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362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
378
ringen und Niederbaiern), die Markomannen (erst am Rheine,
dann in Böhmen) rc. Auch jenseits des Rheines wohnten deut-
sche Stamme, z. B. die Bataver.
Der Deutsche, durch blaue Augen, weiße Zähne und lange,
blonde Haare vor Römer, Slav und Gallier kenntlich, ragte an
Körpergröße (0— 7') weit, über den Römer hervor. Ein kurzer,
leinener Rock, mit einem Gurte befestigt, war ihr Kleid. Ueber
die Schultern hing eine Hirschhaut oder ein Schafpelz rc., mit-
telst eines metallenen Hakens zusammengehajten. Vornehmere
trugen eine mehr anschließende Kleidung (Beinkleid und Wamms)
von seltenen Thierfellen, mit andern Pelzstreifen besetzt, die Frauen
längere Gewänder aus selbst bereiteten Linnen, und die Kinder
liefen fast ganz nackt umher. Schon von früher Jugend wurde
Schwert, Lanze und Schild, die der Mann, statt sie als Mitgift
von der Frau zu empfangen, selbst der Braut zum Geschenk ver-
ehrte, die treue Freundin der tapfern Faust. An wilden Thieren
erprobte man deren Kraft und kämpfte sich zum Helden; künst-
liche Waffentänze gaben der Stärke die nicht minder nöthige
Gewandheit. Wer noch keinen Feind erlegt hatte, durfte seinen
eisernen Ring am Arme nicht ablegen. Die" Schlacht begann
mit einem durch die vor den Mund gehaltenen Schilde noch ver-
stärkten Schlachtgesang (Bardit), aus dessen hellerem oder dum-
pferen Klange der Anführer auf den Ausgang der Schlacht rech-
nete. Ein allgemeiner Angriffskrieg, eine Heerfahrt des gan-
zen Volkes war selten und seltener glücklich; kräftig focht der
Deutsche, wenn er für Weib, Kind und Heerd den Heerbann
zu allgemeiner Landwehr aufbot. In Friedenszeiten forderte
wohl auch ein versuchter Kämpfer Genoffen zu irgend einer krie-
gerschen Unternehmung auf, und forderte selten umsonst. Wer
aber folgte, war auf Tod und Leben dem Führer verbunden und
durfte ohne ihn nicht zurückkehren. Ein Theil der Beute war
der Lohn seiner Treue, später, als Grund und Boden erwünsch-
ter wurden, ein Theil des eroberten Landes. Man nannte diese
Begleitung Gefolge, Gesellen, Kameradschaft. (Kinderfreund l.
Nr. 205.)
Zur Friedenszeit war das Leben der freien Männer ziemlich
arbeitslos. Den geringen Ackerbau überließen sie den Knechten
und im Kriege gewonnenen Sklaven, den Weibern und Greisen.
Der Mann lag, die Jagd abgerechnet, auf der Bärenhaut und
zechte mit Andern von seinem Bier und Meth. Streit, Verwun-
dung, Todtschlag war dabei nicht selten. Noch leidenschaftlicher trieb
man das Würfelspiel; der letzte Würfelfall galt oft des Spielers
Freiheit, und willig ließ er dann sich fesseln und zum Sklaven
machen. Doch an solche Laster reihen sich wieder große Tugen-
den. Deutsche Treue und Biederkeit, Großmuth gegen den
Schwachen, Gastfreundschaft, Achtung gegen das weibliche Ge-
schlecht rc. rühmten selbst Feinde ihnen nach. Keusch und sittig
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363
§. 16.
Alerari-er -er Große. 333.
Alexander, Philipps Sohn, war klein von Wuchs, aber
stark an Körper und Geist. Schon in früher Jugend verrieth
er außerordentliche Anlagen, die sein Vater durch den größten
Gelehrten der damaligen Zeit, den Aristoteles, sorgfältig aus-
bilden ließ. Am liebsten hörte er Helden- und Kriegsgeschich-
ten, und Homer war deshalb sein Lieblingsbuch, das er Nachts
sogar unter seinem Kopfkissen liegen hotte. Ein Held zu sein
wie Achilles, aber auch so schön besungen zu werden, war sein
sehnlichster Wunsch. Als er einst von einem neuen Siege seines
Vaters hörte, rief er schmerzlich aus: „Mein Vater wird mir
Nichts mehr zu erobern übrig lassen. Gern trieb er körperliche
Uebungen aller Art und erwarb sich dadurch als Knabe schon viel
Kraft und Gewandheit. Einst wurde seinem Vater ein pracht-
volles, aber sehr wildes Streitroß sbucephalus) für einen hohen
Preis angeboten. Es gefiel zwar dem König; allein da es Nie-
manden aufsitzen lasten wollte und selbst die geschicktesten Reiter
es nicht bändigen konnten, wollte er es zurückschicken. Da bat
der junge Alexander, ihm doch auch einen Versuch zu erlauben.
