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Die Kunde von Neckers Entlassung, welche sich am 12. Juli,
an einem Sonntage, in Paris verbreitete, steigerte die Gährung zu Erstürmung
einem fürchterlichen Grad. Die Theater wurden, wie bei einer allge- dcrvumc.
meinen Trauer, geschloffen, uüd der Pöbel trug unter unaufhörlichem
Geschrei die mit Flor umwundenen Büsten Necker's und des Herzogs
von Orleans durch die Gassen. Die Truppen waren auf mehreren
Punkten der Umgegend planlos aufgestellt, und die Befehlshaber erwar-
teten Befehle. Eine Abtheilung eines deutschen Reiterregiments wurde
unter Anführung des Prinzen Lámbese abgeschickt, die Ruhe herzu-
stellen; aber die in die Luft geknallten Pistolenschüsse vermehrten nur den
Uebermuth des Pöbels. Endlich brach der Unwille der Soldaten gegen
Unschuldige los, und einige Spaziergänger wurden mit Mißhandlungen
auseinander getrieben. Mit großen Uebertreibungen wurde das in das
Palais-royal gemeldet. Da springt Camille Desmoulins, ein
junger Advokat, auf einen Tisch, eine Pistole in der einen Hand, in
der andern einen bloßen Degen; er spricht von den Gräueln der Tyran-
nei und schreit: „Zu den Waffen, zu den Waffen." Noch an demselben
Abend wurden die Werkstätten der Waffenschmiede geplündert. Die
Wahlmännec von Paris hatten den Magistrat verdrängt und sich auf
dem Rathhause zu einer Behörde gestaltet. Sie gaben den Befehl zur
Bewaffnung des Volkes und ließen einen Saal mit alten Waffen öffnen.
In der Nacht strömte von allen Seiten Raubgesindel herbei, um Beute
zu machen.
Am Morgen des 13. ertönten die Sturmglocken; die Mauthhäuser
wurden in Brand gesteckt und mehrere Warenlager geplündert. Die
Wahlmänner beschließen die Errichtung einer Bürgermiliz von
48,000 Mann. Um die Bewaffnung der tobenden Menge zu hintertrei-
den, ließ Flesseleß, ein Mitglied des Magistrats, an mehreren Orten
nach Waffen suchen, die angeblich da versteckt sein sollten, machte sich
aber durch diese Täuschung als Volksfeind verdächtig. Am Morgen deß
14. Juli fand ein Volkshause im Hotel der Invaliden einen Vorrath
von 30,000 Flinten. Nahe dabei, auf dem Marsfeld, standen meh-
rere Regimenter Schweizer aufmarschirt, aber ihr Befehlshaber Be-
sen val hatte keine Anweisung. Gewalt zu gebrauchen. Die Soldaten,
welche vor der Stadt standen, kamen truppweise herein und verbrüderten
sich mit dem Volke; die Garde aber steckte die von den Parisern ange-
nommene blau-roth-weiße Kokarde auf und ging förmlich zum Volke über.
Die Masse zog zu der Bastille, eine alte, zum Gefängniß für Staats-
verbrecher benutzte Festung, die aber unter Ludwig Xvi. aufgehört hatte,
ein Kerker schuldloser Gefangenen zu sein. Es lastete aber noch der
Haß von Jahrhunderten auf dieser ehemaligen Zwingstätte tyrannischer
Herrschaft. In derselben befehligte Launay über 80 Invaliden und
30 Schweizer. Er wollte sich schon bei der ersten Aufforderung ergeben
und wurde nur durch einen Schweizerofficier von der Flue davon ab-
gebracht. Die Ketten der ersten Zugbrücke wurden von dem Volke un-
gehindert zerhauen; als sich aber die Masse in den Hof gegen die innere
Zugbrücke drängte, gaben die Invaliden Feuer, und die Stürmenden prallten
zurück. Eine Friedensgesandtschaft vom Rathhause bewirkte Einhalt. Als
sich das Volk wieder an die Brücke drängte, ließ Launay abermals
schießen. Nun schreien alle Verrath; die Gesandtschaft zieht ab; Gewehre
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Neckers Camille_Desmoulins Ludwig_Xvi Ludwig Launay
632
Polen unter
August l>. und
Hi. und Pv-
niatowski.
der edelsten Polen, sondern stand sogar selbst an der Spitze der franzö-
sischen Partei. Parteisncht ließ die früheren Großthaten des Königs
vergessen, der nur von Wenigen beweint 1696 aus dem Leben schied.
Die Regierung Sobiesky's hatte deutlich gezeigt, daß auf verfassungs-
mäßigem Wege der anarchischen Republik der Geist eines neuen in Frei-
heit und Gesetz geordneten Lebens nicht eingehaucht werden könne.
