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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 161

1888 - Habelschwerdt : Franke
161 geladen, von seiner Mutter vergeblich gewarnt, unternahm nun der junge Konradin den Zug über die Alpen. Aber bei Skur-kola (Tagliakozzo) besiegt, ward er gefangen und auf Karls Befehl zu Neapel hingerichtet, 1268. Der Untergang des herrlichen Geschlechts der Staufer war herbeigeführt worden a) durch das Streben, eine Universalmonarchie auszurichten, b) durch den Partikularismus der Fürsten, c) durch die Gegenbestrebungen der Päpste, welche zuerst die Lombarden und dann die Franzosen als Bundesgenossen benutzten. Z>ie stzitische Mesper. Karl von Anjou führte in Sizilien eine Gewaltherrschaft. Die Unzufriedenheit hierüber führte zu einem Aufstande, der am Ostermontage 1282 ausbrach. Die Franzosen wurden ermordet oder vertrieben, und Sizilien kam an Peter Iii. von Aragonien, den Schwiegersohn Mansreds. Aas Interregnum, 1256—1273. Nach dem Tode Wilhelms von Holland (1254—1256), der keine Anerkennung finden konnte, wählte eine Partei der Reichsfürsten den Herzog Richard von Cornwallis, die andere König Alfons X. von Kastilien (also zwei Ausländer) zu deutschen Königen. Ersterer gewann einen vorübergehenden Anhang, letzterer kam nie nach Deutschland. In dieser „kaiserlosen" Zeit erreichten das Fehdewesen und die öffentliche Unsicherheit eine furchtbare Höhe. Die letzten Kreuzzüge. Sechster Kreuzzug, 1248—1254. Im Jahre 1*244 war Jerusalem an die Reiterhorden der Chowaresmier verloren gegangen, die sich vor den Mongolen gefluchtet hatten. Das bestimmte den König Ludwig Ix. (den Heiligen) von Frankreich zum Gelübde eines Kreuzzuges, der sich zuerst gegen Ägypten richtete, ohne welches die Behauptung des heil. Landes unmöglich schien. Damiette wurde zwar erstürmt, aber der König geriet in Gefangenschaft und mußte auf alle Vorteile verzichten. Siebenter Kreuzzug, 1270. Da eine christliche Besitzung nach der andern an die Mameluken verloren ging, beschloß Ludwig, der fein Gelübde noch nicht gelöst zu haben glaubte, einen zweiten Kreuzzug. Derselbe hatte zunächst Tunis zum Ziele, weil man durch Eroberung dieses Landes einen festen Stützpunkt zur Unterwerfung Ägyptens zu gewinnen hoffte. Aber der größte Teil des Heeres und der König selbst wurden durch eine Seuche hingerafft. Im Jahre 1291 fiel Aston, die letzte Besitzung der Christen in Palästina, in die Hände des Sultans von Ägypten. 11

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 50

1888 - Habelschwerdt : Franke
50___________ 362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden. 4. Folgen des Krieges. a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten; b) alle griechischen Staaten sind geschwächt; c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland. Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier, 362-338. 1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang. 2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen. 3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber

3. Theil 3 - S. 28

1880 - Stuttgart : Heitz
28 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Wehrlosen, und der Markgraf von Ansbach ließ 85 Bauern die Augen ausstechen, weil sie einmal gesagt hatten, sie wollten ihn nicht mehr ansehen. Die Zahl der Gebliebenen aus beiden Seiten wurde auf 100—150,000 gerechnet. Beide Theile hatten in blinder' Wuth zerstört und verwüstet; in Franken allein waren über 200 Stätten verbrannter Dörfer. Mehrere Tausend Waisen irrten ohne Obdach umher. Die Ruhe war wieder hergestellt, aber es war die Ruhe des Kirchhofs, die nur von dem Jammer unzähliger Opfer unterbrochen wurde. Es währte lange, ehe aus der Asche verbrannter Dörfer neue Wohnungen emporstiegen. Etwas Aehnliches trug sich in demselben Jahre in Thüringen zu. Als Luther die Bilderstürmereien in Sachsen unterdrückt hatte, waren die Wildesten über die Grenze gegangen. Nur ein schwärmerischer Prediger, Thomas Münzer, einst ein Schüler Luthers, war in Thüringen geblieben und trieb nach wie vor sein Wesen; zuerst in Zwickau. Er predigte nicht nur gegen den Papst, sondern auch gegen Luther, weil dessen Lehre nicht weit genug ginge und nur die Kirche, nicht auch die weltliche Obrigkeit verbessern wolle. Es müßte Gemeinschaft der Güter eingeführt und die Gewalt der Fürsten abgeschafft werden. Dabei verlangte Münzer von seinen Anhängern, daß sie sich nicht nur der groben Laster enthielten, sondern auch safteten, in schlechten Kleidern gingen, immer ernsthast und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart wachsen ließen und von Gott Offenbarungen durch Träume erwarteten. Wenn dann keine sich zeigten, so müsse man derb auf Gott schelten; das sähe er gern, weil es ein Zeichen eines eifrigen Gemüths sei u. s. w. Daß aber Münzer nicht blos ein überspannter Thor, sondern auch ein Betrüger war, hat sich bald erwiesen. Es lief ihm bald eine Menge von Menschen nach; alle halten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen aus. Endlich wurde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dulden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Da er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus), und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Rei-

4. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

5. Theil 3 - S. 266

1880 - Stuttgart : Heitz
266 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. trifft, so ist sie nicht aufzuzählen, unter anberm ein Gürtel von Diamanten, zwei mit Diamanten besetzte Uhren, fünf Köcher mit Rubinen, Saphiren und Perlen, bte schönsten Zobel von der Welt und tansenb Kleinigkeiten." Am andern Tage hielt Sobieski mit dem Kaiser und den andern Fürsten seinen Einzug in Wien. Das Volk jubelte, aber sah nur aus den tapfern König, nicht auf den schwachen Kaiser, der in der Stunbe der Noth sein Volk im Stiche gelassen hatte. Mit Inbrunst stimmte Sobieski in der Augustinerkirche das „Herr Gott, bich loben wir" an, und bankbar sang ihm das gerührte Volk nach, währenb alle Glocken jubelnb brein tönten. Karct Mustapha würde auf des Sultans Befehl enthauptet; aber leiber hatten die Türken 6000 Männer, 11,000 Frauen, 14,000 Mäbchen und 50,000 Knaben aus Oestreich in die Sklaverei geschleppt, von benen nur 600 auf dem Schlachtfelbe gerettet würden. — Seitbem fittb die Türken nicht wieber nach Dentschlanb gekommen. Ueberhanpt hörten sie auf, für Europa ein Gegenstanb des Schreckens zu sein, seitbem Prinz Eugen ihnen einige schwere Nieberlagen in Ungarn beigebracht hatte. Der tapfere Sobieski starb 1696,*) und sogleich begann unter den nie einigen Polen das Ränkespiel Über die Königswahl. Zwei Bewerber, ein französischer Prinz (von Conti) und Kurfürst August von Sachsen, boten den Polen Gelb über Gelb; enblich siegte August, mit dem Beinamen: der Starke. Er hat von 1697—1733 regiert. Um König von Polen zu werben, mußte er sich zux römischen Kirche bekennen. Das that er auch ohne viel Bebenken. Zur Beruhigung seiner Sachsen erklärte er, daß er nie katholische Minister annehmen wolle. Beibe Länber hat er aufs gewissenloseste regiert; unbekümmert um das Wohl seiner Unterthanen, sann er nur auf die Befriebigung feines Ehrgeizes und seiner Prunksucht und vergeubete das ihnen abgepreßte Gelb durch Jagben, Schwelgereien und anbete Ergötzlichsten. Währenb des spanischen Erbfolgekriegs starb der unfähige *) König Sobiesky, 1674—1696, war ein ausgezeichneter-Kriegsmann, aber als Regent ließ er es nicht selten an der Unparteilichkeit und Gerechtigkeit fehlen, welche in dem Parteigewirr zur Behauptung des königlichen Ansehns nothwendig war. Er machte sich Gegner durch auffallende Begünstigung seiner Anhänger und war zu nachgiebig gegen die Habsucht und die Ränke seiner Gemahlin, der Tochter eines französischen Marquis, welche an den französischen Umtrieben in Polen so leidenschaftlich sich betheiligte, daß sie sogar die Wahl ihres Sohnes zum Nachfolger des Vaters verhindern half.