Er hatte bemerkt, daß es sich vor seinem eigenen Schatten scheuete;
daher führte er es gegen die Sonne, streichelte und liebkoste das
Pferd, schwank sich plötzlich hinauf, und pfeilschnell flog das Pferd
mit ihm dahin. Philipp und alle Anwesenden zitterten für das
Leben des Knaben. Als er aber frohlockend umlenkte und das
Roß, wie das zahmste Thier von der Welt, bald rechts, bald
links tummelte, da erstaunten Alle. Sein Vater schloß ihn in
die Arme und rief: „Mein Sohn, suche dir ein anderes König-
reich, Macédonien ist zu klein für dich." Achtzehn Jahre alt,
focht er mit in der Schlacht Chäronea, und der Sieg war haupt-
sächlich sein Werk. In seinem 26sten Jahre bestieg der kühne
eroberungssüchtige Jüngling den Thron und hatte sogleich Gele-
genheit, sein Feldhercntalent zu zeigen. Die unterjochten Völker
glaubten, der rechte Zeitpunkt ihrer Befreiung sei gekommen;
doch Alexander dämpfte alle Empörungsversuche mit furchtbarer
Strenge und beschloß nun die Eroberung des persischen Reiches. Auf
einer Versammlung der Griechen zu Korinth ließ er sich zum Anführer
wählen und brach dann im Frühling 342 mit dem 35,000 M, starken
Heere dergriechen undmacedonier auf zu demrachezuge nachasien.
Zu Korinth lebte damals Diogenes, ein Weltweiser zwar, aber
ein großer Sonderling. Den Grundsatz des Sokrates, der Mensch
müsse so wenig als möglich bedürfen , hatte er auch, übertrieb ihn aber
bis ins Lächerliche. Er wohnte in einer Tonne, und ein alter, zerris-
sener Mantel, ein Quersack und >ein Becher war Alles, was er besaß.
-Den Becher warf er weg, als er einst einen Knaben sah, der aus der
hohlen Hand trank. Mit Spott und Witz griff Diogenes die Fehler
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Philipps Philipps Homer Achilles Alexander Alexander Philipp Alexander Alexander
— 107
bedarf des Labetrunks nicht mehr. Zur Erde sinkt sein männ-
lich Angesicht. — Der dort vergilt, hat ihm den Tod der Pflicht
verschönert durch den Tod der Treue. Junker’s Lesebuch.
171. Schwäbische Kunde.
Als Kaiser Rothbart lobesam zum heil'gen Land gezogen kam, da musst'
er mit dem frommen Heer durch ein Gebirge wüst und leer. Daselbst erhub
sich große Noth, viel Steine gab's und wenig Brot, und mancher deutsche
Reitersmann hat dort den Trunk sich abgethan. Den Pferden war's so
schwach im Magen, fast musste der Reiter die Mähre tragen. Nun war ein
Herr aus Schwabenland, von hohem Wuchs und starker Hand; dess Rösslein
war so krank und schwach, er zog es nur am Zaume nach, er hätt' es
nimmer aufgegeben, und kostet's ihm das eigne Leben. So blieb er bald ein
gutes Stück hinter dem Heereszug zurück. Da sprengten plötzlich in die Quer
fünfzig türkische Reiter daher; die huben an auf ihn zu schießen, nach ihm zu
werfen mit den Spießen. Der wackere Schwabe forcht sich nit, ging seines
Weges Schritt vor Schritt, ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken und thät
nur spöttisch um sich blicken; bis einer, dem die Zeit zu lang, auf ihn den
krummen Säbel schwang. Da wallt dem Deutschen auch sein Blut, er trifft
des Türken Pferd so gut, er haut ihm ab mit einem Streich die beiden Vor-
derfüß' zugleich. Als er das Thier zum Fall gebracht, da fasst er erst sein
Schwert mit Macht: er schwingt es auf des Reiters Kopf, haut durch bis auf
den Sattelknops, haut auch den Sattel noch zu Stücken und tief noch in des
Pferdes Rücken: zur Rechten sieht man wie zur Linken einen halben Türken
hinuntersinken. Da packt die andern kalter Graus, sie fliehen in alle Welt
hinaus, und jedem ist's, als würd' ihm mitten durch Kopf und Leib hindurch
geschnitten. — Drauf kam des Wegs eine Christenschaar, die auch zurückge-
blieben war: Die sahen nun mit gutem Bedacht, was Arbeit unser Held ge-
macht. Von denen hat's der Kaiser vernommen; der ließ den Schwaben vor
sich kommen; er sprach: Sag' an, mein Ritter werth, wer hat dich solche
Streich' gelehrt? Der Held bedacht sich nicht zu lang: Die Streiche sind bei
uns im Schwang; sie sind bekannt im ganzen Reiche, man nennt sie halt nur
Schwabenstreiche. uhlanv.
