156
umsonst; Prinz Friedrich Karl, der durch die Uebergabe von Metz frei geworden war, zersprengte die Armee an der Loire, und Manteufsel besiegte die im Norden. Es half den Franzosen auch nichts, daß sie im Osten ihres Landes eine neue Armee unter Bourbaki schufen, welche in Süddeutschland einfallen sollte; mit heldenmütiger Tapferkeit hielt General Werder dem dreifach überlegenen Feinde Stand und zwang ihn endlich — im Verein mit dem zu seiner Hilfe gesendeten Manteuffel — auf Schweizergebiet Schutz zu suchen; 80—100000 zerlumpte, halb verhungerte und erfrorene französische Krieger überschritten die Grenze; sie wurden von den Schweizern entwaffnet und bis zum Ende des Krieges gastlich verpflegt.
Mit gewaltiger Stimme hatten unterdeß die deutschen Kanonen zur stolzen Seinestadt gesprochen; alle Ausfälle hatte das deutsche Schwert zurückgewiesen; alle zum Entsätze gebildeten Armeen hatte die deutsche Tapferkeit zu Boden geworfen; mit hartem Finger klopfte bereits der bittere Hunger an die Thür — da endlich brach der vergebliche Widerstand: Ende Januar 1871 capitulirte Paris; ein Waffenstillstand setzte vorläufig allen Feindseligkeiten ein Ziel, und als er zu Ende ging, da kam der goldene Friede. Frankreich beugte sich den Forderungen des Siegers: es verzichtete auf Elsaß und Lothringen und zahlte eine Kriegskostenentschädigung von 5 Milliarden Franken.
6. Herrlich waren die Früchte des gewaltigen Kampfes für Deutschland; was verloren war, war wiedergewonnen worden: deutsches Land, deutsche Ehre und vor allem deutsche Einheit. Gemeinsam hatte sich das Volk erhoben zum Kamps gegen den Erbfeind, und gemeinsam hatten seine Söhne in den heißen Schlachten geblutet; nicht mehr sollte von nun an der Main das deutsche Land spalren, in neuer Kraft und Herrlichkeit sollte das alte deutsche Reich wiedererstehen — das war die Hoffnung aller Herzen. Der jugendlicke König von Baiern war der erste, der dem allgemeinen Wunsche Ausdruck gab; in besonderem Schreiben ersuchte er König Wilhelm, das deutsche Reick und die deutsche Kaiserwürde wieder auszurichten und den Kaisertitel anzunehmen. Fürsten und Volk stimmten freudig zu, und am 18. Januar 1871 erklärte König Wilhelm im Schlöffe zu Versailles, in glänzender Versammlung, nach vorangegangenem feierlichen Gottesdienst, daß er bereit sei, dem Ruse zu folgen. „Gott wolle mir und meinen Nachfolgern verleihen, allezeit Mehrer des deutschen Reichs zu sein!" Mit diesen Worten schloß er seine Verkündigung. Da reckten sich die Hände auf zum Gruß und Schwur, die Helme wurden geschwungen, die Blicke leuchteten, und dreimal hallte von den Marmorwänden und der gewölbten Decke wieder der Ruf: Seine Majestät, König Wilhelm, der Kaiser von Deutschland, lebe hoch! So wurde das deutsche Kaiserreich wieder aufgerichtet, so wurde Deutschland ganz geeinigt. Möge es blühen bis in ferne Zeiten! Ja, schirm' dich Gott, du deutsches Vaterland!
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Karl Friedrich Karl Metz Wilhelm Wilhelm König_Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Süddeutschland Paris Frankreich Lothringen Deutschland Main Baiern Versailles Deutschland Deutschland
637
Charakter an ihnen war, da bricht er auch wider hervor,
gewaltig, ursprünglich, wo es die Rot heischt, fielt die
ältesten, einfachsten Grundlagen seines characteristischen Le-
bens von neuem her, und begknt das Leben des Volkes
gewissermaßen mit der Kraft und Reinheit des ursprüng-
lichsten Keimes in neuen Triben.
