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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 1

1906 - München : Oldenbourg
1. Bayernlied. Von Alois Dreyer?) Gut und Leben laßt uns weihen Unserm deutschen Vaterland, Daß es möge froh gedeihen, Daß kein Feind mit frevler Hand, Neidend Deutschlands Ruhm, bedräue Seinen festgefügten Bau! Aber schwört auch inrt’ge Treue Unsrer Heimat weiß und blau! Mächt'ge Ströme, klare Seen Grüßen sie im Silberglanz. Dort begrünte, sanfte Hohen, Hier von Feld und Wald ein Kranz! Stolze Städte seh' ich blühen, Dörfchen schmuck birgt jeder (Bau; Darum unsre Herzen glühen Für die Heimat weiß und blau. Und das Volk in seiner Mitte Hat stets unentwegt bewahrt Gottesfurcht und schlichte Sitte Und der Väter deutsche Art. Fleiß ziert es und Herzensgüte, Scheint sein Wesen oft auch rauh * Reich an jeder Tugend Blüte Ist die Heimat weiß und blau. Bayerns Ruhm und Wohlfahrt heben Will sein Fürst, wie er versprach; Damm sind wir treu ergeben Unserm Hause Wittelsbach. Huldigend nah'n wir dem Throne, Unsre Liebe neu zu weihn: Sie ist in der Fürstenkrone Wohl der schönste Edelstein. Nie im Glück und in Gefahren Löst der (Eintracht festes Band! Laßt uns Treue auch bewahren Dem geliebten Bayerland! Laßt die Hände froh uns falten: „Guter Gott, vom Himmel schau, Gnädig wollest du erhalten Unsre Heimat weiß und blau!" 2. Wohnsitze, Namen und Sprache» Herkunft des Bayernvolkes. Don Siegmund von Riezler?) Von allen deutschen Stämmen I gibt heute der bayerische allein einem Staate den Namen, der wenigstens den Kern der alten Stamm lande zum größeren Teile umschließt und in Reffen Bevölkerungszahl der namengebenbe Stamm das Übergewicht hat. l) Auf lichten Höhen, ©. 23. Dresden-Leipzig, 1897, E. Pierson. S) Geschichte Bayerns, I. Band, 4 ff. Gotha, 1878, A. Perthes. Krouseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 1

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 90

1906 - München : Oldenbourg
90 22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. Sein kummervolles Antlitz Hob Friederich empor, Er sprach: „Ich bin es, Vetter, Der Land und Leut' verlor. „Ich will vor meine Treuen, Wo meine Banner weh'n, Hintreten und sie mahnen Vom Kampfe abzusteh'n. „Sieh mich bereit dem Szepter Des Reiches zu entsagen, Soll mir noch einmal Freiheit Nach Nacht und Kerker tagen." Ludwig der Bayer reichte Ihm froh die Rechte dar, Die Hostien dann nahmen Sie beide, am Altar. Umarmten sich und schwuren Den Treu- und Friedensbund Im Angesicht des Himmels Und froh mit Herz und Mund. Und frei und ohne Lösgeld Zog Friedrich aus der Haft, Beteuernd, sein Gelöbnis ßu halten auch in Kraft. 21. Deutsche Treue. Don Hermann Lingg.x) (Es waren Kaum vier Monde Verflossen seit dem Tag, Ans Tor der Burg zu München Geschah ein starker Schlag; Der Pförtner hob die Fackel, (Ein Ritter stieg vom Roß Und ging mit raschen Schritten Die Trepp' hinan im Schloß. Und vor den Hocherstaunten, Den Kaiser Ludwig, trat Der Herzog Friedrich sprechend: „Mein Wort ist worden Tat; Den Frieden dir zu bringen Vermocht’ ich nicht derzeit, Aufs neu’ erglühte wieder Der alte, bitt’re Streit. Ich konnte nicht gebieten Dem Sturm, so will ich dein, Wie ich gelobt, auch wieder Ais dein (Befang’ner sein." Da legt ihm auf die Schulter Der König sanft die Hand: „Nein, nicht als mein (Befang’ner, Doch bleib bei mir als Pfand, Ais Pfand der Lieb’ und Treue, Die zwischen uns besteh’n Und nimmermehr soll wanken Und nimmer untergeh’n." An einem Tisch nun saßen Fortan bei jedem Mahl Die Könige und tranken Aus einem Goldpokal. (Es stund in jedes Siegel Des andern Name vor; Die Welt, verwundert, blickte ßu solcher Treu’ empor. Jahrhunderte verflossen -Der Fürsten Biederkeit (Erhebt noch aller Herzen Und strahlt in alle ßeit. 22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. Don Carl Trautmann.2) Wir sitzen in der traulichen, holzgetüfelten Gaststube des Klosterwirtshauses. Spät am Nachmittage, als die Sonne bereits hinter den grauen x) Ebenda S. 105. 2) Ans „Cberammergau und sein Passionsspiel", Bayerische Bibliothek, 15. Band. S. 1 ff. Bamberg 1890. C. Büchner.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 425

