50___________
362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
s
450
zur offenen Gewalt, warb eine Schaar Krieger für
. Sold an, drang mit denselben siegreich in Athen ein,
Pis,stratus und behauptete die nun erkämpfte Obergewalt von 538 —
à'b 528 ohne Widerspruch bis an seinen Tod. — Daß keine
582, Gegenrevolution erfolgte, davon lag die Ursache theils an
Ol. 63.ä. dem richtigen Sinne der Athener, die eine einstweilige, ge-
mäßigte und erhaltende Monarchie, mit den bestehenden
republikanischen Formen, einer zerstörenden Aristokraten -
oder Volksherrschaft vorzogen, zumal da sie einsahen, daß
die entstohenen Alkmaoniden nichts Höheres und Bes-
seres wollten, als die Pisistratiden, theils an dem
wahrhaft populären, schonenden und schützenden Charak-
ter des Pisistrarus selbst, der, obgleich Tyrann, d. h.
Usurpator, — ein wider die Gesetze sich auforingender
und über dieselben sich erhebender, unverantwortlich
seyn wollender Vorsteher des gemeinen Wesens — den-
noch so wenig — im neuern Sinne des Worts — ty-
rannisch regierte, oder despotisch herrschte — daß er nicht
nur das Eigenthum, die persönliche und bürgerliche Frei-
heit und Verfassung unverletzt erhielt, sondern auch im
Sinne Solottö die Civil-Gesetzgebung verbesserte, Ge-
werbe, Künste Und Wissenschaften beförderte, das Land
durch Ackerbau, die Stadt durch Tempel und Gymnasien
verschönte, eine öffentliche Vüchersammlung anlegte, und
dieselbe mit einer Abschrift der homerischen Gesänge ver-
mehrte, ja! endlich auch seine durch Kraft und Gesinnung
geadelte 17jährige Herrschaft erblich auf seine Familie
übertrug, die in seinem Geiste gemeinschaftlich fortregierte.
§.
h. Hipparch, nach Plato der altere, nachthucy-
Dte Pii>»dides, libi Vl 545 der jüngere Sohn des Pisiftra-
stratiöett U. îu s, erhöhete die bürgerliche und geistige Bildung^ seiner
Alkkttaotti- Vaterstadt, versammelte Dichter um sich"— den üimo--
à nides und Anakre0n — verbreitete ihre und Homers
Werke — und weckte dadurch, wie durch die Inschriften
Und Sittensprüche, die er auf die Hermensäulen setzen
ließ, moralische Ideen und religiöse Betrachtungen. Des-
sen Ungeachtet wurde derselbe in einer von zwei jungen
51$ Griechen, Harmodius und Aristogrton — aus Pri-
Ai £jjr vatleidenschafk — gestifteten Verschwörung am Feste der
M ss 9 Panathenäen bei dem feierlichen Aufzuge zum Miner-
‘ ^ven-Tempel ermordet. — H i p p i as, selbst kaum den
Dolchen der Mörder entronnen, überließ sich ganz der
frischen Glut der Rachsucht; Harmodius ward auf der
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554
Plar. Pliaedr. Axiatoph. Acharn, 539, Thucydj Ii, 60, Cic,
in Brut. 7 —. j3.
Nachdem aber die Sophisten, von Gorgias an, die Be-
redtsamkeit auch theoretisch gelehrt, nachdem die innern und
äußern Staats-Verhältnisse Griechenlands sich bedeutend verän-
dert, Künste und Wissenschaften erhöhete Fortschritte gemacht,
die peloponnesischen Bürgerkämpfe, die Ohnmacht des zerrissenen
Griechenlands neuen Gefahren Preis gegeben, die Sitten ver-
darben, die Prozesse vermehrt, den Faktionsgeist genährt, kurz
einen Philipp von Mazedonien ins Land gezogen hatten: da
schien das Zeitalter der praktischen Beredtsamkeit und die
Periode gekommen zu seyn, wo der Staatsmann immer mehr
Redner seyn mußte, um die Staatsgeschäfte leiten, um auf der
Redncrbühne die erkaltete Brust für patriotische Gefühle erwär-
men zu können. So bahnte besonders auch die Vervielfältigung
der Staats-Prozesse der Theilnahme an den Staatsgeschäften
den Weg; so wurden aus Sachwaltern Staatsverwalrer, und
aus G.richtsmannern Staatsmänner, und die Begriffe von
Rednern und Staatsmännern in der praktischen Politik Wechsel-
begriffe, wie das Beispiel eines Antiphon, Andozides,
Lysiaö und selbst eines Isok rares beweist, der sich als Lehrer
der Beredtsamkeit zugleich als Lehrer der Staatskunft betrachtete.
