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Stiftung Gleichzeitig mit dem Papstthum ward auch die Eidgenossen-
emer^clveti- bet Schweizer zertrümmert. In den Freistaaten der Schweiz
Republik, hatten sich mancherlei Verfaffungsformen gebildet, die alle einander darin
ähnlich waren, daß die obrigkeitliche Gewalt nicht der lasse aller ein-
zelnen Bewohner zustand, sondern nur einer bald größeren, bald gerin-
geren Zahl von erblich angesessenen Bürgern. Selbst die kleineren Kan-
tone, die für wahre Demokratien galten, weil alle ins Bürgerrecht auf-
genommene Haukväter zur Landsgemeinde gerufen wurden, hatten doch
auch Schutzverwandte und Dienstleute, die das Bürgerrecht nicht besaßen,
sowie unterthänige Ortschaften und Landvogteien, über welche die Ge-
meinde Herrschaftsrechte ausübte. In den größeren Kantonen gemischter
oder ganz aristokratischer Verfassung trat die oligarchische Richtung noch
mehr hervor. In Bern, dem größten der verbündeten Kantone, waren
die sämmtlichen Einwohner deß Landgebietes Unterthanen der Haupt-
stadt, aber unter den Bürgern der letzteren hatten nur etwa drittehalb
hundert Familien das Recht, in den Rath erwählt werden zu können;
die Zahl derer aber, auf welche sich die Wahl zu beschränken pflegte,
belief sich 1785 auf neun und sechzig Familien. Das Stadtadelsregi-
ment bot manche schöne Seiten dar, und die väterliche Regierung der
gnädigen Herrn von Bern konnte für musterhaft gelten. Doch machten
sich auch manche Gebrechen bemerkbar, wie in der regimentßfähigen
Bürgerschaft ein dein Adelstölze ähnlicher Dünkel und dagegen in den
von der Regierung ausgeschlossenen Klassen ein Geist der Unzufriedenheit
und des Mißmuths, der in dem bestehenden Verhältnisse der Regierenden
und der Regierten die entschiedenste Ungerechtigkeit sah. Am ungünstig-
sten war die Stimmung in dem wälschen Theile des becner Gebiets, in
der 1536 dem Herzoge von Savoien entrissenen Landschaft Waat. Die
Bewohner, den Franzosen durch Sprache und Denkweise verwandt, be-
gannen zu Anfange der Revolution ihre Ausschließung vom Staats-
regiment als einen Zustand arger Unterdrückung zu betrachten, und wur-
den revolutionären Entwürfen und Grundsätzen geneigt. Die Patrioten
des Waatlandes richteten Vorstellungen an den Senat zu Bern und
baten, der Provinz die Rechte zu gewähren, die ihr bei dem Regierungs-
wechsel zugesichert worden waren. Die Weigerung veranlaßte Unruhen,
in deren Folge mehrere der Bittsteller auswanderten und über einige die
Acht ausgesprochen ward. Ausgewanderte Waatländer wandten sich an
daß Direktorium, und dieses nahm das Hülfegesuch freundlich auf. So-
bald ein kleines französisches Heer an der Grenze erschien, stand das
Waatland auf und sagte sich von dem Rathe zu Bern los. Der regie-
rende Rath wurde durch Furcht gelähmt und meinte durch Unterhand-
lungen das Vaterland retten zu können. Der Anführer der bernischen
im Waatlande stehenden Kriegsmacht, Oberst Weiß, wurde auf ein un-
bedingt friedliches Verhalten angewiesen. Ebenso herrschte Unentschlos-
senheit auf der Tagsatzung, welche nach Aarau ausgeschrieben war, um
über die von der Gesammtheit zu stellende Hülfe zu rathschlagen. Zu
dem Mangel kräftiger Einheit, der den erschlafften Bund der Eidgenos-
sen 'zum Widerstande gegen einen auswärtigen Feind ungeschickt machte,
kam noch die in den Kantonen herrschende politische Gehrung, die von
dem französischen Geschäftsträger zu Basel, Mengaud, durch alle
Künste des Jakobinismus genährt wurde. Ueberall gab es Schweizer,
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Mengaud
Extrahierte Ortsnamen: Schweiz
Republik Bern Bern Basel
781
die eine Veränderung der alten Verfassungen entweder aus Eigennutz
wünschten oder dieselbe für unvermeidlich hielten. In Lau 1 an ne ver-
einigten sich die Revolutionsfreunde zu einer Generalversammlung des
waatländischen Volkes und steckten eine Fabne auf mit der Aufschrift:
Lemanische Republik. In Basel brach eine Revolution aus; das
bisher dem Rathe und der Bürgerschaft unterthänige Landvolk zog in
die Stadt, schaffte die Stadtverfaffung ab und rief eine neue demokrati-
sche aus. Die Regierung von Bern entschloß sich, um ähnlichen Auf-
tritten zuvorzukommen, allen ihren Mitbürgern, ohne Unterschied der
Geburt und des Wobnorts, gleiche Rechte einzuräumen. Luzern, Frei-
burg, Solothurn und Schaff Hausen kündigten durch Bekannt-
machungen gleiche Vorsätze an.