1906 - München : Oldenbourg
81. Die Walhalla. 425 Widerstandskraft dieser Nation trotz der schwachen Form ihrer Vereinigung nicht mißachtet werden dürfe. Ein Herbsttag im Jahre 1870 neigte sich schon zur Rüste, als der Verfasser den Eichenwald durchschritt, der die Walhalla aus der Landseite bis zum Gipfel des Berges den Blicken verbirgt, und endlich die herrliche Halle vor sich liegen sah. „Tretet ein! Auch hier sind Götter." Man vergißt die Walhalla nie. Der Kunstkritiker Hermann Riegel, den man nicht der Parteilichkeit für den königlichen Bauherrn oder für den Architekten zeihen wird, gesteht: „Mir ist die Walhalla, deren Lage schon an Ägina erinnert, stets wie ein Tempel des Zeus Paugermanikos erschienen, wie ein wirkliches Heiligtum deutscher Ehre, in dem man Andacht üben kann!" Welche Erinnerungen werden wach, wenn wir die langen Büstenreihen überblicken! Hier das energische, der Kaiserkrone würdige Haupt Friedrich Barbarossas, dort der herrliche Dürerkopf, der männliche Scharnhorst, der häßliche und doch so anziehende Kant! Die letzten Sonnenstrahlen brachen eben durch das Dach -werk und beleuchteten die Bildnisse Steins und Gneisenaus; allmählich zog sich ihr Schimmer hinüber zu dem ernsten Lutherbild. Trittst du hinaus durch die Erzpforte, welch reizendes Bild! Weithin in der Ebene ein Kranz von Dörfern, deren Namen das altdeutfche Gepräge nicht verleugnen, zu beiden Seiten Hügelgebilde, von Hopfen und Reben überrankt, und mitten in dunkeln: Forst, vom dämmernden Himmel sich geisterhaft abhebend, die weiße Marmorhalle mit dem hell schimmernden Treppenbau! Das Rauschen der Donau, in der sich schon die Sterne spiegeln, erzählt von alter Macht und Herrlichkeit; die feierliche Stille einer heiligen Einsamkeit lockt in Träume. Zur Walhalla schreiten die Götter auf dem Iris-bogen über den Strom. Wie sich Helena und ihre Gespielinnen beim Anblick der Ritterburg, die Phorkyas ihnen zeigt, scheuer Furcht nicht erwehren können, so staunen auch die Schutzgötter Germanias ob der fremdartigen Pracht. Da blitzen in der nahen Stadt feurige Garben auf! Der Dom, dessen himmelanstrebende Türme der Erbaner Walhallas vollenden hals, steht in einem Feuermeer. Die Stadt, in welcher Ludwig der Deutsche begraben liegt, feiert ein deutsches Siegessest und die Wiedergeburt des Reiches. Das Aufleben der alten nationalen Begeisternng half den deutschen Waffen zum Sieg. Dauk deu Fürsten, die sich als Träger der nationalen Idee bewährten, ist als schönstes Siegesmal ein starkes, glückliches Deutschland wieder erstanden, — die edlen Wünsche des Gründers des nationalen Heiligtums Walhalla sind Zur Tat geworden.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 573

