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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 237

1888 - Habelschwerdt : Franke
237 d) Religion. Dieselbe war eine Natur-Religion. Die Kraft des Lichtes und Feuers galt als das höchste Wesen, das als gute und böse Gottheit sich offenbart (Belbog und Czernybog). Durch Souderuug der Eigenschaften wurden drei Gottheiten Gegenstand der Verehrung, Perknn, Radegast und Siwa. In einigen Gegenden genoß der Swantewit das größte Ansehen; ihm war das Pferd heilig. I. Hründurig der Wordmark. 1. Karl der Große im Kampfe gegen die Wenden. Die Sachsenkriege boten Karl dem Großen anch Veranlassung zur Berührung mit den Wenden, indem die an der mittleren Elbe wohnenden Stünime den Sachsen Hilfe leisteten, während die nördlichen Obotriten von Karl gewonnen waren. Für die künftige Sicherheit der Grenze sorgte Karl durch das vou ihm wiederholt mit Erfolg angewandte Marksystem, d. h. er stellte das dem Feinde abgerungene Land unter militärischen Befehl. Die Mark war demnach im steten Kriegszustände, an geeigneten Stellen mit Burgen besetzt und mit Kriegsleuten belegt. Der Markgraf, dem für den Fall der Gefahr oft die Grafschaft der Nachbargaue mit übertragen war, hatte die Aufgabe weiterer Bekehrung und Unterwerfung; die Häuptlinge und Stämme waren ihm tributpflichtig. Unter den Nachfolgern lockerten sich die Bande, welche die Slavenländer bereits an das Frankenreich knüpften, und bis zur Regierung des letzten Karolingers ging die Oberherrlichkeit Deutschlands gänzlich verloren. 2. Wiederherstellung der Marken, 928. Heinrich I. war es erst, der die Kulturaufgabe der Deutschen gegen den Osten hin wieder erkannte und mit Energie und System durchzuführen begann. Während des Waffenstillstandes mit den Ungarn übte er sein neu gebildetes Reiterheer im Kampfe mit den Slaven ein. Er besiegte die Heveller und eroberte ihre Feste Brennabor (Brandenburg); auch die Stämme nördlich von den Hevellern unterwarf er. Nach diesen Erfolgen wurden die Marken wiederhergestellt und den benachbarten Grafen mit dem Aufträge übergeben, die Eroberung zu behaupten und weiter auszudehnen, 928. Der Sieg über die Ungarn 933 befestigte die Herrschaft über die Slaven.

3. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

4. Theil 3 - S. 9

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther. Leo X. Ablaßzettel. Tezel. 9 eigener Münze bezahlt. In Jüterbogk meldete sich bei ihm ein Ritter, der einen Ablaßzettel begehrte, weil er jemanden auf der Landstraße berauben wollte; denn auch Sünden, die man noch begehen wollte, konnte man schon im voraus abkaufen. Tezel forderte einen tüchtigen Preis. Dann reiste er ab. Aber als er durch einen Wald fuhr, sprengte plötzlich ein Ritter mit mehreren Knechten herbei, hielt seinen Wagen an und nahm ihm seinen schweren Geldkasten ab. Tezel schrie wie besessen und verfluchte den Räuber bis in den Abgrund der Hölle. „Sachte! sachte!" rief der Ritter und holte den Ablaßzettel heraus, „kennst du mich nicht mehr? Hier ist ja dein Ablaß!" — Der leere Kasten wird noch auf dem Rathhause von Jüterbogk aufbewahrt. Der Handel 'mit diesen Ablaßzetteln machte die Leute ganz gewissenlos; denn sie mußten am Ende glauben, eine Sünde habe weiter nicht viel zu bedeuten, man könnte sie ja mit einigen Groschen, höchstens einigen Thalern abkaufen. Und diesen Glauben suchte Tezel durch seine unverschämten Predigten noch zu vermehren. Er lehrte geradezu: der Ablaß sei die höchste und allerwertheste Gabe Gottes; denn dadurch könne man ohne Reue und Buße selig werden. Das Ablaßkreuz mit des Papstes Wappen vermöge eben so viel als Christi Kreuz. Das niedere Volk hat von jeher einen Hang zum Aberglauben und war damals in religiösen Dingen höchst unwissend. Kein Wunder, daß eine Menge von Leuten dem Tezel nachlies und seinen Ablaß kaufte. Manche kamen damit auch wohl zu Luther und fragten ihn, was er dazu meinte? Dieser ergrimmte über diese schändliche Betrügerei nicht wenig. Sein ganzes frommes Gemüth empörte sich, wenn er daran dachte, wie man die Einfalt des armen Volkes mißbrauchte, es um sein Gewissen und sein Geld zugleich zu betrügen. In diesem edeln Eifer vergaß er ganz, wie unbedeutend er,-ein armer und noch junger Mönch, damals noch war, und wie wenig Hoffnung er hatte, gegen den mächtigen Papst etwas auszurichten. Aber danach fragt ein von edler Begeisterung ergriffenes Gemüth nicht. „Zu der Zeit," sagt Luther selbst, „war ich Prediger allhie im Kloster und ein junger Doctor, neulich aus der Esse kommen, hitzig und lustig in der heiligen Schrift. Als nun viel Volks von Wittenberg lies dem Ablaß nach, und ich, so wahr mich mein Herr Christus erlöset hat, nicht wußte, was der Ablaß wäre, wie es denn kein Mensch nicht wußte, fing ich säuberlich an zu predigen, man könnte wohl Besseres thun, das gewisser

5. Theil 4 - S. 447

1880 - Stuttgart : Heitz
Der Kulturkampf in Deutschland, der Schweiz und Italien. 447 das deutsche Vaterland an Macht und Ehre ungekränkt und unbeschädigt das Ziel des Friedens erreichen möge. In der Schweiz war der von der Hierarchie veranlaßte Kampf mit der Staatsgewalt von dieser ebenfalls in energischer Weise aufgenommen worden. Es lag in der Natur des republi-canischen Staatswesens, daß die Betheiligung und Mitwirkung des Volkes dabei lebhafter sichtbar wurde. Genf und das Bisthum Basel waren die Ausgangspuncte des Streites. Der Papst hatte den Canton Genf von der Diöcese Lausanne abgezweigt und den Pfarrer Mermillod in Genf zum dortigen Bischof ernannt. Der Staatsrath des Cantons verweigerte dieser Maßregel seine Anerkennung, und als darauf Mermillod vom Papste als apostolischer Vicar mit den Rechten eines Bischofs eingesetzt wurde, erklärte der Bundesrath, die oberste Behörde der Schweiz, daß eine solche ohne die Zustimmung der Staatsbehörde vorgenommene Veränderung in der kirchlichen Verfassung des Cantons null und nichtig sei. Mermillod beharrte bei seiner päpstlichen Beauftragung und wurde darauf aus der Schweiz ausgewiesen. Der Canton Genf stellte nun durch ein Gesetz fest, daß die Wahl neu anzustellender Pfarrer von den katholischen Bürgern vorzunehmen sei, daß sie dem Staate den Eid leisten und von ihm besoldet werden sollten. Auch in andern Kantonen schritt man zu ähnlichen Maßregeln. Im Bisthum Basel hatte der Bischof Lachat, dessen Wohnsitz in Solothurn war, einen Pfarrer abgesetzt, weil derselbe das Dogma von der Unfehlbarkeit nicht annehmen wollte. Darüber war der Bischof nicht nur mit der Gemeinde des Pfarrers, sondern auch mit den Behörden von Solothurn in Widerspruch gerathen. Das neue Dogma wurde von letzteren nicht anerkannt, und als Bischof Lachat dasselbe dennoch verkündigen ließ, erfolgte seine Absetzung und später auch die Aufhebung des Domkapitels von Basel. Ultramontaner Widerspruch fehlte freilich auch in der Schweiz nicht. Im Berner Jura mußte eine ganze Anzahl Geistlicher, welche den vaterländischen Gesetzen sich nicht fügen wollten, abgesetzt werden. Aber in dem größeren Theile der Schweiz wurde das Verlangen nach dem Ende der geistlichen Abhängigkeit von Rom laut ausgesprochen; es solle, forderte man, ein schweizerisches Nationalbisthnm ohne alle Mitwirkung Roms errichtet werden. Die Erreichung eines solchen Zieles lag jedoch noch in der Ferne; vorläufig ge-

