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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

3. Theil 3 - S. 236

1880 - Stuttgart : Heitz
236 Neue Geschichte. 2. Periode. England. rühmte petition of rights die königliche Bestätigung aller bisherigen Freiheiten der Nation durch. Damit hatte die Opposition festen Boden gewonnen, von welchem aus sie gegen die inconstitutionellen Forderungen des Königs gesetzlichen Widerstand erhob, wie z. B. H a m p den gegen die Auslage des Schiffsgeldes. Karl beschloß deshalb, lieber ganz ohne Parlament zu regieren. Er löste es auch wirklich auf und regierte 11 Jahre lang ohne dasselbe. Es ging auch so ziemlich, weil er gerade einen trefflichen Minister (Graf Strafford) hatte und keinen kostspieligen Krieg zu führen brauchte; denn in England war schon damals die Einrichtung, daß der König keine neuen Abgaben vom Volke verlangen durfte, die das Parlament nicht bewilligt hatte. Aber es war, als wenn der König recht darauf ausginge, sich um die Liebe seiner Unterthanen zu bringen. Bisher hatten die Engländer und Schotten Gott mit echt evangelischer Einfachheit verehrt. Aber Karl war dem katholischen Gottesdienst weit mehr geneigt, weil er eine katholische Gemahlin hatte, Hen- riette Maria, Tochter Heinrichs Iv., und als ihm ein unverständiger Erzbischof (Laud) den Vorschlag machte, eine neue Liturgie einzuführen, welche in Annäherung an die katholischen Gebräuche die Sinnlichkeit mehr beschäftigte und mehr Ceremonien enthielte, so gab er dazu gleich seine Einwilligung. Darüber entstand nun eine gewaltige Bewegung im Reiche; denn nichts läßt sich der Mensch weniger nehmen, als das Recht seines Glaubens. Ueber-Haupt war damals die Sekte der Resormirten in beiden Reichen besonders stark, und mit großem Abscheu erklärten sie sich gegen alle Neuerungen, welche die Einfachheit des Gottesdienstes zerstörten. Sie nannten sich Puritaner, d. i. Freunde der Reinheit der Kirche. Dennoch setzte Karl seinen Willen in England durch und entfremdete sich dadurch vollends alle Gemüther. — Nun sollte die neue Liturgie auch in Schottland eingeführt werden. Aber gleich bei dem ersten Versuche wurde der Bischof vom Volke in Edinburg beinahe gesteinigt, und da der König dennoch auf der Einführung bestand, so verfaßten alle puritanischen Schotten eine Schrift, den Covenant (1638), in welcher sie erklärten, sie würden nimmermehr ihre väterliche Religion sich nehmen lassen. Sie gingen noch weiter: sie warben Truppen, um Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Karl erschrak; er hatte kein Geld und nur ein schlechtes Heer, und mußte also nachgeben. Aber bald schämte er sich wegen hieser Nachgiebigkeit. Er beschloß, Gewalt zu. brauchen, und um