Unter vielen Belverbern um die polnische Krone brachte es Fried-
rich August, Kllrsürst von Sachsen, durch Geld und Bewerbungskünste
dahin, daß ihn die Polen zu ihrem Könige wählten. Weil er als König
von Polen der katholischen Kirche angehören mußte, trat er zu dieser
über und entsagte dem protestantischen Glaubensbekenntnisse, dessen Be-
schützer die Kurfürsten von Sachsen seit beinahe zwei Jahrhunderten ge-
wesen warell. Die polnische Krone war ein wenig wünschenswerthes
Gut. Während im übrigen Europa die Machr der Könige größere Stärke
gewann, eignete sich in Polen der Adel alle staatsbürgerlichen Rechte
zu und bildete eine demokratische Republik. Alle Edelleute waren in
ihren Rechten einander gleich, und es machte in denselben keinen Unter-
schied, ob ein Adliger Güter im Werthe eines Fürstenthumes besaß oder
voin Dienstlohne lebte. Der erwählte König hatte nur geringen Antheil
an der Staatsgewalt und gab nur seinen Namen zur Genehmigung der
von dem Reichstage gefaßten Beschlüsse her. Die Städte konnten sich
aus ihrer Unbedeutsamkeit nicht emporarbeiten, und der Bauer war zur
Leibeigenschaft herabgedrückt. Die Heere blieben ohne Kriegskunst und
ohne geregelte Ergänzung, die Festungen waren Städte, mit alten, vor
Erfindung des Geschützes errichteten Mauern. Der Widerspruch eines
einzigen Deputaten oder Landboten konnte auf den Reichstagen den ge-
meinnützigsten und einleuchtendsten Vorschlag rückgängig machen. Ueber-
dies schloß der Adel Confödecationen, d. h. außerordentliche Verbindun-
gen, um das, was nach Zerreißung des Reichstages in gesetzmäßigen
Formen nicht zu erreichen war, auf ungesetzlichem Wege zu Stande zu
bringen. Die Könige selbst versuchten bisweilen solche Consöderationen
zu bilden, oder sie traten denen bei, welche ohne ihre Theilnahme ent-
standen waren.
Der König Augustll. (1697—1733) erreichte im Frieden zu Car-
lowitz (1699) von den Türken die Abtretung von Kaminiez und das Aufgeben
aller Ansprüche auf Podolien und die Ukraine. Seitdem beschäftigte er
sich mit Rüstungen gegen Schweden. Die Folge dieses Krieges war
die Entthronung Augusts und die Wahl von Stanislaus Les-
zinßky. Erst die Niederlage Karls Xii. bei Pultawa (1709) eröff-
nete August noch einmal den Weg zum polnischen Thron. Nach seiner
Wiederherstellung behielt August die sächsische Armee in Polen und suchte
mit Hülfe derselben alle der freien Ausübung seiner Gewalt entgegen-
stehende Schranken zu beseitigen. Dagegen griff der Adel zu den Waf-
fen, um sich von dem Drucke der sächsischen Regimenter zu befreien. Die
sächsischen Reiter wurden von leicht berittenen, des Landes kundigen Polen
zersprengt und kleine Abtheilungen niedergehauen. Der bedrängte König
wandte sich hülfebittend an den Zar und sah sich in Folge der von Pe-
ter I. übernommenen Vermittlung genöthigt, seine sächsischen Söldner
aus Polen zu entfernen. Aber auch die polnische Armee wurde weit
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: August August Augusts Stanislaus_Les- Karls August August
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Europa Podolien Schweden Karls Polen Polen
712
als sich eine Kugel durch den Kopf zu jagen." Robespierre schlug aber
den Widerspruch durch die Bemerkung nieder: „Nur Verschwörer haben
die als übermäßig beklagte Strenge des Gesetzes zu fürchten."
Durch die zunehmende, mit den ärgsten Schamlosigkeiten verbun-
dene Strenge der Wächter, durch Mangel an Nahrung, durch Ver-
pesttmg der Ltift und die tägliche Todesangst wurde daß Elend der
Gefangenen allmälig so groß, daß mehrere Personen sich aus den
Fenstern stürzten, andere sich herbeidrängten und sehnsüchtig wünschten,
ihren Namen zu hören, wenn die Liste der zur Guillotine Gerufenen
verlesen wurde. Den noch nicht Verhafteten wurde die Wahrschein-
lichkeit, daß auch ihnen Verhaftung und Tod bevorstehe, zur entsetzlichen
Qual. Das Gesetz des Maximums hatte Paris einer ausgehungerten
Stadt ähnlich gemacht. Die Hausthüren der Bäcker, Fleischer und Ver-
käufer von Lebensmitteln waren schon vor Anbruch des Tages mit Wei-
bern und Kindern besetzt. Nur die Todesfurcht zwang die Kaufleute zudem
verlustvollen Verkauf. Bei Todesstrafe war ihnen befohlen, ein Ver-
zeichniß aller ihrer Waren mit genauer Angabe des Vorraths und der
Beschaffenheit an der Thür auszuhängen. Die Landleute brachten
mit Zittern ihre Erzeugnisse zur Stadt. Aus den Straßen und von
den öffentlichen Plätzen war alles Getümmel verschwunden; man sah
keine Reiter und glänzenden Wagen mehr; man fürchtete sich, wie zur
Zeit einer ansteckenden Seuche, mit einander zu reden. An den meisten
Palästen las man die Inschrift: „Nationalgut"; die in Furcht schweben-
den Eigenthümer anderer Häuser suchten durch Inschriften wie: „Frei-
heit, Gleichheit, Brüderschaft oder Tod! Tod den Tyrannen und ihren
Genoffen", ihren Bürgersinn zu beweisen. Die dumpfe Stille wurde
nur unterbrochen in dem Augenblicke, wo die Verurtheilten vorüberfuh.