1906 - München : Oldenbourg
119. Der Straßenkampf in Bazeilles. 573 wohl, ihr Tapfern, in fremder Erde! Mit uns, enern treuen Kameraden, trauert um euch das ganze deutsche Vaterland! Es mochte ungefähr 10 Uhr vormittags fein, als sich plötzlich eine ungemein rege Bewegung geltend machte. Generalstabsoffiziere und Adjutanten galoppierten hin und her; aus der Ferne vernahmen wir brausende, nicht enden wollende, stets stärker anschwellende Hurrarufe und die Töne rauschender Musik. Wir standen und fragten. Da sprengte unser Divisionskommandeur, der ritterliche Generalleutnant von Stephan, in unser Biwak. Der alte Herr strahlte vor Begeisterung und rief mit weithin schallender Stimme: „Sedan ist über! 83000 Franzosen sind gefangen! Kaiser Napoleon hat dem König Wilhelm seinen Degen übergeben! Hurra dem König! Hurra unserm König!" Die Luft erbrauste von donnernden Rufen, die Leute warfen ihre Mützen in die Luft, die Kameraden fielen einander in die Arme und Tränen der Freude rannen gar manchem in den verwilderten Bart. Die Kapellen waren rasch versammelt und stimmten die Königshhmne an, die in Hellem Jubel vom tausendstimmigen Chor der Krieger mitgesungen wurde. Se. 51. Hoheit Prinz Luitpold erschien um selbst bei der Verkündigung dieser hehren Botschaft in Mitte feiner treuen Bayern zu fein und wurde gleich mehreren Generalen, die zur Begrüßung der Truppen kamen, mit begeisterten Zurufen empfangen; anfänglich vermochte der erlauchte Herr der stürmischen Huldigungen sich kaum zu erwehren. Unter dem Sturmliede der Kanonen hatte mit gewaltigen Hämmern Glied an Glied des ehernen Ringes fest die deutsche Siegerfaust geschmiedet. „Sieg! Der Kaiser ist gefangen!" brauste es jubelnd durch die Lüfte, brauste es vom Tale zu den Bergen, von den Bergen zurück ins Tal und der Wind trug den Jubel auf feinen Fittichen hinüber über Vogesen und Rhein, in die Häuser und Hütten der Heimat. Der Verwundete, der sich stöhnend auf seiner Schütte Stroh krümmte, streckte sich und der Held, um dessen brechendes Auge schon der Todesschatten florte, hob fein blutendes Haupt empor und legte sich zufrieden zurück zum Sterben. Dem Franzmann aber klang es wie die Todesglocken von seines Vaterlandes Ehre. Unter Blut und Eisen stürzte jäh der Thron des welschen Cäsars zusammen und über seine Trümmer weg, ans vom blutigen Schlachtgefilde, hob stolz zur Kronfahrt seine Schwingen der deutsche Kaiseraar. 119. Der Strafeenfwmpf in Bazeilles. Von Karl Bleibtreu. J) Von beiden Seiten warf mau immer neue Truppen hiuein um den feuerspeienden Krater zu speisen. Ich habe von diesem tollen Gemetzel nur *) »Dies irae<, Erinnerungen eines französischen Offiziers an die Tage von Sedan, S. 84 ff. Stuttgart 1882. Karl Krabbe.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 483

