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362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden.
4. Folgen des Krieges.
a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten;
b) alle griechischen Staaten sind geschwächt;
c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland.
Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier,
362-338.
1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang.
2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen.
3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_Ii Philipp Philipp_von_Macedonien Philipp
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ä" sich selber kam, rief er seinem Knechte, daß er ihn: zu Hilfe kommen
sollte. Diesen empfing jedoch Siegfried wie seinen Herrn, so daß der
Meister nur auf Mittel und Wege sann, wie er den ungefügen Jungen
wieder los werden möchte.
Deswegen rief er am nächsten Morgen den Siegfried wieder zu
sich und sprach zu ihm: „Da ich gerade jetzt der Kohlen so sehr benötigt
bin, so mußt du in den Wald gehen und mir einen Sackvoll holen,
denn es wohnt dort ein Köhler, mit dem ich allezeit Geschäfte habe."
Des Schmiedes heimliche Meinung aber war, der furchtbare Drache,
der sich im Walde bei einer Linde aufhielt, sollte ihn töten. Siegfried
geht ohne alle Sorge in den Wald und denkt nicht anders, als daß
er Kohlen holen soll. Wie er aber zu der Linde kommt, schießt der
ungeheure Drache auf ihn los und sperrt den Rachen auf, ihn zu ver-
schlingen. Siegfried bedenkt sich nicht lange. Den ersten Baum, der
ihm zu Händen kommt, reißt er aus der Erde und wirft denselben auf
den Drachen. Dieser verwickelte sich mit seinem Schweife in die Äste
und Zweige des Baumes. Er verstrickte sich so, daß er nicht ledig
werden konnte. Siegfried riß nun einen Baum nach dem anderen heraus
und warf sie auf den Drachen. Dann lief er schnell in des Köhlers
Hütte und holte sich Feuer. Mit diesem zündete er die Bäume über
dem Untiere an, daß sie alle samt dem Drachen verbrannten. Da floß
unter den brennenden Stämmen und Ästen das Fett wie ein Bächlein
dahin. Siegfried tauchte den Finger in das Fett, und wie es erkaltet
war, da wurde es hartes Horn. Als er solches gewahr wurde, zog er
sich sogleich aus und überstrich mit dem Drachenfett seinen ganzen
Leib, mit Ausnahme zweier Flecke an der Schillter, wohin er nicht ge-
langen konnte. Und dies ist die Ursache, warum er später der gehörnte
Siegfried genannt ward. Nach Kecks Volksbuch.
71. Siegfrieds Schwert.
1. Jung Siegfried war ein stolzer Knab,
ging von des Vaters Burg herab;
2. wollt rasten nicht in Vaters Haus,
wollt wandern in alle Welt hinaus.
3. Begegnet ihm manch Bitter wert
mit festem Schild und breitem Schwert.
4. Siegfried nur einen Stecken trug;
das war ihm bitter und leid genug.
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'ehr, daß man aus der Küche so viel daher trägt, aber kein Schenke den
Wein bringt." — „Die Schuld," scherzte der König, „liegt an Hagen; der
will uns verdursten lassen." — „Heute," erwiderte dieser, „gibt es nichts
zu trinken. Ich habe den Wein in den Spessart geschickt; dort, meinte
ich, sollte heute die Jagd sein. Aber ich weiß hier in der Nähe einen
Quell; wen dürstet, dem rate ich hinzugehen." Als Siegfried zu der
Linde gehen wollte, unter deren Wurzeln der Quell hervorsprudelte, sagte
Hagen: „Ich habe immer gehört, daß niemand Kriemhildens Gemahl
folgen kann, wenn er rennen will." — „So versucht doch," sprach Siegfried,
„nnt mir einen Wettlauf nach dem Brunnen. Ich will Gewand und
Waffen bei mir tragen, Wurfspieß und Schild samt dem ganzen Jagd-
gerät, ihr aber könnt alles bis auf das Hemd ablegen."