So haben wir in den alten, verschränkten Formen
des Reiches, wie in den Glidern eines abgelebten Leibes,
die Pulsschläge des algemeinen deutschen Lebens schwächer
werden sehen, und unter den Wirkungen des sitlichen Gif-
tes, welches die Franzosen in den verschidenen einander
folgenden Verträgen mit den deutschen Regirungen in Ba-
sel, Leoben, Lunwiler, im Reichsdeputationshauptschluße
und in Wien und Pressburg durch moralische Herabwür-
digung, durch Verwickelung in rechtsverachtende Handlun-
gen ausgegoßen hatten, war dies algemeine deutsche Leben
fast erstorben.
Wir haben gesehen, wie die sitliche Indignation über
das Verhältniss, in welches man gekommen war, Preussen
in den Krieg von 1806 trib; — und wie äußerlich un-
glüklich dieser auch endete, für deutsches Leben und Wesen
war der Fride von Tilsit doch ein Glük, denn er machte
Preussen zugleich frri von der Teilname an dem lezten
Zugreifen gegen die Mitstäude im Reiche, tilgte fast allen
Groll, den man im übrigen Deutschland schon in hohem
Grade gefaßt hatten und zugleich wis er auf die eigne,
tüchtige, sitliche Kraft des Volkes; knüpfte ein neues sitli-
ches Band fest zwischen Regirung und Untertanen. Der
Krieg im südlichen Deutschland aber ließ zuerst wider des
Volkes eigenste, älteste Art sich kräftig durchkämpfen. So
wie Tirol in den Krieg hereingezogen, dann bald von
Oestreich seinen eignen Kräften überlaßen war, sahen wir
auch sich das Wesen des deutschen Volksheeres, des alten
Heerbannes in herlichster, glänzendster Weise entwickeln,
und schon oben musten wir der Aenlichkeit mit dem Kampfe
im Teutoburger Walde gedenken — mehr als einmal sa-
hen wir gewissermaßen die Geister der Ahnen wie aus
tausendjährigem Verschlüße in den Bergen Hervordringen
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Extrahierte Personennamen: Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Leoben Wien Pressburg Preussen Tilsit Deutschland Deutschland
638
und die flatternden Fanen der Landesfreiheit und des alten
Rechts auf den Firsten und in den Schluchten des Ge-
birges schwingen. Hofer selbst und seine Genoßen, Has-
pinger, Spekbacher und wie sie alle hießen, sie waren
uns wie Gestalten aus einer abgeschidenen, aus einer Ju-
gendzeit begegnet — das alte Reich war gestorben und
begraben, aber, wie der Psalmist von dem Manne sagt,
der auf Gottes Wegen wandelt, er werde nicht allein sein
vor seinen Feinden im Tore, kräftige Söhne, die Stütze
seines Rechts würden an seinem Tische sitzen — so waren
die Söhne des Reiches auf gewesen und hatten die Ehre
des hingeschidenen Erzeugers, die Ehre des deutschen Na-
mens mit ihrem Blute verteidigt, im Unterligen selbst wi-
dergewonnen und besi'gelt.
Und wie wir den alten Heerban, die Kraft des Volks-
Heeres, im Tirol plözlich wider mitten in moderner Umge-
bung, und auch gegen die Waffen der modernen Zeit wi-
der mächtig, erstehen sahen, so haben wir auch das alte
deutsche Nittergefolge wider gesehen, ursprünglich, kräftig,
wie Cäsar und Tacitus nur irgend es beschreiben können.