172. bis Viumsn.
Lieh dort die Blümlein an bei heiterm Frühlingswetter! Wie stille
öffnen sie dev Sonne ihre Blätter. So öffne Gott dein Herz, dann
wird dir Licht und Leben und alle Tugenden sein stiller Einfluss geben.
Terstegen.
173. Hier — dort.
Verleugnen, glauben, streiten, leiden, ist unser Werk in dieser
Zeit. Gemessen, sehen, ruh’n in Freuden, wird folgen in der Ewigkeit.
Terstegen.
174. Die Fülle des Sommers.
Kaum, dass man ein Blatt findet, das nicht zahlreich bewohnt
wäre! kaum, dass wir einen Schritt thun können, ohne Lebendiges
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188
Verkehrs. Neben der Weser sind auch die Leine und Oker den fleißigen Bewoh-
nern von großem Nutzen. Braunschweigs Name har in Deutschland durch die hcl-
denherzigen Herzoge in kriegerischer Vorzeit und nicht minder in des wackern Volkes
Sinn und That einen guten Klang. Das Herzogthum hat 275,000 Bewohner.
43. Das Großherzogthum Oldenburg besteht aus dem Hauptlande
Oldenburg an der Nordsee, zwischen der Weser und Ostfriesland, dem Fürsten-
thume Eutin, nahe bei Lübeck an der holsteinischen Grenze, und dem Fürsten-
thum Birkenfeld au der Nahe, jenseits des Rheins, und hat im Ganzen auf
116 Om. 300,000 Einwohner. Das Hauptland hat neben recht fruchtbarem
Acker- und Weidenland auch große Moor- und Haidestrecken, daher die schwache Be-
völkerung. Das Volk befindet sich unter der landesväterlichen Regierung seines
Fürsten sehr wohl. Die Hauptstadt Old enburg ist durch Schifffahrtsverbindung
mit der Weser wohlhabend.
44. Die Lippeschen Fürstenthümer haben auf 30 Qm. 137,000
Einwohner. Lippe-Dtemold liegt auf dem linken Ufer der Weser. Lippe-
Schaumburg weiter nördlich auf dem rechten Ufer des Flusses; in jenem ist die
Stadt Detmold, in diesem die Stadt Bückeburg der Wohnsitz des Landes-
fürsten. Das kleine Land ist der Träger einer großen Erinnerung. Hier retteten
einstens tapfere Männer Deutschlands Freiheit. Nachdem schon die halbe Welt
den Römern zu Füßen lag, kamen sie heran, auch die Deutschen zu unterjochen.
Hermann, vom Fürstenstamme der Cherusker, umzingelte und schlug sie im Teu t o-
burgerwalde auf's Haupt. Das ist geschehen im neunten Jahre nach Christo.
Auf dem Teutberge bei Detmold ist zum Andenken an jene Hermannsschlacht
eine gewaltige Säule errichtet, welche mit den Nebensänlen einen Tempel darstellt.
Oben auf derselben wird des Helden Bildsäule 150 Fuß hoch die Gefilde über-
ragen, die einst Zeuge seiner Thaten waren.
Das Fürstenthum Waldeck mit der Stadt Arolsen, dem Wohnsitze
des Fürsten, liegt zwischen Westphalen und Hessenkassel in gebirgiger, waldiger Ge-
gend. Die Gebirge enthalten Eisen, Blei und Kupfer. Vom Landesverbände ge-
trennt liegt weiter nördlich das berühmte Mineralbad Pyrmont.
45. Die zwei Großherzogthümer Mecklenburg haben auf 280 Qm.
600,000 Einwohner. Ackerbau, Vieh- und Pferdezucht ist Hauptbeschäftigung.
Schwere Pferde werden in Menge ausgeführt. Von M ecklenburg-Schw eri n
ist Schwerin nebst Residenzschloss die Hauptstadt, gewöhnlich aber wohnt der
Großherzog in Ludwigslust. Wichtig als Universitäts- und Seehandelsstadt ist
Rostock unweit der Ostsee, durch deren eindringende Fluthen der sonst unbedeu-
tende Fluss Warnow schiffbar wird.
Mecklenburg-Strelitz hat außer seiner Hauptstadt Neustrelitz keine be-
deutenden Städte.