4. Theil 3 - S. 9

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther. Leo X. Ablaßzettel. Tezel. 9 eigener Münze bezahlt. In Jüterbogk meldete sich bei ihm ein Ritter, der einen Ablaßzettel begehrte, weil er jemanden auf der Landstraße berauben wollte; denn auch Sünden, die man noch begehen wollte, konnte man schon im voraus abkaufen. Tezel forderte einen tüchtigen Preis. Dann reiste er ab. Aber als er durch einen Wald fuhr, sprengte plötzlich ein Ritter mit mehreren Knechten herbei, hielt seinen Wagen an und nahm ihm seinen schweren Geldkasten ab. Tezel schrie wie besessen und verfluchte den Räuber bis in den Abgrund der Hölle. „Sachte! sachte!" rief der Ritter und holte den Ablaßzettel heraus, „kennst du mich nicht mehr? Hier ist ja dein Ablaß!" — Der leere Kasten wird noch auf dem Rathhause von Jüterbogk aufbewahrt. Der Handel 'mit diesen Ablaßzetteln machte die Leute ganz gewissenlos; denn sie mußten am Ende glauben, eine Sünde habe weiter nicht viel zu bedeuten, man könnte sie ja mit einigen Groschen, höchstens einigen Thalern abkaufen. Und diesen Glauben suchte Tezel durch seine unverschämten Predigten noch zu vermehren. Er lehrte geradezu: der Ablaß sei die höchste und allerwertheste Gabe Gottes; denn dadurch könne man ohne Reue und Buße selig werden. Das Ablaßkreuz mit des Papstes Wappen vermöge eben so viel als Christi Kreuz. Das niedere Volk hat von jeher einen Hang zum Aberglauben und war damals in religiösen Dingen höchst unwissend. Kein Wunder, daß eine Menge von Leuten dem Tezel nachlies und seinen Ablaß kaufte. Manche kamen damit auch wohl zu Luther und fragten ihn, was er dazu meinte? Dieser ergrimmte über diese schändliche Betrügerei nicht wenig. Sein ganzes frommes Gemüth empörte sich, wenn er daran dachte, wie man die Einfalt des armen Volkes mißbrauchte, es um sein Gewissen und sein Geld zugleich zu betrügen. In diesem edeln Eifer vergaß er ganz, wie unbedeutend er,-ein armer und noch junger Mönch, damals noch war, und wie wenig Hoffnung er hatte, gegen den mächtigen Papst etwas auszurichten. Aber danach fragt ein von edler Begeisterung ergriffenes Gemüth nicht. „Zu der Zeit," sagt Luther selbst, „war ich Prediger allhie im Kloster und ein junger Doctor, neulich aus der Esse kommen, hitzig und lustig in der heiligen Schrift. Als nun viel Volks von Wittenberg lies dem Ablaß nach, und ich, so wahr mich mein Herr Christus erlöset hat, nicht wußte, was der Ablaß wäre, wie es denn kein Mensch nicht wußte, fing ich säuberlich an zu predigen, man könnte wohl Besseres thun, das gewisser

5. Theil 3 - S. 265

1880 - Stuttgart : Heitz
Belagerung von Wien. 265 wer fliehen konnte, floh ihm nach. Der kriegerische Großvezier Kara Mustapha, gesandt von Sultan Mnhamed Iv., umlagerte Wien mit 200,000 Mann und bestürmte es mit solchem Ungestüme, daß die Mauern wankten und die Hoffnung der Belagerten täglich mehr sank. Schon lagen die Türken zwei Monate vor der Stadt, und einmal waren die Stürmenden schon bis auf den Wall vorgedrungen. Fast täglich flogen Minen auf, durch welche die Wälle Lücken bekamen. Endlich bemerkten die hartbedrängten Wiener unter den Türken eine Bewegung, die ihnen eine Annäherung des Entsatzes zu verrathen schien. Der tapfere Commandant Stahrem-berg schickte in dunkler Nacht einen kühnen Reiter, der durch die Donau schwamm, dem kaiserlichen Heerführer, Karl von Lothringen, entgegen,xmit den wenigen angstvollen Worten: „Keine Zeit mehr verlieren, gnädigster Herr, ja keine Zeit verlieren!" Zugleich ließ er, wie die Wiener schon bisher jede Nacht, aber ohne ein Zeichen der Erkennung zu erhalten, gethan hatten, als Zeichen höchster Noth vom Stephansthurme ein Bündel Raketen in die tiefe Finsterniß emporsteigen. Ein feuriger Busch Raketen, die in der Ferne auf dem Kahlenberge in die Luft sich erhoben, diente den Wienern zur Antwort, daß man das Zeichen bemerkt und verstanden habe. Mit dem ersten Strahle der Morgensonne des 11. September zeigte sich ihnen auf der Höhe des Kahlenberges das errettende Heer. Alles, was noch gehen konnte, eilte auf die Böden der Häuser, auf Thürme und Wälle, um sich an dem seit neun Wochen bang ersehnten Anblicke zu weiden, und nun in die Kirchen, um Gott für die nahe Rettung zu danken. Der Prinz von Lothringen, der Kurfürst, von Sachsen, vor allen aber der ritterliche Johann Sobieski, König von Polen, eilten herbei, der bedrängten Stadt zu Hülfe. Jetzt stiegen die Heerfchaaren die Höhen hinab und warfen sich aus die Janit-scharen, die, Kara Mustapha in ihrer Mitte, nur Schritt vor Schritt zurückwichen. Den ganzen Tag wurde hier gestritten; immer näher rückten die Befreier an die Stadt, die, in Angst und Wonne, den ganzen Tag vom türkischen Lager ans bestürmt wurde. Erst am Abend gelangten die Retter bis zu den Vorstädten: Wien war befreit; die Türken ergriff Angst und Schrecken; sie warfen sich, alles zurücklassend, in die schleunigste Flucht. Die Beute war unermeßlich. Am Abend schrieb Sobieski im Zelte des Großveziers an seine geliebte Frau: „Es ist unmöglich, den Luxus zu beschreiben, der in den Zelten des Veziers herrscht: Bäder, Gärtchen, Springbrunnen , Kaninchenhügel und Papageien. Was meine Beute be-