6. Theil 4 - S. 437

1880 - Stuttgart : Heitz
Der Culturkampf in Deutschland, der Schweiz und Italien. 437 Ebenso vorübergehend wie der damalige Kampf der preußischen Slaatsregierung gegen die kirchlichen Eingriffe in die Staatsgesetze war der aus dem Volke entspringende Angriff auf die römische Kirche, welchen der Kaplan Ronge in Schlesien unternahm (siehe S. 189). Aber die Kühnheit des Mannes, welcher sich zum Führer auswarf, war größer, als seine reformatorische Kraft; der Anprall der Woge verlief ohne nachhaltige Wirkung. Doch hatten das großartige Aufsehen, welches Ronge hervorrief, und die Aufnahme, welche er bei dem deutschen Volke fand, urplötzlich und überraschend die Möglichkeit eines Abfalls von Rom offenkundig gemacht. Von der Zeit an verdoppelte Rom seine Wachsamkeit und seine Anstrengungen, um solche Abfallgedanken gründlich auszurotten. Diese Bemühungen sind in hohem Grade gelungen. Niemals seit den Zeiten der Gegenreformation war der deutsche Klerus stärker von dem Gedanken durchdrungen: „unser Heil liegt jenseits der Berge"; nie war in der römisch-katholischen Bevölkerung Deutschlands das Gefühl der Zugehörigkeit an Rom so überwiegend, wie nach der Beseitigung des ersten Eindrucks der Ronge'schen Bewegung. Hieraus erklärt sich auch die Thatsache, daß der nach dem römischen Concil in Deutschland auftretende Altkatholicismus ein so zögerndes Entgegenkommen fand. Die Haltung der Staatsregierungen und ihre Maßregeln gegen die deutsch-katholische Bewegung hatte die römische Kirche zu Dank verpflichtet; sie trug ihn ihrerseits in dem einflußreichen Beistände ab, welchen sie den Regierungen gewährte,, als es galt, die durch die Volksbewegungen von 1848 erschütterte Staatsordnung neu zu befestigen. Die Kirche wurde dabei als ein mächtiger und sicherer Bundesgenosse der Staatsgewalt angesehen und behandelt, und sie benutzte die günstige Situation zu ihrem Vortheil. Diese Verhältnisse hörten auf, als das durch die Ereignisse von 1866 und von 1870/71 verjüngte nationale Leben sich festere Ziele steckte, und als der Staat durch die Verkündigung der päpstlichen Unfehlbarkeit genöthigt wurde, eine Abgrenzung zwischen seinen Rechten und denen der Kirche zu suchen. In Baiern wurde die amtliche Verkündigung des neuen Glaubenssatzes verboten; die Regierungen von Baden und Württemberg erklärten, daß alle Folgerungen, welche aus der neuen Lehre auf Staatsverhältnisse hergeleitet werden sollten, ungültig seien. In Preußen wurde jene Abgrenzung durch neue, die Befugnisse des Staates sichernde Gesetze .(Maigesetze) festgestellt. Die Bischöfe versuchten, das Zu-

