. Ein verstndiger Gebrauch dieses trefflich informierenden Fhrers auf dem Gebiete des Gesangunterrichtes wird zur Hebung des Schulgesanges, der Sangeslust und Sangesfrende schtzenswerte Dienste leisten. Ich wnsche das auch uerlich sorgfltig ausgestattete Buch iu die Hand jedes jungen wie alten Lehrers zur Nachahmung und zur Nachachtung, ihm zur Freude, der Jugend zum Segen. Kottje, Will)., Knigl. Musikdirektor, Katholisches Gesang-tutb Gebetbuch. Zum Gebrau-e beim ffentlichen Gottesdienste, sowie bei Privatandachten. Mit in den Text gedruckten Melodieen. Dritte, vermehrte und verbesserte Auflage. Preis: in V Leder 1,50 M, in Leder 2,00 M, in Leder mit Goldschnitt 2,50 M. --Ausgabe ohne Noten in Leinen, Rotschnitt 1,20 M, in Chagrinledcr mit Goldschnitt 2,00 M, in wattiert Leder mit Namenszug 2,40 M, in wattiert Leder mit Mittelstreifen 2,60 M. Kothe, Witt)., Drgelliegleitung zu den Melodieen des katholischen Gesangbuches. Zum Gebrauche beim ffentlichen Gottesdienste, sowie bei Privatandachten. Nebst Anhang. 4. Auflage. Brosch 7,50 M, geb. 8,50 M. Kothe, Witt)., Auswahl der gebruchlichsten Schul- und Kirchenlieder. A, Ausgabe mit Noten. Nach dem amtlichen Lehrplanentwurs zusammengestellt. 5. Aufl. Preis: 45 Pf. B. Ausgabe ohne Noten 50. Aufl. (264.268. Tausend). Preis: 10 Pf. Der Inhalt beider Ausgaben ist der gleiche, und knnen mithin beide Ausgaben in einer und derselben Schulklasse bequem auch neben einander gebraucht werden. Die 80 weltlichen und 58 religisen Lieder gehren zu deu beliebteste unserer Schulen. Die Lieder letzterer Art sind nmlich dem greren Gesang- und Gebetbuche entnommen und zugleich mit den Nummern versehen, welche die Stellung derselben in jenem bezeichnen. Den 4stimmigen harmonischen Satz bietet die Orgelbegleitung zu dem kathol. Gesangbuche".

6. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

7. Theil 3 - S. 9

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther. Leo X. Ablaßzettel. Tezel. 9 eigener Münze bezahlt. In Jüterbogk meldete sich bei ihm ein Ritter, der einen Ablaßzettel begehrte, weil er jemanden auf der Landstraße berauben wollte; denn auch Sünden, die man noch begehen wollte, konnte man schon im voraus abkaufen. Tezel forderte einen tüchtigen Preis. Dann reiste er ab. Aber als er durch einen Wald fuhr, sprengte plötzlich ein Ritter mit mehreren Knechten herbei, hielt seinen Wagen an und nahm ihm seinen schweren Geldkasten ab. Tezel schrie wie besessen und verfluchte den Räuber bis in den Abgrund der Hölle. „Sachte! sachte!" rief der Ritter und holte den Ablaßzettel heraus, „kennst du mich nicht mehr? Hier ist ja dein Ablaß!" — Der leere Kasten wird noch auf dem Rathhause von Jüterbogk aufbewahrt. Der Handel 'mit diesen Ablaßzetteln machte die Leute ganz gewissenlos; denn sie mußten am Ende glauben, eine Sünde habe weiter nicht viel zu bedeuten, man könnte sie ja mit einigen Groschen, höchstens einigen Thalern abkaufen. Und diesen Glauben suchte Tezel durch seine unverschämten Predigten noch zu vermehren. Er lehrte geradezu: der Ablaß sei die höchste und allerwertheste Gabe Gottes; denn dadurch könne man ohne Reue und Buße selig werden. Das Ablaßkreuz mit des Papstes Wappen vermöge eben so viel als Christi Kreuz. Das niedere Volk hat von jeher einen Hang zum Aberglauben und war damals in religiösen Dingen höchst unwissend. Kein Wunder, daß eine Menge von Leuten dem Tezel nachlies und seinen Ablaß kaufte. Manche kamen damit auch wohl zu Luther und fragten ihn, was er dazu meinte? Dieser ergrimmte über diese schändliche Betrügerei nicht wenig. Sein ganzes frommes Gemüth empörte sich, wenn er daran dachte, wie man die Einfalt des armen Volkes mißbrauchte, es um sein Gewissen und sein Geld zugleich zu betrügen. In diesem edeln Eifer vergaß er ganz, wie unbedeutend er,-ein armer und noch junger Mönch, damals noch war, und wie wenig Hoffnung er hatte, gegen den mächtigen Papst etwas auszurichten. Aber danach fragt ein von edler Begeisterung ergriffenes Gemüth nicht. „Zu der Zeit," sagt Luther selbst, „war ich Prediger allhie im Kloster und ein junger Doctor, neulich aus der Esse kommen, hitzig und lustig in der heiligen Schrift. Als nun viel Volks von Wittenberg lies dem Ablaß nach, und ich, so wahr mich mein Herr Christus erlöset hat, nicht wußte, was der Ablaß wäre, wie es denn kein Mensch nicht wußte, fing ich säuberlich an zu predigen, man könnte wohl Besseres thun, das gewisser