1906 - München : Oldenbourg
102. König Maximilian Ii. von Bayern. 483 neben Liebig später auch der Physiker Jolly, der Anatom Bischoff und andere teilnahmen, boten für den Beobachter des Fürsten ein ganz besonderes Interesse. Ich habe niemand gekannt, der gleich ehrlich die Lücken seines Wissens und die Mühsal seiner Erkenntnis eingestanden hätte. Mancher Fürst wähnt, als Prinz habe er zwar offenkundig lernen dürfen, nach der Thronbesteigung hingegen heische es der Nimbus der Majestät, daß er vor dritten immer nur als Wissender erscheine und also höchstens noch heimlich nachlerne. Und vielleicht hat aus diesem Grunde manches gekrönte Haupt niemals nachgelernt, was es ungekrönt zu lerueu versäumte. Von Maximilian Ii. konnte man umgekehrt sagen, daß er als König noch offener und eifriger an feiner Fortbildung arbeitete denn als Kronprinz. Schickte er doch sogar noch im Sommer 1854 einen Stenographen in das Kollegium eines Münchener Professors, dessen Gegenstand ihn besonders anzog, um sich das vollständige Heft zur Herbstlektüre nach Hohenschwangau mitzunehmen. Der Trieb des reinen Forschers, welcher den Gelehrten macht, führte ihn nicht zur Wissenschaft, sondern die Erkenntnis, daß universellste Bildung dem modernen Fürsten unerläßlich sei. Er lernte aber auch keineswegs um seiner selbst willen, sondern viel mehr noch, weil er sein Volk zum Lernen drängen wollte. Sein großer Lebensplan war: Das bayerische Volk durch freie Bildung höher zu heben. Ich berühre hier eine Schranke in der Natur des Königs und will meine ehrliche Überzeugung noch weiter ansprechen. König Max war ein rezeptives, kein schöpferisches Talent; ein gesund begabter, kein hochbegabter Geist. Sein Vater, der alte König Ludwig, überragte ihn an sprühender, zündender Geisteskraft; er überragte den Vater — als Charakter. Die Bildung des Vaters war originaler, antochthoner; die Bildung des Sohnes harmonischer. Die Größe des Sohnes quoll darum nicht, wie beim Vater, aus der Hingabe an die Inspirationen seines Genius, sondern gegenteils ans dem steten pflichttreuen Kampfe mit sich selbst, ans der Selbstbezwingung, die ihn zur Leidenschaft des Lernens führte und die sich ebensogut in den traulich-ernsten Unterhaltungen mit seinen Poeten und Gelehrten aussprach wie in dem späteren Umschwünge seiner Regierungspolitik. Als die politische Welt im Jahre 1848 sich ganz anders drehte, wie König Ludwig I. erstrebt und erwartet hatte, da konnte dieser eigenherrische Geist nicht weiter mitgehen und sprach: „Ich will nicht länger König sein!" Als dagegen König Max im Jahre 1859 eine Krisis der inneren Politik Bayerns hereinbrechen sah, die seinem Dichten und Trachten kaum minder widerstrebte, zwang er sich zum Frieden mit seinem Volke, er suchte politisch von vom zu lernen und wurde nun erst recht König. Der König lernte ans Büchern, aber weit lieber noch im persönlichen Umgange mit Männern der Literatur und Wissenschaft. Diesen Umgang wußte er in ganz eigener Weise zu organisieren. 31*