ren; da stürzte eine Menge Menschen nach der Richtung hin, während
andere sich eiligst entfernten. Man vermied im Aeußeren den Schein
der Wohlhabenheit und betrachtete das Gewand der Armuth für eine
Sicherheitskarte. Jede Zusammenkunft in Privatkreisen war verboten.
Man wagte nicht, einen Freund oder Anverwandten in seinem Hause
aufzunehmen, wenn er nicht mit einer Bescheinigung seines Bürgersinns
versehen war; denn die Verweigerung einer solchen Bescheinigung galt
schon einem Verhaftungsbefehl gleich. Nur die Schauspielhäuser waren
immer gefüllt, in ihnen glaubte man auf kurze Zeit der Wachsamkeit der
Tyrannen zu entgehen. In der Nacht steigerte die geänstigte Einbil-
dungßkcaft Angst und Schrecken; beim geringsten Geräusch vor der Thür,
beim Halten eines Wagens, bei einem Schlage des Klopfers erstarrte
das Blut in den Adern; Frarl und Kinder scbmiegten sich ängstlich an
den Vater; es mußte das Zeichen einer Haussuchung oder Verhaftung
sein; denn nur Genßdarmen waren des Nachts auf der Straße.
Die Barrieren von Paris waren nur für diejenigen offen, welche
herein kamen, aber allen verschlossen, welche das Entsetzen von dannen
trieb. Ein Paßgesuch mußte bei einem revolutionären Ausschuß ange-
bracht werden und war mit Lebensgefahr verbunden; der Paß mußte
dann noch von der Commune visirt werden, und außerhalb Paris mußte
der Reisende in jeder Stadt, in jedem Dorfe vor den revolutionären
Ausschüssen und Jakobinerklubs sich stellen und sich ausfragen lassen.
War jemand endlich, nach Ueberwindung aller Schwierigkeiten, dem
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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730
Stiftung Gleichzeitig mit dem Papstthum ward auch die Eidgenossen-
emer^clveti- bet Schweizer zertrümmert. In den Freistaaten der Schweiz
Republik, hatten sich mancherlei Verfaffungsformen gebildet, die alle einander darin
ähnlich waren, daß die obrigkeitliche Gewalt nicht der lasse aller ein-
zelnen Bewohner zustand, sondern nur einer bald größeren, bald gerin-
geren Zahl von erblich angesessenen Bürgern. Selbst die kleineren Kan-
tone, die für wahre Demokratien galten, weil alle ins Bürgerrecht auf-
genommene Haukväter zur Landsgemeinde gerufen wurden, hatten doch
auch Schutzverwandte und Dienstleute, die das Bürgerrecht nicht besaßen,
sowie unterthänige Ortschaften und Landvogteien, über welche die Ge-
meinde Herrschaftsrechte ausübte. In den größeren Kantonen gemischter
oder ganz aristokratischer Verfassung trat die oligarchische Richtung noch
mehr hervor. In Bern, dem größten der verbündeten Kantone, waren
die sämmtlichen Einwohner deß Landgebietes Unterthanen der Haupt-
stadt, aber unter den Bürgern der letzteren hatten nur etwa drittehalb
hundert Familien das Recht, in den Rath erwählt werden zu können;
die Zahl derer aber, auf welche sich die Wahl zu beschränken pflegte,
belief sich 1785 auf neun und sechzig Familien. Das Stadtadelsregi-
ment bot manche schöne Seiten dar, und die väterliche Regierung der
gnädigen Herrn von Bern konnte für musterhaft gelten. Doch machten
sich auch manche Gebrechen bemerkbar, wie in der regimentßfähigen
Bürgerschaft ein dein Adelstölze ähnlicher Dünkel und dagegen in den
von der Regierung ausgeschlossenen Klassen ein Geist der Unzufriedenheit
und des Mißmuths, der in dem bestehenden Verhältnisse der Regierenden
und der Regierten die entschiedenste Ungerechtigkeit sah. Am ungünstig-
sten war die Stimmung in dem wälschen Theile des becner Gebiets, in
der 1536 dem Herzoge von Savoien entrissenen Landschaft Waat. Die
Bewohner, den Franzosen durch Sprache und Denkweise verwandt, be-
gannen zu Anfange der Revolution ihre Ausschließung vom Staats-
regiment als einen Zustand arger Unterdrückung zu betrachten, und wur-
den revolutionären Entwürfen und Grundsätzen geneigt. Die Patrioten
des Waatlandes richteten Vorstellungen an den Senat zu Bern und
baten, der Provinz die Rechte zu gewähren, die ihr bei dem Regierungs-
wechsel zugesichert worden waren. Die Weigerung veranlaßte Unruhen,
