50___________
362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
181
der Erzbischof von Köln als Herzog von Westfalen; derselbe belehnte die Freigrafen. Das Entstehen geordneter Rechtszustände machte der Feme ein Ende.
3. Wenzels Thätigkeit im Reiche. Seine Versuche, den Landfrieden zu befestigen, hatten keine Erfolge. Seitdem überließ er sich der Trägheit und Trunksucht und verlor dadurch, sowie durch seine Härte gegen die Geistlichkeit (Johann Nepomuk) die Achtung des Volkes. Als er das Reichslehen Mailand veräußert hatte, ward er abgesetzt, 1400.
Iii. Uuprecht von der Wfatz, 1400—1410. Es gelang ihm nicht, sich Anerkennung zu verschaffen. Auch die Bemühungen, Mailand wiederzuerwerben, waren erfolglos.
Iv. Sigmund, 1410—1437. Für seine Wahl hatte besonders Friedrich Vi. von Hohenzollern, Burggras von Nürnberg, gewirkt. Beim Antritte seiner Regierung war er bereits Kurfürst von Brandenburg und König von Ungarn; am Ende derselben wurde er auch als König von Böhmen anerkannt.
1. Kampf um Ungarn (vor Antritt seiner Regierung). Ludwig der Große, König von Ungarn, 1342—82, hatte seine älteste Tochter Maria mit Sigmund verlobt. Letzterer musste sich aber die Krone Ungarns gegen einen von den Ungarn gewählten Prätendenten erkämpfen. Bald darauf bedrohten ihn die Türken.
a) Ansturm der Türken. Das seldschukische Fürstentum Jkonium war durch die Mongolen aufgelöst und dann unter 10 turkomannische Häuptlinge geteilt worden. Einer derselben, Osman, legte durch Eroberung Bithyniens den Grund zum „Osmanischen Reiche." Seine Nachfolger find: Drchan, der die Janitscharen gründete, Miirad I., der bis Adrianopel vordrang, und Bajazeth, „der Blitz." Letzterer besiegte Sigmund bei Nikopolis, 1396.
b) Rettung. Die Rettung aus der Gefahr brachten die Mongolen, die unter Timur Lenk her anstürmten und Bajazeth bei Angora 1402 besiegten.
2. Die bedeutendsten Ereignisse unter Sigmunds Regierung sind das Konzil zu Konstanz und der Hussitenkrieg.
A. Das Konzil zu Konstanz, 1414—18, das größte im Mittelalter, hatte eine dreifache Aufgabe:
a) Die Beilegung des Kirchenschismas. Nachdem die Päpste ihren Sitz von Avignon, wo sie in großer Abhängigkeit von Frankreich gestanden, wieder nach Rom verlegt hatten (1377), fanden doppelte Papstwahlen statt (zu Avignon und in Rom). Das Schisma wurde vergrößert, als das Konzil zu Pisa 1409
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Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Mailand Mailand Brandenburg Ungarn Ungarn Ungarn Ungarn Nikopolis Angora Avignon Frankreich Rom Avignon Rom
153
1183 zu Konstanz erweitert: die oberitalischen Städte erhalten Selbstverwaltung, der Kaiser behält die Lehnsherrlichkeit und den Heerbann.
B. Verfahren gegen Heinrich den Löwen. Um sich seiner
Treue während der Kämpfe in Italien zu versichern, hatte Friedrich Heinrich dem Löwen, Herzog von Sachsen und Bayern, die Ausdehnung seiner Macht im Norden gestattet, und letzterer hatte sich eine fast unabhängige Stellung erkämpft, aber auch Verdienste um die Germanisiernng und Bekehrung des slavischen Ostens und um
die Befestigung der deutschen Herrschaft daselbst, sowie um die Hebung der norddeutschen Städte erworben. Indes seine Macht weckte die
Opposition der Fürsten, und als er, wegeu Verweigerung der Heeresfolge zur Verantwortung vorgeladen, dreimal nicht erschien, ward er in die Acht gethan und seiner Länder verlustig erklärt, 1180. 1. Das
Herzogtum Sachsen wurde zersplittert: a) der östliche Teil mit der Herzogswürde kam an Bernhard von Askanien (Sohn Albrechts des Bären), b) das Herzogtum Westfalen an den Erzbischof von Köln, * c) Lübeck, Bremen, Hamburg wurden freie Reichsstädte. 2. Bayern erhielt Otto von Wittelsbach. 3. Heinrich blieb nur im Besitze von Braunschweig und Lüneburg.