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 497

1906 - München : Oldenbourg
104. Ein Erinnerungsblatt an König Maximilian Ii. 497 und sich ihrer auch anderwärts in der Erinnerung zu freuen wurde der Maler Rottmann beauftragt getreue Bilder derselben zu fertigen und in ein Album zusammenzustellen. Der König erkannte wohl, das; sich an das Treiben des Weidwerks auch ein heiteres und wohltätiges Begegueu mit dem Volke knüpfe, und er liebte ein solches mit den srischen Männern, die beim Jagen beschäftigt waren, und besprach sich gerne mit den bei diesen Gelegenheiten sich einsinkenden Zuschauern. Es wurde darum auch überall freudig begrüßt, daß der Herr dem Weidwerk zugetan war; sein Erscheinen weckte ja die Hoffnung auf Erfüllung so mancher Wünsche und nie fehlte die Hilfe, wo Not und Unglück sich kundgab. Auch der geringste Mann wurde dabei berücksichtigt und ich wüßte viele Fälle zu erzählen, wo der Herr unaufgefordert den überraschten Beteiligten den trüben Himmel klärte, der sie umfing, und Leid in Freude verwandelte. Es waren aber diese Verhältnisse nicht denen zu vergleichen, wie sie wohl aus älteren Zeiten in der Jagdgeschichte bekannt sind, es waren die gespendeten Wohltaten nicht Pslaster auf verschuldete Wunden, welche übertriebene Weidlust geschlagen, denn niemals ist unter König Max Ii. zum Schaden des Landmannes Wild gehegt worden, niemals dursten die Jäger ihre Befugnisse überschreiten. Der König liebte seine Bayern wie ein Vater seine Kinder und den guten Kern von Redlichkeit und Treue, der gottlob noch bis auf diese Tage trotz der Umtriebe einer schlechten und frivolen Zeit in ihnen steckt, lebendig zu erhalten war fortwährend sein Bestreben. Er wollte die gesunde Denkweise und den heiteren Sinn, wie sie namentlich im Gebirge heimisch, nicht verkommen lassen und wie die ernsten Verhältnisse Gegenstand seiner Sorge, so war er auch bedacht zu Fest und Freude eine Spende zu geben. Es gehört hierher unter anderen die Stiftung der Königsschießen und die von ihm angeordnete Sammlung der oberbayerischen Volkslieder. Es ist damit ein von der Meisterhand v. Rambergs illustriertes Büchlein1) entstanden, welches in Senn- und Jagdhütten mit Jubel empfangen wurde. Vor allen die „Singerinnen" freuten sich daran und brachten die Lieder zu neuem Leben; denn viele hatten beim Chorsingen in der Kirche die Noten kennen gelernt und wußten daher die Singweisen andern mitzuteilen. Gab es dann Gelegenheit, so sangen sie dem König bei einem Alpenbesuch, bei einer Kirchweih oder Jagdsahrt !) „Oberbayerische Lieder mit ihren Singweisen", herausgegeben von Franz von Kobell, im Aufträge und mit Unter st ü tz u n g Sr. Majestät des Königs gesammelt, erschienen zu München bei Braun & Schneider in vielen Auslagen. Die 3. Strophe der Widmung „an die Landsleut in die Berg" lautet: „Und weiln der Kini d' Gsangln liabt „Und weil er's gern tuat hörn, „Sv will er enk dees Liederbuach „Als Audenka verehrn". Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Baverns. 32