Der deutsche, von seinem Erbe rechtlos vertribene Fürsten-
sohn, der Herzog Wilhelm hatte die grollenden Necken um
sich gesammelt, die gleich ihm vor der Tyrannenrute des
schnöden Fremdlings gewichen waren; er war mit ihnen in
das Haus seiner Väter eingezogen, und wenn auch noch
nicht im Stande gewesen, festen Fuß daselbst zu faßen, hatte
er doch diese alce Weise des Volkes, das Neckenleben edler
Deutscher von neuem belebt.
Da wird es uns deutlich, daß die Not ganzer Völ-
ker, so lange der alte Got in ihnen noch nicht ganz aus
dem Gedächtniffe geschwunden, ein wunderbares Werkzeug
ist seiner segnenden Hand. Sie ist von Zeit zu Zeit not-
wendig, „um alle eigentümlichen Gesinnungen und Bildun-
gen und Richtungen zu prüfen, die sich vorher in dem Ueber-
mute ruhigeren, geschüzteren Daseins entwickelten, — sie
ist von Zeit zu Zeit notwendig, um die leeren Sonderbar-
keiten, die abgestorbenen, hindernden Bestandteile auszuschei-
den und die achte, reine, aus sich selbst lebende Eigentum-
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G22
\
berg hinaus waren immer in voraus von den Tirolern be-
sezt, wärend diese zugleich auch im Rücken drängten. Von
allm Seiten ward ein mörderisches Feuer auf die abziehen-
den Truppen unterhalten, und wo die Natur der Straßen-
fürung es zuließ, rolten die Tiroler große Felsblöcke von
ihren Höhen herab. Lefebvre's Rükzug war ein Seitenstük
zu dem des Varus aus dem Teutoburger Walde, und die
Bauernsürer der Tiroler machten die alten Sagen unseres
Volkes war, daß in den Bergen unseres deutschen Landes
in Geroldseck, im Kiffhäuser, im Untersberg die alten Hel-
den unseres Volkes Armin und Sigfrit, Dietrich und Karl
der Große und Fridrich der Rotbart säßen, aber herauszie»
hen würden zu helfen, wenn das Land in größter Not sei:
„Sie haben hinabgenommen
Des Reiches Herlichkeit —
Und werden wider kommen
Mit ihr zu ihrer Zeit." —
ja! warlich in den Tiefen deutscher Sele ruht ein Gold der
Treue, was nur der Flamme des Unglüks bedarf um in
köstlicher Reinheit ausgeschmolzenzu werden! In diesem
Falle war die Brust von Bauern es, in deren Innerem
Barbarossa und der Schlangentödter und Armin aus langem
Schlafe zu hellem, frischem Leben erwacht waren, daß sie
den Fremden und ihren Helfern, den neuen Segesten, die
Macht deutsches Sinnes fülen ließen. „Da sind die Schwei-
tzer erstanden, die Winkelriede, die Telle; die nicht in der
Schweiz sie fanden, hier fanden sie ihre Stelle:
Die Fanen aufzuschlagen
Im Lande anderer Männer,
Wo andere Alpen ragen
Um den Tiroler Brenner."
Unter stetem Bedrotsein durch Kugeln und Steine
rükten die ermatteten französischen Truppen den Brenner
in die Höhe und hinab — sie waren zu kraftlos geworden,
um die Tiroler noch von den steilen Höhen zur Seite ver.
treiben zu können. Ihre Kugeln richteten gegen die wol-
aufgestelten Tiroler Schützen nichts aus, wärend sie selbst
wie das Schlachtvieh über das Gebirge getriben wurden.
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Extrahierte Personennamen: Varus Armin Karl
der_Große Karl Barbarossa Barbarossa Armin
50___________
362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
50
aber auch Schlauheit und List waren ihm eigen. Rasch hob er das arme, bis dahin verachtete Land und machte es zum Schrecken der Nachbarn. Weiter und weiter dehnte er feine Herrschaft. Wo Schwert und Gewalt seinen Unternehmungen keinen schnellen und sichern Erfolg versprachen, da nahm er zu List und Bestechung seine Zuflucht. „Keine Stadtmauer ist fo hoch, daß nicht ein mit Gold beladener Esel sie übersteigen könnte", war sein Grundsatz. — Das durch innere Kriege und Sittenverderbnis geschwächte Griechenland reizte seine Eroberungslust. Schlau mischte er sich in die Streitigkeiten der Hellenen, und während sich diese in Sicherheit wiegten, kam er seinem Ziele Schritt für Schritt näher.