46. Das Herzogthum Holstein ist ein ebenes fruchtbares, durch Flüsse
und See'n reich bewässertes Land von 156 Qm. mit 500,000 Einwohnern. Die
Eider und ein Kanal verbinden hier die Nordsee mit der Ostsee. Nachdem im
Jahre 1856 von allen Staaten, deren Unterthanen diese Meere befahren, der an
Dänemark zu zahlende Sundzoll ein für allemal und auf ewige Zeit abgelöst ist,
haben alle Schiffe ungehinderte und freie Durchfahrt. — Vieh- und Pferdezucht
sind in Holstein ausgezeichnet und eine Quelle des Reichthums der Bewohner.
Altona, Glückstadt, Rendsburg und die Universitätsstadt Kiel sind die
wichtigsten Städte des Landes. Die Holsteiner und insbesondere die Ditt-
marsen haben zu jeder Zeit mannhaften Sinn tapfer bewährt. — Durch den
dänischen Krieg 1864 wurde Holstein und sein Schwesterland Schleswig von
Dänemark losgerissen und der Pra g er Frieden im Jahre 1866 sicherte den Besitz
dieser herrlichen Länder der preußischen Krone
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Extrahierte Personennamen: Birkenfeld Hermann Schwesterland_Schleswig_von
Dänemark
230
auf diesen Landstrecken als auf ihrem Eigenthume, und jeder einzelne Haus-
vater baute sich, fern von den andern, aus gewaltigen Stammen schlicht und
recht das Jjau§ und umgab den Hosraum mit Pfahlwerk. Das war nun sein
und der Seinigen unverletzliches Heiligthum, und er waltete nach alter Sitte
darin wie ein Priester, Richter und Fürst seiner Familie.
Groß , stark, schön waren die Deutschen in alter Zeit; Keuschheit, Einfach-
heit der Sitten und Freiheit erhielten den Kindern die Kernkraft und Eigenthüm-
lichkeit der Eltern. Wie Riesen blickten sie hoch über andere Menschen. Weiß
und rein war die Farbe ihrer Haut, in üppiger Fülle floß das goldgelbe
Haar bei Männern und Frauen hernieder, und aus den großen blauen Augen
blickten Muth und Freiheitsstolz. Die Kraft des Leibes wurde frühzeitig gestählt.
Das neugeborene Kind wurde in kaltes Wasser getaucht, das heranwachsende
durch jede Leibesübung abgehärtet. Der Knabe ging mit dem Vater auf die
Jagd, oder warf sich bei Sturm und Wetter in den Strom und rang mit den
Wellen. Der Jüngling sprang nackt zwischen Schwertern und Lanzenspitzen ein-
her. Ein solcher Schwerttanz war das einzige Schauspiel, woran das Volk Ge-
fallen fand, und sein Beifall lohnte die Kecksten und Geschicktesten reichlich.
Duller.
2. Freiheitsgefahr der Deutschen nach ihrem kriegerischen
Zusammenstoß mit den Römern.
Im Laufe von Jahrhunderten wuchsen die deutschen Volksstämme zu großen
Völkerschaften heran. Viele derselben hauseten am Meere, das damals noch tief
in das Land hineinstuthete, es überschwemmte und die Anwohner zur Auswan-
derung nöthigte. So mag es geschehen sein, dass die Kimbern, von ihren un-
wirthlichen Meeresgestaden vertrieben, sich nach Süden wendeten, wo sie mit Weib
und Kind und Heerden im Jahre 113 vor Christo an den steirischen Bergen
erschienen. Sie flößten durch ihre riesenmäßige Höhe und Stärke, ihren wilden
Muth, ihre ungewöhnlichen Waffen allgemeines Schrecken ein. Die Römer traten
ihnen mit einem Heere entgegen, erlitten aber eine fürchterliche Niederlage. Dennoch
zogen die Sieger ab, vereinigten sich unterwegs mit den ihnen befreundeten von
der Ostsee herkommenden Teutonen, gingen nach Gallien, dem heutigen
Frankreich, und forderten Wohnsitze. Auch hier begegneten ihnen die Römer
feindlich, aber die Deutschen schlugen sich tapfer durch und erlegten endlich ein
großes Heer von 80,000 Mann, so dass nur wenige Flüchtlinge als Uuglücks-
boten ihre Heimath wieder sahen. Rom zitterte und fürchtete schon das Heran-
nahen der furchtbaren Kämpfer; die aber zogen weiter gen Westen und kehrten
erst nach Jahresfrist zurück. Aber nun hatte auch ihre Wehestunde geschlagen,
denn die Kimbern trennten sich von den Teutonen, ließen am Rhein ihr
Gepäck zurück und stiegen von den östlichen Alpen nach Italien hinab.