7. Theil 4 - S. 438

1880 - Stuttgart : Heitz
438 Neueste Geschichte. 3. Periode. standekommen der neuen Gesetze zu verhindern, und als dies nicht gelang, versagten sie ihre Mitwirkung bei Ausführung derselben. So brach der Kampf zwischen der Staatsregierung und der Hierarchie aus. Diesen Kampf in seinem an Wechselwirkungen so reichem Verlaufe und in feinen Steigerungen zu verfolgen, kann nicht Aufgabe unsrer Geschichtserzählung sein. Es wird genügen, an die hervorragendsten Momente zu erinnern. An Kaiser Wilhelm war bald nach der Proclamiruug des deutschen Reiches eine Adresse gerichtet worden, daß er für die Wiederherstellung des Kirchenstaates und die weltliche Souverainetät des Papstes eintreten möge. Ernstliche Hoffnungen auf die Erfüllung dieser Bitte sind schwerlich gehegt worden; die preußische Regierung zögerte auch nicht, bei gegebener Veranlassung zu erklären, daß die Beschlüsse des vaticanischen Concils für sie nicht verbindlich, seien; sie werde also nicht aufhören, katholische Geistliche und Lehrer ihrerseits auch in dem Falle fortgesetzt als solche anzuerkennen, wenn dieselben das Dogma von der päpstlichen Unfehlbarkeit nicht annähmen. Nun ließen Conflicte nicht lange auf sich warten. Zu Braunsberg in Preußen untersagte der Bischof von Ermeland dem Religionslehrer am Gymnasium, welcher das neue Dogma nicht annahm, die Weiterführung seines Amtes und stieß ihn aus der Kirchengemeinschaft aus, während die Staatsbehörde fortfuhr, ihn in seinem Amte als katholischer Religionslehrer zu belassen. Der Bischof erklärte, daß das kirchliche Recht süir ihn verbindlicher sei, als das bürgerliche Gesetz; strenge Maßregeln der Regierung gegen ihn waren die Folge. Aehnliche Fälle ereigneten sich in Schlesien, am Rhein und in Posen. Die römische Priesterschaft kam in Verwickelungen mit den Gegnern des neuen Dogma's und gerieth dann auch in Widerspruch mit der Staatsbehörde. Dieser Widerstand gegen das Unfehlbarkeits-Dogma innerhalb der katholischen Kirche selbst gewann bald unter dem Namen „Altkatholicismus" eine Gestaltung. Die Bewegung war von den Universitäten ausgegangen. Angesehene Professoren, unter ihnen Lehrer der katholischen Theologie (Professor Döllinger in München) hatten sich gegen die Einführung jenes neuen Glaubenssatzes erklärt; sie fanden weitere Zustimmung und nannten sich Altkatholiken, weil sie meinten, bei der alten, vor der Neuerung des römischen Concils bestehenden Kirchenlehre zu verbleiben. Die Ab-