Die Unentschlossenheit wirkte auch auf die Kciegsoperationen. Das
Heer der Schweizer war anfangs dem französischen überlegen, aber die
Schweizer ließen sich durch trügerische Unterhandlungen so lange hin-
halten, bis der französische Feldherr Brune durch die Ankunft neuer
Truppen unter Schauenburg verstärkt war. Nun nahmen die Fran-
zosen Solothurn und Freiburg mit Slurm und« drangen gegen
Bern vor. Zwar wurde von mehreren bernischen Heerhaufen tapfer
gefochten, aber die Franzosen gelangten bis vor die Thore von Bern,
und die Regierung suchte nun durch eine Kapitulation Leben und Eigen-
thum der Bewohner zu retten. Die Schweizertruppen zerstreuten sich
jetzt, fielen aber vorher über ihre Anführer her und tödteten mehrere,
weil sie glaubten, daß ihre Niederlage nur das Werk der Vecrätherei
sein könne.
Die Franzosen bemächtigten sich zunächst in Bern des Schatzes und
des Zeughauses; dann dehnten sie das Plünderungssystem auch auf an-
dere Kantone aus. Die schweizerische Eidgenoffenschaft wurde für eine
untheilbare helvetische Republik erklärt und ihr die Einführung
einer Verfassung nach französischem Zuschnitt anbefohlen. Das Land
wurde mit dem Unterhalte und der Bekleidung der französischen Armee
belastet, mit starken Schatzungen belegt und die Arsenale, Magazine
und die Staatskassen ausgeplündert. Zu Aarau versammelten sich die
Abgeordneten von zehn Kantonen, und am 27. April 1798 wurde ein
helvetisches Direktorium eingeführt. Aber die kleinen demokrati-
schen Kantone, Schwytz, Uri, Appenzell, Glarus, Zug und Untermal-
den, wollten von der neuen Verfassung nichts wissen, und auch die Be-
wohner neuer Kantone, wie Thurgau und St. Gallen, theilten die Ab-
neigung gegen die neue Verfassung. Es kam zu mehreren blutigen Tref-
fen, am Zürcher See und in den benachbarten Thälern, zum Theil an
den Stellen früherer Freiheitßkämpfe, bei Morgarten, Küßnacht, Rap-
perswyl und anderen, und die Enkel der alten Eidgenossen bewiesen,
daß die alte Schweizerkraft noch nicht erloschen war. Aber endlich muß.
ten die Schweizer doch die neue Verfassung annehmen.
Der republikanische Haushalt kostete noch mehr als der monarchi- gsks
lche, und das Direktorium juchte deßhalb durch Unterjochungß- und Paris zurück
Plünderungskriege außerordentliche Zuschüsse zu erhalten, um das Miß- nwgypttn
Verhältniß der .Einkünfte gegen die Ausgaben zu decken. Auch bemühte
es sich durch äußere politische Größe die innere Gebrechlichkeit zu ver-
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15
ihre Gesänge und dachten mit Scheu und Ehrfurcht an die geheim-
nißvolle Macht dieser Jungfrauen. Ein anderes Orakel befand sich
auf einer dem Volke der Nanneten (Nantes) gehörenden und in der
Mündung der Loire liegenden Insel, welche kein männlicher Fuß
betreten durfte. Diese Priesterinnen waren verpflichtet, zu gewissen
Zeiten das Dach ihres Tempels zu zerstören und es dann in einer
Nacht wieder aufzubauen. Wenn eine derselben von den Materia-
lien etwas fallen ließ, so wurde sie, wie man erzählte, von ihren
Gefährtinnen auf der Stelle zerrissen. Diese Priesterinnen waren
verheirathet und besuchten einige Male im Jahre ihre Männer,
welche auf dem der Insel gegenüber liegenden Lande wohnten, ver-
ließen sie aber wieder vor Tages Anbruch. Die Inseln an der
Küste von Armorika waren bei den Alten wegen der magischen
Künste der Druiden berühmt. Auf manchen derselben hörten die
Schifffahrer zu gewissen Zeilen lärmende Gesänge und Klänge der
Cymbeln. Als der römische Feldherr Paulinus Suetonius die brit-
tische Insel Mona (Anglesea) angriff, standen Druiden am Ufer
und sprachen mit aufgehobenen Händen Verwünschungen gegen die
Römer aus, während Druidinnen in Trauerkleidern, mit aufgelöstem
Haar, brennende Fackeln schwangen. Die Druiden waren beson-
ders wegen ihrer Weissagungen berühmt, der Vorstellung der Kel-
ten und Germanen gemäß, die der weiblichen Natur und besonders
der jungfräulichen ein tieferes Gefühl für das Leben des Alls und
somit einen Blick in die Zukunft zuschrieben. Bei den Kelten gal-
ten jedoch die Frauen weniger als bei den Germanen, und es ist
keine Spur vorhanden, daß eine Druidin eine Bedeutung erlangt
hat, wie Aurinia, Velcda und andere bei den alten Deutschen.
