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1. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 50

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
50 der Einbung vorgelesener Musterreden, teils endlich in einer Anleitung zur Ausarbeitung von eigenen Reden oder Abschnitten von solchen. Unter den von Isokrates selbst verfaten Musterreden erregen das meiste Interesse die der epideiktischen Gattung. Diese groen Prunk-reden waren zugleich politische Flugschriften und fr den Verfasser das Mittel, seine Ideale vom Zusammenschlu aller Hellenen zu gemeinsamer Bekmpfung der Barbaren unter das Volk zu bringen, Ideale, welche bei dem damaligen Stande der Dinge nicht mehr zu verwirklichen waren und deren Zerrinnen bei Chaironeia den fast 100--jhrigen Greis mit solchem Schmerz erfllte, da er 338 sich selbst das Leben nahm. Die berhmtesten seiner epideiktischen Reden sind: der 7zavr\yvqlxog, eine 380 fingiert in Olympia vor der panhellenischen Festversammlung gehaltene, durch abgerundeten Periodenbau, klangvollen Rhythmus, Reinheit der Sprache und Vaterlandsliebe ausgezeichnete Lobrede auf Athen, welche dieser Stadt das Recht auf die Hegemonie zuspricht, und der 7rava&r]vcux6g, eine Rede, die mit greisenhafter Weitschweifigkeit ohne wesentlich neue Gedanken das Lob Athens in denselben Tnen singt, wie der navvflvqlxo*;, und zugleich die rhetorische Kunst des Verfassers selbstgefllig verherrlicht. 42. vemosthenes. Derrtosthenes, Sohn des Demosthenes, aus dem attischen Demos Paiania, wurde wahrscheinlich 383 geboren. Sein Vater war Besitzer einer mit 30 Sklaven betriebenen Schwertfabrik. Kaum 7 Jahre alt, verlor er seinen Vater durch den Tod und wurde durch unehrliche, gewissenlose Vormnder um das nicht unbetrchtliche Vermgen (15 Talente) betrogen. Von Isatos in der Redekunst belehrt und mit juristischen Kenntnissen ausgestattet, zog er einen der Vormnder vor Gericht und erwirkte, obgleich erst 20 Jahre alt, die Verurteilung des ungetreuen Vormundes zu 10 Talenten Schadenersatz, mute sich aber schlielich zu einem mageren Vergleiche bereit finden. So durch die Unehrlichkeit seiner Vormnder zu den ersten Versuchen im Reden gezwungen, suchte er, um sich eine Stellung zu grnden, sich als Redner auszubilden. Es ist allbekannt, mit welch beispiel-loser Entschlossenheit der junge, beraus strebsame Mann die Gebrechen seiner Natur, das Zucken mit der Achsel, die schlechte Aussprache des t> und das zaghafte Bangen gegenber dem rauschenden Lrm der Volksmenge durch das der der Schulter aufgehngte Schwert, durch Steinchen, die er in den Mund nahm, sowie durch Sprechen gegen die brandenden Wogen des Meeres bekmpfte und siegreich berwand. Diese unbeugsame Tatkraft hat den Redner durch sein ganzes, vielbewegtes Leben begleitet. Sein Werden und Wachsen als Redner vollzieht sich in drei Perioden. In der ersten Periode sehen wir ihn als redenschreibenden Rechtsanwalt im Kampfe um feine brgerliche Existenz; in der zweiten tritt er persnlich als Redner auf, zumeist in Privatprozessen, aber durchweg solchen, bei denen zugleich auch ein ffentliches Interesse in

2. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 53

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
53 Demosthenes, der selbst als Hoplit mitgefochten hatte, erhielt den ehrenvollen Auftrag, die (leider nicht auf uns gekommene) Leichenrede auf die in der blutigen Schlacht gefallenen Krieger zu halten. Er liefe sich auch jetzt in der allgemeinen Bestrzung nicht niederbeugen, traf vielmehr alsbald Vorbereitungen, die Stadt gegen einen zu erwartenden Angriff Philipps zu verteidigen. Seine Verdienste um das Vaterland blieben nicht ohne Anerkennung, und so fand der Antrag des Ktesiphon (338), den Demosthenes am Feste der groen Dionysien im Theater vor versammeltem Volke und in Gegenwart der bundesgenssischen Festgste mit einem goldenen Kranze feierlich zu bekrnzen, freudige Aufnahme. Aber Aischines erhob Einspruch, indem er gegen Ktesiphon eine Klage (wegen gesetzwidrigen Antrages an die Volksversammlung) vor Gericht einreichte. Acht Jahre zog sich diese Angelegenheit hin, bis sie im Jahre 330 durch die Rede des Demosthenes neqi cnecpvov zur Entscheidung gebracht wurde. Diese Rede ist als Meisterwerk seiner politischen Beredsamkeit zu bezeichnen. Ihre Gre und Wirkung liegt sowohl im Inhalte, nmlich in dem wohlbegrndeten Hinweise auf seine, des Redners, wirklichen Verdienste, wobei die gewaltigen und erschtternden Ereignisse der jngsten Vergangenheit Griechenlands an unserem Auge vorberziehen, als auch in der kunstvollen Form und in der fr die gewnschte Wirkung beraus geschickt getroffenen Anlage. So mute trotz rechtlicher Bedenken der Erfolg auf seiner Seite sein und Aischines unterliegen, der nun dem Vaterlande den Rcken wandte. Fnf Jahre spter wurde Demosthenes mit mehreren anderen Staatsmnnern und Rednern in einen Proze verwickelt, da man ihn beschuldigte, von Harpalos, einem ungetreuen Schatzmeister Alexanders des Groen, 25 Talente angenommen zu haben. Er wurde, obwohl er die Unwahrheit dieser Beschuldigung in einer Rede (tceql tov xqvciov) schlagend nachwies, zur Zahlung von 50 Talenten verurteilt und floh, da er nicht zahlen konnte, mit dem unverdienten Makel eigenntziger Bestechlichkeit behaftet, aus dem Kerker nach Aigina. Die Versuche, die er von hier aus durch Sendschreiben machte, seine Ehre wiederherzustellen und sich die Heimkehr zu ermglichen, blieben ohne (Erfolg, bis die Macht der Ereignisse selbst fr ihn wirkte. Die Kunde von Alexanders Tode weckte noch einmal in den Herzen der Griechen den alten Freiheitsdrang zu einem letzten Aufflackern. Die Athener erinnerten sich nun wieder ihres Demosthenes, riefen ihn mit (Ehren zurck und traten, durch sein Wort begeistert, an die Spitze der Bewegung zur Befreiung von dem makedonischen Joche. Mit der Niederlage bei Krannon (August 322) erlosch auch dieser Hoffnungsschimmer; der siegreiche Antipater besetzte Athen und lie die entflohenen Fhrer der antimakedonischen Partei, unter diesen auch Demosthenes und Hyperides, der im Kampfe gegen Philipp und Alexander als Redner auf der Seite des Demosthenes gestanden hatte, zum Tode verurteilen. Hyperides wurde unter grausamen Qualen hingerichtet, und Demosthenes, der im Poseidontempel auf der Insel Kalauria eine letzte Zuflucht gesucht hatte, entging demselben Schicksal nur durch freiwilligen Tod, indem er Gift nahm (Oktober 322).

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 50

1888 - Habelschwerdt : Franke
50___________ 362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden. 4. Folgen des Krieges. a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten; b) alle griechischen Staaten sind geschwächt; c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland. Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier, 362-338. 1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang. 2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen. 3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 6

1892 - : Aschendorff
— 6 - 1533-1535 1545-15g3 1546 1546-154" 1547 2. Die Wiedertäufer in Münster. 1) Feindschaft zwischen bern Bischöfe und bcn Bürgern; Verbreitung lutherischer Lehren durch Bernhard Rothmanu-Eimnischnng der Wiedertäufer. 2) Häupter der Wiedertäufer: Johann Bockelsohu von Leyden, Matthisen / Heinrich Rulle, Bernhard Knipperd ol l ing. 3) Johann von Leyden, König von Zion. Schreckens-j Herrschaft unter ihm, Krechting und Knipperdolling. 4) Einnahme der Stadt durch Wirich bou Daun. — Bestra-fung der Übelthäter durch den Fürstbischof Franz von Waldeck. 3. Tie wachsende Feindschaft zwischen dem Kaiser und den Fürsten. 1) Weitere Ausbreitung der Reformation, ermöglicht durch Karls Kriege mit den Franzosen und mit den Türken. 2) Nutzlose Reichstage und Religio ns ge spräche zur Beilegung des Streites. 3) Konzil zu Trient; die Protestanten weigern sich teil-zuuehmen. 4) Reichstag zu Regensburg; Fernbleiben des Kurfürsten Johann Friedrich von Lachsen und des Landgrafen Philipp von Hessen. — Rüstungen des Kaisers gegen sie. 5) Kuthers Tod zu Eisleben (15. Febr.) und feierliche Beisetzung zu Wittenberg. 4. Der schmalkaldische Krieg. 1) Angriff des Kriegshanptinanns Sebastian Schärt-lin von Bnrtenbach ans Füssen: Rückzug der Kaiserlichen nach Regensburg. 2) Schärtlins Zug gegen Innsbruck durch die Erhebung der Tiroler vereitelt. 3) Niederwerfung der süddeutschen Bundesglieder (Würt-einberg, Augsburg, Itlm, Straßburg) durch Karl V. 4) Herzog Moritz von Sachsen übernimmt die Voll-ziehung der Acht gegen seine Verwandten und Glaubensgenossen. 5) Schlacht bei Mühlberg (24. April); Niederlage und Gefangennahme des Kurfürsten Johann Friedrich. 6) Übertragung der sächsischen Kurwürde und der kurfürstlichen Länder an Moritz von Sachsen. 7) Gefangennahme des Landgrafen Philipp von Hessen. 5. Ende der Religionsstreitigkeiten. 1) Karls Bemühungen um einen friedlichen Ausgleich trotz der Vernichtung des fchmalfaldifchen Bundes.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 27