C. Friedrichs Regierungsthätigkeit. Bei jedem Aufenthalte in Deutschland sorgte Friedrich für die Sicherheit des Reiches. Das Fehdewefen wurde unterdrückt, der Handel geschützt. Nach außen hin
wurde die Lehnsherrlichkeit über Böhmen, Polen, Ungarn und Dänemark geltend gemacht. Auf seinem sechsten Römerzuge vermählte er seinen Sohn Heinrich mit Konstanze, der Erbin des normannischen Reiches in Sizilien und Neapel. Die deutschen Reichs- und Fürstentage waren glänzend besucht, und es erschienen hier die Vertreter aller europäischen Nationen.
Daher prägte sich im Volke das Bild Barbarossas als des hervor-ragendsten Vertreters der deutschen Kaiserzeit ein, an dessen Erinnerung es die Hoffnungen auf die Wiederkehr deutscher Größe knüpfte.
D. Der 3. Kreuzzug. Friedrich beschloß sein Leben auf dem 3. Kreuzzuge.
a) Veranlassung. Nach dem 2. Kreuzzuge war das Königreich Jerusalem immer mehr verfallen. Saladin, ein Knrdenhänpt-ling, ausgezeichnet durch Tapferkeit, Großmut und Mildthätigkeit, hatte die Fatimtden in Ägypten gestürzt, darauf Syrien
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119
drei Oberhupter. Als aber Jobst 1411 starb und Wenzel seinem Bruder die Reichsregierung berlie, wurde Sigismund von allen Kurfrsteu als König anerkannt. Er war beim Antritte seiner Regierung bereits Kurfürst von Brandenburg und durch seine Heirat mit der Erbtochter Ludwigs des Groen König von Ungarn.
Als solcher geriet er in Kmpfe mit den Trken, die am Ende des 14. Jahrhunderts auf der Balkanhalbinsel eindrangen. Er wurde 1396 von ihnen in der Schlacht bei Nikpolis an der Donau besiegt. Nach dem Tode seines Bruders Wenzel wurde Sigismund auch König von Bhmen.
Sigismund war ein stattlicher Mann. Er zeichnete sich durch Bildung, ritterlichen Sinn und Leutseligkeit aus. Dabei neigte er aber zu einem ppigen und verschwenderischen Leben, war leiden-schaftlich und unzuverlssig. Um sich aus seiner steten Geldverlegenheit zu helfen, griff er oft zu unerlaubten Mitteln.
2. Das Konzil zu Konstanz, 14141418. Nach dem Tode 1414-1418 Gregors Xi., der 1377 nach vielem Drngen der Rmer seinen Sitz von Avignon wieder nach Rom verlegt hatte, fanden doppelte Papst-whlen statt. Das dadurch entstandene Schisma wurde vergrert,
als das Konzil zu Pisa 1409 die beiden Ppste absetzte und einen neuen Papst whlte. Es standen sich nun drei Ppste gegenber:
Gregor Xii., Benedikt Xiii. und Johann Xxiii. Sigismund nahm sich der Lsung der kirchlichen Frage mit grtem Eifer an. Auf sein Betreiben kam ein Konzil zu Konstanz zustande, das die grte Kirchenversammlung im Mittelalter war; zugleich war es fr Deutsch-land ein Reichstag und fr Europa ein Kongre der christlichen Völker. In der kleinen Bodenseestadt Konstanz versammelten sich 33 Kardinle, etwa 300 Erzbifchfe und Bischfe und zahlreiche andere Geistliche. 37 Universitten hatten zusammen gegen 2 000 Vertreter gesandt: auerdem trafen etwa 1 600 Fürsten ein. Kaufleute und Wechsler, aber auch fahrende Leute und Gesindel aller Art strmten hier zusammen. Das Konzil hatte eine dreifache Aufgabe zu lsen:
a. Beilegung des Kirchenschismas. Nach langen Ver-Handlungen verzichtete Gregor Xii. auf die ppstliche Wrde; die beiden anderen Ppste wurden auf dem Konzil zu Konstanz abgesetzt. Der neu-gewhlte Papst Martin V., ein Italiener, fand allgemeine Anerkennung.