6. Theil 3 - S. 242

1880 - Stuttgart : Heitz
242 Neue Geschichte. 2. Periode. England. leiden gepeinigt starb Cromwell im Palaste zu Whitehall, 1658.*) Gleichwohl reichte der kurze Zeitraum seiner Herrschaft hin, um die Grundlage zu Englands politischer Macht und Größe zu geben. Namentlich sicherte er den Engländern durch die Navigationsacte, welche allen fremden Nationen die Einfuhr von Waaren verbot, die nicht Products ihrer eigenen Länder waren, den Vortheil, Europa mit den Waaren Indiens und Amerikas zu versehen, ein Vortheil, welchen er den Holländern entriß. Sein Sohn, Richard Cromwell, wurde zwar nach ihm auch Protector; aber sein sanftes, weiches Gemüth war für einen solchen Platz nicht gemacht. Er legte seine Würde bald nieder. Wer sollte nun regieren? Anfangs ergriff wieder das Parlament die Regierung; aber zu ihm hatte das Volk kein Zutrauen. Da entschloß sich ein alter würdiger General, Georg Monk, den stillen Wünschen des Volkes eine Stimme zu geben.' Er ging mit seinen Soldaten, die ihn wie einen Vater liebten, nach London, ließ ein besseres Parlament wählen und gab heimlich dem ältesten Sohne Karls I., der gerade in Holland lebte, einen Wink. Nachdem das Parlament, welches aus lauter gemäßigten Männern bestand, 14 Tage lang sich mit Berathschlagnngen beschäftigt hatte, wie man nun die vielen Mißbräuche abschaffen und eine neue Regierung einrichten wollte, meldete am 1. Mai 1660 der Präsident, daß ein Abgesandter des Prinzen Karl draußen stände. Bei dieser Nachricht erhob das ganze Parlament, ein lautes Freudengeschrei, als wenn es nur auf solchen Antrag gewartet hätte. Der Gesandte mußte gleich hereinkommen und seinen Auftrag sagen. Er überreichte einen Brief, der mit Begierde gelesen, schnell abgedruckt und im ganzen Reiche verbreitet wurde, damit alle an dem fröhlichen Ereignisse Theil nähmen. In diesem Briefe versprach Karl, der nun als König Karl Ii. (1660—85) gellknnt wurde, allen Verzeihung für die Vergangenheit, Gewissensfreiheit u. s. w., wenn sie ihn zum Könige machen wollten. Das wurde mit Freuden angenommen und sogleich eine feierliche Gesandtschaft angeordnet, die ihm ein Geschenk bringen und ihn nach England hernberholen sollte. Bisher hatte man in Frankreich und in den Niederlanden den König etwas über die Achsel angesehen. Nun aber beeiserte *) Sein Staatssecretair war der berühmte Dichter Milton, der unter anderm „Das verlorene Paradies" dichtete, in seinem Alter blind und doch voll Feuer und Geisteskraft^