^rb.ol.gg, Noch mehr aber bewährt sich diese innige Verbindung und
384 «. Wechselwirkung zwischen Staats- und Rede-Kunst in dem
à(36s». Bilde und Beispiele desjenigen Redners, welchen selbst der
'3 Meister der römischen Beredtsamkeit für seinen Meister er-
^321 (fastklarte, Cic. in Br. c. 9, nämlich des Demosthenes, eines
qleick;. mit Mannes, welchen das Zeitalter eines Philipp eben so noth-
-U'istoteles). wendig hervorrief, wie die Perserkriege einen Themistokles,
und der athenisch-spartanische Bürgerkrieg einen Perikles,
eines Mannes und Meisters, dessen Politik eben so tief aus
seinem Gemüth, wie aus dem Geist seiner Zeit hervorging, der -
wie Sokrates gegen die Sophisten, so gegen den arglistigen
Mazedonier Philipp, von seinem ersten Auftreten bis zu dem
Gift, daö er im Tempel nahm, mit einer so erhabenen Große
und Standhaftigkeit, zugleich aber auch mit einem Unglücke
kämpfte, daß er — als ein Held im Kampfe mit dem Schicksal
— unter allen politischen Charakteren den höchsten und reinsten
tragischen Charakter enthüllt — bald als Sachwalter — als
Vertheidiger und Ankläger —, bald als Rathgeber, bald als
Gesandter, bald als Friedensstifter, bald als Freiheitsprediger,
bald als Kriegesund Kampfes-Herold seiner Vaterstadt, bald
als Selbstvertheidiger gegen politische Sykophantien und Fak-
tionen (Aeschineö), immer aber als Gegner der mazedonischen
Politik, als Zeichendeuter und Seher der politischen Zukunft
auftretend — bestand er — nicht mit Mitteln, wie sie neuern
Staatsmännern zu Gebote stehen, die Befehle aus demkabinet
des Fürsten ertheilen, und über Schatzkammern, über Ehren-
stellen und Ordensbänder gebieten, ausgerüstet, sondern einzig
und allein durch seine große Persönlichkeit, durch seine Talente,
seine Thätigkeit und seinen Muth getragen und gestützt —
dreißig Jahr lang den Kampf mit der auswärtigen Ueber-
macht, und den noch größern und gefährlichern mit der Ver-
derbniß seines eigenen Volkes, und wich nicht, bis er unter
seinen Trümmern erschlagen ward. Vergl. Beckers Demo-
sthenes als Staatsmann und Redner, i8i5.
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Extrahierte Personennamen: Gorgias Philipp_von_Mazedonien Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Beckers
567
tige Athen, das zweideutig getriebene Spiel mit Friedens-
schlüssen, heimliche Unruhestiftungen, Besoldungen feiler
Demagogen, innere Konsequenz bei scheinbar äußerer Plan-
losigkeit, Feinheit und Gewandtheit in der Unterhandlungs-
kunst : das waren die öffentlichen und geheimen Mittel,
mit denen gerüstet, der König seinem letzten Eroberungs-
ziele sich näherte.— Gerecht von den Phozensern we-
gen ihres Gegenbündnisses in dem thessalischen Tyrannen-
Kriege, überzieht er dieselben mit einem Rachekrieg, bis „
Thermopylä vordringend, hier aber zurückgeworfen von ' '
den Athenern — und um im Rücken gesichert, mit ver-
stärkter Kraft den Anfall zu erneuern — greift er die
mächtige Handelsstadt Olynth an; sie fällt, vergeblich zu
halten versucht von Demosthenes, dessen Worte die
unpatriotischen Athener, wie die Troer die Weissagungen
der Kassandra hörten. Nach diesem Land- und einem o48.
gleichzeitigen Seestege bei Salamis, überlistet er die Athe-
ner durch einen glücklichen Angriff auf Euböa, und schlägt
ihre drohenden Rüstungen durch einen mittelst der Rede-
künste des bestochenen Aeschines erkauften Friedens nie- 347.
der, während er zu derselben Zeit athenische Bundeöstädte
in Thrazien treulos überfallen läßt.