b. Reform der Kirche an Haupt und Gliedern. Infolge der Abhngigkeit von den franzsischen Knigen und durch das darauf-folgende Schisma war das Ansehen des Papsttums sehr gesunken.
Eberhard Windecks Leben des Kaisers Sigismund. Geschichtschreiber d. d. Vorzeit. 87. Bd.
Aschbach, Geschichte Kaiser Sigismunds: Das Konzil zu Konstanz.
Atzler, lu. u. L. I. Nr. 57.
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Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Ungarn Nikpolis Donau Konstanz Gregors Avignon Rom Deutsch-land Europa Konstanz Aschbach Konstanz
278.
274
Bis zum 8. März blieb das königliche Paar in der Krönungs-
stadt. Dann ging es zurück nach Berlin, wo ein feierlicher Einzug
gehalten wurde.
S78. Friedrich der Große.
Der erste König von Preußen hatte nun wohl zwar sich und
dem Lande einen höhern Titel gegeben; aber jetzt mußten die Könige
und das Volk auch zeigen, daß sie des königlichen Namens würdig
waren. Das hat schon der zweite König Friedrich Wilhelm I.
gethan, der ein gar strenger, sparsamer Herr gewesen ist. Seine
Kinder hat er gar hart gehalten; aber er hat auch die Einkünfte des
Landes in den besten Stand gebracht. — Besonders hat Friedrich Ii.,
des Vorigen Sohn, den Ruhm Preußens vermehrt. Im Jahre
1740 hat er seine Regierung angetreten, also gerade 100 Jahre
nach dem großen Kurfürsten. Wie dieser sein Urgroßvater war er
groß als Kriegsfürst, zugleich aber auch in der Kunst, sein Land im
Frieden zu regieren. Darum wird er auch wohl der Große oder
gar der Einzige genannt. Ihm hat Preußen das große Ansehen
zu verdanken, welches es seit mehr als hundert Jahren unter den
Völkern genießt.
Seine Vorfahren hatten die gegründetsten Ansprüche auf einige
Fürstentümer in Schlesien erworben; aber sie wurden ihnen von
dem deutschen Kaiser, der zugleich Beherrscher Östreichs war, vor-
enthalten. Weil nun gerade die Gelegenheit günstig war, so for-
derte er noch einmal die schlesischen Lande; als man ihn aber wieder
abschläglich beschied, griff er zum Schwerte und zwang die Kaiserin
Maria Theresia, ihm fast das ganze Land Schlesien abzutreten.
Aber er hat drei Kriege darum führen müssen. Der letzte hat von
1756 bis 1763 gedauert, weshalb er auch der siebenjährige
Krieg genannt wird. Da standen die Heere von halb Europa wider
den einzigen König von Preußen, der nur die Engländer und ein
paar kleine deutsche Staaten zu Bundesgenoffen hatte. Im Süden
standen die Östreicher, im Osten die Russen, im Norden die
Schweden, im Westen die Franzosen; dazu kamen auch die Truppen
der andern deutschen Reichsfürsten. Aber Friedrich hat sie alle ge-
schlagen und in den herrlichen Schlachten bei Prag, Roßbach,
Leuthen, Zorndorf, Torgau und noch manchen andern den
Sieg davongetragen. Zwar hat er dann und wann auch der Über-
macht seiner Feinde weichen müssen und bei Collin, Hochkirch,
Kunersdorf schien es, als sollten sie triumphieren; aber er hat
doch alles wieder gut gemacht. Was er selber nicht ausrichten
konnte, das haben seine tapferen und hochberühmten Generale gethan,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Europa Schweden Prag Roßbach Torgau Hochkirch
365
340.