1891 - Münster i.W. : Aschendorff
— 27 Heinrich den Löwe n niedergeworfen. — Bestrafung Arnolds von Brescia. 8) Heimzug. — Rettung des Heeres vor einem Hinterhalte in der Veroneser Klause durch (Otto von Wittelsbach. 1156 9) Folgen: Belehnung Heinrichs des Löwen mit Bayern ans dem Reichstage zu Regensburg. — Vergrößerung Österreichs und Erhebung zum Herzogtums. 1157 Verfeiuduug Friedrichs mit dem Papste auf dem Reichstage zu Besaneon. 1158-1162 2. Zweiter Feldzug nach Italien. 1) Freiwillige Unterwerfnng der Städte Lberita-liens außer Mailand. 2) Unterwerfung und Begnadigung Mailands. 3) Reichstag in der ronkalifchen Ebene. Feststellung der Rechte des Kaisers als des Oberhauptes und der Pflichten der Unterthanen; besonderes Recht des Kaisers zur Einsetzung eines Podesta in jeder Ltadt. — Zustimmung Mailands. 4) Auf staub Mailands. — Achterklärung. 1159 5) Entzweiung zwischen Kaiser und Papst. — Ausstellung eines Gegenpapstes gegen Alexander Iii. — Bannspruch gegen beit Kaiser. 6) Zerstörung der Stadt Crema nach langer Belagerung. 1162 7) Zerstörung Mailands. 1166-1168 3. Dritter Feldzug imch Italien 1) Bildung eines lombardischen Stäbtebnnbes unter der Leitung des Papstes Alexander Iii. 2) Erstürmung Roms durch Friedrich. — Flucht Alexanders. — Friedrich auf dem Gipfel seiner Macht. 3) Ausbruch einer pestartigen Krankheit int deutschen Heere. — Rückzug nach Deutschland. 1174-1178 4. Vierter Feldzug nach Italien. 1) Vergebliche Belagerung Alessandrias durch Friedrich. — Bedrängnng durch ein lombardisches Heer. 2) Zusammenkunft Friedrichs mit Heinrich dem Löwen, der feine Hülfe verweigert. 1176 3) Friedrichs Niederlage bei Kegnano. — Verlust aller Vorteile der bisherigen Kämpfe. 4) Abschluß eines 6jährigen Waffenstillstandes mit den Städten. Aussöhnung mit dem Papste zu Venedig.