in deren Folge mehrere der Bittsteller auswanderten und über einige die
Acht ausgesprochen ward. Ausgewanderte Waatländer wandten sich an
daß Direktorium, und dieses nahm das Hülfegesuch freundlich auf. So-
bald ein kleines französisches Heer an der Grenze erschien, stand das
Waatland auf und sagte sich von dem Rathe zu Bern los. Der regie-
rende Rath wurde durch Furcht gelähmt und meinte durch Unterhand-
lungen das Vaterland retten zu können. Der Anführer der bernischen
im Waatlande stehenden Kriegsmacht, Oberst Weiß, wurde auf ein un-
bedingt friedliches Verhalten angewiesen. Ebenso herrschte Unentschlos-
senheit auf der Tagsatzung, welche nach Aarau ausgeschrieben war, um
über die von der Gesammtheit zu stellende Hülfe zu rathschlagen. Zu
dem Mangel kräftiger Einheit, der den erschlafften Bund der Eidgenos-
sen 'zum Widerstande gegen einen auswärtigen Feind ungeschickt machte,
kam noch die in den Kantonen herrschende politische Gehrung, die von
dem französischen Geschäftsträger zu Basel, Mengaud, durch alle
Künste des Jakobinismus genährt wurde. Ueberall gab es Schweizer,
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Mengaud
Extrahierte Ortsnamen: Schweiz
Republik Bern Bern Basel
781
die eine Veränderung der alten Verfassungen entweder aus Eigennutz
wünschten oder dieselbe für unvermeidlich hielten. In Lau 1 an ne ver-
einigten sich die Revolutionsfreunde zu einer Generalversammlung des
waatländischen Volkes und steckten eine Fabne auf mit der Aufschrift:
Lemanische Republik. In Basel brach eine Revolution aus; das
bisher dem Rathe und der Bürgerschaft unterthänige Landvolk zog in
die Stadt, schaffte die Stadtverfaffung ab und rief eine neue demokrati-
sche aus. Die Regierung von Bern entschloß sich, um ähnlichen Auf-
tritten zuvorzukommen, allen ihren Mitbürgern, ohne Unterschied der
Geburt und des Wobnorts, gleiche Rechte einzuräumen. Luzern, Frei-
burg, Solothurn und Schaff Hausen kündigten durch Bekannt-
machungen gleiche Vorsätze an.
Die Unentschlossenheit wirkte auch auf die Kciegsoperationen. Das
Heer der Schweizer war anfangs dem französischen überlegen, aber die
Schweizer ließen sich durch trügerische Unterhandlungen so lange hin-
halten, bis der französische Feldherr Brune durch die Ankunft neuer
Truppen unter Schauenburg verstärkt war. Nun nahmen die Fran-
zosen Solothurn und Freiburg mit Slurm und« drangen gegen
Bern vor. Zwar wurde von mehreren bernischen Heerhaufen tapfer
gefochten, aber die Franzosen gelangten bis vor die Thore von Bern,
und die Regierung suchte nun durch eine Kapitulation Leben und Eigen-
thum der Bewohner zu retten. Die Schweizertruppen zerstreuten sich
jetzt, fielen aber vorher über ihre Anführer her und tödteten mehrere,
weil sie glaubten, daß ihre Niederlage nur das Werk der Vecrätherei
sein könne.
Die Franzosen bemächtigten sich zunächst in Bern des Schatzes und
des Zeughauses; dann dehnten sie das Plünderungssystem auch auf an-
dere Kantone aus. Die schweizerische Eidgenoffenschaft wurde für eine
untheilbare helvetische Republik erklärt und ihr die Einführung
einer Verfassung nach französischem Zuschnitt anbefohlen. Das Land
wurde mit dem Unterhalte und der Bekleidung der französischen Armee
belastet, mit starken Schatzungen belegt und die Arsenale, Magazine
und die Staatskassen ausgeplündert. Zu Aarau versammelten sich die
Abgeordneten von zehn Kantonen, und am 27. April 1798 wurde ein
helvetisches Direktorium eingeführt. Aber die kleinen demokrati-
schen Kantone, Schwytz, Uri, Appenzell, Glarus, Zug und Untermal-
den, wollten von der neuen Verfassung nichts wissen, und auch die Be-
wohner neuer Kantone, wie Thurgau und St. Gallen, theilten die Ab-
neigung gegen die neue Verfassung. Es kam zu mehreren blutigen Tref-
fen, am Zürcher See und in den benachbarten Thälern, zum Theil an
den Stellen früherer Freiheitßkämpfe, bei Morgarten, Küßnacht, Rap-
perswyl und anderen, und die Enkel der alten Eidgenossen bewiesen,
daß die alte Schweizerkraft noch nicht erloschen war. Aber endlich muß.
ten die Schweizer doch die neue Verfassung annehmen.