2. Nur Einer durchschaute den Listigen: der Redner Demosthenes. Klar erkannte er die drohende Gefahr, und immer von neuem warnte er die Athener vor Philipp.
Von Natur war Demosthenes nur wenig zum Redner geschaffen: er stotterte, hatte schwache Brust und Stimme und konnte das „R" nicht aussprechen; dabei hatte er eine linkische Haltung und zuckte fortwährend mit der einen Schulter. Zweimal mußte er darum unter allgemeinem Gelächter die Rednerbühne verlassen. Aber durch unermüdliche Ausdauer und Beharrlichkeit überwand er jedes Hindernis. Um sich des Stotterns zu entwöhnen und jeden Laut klar und rein darstellen zu lernen, legte er beim Sprechen Kieselsteinchen unter die Zunge. Um Brust und Stimme zu stärken, suchte er am Gestade des Meeres das Tosen der brandenden Wogen zu übertönen. Monate lang übte er sich vor dem Spiegel und prüfte feine Geberden und Bewegungen. An der Decke aber befestigte er ein Schwert, dessen Spitze ihn bei jedem Zucken der Schulter empfindlich verwundete. Solche Anstrengung blieb nicht ohne Erfolg: sie machte ihn zum größten und berühmtesten Redner des Altertums. Vor allem aber war er ein reiner und fester Charakter. König Philipp fürchtete ihn bei seinen Eroberungsplänen mehr, als die gesamte Macht Athens, und erklärte ihn für feinen einzigen Feind, weil er sich von ihm nicht bestechen ließ.
3. Leider hörten die Griechen nur wenig auf des Demosthenes Warnung; ja in ihrer Verblendung riefen sie selbst Philipp zur Entscheidung ihrer Streitigkeiten herbei. Das eben hatte der macedonische König gewünscht; mit gewaffneter Macht brach er in Griechenland ein. Zu spät erkannten die Hellenen die ihrer Freiheit drohende Gefahr. Aber Demosthenes mahnte, man dürfe auch jetzt nicht verzagen. „So lange das Schiff auf den Wellen noch schwankt", ries er seinen Mitbürgern zu, „müssen der Mann am Steuer und alle andern ihre Pflicht thun." Von ihm begeistert, griffen die Athener zu den Waffen; von ihm überredet, thaten die Thebaner ein gleiches. Bei Chäronea — im mittleren Hellas — kam es 338 vor Chr. zum letzten entscheidenden Kampfe. Siegreich drangen auf dem einen Flügel die Athener vor. „Mir nach," rief ihr Feldherr, „der Sieg ist unser! Laßt uns die Elenden nach
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52
wenn Könige mit ihm um den Preis ringen würden — und bei der Nachricht von den Siegen des Philipp rief er mit Thränen: „Mein
Vater wird mir nichts mehr zu thun übrig lassen!"
Als Jüngling trug er bei Chäronea zum Siege wesentlich bei; gerührt umarmte ihn darum der Vater auf dem Schlachtfelde und sprach: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich!
Macedonien ist für dich zu klein."