Wie zwei wilde Panther liefen Hagen und Günther durch den Klee,
aber Siegfried ist weit voraus der erste am Brunnen. Er entledigt sich
seiner Waffen; den Wurfspieß lehnt er an einen Ast der Linde, den Schild
aber stellt er neben den Quell. Er wartet, bis der König herangekommen
und läßt ihn zuerst trinken. Als nun Siegfried zur klaren Quelle sich bückt
und trinkt, trügt Hagen Bogen und Schwert rasch zur Seite, sieht nach
dem Zeichen am Gewände und schleudert mit solcher Gewalt Siegfrieden
den Wurfspieß in den Rücken, daß dessen Herzblut aus der Wunde an
Hägens Hand sprang. Der Todwunde rafft sich auf, und da er das
Schwert nicht findet, schlägt er, die Speerstange im Rücken, mit dem
Schilde so kräftig auf Hagen ein, daß der Anger von den Schlägen
widerhallt und mancher Edelstein aus dem Schilde heraus auf die
Erde fällt. Aber bald erbleicht feine lichte Farbe, er fällt, und strom-
weise fließt das Blut in die Blumen. „Weh euch," stöhnt er, „ihr bösen
Feiglinge! Was helfen mir nun meine Dienste, da ihr mich erschlagen
habt, euch und euren Kindern zur Schande; denn für alle Zeiten sollt
ihr mit Schimpf von guten Recken geschieden sein." Mit vielen andern
Rittern beklagt auch Günther zum Scheine den sterbenden Siegfried.
Ihn tadelt Siegfried: „Das tut 'nicht not, daß der um Schaden weint,
von dem man ihn genoinmen hat. Du hast mir meine Dienste schlimm
vergolten. Aber willst du auf dieser Welt noch an jemand Treue er-
weisen, so laß deiner Gnade mein liebes Weib befohlen sein und ihr
zugute kommen, daß sie deine Schwester ist."
Die Ritter legten den toten Helden auf einen Schild; und um seine
schreckliche Rache voll zu machen, ließ Hagen den Leichnam vor die
Kemnate Kriemhildens bringen und an die Türe legen, daß sie ihn
finden mußte, wenn sie früh vor Tage zur Kirche ging. Als der Käm-
merer, der ihr mit der Fackel leuchtete, vor die Türe trat, fuhr er er-
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erschlagen hat. Ich will dieses Helden Tod an ihr rächen." Wild springt
er auf sie zu. Von seinem Schwerte getroffen, fällt sie mit lautem Todes-
schrei neben Hagen zu Boden.
Dietrich und Etzel heben zu weinen an.
von Herzensgründe klagen sie manchen Freund und Mann.
Herrlichkeit und Ehre. das lag nun alles tot.
die Leute waren alle in Jammer und Not.
Mit Leide war geendet die hohe Festeszeit,
wie stets aufs allerletzte die Freude bringet Leid.
Nach dem Nibelungenliede.
77. Die alten Dentschen.
Um das Jahr 100 n. Chr. schrieb der römische Geschichtsschreiber
Tacitus für seine Landsleute über das Land und die Sitten der Deutschen
ein Buch, durch das uns die ausführlichste Kunde über unsere Vor-
fahren geworden ist. In demselben berichtet Tacitus ungefähr
folgendes:
Das Land, obwohl es ziemliche Abwechselung darbietet, ist im
ganzen doch von rauhen Wäldern oder unwirtlichen Sümpfen bedeckt.
Für Getreidesaat ist es ergiebig, doch Obstbäume tragt es nicht. Zahlreiche
Herden ernährt es, diese sind des Volkes einziger und liebster Reichtum.
Silber und Gold haben die Götter — soll ich sagen: aus Huld oder Zorn?
— versagt. Doch möchte ich nicht behaupten, daß keine Gebirgsader Ger-
maniens Silber oder Gold hervorbrächte; denn wer hat danach gesucht?
Man sieht bei ihnen silberne Gefäße, die ihre Gesandten und Fürsten als
Geschenke erhielten, neben irdenem Geschirr zu gleich niedrigem Dienste be-
stimmt. Die Binnenvölker treiben nach einfacher alter Art Tauschhandel.
Selbst Eisen haben die Germanen nicht im Überfluß, wie aus der Art
ihrer Waffen zu schließen ist. Wenige brauchen Schwerter oder größere
Lanzen; sie führen Speere oder nach ihrer Benennung Framen mit
einer schmalen und kurzen Eisenspitze, so scharf jedoch und zum Ge-
brauch so handlich, daß sie mit derselben Waffe ans der Nähe sowohl
als ans der Ferne kämpfen. Der Reitersmann begnügt sich mit Schild
und Framea; die Fußkämpfer entsenden auch Wurfgeschosse, jeder mehr
als eins, und schlendern sie sehr weit. Sie sind nackt oder mit einem
leichten Mantel bekleidet. Prahlerischen Schmuck kennen sie nicht, nur
die Schilde bemalen sie mit Farben. Wenige haben Panzer, kaum einer
oder der andere hat eine Sturmhaube oder einen Helni. Im ganzen
besteht ihre Hauptstärke im Fußvolk, deshalb kämpfen sie in gemischten
Haufen, denn leicht fügen und schmiegen sich in den Reiterkampf die
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bäume mit ihren schwarzen Beeren fehlten. Nackte Kinder, bräunlich
und schmutzbedeckt, wälzten sich neben den Ferkeln auf der Dung-
stätte; kleiner waren die Leute, rundlich und platt die Gesichter, und
statt der bedächtigen Ruhe, mit welcher die Reiter anderswo von
den Dorfbewohnern begrüßt wurden, tönten ihnen hier lautes Geschrei,
Schelte und Verwünschungen in fremder Sprache entgegen. Es war
ein W e n d e n d o r f. In einem großen Hofe, der eine Stunde weiter lag,
hatten die räuberischen Wenden gemordet und gesengt und, was lebendig
blieb, davon geführt.