Der republikanische Haushalt kostete noch mehr als der monarchi- gsks
lche, und das Direktorium juchte deßhalb durch Unterjochungß- und Paris zurück
Plünderungskriege außerordentliche Zuschüsse zu erhalten, um das Miß- nwgypttn
Verhältniß der .Einkünfte gegen die Ausgaben zu decken. Auch bemühte
es sich durch äußere politische Größe die innere Gebrechlichkeit zu ver-
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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15
ihre Gesänge und dachten mit Scheu und Ehrfurcht an die geheim-
nißvolle Macht dieser Jungfrauen. Ein anderes Orakel befand sich
auf einer dem Volke der Nanneten (Nantes) gehörenden und in der
Mündung der Loire liegenden Insel, welche kein männlicher Fuß
betreten durfte. Diese Priesterinnen waren verpflichtet, zu gewissen
Zeiten das Dach ihres Tempels zu zerstören und es dann in einer
Nacht wieder aufzubauen. Wenn eine derselben von den Materia-
lien etwas fallen ließ, so wurde sie, wie man erzählte, von ihren
Gefährtinnen auf der Stelle zerrissen. Diese Priesterinnen waren
verheirathet und besuchten einige Male im Jahre ihre Männer,
welche auf dem der Insel gegenüber liegenden Lande wohnten, ver-
ließen sie aber wieder vor Tages Anbruch. Die Inseln an der
Küste von Armorika waren bei den Alten wegen der magischen
Künste der Druiden berühmt. Auf manchen derselben hörten die
Schifffahrer zu gewissen Zeilen lärmende Gesänge und Klänge der
Cymbeln. Als der römische Feldherr Paulinus Suetonius die brit-
tische Insel Mona (Anglesea) angriff, standen Druiden am Ufer
und sprachen mit aufgehobenen Händen Verwünschungen gegen die
Römer aus, während Druidinnen in Trauerkleidern, mit aufgelöstem
Haar, brennende Fackeln schwangen. Die Druiden waren beson-
ders wegen ihrer Weissagungen berühmt, der Vorstellung der Kel-
ten und Germanen gemäß, die der weiblichen Natur und besonders
der jungfräulichen ein tieferes Gefühl für das Leben des Alls und
somit einen Blick in die Zukunft zuschrieben. Bei den Kelten gal-
ten jedoch die Frauen weniger als bei den Germanen, und es ist
keine Spur vorhanden, daß eine Druidin eine Bedeutung erlangt
hat, wie Aurinia, Velcda und andere bei den alten Deutschen.
In naher Verbindung mit den Druiden standen die Barden
oder Sänger. Sie hatten nicht nur die Lehren der Druiden in
Verse gebracht, sondern dichteten auch von der Abstammung der
Fürsten, und neben der didaktischen und epischen Poesie fehlten auch
lyrische Lieder nicht. Die Barden bedienten sich bei ihren Vorträ-
gen eines Instrumentes, welches im Kimrischen Kruit, irisch Cro-
tha, deutsch Grota oder Rota genannt wird. Das Instrument war
einer Violine ähnlich, nur etwas größer und hatte sechs Saiten,
von denen vier mit dem Bogen gestrichen wurden. Wälsche und
Irländer oder Schotten waren die Meister der Harfe und Rota im
ganzen Mittelalter.
Die Religion der Kelten war Naturreligion. Die Gallier ver- Diereilgivn.
ehrten in dem Gotte Teutates die schaffende Kraft der Natur.
Teutates hieß im Galischen Vater des Volkes, und dieser Gott
wurde als Stammvater des keltischen oder gallischen Völkerzweiges
gedacht. Wenn Cäsar berichtet, daß die Gallier von dem Dis pater
abzustammen behauptet hätten, so ist sein Irrthum daher entstan-
den, daß im Galischen Di Gott hieß und er diesen Namen für den
Dis pater genommen hat. Die Gallier dachten in dem Teutates
sehr mannigfaltige Begriffe vereinigt, welche später als besondere
Aeußerungen seiner Macht getrennt und als besondere Götter auf-
gefaßt wurden. Teutates war der Stifter des bürgerlichen Lebens,
des Handels, der Wissenschaften und Künste und wird von Cäsar
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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62
Wichte und
Elbe.