336 vor Ehr. rief ihn des Vaters Tod auf den Thron.
o. Die Nachriä't von Philipps Ermordung rief große Aufregung hervor: die unterworfenen Völker empörten sich, und auch in Griechenland glaubte man den rechten Augenblick gekommen, das macedonische Joch abzuschütteln. Mit Blumen bekränzt und in festlicher Kleidung — obschon ihm vor wenig Tagen erst eine Tochter gestorben war — beglückwünschte Demosthenes die Volksversammlung zu Athen über den Tod ihres gewaltigen Feindes. Vergebens warnte der besonnene Pho-cion: „Die Macht, die uns bei Chäronea besiegt hat, ist nur um einen Mann geringer geworden." Ungehört verhallte seine Stimme; eifrig wurde gerüstet; Theben erhob zuerst die Fahne des Aufstandes. Allein der „Knabe" Alexander — so hatten ihn die Griechen geringschätzig genannt — zeigte bald, daß er ein Mann war. Er brachte im Fluge die empörten Völker zum Gehorsam zurück, und balv genug stand er vor den Thoren von Theben. Umsonst war der Widerstand. Die Stadt wurde erobert und geschleift; nur das Haus des Dichters Pindar, der die Sieger in den olympischen Spielen so herrlich besungen, blieb verschont; die Einwohner wurden als Sklaven verkauft. Daß harte Gericht schreckte die übrigen griechischen Staaten; demütig erbaten sie Gnade, und großmütig verzieh der Sieger.
3. Nachdem die Ruhe im Innern des Reichs wieder hergestellt war, schritt der Sohn zu dem Werke, an dessen Ausführung der Vater durch den Tod gehindert worden war; als Oberanführer der Griechen unternahm er den Rachszug gegen Persien. Bevor er aufbrach, verschenkte er alles, was ihm gehörte, an die, welche ihm nahe standen; auf die Frage eines Freundes, was denn ihm bleibe, antwortete er: „die Hoffnung."
Im Frühling des Jahres 334 vor Chr. führte er das Heer der verbündeten Griechen und Macedonier über den Hellespont. Inmitten der Meerenge opferte er aus goldener Schale den Göttern. Allen ^voran, in voller Rüstung, sprang er zuerst aus dem landenden Schiff an den Strand und ries: „Mein ist Asien, ich nehme es als erobert in Besitz!" Dem Zuge seines Herzens folgend, besuchte er zunächst das Schlachtfeld von Troja. Hier bekränzte er das Grab seines Lieblingshelden Achilles mit den Worten: „Glücklich bist du zu preisen, o Achilles, der du im Leben einen treuen Freund und im Tode einen begeisterten Sänger deiner Thaten gefunden hast!" Dann zog er ostwärts, dem Feinde entgegen.
Am Grailikus, einem in das Marmarameer mündenden Flusse, traf er die Perser; sie hielten das steile jenseitige User besetzt. Vor-
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Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Theben Theben Persien Asien Troja
Zum allgemeinen, offenen Beschluß.
Aus vielen wurden wenige gewählt,
Und aus den Wenigen erkor man zween, Allbeide Franken, fürstlichen Geschlechts, Erzeugt von Brüdern, Namensbrüder selbst, Kunrade, längst mit gleichem Ruhm genannt. Da standen nun auf eines Hügels Saum Im Kreis der Fürsten, sichtbar allem Volk, Die beiden Männer, die aus freier Wahl Das deutsche Volk des Thrones werth erkannt Vor allen, die der deutsche Boden nährt,
Von allen Würdigen die Würdigsten.
Da standen sie, das hohe Haupt geneigt,
Den Blick gesenkt, die Wange schamerglüht, Von stolzer Demuth überwältiget:
Ein königlicher Anblick war's, ob dem Die Thräne rollt' in manches Mannes Bart. Und wie nun harrend all die Menge stand Und sich des Volkes Brausen so gelegt,
Daß man des Rheines stillen Zug vernahm (Denn niemand wagt' es, diesen oder den Zu küren mit dem hellen Ruf der Wahl,
Um nicht am andern Unrecht zu begehn,
Noch aufzuregen Eifersucht und Zwist),
Da sah man Plötzlich, wie die beiden Herrn Einander herzlich faßten bei der Hand Und sich begegneten im Bruderkuß:
Da ward es klar, sie hegten keinen Neid,
Und jeder stand dem Andern gern zurück.