Als die Reisenden am Abend des nächsten Tages aus dem dunklen
Fichtenwalde ritten, schauten sie von der Berghohe niedrige Hügel, in
der Ferne offenes Land. Vor ihnen lag am Fuße des Berges ein Dorf,
grau die Dächer, grau die Balken, rund herum ein Zaun aus Pfahl-
werk und ein breiter Graben. An der Wegscheide hielt der Führer
und sagte kurz: „In das Land der Thüringer habe ich euch geleitet.
Dies ist das Dorf, dort ist der Hof des Franken, den sie einen Meier
des Grafen nennen, und dort steht er selbst. Vollbracht ist, was ich
gelobt, fahret dahin!" Eilig jagte der Führer von dannen; den
Fremden aber kam der Verwalter freudig entgegen, nahm ehrerbietig
den Hut vom Haupte, um Winfried mit seinem Begleiter zu be-
grüßen, und führte die beiden nach seinem Hofe.
Nach einiger Zeit war dem Winfried eine Halle bei dem Meier-
hofe des Grafen errichtet worden, damit er würdiger das Volk empfange.
Doch war er selten daheim; von Reisigen und von einem Gefolge an-
sehnlicher Männer begleitet, zog er rastlos durch das Land, und wo
er erschien, stritten die Männer über Opfermahle und ihr künftiges
Heil in der Himmelsburg. Viele zogen das weiße Gewand der Täuf-
linge an, noch mehr standen unsicher zur Seite. Fand er auch überall
bittere Feinde, wider den ersten Andrang seiner Lehre vermochten sie
sich nur wenig zu wehren. Gütig und schonend sprach er zu dem
einzelnen; er war freundlich zu den Frauen; sein Antlitz wandelte sich
in helle Fröhlichkeit, wenn er mit den Kindern sprach: und wo er einen
Bedrängten oder Darbenden fand, gab er alles, was er selbst gerade
hatte, und bat so feierlich und dringend, daß er oft auch die Harten
zur Guttat beredete. Im ganzen Lande sagten die Leute, daß
er ein milder und vornehmer Mann sei, und darum hörten sie ihn
williger.
Aber auch das Dorf, in dem er zuerst eingekehrt war, wies bald
die Verwandlung. Auf dem Meierhofe erhob sich bei der Halle ein
Turmgerüst und daran ein großer im Viereck eingehegter Raum, der
7*
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jährigen ruhmreichen Regierung. Merkwürdig, wie er gelebt hatte,
wurde er auch begraben. Im vollen Kaiserschmucke, mit Krone und
Schwert, ein goldenes Evangelienbuch auf den Knien, ein Stück des
heiligen Kreuzes auf dem Haupte, die goldene Pilgertasche um die Hüfte,
wurde er, sitzend auf einem goldenen Stuhle, in die Gruft der von
ihm gestifteten Marienkirche zu Aachen hinabgelassen. Noch lange aber
lebte der Name des großen Karl in den Sagen und Liedern des
Volkes fort. Weiter.
90. Sage vom eisernen Karl.
Kaiser Karl führte einst Krieg gegen die Langobarden in Italien,
deren König Desiderius ihn beleidigt hatte. Mit einem wohlgerüsteten,
stattlichen Heere überstieg er die beschneiten Alpen. Ein Spielmann,
erzählt man, zeigte ihm den Weg über das Gebirge und erhielt dafür
das Land zum Geschenk, soweit man rings im Umkreis das Blasen
seines Hornes gehört hatte.
Den Langobardenkönig aber befiel große Angst, als der gewaltige Held
gegen seine Hauptstadt heranzog. Begleitet von einem vornehmen Franken,
der vor Karls Ungnade zu ihm geflohen war, bestieg er seinen höchsten
Turm und schaute weithin nach der Ankunft des Feindes. Als der Troß
sich zeigte, fragte er: „Ist Karl in dem großen Heere?" — „Noch nicht,"
erwiderte der Franke. Darauf kam der fränkische Landsturm. „Hierunter
befindet sich Karl aber gewiß," sagte der König. — „Noch nicht, noch nicht,"
lautete die Antwort. Dann erschienen neue Haufen. Und der erschreckte König
rief wieder: „Das ist Karl selbst." Aber es hieß von neuem: „Noch
immer nicht." Nächstdem erblickte man in langem Zuge die Bischöfe,
Äbte und die ganze Geistlichkeit mit ihren Dienern. Des Königs Angst
wuchs. „O laß uns niedersteigen," stammelte er, „und uns unter die
Erde verbergen vor dem zornigen Antlitz eines so furchtbaren Feindes!"