Kaum aber haben die verrathenen und getäuschten
Athener durch eine Gesandtschaft unter Demosthenes
ihre Beschwerden laut werden lassen, so rufen die The-
baner den hinterlistigen Fremdling zur Bestrafung der
tempelräuberischen Phozenser aufs neue ins Land. —
Philipp erscheint als Rächer in Hellas; die blühende 346.
Landschaft Phozis wird mit Feuer und Schwert zur
grausenhaften Einöde zerstört; und als hätte er nun sein
Rächeramt und seine Bundesgenossenpflicht vollzogen, so
eilt er von dem Schauplatz der Gräuel, welche ihn die
politisch-religiöse Parteiwuth der Griechen bereiten ließ,
so- nach den Küsten von Jllyrien und Thrazien hinauf, 344.
um unter scheinbaren Erweiterungs-Projekten gegen die
Barbarenvdlker an der Donau die aufgeschreckten Hellenen
wieder einzuschläfern, und während seine geheimen Agen-
ten die politische Lethargie derselben klüglich unterhalten, 342-340.
belagert er die griechische Pflanzstadt Byzanz, deren
Fall nur noch Phozion, des ersten und letzten Feld-
herrn der damaligen Griechenzeit, vereitelte. Abgerufen
von den bestochenen Amphiktvonen — die den Mazedonier
anstatt den Phozier zum Mitgliede ihres hohen Bundes-
raths, — und dadurch zum Mitstand von Griechenland
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545
den Preis der Freiheit durch die jungen Heroen ihres
Landes begeistert, auch mit Athen im Schutz- und Freund-
schafts-Bündniß stehend, vertilgten die Zeiten früherer
Abtrünnigkeit und Schande durch die Tage des neuen
und kommenden Ruhmes.— Pelopid as und Epami-
nondas, und die athenischen Feldherren Ch abrtas und
Timotheus, dieser, der Sohn eines großen Vaters,
des Konon, schlugen zu Wasser und zu Lande alle An-
griffe der spartanischen Könige Age sil aus und Kleom-
brotus zurück.— Während dieses immer lebhafter wer-
denden Befreiungskampfes kommen unvermuthet Herolde -
vom großen König, Artaxerxes Ii., vermitteln einen
Waffenstillstand und Frieden, unter der frühern Bedin-
gung: die kleinern Staaten Griechenlands frei zu geben,
und unabhängig seyn zu lassen ! Darauf — denn das
war der Grund ihrer Friedensstiftung — stellen sie Wer-
bungen an, und schiffen unter dem athenischen Feldherrn
Jphikrates ein Heer von 20,000 Söldnern — so viel 374.
hatte der lockende Preis zusammengetrieben! — nach Ae-
gypten ein, um vereint mit der persischen Armee unter
Pharnabazus, die dortigen Empörer zu züchtigen. —
Allein diese kurze erzwungene Waffenruhe gab den
Gemüthern mehr Kraft und Besonnenheit als Eintracht
und Liebe; auch war jede Annäherung der drei gegen ein-
ander gespannten Staaten so lange unmöglich, als nicht
jener unbestimmte Friedens-Artikel eine nähere Deklara-
tion, oder irgend eine garantirende Macht das Recht der
Vollziehung desselben erhielt. — So zerschlugen sich denn
auch die auf einem Landtage in Sparta fortgesetzten Frie-
dens-Unterhandlungen, indem Theben durch seinen Ab-
geordneten, Epaminondas, kühn und unumwunden 372+
erklären ließ: „daß es so lange die Städte Böotiens in
den Anspruch auf Unterwürfigkeit und Abhängigkeit neh-
me, als Sparta sein Recht auf die peloponnesischen Frei-
städte nicht aufgeben werde?' Auch gaben die Thebaner
ihren Erklärungen durch die Zerstörung des widerspenstigen
Platää und Thespiä nicht nur einen furchtbaren Nach-
druck, sondern ließen auch durch ihre ganze Kriegs-Politik
die Absicht durchblicken, daß sie etwas Höheres als ihre
eigene Unabhängigkeit und die Oberherrschaft über Böo-
tien zu erstreben gewilligt seyen, daß sie nunmehr Kraft
und Muth, Stolz und Würde genug besäßen, um, wie
früher Sparta und Athen, das Prinzipat von Hel-
las in dritter Reihenfolge zu übernehmen. — Unter die-
35
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159
man ihm durchaus nichts aufbürden. Aber statt seine Richter, wie