In naher Verbindung mit den Druiden standen die Barden
oder Sänger. Sie hatten nicht nur die Lehren der Druiden in
Verse gebracht, sondern dichteten auch von der Abstammung der
Fürsten, und neben der didaktischen und epischen Poesie fehlten auch
lyrische Lieder nicht. Die Barden bedienten sich bei ihren Vorträ-
gen eines Instrumentes, welches im Kimrischen Kruit, irisch Cro-
tha, deutsch Grota oder Rota genannt wird. Das Instrument war
einer Violine ähnlich, nur etwas größer und hatte sechs Saiten,
von denen vier mit dem Bogen gestrichen wurden. Wälsche und
Irländer oder Schotten waren die Meister der Harfe und Rota im
ganzen Mittelalter.
Die Religion der Kelten war Naturreligion. Die Gallier ver- Diereilgivn.
ehrten in dem Gotte Teutates die schaffende Kraft der Natur.
Teutates hieß im Galischen Vater des Volkes, und dieser Gott
wurde als Stammvater des keltischen oder gallischen Völkerzweiges
gedacht. Wenn Cäsar berichtet, daß die Gallier von dem Dis pater
abzustammen behauptet hätten, so ist sein Irrthum daher entstan-
den, daß im Galischen Di Gott hieß und er diesen Namen für den
Dis pater genommen hat. Die Gallier dachten in dem Teutates
sehr mannigfaltige Begriffe vereinigt, welche später als besondere
Aeußerungen seiner Macht getrennt und als besondere Götter auf-
gefaßt wurden. Teutates war der Stifter des bürgerlichen Lebens,
des Handels, der Wissenschaften und Künste und wird von Cäsar
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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62
Wichte und
Elbe.
mit den Männern; das Geschäft und die Bestimmung der Halb-
göttinnen ist, daß sie den obern Göttern dienen und den Men-
schen deren Willen verkündigen. Das Amt der Halbgöttinnen ist
bedeutsamer und von tieferem Einfluß auf das Leben und Treiben
der Menschen als die Thaten der Helden; ihr Ansehen und ihr
Kultus ist größer als die Verehrung der Heroen. Von jeher wurde
bei den Deutschen die Frau mit Achtung und Ehrfurcht behandelt;
die Deutschen glaubten, daß den Frauen etwas Göttliches und Vor-
ahnendes inwohne, daß Zauber und Weissagung besonders ihre
Gaben seien. Dies galt nun in besonders hohem Grade von den
halbgöttlichen Frauen, welche daher kluge, weise Frauen hie-
ßen. Unter diesen stehen obenan die drei Schicksalsgöttinnen, die
Moiren der Griechen, die Parzen der Römer, unsere Norni:
Wurt, Werdandi und Skuld, das Gewordene, das Werdende,
das Werdensollende, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wurt,
die Vergangenheit, war von Herzen gütig und durch ihr Alter ehr-
würdig ; sie wurde vorzugsweise verehrt und war gleichsam die
Vorsteherin der drei Nornen. Ganz das Gegentheil von ihr war
die jüngste, Skuld; jugendlich rasch naht sie heran und im Nahen
verschwindet sie schon wieder, ihrer zweiten Schwester Platz zu
machen. Ihrer ewigen Beweglichkeit ist die Ruhe der älteren Schwe-
ster verhaßt; was sie im Schilde führt, weiß Niemand.
Die Walküren, die göttlichen Botinnen Allvaters, waren
es, welche den Wal (die Erschlagenen auf dem Schlachtfelde) kü-
ren, kiesen, holen, in Empfang nehmen und die Helden in die
göttliche Wohnung Wuotans tragen. Von diesem Walten in der
Schlacht heißen sie auch Schlachtmädchen, und weil sie gerüstet mit
Schild und Helm ausziehen, Schildjungfrauen, Helmjungfrauen.
Sie sind die Schutzgeister der Helden. Wie die Nornen, so spin-
nen und weben auch die ihnen verwandten Walküren, und zwar
nicht nur die Geschicke der Schlacht, sondern sie spinnen auch am
Seestrande fitzend köstlichen Flachs. Dann ziehen sie Schwanhemden
an. Oft finden die Helden sie auch, wann sie sich in der kühlen
Fluth baden, nehmen das am Ufer liegende Schwangewand und
bringen dadurch die Jungfrauen in ihre Gewalt. Die Seen, an
welchen die Schwanjungfrauen erscheinen, liegen meist in
den tiefen, geheimen Schatten eines Waldes und deshalb heißen
die Jungfrauen auch Waldfrauen, Waldminnen, Meer-
minnen.