8. Theil 4 - S. 447

1880 - Stuttgart : Heitz
Der Kulturkampf in Deutschland, der Schweiz und Italien. 447 das deutsche Vaterland an Macht und Ehre ungekränkt und unbeschädigt das Ziel des Friedens erreichen möge. In der Schweiz war der von der Hierarchie veranlaßte Kampf mit der Staatsgewalt von dieser ebenfalls in energischer Weise aufgenommen worden. Es lag in der Natur des republi-canischen Staatswesens, daß die Betheiligung und Mitwirkung des Volkes dabei lebhafter sichtbar wurde. Genf und das Bisthum Basel waren die Ausgangspuncte des Streites. Der Papst hatte den Canton Genf von der Diöcese Lausanne abgezweigt und den Pfarrer Mermillod in Genf zum dortigen Bischof ernannt. Der Staatsrath des Cantons verweigerte dieser Maßregel seine Anerkennung, und als darauf Mermillod vom Papste als apostolischer Vicar mit den Rechten eines Bischofs eingesetzt wurde, erklärte der Bundesrath, die oberste Behörde der Schweiz, daß eine solche ohne die Zustimmung der Staatsbehörde vorgenommene Veränderung in der kirchlichen Verfassung des Cantons null und nichtig sei. Mermillod beharrte bei seiner päpstlichen Beauftragung und wurde darauf aus der Schweiz ausgewiesen. Der Canton Genf stellte nun durch ein Gesetz fest, daß die Wahl neu anzustellender Pfarrer von den katholischen Bürgern vorzunehmen sei, daß sie dem Staate den Eid leisten und von ihm besoldet werden sollten. Auch in andern Kantonen schritt man zu ähnlichen Maßregeln. Im Bisthum Basel hatte der Bischof Lachat, dessen Wohnsitz in Solothurn war, einen Pfarrer abgesetzt, weil derselbe das Dogma von der Unfehlbarkeit nicht annehmen wollte. Darüber war der Bischof nicht nur mit der Gemeinde des Pfarrers, sondern auch mit den Behörden von Solothurn in Widerspruch gerathen. Das neue Dogma wurde von letzteren nicht anerkannt, und als Bischof Lachat dasselbe dennoch verkündigen ließ, erfolgte seine Absetzung und später auch die Aufhebung des Domkapitels von Basel. Ultramontaner Widerspruch fehlte freilich auch in der Schweiz nicht. Im Berner Jura mußte eine ganze Anzahl Geistlicher, welche den vaterländischen Gesetzen sich nicht fügen wollten, abgesetzt werden. Aber in dem größeren Theile der Schweiz wurde das Verlangen nach dem Ende der geistlichen Abhängigkeit von Rom laut ausgesprochen; es solle, forderte man, ein schweizerisches Nationalbisthnm ohne alle Mitwirkung Roms errichtet werden. Die Erreichung eines solchen Zieles lag jedoch noch in der Ferne; vorläufig ge-