mit den Männern; das Geschäft und die Bestimmung der Halb-
göttinnen ist, daß sie den obern Göttern dienen und den Men-
schen deren Willen verkündigen. Das Amt der Halbgöttinnen ist
bedeutsamer und von tieferem Einfluß auf das Leben und Treiben
der Menschen als die Thaten der Helden; ihr Ansehen und ihr
Kultus ist größer als die Verehrung der Heroen. Von jeher wurde
bei den Deutschen die Frau mit Achtung und Ehrfurcht behandelt;
die Deutschen glaubten, daß den Frauen etwas Göttliches und Vor-
ahnendes inwohne, daß Zauber und Weissagung besonders ihre
Gaben seien. Dies galt nun in besonders hohem Grade von den
halbgöttlichen Frauen, welche daher kluge, weise Frauen hie-
ßen. Unter diesen stehen obenan die drei Schicksalsgöttinnen, die
Moiren der Griechen, die Parzen der Römer, unsere Norni:
Wurt, Werdandi und Skuld, das Gewordene, das Werdende,
das Werdensollende, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wurt,
die Vergangenheit, war von Herzen gütig und durch ihr Alter ehr-
würdig ; sie wurde vorzugsweise verehrt und war gleichsam die
Vorsteherin der drei Nornen. Ganz das Gegentheil von ihr war
die jüngste, Skuld; jugendlich rasch naht sie heran und im Nahen
verschwindet sie schon wieder, ihrer zweiten Schwester Platz zu
machen. Ihrer ewigen Beweglichkeit ist die Ruhe der älteren Schwe-
ster verhaßt; was sie im Schilde führt, weiß Niemand.
Die Walküren, die göttlichen Botinnen Allvaters, waren
es, welche den Wal (die Erschlagenen auf dem Schlachtfelde) kü-
ren, kiesen, holen, in Empfang nehmen und die Helden in die
göttliche Wohnung Wuotans tragen. Von diesem Walten in der
Schlacht heißen sie auch Schlachtmädchen, und weil sie gerüstet mit
Schild und Helm ausziehen, Schildjungfrauen, Helmjungfrauen.
Sie sind die Schutzgeister der Helden. Wie die Nornen, so spin-
nen und weben auch die ihnen verwandten Walküren, und zwar
nicht nur die Geschicke der Schlacht, sondern sie spinnen auch am
Seestrande fitzend köstlichen Flachs. Dann ziehen sie Schwanhemden
an. Oft finden die Helden sie auch, wann sie sich in der kühlen
Fluth baden, nehmen das am Ufer liegende Schwangewand und
bringen dadurch die Jungfrauen in ihre Gewalt. Die Seen, an
welchen die Schwanjungfrauen erscheinen, liegen meist in
den tiefen, geheimen Schatten eines Waldes und deshalb heißen
die Jungfrauen auch Waldfrauen, Waldminnen, Meer-
minnen.
Von den Halbgöttern unterscheidet sich eine ganze Reihe von
Wesen hauptsächlich dadurch, daß sie nicht wie jene von den Men-
schen ausgehen, sondern gleichsam ein Reich für sich bilden und nur
durch Zufall oder Drang der Umstände bewogen werden, mit Men-
schen zu verkehren. Sie besitzen die Kraft den Menschen zu schaden
und zu helfen, scheuen sich aber vor ihm, weil sie ihm leiblich nicht
gewachsen sind. Entweder find sie weit unter menschlicher Größe
oder ungestalt. Die weiblichen Wesen erscheinen edler und gleichen
den Göttinnen und weisen Frauen; die männlichen Geister scheiden
sich bestimmter ab von Göttern wie von Helden. Die Namen dieser
Wesen find Wichte, Elbe oder Elben, und es giebt weiße,
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
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72
Zauberei und
Weissagung.
Leben, wie auf der Erde, nur daß alles viel schöner und herrlicher
erscheint, alles ist aus Gold gemacht, wenn es gleich den blöden
Augen der Sterblichen nicht darnach aussieht. An der Spitze der
in solchen Bergen wohnenden Helden stehen die alten Fürsten und
Könige wie z. B. Siegfried und Dietrich von Bern und aus spä-
terer, christlicher Zeit Karl der Große, Otto der Große und Fried-
rich Barbarossa. Fast alle, denen es vergönnt war, die alten Kaiser
zu schauen, fanden sie schlafend. Mitunter erwacht der Kaiser und
fragt den Eintretenden, ob die Raben noch um den Berg flögen?
Auf die Bejahung der Frage erwiedert er: So muß ich hundert
Jahre länger schlafen. Auch Sagen von Frauen und Jungfrauen,
die in Berge verwünscht sind, werden fast auf allen deutschen Ber-
gen, die eine Burg tragen, erzählt. Diese verwünschten Frauen
und Jungfrauen sind schneeweiß gekleidet und tragen in der Hand
oder am Gürtel ein Bund Schlüssel, oft auch einen Strauß weißer
oder blauer Blumen. Sie erscheinen am liebsten Schäfern und Hir-
tenknaben, die ihre Heerden in der Nähe der Burgen weiden. Mit
wem sie zusammentreffen, den beschenken sie mit scheinbar werthlosen
Dingen, die sich bei näherem Zusehen in Gold verwandeln. Alle
Verwünschten sehnen sich nach Erlösung. Mit dem in die Berghöhle
entrückten Helden ist meistens ein ungeheurer Hort (Schatz) versenkt,
den Schlangen, Drachen oder abscheuliche Hunde hüten. Eine Blume,
die Springwurzel oder die Wünschelruthe bringt in den Besitz des
Schatzes, sie sprengt die Wände der Berge, sie ist der Schlüssel
zum Schatz.