Von den Halbgöttern unterscheidet sich eine ganze Reihe von
Wesen hauptsächlich dadurch, daß sie nicht wie jene von den Men-
schen ausgehen, sondern gleichsam ein Reich für sich bilden und nur
durch Zufall oder Drang der Umstände bewogen werden, mit Men-
schen zu verkehren. Sie besitzen die Kraft den Menschen zu schaden
und zu helfen, scheuen sich aber vor ihm, weil sie ihm leiblich nicht
gewachsen sind. Entweder find sie weit unter menschlicher Größe
oder ungestalt. Die weiblichen Wesen erscheinen edler und gleichen
den Göttinnen und weisen Frauen; die männlichen Geister scheiden
sich bestimmter ab von Göttern wie von Helden. Die Namen dieser
Wesen find Wichte, Elbe oder Elben, und es giebt weiße,
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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72
Zauberei und
Weissagung.
Leben, wie auf der Erde, nur daß alles viel schöner und herrlicher
erscheint, alles ist aus Gold gemacht, wenn es gleich den blöden
Augen der Sterblichen nicht darnach aussieht. An der Spitze der
in solchen Bergen wohnenden Helden stehen die alten Fürsten und
Könige wie z. B. Siegfried und Dietrich von Bern und aus spä-
terer, christlicher Zeit Karl der Große, Otto der Große und Fried-
rich Barbarossa. Fast alle, denen es vergönnt war, die alten Kaiser
zu schauen, fanden sie schlafend. Mitunter erwacht der Kaiser und
fragt den Eintretenden, ob die Raben noch um den Berg flögen?
Auf die Bejahung der Frage erwiedert er: So muß ich hundert
Jahre länger schlafen. Auch Sagen von Frauen und Jungfrauen,
die in Berge verwünscht sind, werden fast auf allen deutschen Ber-
gen, die eine Burg tragen, erzählt. Diese verwünschten Frauen
und Jungfrauen sind schneeweiß gekleidet und tragen in der Hand
oder am Gürtel ein Bund Schlüssel, oft auch einen Strauß weißer
oder blauer Blumen. Sie erscheinen am liebsten Schäfern und Hir-
tenknaben, die ihre Heerden in der Nähe der Burgen weiden. Mit
wem sie zusammentreffen, den beschenken sie mit scheinbar werthlosen
Dingen, die sich bei näherem Zusehen in Gold verwandeln. Alle
Verwünschten sehnen sich nach Erlösung. Mit dem in die Berghöhle
entrückten Helden ist meistens ein ungeheurer Hort (Schatz) versenkt,
den Schlangen, Drachen oder abscheuliche Hunde hüten. Eine Blume,
die Springwurzel oder die Wünschelruthe bringt in den Besitz des
Schatzes, sie sprengt die Wände der Berge, sie ist der Schlüssel
zum Schatz.
Aus den heiligsten Geschäften, Gottesdienst und Dichtkunst,
muß der Ursprung der Zauberei hergeleitet werden. Priester und
Dichter, Vertraute der Götter und göttlicher Eingebung theilhaft,
grenzen an Weissager und Zauberer. Neben dem Götterkultus stand
finstere Zauberei. Der Zauber wurde im Alterthum von Männern
wie von Frauen geübt, jedoch vorzugsweise den letzteren zugeschrie-
den. Daher kam es, daß die Hexerei d. i. die alte Zauberkunst
meist von Frauen getrieben wurde. Der Zauberer hat das Vermö-
gen sich unsichtbar zu machen oder in Thiergestalten zu schlüpfen.
Zauberer verwandeln sich in Wölfe, Zauberinnen in Katzen; die letz-
teren nehmen auch Vogelgestalt an, gewöhnlich die der Gans d. i.
des Schwans.
Von jeher hat der Mensch den Schleier zu lüften gesucht, den
Zeit und Raum über seine wichtigsten Angelegenheiten geworfen
haben. Durch Anwendung geheimer Mittel glaubt er Auskunft zu
erlangen. Erlaubte und unerlaubte Weissagungen waren von
jeher ein Geschäft des Priesters und des Zauberers. Die priesterliche,
heilige Weissagung scheint, wie der Priesterstand selbst, in gewissen
Geschlechtern fortgeerbt worden zu sein. Auch konnte jemand die
Gabe der Weissagung dadurch erlangen, daß er dem, welcher sie
besaß, auf den rechten Fuß trat und über die linke Schulter schaute.
Auch die Glückskinder, die mit der Glückshaube, mit einer Haut
um den Kopf, geboren waren, sahen Geister. Zur Erforschung des
Geschehenen dienten in den Gerichtsverhandlungen die Gottesurtheile,
bei denen der Angeschuldigte selbst den Ritus vornehmen mußte.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Siegfried Siegfried Karl_der_Große Karl Otto Barbarossa Barbarossa
Ili
lichen Auftrag zur Oberleitung der Kirche; und indem die nachhe-
rigen römischen Bischöfe die Erbschaft dieser höchsten Stellung und
Ehre für sich in Anspruch nahmen, gaben sie ihren Forderungen
die Stütze einer Glaubenslehre. Jener Felsen aber bezeichnet Petri
Begeisterung für die Lehre Jesu und die innige Liebe zu ihrem
Stifter; dieser Felsen ist überall, wo ein frommes Herz ist.