Inzwischen hatten die Römer ihren bewährten Feldherrn, den ernsten und
nach Gestalt und kriegerischem Wesen furchtbaren Marius an die spitze ihrer
Heere gestellt, der seinen Kriegern wieder Muth und Vertrauen gab. Aus ihrem
festen Standlager sahen sie auf die erfolglos anstürmenden Teutonen herab.
Diese zogen endlich voll Verachtung gegen ihre Feinde und unter Spott und
Hohn an ihrem Lager vorbei. Marius folgte ihnen, erreichte aber auf wohl-
bekannten kürzeren Wegen früher des Kampfes Wahlstatt. Er lagerte auf einer
Anhöhe jenseit der Rhone; ein Fluss schied die feindlichen Heere. Als die Römer
über Wassermangel klagten, wies ihr Feldherr auf den von den Deutschen um-
schwärmten Fluss mit den Worten: ,,Da ist Wasser um Blut feil. Seid ihr
Männer, so holt es!" Darüber begann die Schlacht, aus der die Bundes-
genossen der Teutonen, 30,0ä0 an der Zahl, ins Lager zurückwichen.
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Extrahierte Personennamen: Christo Marius Marius Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Frankreich Rhein Italien
315
behüte und beschütze Unser Haus jetzt und immerdar! Er segne Dich, Mein lieber
Sohn, und Deine Regierung, und verleihe Dir Kraft und Einsicht dazu, und gebe
Dir gewisienhafte, treue Räthe und Diener und gehorsame Unterthanen. Amen.
Berlin, den 1. December 1827. Friedrich Wilhelm.
Am 10. September 1840 leisteten die Stände der Provinzen Preußen
und Posen Friedrich Wilhelm Iv. zu Königsberg den Huldigungseid.
Der Schlosshof, in dem man auf einem Balcon einen prachtvollen Thron
errichtet hatte, war von vielen Tausenden dicht besetzt. Nach dem Treuege-
löbnisi der Stände trat der Monarch an den Rand des untern Balcons
und sprach mit klangvoller in das Herz dringender Stimme und mit erho-
bener Rechten die wahrhaft königlichen Worte:
,,Und ich gelobe hier vor Gottes Angesicht und vor diesen lieben Zeugen allen,
dass ich ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger, barmherziger Fürst, ein christ-
licher König sein will, wie Mein unvergesslicher Vater es war. Gesegnet sei sein
Andenken! Ich will Recht und Gerechtigkeit mit Nachdruck üben ohne Ansehn der
Person; Ich will das Beste, das Gedeihen, die Ehre aller Stände mit gleicher
Liebe umfassen, pflegen und fördern — und ich bitte Gott um den Fürstensegen,
der dem Gesegneten die Herzen der Menschen zueignet und aus ihm einen Mann
nach dem göttlichen Willen macht — ein Wohlgefallen der Guten, ein Schrecken
der Frevler! Gott segne Unser theures Vaterland! Sein Zustand ist von Alters
her oft beneidet, oft vergebens erstrebt! Bei uns ist Einheit an Haupt und Gliedern,
an Fürst und Volk, im Großen und Ganzen herrliche Einheit des Strebend aller
Stände nach einem schönen Ziele — nach dem allgemeinen Wohle in heiliger Treue
und wahrer Ehre- Aus diesem Geiste entspringt unsere Wehrhaftigkeit, die ohne
Gleichen ist. — So wolle Gott unser preußisches Vaterland sich selbst, Deutschland
und der Welt erhalten. Mannigfach und doch Eins wie das edle Erz, das, aus
vielen Metallen zusammengeschmolzen, nur ein einziges, edles ist, keinem andern
Roste als allein dem verschönernden der Jahrhunderte." —
Nach dem ersten, fast überwältigenden Eindrucke dieser Worte, brach ein Jubel
los, der kein Ende nehmen wollte. Unter dem Donner der Kanonen und dem Ge-
sänge des schönen Liedes „Nun danket alle Gott" schloß die erhebende Feier. —
Die Huldigung der andern Provinzen empfing der König in Berlin am 15. Okto-
der desselben Jahres.
58. Werke der königlichen Milde.
Wie es der Dichter Max von Schenkendorf in dem Liede über den
Kronprinzen vorschauenden Geistes verkündigt, er werde einst ein frommes
Zepter führen, so hat es sich erfüllt. Auf seinem Landgute Paretz und
dazu gehörigen Dörfern wurden am Geburtstage des Königs alle armen Kin-
der neu bekleidet. Vielen derselben reichte der freundliche Herr selbst ein Glas
Wein, und die gute Königin ließ es sich nicht nehmen, den Kuchen von der
königlichen Tafel an die kleinsten Kinder mit eigener Hand zu vertheilen.