Aus den heiligsten Geschäften, Gottesdienst und Dichtkunst,
muß der Ursprung der Zauberei hergeleitet werden. Priester und
Dichter, Vertraute der Götter und göttlicher Eingebung theilhaft,
grenzen an Weissager und Zauberer. Neben dem Götterkultus stand
finstere Zauberei. Der Zauber wurde im Alterthum von Männern
wie von Frauen geübt, jedoch vorzugsweise den letzteren zugeschrie-
den. Daher kam es, daß die Hexerei d. i. die alte Zauberkunst
meist von Frauen getrieben wurde. Der Zauberer hat das Vermö-
gen sich unsichtbar zu machen oder in Thiergestalten zu schlüpfen.
Zauberer verwandeln sich in Wölfe, Zauberinnen in Katzen; die letz-
teren nehmen auch Vogelgestalt an, gewöhnlich die der Gans d. i.
des Schwans.
Von jeher hat der Mensch den Schleier zu lüften gesucht, den
Zeit und Raum über seine wichtigsten Angelegenheiten geworfen
haben. Durch Anwendung geheimer Mittel glaubt er Auskunft zu
erlangen. Erlaubte und unerlaubte Weissagungen waren von
jeher ein Geschäft des Priesters und des Zauberers. Die priesterliche,
heilige Weissagung scheint, wie der Priesterstand selbst, in gewissen
Geschlechtern fortgeerbt worden zu sein. Auch konnte jemand die
Gabe der Weissagung dadurch erlangen, daß er dem, welcher sie
besaß, auf den rechten Fuß trat und über die linke Schulter schaute.
Auch die Glückskinder, die mit der Glückshaube, mit einer Haut
um den Kopf, geboren waren, sahen Geister. Zur Erforschung des
Geschehenen dienten in den Gerichtsverhandlungen die Gottesurtheile,
bei denen der Angeschuldigte selbst den Ritus vornehmen mußte.
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Extrahierte Personennamen: Siegfried Siegfried Karl_der_Große Karl Otto Barbarossa Barbarossa
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(1178 — 1241) genannt, enthält die Erzählung der Göttersagen
der älteren Edda und Erklärungen der Bilder und Versarten der
heidnischen Dichtersprache. Nach der Mythologie der Skandinavier
giebt es mehrere in bestimmten Zeiträumen sich wiederholende Welt-
schöpfungen, bei denen jedes Mal die frühere Welt zu Grunde geht.
Die Asen oder zwölf Hauptgötter, an deren Spitze Odin steht,
sind von einem fernen Lande in Skandinavien eingewandert, ha-
den die frühere Welt zerstört, die Götter und Riesen derselben an
das äußerste Ende der Welt vertrieben und die Erde oder Mann-
heim d. i. die Heimath der Menschen zum Wohnsitze der Men-
schen eingerichtet. Die Burg der Götter, Asgard, liegt in der
Mitte der Welt. Dort ist auch Odin's Palast, Walhalla, wo
er die im Kampfe gefallenen Helden um sich versammelt, während
diejenigen Freien, welche eines natürlichen Todes sterben, und böse
Menschen in dem kalten, von dem Höllenstrom umflossenen Hel-
heim ein trauriges Schattenleben führen, die Frauen aber zu der
Göttin Freia, die Sklaven zum Gott Thor kommen. Die Helden
setzen in Walhalla ihr kriegerisches Leben fort, und während sie
schmausen und zechen, singt ihnen Bragi, der Skalde der Götter,
von den Heldenthaten der Vorzeit. Man gab dem gefallenen Hel-
den außer seiner Rüstung auch noch allerhand Kostbarkeiten mit
auf den Scheiterhaufen, damit sein Einzug in Walhalla desto glän-
zender und sein Leben dort geehrt und herrlich sei. Einst kömmt
für Odin's Welt die Stunde des Untergangs. Außerhalb der ei-
gentlichen Götter- und Menschenwelt liegt im äußersten Süden, mit
eigenen Göttern und Dämonen bevölkert, eine Feuerwelt, Mus-
pelheim. Von hier geht die Zerstörung am Ende der Zeiten aus.
Nach gräulichen Vorzeichen, nachdem entsetzliche Dämonen, die bis
dahin von den Göttern gefesselt gehalten worden sind, sich befreit
haben, entspinnt sich ein Kampf zwischen den Dämonen der Feuer-
welt und ihrem Gefolge von Riesen, Kobolden, Unthieren aller
Art und den himmlischen Göttern; alle fallen im Kampfe, und zu-
letzt verschlingt die unaufhaltsam hervorbrechende Flamme alles, was
vorhanden ist. Aber die Welt wird wieder geboren. Aus dem
Meere hebt sich eine schöne, grüne Erde, auf welcher Korn wächst,
ohne daß es gcsäet worden ist. Ein Mann und eine Frau, Lif
und Lifthrasir (Leben und Lebenswärme) haben sich aus den Flam-
men gerettet, und von ihnen stammt die neue Bevölkerung der
Erde. Auch die Asen werden wieder geboren. Und so wohnen
Götter und Menschen wieder zusammen. Gebannt ist aus der Welt
das Uebel, gebrochen die Macht des Bösen.