Wie das Ansehen der Bischöfe den niederen Geistlichen gegen-
über, so stieg auch das Ansehen des Klerus den Laien gegenüber.
Die letzteren verloren allmälig fast ganz die Theilnahme an den
Wahlen der Bischöfe, Presbyter und Diakonen, so wie an der Ge-
setzgebung und Verwaltung in den Angelegenheiten der Kirche. Die
Kirchenversammlungcn wurden als zur Gesetzgebung in der Chri-
stenheit verordnete und durch wunderbare Wirkung des heiligen Gei-
stes befähigte Versammlungen der geweihten Nachfolger der Apostel
angesehen. Einige Kaiser nahmen den höchsten Geistlichen des Rei-
ches gegenüber eine demüthige Stellung ein. Einzelne ausgezeich-
nete Geistliche waren durch ihre Macht dem Volke und seinen Rech-
ten nützlich, und man vergaß in dem militärisch-despotischen Staat
das Gefährliche der neuen hierarchischen Gewalt, da das Volk nur
durch die Geistlichkeit einen Einfluß auf die Gesetzgebung und die
öffentlichen Angelegenheiten erhielt. Leiber bildete die Geistlichkeit
nur in einzelnen Fällen ein Gegengewicht gegen die weltliche Des-
potie; gewöhnlich war sie mit dieser vereinigt, um jedes freie Stre-
den zu unterdrücken und die herrschende Form in Kirche und Staat
aufrecht zu erhalten.
Mit der Veränderung in den äußeren Verhältnissen der Kirche
erhielt auch der Gottesdienst einen ganz anderen Charakter. Aus
den einfachen Betsälen der ersten Christen wurden prächtige Kirchen,
die nach dem Muster der heidnischen Tempel mit Marmor geschmückt
und mit Bildhauereien verziert waren. Man suchte den Gottes-
dienst durch Glanz und Pracht genußreicher zu machen und ent-
lehnte vielen äußeren Schmuck aus dem Heidenthume. Altäre, Bil-
der, Lichter, Weihrauch, kostbare Gesänge und eine pomphafte Feier
der gottesdienstlichen Handlungen wurde nach und nach eingeführt.
Auch die Einführung gewisser symbolischer Handlungen, wie des
Anhauchens, des Räucherns, des Bezeichnens mit dem Kreuze, ge-
hören dieser Zeit an. Früher war bei den christlichen Versamm-
lungen das Vorlesen der Evangelien und der Schriften der Apostel
Hauptsache gewesen; jetzt schienen die Hörsäle der Sophisten in die
Kirchen verlegt zu sein; man hörte da Vorträge über die Streitig-
keiten der Geistlichen, und die Prediger strebten, wie die Sophi-
sten, nach dem Pomp und Klingklang der Worte. Ja, man klatschte
sogar den Predigern Beifall, und diese hielten, wie zu unserer Zeit
die Schauspieler in den Theatern, eine Schaar gedungener Klat-
scher. Auch wurde das Hersagen gewisser Gebetsformeln oder eine
rein mechanische Andachtsübung üblich.
Zu den früheren Hauptfesten, Ostern, Himmelfahrt Christi
und Pfingsten, kam jetzt noch das Weihnachtsfest, zur Erin-
nerung an die Geburt Christi. Es wurde in der abendländischen
Kirche auf den 25. December festgesetzt, und da um diese Zeit bei
Veränderung
des Gottes-
dienstes.
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Extrahierte Personennamen: Apostel Apostel Christi
2v4
(1178 — 1241) genannt, enthält die Erzählung der Göttersagen
der älteren Edda und Erklärungen der Bilder und Versarten der
heidnischen Dichtersprache. Nach der Mythologie der Skandinavier
giebt es mehrere in bestimmten Zeiträumen sich wiederholende Welt-
schöpfungen, bei denen jedes Mal die frühere Welt zu Grunde geht.
Die Asen oder zwölf Hauptgötter, an deren Spitze Odin steht,
sind von einem fernen Lande in Skandinavien eingewandert, ha-
den die frühere Welt zerstört, die Götter und Riesen derselben an
das äußerste Ende der Welt vertrieben und die Erde oder Mann-
heim d. i. die Heimath der Menschen zum Wohnsitze der Men-
schen eingerichtet. Die Burg der Götter, Asgard, liegt in der
Mitte der Welt. Dort ist auch Odin's Palast, Walhalla, wo
er die im Kampfe gefallenen Helden um sich versammelt, während
diejenigen Freien, welche eines natürlichen Todes sterben, und böse
Menschen in dem kalten, von dem Höllenstrom umflossenen Hel-
heim ein trauriges Schattenleben führen, die Frauen aber zu der
Göttin Freia, die Sklaven zum Gott Thor kommen. Die Helden
setzen in Walhalla ihr kriegerisches Leben fort, und während sie
schmausen und zechen, singt ihnen Bragi, der Skalde der Götter,
von den Heldenthaten der Vorzeit. Man gab dem gefallenen Hel-
den außer seiner Rüstung auch noch allerhand Kostbarkeiten mit
auf den Scheiterhaufen, damit sein Einzug in Walhalla desto glän-
zender und sein Leben dort geehrt und herrlich sei. Einst kömmt
für Odin's Welt die Stunde des Untergangs. Außerhalb der ei-
gentlichen Götter- und Menschenwelt liegt im äußersten Süden, mit
eigenen Göttern und Dämonen bevölkert, eine Feuerwelt, Mus-
pelheim. Von hier geht die Zerstörung am Ende der Zeiten aus.