Mit tiefbewegtem Herzen konnte der siegreiche Herrscher endlich
am 2. März seiner Gemahlin, der Kaiserin-Königin Augusta, melden,
daß die vorläufigen Friedensbedingungen von ihm unter-
zeichnet worden seien. Mit Freuden vernahm das deutsche Volk aus
dem Munde seines Kaisers, daß alle Bemühungen des französischen
Unterhändlers Thiers (spr. Tiähr), die Abtretung der ehemals
deutschen Gebiete zu verhindern, vergeblich gewesen. Frankreich hatte
sich dazu verstehen müssen, das Elsaß mit Straßburg, jedoch mit
Ausnahme von Belfort, sodann Deutsch-Lothringen nebst Metz
in den Händen des Siegers zu lassen. Außerdem wurde ihm die
Zahlung von 5 Milliarden Franken oder 1300 Mill. preußischen
Thalern auferlegt; bis zur völligen Abtragung dieser ungeheuren
Summe aber sollten auch noch andere, rechts von der Seine ge-
legene Gebietsteile von den deutschen Truppen besetzt bleiben.
Die Friedensglocken läuteten in Stadt und Land; unbeschreib-
licher Jubel ertönte durch alle Gauen, als einzelne Abteilungen der
Landwehr in ihre Heimat wiederkehrten, als dann auch der ruhm-
gekrönte Kaiser am 17. März die Siegesheimfahrt hielt. Der Ab-
schluß des endgültigen Friedens wurde durch einen furchtbaren
Aufstand in dem unglücklichen Paris verzögert, in welchem der Pöbel
die entsetzlichsten Greuelthaten verübte. Erst am 10. Mai konnte
derselbe in Frankfurt a. M. unterzeichnet werden. Die Grenz-
linie zwischen dem wiedergewonnenen, zum Reichslande bestimmten
Elsaß-Lothringen und den französisch gebliebenen Gebieten wurde
dabei genauer festgesetzt.
Am 16. Juni zog der Kaiser an der Spitze seiner Getreuen
und großer Heeresabteilungen im Triumphe in die herrlich geschmückte
Hauptstadt Berlin ein. Thränen entquollen dem Auge des Helden-
greises, als er das eherne Standbild seines in Gott ruhenden
Vaters erblickte, das während dieser Feier enthüllt wurde, und dabei
seiner Jugend gedachte. Sie mahnten lauter als alle Worte zu dem
Bekenntnis: Gott allein die Ehre! Alles Volk aber stimmte ein
und jauchzte: Dem Kaiser Heil! Glück zu dem Könige! Es sang:
1. Kett dir im Kiegerkranz, Kerrscher des Vaterlands, Keil,
Kaiser, dir! Kühl' in des Thrones Glanz die hohe Wonne ganz,
Lieöling des Volks zu sein; Keil, Kaiser, dir!
2. Keilige Klamme, glüh', glüh' und verlösche nie fürs Vater-
land! Wir alte stehen dann mutig für einen Wann, kämpfen
und öluten gern für Thron und Weich.
. „ b- Sei, Kaiser Wilhelm, hier lange des Volkes Zier, der Wensch-
heit Stolz! Kühp in des Thrones Glanz die hohe Wonne ganz,
Lieölrng des Volks zu sein; Keil, Kaiser, dir!
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Extrahierte Personennamen: März Thiers Keilige Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Belfort Paris Frankfurt_a._M. Berlin
267.
258
norddeutschen Bundes, die Gründung eines erweiterten deut-
schen Bundes, ja, eines neuen dentschen Reiches zu ver-
abreden. Die Verhandlungen führten glücklich zum Ziele, und
als am 2. März 1871 die Friedensbotschaft erschallte und die
Friedensglocken läuteten, da vernahm unser Volk zugleich, daß
die schweren, blutigen Opfer nicht umsonst gebracht sein soll-
ten, daß das Reich begründet sei und ein edler Held, König
Wilhelm von Preußen, als Kaiser an seiner Spitze
stehe.