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 307

1854 - Münster : Aschendorff
307 ihm nicht wohlgethan, aber in der Betäubung umklammerte er noch einen Baum, an dem er sich festhielt, bis Alles vor- über war, und kam glücklich davon, ging wieder heim zu seinem Bruder, der auch noch lebte, obgleich der Stall neben dem Häuslein wie mit einem Besen weggewischt war. Da konnte man wohl auch sagen: „Der Herr hat seinen Engeln deinetwegen befohlen, daß sie dich auf den Händen tragen." — Denn er macht Sturmwinde zu seinen Boten, und die La- vinen, daß sie seine Befehle ausrichten. Anders erging es in Sturnen, ebenfalls im Kanton Uri. Nach dem Abendsegen sagte der Vater zu der Frau und den drei Kindern: „Wir wollen doch noch ein Gebet verrichten für die armen Leute, die in dieser Nacht in Gefahr sind." Und während sie beteten, donnerte schon aus allen Thälern der ferne Wiederhall der Lavinen, und während sie noch be- teten, stürzte Plötzlich der Stall und das Haus zusammen. Der Vater wurde vom Sturmwinde hinweggeführt, hinaus in die fürchterliche Nacht, und unten am Berge abgesetzt und von dem nachwehenden Schnee begraben. Noch lebte er; als er aber am andern Morgen mit unmenschlicher Anstrengung sich hervorgegraben und die Stätte seiner Wohnung wieder erreicht hatte und sehen wollte, was aus den Seinigen ge- worden sei, barmherziger Himmel! — da war nur Schnee und Schnee und kein Zeichen einer Wohnung, keine Spur des Lebens mehr wahrzunehmen. Doch vernahm er nach lan- gem, ängstlichen Rufen, wie aus einem tiefen Grabe, die Stimme seines Weibes unter dem Schnee herauf. Und als er sie glücklich und unbeschädigt hervorgegraben hatte, da hör- ten sie plötzlich noch eine bekannte und liebe Stimme: „Mut- ter, ich bin auch noch am Leben", rief ein Kind, „aber ich kann nicht heraus!" Nun arbeiteten Vater und Mutter noch einmal und brachten auch das Kind hervor, aber ein Arm war ihm gebrochen. Da ward ihr Herz mit Freuden und Schmerzen erfüllt, und von ihren Augen flössen Thränen des Dankes und der Wehmuth; denn die zwei anderen Kinder wurden auch noch herausgegraben, aber todt. Kurz, in allen Kantonen der Schweiz, in Bern, Gla- rus, Uri, Schwyz, Graubündten, sind in einer Nacht und 20 *

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 343

1854 - Münster : Aschendorff
343 duldig er auch gegen die Bewohner des Landes war, die erst nur spärlich das Christenthum annahmen. Er hoffte viel von der heranwachsenden Jugend. Wenn er in einem Hause ein krankes Kind wußte, so ließ er die Mutter bitten, es taufen zu dürfen. Genas das Kind, so firmle er es auch nachher, und so hatte er freien Zutritt gewonnen, daß er das Kind im christlichen Glauben unterrichten konnte. Seine Sanfte muth, seine Freundlichkeit und sein Eifer für den Heiland gewannen ihm bald alle Herzen. Er hatte die Freude noch, die Saat des Evangeliums freudig aufwachsen zu sehen in unserm Vaterlande. Seine Thätigkeit hörte nicht eher auf, als seine Kräfte im Alter schwanden. Er war schon krank, und reifete noch zum Predigen umher. Am letzten Tage sei- nes Lebens, es war der fünfte Fastensonntag, den 25. März 809, predigte er noch zu Coesfeld, ging dann zwei Stun- den weit, nach Bill erb eck, hielt da wieder eine Predigt, und brachte das heil. Opfer dar. Nun konnte er nicht mehr. Er starb zu Billerbeck schon in der folgenden Nacht. Seine Grabstätte hatte er sich im Kloster Werden ausgewählt, aber das Volk wollte die theure Leiche nicht verabfolgen lassen, sondern führte sie nach Mimigard. Erst ein Befehl von Carl dem Großen bewog das Volk, den Willen des Heiligen zu ehren. So wurde die Leiche den 24. April weggefahren, und den 26. zu Werden beerdigt. Die ersten zwei Bischöfe nach dem heil. Ludgerus, Ger- fridus, welcher 30, und Alfridus, welcher 9 Jahre das Hirtenamt versah, waren beide Verwandte des heil. Ludgerus. Dann folgte Ludbertus, welcher 23 Jahre Bischof war, und die Abtei Werden nicht mehr besaß. Seine Vorfahren Gerfridus und Altfridus waren nämlich auch Aebte zu Wer- den gewesen. Bischof Altfridus hat das Leben des h. Lud- gerus beschrieben. 1®. Heinrich I. Heinrich I. erhob das schon zerfallene deutsche Reich in weniger als zwanzig Jahren zur ersten Macht der Christen- heit und theilte den Deutschen so wunderbar seinen Charakter