6. Theil 3 - S. 213

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Lützen. Gustav Adolphs Tod. 213 heransprengenden kaiserlichen Oberstlieutenant (? von Falkenberg) einen zweiten Schuß durch den Rücken, der ihm den letzten Rest seiner Kräfte raubt. „Ich habe genug, Bruder," ruft er mit sterbender Stimme; „suche du nur dein Leben zu retten!" Der König sank vom Pferde, der Herzog floh, von den beiden Reitknechten des Königs lag der eine todt, der andere verwundet am Boden. Der Page Lenbelfing mühte sich, dem Könige, der die Hände nach ihm ausstreckte, aufzuhelfen. Er vermochte es nicht, drei feindliche Reiter sprengten heran, einer schoß den König durch den Kops, die andern tödteteu ihn vollends, und dann plünderten sie ihn aus.*) Das Getümmel der Schlacht geht über den Leichnam des Königs hinweg. Bald entdeckte sein ledig fliehendes, in Blut gebadetes Roß der schwedischen Reiterei ihres Königs Fall, und wüthend drang sie herbei, dem gierigen Feinde die ehrwürdige Beute zu entreißen. Um seinen Leichnam entbrennt ein mörderisches Gefecht und der entstellte Körper wird unter einem Hügel von Todten begraben. Die Schreckenspost durcheilt schnell das ganze schwedische Heer. Aber anstatt den Muth dieser tapfern Schaaren zu ertödten, entzündet sie ihn vielmehr zu einem neuen, wilden, verzehrenden Feuer. Herzog Bernhard beschließt Erneuerung der Schlacht und durchreitet die schwedischen Reihen. „Ihr Schweden, ihr Finnen und ihr Deutschen," ruft er, „euer und unser Verfechter der Freiheit ist todt. Für mich ist das Leben kein Leben mehr, wenn ich seinen Tod nicht rächen soll. Wohlan denn! Greift unverzagt den Feind an, und wer beweisen will, daß er den König lieb gehabt, der thue es jetzt!" Mit Löwengrimm werfen sich die schwedischen Regimenter zum zweiten Male auf den Feind; die Gräben werden wieder übersprungen, die feindlichen Kanonen genommen, ein Pulverwagen im Rücken der Kaiserlichen fliegt in die Luft, der Feind wird in Verwirrung gebracht und das Schicksal des Tages hängt nur noch an einem einzigen Augenblick, — da erscheint Pappenheim auf dem Schlachtfelde mit seiner Schaar; alle erhaltenen Vortheile sind verloren; eine neue Schlacht fängt an. *) August von Leubelfing, der Sohn eines Nürnberger Patriciers, starb einige Tage nach der Schlacht in Naumburg an seinen Wunden. Auf seinem Sterbebette hat er erzählt, was bei dem Tode des Königs sich zugetragen. Lange hat man geglaubt, Gustav Adolph sei durch Meuchelmord gefallen, und der Verdacht traf besonders den Herzog von Lauenburg. Diese frühere Meinung wird jetzt als unrichtig angenommen.