4. Auch schon vor Jahrhunderten ist ganz Deutschland ein
Reich gewesen, an dessen Spitze ein Kaiser stand. Alle die
Fürsten, welche in den einzelnen Teilen des Landes herrsch-
ten, die Herzöge, Fürsten und Grafen und auch die Erzbischöfe
und Bischöfe, die über Land und Leute regierten, waren dem
Kaiser untergeordnet. Dieser berief sie zu gewissen Zeiten zu-
sammen und hielt mit ihnen Rat über das, was dem ganzen
Vaterlande not that. Eine solche Versammlung wurde ein
Reichstag genannt. Auch hatten die mächtigsten unter die-
sen deutschen Fürsten das Recht, einen neuen Kaiser zu er-
wählen, wenn der vorige gestorben war. Darum wurden diese
Fürsten Kur- oder Wahlfürsten genannt. Denn Deutsch-
land war ein Wahlreich, kein erbliches Reich, wie es
von jetzt an sein soll. Das war mit ein Grund dafür, daß die
Macht des deutschen Kaisers nach und nach immer geringer
wurde, wogegen sich die Macht der Fürsten des Reiches
mehrte. Als endlich zu Anfang dieses Jahrhunderts Napo-
leon I., Kaiser der Franzosen, der gewaltige Kriegsfürst, in
unser Vaterland einfiel, hatte es mit dem Reiche ein Ende
Im Jahre 1806 legte der letzte deutsche Kaiser die Kaiserkrone
nieder und nannte sich nur noch Kaiser von Oestreich.
Fast 1000 Jahre lang hatte das deutsche Reich bestanden.
Im Jahre 843 war es gestiftet worden. Gar viele mächtige,
ruhmreiche Herrscher haben auf dem deutschen Throne ge-
sessen und unser Vaterland zu hohen Ehren gebracht. Durch
Edelmut, Tapferkeit und andere Fürstentugenden ausgezeichnet
waren Heinrich I., der die ersten Städte erbaut und mit
festen Mauern umgeben hat, Otto der Große, Friedrich
Barbarossa, Rudolf von Habsburg, der in einer bösen
Zeit Recht und Gesetz wieder zu Ehren gebracht hat, Maxi-
milian I., zu dessen Zeiten Amerika entdeckt wurde und die
Reformation durch Doktor Martin Luther begann. Gar herr-
liche Thaten wissen die Bücher der Geschichte von diesen
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm leon_I. Oestreich Heinrich_I. Heinrich_I. Otto Friedrich
Barbarossa Friedrich Barbarossa Rudolf_von_Habsburg Rudolf Martin_Luther
259
267.
kaiserlichen Helden zu berichten. Andere freilich hat es in
der langen Reihe der deutschen Kaiser gegeben, die im Streite
mit ihren mächtigen Gegnern unterliegen mußten. Überhaupt
ist in unserm Vaterlande von jeher viel Kampf und Unfriede
gewesen, und gar viele blutige Kriege sind auf seinem Boden
geführt worden.
Das deutsche Reich ist aus dem fränkischen Reiche
hervorgegangen, das außer Deutschland auch noch die Länder
Frankreich und Italien umschlossen hat. Das fränkische Reich
aber ist an die Stelle des römischen Reiches getreten, wel-
ches zur Zeit des Kaisers Augustus fast alle bekannten Län-
der und Völker umfaßte. Daß dieser mächtige Kaiser zur Zeit
der Geburt Christi das ganze Morgenland beherrschte, wissen
wir aus der biblischen Geschichte. Unsere Vorfahren, die alten
Deutschen, welche man auch die Germanen nannte, hat er
ebenfalls unter seine Botmäßigkeit bringen wollen; aber sein
Feldherr Varus ist von Armin oder Hermann, einem
Fürsten vom Stamme der Cherusker, im Teutoburger Walde
aufs Haupt geschlagen worden. Diesem heldenmütigen Befreier
unsers Vaterlandes vom Joche der Römer ist darum im Jahre
1875 auf der Grotenburg bei Detmold ein herrliches Denkmal
gesetzt worden, welches uns daran erinnern soll, daß nur
Einigkeit stark macht. — Späterhin ist das römische
Reich ein zerteiltes und schwaches Reich gewesen, und end-
lich hat es Gott geschehen lassen, daß das weströmische
Reich in der großen Völkerwanderung zu Grunde gegangen ist.