Nach gräulichen Vorzeichen, nachdem entsetzliche Dämonen, die bis
dahin von den Göttern gefesselt gehalten worden sind, sich befreit
haben, entspinnt sich ein Kampf zwischen den Dämonen der Feuer-
welt und ihrem Gefolge von Riesen, Kobolden, Unthieren aller
Art und den himmlischen Göttern; alle fallen im Kampfe, und zu-
letzt verschlingt die unaufhaltsam hervorbrechende Flamme alles, was
vorhanden ist. Aber die Welt wird wieder geboren. Aus dem
Meere hebt sich eine schöne, grüne Erde, auf welcher Korn wächst,
ohne daß es gcsäet worden ist. Ein Mann und eine Frau, Lif
und Lifthrasir (Leben und Lebenswärme) haben sich aus den Flam-
men gerettet, und von ihnen stammt die neue Bevölkerung der
Erde. Auch die Asen werden wieder geboren. Und so wohnen
Götter und Menschen wieder zusammen. Gebannt ist aus der Welt
das Uebel, gebrochen die Macht des Bösen.
Kr^erischcr Krieg, Jagd und Waffenübung, Trinkgelage und das Anhören
Skandinavier, der Erzählungen von früheren Heldenthaten waren die Beschäfti-
gungen der nordischen Helden. Nur Sklaven betrieben Ackerbau
und Viehzucht. Die Heldensagen hatten einen düsteren Charakter;
sie hatten nicht bloß Kampf und Sieg, sondern meistens auch die
Schuld und den schrecklichen Untergang gepriesener Helden zum In-
halt. Der Werth des Lebens ward gering angeschlagen; mehr noch
als Tapferkeit wurde kalte Todesverachtung geehrt. Die Tapferkeit
steigerte sich zuweilen bis zur Raserei, und ohne Waffen und Klei-
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
213
mehr Geltung. Durch den Umsturz des westlichen Kaiserthrons
hatte der Primat des römischen Patriarchen nur gewonnen;
er war frei von der lästigen Aufsicht der Kaiser, welche dem Pa-
triarchen von Constantinopel fortwährend hinderlich war. Wenn
auch Theodorich in Beziehung auf die Papstwahl die Majestäts-
rechte der Bestätigung und Beaufsichtigung derselben übte, so küm-
merte er sich doch nicht um die innern Angelegenheiten der Kirche.
Die katholischen Kirchen von Gallien, Spanien, Jllyrien, Afrika
und den Donauländern fühlten sich in ihrer Bedrängniß stärker nach
ihrem alten Mittelpunkte, nach Rom, hingewiesen. Daher konnte
der Papst Gelasius im Jahre 494 den schon früher beanspruch-
ten Vorrang (S. 108 und 110) als Glaubenssatz aufstellen
und einige Jahre später Papst Symmachus die Unabhängigkeit
der inneren Verfassung und Verwaltung der Kirche vom Staate
aussprechen. In derselben Zeit sammelte der Abt Dionysius zu
Rom einen Theil der Beschlüsse der allgemeinen und Proviuzialsy-
noden, der Cánones, und fügte die Entscheidungen und Lehrbriefe
(Decretalen) der Päpste über einzelne ihnen vorgelegte Fälle
hinzu. Durch Zusammenstellung mit den anerkannten Kirchengesetzen
fanden auch die Decretalen nach und nach Gehorsam.
Nach der Vernichtung des ostgothischen Reiches und nach der
Wiederherstellung der griechischen Herrschaft in Italien machten die
Kaiser ihre alten Rechte wieder geltend. Der Einbruch der Lango-
barden und die daraus entstehende Unordnung in Italien schien die
Päpste wieder freier und unabhängiger zu machen. Auf der ande-
ren Seite erkannten sie wohl, daß es um ihre höhere Stellung ge-
schehen war, wenn es den Longobarden gelang, ganz Italien zu
erobern. Daher suchten sie dieses zu verhindern. Den Ruhm al-
ler Päpste jener Zeit hat Gregor I. der Große überstrahlt (S. 131
und 209). Er stammte von einem altrömischen Patriciergeschlechte
und war schon bis zur Würde eines Präfecten von Rom emporge-
stiegen, er entsagte aber dem weltlichen Leben und wurde Mönch.
Als Haupt der römischen Kirche zeigte er die größte Thätigkeit.