sie es erwartet hatten, mit Bitten und Thränen um ein mildes Ur-
theil anzugehen, griff er auch hier ihre Laster an und erbitterte sie
durch seine Rede viel mehr, als dass er sie zu seinen Gunsten ge-
stimmt hätte. Das Todesurtheil wurde über ihn ausgesprochen. Er
hörte es ruhig an und ging fröhlichen Muthes in den Kerker, in dem
er nun dreissig Tage lang gefesselt liegen musste. Doch durften
seine Freunde ihn besuchen, und er fuhr fort, sie zu belehren. Da-
neben tröstete er sie freundlich wegen ihres Schmerzes um sein her-
des Geschick und suchte sie auch wohl durch ein scherzendes Wort
zu erheitern. So rief Einer aus: „Nein, so unschuldig sterben
zu müssen/“ und er erwiderte lächelnd: „Möchtest du denn lieber,
dass ich schuldig stürbe?“ Seine Freunde wollten ihm durch Be-
stechung der Wächter zur Flucht verhelfen; allein m\t aller Ent-
schiedenheit wies er die Verführung derselben zur Verletzung ihrer
Pfiicht zurück.
Am letzten Tage kamen seine Schüler am frühen Morgen [in
sein Gefängniss und blieben bis zum Abende bei ihm. Den ganzen
lag über sprach er mit ihnen über Tod und Unsterblichkeit. Den
Inhalt dieses Gespräches hat der schon erwähnte Plato in einem
noch vorhandenen Buche niedergeschrieben. Als die Sonne sich neigte,
griff er nach dem Giftbecher, sprach zu seinen Freunden: „Lasset
uns beten, dass der Ueber gang in die andere Welt glücklich von
statten gehe!“ und leerte dann den Becher auf einen Zug. Die
Freunde weinten und jammerten laut; er hiess sie ruhig sein und
ging in seinem Gefängnisse auf und, ab, bis er matt ivurde. Dann
streckte er sich mit verhülltem Angesichte auf das Lager nieder.
Er erkaltete und erstarrte von unten auf. Als er den Tod an der
Brust spürte, bat er, man möge für ihn dem Asklepios, dem Gotte
der Gesundheit (als der ihm nun zur völligen Gesundheit verhelfe)
einen Hahn opfern, und starb bald darauf.
Kaum war er todt, so stimmte die ganze Stadt eine laute Klage
über ihn an. Seine Ankläger wurden in die Verbannung geschickt,
ihm aber zum bleibenden Gedächtnisse eine eherne Bildsäule gesetzt.
So waren die Athener!
103. Alexander der Große.
1.
Die Oberherrschaft der Spartaner wurde den andern griechischen Staa-
ten in kurzer Zeit noch drückender, als es früher die athenische gewesen war.
Um in Griechenland freie Hand zu behalten, schlossen sie mit den Persern
einen Frieden, der so schimpflich war, daß die griechischen Bundesgenossen
nur mit Widerstreben in denselben willigten. Theben versagte seine Zu-
stimmung ; durch Gewalt sollte es zum Schweigen gebracht werden. Spar-
tanische Krieger überfielen die dicht bei dieser Stadt gelegene Burg und ver-
jagten die angesehensten Bürger. Doch waren sie ihres Raubes nicht lange
froh. Der hochherzige Thebaner Pelöpidas stellte sich an die Spitze einer
Verschwörung, züchtigte die übermüthigen Spartaner und errang seiner Va- v
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Extrahierte Personennamen: Alexander_der_Große Alexander Pelöpidas
160
terstadt die Freiheit wieder. Was Pelopidas begonnen hatte, das vollendete
sein Freund, der als Feldherr und Staatsmann gleich ausgezeichnete Epa-
minondas. Dieser erfocht (mit Anwendung der von ihm erfundenen schrä-
gen Schlachtordnu ng) im Jahre 371 bei Leuctra einen glanzenden
Sieg über die Spartaner und erhob dadurch das früher unberühmte Theben
zum Range des ersten Staates in Griechenland? Doch dauerte auch diese
Erhebung nur kurze Zeit. Pelopidas kämpfte gegen einen Gewaltherrscher
in Thessalien und siel in einer Schlacht; Epaminondas suchte die Spartaner
in ihrem eigenen Lande auf und schlug sie zum zweiten Male bei Mantinea
(362), doch wurde er tödtlich verwundet und starb gleich nach errungenem
Siege. Auch Thebens Ruhm und Größe sank wieder dahin.