9. Theil 4 - S. 437

1880 - Stuttgart : Heitz
Der Culturkampf in Deutschland, der Schweiz und Italien. 437 Ebenso vorübergehend wie der damalige Kampf der preußischen Slaatsregierung gegen die kirchlichen Eingriffe in die Staatsgesetze war der aus dem Volke entspringende Angriff auf die römische Kirche, welchen der Kaplan Ronge in Schlesien unternahm (siehe S. 189). Aber die Kühnheit des Mannes, welcher sich zum Führer auswarf, war größer, als seine reformatorische Kraft; der Anprall der Woge verlief ohne nachhaltige Wirkung. Doch hatten das großartige Aufsehen, welches Ronge hervorrief, und die Aufnahme, welche er bei dem deutschen Volke fand, urplötzlich und überraschend die Möglichkeit eines Abfalls von Rom offenkundig gemacht. Von der Zeit an verdoppelte Rom seine Wachsamkeit und seine Anstrengungen, um solche Abfallgedanken gründlich auszurotten. Diese Bemühungen sind in hohem Grade gelungen. Niemals seit den Zeiten der Gegenreformation war der deutsche Klerus stärker von dem Gedanken durchdrungen: „unser Heil liegt jenseits der Berge"; nie war in der römisch-katholischen Bevölkerung Deutschlands das Gefühl der Zugehörigkeit an Rom so überwiegend, wie nach der Beseitigung des ersten Eindrucks der Ronge'schen Bewegung. Hieraus erklärt sich auch die Thatsache, daß der nach dem römischen Concil in Deutschland auftretende Altkatholicismus ein so zögerndes Entgegenkommen fand. Die Haltung der Staatsregierungen und ihre Maßregeln gegen die deutsch-katholische Bewegung hatte die römische Kirche zu Dank verpflichtet; sie trug ihn ihrerseits in dem einflußreichen Beistände ab, welchen sie den Regierungen gewährte,, als es galt, die durch die Volksbewegungen von 1848 erschütterte Staatsordnung neu zu befestigen. Die Kirche wurde dabei als ein mächtiger und sicherer Bundesgenosse der Staatsgewalt angesehen und behandelt, und sie benutzte die günstige Situation zu ihrem Vortheil. Diese Verhältnisse hörten auf, als das durch die Ereignisse von 1866 und von 1870/71 verjüngte nationale Leben sich festere Ziele steckte, und als der Staat durch die Verkündigung der päpstlichen Unfehlbarkeit genöthigt wurde, eine Abgrenzung zwischen seinen Rechten und denen der Kirche zu suchen. In Baiern wurde die amtliche Verkündigung des neuen Glaubenssatzes verboten; die Regierungen von Baden und Württemberg erklärten, daß alle Folgerungen, welche aus der neuen Lehre auf Staatsverhältnisse hergeleitet werden sollten, ungültig seien. In Preußen wurde jene Abgrenzung durch neue, die Befugnisse des Staates sichernde Gesetze .(Maigesetze) festgestellt. Die Bischöfe versuchten, das Zu-

10. Theil 4 - S. 438

1880 - Stuttgart : Heitz
438 Neueste Geschichte. 3. Periode. standekommen der neuen Gesetze zu verhindern, und als dies nicht gelang, versagten sie ihre Mitwirkung bei Ausführung derselben. So brach der Kampf zwischen der Staatsregierung und der Hierarchie aus. Diesen Kampf in seinem an Wechselwirkungen so reichem Verlaufe und in feinen Steigerungen zu verfolgen, kann nicht Aufgabe unsrer Geschichtserzählung sein. Es wird genügen, an die hervorragendsten Momente zu erinnern. An Kaiser Wilhelm war bald nach der Proclamiruug des deutschen Reiches eine Adresse gerichtet worden, daß er für die Wiederherstellung des Kirchenstaates und die weltliche Souverainetät des Papstes eintreten möge. Ernstliche Hoffnungen auf die Erfüllung dieser Bitte sind schwerlich gehegt worden; die preußische Regierung zögerte auch nicht, bei gegebener Veranlassung zu erklären, daß die Beschlüsse des vaticanischen Concils für sie nicht verbindlich, seien; sie werde also nicht aufhören, katholische Geistliche und Lehrer ihrerseits auch in dem Falle fortgesetzt als solche anzuerkennen, wenn dieselben das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit nicht annähmen. Nun ließen Conflicte nicht lange auf sich warten. Zu Braunsberg in Preußen untersagte der Bischof von Ermeland dem Religionslehrer am Gymnasium, welcher das neue Dogma nicht annahm, die Weiterführung seines Amtes und stieß ihn aus der Kirchengemeinschaft aus, während die Staatsbehörde fortfuhr, ihn in seinem Amte als katholischer Religionslehrer zu belassen. Der Bischof erklärte, daß das kirchliche Recht süir ihn verbindlicher sei, als das bürgerliche Gesetz; strenge Maßregeln der Regierung gegen ihn waren die Folge. Aehnliche Fälle ereigneten sich in Schlesien, am Rhein und in Posen. Die römische Priesterschaft kam in Verwickelungen mit den Gegnern des neuen Dogma's und gerieth dann auch in Widerspruch mit der Staatsbehörde. Dieser Widerstand gegen das Unfehlbarkeits-Dogma innerhalb der katholischen Kirche selbst gewann bald unter dem Namen „Altkatholicismus" eine Gestaltung. Die Bewegung war von den Universitäten ausgegangen. Angesehene Professoren, unter ihnen Lehrer der katholischen Theologie (Professor Döllinger in München) hatten sich gegen die Einführung jenes neuen Glaubenssatzes erklärt; sie fanden weitere Zustimmung und nannten sich Altkatholiken, weil sie meinten, bei der alten, vor der Neuerung des römischen Concils bestehenden Kirchenlehre zu verbleiben. Die Ab-
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