8. Theil 4 - S. 448

1880 - Stuttgart : Heitz
448 Neueste Geschichte. 3. Periode. nehmigte der Bundesrath die Gründung einer altkatholischen Fa-cnltät an der Universität Bern und eines allkatholischen Bisthums, zu dessen Bischof die Synode den Pfarrer Herzog erwählte. Vorher schon hatte die päpstliche Nuntiatur aufgehört; der Nuntius hatte Bern im Februar 1874 verlassen. Pius Ix. sprach im Jahre darauf seinen Zorn über die Vorgänge in der Schweiz aus. Leo Xiii. dagegen richtete am Tage seiner Thronbesteigung, wie an den deutschen Kaiser, so auch an den Bundesrath der Schweiz ein Schreiben, in welchem er die obwaltenden kirchlichen Differenzen beklagte. Der Bundesrath erwiederte in Ehrerbietung, aber mit Festigkeit: „Die Lage der katholischen Religion in der Schweiz, sei nicht als beklagenswerth zu bezeichnen, sie genieße, wie alle andern Glaubensbekenntnisse die Freiheit, welche durch die Bundesverfassung gewährleistet und nur durch den Vorbehalt beschränkt sei, daß die kirchlichen Behörden weder in die Rechte und Befugnisse des Staates, noch in die Rechte und Freiheiten der Bürger übergreifen dürfen." Auch in der Schweiz wird also nicht eine unftuchtbare Auseinandersetzung über gegenseitige Berechtigungen und Ansprüche zum Ziele führen, sondern der Friede zwischen Staat und Kirche wird nur durch unbefangene Erkenntniß der richtigen Verbindung des religiösen und des nationalen Lebens gefördert werden. Anfänge dazu sind schon wahrnehmbar geworden. Der Culturkampf in Italien wird außer den Gegensätzen, welche diesen Streit überall charakterisiren, noch durch andre Verhältnisse beeinflußt, welche ihm hier ein ganz eigenthümliches Gepräge verleihen. Das Königreich Italien hatte der weltlichen Herrschaft des Papstthumes ein Ende gemacht, es hatte ihm den Kirchenstaat und mit ihm die landesfürstliche Hoheit genommen. Früher durch staatlichen Besitz Mitglied unter den Souverainen Europas hatte nun der Papst zwar den Rang und die persönlichen Rechte eines Sonverains behalten, aber die Grundlage dieses Rechtes, die Herrschaft über Land und Leute, war ihm doch entzogen. Diese Thatsachen hatten sich unter dem Schutz der Ereignisse von 1870 vollendet; Rom selbst hatte den Herrscher gewechselt, es war die Residenz des Königs von Italien geworden. Pins Ix. protestirte natürlich gegen alle diese von der italienischen Regierung vollzogenen Handlungen, welche er als Attentate der piemonteftschen Regierung bezeichnet?. Er verweigerte die Annahme der ihm über-

9. Theil 2 - S. 27

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl der Große. 27 jede eine unabhängige Volksgemeinschaft, und für Angriff und Vertheidigung nach Außen mit den andern verbündet war. Hier hatten sich die ursprünglichen Zustände des deutschen Volkes fast unverändert erhalten. Eine volksthümliche Verfassung mit Wahlfürften, ein uralter Adel, das nationale Heiligthum mit seiner Sage und Poesie bestand noch in voller Blüthe, als der fränkische König das Volk im Frühling 772 von Süden her angriff. Mit einem gewaltigen, wohlgerüsteten und krieggeübten Heere war es ihm leicht, einen großen Theil des Berglandes an der Weser zu erobern, darauf auch die Eresburg, einen heiligen und mit Mauern und Wällen befriedeten Göttersitz. (Der Kriegsgott, der bei den deutschen Stämmen Zio, aber auch Ir oder Er hieß, wurde hier verehrt.) — Nicht weit davon lag gleichfalls an umfriedetem, befestigtem Orte ein anderes Nationalheiligthum, die Irmins ul (die große Säule), die mit der größten Ehrfurcht und heiliger Scheu von dem Volke angesehen ward; wahrscheinlich ein gewaltiger im Freien ausgerichteter Baumstamm, dabei auch wohl ein Hain, dem Jrmin, welcher dem Kriegsgotte gleichbedeutend war, geheiligt. In Eresburg wurde an der Stelle des heidnischen Heiligthums eine christliche Kirche dem Apostel Petrus, dem Lieblingsheiligen der Zeit, gewidmet, hier und an anderen Orten Priester zurückgelassen, welche als Missionäre wirken sollten. Aber es fehlte viel, daß ein einziger Feldzug Hingereicht hätte, um den Freiheilssinn der Sachsen zu brechen. Sobald Karl den Rücken wendete, brachen sie den ihnen aufgezwungenen Frieden, namentlich von Widukind, dem Feldherrn der Westfalen, aufgereizt, bis endlich die großen von den Franken im Jahre 783 bei Detmold und an der Hase erfochtenen Siege, so wie die unaufhörlichen Verwüstungen des Landes, welche durch ständige fränkische Besatzungen möglich geworden waren, viele der Edelsten, darunter auch Widukind bestimmten, sich zu unterwerfen und taufen zu lassen. An Widukind ward die Taufe t85 zu Attiguy vollzogen. *) Jetzt wurden unter Zustimmung sächsischer Abgeordneten die Zustände des Landes geordnet; nämlich Grasen für bestimmte Landes-abtheilungen ernannt, welche im Namen des Königs zu Gericht saßen; eine Anzahl Bisthümer errichtet: Osnabrück, Münster, *) Seine Gebeine werden in einem Kasten in der Kirche von Enger, Regierungsbezirk Minden, aufbewahrt.