Während sich so die Griechen durch unaufhörliche innere Kämpfe gegen-
seitig aufrieben, zog aus dem Norden ein schweres Unwetter gegen sie heran.
Dort hatte sich aus geringen Anfängen das K önigre ich Makedonien ge-
bildet. Jetzt herrschte in demselben König Philipp, ein schlauer Mann und
Meister in der Verstellnngsknnst. Er that freundlich mit den Griechen,
mischte sich in ihre Angelegenheiten und — bestach die Vornehmsten unter
ihnen, um sie für sich zu gewinnen. Er pflegte wohl zu sagen, keine Mauer
sei so hoch, daß nicht ein mit Gold beladener Esel hinüberkommen könne.
Thörichter Weise zogen ihn die Griechen selbst in ihre Händel. Die Thebaner
riefen ihn herbei, damit er die Phocier züchtige, die den Tempelschatz zu
Delphi frevelhaft geplüudert hatten; — so sehr war der Griechen eigene
Kraft gesunken! Der berühmte Redner Dcmosthönes zu Athen war der
Einzige, der die Gefahr des Vaterlandes erkannte. Mit allem Feuer der
Beredsamkeit suchte er die verderblichen Pläne des macedonischen Königs offen
darzulegen; aber alle seine Reden voll zorniger Kraft und glühender Vater-
landsliebe vermochten das griechische Volk nicht aus seinem Schlummer zu
wecken. Man ließ es ruhig geschehen, daß Philipp durch den Engpaß von
Thermopylä zog und in Griechenland festen Fuß faßte. Erst als er ganz
nach Willkür und wie in einem eroberten Lande schaltete und waltete, sahen
die Griechen ihre Thorheit ein. Sie griffen zu den Waffen; aber es war zu
spät. Bei C h äronsa kam es im Jahre 338 zu einer blutigen Schlacht.
Philipp blieb Sieger; die griechische Freiheit hatte ihr E.nde er-
reicht. Doch machte er von der errungenen Herrschaft nur einen sehr ge-
mäßigten Gebrauch. Er ließ den Ueberwundenen ihre Sitten und Rechte,
und als man ihm rieth, Athen zu zerstören, wies er diesen Vorschlag mit den
Worten zurück: „Wie, ich habe so viel für den Ruhm gethan, und sollte jetzt
den Schauplatz des Ruhmes zerstören?" Auch gestattete er es, daß De-
mosthenes, sein heftigster Gegner, den bei Chäronca gefallenen Athenern die
Leichenrede hielt. — Auf einer allgemeinen Versammlung der griechischen
Staaten zu Korinth ließ sich Philipp zum Oberanführer des Heeres
gegen die Perser ernennen. Schon gedachte er den Feldzug zu beginnen;
— da wurde er von Pausanias, dem Befehlshaber seiner Leibgarde, der sich
beleidigt glaubte, ermordet. (336.)
2.