7. Theil 3 - S. 147

1880 - Stuttgart : Heitz
Philipp Ii. von Spamen. Die Niederländer. 147 Die Niederlande bestanden damals aus 17 blühenden Provinzen. Sie waren eine wahre Goldgrube für Spanien; aber ihr Gold lag nicht unter der Erde, sondern im Fleiße der thätigen und geschickten Einwohner. Nirgends gab es eine so große Zahl volkreicher, nahe bei einander liegender Städte; in ihnen allen rührten sich täglich Tausende von fleißigen Händen; ihre Arbeiten gingen über die ganze bekannte Erde und brachten jährlich große Summen ein. Wenn am Feierabend die Gesellen und Arbeiter nach Hause gingen, so war das Gedränge in den Straßen mancher Städte so groß, daß die Aeltern die Kinder in die Häuser nahmen, damit sie nicht erdrückt würden. — Bald nach der Reformation hatte sich auch hierhin die neue Lehre ausgebreitet und großen Beifall gefunden. Zwar hatte Kaiser Karl ein Jnqnisitionsgericht niedergesetzt, und mancher ehrliche Niederländer war am Leben gestraft worden, weil er von seinem neuerworbenen Glauben nicht lassen wollte. Indessen war Karl nur streng, aber nicht grausam und ungerecht, und trotz seiner Strenge machte das Licht der Wahrheit täglich größere Fortschritte. Nun trat Philipp auf. Er schwur den Niederländern: „Ich Philipp, gelobe und schwöre, daß ich ein guter und gerechter Herr sein, daß ich alle Freiheiten, die ihnen von meinen Vorfahren verliehen worden, auch ihre Gewohnheiten, Herkommen und Rechte wohl und getreulich halten und halten lassen, und ferner alles dasjenige üben wolle, was einem guten und gerechten Fürsten und Herrn zukomme. So müsse mir Gott helfen und alle seine Heiligen." — So schwur er, aber er hielt nichts davon. Das Erste, was er in den Niederlanden that, war die Schärfung der schrecklichen Inquisition, um das Gift der neuen Lehre auszurotten; denn es beleidigte seinen Stolz, daß es Menschen gäbe, die einen andern Glauben haben wollten als den f einigen. Er setzte also geistliche Richter nieder, die über jede Abweichung von dem römischen Glauben richten sollten. Der bloße Verdacht war hinreichend, um einen ruhigen Bürger aus dem Kreise seiner Familie herauszureißen. Fand sich ein Schurke, der gegen ihn zeugte, so wurde er, sobald er nicht eingestand, auf die Folter gebracht. Nie erfuhr er, wer fein Ankläger sei. So war also niemand sicher; des Morgens wußte keiner, ob er noch am Abend unter den ©einigen fein würde. Sobald sich ein schlechter Mensch sand, der sich an ihm rächen oder ihn um sein Vermögen bringen wollte, so gab er ihn an, dies oder jenes gegen die römische Lehre gesagt,