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 622

1906 - München : Oldenbourg
622 135. Die feierliche Verkündigung des deutschen Kaiserreichs. „An das deutsche Volk! Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen, nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte den einmütigen Ruf an uns gerichtet haben, mit Herstellung des Deutschen Reiches die seit mehr denn 60 Jahren ruhende deutsche Kaiserwürde zu erneuern und zu übernehmen, und nachdem in der Verfassung des Deutschen Bundes die entsprechenden Bestimmungen vorgesehen sind, bekunden hiermit, daß Wir es als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vaterland betrachtet haben diesem Rufe der verbündeten deutschen Fürsten und Städte Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwürde anzunehmen. Demgemäß werden Wir und Unsere Nachfolger an der Krone Preußen fortan den kaiserlichen Titel in allen Unseren Beziehungen und Angelegenheiten des Deutschen Reiches führen und hoffen zu Gott, daß es der deutschen Nation gegeben sein werde unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vaterland einer segensreichen Zukunst entgegenzuführen. Wir übernehmen die kaiserliche Würde in dem Bewußtsein der Pflicht in deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands, gestützt auf die geeinte Kraft feines Volkes, zu verteidigen. Wir nehmen sie an in der Hoffnung, daß dem deutschen Volke vergönnt sein wird den Lohn seiner heißen und opfermutigen Kämpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu genießen, welche dem Vaterland die feit Jahrhunderten entbehrte Sicherung gegen erneute Angriffe gewähren. Uns aber und Unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen allzeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiet nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." Ernst und doch freudestrahlend, die Stimme gehoben von innerer Genugtuung , hatte Gras Bismarck das weltgeschichtliche Aktenstück verlesen. War er es doch, der, als leitender Geist hinter allen notwendig gewordenen Vorbereitungen und Vorereignissen stehend, durch jahrelange deutschnationale Politik das Erscheinen dieses großen Tages ermöglicht hatte und dadurch, daß er als treuer Diener seinem Herrn nun die von ihm geschmiedete deutsche Kaiserkrone darbot, zugleich sein eigenes, größtes und schönstes Lebenswerk krönte. Der Eindruck dieses feierlichen Augenblicks, wo Graf Bismarck die bedeutungsvolle Proklamation verlas, war für alle Anwesenden unvergeßlich, gewaltig und ergreifend. Gras Bismarck hatte geendet. Da ergriff der Großherzog Friedrich von Baden den richtigen Augenblick das erste Lebehoch auf den neugekürten Deutschen Kaiser auszubringen. Plötzlich zum Rande der Estrade vortretend, rief er, die Rechte hoch erhoben, mit lauter, vor Begeisterung bebender Stimme: „Seine Kaiserliche und Königliche Majestät, Kaiser Wilhelm, er lebe hoch! und hoch! und hoch!" Und während die von ihren Trägern geschwungenen Standarten und Fahnen zu Häupten der Fürsten wehten und sich senkten, brach der Hochruf aus der Versammlung mit einer Sturmesgewalt und einem

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 630

1906 - München : Oldenbourg
630 139. Schloß Neuschwanstein. Und wie ihr standet Mann an Mann, So soll es bleiben nun fortan, Auch wenn die Waffen rasten: Ein Volk, vereint in Freud und Leid, Dem Frieden hold, doch stark zum Streit -Wer wagt's uns anzutasten? Drum Deutschland Heil im Siegesglanz, Daß sich sein grüner Ehrenkranz In jedem Sturm erneue! Ein Hoch der Waffenbrüderschaft, Ein Hoch der deutschen Heldenkraft, Ein Hoch der deutschen Treue! 139. Schloß Neuschwanstein. Von Karl von Heigel?) „Zu bauen liebt er," schreibt König Ludwig I. über feinen jugendlichen Enkel, „vorzüglich überraschend sah ich Gebäude von ihm ausgeführt. Ich erkenne auffallende Ähnlichkeit im künftigen Ludwig Ii. mit dem politisch toten Ludwig I." König Ludwigs Ii. Bauluft, die feinen Großvater ergötzte, machte feine Minister wehklagen. Kostbar war das Haus, kostbar die Einrichtuüg; denn Ludwig baute weniger um zu wohnen als um zu schauen. (Ein anderer lieft, er baute Kulturgeschichte. Seine rätfelreiche Bautätigkeit, fein wandelbarer Geschmack in der Wahl dramatischer Stoffe für fein „Haustheater" hingen mit feiner Lektüre zusammen. Weil er oft allein war, auch den Trieb befaß sich weiterzubilden, las er zahllose Bücher. Er las ohne Auswahl, vielerlei, doch alles gründlich, am liebsten geschichtliche Werfe und unter diesen mit Vorliebe Denkwürdigkeiten und Briefe. Und da er nur deutsch und französisch las, die Literatur Frankreichs aber ihm das, was ihn am stärksten anregte, Selbstbiographien, Denkwürdigkeiten, Brieffantmlungen am reichlichsten bot, wurde der romantische Jüngling fachte, fachte zum Schwärmer für den Hof von Versailles. Es ist nicht genau, wenn man sagt, Ludwig Xiv. sei das Eins und Alles unseres Königs gewesen. Wir suchen unser Ideal unter solchen, denen wir, wenn nicht gleich, doch ähnlich werden können. In welchen Punkten stimmten aber der Bourbon und der Wittelsbacher überein? Für jenen war Kriegführen das Salz des Königtums, dieser verabscheute den Krieg. Ludwig Xiv. war für die Jagd, für das Spiel, für die Frauen, Ludwig Ii. jagte nicht, spielte nicht und blieb beim Anblick schöner Frauen gelassen. Im hohen Begriff von der Königswürde treffen beide zusammen, doch unser Ludwig, auch mit der Machtfülle jener Bourbonen ausgestattet, würde nie die Bahnen des Sonnenkönigs gewandelt sein. Bezaubert hat ihn nicht Louis der Eroberer, nicht Louis, der das Edikt von Nantes widerrief, sondern der Schöpfer und Herr von Versailles, Ludwig Xiv. in der Spiegelhalle mit dem farbigen, schimmernden Gewühl.' Und welche Ähnlichkeit hätte unser Ludwig zwischen sich und Ludwig Xv. gesunden, mit diesem Schlemmer 2) „König Ludwig Ii. von Bayern", ein Beitrag zu seiner Lebensgeschichte, S. 231 ff. Stuttgart 1893, Bonz.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 635