An Philipps Stelle wurde dessen einundzwanzigjähriger Sohn Alexan-
der König von Griechenland. Dieser war in derselben Nacht geboren worden,
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Dcmosthönes Philipp Philipp Philipp Philipp Chäronca Philipp Philipp Philipps Philipps
— 225 —
er die Krone Deutschlands empfing, ihre Freiheiten bestätigt; sie sollten des
Reiches Schutz genießen, aber keinem Fürsten unterworfen sein. Dennoch suchte
dessen Sobn, Kaiser Albrecht I., diese Orte für sich selbst zu gewinnen und
zu seiner Hausmacht zu schlagen. Trotzige Landvögle sollten den Frei-
heitssinn der Bewohner beugen; aber als der kühne Schütze Wilhelm Teil
den Geßler, den grausamsten derselben, durch einen Pfeilschuß getödtet hatte,
loderte die Vaterlandsliebe in hellen Flammen auf. Tapfere Männer, die sich
auf dem Rütli, einer Waldwiese am See, zum Aufstande verschworen hatten
und die sich darum Eidgenossen nannten, brachen am Neujahrstage 1308
los, verjagten die Vögte, zerstörten die Zwingburgen und behaupteten ihre Un-
abhängigkeit. Der Kaiser selbst eilte zur Rache herbei; doch wurde er unterwegs
von seinem eigenen Neffen ermordet. So war der Hchweizerbunv begründet
worden, dem sich bald noch viele andere umliegende Städte, Gebiete und Land-
schaften anschlossen. Manche derselben, die sich nicht aus freien Stücken ein-
fanden, wurden zum Beitritt gezwungen. So wurden noch im 14. Jahrhundert
Luzern, Zürich, Zug, Glarus, Bern, — im 15. Jahrhundert Aargau,
Graubündten, St. Gallen, Wallis, Thurgau, Freiburg, Solo-
thurn, — int 16. Basel, Schaffhausen, Tessin, Appenzell, Genf,
Waadt in den Bund aufgenommen, wenn auch nicht alle gleich mit vollen
Rechten. Das Fürstenthum Neufchatel, das zu Anfang des 18. Jahrhunderts
dem Könige von Preußen zufiel, sollte zugleich in seiner Verbindung mit der
Schweiz verbleiben. Seit 1857 ist dieses Ländchen ganz von Preußen getrennt.
— Anfangs hatte die schweizerische Eidgenossenschaft noch gar viel mit
äußeren Feinden zu kämpfen. Insbesondre ntachte das Haus Oestreich immer
neue Versuche, sich das Land zuzueignen und das Volk zu unterwerfen. Aber
in der blutigen Schlacht bei Morgarten (1316) siegten die des Krieges un-
kundigen Hirten über das wohlgerüstete Heer des östreichischen Herzogs Leo-
pold; bei Sempach (1386) weihte sich Arnold von Winkelried selbst dem
Tode und erkaufte durch dieses Opfer des Vaterlandes Freiheit. Fast 100 Jahre
später trat der mächtige Herzog Karl der Kühne von Burgund, der die Nie-
derlande und einen großen Theil des jetzigen Frankreichs beherrschte, als Gegner
der eidgenössischen Freiheit auf; aber auch dieser mächtige Fürst unterlag in den
Schlachten bei Murten (1476) und Nancy (1477) und büßte seinen Uebep-
muth mit seinem Leben. — Die Verbindung mit dem deutschen Reiche löste
sich inlmer mehr; schon zu den Zeiten des Kaisers Maximilian hatte sie fast
gänzlich aufgehört, und im westfälischen Frieden wurde die Eidgenossenschaft als
ein selbstständiger Staat anerkannt. Seit dieser Zeit hat es nur noch
einmal der Weltbezwinger Napoleon gewagt, die Freiheit der Schweizer anzu-
tasten. Nach seinem Sturze aber wurde die frühere Verfassung wieder herge-
stellt, und zwar wurde bestimmt, daß die Schweiz in allen ferneren europäischen
Kriegen von keiner käinpfenden Partei zum Beitritt gezwungen werden, vielmehr
volle Neutralität bewahren dürfe. Durch diese Bestimmung war die Ver-
theidigung des ohnedies von Natur zu einer festen Burg bestimmten Landes sehr
erleichtert, und bis in die neueste Zeit konnten zahlreiche Schweizer ihr Vaterland
verlassen, um in der Fremde Kriegsdienste zu suchen. Auch in diesem Verhält-
nisse haben sie sich stets als tapfere, treue Männer erprobt. — Von der Ein-
führung der Reform a ti on in einem großen Theile der Schweiz durch Zwingli
und Calvin ist schon im Lesebuche die Rede.gewesen.
tb
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_I. Albrecht_I. Wilhelm Arnold_von_Winkelried Karl_der_Kühne Karl Nancy Maximilian Maximilian Napoleon Calvin
230
Namens, der von dem Bierwaldstädter See durch die Berqgruppe des Rigi getrennt
ist. Zwar erhebt sich deren höchste Spitze kaum bis zur Höhe von 6000 Fuß; dennoch
aber schweift der Blick über zahlreiche See'n und Gletscher bis zu den schneebedeckten
Hochalpen hin. Nur wenige Fernsichten der Welt sind so berühmt, wie diese. Der
Hauptort Ang liegt an der nördlichen Spitze des See's. Bei dem Morgarten,
einem Bergabhange, erkämpften die Schweizer 1315 einen herrlichen Sieg.