7. Theil 3 - S. 332

1880 - Stuttgart : Heitz
-w- 332 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. das alles, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen zu überwinden wissen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist alles verloren; wir müssen den Feind schlagen, oder uns vor seinen Batterien begraben lassen. So denke ich, so werde ich handeln. Wenn Sie bedenken, daß Sie Preußen sind, so werden Sie sich auch jetzt Ihres Namens würdig beweisen. Ist aber einer unter Ihnen, der sich fürchtet, die letzte Gefahr mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten." That je eine Rede Wunder, so war es diese. Einige alte Generale traten vor und versprachen dem Könige im Namen aller, zu siegen oder zu sterben; alle waren tief gerührt; einigen stürzten die Thränen aus den Augen. „Leben Sie nun wohl, meine Herren!" rief ihnen der König nach; „in kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder." — Die Begeisterung der 'Generale theilte sich bald auch den gemeinen Soldaten mit. Friedrich ging selbst umher, sprach freundlich mit ihnen und richtete ihren Muth so auf, daß sie kaum den Befehl zur Schlacht erwarten konnten. Am 5. December traf der König die Feinde bei dem Dorfe Lenthen, zwei Meilen von Breslau, auf der Straße nach Neumarkt, in einer meilenlangen Linie aufgestellt. Um 1 Uhr griffen die Preußen an und um 5 Uhr war der vollkommenste Sieg bereits erfochten. Die Oestreich er waren in unordentlichem Rückzüge über Lifsa, um die böhmische Grenze zu erreichen. Es war ein herrlicher Sieg, und bewunderungswürdig hatten sich die wackern Preußen gehalten. Ein Dragonerregiment nahm ans einmal zwei ganze feindliche Jnfanterieregimenter mit allen Offizieren, Fahnen und Kanonen gefangen. Von dem schönen Geiste der Preußen in dieser Schlacht nur einige Züge. Ein General stieß auf dem Schlachtfeld auf einen preußischen Grenadier, dem beide Beine abgeschossen waren, der auf der Erbe lag und so, in seinem Blute schwimmenb, ganz ruhig Tabak rauchte. Erstaunt rief ihm der General zu: „Kriegskamerab, wie ist es möglich, daß Ihr in Euerm schrecklichen Zustanbe noch ruhig Tabak rauchen könnt? Ihr feib ja dem Tode nahe!" — Der Grenabier nahm seine.pfeife ans dem Munbe und sagte kaltblütig: „Was ist baran gelegen? Sterbe ich boch für meinen König!" — Einem andern preußischen Grenabier würde beim Aufmarsch ein Bein abgeschossen. Er raffte sich von der Erbe auf, stützte sich auf sein Gewehr wie auf eine Krücke und schleppte sich so zu einem Platze, wo die übrigen Regimenter vorbei mußten. — Hier rief er den Soldaten mit lauter Stimme