Wo damals im Abendlande das Evangelium durch römische Missio-
näre gepredigt wurde, da ward auch das Ansehen des Papstes ver-
breitet. Ueberall, wo die päpstliche Auctorität noch nicht anerkannt
war, suchte Gregor sie geltend zu machen. In Spanien waren be-
reits vor Gregor's Wahl die Gothen und die Sueven zur ka-
tholischen Kirche übergetreten (S. 139); die Angelsachsen nah-
men das römische Christenthum an, und in Italien wurde der
Grund zur Bekehrung der arianischen Longobarden gelegt. Gre-
gor war nicht bloß sehr thätig für die Ausbreitung der christlichen
Religion und die Hebung des päpstlichen Ansehns, sondern er be-
saß auch die schönen Tugenden eines christlichen Bischofs. Er hatte
einen schweren Beruf in jenen schlimmen Zeiten, wo die Longobar-
den das römische Gebiet hart bedrängten und die Kriegsstürme viel-
fache Noth erzeugten. Er legte Hospitäler an und sorgte für die
Armen. Er gründete eine Unterrichtsanstalt für die Kirchenmusik
und hob den Gottesdienst durch seine tröstenden Reden und durch
Einführung feierlicher Ceremonien. Sein Meßkanon oder seine
Abendmahlsliturgie ist in der römischen Kirche herrschend geworden.
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Extrahierte Personennamen: Dionysius Gregor_I. Gregor Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Gallien Spanien Afrika Donauländern Rom Italien Italien Italien Rom Spanien Italien
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men Clemens Ii. annahm. Am Weihnachtsfeste 1046 wurde der
neue Papst geweiht und von diesem Heinrich Hi. und dessen Ge-
mahlin Agnes mit der Kaiserkrone geschmückt. Noch dreimal be-
setzte Heinrich den päpstlichen Stuhl und stets mit deutschen Bi-
schöfen.
Nach der Rückkehr nach Deutschland beschäftigten den Kaiser-
Unruhen in Lothringen und Holland. Auch bereiste er Deutschland
nach allen Seiten. Ueberall wachte er über die Beobachtung der
Gerechtigkeit, setzte Herzöge ab und ernannte neue, und Deutsch-
land erlangte im Innern Wohlstand und besonders begannen die
Städte in jener Zeit allmälig als ein selbständiges Staatselement
aufzutreten. Auf das Verlangen des Kaisers kam 1050 der Papst
Leo Ix. nach Deutschland und veranstaltete in Mainz unter dem
Vorsitz des Kaisers eine Kirchenversammlung. Man verschärfte nicht
nur das Verbot der Simonie, sondern untersuchte auch den Lebens-
wandel der Geistlichen. Ein jeder, gegen den die Beschuldigung
von Ausschweifung erhoben wurde, und der sich nicht rechtfertigen
konnte, wurde abgesetzt. Viele hohe Geistlichen verloren ihre Stel-
len, und man suchte ihnen achtbare Männer zu Nachfolgern zu ge-
den. In den Jahren 1051 und 1052 führte der Kaiser Krieg mit
den Ungarn und 1055 zog er zum zweiten Male nach Italien,
nachdem er vorher seinen jungen Sohn Heinrich von den Fürsten
zu seinem Nachfolger hatte wählen und zu Aachen weihen lassen.
Die Zustände in Italien waren wieder sehr verwirrt. Den Kaiser
scheint besonders Besorgniß vor der aufrührerischen Gesinnung des
abgesetzten Herzogs Gottfried von Lothringen zu diesem Zuge
bewogen zu haben. Gottfried hatte sich nach Italien begeben und
hatte dort Beatrix, die Wittwe des Markgrafen Bonifacius von
Tuseien, die Besitzerin großer Reichslehen und Erbgüter, geheira-
thet. Diese Güter gehörten eigentlich nicht der Beatrix, sondern
deren jungen Sohne und, als dieser starb, dessen Schwester Ma-
thilde. Heinrich zog alle Reichslehen der Beatrix ein und nahm
diese selbst und deren Tochter Mathilde mit nach Deutschland. Nach
seiner Rückkehr nach Deutschland bewies Heinrich Iii. seinen hel-
denmüthigen Sinn bei einer Zusammenkunft, welche er mit dem
König Heinrich I. von Frankreich hatte. Als nämlich der franzö-
sische König behauptete, das deutsche Reich habe Lothringen mit
Unrecht an sich gerissen, erbot sich der Kaiser die Unwahrheit der
Behauptung durch einen Zweikampf zu beweisen. Der König von
Frankreich erschrak darüber so sehr, daß er in der nächsten Nacht
sich in aller Stille entfernte. Im Jahr 1056 starb Heinrich Iii.
zu Botfeld am Harz im neun und dreißigsten Lebensjahre. Die
Neichsgewalt, schon von Konrad Ii. gekräftigt, war unter der Re-
gierung Heinrichs Iii. eine wahre und wirkliche Macht geworden.