Der Canton Glarus wird von den Glarner Alpen durchzogen, die sich vom
hohen Dödi an beiden Ufern des Flüßchens Linth abwärts ziehen und die Wasser-
scheide zwischen dem Gebiete des Rheines und dem der Mr bilden. Die Thäler wer-
den von gewerbfleißigen Menschen bewohnt; die Hauptstadt Glarus hat sich von
dem großen Brandnnglück, das sie vor wenigen Jahren betroffen, noch nicht wieder
erholen können.
123. Der Rheinstrom.
Der Deutsche mag wohl auf seinen Rheinstrom stolz sein! Nicht aus seine
Größe; viele andere Ströme, selbst europäische, übertreffen ihn weit an Länge,
Breite, Wasserfülle, an gewaltiger Ausdehnung ihres Gebiets. Nicht einem
aber ist ein so edles Ebenmaß beschieden, so rillige Berhältnisse, so vollständige
Entwicklung; nicht einer sieht an seinenilfern auf gleiche Weise Kunst und
Natur, geschichtliche Erinnerung und lebendige Gegenwart vereint. In dem
erhabenen und herrlichen Mittelpunkte des mächtigen Alpengürtels hangen an
himmelhohen Felsgipfeln mehr als dreihundert Gletscher, welche dem Rheine ihre
vollen, tobenden Gewässer zusenden. Wo sie aus dem Gebirge hervortreten, da
beruhigen und läutern sich diese ungestümen Alpensöhne in etwa fünfzehn der
größten und schönsten See'n — unergründlichen smaragdnen Becken, hier von
unerklimmbaren Felsen eingeengt, dort von Nebenhügeln und grünen Matten
umkränzt; einer fast, wie das Meer, unabsehbar. Krystallhelle Fluthen ent-
strömen diesen See'n in raschem, doch schon ruhigerem Lauf. Bald in einem
Bette vermischt, wogen sie mächtig und friedlich dahin, durch lachende Fluren,
an stattlichen Schlössern, hohen Domen, belebten Städten vorbei, denen sie reiche
Lasten zuführen. Hohe Waldgebirge winken lange aus blauer Ferne, spiegeln
sich dann in dem herrlichen Strom, bis ßp die weite, schrankenlose Ebene betritt
und nun dem Schooße des Meeres zueilt, ihm mächtige Wasserspenden zu brin-
gen und sich dafür in seinem Gebiete ein neues Land zu erbauen.
An den Wiegen des Rheines erklingen die Gesänge armer, aber freier und
froher Hirten; an seinen Mündungen zimmert ein eben so freies, dabei reiches,
kunstsinniges, gewerbfleißiges, unternehmendes Volk seine schwimmenden Häuser,
welche die fernsten Länder und Meere beschissen und einst beherrscht haben. Wo
ist der Strom, der eine Schweiz an seinen Quellen, ein Holland an seinen
Mündungen hätte? den seine Bahn so durch lauter fruchtbare, freie, gebildete
Landschaften führte? Haben andere weit größere Wasserfülle und Breite, so hat
der Rhein klare, immer volle, sich fast gleichbleibende Fluthen, so ist seine Breite
gerade die rechte, hinreichend für Floß und Schiss, für allen Verkehr der Völker,
und doch nicht so groß, daß sie die beiden Ufer von einander schiede, daß nicht
der erkennende Blick, der laute Ruf ungehindert hinüberretchte. Mächtig und
ehrfurchtgebietend erscheint er, wie ein bewegter Wasserspiegel, in den heitersten
Nahmen gefaßt, nicht als eine wässerige Oede mit nebligen Ufern.