8. Theil 4 - S. 11

1880 - Stuttgart : Heitz
Tumult in Versailles. 11 beten, noch ehe sie ganz tobt waren, die Köpfe ab, die der Pöbel nachher ans Stangen unchertrug. *) Vergebens gab sich Lafayette alle mögliche Mühe, dem Morben Einhalt zu thun, boch gelang es ihm, durch die Hülfe der Grena-biere einige Garbes bu Corps zu retten. Der König selbst entschloß sich, von einem Balcone herab den Pöbel um Erbarmen für sie zu bitten. „Hoch lebe der König!" schrie der ganze Haufe, der noch vor einer Stunbe der Königin das Herz aus dem Leibe zu reißen geschworen hatte. Die gefangenen Garbes bu Corps würden unter die Fenster des Königs getragen und umarmt. Dann verlangte der Pöbel auch die Königin zu sehen. Sie erschien unter Herzklopfen auf dem Balcone, ihren vierjährigen Sohn an der einen und ihre zehnjährige Tochter (nachmals Herzogin von *) Gegenüber diesen Scheußlichkeiten fehlte es nicht an einigen edeln Handlungen. Als die Mörder zuerst gegen das Zimmer der Königin vordrangen, hielt sie im Vorzimmer ein treuer Garde du Corps, Miomandre de St. Marie, auf. Da er sah, daß aller Widerstand vergebens sei, beschloß er, wenigstens die Königin zu retten. Er verriegelte die Thüre und rief der Kammerfrau der Königin, die noch schlief, durchs Schlüsselloch zu: „Um Gotteswillen, retten Sie die Königin! Man will sie ermorden! Ich bin allein gegen 2000 Tiger!" In dem Augenblicke sprengten die Mörder die Thüre des Vorzimmers auf und stürzten hinein. Einige stachen mit Piken nach dem treuen Miomandre. Einer aber, der mit einer Flinte bewaffnet war, rief den Uebrigen zu: „Zurück! Zurück!" faßte das Gewehr verkehrt, schwang es und schlug mit der Kolbe den braven Mann vor den Kopf, daß das Schloß weit ins Gehirn drang. Die Vorsehung fügte es, daß seine edle Aufopferung nicht ohne Erfolg war. Die Kammerfrau hatte dadurch Zeit gehabt, das Zimmer zu verriegeln, und während die Mörder in ein Nebenzimmer eindrangen, um einige Gardes du Corps zu verfolgen, erhielt die Königin Zeit, zu entkommen. Vier Gardes du Corps eilten nach dem Schlosse, der königlichen Familie beizustehen. Ein Haufe Mörder umringte sie unterwegs. Einer wird zuerst ergriffen und unter dem Geschrei: „Hängt ihn! Hängt ihn! Haut ihn nieder!" stößt und schlägt man ihn zu Boden. Man schlingt ihm einen Strick um den Hals und schleift ihn fort. Er will sich aufraffen, erhält aber einen Schlag mit einer Keule, daß er die Besinnung verliert. Jetzt tritt das Ungeheuer mit dem Barte zu ihm heran, um ihm den Kopf abzuhacken. Da drängt sich ein Grenadier von der pariser Bürgergarde hindurch, fällt dem Kopfabhacker in den Arm und ruft: „Erst müßt'ihr mich ermorden, ihr Ungeheuer, ehe ich zugebe, daß ihr diesen Mann eurer Wuth aufopfert!" Keiner wagt>, dem braven Grenadier zu widerstehen. Er aber trägt den blutenden Garde du Corps mit Hülfe eines Kameraden aus dem Gewühle nach einem sichern Orte. — Der zweite von jenen vieren wurde nur dadurch gerettet, daß ein Theil der Mörder ihn hängen, der andere ihn aber köpfen wollte. Während des Zankens retteten ihn zwei Grenadiere. Auch der dritte wurde gerettet: nur der vierte wurde niedergeschossen.

9. Theil 4 - S. 40

1880 - Stuttgart : Heitz
40 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. (Eonforten richteten in dieser drohenden Gefahr eine reoolutionäre Regierung ein, die bis zum Frieden dauern sollte. Die neue Ber-fassnng wurde aufgehoben, der Convent seiner Macht beraubt und dagegen alle Gewalt zweien Ausschüssen, dem Wohlfahrts- und dem Sicherheitsausschuß, ertheilt. Diese neue Macht sollte von niemandem abhängen, kein Gesetz sie binden, ihr alles erlaubt sein, willkürlich sie über das Leben, die Freiheit und das Eigenthum der Bürger gebieten dürfen. Welche furchtbare Regierung! lind das Schrecklichste war, daß an der Spitze derselben die blutgierigsten Ungeheuer standen, von denen alle Greuel zu erwarten waren. — Diese Besorgniß traf. leider auch ein. Frankreich wurde zwar gegen die andringenden Feinde gerettet, aber nur durch Ströme von Blut, und gewiß gab es nicht leicht eine Familie, welche in jener Schreckenszeit nicht eins oder mehrere ihrer Mitglieder unter der Guillotine oder im Kriege verloren hätte. Der Schrecken sollte die innern und äußern Feinde zermalmen. Daher nennt man diese Regierung den Terrorismus. Im Innern herrschte Robespierre; die Führung des Krieges überließ er einem geschickten Offiziere, dem Generale Carnot. „Ganz Frankreich," so lautete der Befehl, „wird ein einziges großes Lager; jeder Einwohner gehört dem Kriegsdienste an. Sobald die Sturmglocke gezogen wird, steht das Volk in Masse auf. Unverheirathete und Wittwer ohne Kinder ziehen an die Grenzen; Verheirathete schmieden Waffen und führen Lebensrnittel zu, die Weiber sorgen für die Kleider der Soldaten und die Kinder zupfen Charpie." Bald aber theilte man die ganze Masse in drei Abtheilungen, von denen nur die eine, junge Leute von 18—25 Jahren, gegen den Feind marfchiren mußte. Nun ergoß sich stromweife die junge Mannschaft an die Grenzen, von wildem Muthe beseelt; die Generale führten sie, unterstützt durch den wilden Fanatismus, von Sieg zu Sieg. In ganz Frankreich waren 200,000 Arme Tag und Nacht beschäftigt, Waffen und Pulver zu bereiten. Bald hatte der Krieg eine ganz andere Gestalt gewonnen. Die andringenden, feindlichen Heere sahen sich plötzlich ausgehalten, und ehe ein Jahr verging, waren die französischen auf allen Punkten siegreich. Auch im Innern wurden die unzufriedenen Städte bald unterworfen: Marseille zuerst, später Lyon, Toulon und andere Städte, lleberall wurden die empörendsten Grausamkeiten an den