Auch errichteten die königlichen Herrschaften eine Kleinkinder-Bewahr-
anstalt, so wie eine Krankenanstalt für arme, kranke Dienstboten und
für Tagelöhner, für Säuglinge aber eine „Krippe," so genannt, weil auch
unser Herr und Heiland als Kind in einer Krippe gelegen. Noch viel wäre
zu erzählen, wie das hohe Königspaar in Berlin und in den Provinzen,
Kranken- und Waisenhäuser, Armen- und Kleinkinderschulen besucht und
luit reichen Geschenken bedacht hat, und wie die Königin vielen milden An-
stalten im ganzen Lande als Beschützerin vorstand und noch königlich utner-
stützte. Zu guten Kindern aber wußte sich der König insonderheit freundlich
herabzulassen. Er war einst auf einer Reise. In einem Dorfe wurde er
festlich empfangen. Die Schuljugend mit ihrem Lehrer begrüßte ihn, und
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Max_von_Schenkendorf Max
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Balcons Deutschland Berlin Paretz Berlin
234
6. König Pipin.1
Das war Pipin der Kleine, der stald dem König die Krön
er setzt sie auf seine Stirne und setzt sich auf den Thron.
Da sprach er: „Ich hab im Reiche der edlen Grafen viel,
zu Hofe sollen sie kommen, zu Kampf und Ritterspiel.“
Da zogen zu Königs Schlosse die Grafen fern und nah'/
es sass Pipin der Kleine mit Krön’ und Scepter da.
Das that’ die Herr’n verdriessen; sie sprachen’s voller Hohn:
,, „Ist er nicht unser Einer und trägt eine güldene Krön’?““
Das hört der König und winket; da öffnet sich das Thor;
cs treten aus dem Zwinger ein Stier, ein Leu hervor.
Uud brüllend sprang der Leue da auf den Stier zuband;
er greift ihn mit den Klauen, er reisst ihn in den Sand.
Da rief Pipin der Kleine: „Ihr Herren jung oder alt,
wer wagt’s, den Stier zu retten da aus des Leuen Gewalt?“
Da sprachen die Grafen: ,, „Herr König, gereuen würd’ es uns schier.:
es hat so grimmen Rachen das ungethüme Thier.“ “
Und auf sprang da im Zorne Pipin von seinem Thron,
warf hin den Königsmantel, warf hin die gold’ne Krön’.
Kühn trat er in die Schranken, nicht achtend des Leuen Wuth;
er führte so scharfe Klinge, er hegte so grimmen Muth.
Und mit dem ersten Streiche lag da der wilde Leu;
er lag zerspaltet am Boden, als wären’s ihrer zwei.
Und: „Bin ich euer Einer?“ so schaut der König um.
Wie waren da im Kreise die edlen Grafen so stumm!
Da schritt zurück 4er König nahm wieder die goldne Krön'.
es war Pipin der Kleine; er setzte sich auf den Thron. Baar.
k
7. Kaiser Karl der Große.
Durch die Macht seines Geistes schuf Karl der Große eine neue Zeit
und herrschte über Frankreich, Deutschland, Ungarn, Spanien,
die Schweiz und einen großen Theil von Italien von 771 bis 814. Alle
Völker des Abendlandes zu einem christlichen Reiche zu vereinigen, das war
der Zweck seines Lebens. Mit festem Willen, mit dem Beistand der Kirche
und mit der Kraft seines Schwertes führte er das Werk aus; so daß er
nicht nur der große Eroberer wurde, sondern auch der weise Gesetzgeber und
das leuchtende Vorbild der Frömmigkeit und Gerechtigkeit.
Zuerst unterwarf er sich das Reich der Longobarden in Nordita-
lien, daun ging er an sein schwerstes Werk: die Unterwerfung der Sach-
sen und ihre Bekehrung zum Christenthum; sie wohnten vom Nied er -
rhein bis an die Elbe und von der Nordsee bis nach Hessen und
Thüringen hinein und fochten heldenmüthig für ihre Götzen und für ihre
Freiheit. 30 Jahre führte Karl gegen sie den Krieg von 772 bis 803;
mehrmals unterworfen, brachen sie immer von Neuem los; er eroberte gleich
bei Beginn des Kampfes ihre starke Feste Eresburg und zerstörte ihr Heilig-
thum, die Jrmensäule; aber erst 20 Jahre, nachdem sich im Jahre 734
der heldenmüthige Sachsenherzog Wittikind in Attigny taufen ließ, bezwang
er die Sachsen gänzlich.