Der Erzbischof von Mainz erhub sich jetzt:
„ Weil doch ", so rief er, „ einer es muß sein, So sei's der Aeltre!" Freudig stimmten bei Gesammte Fürsten und am freudigsten Der jüngre Konrad; donnergleich erscholl,
Ost wiederholt, des Volkes Beifallsruf.
Als der Gewählte drauf sich niederließ,
Ergriff er seines edlen Vetters Hand Und zog ihn zu sich auf den Königssitz,
Und in den Ring der Fürsten trat sofort Die fromme Kaiserwittwe Kunigund: Glückwünschend reichte sie dem neuen König Die treu bewahrten Reichskleinode dar.
Zum Festzug aber schaarten sich die Reihn, Voran der König, folgend mit Gesang Die Geistlichkeit und Laien: so viel Preis Erscholl zum Himmel nie an einem Tag.
So wallten sie den Strom entlang nach Mainz, Woselbst der König im erhabenen Dom Der Salbung heilge Weihe nun empfing.
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29
Laut wie der krachende Donner dröhnt,
Wie des Blitzes geflügelte Flammen.
Und der deutsche Ritter mit kräftiger Hand Aus dem Sattel hob er den Franken gewandt Und warf ihn klirrend hinab in den Sand,
Daß die Sinne ihm schwindend vergehen.
Wie ein tobender Strom aus dem Felsen bricht Der Menge Jubel dem Sieger.
Da schlägt zurück von dem Angesicht Den Helm der muthige Krieger:
Und den Kaiser das staunende Volk erblickt,
Der für Deutschlands Ehre das Schwert gezückt Und den höhnenden Franken hat heimgeschickt,
Mit Schimpf und mit Schande beladen.
Und wie die Fürsten den Helden schaun,
Von dem Volk auf den Händen getragen,
Da faßt sie alle ein mächtig Grau'n,
Den Strauß mit dem Kaiser zu wagen.
Sie sind ihm willig und sind bereit,
Zu enden den innern, verderblichen Streit,
Und jubelnd verkündet nach kurzer Zeit Wird ewiger Friede im Lande.
(H. v. Mühl er).
69.
Rückblick.
I. 1. Welche Zeit folgte in Deutschland auf den Tod des letzten hohenstaufischen Kaisers? Wie lange dauerte dasselbe? In welchem Zustande befand sich Deutschland während desselben? Unter welchem karolingischen Könige fanden ähnliche Verhältnisse statt? — 2. Durch Erhebung welches Fürstenhauses auf den deutschen Thron wurde dem Interregnum ein Ende gemacht? — 3. Wer war der erste König aus demselben? Wann regierte er? Welches Verdienst hat er sich um Deutschland erworben? — 4. Gegen wen hat er feine Würde vertheidigen müssen? Mit welchem Erfolg hat er es gethan? — 5. Um welches Land kümmerte er sich nicht? — 6. Wer war fein Sohn? Wann regierte er? Warum erst dann? — 7. Auf dem Zuge gegen wen ist er gestorben? Was veranlaßte ihn zu diesem Zuge? — 8. Welche Erfindung ist ungefähr während seiner Regierungszeit gemacht worden? Von wem? — 9. Welche Bedeutung hat der Kurverein zu Rense gehabt? Wann fand derselbe statt? Unter welchem Kaiser? Mit wem hat dieser Kaiser um die Krone kämpfen müssen? Warum? Durch welche Schlacht ist dieser Thronstreit entschieden worden? Wann? — 10. Was ist durch die goldene Bulle geordnet worden? Wie? Wann? Unter welchem Kaiser? — 11. Welche Erfindung wurde ungefähr um dieselbe Zeit gemacht? Von wem? — 12. Welcher Kaiser regierte et-
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