10. Theil 4 - S. 143

1880 - Stuttgart : Heitz
Volksaufstand in Paris. 143 ändert werden. Außerdem wollte man die Zügellosigkeit der öffentlichen Blätter durch neue Bestimmungen über die Presse beschränken. Die Regierung hielt sich zu beidem sür durchaus berechtigt, ohne dadurch die Verfassung zu verletzen, weil ein Artikel der Verfassung selbst dem Könige das Recht einräumte, alle Verordnungen zu erlassen, welche die Sicherheit des Staats erforderte. Wie man demnach über das Recht zu jenen Maßregeln kein Bedenken hatte, so schien man auch über die Ausführbarkeit derselben ganz sorglos, so daß bei den Berathungen niemals die Möglichkeit eines Widerstandes in Betracht kam. Es wurde nicht einmal daran gedacht, die Besatzung von Paris zu verstärken; die ganze disponible Truppenmacht in Frankreich bestand aus 150,000 Mann, wovon ein Theil als Observationscorps an der holländischen Grenze stand. In Paris waren nur 11,000 Mann anwesend, die man im Nothfalle bis zur Höhe von 17,000 Mann verstärken konnte. Die Minister wurden in ihrer falschen Sicherheit auch durch die War- nungen nicht gestört, welche ihnen von beachtenswerther Seite von außen zugingen, besonders vom Kaiser von Rußland. Am 25. Juli Nachmittags war zu St. Cloud der letzte Ministerrath, in welchem die drei berühmten königlichen Ordonnanzen festgestellt wurden, durch welche die Preßfreiheit vorläufig aufgehoben, die neue Deputirtenkammer aufgelöst und ein neues Wahlgesetz gegeben wurde. Am Abend übergab der Großsiegelbewahrer die Ordonnanzen dem Redacteur des Moniteur (des Regierungsblatts) zur Veröffentlichung. Derselbe erschrak und rief aus: „Gnädiger Herr, ich habe nur ein Wort zu sagen: Gott erhalte den König, Gott erhalte Frankreich!" Als am 26. Juli die Ordonnanzen bekannt wurden, war der erste Eindruck aus die große Masse der einer dumpfen Betäubung. Nur die Herausgeber und Redacteurs der Zeitungen, welche durch die neuen Bestimmungen unmittelbar getroffen wurden, traten sofort zusammen, um sich über ihr Verhalten zu berathen. Der größte Theil derselben beschloß, ungeachtet des neuen Gesetzes ihre Blätter am andern Morgen in der bisherigen Weise herauszugeben, an der Spitze derselben aber eine Protestation gegen die Gesetzlichkeit der Ordonnanzen zu drucken. Einzelne wandten sich sofort an die Gerichte, welche sich gegen die Regierungsmaßregeln ansprachen. Zugleich fanden Versammlungen der in Paris schon anwesenden Deputirten statt, unter welchen einige für sofortige rövolutiouaire Schritte stimmten, während andere, wie Casimir
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