8. Theil 3 - S. 111

1880 - Stuttgart : Heitz
Maria Stuarts Flucht nach England. 111 Maria wirst sich den Verbündeten in die Arme und Bothwell entflieht nach den orkadischen Inseln. Hier trieb er eine Zeitlang Seeräubereien, flüchtete dann nach Dänemark, wo er im Gefängniß nach etwa 10 Jahren wahnsinnig starb; ein warnendes, von der Geschichte unzählig oft wiederholtes Beispiel, daß große Verbrechen ihrer Strafe nicht leicht entgehen. Alle drei Mörder erfuhren die Wirkung der Nemesis. Murray . ward ermordet, ein anderer (Morton) durch Jakob Vi. als Mörder seines Vaters zum Tode verurtheilt, uyd der letzte (Maitlaud) durch unbekannte Hand vergiftet. Fast noch härter büßte die unglückliche Maria ihren Leichtsinn. Sie wurde von den Rebellen im Triumphe nach Edinbnrg geführt, wo der Pöbel sie verhöhnte und ihr eine Fahne vortrug, auf welcher die Ermordung Darnley's zu sehen war. Man denke sich, was Maria bei diesem Anblick litt; nur zu Thränen und vergeblichen Klagen konnte sie ihre Zuflucht nehmen. Von hier führte man sie in ein festes Schloß (Lochleven), behandelte sie mit der größten Strenge und Verachtung, und zwang sie endlich, eine Schrift zu unterzeichnen, durch welche sie der Regierung entsagte und diese ihrem Sohne Jacob übertrug, für den, so lange er unmündig sei, Graf Murray (sprich Morre), ihr Stiefbruder, die Regentschaft führen sollte. Mit vielen Thränen unterschrieb sie das verhaßte Papier und hoffte nun in Freiheit gesetzt zu werden, aber vergebens; im Gegentheil versäumte man nichts, wodurch man sie kränken zu können glaubte. Diese unwürdige Behandlung erweckte ihr dagegen das Mitleiden des Volkes und vieler Edelleute, die es erbarmte, die liebenswürdige Königin in dieser jammervollen Lage zu sehen. Sie entwarfen den Plan, sie zu retten; ein junger Edelmau (Lord Douglas) entführte sie aus dem Bergschlosse, in welchem sie gefangen saß, und ihre Freunde sammelten sich um sie, um mit den Waffen sie wieder auf den Thron zu setzen. Murray aber sammelte eilends seine Kriegsvölker, ging auf sie los und schlug sie unweit Glasgow völlig aufs Haupt. Ihre Anhänger stoben wie Spreu auseinander, sie selbst aber floh mit wenigen Begleitern, nicht wissend, wo sie nun noch eine Zuflucht finden sollte. Da erinnerte sie sich der freundlichen Theilnahme, welche Elisabeth während ihrer Gefangenschaft gezeigt hatte. Zu ihr beschloß sie ihre Zuflucht zu nehmen. Schnell warf sie sich in ein Fischerboot und landete noch denselben Tag in Carlisle (Kärleil) auf englischem Boden. Sie war so eilig entflohen, daß sie kein Geld, nicht einmal die nöthigen Kleidungsstücke bei sich hatte. Nur 16 Personen waren in ihrem Gefolge.

9. Theil 3 - S. 351

1880 - Stuttgart : Heitz
Friedrichs des Großen Verwaltung. 351 und daraus entstandene Seuchen ihr Leben verloren. Eine nützliche Warnung, auch im größten Ueberflusse mit unsern Vorräthen nicht verschwenderisch umzugehen; denn solcher Uebermuth bleibt nie unbestraft. Jetzt ließ Friedrich seine Magazine öffnen und verkaufte sein Korn zu billigen Preisen. Daher kam es, daß in Preußen kein Mensch durch Hunger umkam. Aber er that noch mehr. Er theilte seine Vorräthe auch dem benachbarten Sachsen mit und wurde so der Wohlthäter und Erhalter seiner Nachbarn. Mit Freude zog er fremde Colonisten in sein Land; im Magdeburgischen allein ließen sich 2000 neue Familien nieder. Städte, welche im Kriege abgebrannt waren, erhielten Summen zum Wiederaufbau, z. B. Landshut 200,000 Thaler, Striegau, Halle und Halberstadt jede 40,000 Thaler, und in Oberschlesien wurden 213 neue Dörfer angelegt. Jährlich pflegte er in verschiedenen Provinzen Musterungen vorzunehmen. Bei der Gelegenheit erkundigte er sich genau nach allem, was ihm auffiel. So schnell auch sein Reisewagen über die Landstraße hinflog, so mußten doch die Landräthe und Dorfschulzen nebenher reiten und ihm über alles, was er wissen wollte, Auskunft geben, und wehe dem, den er auf einer Gewissenlosigkeit oder Nachlässigkeit ertappte! Ein Mann, welcher ihn genau kannte, schildert Friedrichs Charakter mit folgenden Worten: „Wahrheit, Offenheit, Biederkeit, eine natürliche Neigung, in allen Fällen gerecht und edel zu handeln, feuriger Trieb, sich in allem, was brav und gut war, auszuzeichnen und die Achtung der Menschen von einigem Werthe zu verdienen, waren von früher Jugend an die Grundzüge seines Charakters. Verstellung und Schleichwege waren ihm sehr zuwider und er hatte eine große Abneigung gegen allen Trug, Schein, Lüge und affectirtes Wesen. Er liebte in allen Dingen das Gerade und Einfache, Bestimmtheit in den Ideen, Kürze und Klarheit in dem Vortrage anderer, und er strebte, diese Tugenden selbst zu haben. Wortschwall, weitschweifige Reden, äußerer Prunk und unnütze Ceremonien waren ihm sehr zuwider." Hart, grausam und rachsüchtig war Friedrich nie, so leicht er auch auffahren konnte. Auch bei großen Vergehungen hat er nie harte Strafen ausgeübt, eher zu große Gelindigkeit bewiesen. Einem Kammerhusaren, der eingestehen mußte, die ihm anvertraute Privatkasse fast ganz ausgeleert zu haben, gab er das wenige, was noch darin war, noch dazu und entließ ihn dann mit den Worten: „ Nun lauf, daß du aus dem Lande kommst; sonst hängen sie dich."

