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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 50

1888 - Habelschwerdt : Franke
50___________ 362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden. 4. Folgen des Krieges. a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten; b) alle griechischen Staaten sind geschwächt; c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland. Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier, 362-338. 1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang. 2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen. 3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber

2. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 66

1908 - Altenburg : Bonde
66 ä" sich selber kam, rief er seinem Knechte, daß er ihn: zu Hilfe kommen sollte. Diesen empfing jedoch Siegfried wie seinen Herrn, so daß der Meister nur auf Mittel und Wege sann, wie er den ungefügen Jungen wieder los werden möchte. Deswegen rief er am nächsten Morgen den Siegfried wieder zu sich und sprach zu ihm: „Da ich gerade jetzt der Kohlen so sehr benötigt bin, so mußt du in den Wald gehen und mir einen Sackvoll holen, denn es wohnt dort ein Köhler, mit dem ich allezeit Geschäfte habe." Des Schmiedes heimliche Meinung aber war, der furchtbare Drache, der sich im Walde bei einer Linde aufhielt, sollte ihn töten. Siegfried geht ohne alle Sorge in den Wald und denkt nicht anders, als daß er Kohlen holen soll. Wie er aber zu der Linde kommt, schießt der ungeheure Drache auf ihn los und sperrt den Rachen auf, ihn zu ver- schlingen. Siegfried bedenkt sich nicht lange. Den ersten Baum, der ihm zu Händen kommt, reißt er aus der Erde und wirft denselben auf den Drachen. Dieser verwickelte sich mit seinem Schweife in die Äste und Zweige des Baumes. Er verstrickte sich so, daß er nicht ledig werden konnte. Siegfried riß nun einen Baum nach dem anderen heraus und warf sie auf den Drachen. Dann lief er schnell in des Köhlers Hütte und holte sich Feuer. Mit diesem zündete er die Bäume über dem Untiere an, daß sie alle samt dem Drachen verbrannten. Da floß unter den brennenden Stämmen und Ästen das Fett wie ein Bächlein dahin. Siegfried tauchte den Finger in das Fett, und wie es erkaltet war, da wurde es hartes Horn. Als er solches gewahr wurde, zog er sich sogleich aus und überstrich mit dem Drachenfett seinen ganzen Leib, mit Ausnahme zweier Flecke an der Schillter, wohin er nicht ge- langen konnte. Und dies ist die Ursache, warum er später der gehörnte Siegfried genannt ward. Nach Kecks Volksbuch. 71. Siegfrieds Schwert. 1. Jung Siegfried war ein stolzer Knab, ging von des Vaters Burg herab; 2. wollt rasten nicht in Vaters Haus, wollt wandern in alle Welt hinaus. 3. Begegnet ihm manch Bitter wert mit festem Schild und breitem Schwert. 4. Siegfried nur einen Stecken trug; das war ihm bitter und leid genug.

3. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 74

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74 'ehr, daß man aus der Küche so viel daher trägt, aber kein Schenke den Wein bringt." — „Die Schuld," scherzte der König, „liegt an Hagen; der will uns verdursten lassen." — „Heute," erwiderte dieser, „gibt es nichts zu trinken. Ich habe den Wein in den Spessart geschickt; dort, meinte ich, sollte heute die Jagd sein. Aber ich weiß hier in der Nähe einen Quell; wen dürstet, dem rate ich hinzugehen." Als Siegfried zu der Linde gehen wollte, unter deren Wurzeln der Quell hervorsprudelte, sagte Hagen: „Ich habe immer gehört, daß niemand Kriemhildens Gemahl folgen kann, wenn er rennen will." — „So versucht doch," sprach Siegfried, „nnt mir einen Wettlauf nach dem Brunnen. Ich will Gewand und Waffen bei mir tragen, Wurfspieß und Schild samt dem ganzen Jagd- gerät, ihr aber könnt alles bis auf das Hemd ablegen." Wie zwei wilde Panther liefen Hagen und Günther durch den Klee, aber Siegfried ist weit voraus der erste am Brunnen. Er entledigt sich seiner Waffen; den Wurfspieß lehnt er an einen Ast der Linde, den Schild aber stellt er neben den Quell. Er wartet, bis der König herangekommen und läßt ihn zuerst trinken. Als nun Siegfried zur klaren Quelle sich bückt und trinkt, trügt Hagen Bogen und Schwert rasch zur Seite, sieht nach dem Zeichen am Gewände und schleudert mit solcher Gewalt Siegfrieden den Wurfspieß in den Rücken, daß dessen Herzblut aus der Wunde an Hägens Hand sprang. Der Todwunde rafft sich auf, und da er das Schwert nicht findet, schlägt er, die Speerstange im Rücken, mit dem Schilde so kräftig auf Hagen ein, daß der Anger von den Schlägen widerhallt und mancher Edelstein aus dem Schilde heraus auf die Erde fällt. Aber bald erbleicht feine lichte Farbe, er fällt, und strom- weise fließt das Blut in die Blumen. „Weh euch," stöhnt er, „ihr bösen Feiglinge! Was helfen mir nun meine Dienste, da ihr mich erschlagen habt, euch und euren Kindern zur Schande; denn für alle Zeiten sollt ihr mit Schimpf von guten Recken geschieden sein." Mit vielen andern Rittern beklagt auch Günther zum Scheine den sterbenden Siegfried. Ihn tadelt Siegfried: „Das tut 'nicht not, daß der um Schaden weint, von dem man ihn genoinmen hat. Du hast mir meine Dienste schlimm vergolten. Aber willst du auf dieser Welt noch an jemand Treue er- weisen, so laß deiner Gnade mein liebes Weib befohlen sein und ihr zugute kommen, daß sie deine Schwester ist." Die Ritter legten den toten Helden auf einen Schild; und um seine schreckliche Rache voll zu machen, ließ Hagen den Leichnam vor die Kemnate Kriemhildens bringen und an die Türe legen, daß sie ihn finden mußte, wenn sie früh vor Tage zur Kirche ging. Als der Käm- merer, der ihr mit der Fackel leuchtete, vor die Türe trat, fuhr er er-

4. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 78

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78 erschlagen hat. Ich will dieses Helden Tod an ihr rächen." Wild springt er auf sie zu. Von seinem Schwerte getroffen, fällt sie mit lautem Todes- schrei neben Hagen zu Boden. Dietrich und Etzel heben zu weinen an. von Herzensgründe klagen sie manchen Freund und Mann. Herrlichkeit und Ehre. das lag nun alles tot. die Leute waren alle in Jammer und Not. Mit Leide war geendet die hohe Festeszeit, wie stets aufs allerletzte die Freude bringet Leid. Nach dem Nibelungenliede. 77. Die alten Dentschen. Um das Jahr 100 n. Chr. schrieb der römische Geschichtsschreiber Tacitus für seine Landsleute über das Land und die Sitten der Deutschen ein Buch, durch das uns die ausführlichste Kunde über unsere Vor- fahren geworden ist. In demselben berichtet Tacitus ungefähr folgendes: Das Land, obwohl es ziemliche Abwechselung darbietet, ist im ganzen doch von rauhen Wäldern oder unwirtlichen Sümpfen bedeckt. Für Getreidesaat ist es ergiebig, doch Obstbäume tragt es nicht. Zahlreiche Herden ernährt es, diese sind des Volkes einziger und liebster Reichtum. Silber und Gold haben die Götter — soll ich sagen: aus Huld oder Zorn? — versagt. Doch möchte ich nicht behaupten, daß keine Gebirgsader Ger- maniens Silber oder Gold hervorbrächte; denn wer hat danach gesucht? Man sieht bei ihnen silberne Gefäße, die ihre Gesandten und Fürsten als Geschenke erhielten, neben irdenem Geschirr zu gleich niedrigem Dienste be- stimmt. Die Binnenvölker treiben nach einfacher alter Art Tauschhandel. Selbst Eisen haben die Germanen nicht im Überfluß, wie aus der Art ihrer Waffen zu schließen ist. Wenige brauchen Schwerter oder größere Lanzen; sie führen Speere oder nach ihrer Benennung Framen mit einer schmalen und kurzen Eisenspitze, so scharf jedoch und zum Ge- brauch so handlich, daß sie mit derselben Waffe ans der Nähe sowohl als ans der Ferne kämpfen. Der Reitersmann begnügt sich mit Schild und Framea; die Fußkämpfer entsenden auch Wurfgeschosse, jeder mehr als eins, und schlendern sie sehr weit. Sie sind nackt oder mit einem leichten Mantel bekleidet. Prahlerischen Schmuck kennen sie nicht, nur die Schilde bemalen sie mit Farben. Wenige haben Panzer, kaum einer oder der andere hat eine Sturmhaube oder einen Helni. Im ganzen besteht ihre Hauptstärke im Fußvolk, deshalb kämpfen sie in gemischten Haufen, denn leicht fügen und schmiegen sich in den Reiterkampf die

5. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 99

1908 - Altenburg : Bonde
99 bäume mit ihren schwarzen Beeren fehlten. Nackte Kinder, bräunlich und schmutzbedeckt, wälzten sich neben den Ferkeln auf der Dung- stätte; kleiner waren die Leute, rundlich und platt die Gesichter, und statt der bedächtigen Ruhe, mit welcher die Reiter anderswo von den Dorfbewohnern begrüßt wurden, tönten ihnen hier lautes Geschrei, Schelte und Verwünschungen in fremder Sprache entgegen. Es war ein W e n d e n d o r f. In einem großen Hofe, der eine Stunde weiter lag, hatten die räuberischen Wenden gemordet und gesengt und, was lebendig blieb, davon geführt. Als die Reisenden am Abend des nächsten Tages aus dem dunklen Fichtenwalde ritten, schauten sie von der Berghohe niedrige Hügel, in der Ferne offenes Land. Vor ihnen lag am Fuße des Berges ein Dorf, grau die Dächer, grau die Balken, rund herum ein Zaun aus Pfahl- werk und ein breiter Graben. An der Wegscheide hielt der Führer und sagte kurz: „In das Land der Thüringer habe ich euch geleitet. Dies ist das Dorf, dort ist der Hof des Franken, den sie einen Meier des Grafen nennen, und dort steht er selbst. Vollbracht ist, was ich gelobt, fahret dahin!" Eilig jagte der Führer von dannen; den Fremden aber kam der Verwalter freudig entgegen, nahm ehrerbietig den Hut vom Haupte, um Winfried mit seinem Begleiter zu be- grüßen, und führte die beiden nach seinem Hofe. Nach einiger Zeit war dem Winfried eine Halle bei dem Meier- hofe des Grafen errichtet worden, damit er würdiger das Volk empfange. Doch war er selten daheim; von Reisigen und von einem Gefolge an- sehnlicher Männer begleitet, zog er rastlos durch das Land, und wo er erschien, stritten die Männer über Opfermahle und ihr künftiges Heil in der Himmelsburg. Viele zogen das weiße Gewand der Täuf- linge an, noch mehr standen unsicher zur Seite. Fand er auch überall bittere Feinde, wider den ersten Andrang seiner Lehre vermochten sie sich nur wenig zu wehren. Gütig und schonend sprach er zu dem einzelnen; er war freundlich zu den Frauen; sein Antlitz wandelte sich in helle Fröhlichkeit, wenn er mit den Kindern sprach: und wo er einen Bedrängten oder Darbenden fand, gab er alles, was er selbst gerade hatte, und bat so feierlich und dringend, daß er oft auch die Harten zur Guttat beredete. Im ganzen Lande sagten die Leute, daß er ein milder und vornehmer Mann sei, und darum hörten sie ihn williger. Aber auch das Dorf, in dem er zuerst eingekehrt war, wies bald die Verwandlung. Auf dem Meierhofe erhob sich bei der Halle ein Turmgerüst und daran ein großer im Viereck eingehegter Raum, der 7*

6. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 105

1908 - Altenburg : Bonde
105 jährigen ruhmreichen Regierung. Merkwürdig, wie er gelebt hatte, wurde er auch begraben. Im vollen Kaiserschmucke, mit Krone und Schwert, ein goldenes Evangelienbuch auf den Knien, ein Stück des heiligen Kreuzes auf dem Haupte, die goldene Pilgertasche um die Hüfte, wurde er, sitzend auf einem goldenen Stuhle, in die Gruft der von ihm gestifteten Marienkirche zu Aachen hinabgelassen. Noch lange aber lebte der Name des großen Karl in den Sagen und Liedern des Volkes fort. Weiter. 90. Sage vom eisernen Karl. Kaiser Karl führte einst Krieg gegen die Langobarden in Italien, deren König Desiderius ihn beleidigt hatte. Mit einem wohlgerüsteten, stattlichen Heere überstieg er die beschneiten Alpen. Ein Spielmann, erzählt man, zeigte ihm den Weg über das Gebirge und erhielt dafür das Land zum Geschenk, soweit man rings im Umkreis das Blasen seines Hornes gehört hatte. Den Langobardenkönig aber befiel große Angst, als der gewaltige Held gegen seine Hauptstadt heranzog. Begleitet von einem vornehmen Franken, der vor Karls Ungnade zu ihm geflohen war, bestieg er seinen höchsten Turm und schaute weithin nach der Ankunft des Feindes. Als der Troß sich zeigte, fragte er: „Ist Karl in dem großen Heere?" — „Noch nicht," erwiderte der Franke. Darauf kam der fränkische Landsturm. „Hierunter befindet sich Karl aber gewiß," sagte der König. — „Noch nicht, noch nicht," lautete die Antwort. Dann erschienen neue Haufen. Und der erschreckte König rief wieder: „Das ist Karl selbst." Aber es hieß von neuem: „Noch immer nicht." Nächstdem erblickte man in langem Zuge die Bischöfe, Äbte und die ganze Geistlichkeit mit ihren Dienern. Des Königs Angst wuchs. „O laß uns niedersteigen," stammelte er, „und uns unter die Erde verbergen vor dem zornigen Antlitz eines so furchtbaren Feindes!" Der Franke aber sprach: „Wenn du eine Saat von Eisen in dem Felde aufstarren siehst, daun gewarte, daß Karl kommt." Kaum hatte er dies gesagt, als sich im Westen eine finstere Wolke zeigte, die den hellen Tag beschattete. Als sie sich näherte, sah man den eisernen Karl in einem Eisenhelm, in eisernen Schienen, eisernem Panzer um die breite Brust, eine eiserne Lanze hoch in der Linken und das mächtige, nie bezwungene Schwert in der Rechten; auch sein Schild war ganz aus Eisen, und selbst sein Streitroß schien von Eisen zu sein. Fast ebenso war auch sein ganzes Heer gerüstet. Die Straße, das ganze Feld war mit eisernen Männern bedeckt, und die Schwerter blitzten in der Sonne. „Siehe, da ist er, nach dem du so viel gefragt hast," rief der Franke.

7. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 148

1908 - Altenburg : Bonde
148 Ihm folgte der Knapp mit dem Jägergeschoß; und als er auf feinem stattlichen Roß in eine Au kommt geritten, ein Glöcklein hört er erklingen fern, ein Priester wars mit dem Leib des Herrn, voran kam der Mesner geschritten. 7. Hub der Graf zur Erde sich neiget hin, das Haupt mit Demut entblößet, zu verehreil mit gläubigem Christensinn, was alle Menschen erlöset. Ein Bächlein aber rauschte durchs Feld, von des Gießbachs reißenden Fluten geschwellt, das hemmte der Wanderer Tritte; und beiseit legt jener das Sakrament, von den Füßen zieht er die Schuhe behend, damit er das Büchlein durchschritte. 8. „Was schaffst du?" redet der Graf ihn an, der ihn verwundert betrachtet. „Herr, ich walle zu einem sterbenden Marin, der nach der Himmelskost schmachtet; und da ich mich nahe des Baches Steg, da hat ihn der strömende Gießbach hinweg im Strudel der Wellen gerissen; drum daß dem Lechzenden werde sein Heil, so will ich das Wässerlein jetzt in Eil dllrchwaten mit nackenden Füßen." 9. Da setzt ihn der Gras ans sein ritterlich Pferd und reicht ihm die prächtigen Zäume, daß er labe den Kranken, der sein begehrt, und die heilige Pflicht nicht versäume. Und er selber aus seines Knappen Tier vergnüget noch weiter des Jagens Begier, der andre die Reise vollführet; und ain nächsten Morgen mit dankendem Blick, da bringt er dem Grafen sein Roß zurück, bescheiden am Zügel geführet. 10. „Nicht wolle das Gott," rief mit Demutsiun der Graf, „daß zum Streiten und Jagen

8. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 109

1908 - Altenburg : Bonde
109 das ist ja wieder der Hammer Thors und weiter nichts." Bertulf aber trat kräftigen Schrittes zum Feuer und sprach: „Davor sei Gott, daß unter meinem Dache eine Lüge laut werde; das da an der Wand ist nicht Thors Hammer, es ist ein Christusbild am Kreuze." — „Gottlob, Vater," rief der Knabe dreist, „daß du der Hammergeschichte ein Ende machst." Der Krieger aber mit den: blutigen Kopftuche sprach: „Wisse, ab- trünniger Landsmann, daß du vor zwei furchtbaren Richtern stehst. Ich bin der Sachsenherzog Wittekind, und dieser ist der Herzog Alboin." Da schrie die Frau vor Schrecken; Bertulf aber faßte sich schnell und sprach: „Längst hab ich gewünscht, euch zu schauen, weil ihr zwei so gewaltige Kriegshelden seid. Nun werde ich freilich durch euern Arm sterben müssen; aber ich bitte euch, schont mein Weib uttif meine Kinder!" Die beiden Männer aber ergrimmten und standen a^f; nach der blanken Streitaxt griff der eine, der andere riß das Schwert aus der Scheide; sie waren furchtbar anzusehen in ihrem Zorne. Aber der Knabe sprang in die Ecke des Zimmers, ergriff ein Beil, das dort stand, und reichte es seinem Vater; er selbst riß einen Brand aus dem Feuer, stellte sich neben ihn und ries: „Wir wollen uns wehren, Vater, der Feind ist ja auch nur zu zweien." Da sahen sich die Herzoge staunend an, senkten Streitaxt und Schwert, und Wittekind sprach: „Es sei Frieden! Aber ich verlange zu wissen, wie es gekommen ist, daß sich ein so echter Sachse zur Lehre der Christen hat bekennen mögen." Darauf erzählte Bertulf: „Als ich noch Heide war, begegnete mir aus der Jagd einmal ein christlicher Priester im langen weißen Gewände, der durch unsere Gaue ging, um das Volk zu seinem Glauben zu be- kehren. Nun war ich den ganzen Tag noch zu keinem Schusse gelangt, und in meiner Torheit wähnte ich, der fromme Mann sei schuld daran und habe das Wild verzaubert. Ich rief ihm zu, wenn ich kein Tier fände, so wollte ich doch wohl noch zum Schusse kommen; dann legte ich meine Armbrust an, und bald stak ihm mein Pfeil im Arme. Schmerzhaft zuckte der Priester zusammen, hielt sich mit der andern Hand die verwundete Stelle und sagte freundlich zu mir: „Gehe hin, mein Sohn, unten im Felsengrund steht ein schöner Hirsch; vielleicht hilft dir der zu deinem Schaden!" Wirklich fand ich das Tier und erlegte es. Als ich mit meiner Beute zurückkam, da war der heilige Mann blutend ins Gras gesunken. Aber freundlich lächelnd sprach er zu mir: „Siehst du, mein Sohn, da hast du ja einen guten Fang getan, Pas freut mich herzlich!" Da erkannte ich mein

9. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 125

1908 - Altenburg : Bonde
125 Zug non gewappneten Rittern daher gezogen, stolz zu Roß. Der Knabe sieht mit Lust die blinkenden Helme und Harnische, die glänzenden Speere und die hohen Reitersleute an. Die aber biegen plötzlich von der sich krümmenden Straße ab und kommen querfeldein auf die Stelle zugeritten, wo er das Vieh weidet; und das Feld ist doch keine Straße, und es gehört doch seinem Vater. Er besinnt sich kurz, geht kühn aus die Ritter zu, stellt sich ihnen in den Weg und ruft ihnen entgegen: „Kehrt um, die Straße ist euer, das Feld ist mein!" Ein hoher Mann, auf dessen Stirn ein majestätischer Ernst thront, reitet an der Spitze des Zuges und sieht verwundert den Hirten an, der es wagt, ihm entgegenzutreten. Er hält sein Roß zurück und hat seine Freude an dem mutigen Knaben, der so kühn und furchtlos seinen Blick erwidert und nicht vom Platze weicht. „Wer bist du, Knabe?" — „Ich bin Hermann Billungs ältester Sohn und heiße auch Hermann, und dies ist meines Vater Feld; ihr dürft nicht hinüberreiten!" — „Ich wills aber, Knabe," erwidert der Ritter mit drohendem Ernst; „weiche, oder ich stoße dich nieder!" Dabei erhebt er den Speer. Der Knabe aber bleibt furchtlos stehen, sieht mit blitzendem Auge zu dem Ritter hinauf und spricht: „Recht muß Recht bleiben, und Ihr dürft nicht über das Feld reiten, Ihr reitet denn über mich hinweg!" — „Was weißt du vom Rechte, Knabe?" —- „Mein Vater ist der Billung; vor einem Billung darf niemand das Recht verletzen!" — Da ruft der Ritter noch drohender: „Ist denn das recht, Knabe, daß du deinem Könige den Gehorsam versagest? Ich bin Otto, dein König!" — „Ihr seid Otto, unser König, Deutschlands Hort und der Sachsen Zierde, von dem mein Vater uns soviel erzählt? Otto, Heinrichs des Sachsen Sohn? Nein, Ihr seid es nicht! Der König schützt das Recht, und Ihr brecht das Recht! Das tut Otto nicht, sagt mein Vater!" — „Führe mich zu deinem Vater, braver Knabe!" antwortete der König, und eine ungewöhnliche Milde und Freundlichkeit erglänzte auf seinem ernsten Angesicht. — „Dort ist meines Vaters Hof, Ihr könnt ihn sehen," sagte Hermann; „aber die Rinder hier hat mein Vater mir anvertraut; ich darf sie nicht verlassen, kann Euch also nicht führen. Seid Ihr aber Otto, der König, so lenket ab vom Felde auf die Straße; denn der König schützt das Recht!" Und der König Otto, der Große genannt, gehorchte der Stimme des Knaben, denn der Knabe hatte recht, — und reitet zurück auf die Straße. Bald aber wird Hermann vom Felde heimgeholt; denn der König ist bei seinem Vater eingekehrt und hat zu ihm gesagt: „Billung, gib mir deinen ältesten Sohn mit! Ich will ihn bei Hofe erziehen

10. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 183

1908 - Altenburg : Bonde
183 6. Der Schwur erschallt, die Woge rinnt, die Fahnen flattern hoch im Wind. Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein, wir alle wollen Hüter sein! Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein! Schneckenburger. 129. Kaiser Wilhelm I. a) Kaiser Wilhelms Lieblingsblume. Als Kaiser Wilhelm einst gefragt wurde, warum er die schlichte Kornblume vor allen Blumenschwestern auszeichne, erzählte er: „Als meine in Gott ruhende Mutter Luise mit meinem Bruder und mir in jener schweren Zeit zu Anfang unseres Jahrhunderts von Königsberg nach Memel floh, traf uns das Mißgeschick, daß ein Rad unseres Wagens im freien Felde zerbrach. Ein Ort war nicht zu er- reichen, wir setzten uns an einen Grabenrand, während der Schaden, so gut es eben gehen wollte, ausgebessert wurde. Mein Bruder und ich wurden durch diese Verzögerung müde und ungeduldig, und unsere Mutter hatte ihre liebe Not mit uns. Um unseren Gedanken eine andere Richtung zu geben, stand sie auf, zeigte uns die vielen blauen Blumen in den Feldern und forderte uns auf, einige davon zu pflücken und ihr dieselben zu bringen. Dann wand sie Kränze davon, und wir schauten mit Freuden ihren geschickten Händen zu. Dabei mochte der Mutter wohl die ganze traurige Lage des Landes, ihre eigene Bedrängnis und die Sorge um der Söhne Zukunft wieder einmal schwer aufs Herz fallen; denn langsam rann aus ihren schönen Augen Träne um Träne und fiel auf den Kornblumenkranz. Mir ging diese Bewegung meiner treuen Mutter tief zu Herzen. Meinen eigenen kindlichen Kummer vergessend, versuchte ich sie durch Liebkosungen zu trösten, wobei sie den von ihren Tränen glänzenden blauen Kranz mir aufs Haupt setzte. Ich war damals zehn Jahr alt, doch ist mir dieser rührende Vor- gang unvergeßlich geblieben, und erblicke ich jetzt in hohem Alter die liebliche blaue Blume, so glaube ich die Tränen der treuesten aller Mütter darin erglänzen zu sehen, und ich liebe sie deshalb wie keine andere . Dorenwell.
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