Der Rheinstrom ist recht eigentlich der Strom des mittlern Europa's. An
seinen Quellen im Hochgebirge begegnen sich Burgund, Italien, das südliche
Deutschland. Seine Niederung am Meeresufer schiebt sich zwischen den Norden
Frankreichs und die Ebenen des alten Sachsenlandes ein und führt zu den bri-
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in welcher der Dianentempel zu Ephesus, eins der berühmtesten Wunder-
werke der alten Baukunst, von Herostrutus, der sich durch diese Schand-
that einen Hainen machen wollte, in Brand gbsteckt wurde. Die Priester zu
Ephesus hielten den Brand dieses Tempels für das Vorzeichen eines großen
Unheils, welches Asien heimsuchen werde, verhüllten ihr Haupt und trauer-
ten. — Die Geburt des Sohnes war für Philipp noch mit zwei andern
glücklichen Ereignissen verbunden: P ar m enio, sein Feldherr, erfocht einen
Sieg, und sein Viergespann trug aus den olympischen Spielen den Preis
davon. Im Gefühl des Uebermaßes seines Glückes rief er aus: „Götter,
sendet mir auch ein Unglück, denn zu viel des Glückes habt ihr mir ver-
liehen!" Den Aristoteles, den Weisesten unter den Griechen seiner
Zeit, bestimmte er zunt Lehrer seines Sohnes, damit er dessen herrliche Gei-
stesanlagen entwickele und ihn in allen Gegenständen griechischer Bildung
unterrichte. Von solchem Lehrer lernte Alexander die Werke der Weisen und
Dichter Griechenlands schätzen; als Jüngling gewann er die Gesänge des
Homer so lieb, daß er sie fast auswendig wußte und stets eine Abschrift
derselben unter seinem Kopfkissen.liegen hatte. Sein heißester Wunsch war,
dereinst eben solche Thaten, wie Achilles, ausführen zu können, aber auch
von den Dichtern ebenso besungen zu werden. Schon als Knabe zeigte er
eine glühende Ruhmbegierde. Einst wurde er gefragt, ob er nicht in den
Wettspielen zu Olympia auftreten wolle. „Ja," war seine Antwort, „wenn
ich mit Königen in die Wette laufen könnte!" Kam die Botschaft von
einem Siege seines Vaters an, so rief er schmerzlich aus : „Mein Vater wird
mir nichts mehr zu thun übrig lassen!" Einst wurde dem Könige ein wildes
Pferd, Bucephülus genannt, für einen ungeheuren Preis zum Kaufe an-
geboten. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst daran; aber es ließ keinen
aufsitzen, und Philipp befahl endlich, das Pferd als wegzuführen.
Da erbat sich Alexander von seinem Vater die Erlaubniß zu einem noch-
maligen Versuche. Er ergriff das Pferd beim Zügel, führte es gegen die
Sonne, weil er bemerkt hatte, daß es sich vor seinem eigenen Schatten fürch-
tete, streichelte es eine Zeitlang, ließ dann unvermerkt den Mantel fallen
und schwang sich darauf. Sogleich flog das Pferd blitzschnell davon, und
alle Zuschauer zitterten für den kühnen Reiter. ' Als sie ah er sahen, daß er
wieder umlenkte und das Roß nach'willkür bald rechts, bald links tummelte,
erstaunten Alle, und Philipp rief mit Freudenthränen im Auge, indem er
ihn umarmte: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich, Macedonien
ist für dich zu klein!"
Schwer war der Anfang der Regierung des jungen Königs. Rings
umher standen die unterjochten Völker auf; alle gedachten der Freiheit. Wäh-
rend er im Porden kämpfte, verbreitete sich in Griechenland plötzlich das Ge -
rückt von seinem Tode. Ohne dessen Bestätigung abzuwarten, empörten sich
mehrere Staaten; die makedonische Besatzung wurde theils gctödtet, theils
verjagt. Aber wie im Ru erschien Alexander. Als die Stadt Theben sich
nicht gleich ergab, ließ er sie stürmen und verbrennen, die Einwohner theils
niederhauen, theils als Sklaven verkaufen. Ein so furchtbares Beispiel der
Strenge schreckte Alle zurück; alle Griechen huldigten dem Sieger. Er zog
nach Korinth und ließ sich, wie sein Vater, zum Oberfeldherrn im Kriege ...
gdgcn die Perser ernennen. Der Plan, den er als ein Erbtheil seines Vaters
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Extrahierte Personennamen: Herostrutus Philipp Philipp Alexander Alexander Achilles Philipp Philipp Alexander Alexander Philipp Philipp Alexander Alexander