10. Theil 4 - S. 30

1880 - Stuttgart : Heitz
30 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. beiden andern Punkte bewilligt. Zum Geistlichen hatte er sich den Abbe Edgeworth (sprich Etschworß) ausersehen» Als dieser eintrat und ihm die Thränen flößen beim Anblicke des unglücklichen Königs, weinte auch Ludwig, die erste Erleichterung seines gepreßten Herzens. Bald aber faßte er sich wieder. „Entschuldigen Sie," sagte er, „diesen Augenblick von Schwäche. Seit langer Zeit lebte ich mitten unter meinen Feinden; allein der Anblick eines treuen Unterthanen spricht ganz anders zu meinem Herzen. Es ist ein Schauspiel, an welches meine Augen nicht mehr gewöhnt sind, und es versetzt mich wider meinen Willen in Rührung." Da die Hinrichtung auf den folgenden Morgen festgesetzt war, so beschäftigte er sich den größten Theil des Tages mit Gesprächen über Religion. „Jetzt ist es," sprach er, „die große Angelegenheit, die mich ganz und einzig beschäftigen muß. Ja wohl, die einzige wichtige Angelegenheit; denn was sind alle andere Dinge gegen sie?" — Jetzt wurde er benachrichtigt, daß seine Familie zu ihm gebracht werden würde. Die Zusammenkunft geschah in einem kleinen Zimmer, welches eine Glasthüre hatte, so daß seine Aufseher alles sehen konnten. Hier ereignete sich eine der rührendsten Scenen, die jemals stattgefunden haben. Auf der einen Seite Entzücken, sich nach langer Trennung einmal wiedersehen und umarmen zu können, und auf der andern der beklommenste Schmerz, sich für dies Leben verlieren zu sollen. Die erste Viertelstunde verging fast ohne Worte, weil jeder mit seinen Gefühlen allein beschäftigt war. Man hörte nichts, als Weinen und Schluchzen und den Schrei des hoffnungslosesten Schmerzes, der bis außerhalb des Thurmes gehört wurde. Alle fünf jammerten zugleich und die Stimmen aller vereinigten sich zu einem durchdringenden Schrei. Endlich hörte das Weinen auf, weil die Thränen versiegt waren, und nun begann eine ruhige Unterredung, die etwa eine Stunde dauerte und vermuthlich Tröstungen der Religion enthielt. Ludwig entließ die (Seinigen, indem er ihnen Hoffnung machte, sie folgenden Tages wiederzusehen. „Ach!" rief er, als er zu seinem Beichtvater zurückkehrte und sich in einen Sessel warf, „welch eine Zusammenkunft war das! Muß man denn so zärtlich lieben und so zärtlich geliebt werden! — Doch es ist nun vorbei. Ich will nun alles Uebrige vergessen, um an jene einzige Angelegenheit zu denken. Sie muß nun alle meine Empfindungen und Gedanken allein beschäftigen." — Als ihm der Beichtvater sagte, er wünsche ihm das heilige Abendmahl reichen zu dürfen, erheiterte sich sein Gesicht,
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