In den Zwischenräumen dieser Feldzüge kehrte der große König gegen
andere Völker, seine Heerzüge mit Blitzesschnelle vollführend, sein Schwert.
Die Mauren in Spanien bis an den Ebro, die Baiern und Avaren
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl_der_Große Karl Karl Karl Wittikind
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Ungarn Spanien Italien Nordita- Nied Nordsee Hessen Attigny Sachsen Spanien Baiern
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schien er in einem mit Gold durchwirkten Kleide, die Schuhe mit Edelsteinen
besetzt, auf dem Haupte ein Diadem von Gold und Diamanten. In Speise
und Trank war er sehr mäßig und verabscheute die Trunkenheit aufs Aeu-
ßerste. Die Jagd war seine Leidenschaft und seine Feste waren meist Jagd-
feste. Er badete gern in den warmen Quellen zu Aachen, wo er die letzten
Jahre seines Lebens beständig wohnte. Er starb gottergeben, als frommer
Christ, 72 Jahre alt im 47. Jahre seiner Regierung am 22. Januar 814.
Sitzend, im vollen Kaiserschmucke ruht er in einer ^zugemauerten Gruft in
der Marienkirche zu Aachen. Nach Körner und Weiter.
8. Roland Siegfried.
Der König Karl saß einst zu Tisch
Zu Aachen mit den Fürsten,
Man stellte Wildbret auf und Fisch
Und ließ auch keinen dürsten.
Viel Goldgeschirr von klarem Schein,
Manch rothen, grünen Edelstein
Sah man im Saale leuchten.
Da sprach Herr Karl, der starke Held
„Was soll der eitle Schimmer?
Das beste Kleinod dieser Welt,
Das fehlet uns noch immer.
Dies Kleinod, hell wie Sonnenschein,
Ein Riese trägts im Schilde sein.
Tief im Ardennenwalde."
Graf Richard, Erzbischof Turpin,
Herr Haimon, Naims von Baiern,
Milon von Anglant, Graf Garin,
Die wollten da nicht feiern.
Sie haben Stahlgewand begehrt
Und hießen satteln ihre Pferd',
Zu reiten nach dem Riesen.
Jung Roland, Sohn des Milon,
sprach:
„Lieb Vater, hört, ich bitte!
Vermeint ihr mich zu jung und schwach,
Dass ich mit Riesen stritte;
Doch bin ich nicht zu winzig mehr,
Euch nachzutragen euren Speer
Sammt eurem guten Schilde."
Die sechs Genossen ritten bald
Vereint nach den Ardennen,
Doch als sie kamen in den Wald,
Da thäten sie sich trennen.
Roland ritt hinterm Vater her;
Wie wohl ihm war, des Helden Speer,
Des Helden Schild zu tragen!
Bei Sonnenschein und Mondenlicht
Streiften die kühnen Degen,
Doch fanden sie den Riesen nicht
In Felsen und Gehegen.
Zur Mittagsstund' am vierten Tag
Der Herzog Milon schlafen lag
In einer Eiche Schatten.
Roland sah in der Ferne bald
Ein Blitzen und ein Leuchten,
Davon die Strahlen in dem Wald
Die Hirsch und Reh' aufscheuchten;
: Er sah, es kam von einem Schild,
. Den trug ein Riese groß und wild,
Vom Berge niedersteigend.
Roland gedacht' im Herzen sein:
„Was ist das für ein Schrecken!
Soll ich den lieben Vater mein
Im besten Schlaf erwecken?
Es wachet ja sein gutes Pferd,
Es wacht fein Speer, sein Schild und
Schwert,
Es wacht Roland der junge."
Roland das Schwert zur Seite band,
Herrn Milon's starkes Waffen,
Die Lanze nahm er in die Hand
Und that den Schild aufraffen.
Herrn Milon's Ross bestieg er dann
Und ritt ganz sachte durch den Tann,
, Den Vater nicht zu wecken.
Und als er kam zur Felsenwand,
Da sprach der Ries' mit Lachen:
„Was will doch dieser kleine Fant
Auf solchem Rosse machen?
Sein Schwert ist zwier so lang als er,
Vom Rosse zieht ihn schier der Speer.
Der Schild will ihn erdrücken."
Jung Roland rief: „Wohlauf zum
Streit!
Dich reuet noch dein Necken.
Hab' ich die Tartsche lang und breit,
Kann sie mich besser decken;
Ein kleiner Mann, ein großes Pferd,
Ein kurzer Arm, ein langes Schwert
Muss eins dem andern helfen,"
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Extrahierte Personennamen: Roland_Siegfried Siegfried Karl Karl Karl Karl Haimon Graf_Garin Roland Milon's_Ross Roland
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Der Riese mit der Stange schlug,
Auslangend, in die Weite,
Jung Roland schwenkte schnell genug
Sein Ross noch auf die Seite.