Viele widerspenstige Große erfuhren den Ernst des Gesetzes. Aber
nicht willkürlich herrschte der Kaiser, sondern er befrug über alle
wichtigen Angelegenheiten die Reichsversammlung. Das Recht zum
Selbstschutz ward auch in dieser Zeit anerkannt; doch der Mißbrauch
der Selbsthülfe wurde beschränkt und dem Aufruhr des hohen, so-
wie den Gewaltthätigkeiten des niedern Adels gesteuert. Die Städte
nahmen zu an Wohlstand und übten großen Einfluß auf die Man-
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Extrahierte Personennamen: Clemens_Ii Heinrich_Hi Heinrich Agnes Heinrich Heinrich Leo_Ix Leo Heinrich Heinrich Gottfried_von_Lothringen Gottfried Beatrix Bonifacius Heinrich Heinrich Mathilde Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_I._von_Frankreich Heinrich_I. Heinrich_Iii Heinrich Konrad_Ii Konrad Heinrichs Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Lothringen Holland Deutschland Deutschland Mainz Ungarn Italien Aachen Italien Italien Deutschland Deutschland Lothringen Frankreich
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gegen Fürsten und Herrn. Der Zwiespalt zwischen Hanno und
Adelbert entsprang aber nicht bloß aus der Verschiedenartigkeit ih-
rer Charaktere. Das Bisthum Bremen oder Hamburg umfaßte alle
Slawen im Norden und Nordosten mit Ausnahme derjenigen, welche
zu dem Bisthum Magdeburg gehörten. Die sächsischen Herzoge
drückten aber die ihnen unterworfenen Slawen so sehr mit Abga-
den, daß diese sich zu wiederholten Malen empörten, christliche
Städte und Dörfer zerstörten und die festere Begründung und Aus-
breitung des Christenthums im Norden verhinderten. Konrad Ii.
und Heinrich Iii. hotten die Slawen wegen der verübten Grausam-
keit bestraft und zugleich die Gewalt des Erzbischofs von Bremen
sehr vermehrt. Die Erweiterung der geistlichen und weltlichen Macht
des Erzbischofs von Bremen erregte aber den Unwillen der sächsi-
schen Grafen und Herzöge und die Eifersucht des Erzbischofs von
Köln. Bei Adelbert war dieses noch mehr der Fall als unter des-
sen Vorgänger, weil er sogar nach einem nordischen Patriarchate
strebte und von Heinrich Iii., seinem Gönner, unterstützt wurde.
Diese Feindschaft Hanno's und der sächsischen Fürsten gegen Adel-
bert war aber auch ein Streit über politische Grundsätze. Adel-
bert verfocht Grundsätze, die zu Heinrichs Hi. Vorstellungen von
kaiserlicher Machtvollkommenheit vortrefflich paßten, er wollte durch
den Umsturz der Freiheit Alleinherrschaft, kaiserliche Willkür und
vermittelst derselben eine Macht der vom Hofe Begünstigten herstel-
len, Hanno und die sächsischen Fürsten dagegen wollten auf den
Trümmern des kaiserlichen Thrones eine Herrschaft der Fürsten grün-
den. Die Grundsätze eines Mannes, der eine unbeschränkte Herr-
schaft des Kaisers verlangte und von den Fürsten des Reiches nur
mit Verachtung und Haß sprach, mußten auch dem jungen, noch
unverständigen Heinrich Iv. gefallen.
Um sich in der Gunst des Jünglings noch fester zu setzen, ge-
stattete Adelbert sogar den erwachenden Begierden und schlimmen
Neigungen desselben freien'spielraum. Er verschaffte Heinrich Iv.
das zu dessen Tollheiten erforderliche Geld und ließ sogar, um das-
selbe zu erhalten, das Silber der bremischen Kirchen einschmelzen.
Dadurch wurde Heinrich Iv. nicht nur genußsüchtig und leichtfertig,
sondern auch hochfahrend und herrschsüchtig; er wähnte, er wolle
künftighin mit den deutschen Herren noch ganz anders verfahren als
sein Vater. Um die Großen nicht zu sehr gegen sich aufzubringen,
suchte Adelbert Einzelne durch reiche Güter, die er den Stiften
und Abteien nahm, zu befriedigen. Die Reichsgüter wurden ver-
schleudert und die erledigten geistlichen Pfründen an den Meistbie-
tenden verkauft und so wieder ganz offen Simonie getrieben, deren
Abstellung Heinrich Iii. zu erreichen gesucht hatte. Um seine Ne-
benbuhler in der Reichsverwaltung, den Erzbischof Hanno von Köln
und den Herzog Otto von Baiern, von der vormundschaftlichen Re-
gierung gänzlich zu entfernen, ließ Adelbert 1005 den fünfzehn-
jährigen König in Worms wehrhaft machen oder für
mündig erklären. Heinrich lebte im Umgang mit ausgelassenen
Jünglingen und ward in Goslar zurückgehalten, wo er dem Erz-
bischof Adelbert am nächsten war. Benno mußte immer neue An-
lagen machen und gegen die Sachsen, die ihre Unzufriedenheit laut
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Extrahierte Personennamen: Hanno Konrad_Ii Konrad Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iii Heinrich Heinrichs Hanno Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Adelbert Heinrich_Iii Heinrich Hanno_von_Köln Otto_von_Baiern Otto Heinrich Heinrich Benno