Deutsche Völkerschaften siedelten sich in den Gegenden an,
die bis dahin den Römern unterworfen waren. Sie stifteten
neue Reiche, unter denen eben das fränkische die größte Macht
erlangt hat. Damals, im 6. und 7. Jahrhundert, ist denn auch
das Christentum unter dem deutschen Volke ausgebreitet wor-
den. Christliche Sendboten oder Missionare kamen aus Eng-
land herüber, um das Evangelium zu verkünden; unter diesen
besonders Winfried oder Bonifacius. (Lies Seite 68.) Den
mächtigen Volksstamm der Sachsen aber, welcher unter sei-
nem tapfern Herzog Wittekind zu beiden Seiten der Weser,
zwischen dem Rheine und der Elbe wohnte, hat der große
Kaiser Karl in einem langen, blutigen Kriege gezwungen, das
Christentum anzunehmen. Dieser Kaiser hat vor mehr als
tausend Jahren regiert, von 768 bis 814. Seine Enkel waren
es, die sich im Jahre 843 in die drei Reiche Deutschland,
Frankreich und Italien teilten.
17
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Extrahierte Personennamen: Augustus Varus Armin Hermann Winfried Winfried Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Italien Christi Grotenburg Detmold Bonifacius Sachsen Rheine Deutschland Frankreich Italien
285.
286
Die Stadt Breslau und die treuen Schlesier haben dem Könige
Friedrich Wilhelm dem Dritten in Dankbarkeit ein herrliches Denk-
mal errichten lassen. Zur feierlichen Einweihung zog König Wilhelm
mit der Königin im Herbste 1861 nach Breslau. Große Festlich-
keiten waren angeordnet; viele Fürsten und vornehme Herren wollten
mit dem Könige reden, und so blieb fast kein Augenblick für ihn
frei. Aber doch hat der freundliche Herr ein Bäuerlein aus Ober-
schlesien, das seine Sache bei ihm vorzubringen gedachte, gar mild
und liebreich aufgenommen. Der Bauer mochte wohl von so vieler
Mühe und Anstrengung nichts wisien. Mit einem dicken Aktenstück
unter dem Arme geht er schnurstracks in das Schloß und begehrete
den König zu sprechen. Man stellt ihm vor, daß dieser gar zu viel
zu thun habe und ihn nicht anhören könne. Der Bauer läßt sich
nicht abweisen, und richtig gelingt es ihm, bis zum Könige vor-
zudringen. Und der hohe Herr war mild und gütig gegen ihn,
blätterte und las in den Akten und befahl seinen Räten, daß die
Sache, um die es sich handle, genau untersucht werden solle. Auch
ließ er dem Bauer noch zehn Thaler Reisegeld zahlen, der fröhlich
von dannen zog.
Aber der schönste Schmuck in unsers Königs Krone ist seine
lautere, aufrichtige Frömmigkeit, Ruhmreichere Siege, als er, hat
noch niemals ein Kriegsherr über seine Feinde davongetragen; hoch-
berühmt ist sein Rame unter allen Völkern der Erde; als deutscher
Kaiser steht er an der Spitze der Fürsten und Gewaltigen unseres
Vaterlandes; aber in Demut beugt er sich vor dem Herrn aller
Herren, dem König aller Könige.
Als im Jahre 1864 das tapfere Heer aus dem Dänenkriege
zurückkehrte, nachdem es dem Feinde die Düppeler Schanzen
entrissen und ihn sogar bis aus seine Inseln verfolgt hatte, da ver-
kündete er laut: „Der Vorsehung gebührt unser Dank,
daß sie unser gerechtes Unternehmen so sichtbar gesegnet hat."