Die Lanz' er auf den Riesen schwang,
Doch von dem Wunderschilde sprang
Auf Roland sie zurücke.
Jung Roland nahm in großer Hast
Das Schwert in beide Hände,
Der Riese nach dem Seinen fasst,
Er war zu unbehende,
Mit siinkem Hiebe schlug Roland
Ihm unterm Schild die linke Hand,
Dass Hand und Schild entrollten.
Dem Riesen schwand der Muth dahin,
Wie ihm der Schild entrissen,
Das Kleinod, das ihm Kraft verlieh'n,
Musst' er mit Schmerzen missen.
Zwar lief er gleich dem Schilde nach,
Doch Roland in das Knie ihn stach,
Dass er zu Boden stürzte.
Roland ihn bei den Haaren griff,
Hieb ihm das Haupt herunter,
Ein großer Strom von Blute lief
Jn's tiefe Thal hinunter;
Und aus des Todten Schild hernach,
Roland das lichte Kleinod brach,
Und freute sich am Glanze.
Dann barg er's unterm Kleide gut
Und ging zu einer Quelle,
Da wusch er sich von Staub und Blut
Gewand und Waffen helle.
Zurücke ritt der jung' Roland,
Dahin, wo er den Vater fand
Noch schlafend an der Eiche.
Er legt sich auf des Vaters Seit',
Vom Schlafe selbst bezwungen,
Bis in der kühlen Abendzeit
Herr Milon aufgesprungen:
„Wach auf, wach auf, mein Sohn
Roland,
Nimm Schild und Lanze schnell zur Hand,
Daff wir den Riesen suchen!"
Sie stiegen auf und eilten sehr,
Zu schweifen in der Wilde.
Roland ritt binterm Vater her
Mit dessen Speer und Schilde.
Sie kamen bald zu jener Statt',
Wo Roland jüngst gestritten hätt',
Der Riese lag im Blute.
Roland kaum seinen Augen glaubt,
Als nicht mehr war zu schauen
Die lmke Hand, dazu das Haupt,
So er ihm abgehauen.
Nicht mehr des Riesen Schwert und
Speer,
Auch nicht sein Schild und Harnisch mehr,
Nur Rumpf und blut'ge Glieder.
Milon besah den großen Rumpf;
„Was ist das für 'ne Leiche?
Man sieht noch am zerhau'nen Stumpf,
Wie mächtig war die Eiche.
Das ist der Riese, frag' ich mehr?
Verschlafen hab ich Sieg und Ehr,
Drum muss ich ewig trauern." —
Zu Aachen vor dem Schlosse stund
Der König Karl gar bange:
Sind meine Helden wohl gesund?
Sie weilen allzu lauge.
Doch seh' ich recht, auf Königswort!
So reitet Ritter Haimon dort,
Des Riesen Haupt am Speere.
Herr Haimon ritt in trübem Muth,
Und mit gesenktem Spieße
Legt er das Haupt, besprengt mit Blut,
Dem König vor die Füße:
„Ich fand den Kopf in wildem Hag,
Und fünfzig Schritte weiter lag
Des Riesen Rumpf am Boden."
Bald auch der Erzbischof Turpin
Den Riesenhandschuh brachte,
Die ungefüge Hand noch drin,'
Er zog ihn aus und lachte:
„Das ist ein schön Reliquienstück,
Ich bring' es aus dem Wald zurück,
Fand es schon zugehauen."
Der Herzog Naims von Baierland
Kam mit des Riesen Stange:
„Schaut an, was ich im Walde fand!
Ein Waffen, stark und lange-
Wohl, schwitz' ich von dem schweren
Druck;
Hei! bairisch Bier, ein guter Schluck,
Sollt' mir gar köstlich munden!"
Graf Richard kam zu Fuß daher,
Ging neben seinem Pferde,
Das trug des Riesen schwere Wehr,
Den Harnisch sammt dem Schwerte:
„Wer suchen will im wilden Tann,
Manch Waffenstück noch finden kann,
Ist mir zu viel gewesen."
Der Graf Garin thät ferne schon
Den Schild des Niesen schwingen.
„Der hat den Schild, dess ist die Krön'
Der wird das Kleinod bringen!"
„Den Schild hab' ich ihr lieben Hern
Das Kleinod hätt' ich gar zu gern
Doch das ist aus gebrochen."
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Extrahierte Personennamen: Roland Roland Roland Roland
Ihm Roland Roland Roland Roland Roland Karl Karl Haimon Naims