1906 - München : Oldenbourg
140. Bayreuth. 635 rufen an die Freunde und Verehrer seiner Kunst gewandt. Daß das deutsche Volk sich selbst eine Stätte edelster nationaler Kunstausübung errichte, das war sein idealer Gedanke. Aber die Nation ließ ihn im Stiche. Trotz der von einzelnen betätigten Opferwilligkeit flössen die Gelder nur sehr spärlich. Zwar konnte im August 1873 die „Hebefeier" auf dem Festspielhügel stattfinden; aber dann trat eine längere, bedenkliche Stockung ein, die wohl kaum so bald überwunden worden wäre, wenn nicht König Ludwig Ii., dessen hochherziger Entschluß einst den Künstler ans tiefster Not und Bedrängnis befreit hatte, auch diesmal wieder als Helfer und Retter sich erwiesen hätte. So konnten im Sommer des Jahres 1876 (13.—30. August) die ersten Festspiele stattfinden, zu denen ein auserlesenes Publikum von Fürsten, Dichtern, Künstlern, Musikern, Journalisten und Kunstfreunden, an ihrer Spitze der deutsche Kaiser Wilhelm I., sich eingefunden hatte. Trotz des glänzenden künstlerischen Ersolges der Aufführungen, bei deuen Wagners vierteiliger Dramenzyklus „Der Ring des Nibelungen" zur ersten vollständigen Darstellung gelangte, war aber das Bayrenther Werk auch jetzt noch nichts weniger als gesichert. Die ersten Festspiele schlossen finanziell mit einem gewaltigen Fehlbeträge ab, der den Meister von neuem zwang die Hilfe seines Königs in Anspruch zu nehmen. Nur diese Unterstützung ermöglichte die Weiterführung des Unternehmens, obgleich nicht einmal sie es verhindern konnte, daß die Pforten des Festspielhauses sechs volle Jahre bis zur ersten Aufführung des „Parsifal" im Jahre 1882 geschlossen bleiben mußten; so groß war damals noch die Teilnahmslosigkeit des deutschen Volkes gegenüber einem seiner größten Künstler. Es mag zweifelhaft fein, ob es Richard Wagner jemals möglich gewesen wäre seine letzten Werke: „Die Meistersinger", den „Ring" und „Parsifal" zu vollenden, wenn er nicht in König Ludwig den erhabenen Schntzherrn seines Lebens und seines Wirkens gefunden Hütte. Aber ganz gewiß ist es, daß wir „Bayreuth" einzig und allein der tatkräftigen Begeisterung und selbstlosen Treue dieses edlen Fürsten zu. verdanken haben. ^ * Wer heutigentags zur Festspielzeit in Bayreuth anlangt, dem bietet sich schon beim Verlassen des Eisenbahnwagens der Anblick jenes vielbewegten Lebens und Treibens, wie es einer aus ihrem Alltagsdasein heraustretenden, im Sonntagskleide sich zeigenden Feststadt eigen zu sein pflegt. Und was an diesem Treiben fofort auffällt, es trügt durchaus internationalen Charakter. Fremde Laute dringen an unser Ohr: hier hören wir englisch, da französisch, dort wieder italienisch oder irgend eine slavische Sprache reden. Ans aller Herren Ländern, aus ganz Europa, ja selbst über den Ozean herüber sind diese Menschen nach dem kleinen oberfränkifchen Städtchen gekommen um sich an dem Kunstwerke des großen deutschen Meisters zu begeistern, die einen getrieben durch ein edles und echtes Bedürfnis nach seelischen Eindrücken erhabenster