„Das Vaterland ist in Gefahr, Gott mit uns!" Das war
die Losung, mit der er am 13. Juni 1866 sein treues Volk zum
Kampfe gegen Östreich rief. Ehe er den festen Entschluß gefaßt
hatte, gegen seinen bisherigen Bundesgenossen das Schwert zu ziehen,
war wegen großer Aufregung vier Nächte lang kein Schlaf in seine
Augen gekonimen. Am Abend vor seiner Abreise zum Heere bat
ihn seine Umgebung, er möge doch noch einmal die nächtliche Ruhe
suchen. Der König zog sich in sein Zimmer zurück; aber der Offizier,
der im Vorzimmer die Wache hielt, sah durch die etwas geöffnete
Thür, wie er sich auf die Kniee warf und drei Viertelstunden lang
mit tiefer Inbrunst den Herrn der Heerscharen um seinen Beistand
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm
287
285.
anrief. — Nach dem Siege bei Königgrätz hielt der König eine Heer-
schau ab Zu den Feldpredigern sprach er bei dieser Veranlassung:
„Der Feldzug war glücklicher, als es jemand unter uns zu hoffen
gewagt. Aber das war nicht unser Verdienst, sondern
Gottes gnädiger Beistand. Ihm sei Lob und Dank dafür!
Darum jetzt nicht Uebermut/ sondern Demut! Das
predigen Sie, meine Herren!"
4. Als ihm am 19. Juli 1870, dem Todestage seiner könig-
lichen Mutter, der Herrscher Frankreichs in frevelhaftem Übermute
die Kriegserklärung überreichen ließ, eilte er nach Charlottenburg,
um an dem Grabe der Eltern den gerechten Gott um Beistand an-
zuflehen zu dem schwersten Werke seines Lebens, das er in seinem
hohen Alter noch beginnen sollte. Den Tapfersten seiner Krieger
verhieß er wieder das eiserne Kreuz, das schönste Ehrenzeichen
für die preußische Brust, auf dem die Mahnung steht: Mit Gott
für König und Vaterland! In Gottes Namen forderte
er die Fürsten und Völker zum heiligen Kampfe auf, zum Schutze
der deutschen Grenzen; in Gottes Namen stellte er sich selbst
an die Spitze der Heere, die sich auf seinen Ruf voll Heldenmut
und Begeisterung am Rheine gesammelt hatten, um die Wacht zu
halten am vaterländischen Strome. Mit Dank und Preis
gegen Gottes Gnade verkündete er den Einzug in Feindesland
nach den ersten gewonnenen Schlachten bei Weißen bürg, Wörth
und Saarbrücken, und wenige Tage darauf die so glorreichen,
aber auch so blutigen Siege bei Metz. Nur der wunderbaren
Hülfe Gottes schrieb er es zu, als Frankreichs Kaiser an der
Spitze seiner großen Armee sich ihm bei Sedan zum Gefangenen
ergeben mußte, als deutsche Krieger in Straßburg und Metz
einzogen, als mitten in grimmiger Winterkälte die Scharen unserer
Helden immer noch einen Sieg nach dem andern erstritten, bis denn
endlich der furchtbar darniedergeworfene Feind in seiner eignen Haupt-
stadt den Frieden unterzeichnen mußte. So war es denn endlich in
unsers Königs Augen auch nur ein.e Fügung Gottes, als er
am 18. Januar 1871, 170 Jahre nach der Krönung des ersten
preußischen Königs, unter dem jauchzenden Zuruf des ganzen geeinten
Deutschlands in dem glänzenden Schlosse seines ärgsten Widersachers
sichdie deutsche Kaiserkrone aufs Haupt setzte, „um in
deutscher Treue die Rechte des Reiches zu schützen und ihm seinen
Frieden zu bewahren."
Ja, wunderbar hat Gott unsern frommen königlichen Herrn
geführt! Möge chm nun auch seine letzte Bitte gewährt werden,
möge Gott der Herr ihm und seinen Nachfolgern in der Kaiserkrone
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung]]