Kr^erischcr Krieg, Jagd und Waffenübung, Trinkgelage und das Anhören
Skandinavier, der Erzählungen von früheren Heldenthaten waren die Beschäfti-
gungen der nordischen Helden. Nur Sklaven betrieben Ackerbau
und Viehzucht. Die Heldensagen hatten einen düsteren Charakter;
sie hatten nicht bloß Kampf und Sieg, sondern meistens auch die
Schuld und den schrecklichen Untergang gepriesener Helden zum In-
halt. Der Werth des Lebens ward gering angeschlagen; mehr noch
als Tapferkeit wurde kalte Todesverachtung geehrt. Die Tapferkeit
steigerte sich zuweilen bis zur Raserei, und ohne Waffen und Klei-
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gärn, theils in Bithynien durch die Seldschucken. Am meisten hat-
ten die Juden von den Kreuzfahrern zu leiden, denn diese dehnten
den Begriff der Feinde Christi, gegen welche sie streiten wollten,
auch auf die Juden aus und fielen, von blindem Religionseifer und
von Habsucht getrieben, über diese her, ermordeten sie und plünder-
ten deren Güter. Ehe noch der eigentliche Kreuzzug begonnen hatte,
waren bereits über 100,000 Menschen, ohne das heilige Land nur
gesehen zu haben, auf dem Wege umgekommen.
Erst im August 1096 brach Gottfried von Bouillon mit
80,000 Mann Fußvolk und 10,000 Reitern auf und gelangte durch
Deutschland und Ungarn ohne bedeutenden Unfall in die Gegend
von Constantinopel. Hier erfuhr er, daß Hugo von Verman-
dois, der seinen Weg durch Italien genommen und an der Küste
von Epirus Schiffbruch gelitten hatte, vom Kaiser Alexius gefangen
gehalten werde. Denn der griechische Kaiser befürchtete, daß die
Kreuzfahrer die Schwäche seines Reiches erkennen und sich desselben
als einer leichten Beute bemächtigen würden. Er glaubte sich da-
gegen am besten zu sichern, wenn er die Führer der Kreuzfahrer zur
Vasallentreue verpflichte, und suchte dieses durch Hinterlist zu er-
zwingen. Nur durch Gewalt, durch Leistung des Lehnseides und
das Versprechen, alle Eroberungen in Asien den Griechen zu über-
lassen, erreichte endlich Gottfried die Befreiung Hugo's. Erst als
Gottfried mit den Seinen nach Asien übergesetzt war, kam Boemund
mit den italienischen Normannen. Ihn fürchtete Alexius am meisten,
und in der That hatte Boemund feindliche Absichten gegen das by-
zantinische Reich gehegt. Doch ließ auch er sich zur Eidesleistung
bewegen, und das geschah auch von den später ankommenden Füh-
rern. Im Mai 1097 fanden sich endlich alle Fürsten mit ihren Hee-
ren vor Nicäa zusammen. Man zählte 100,000 Reiter, 300,000
Kämpfer zu Fuß, und mit Weibern, Kindern, Mönchen und Knech-
ten 600,000 Menschen. Einen Oberanführer wählte man nicht;
jeder Fürst befehligte seinen Haufen.
Den Anfang des Feldzugs machte die Belagerung von Nicäa.
Als die Stadt den tapferen Anstrengungen der Kreuzfahrer erliegen
zu müssen schien, erreichten es die Griechen durch Unterhandlungen
mit den Einwohnern, daß die Stadt dem Kaiser Alexius übergeben
und die Griechen heimlich eingelassen wurden. Zu ihrem Verdruß
mußten die Kreuzfahrer weiter ziehen. Bei Doryläum stießen sie
auf ein Heer von 150,000 Türken und griffen dasselbe an. Durch
verstellte Flucht der Türken wurde das Heer der Christen aufgelöst
und dann in die Flucht getrieben; zum Glück eilte Herzog Gott-
fried mit einer Abtheilung des Heeres herbei und entschied die
Schlacht zum Vortheil der Christen. Auf ihrem weiteren Marsche
durch Phrygien hatten die Kreuzfahrer durch Mangel an Lebensmit-
teln, durch die glühende Sonnenhitze und durch die Unzuverlässig-
keit der Wegweiser viel zu leiden. Noch schlimmere Folgen drohte
die Uneinigkeit der Anführer. Balduin und Tankred geriethen über
den Besitz der reichen Stadt Tarsus in heftigen Zwist. Balduin
verließ das Heer, unterwarf einen Strich Landes am Euphrat und
gründete in Edessa eine Herrschaft.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: August Gottfried_von_Bouillon Hugo_von_Verman- Alexius Gottfried Gottfried Alexius Nicäa Alexius Balduin Tankred Balduin
Extrahierte Ortsnamen: Christi Deutschland Ungarn Constantinopel Italien Epirus Asien Asien Edessa