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 374

1854 - Münster : Aschendorff
374 das Losungswort für den Pöbel der Umgegend, der in sau- fen nach Münster strömte, um sich in die Schätze der recht- lichen Bürger zu theilen. Als nun die Stadt in den Händen der Wiedertäufer war, wählten diese einen neuen Rath und einen der wüthendsten Wiedertäufer, den Tuchhändler Knip- perd öl ling, zum Bürgermeister. Furchtbar begann das abenteuerliche Reich. Die Kirchen und Klöster wurden rein ausgeplündert, zum Theil zerstört, Bilder und Statüen zer- schlagen , alle Bücher bis auf die Bibel verbrannt. In den Straßen hörte man unaufhörlich das Wuthgeschrei: „Thut Buße, das Reich Christi ist nahe!" Auf Matthiesens Befehl mußten die Bürger unter Todesstrafe alles Gold und Silber und sonstige Habe abliefern, und alles dieses wurde als Ge- meingut von sieben Männern, die man Diakonen nannte, verwaltet. Endlich rückte der Bischof mit einem Heere gegen die Stadt an. Da erschien Matthicsen mit einem langen Speere auf dem Markte und schrie: „Gott sei ihm erschienen und habe ihm befohlen, mit dreißig auserlesenen Männern die Schaaren der Ungläubigen zu vertilgen." Der neue Gedeon machte nun mit dreißig entschlossenen Kämpfern einen wüthen- den Ausfall, wurde aber erschlagen; nur ein einziger von der verwegenen Schaar entging dem Verderben. Nach ihm ward sein Zögling, der Schneider Johann von Leyden, Führer der unsinnigen Rotte. Er hatte Erscheinungen über Erscheinungen. Einst kam er auf den Markt und rief: „Der himmlische Vater sei ihm erschienen und habe ihm auf- getragen, den ganzen Rath abzustellen; denn fortan müsse Münster, der Berg Zion, von 12 Richtern unter dem Vor- sitze Johann's von Leyden, des zweiten Moses, wie die Stäm- me Israels regiert werden." Den Bürgermeisterknipperdölling machte er zu seinem Scharfrichter. Auf sein Geheiß trat ein Goldschmied aus der benachbarten Stadt Warendorf auf, Jo- hann Dusenschur, und rief auf dem Markte vor dem versam- melten Volke: „Gott wolle, daß Johann von Leyden König sei; er solle den ganzen Erdkreis beherrschen und mit seinem Heere alle Könige und Fürsten vertilgen." Das ganze Volk staunte über diese neue Weissagung; Johann aber sank in die Kniee und rief: „Schon vor mehreren Tagen, liebe Brüder,

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 407

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
407 außer dem himmlischen Schutze zeitliche Güter vollauf haben." Das war das Losungswort für den Pöbel der Umgegend, der in Haufen nach Münster strömte, um sich in die Schätze der rechtlichen Bürger zu teilen. Als nun die Stadt in den Händen der Wiedertäufer war, wählten diese einen neuen Rat und einen der wütendsten Wiedertäufer, den Tuchhändler K nipp erd ö lling, zum Bürgermeister. Furchtbar begann das abenteuerliche Reich. Die Kirchen und Klöster wurden ausgeplündert, zum Teil zerstört, Bilder und Statuen zer- schlagen, alle Bücher, bis auf die Bibel, verbrannt. In den Straßen hörte man unaufhörlich das Wutgeschrei: „Thut Buße, das Reich Christi ist nahe!" Auf Matthiesens Be- fehl mußten die Bürger unter Todesstrafe alles Gold und Silber und sonstige Habe abliefern, und alles dieses wurde als Gemeingut von sieben Männern, die man Diakonen nannte, verwaltet. Endlich rückte der Bischof mit einem Heere gegen die Stadt an. Da erschien Matthiesen mit einem laugen Speere auf dem Markte und schrie: ..Gott sei ihm erschienen und habe ihm befohlen, mit dreißig aus- erlesenen Männern die Scharen der Ungläubigen zu ver- tilgen." Der neue Gedeon machte nun mit dreißig ent- schlossenen Kämpfern einen wütenden Ausfall, wurde aber er- schlagen; nur ein einziger von der verwegenen Schar entging dem Verderben. Nach ihm ward sein Zögling, der Schneider Johann von Leyden, Führer der unsinnigen Rotte. Er hatte Er- scheinungen über Erscheinungen. Einst kam er auf den Markt und rief: „Der himmlische Vater sei ihm erschienen und habe ihm aufgetragen, den ganzen Rat abzustellen; denn fortan müsse Münster, die Burg Sion, von 12 Richtern unter dem Vorsitze Johanns von Leyden, des zweiten Moyses, wie die Stämme Israels regiert werden." Den Bürgermeister Knipperdölling machte er zu seinem Scharfrichter. Auf sein Geheiß trat ein Goldschmied aus der benachbarten Stadt Warendorf auf, Johann Dusentschur, und rief auf dem Markte vor dem versammelten Volke: „Gott wolle, daß Jo- hann von Leyden König sei; er solle den ganzen Erdkreis beherrschen und mit seinem Heere alle Könige und Fürsten

10. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch
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