10. Theil 2 - S. 139

1880 - Stuttgart : Heitz
Waldenser. Albigenser. 139 setzte die Evangelien in die französische Sprache, theilte sie unter dem Volke aus, schalt über die Schlechtigkeit der Geistlichen, über die vielen in die Kirche eingeschlichenen Mißbrauche, und meinte, man müsse zu der ursprünglichen Einfachheit des Christenthums zurückkehren. Je mehr Anhänger er fand, desto heftiger eiferten die Geistlichen gegen ihn, die bei dem Aberglauben des Volkes mehr ihre Rechnung fanden, und warnten vor seinen Ketzereien. Aber die Macht der Wahrheit sprach so stark zu den Gemüthern, daß sich immer mehr und mehr für seine Lehre bekannten. Außer den Waldensern hatten sich auch noch andere Secten im südlichen Frankreich gebildet, welche alle in der Ueberzeugung zusammentrafen, daß die römische Kirche keine christliche sei und daß das Kirchenwesen einer gänzlichen Umänderung bedürfe. Alle diese Secten wurden unter dem Namen der Albigenser zusammengefaßt. Der Name ist entstanden von der Stadt Alby (in der Nähe von Toulouse), in deren Umgegend sich vorzüglich viele jener sogenannten Ketzer aufhielten. Nachdem der Papst Innocenz Iii. vergebens versucht hatte, die Abtrünnigen zur Entsagung ihrer Ueberzeugung zu bewegen, befahl er den Cifterciensermönchen (1205) das Kreuz gegen sie zu predigen, und versprach allen, die daran Theil nähmen, vollständigen Ablaß für ihre Sünden. Jetzt begann ein blutiger Krieg gegen die Armen, und die entsetzlichsten Gräuel wurden dabei verübt, wie sie solchen durch Glaubenswuth erzeugten Kriegen eigen sind. Vergebens suchte der Graf Raimond von Toulouse, ein Nachkomme jenes beim ersten Kreuzzuge erwähnten, die Verfolgten zu schützen, da er sich auch zu ihrem Glauben bekannte. An der Spitze des Glaubensheeres stand, außer dem päpstlichen Legaten, der Graf Simon von Mont fort, der nach der Grafschaft Toulouse lüstern war. Am schrecklichsten war das Schicksal der Stadt Beziers (unweit des Meerbusens von Lyon), wo auf Befehl des päpstlichen Legaten 7000 Menschen in einer Kirche, in welche sie sich geflüchtet hatten, verbrannt und dann die übrigen Einwohner, 20,000 an der Zahl, ermordet wurden, und zwar um der Religion willen! Wer gefangen wurde, den verbrannten die Katholiken, auch wenn er seine Ueberzeugung widerrief. Der Krieg endete erst nach 24 Jahren, nachdem Hunderttausende das Leben verloren hatten und das schöne Süd-Frankreich zur Wüste geworden war. Montfort erlebte das Ende des greulichen Krieges nicht; er wurde bei der Belagerung von Toulouse durch einen Steinwurf getödet. Die meisten Albigenser waren er-
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