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 642

1906 - München : Oldenbourg
642 141. König Ludwigs Ii. Persönlichkeit. Nun kann Sachs für feinen Schützling eintreten. Das ganze Volk, nicht mehr die Zunft allein soll Richter fein. Walter von Stolzing wird vorgerufen. Er fingt und jubelnd spricht ihm die Menge den Siegespreis zu. Aber noch immer nicht ist Sachs am Ziele angelangt. Der Ritter sträubt sich gegen die Aufnahme in die Meistergilde und neues Mißverständnis droht zu entstehen. Da ruft ihm Sachs mit tiefem Ernst die Mahnung zu: „Verachtet mir die Meister nicht und ehrt mir ihre Kunst." Nicht dürfe er eine Kunst gering schätzen, der er fein höchstes Glück verdanke, wenn sie auch nur eine Kunst von Bürgern und Handwerkern sei. „Daß unsre Meister sie gepflegt Blieb sie nicht adlig, wie zur Zeit, Grad' recht nach ihrer Art, Wo Höf' und Fürsten sie geweiht, Nach ihrem Sinne treu gehegt, 3m Drang der schlimmen Jahr' Das hat sie echt bewahrt: Blieb sie doch deutsch und wahr." Und dieser treue Sinn der bürgerlichen Meister wird auch der deutschen Kunst und dem deutschen Geiste über alles Unheil und alle Bedrohung der nächsten Zukunft hinweghelfen. Sachs sieht es voraus: „In falscher welscher Majestät Kein Fürst bald mehr sein Volk versteht; Und welschen Dunst mit welschem Tand Sie pflanzen uns in deutsches Land. Was deutsch und echt, wußt' keiner mehr, Lebt's nicht in deutscher Meister Ehr'. Drum sag' ich euch: (Ehrt eure deutschen Meister, Dann bannt ihr gute Geister! — Und gebt ihr ihrem Wirken Gunst, Zerging' in Dunst Das heil'ge röm'sche Reich, Uns bliebe gleich Die heil'ge deutsche Kunst! Begeistert stimmen Ritter, Meister und Volk mit ein in diesen stolzen Sang von deutscher Art und Kunst und jauchzend vereint sich alles in dem Rufe: „Heil Sachs! Hans Sachs! Heil Nürnbergs teurem Sachs!" 141. König Ludwigs Ii. Persönlichkeit. Don Theodor Bitterauf.$) Der König war eine wundervolle Erscheinung. Sein harmonischer Wuchs, sein dunkles Haar, fein blitzendes Auge gewannen ihm die Herzen, wo er sich zeigte. Aber die Zudringlichkeiten des Publikums waren ihm oft lästig. „Ich kann keine Illusion im Theater haben, solange die Leute mich unausgesetzt anstarren und mit ihren Operngläsern jede meiner Mienen verfolgen," klagte er nach einer Vorstellung von Goethes Iphigenie. „Ich will selbst schauen, aber kein Schauobjekt für die Menge sein." „Es verstimmt mich," meinte er ein andermal, „wenn ich meine harmlosen Liebhabereien an die große Glocke gehängt sehe und dieselben dann in gehässiger Weise kritisiert finde. Man hat !) „Bayern als Königreich 1806—1906; hundert Jahre vaterländischer Geschichte", S. 182 ff. München 1906, Oskar Beck.
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