Der Franke aber sprach: „Wenn du eine Saat von Eisen in dem Felde
aufstarren siehst, daun gewarte, daß Karl kommt."
Kaum hatte er dies gesagt, als sich im Westen eine finstere Wolke
zeigte, die den hellen Tag beschattete. Als sie sich näherte, sah man den
eisernen Karl in einem Eisenhelm, in eisernen Schienen, eisernem Panzer
um die breite Brust, eine eiserne Lanze hoch in der Linken und das mächtige,
nie bezwungene Schwert in der Rechten; auch sein Schild war ganz aus
Eisen, und selbst sein Streitroß schien von Eisen zu sein. Fast ebenso
war auch sein ganzes Heer gerüstet. Die Straße, das ganze Feld war
mit eisernen Männern bedeckt, und die Schwerter blitzten in der Sonne.
„Siehe, da ist er, nach dem du so viel gefragt hast," rief der Franke.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Karls Franke Franke
148
Ihm folgte der Knapp mit dem Jägergeschoß;
und als er auf feinem stattlichen Roß
in eine Au kommt geritten,
ein Glöcklein hört er erklingen fern,
ein Priester wars mit dem Leib des Herrn,
voran kam der Mesner geschritten.
7. Hub der Graf zur Erde sich neiget hin,
das Haupt mit Demut entblößet,
zu verehreil mit gläubigem Christensinn,
was alle Menschen erlöset.
Ein Bächlein aber rauschte durchs Feld,
von des Gießbachs reißenden Fluten geschwellt,
das hemmte der Wanderer Tritte;
und beiseit legt jener das Sakrament,
von den Füßen zieht er die Schuhe behend,
damit er das Büchlein durchschritte.
8. „Was schaffst du?" redet der Graf ihn an,
der ihn verwundert betrachtet.
„Herr, ich walle zu einem sterbenden Marin,
der nach der Himmelskost schmachtet;
und da ich mich nahe des Baches Steg,
da hat ihn der strömende Gießbach hinweg
im Strudel der Wellen gerissen;
drum daß dem Lechzenden werde sein Heil,
so will ich das Wässerlein jetzt in Eil
dllrchwaten mit nackenden Füßen."
9. Da setzt ihn der Gras ans sein ritterlich Pferd
und reicht ihm die prächtigen Zäume,
daß er labe den Kranken, der sein begehrt,
und die heilige Pflicht nicht versäume.
Und er selber aus seines Knappen Tier
vergnüget noch weiter des Jagens Begier,
der andre die Reise vollführet;
und ain nächsten Morgen mit dankendem Blick,
da bringt er dem Grafen sein Roß zurück,
bescheiden am Zügel geführet.
10. „Nicht wolle das Gott," rief mit Demutsiun
der Graf, „daß zum Streiten und Jagen
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das ist ja wieder der Hammer Thors und weiter nichts." Bertulf
aber trat kräftigen Schrittes zum Feuer und sprach: „Davor sei Gott,
daß unter meinem Dache eine Lüge laut werde; das da an der Wand
ist nicht Thors Hammer, es ist ein Christusbild am Kreuze." — „Gottlob,
Vater," rief der Knabe dreist, „daß du der Hammergeschichte ein Ende
machst."
Der Krieger aber mit den: blutigen Kopftuche sprach: „Wisse, ab-
trünniger Landsmann, daß du vor zwei furchtbaren Richtern stehst.
Ich bin der Sachsenherzog Wittekind, und dieser ist der Herzog Alboin."
Da schrie die Frau vor Schrecken; Bertulf aber faßte sich schnell und
sprach: „Längst hab ich gewünscht, euch zu schauen, weil ihr zwei so
gewaltige Kriegshelden seid. Nun werde ich freilich durch euern Arm
sterben müssen; aber ich bitte euch, schont mein Weib uttif meine
Kinder!" Die beiden Männer aber ergrimmten und standen a^f; nach
der blanken Streitaxt griff der eine, der andere riß das Schwert aus
der Scheide; sie waren furchtbar anzusehen in ihrem Zorne. Aber
der Knabe sprang in die Ecke des Zimmers, ergriff ein Beil, das dort
stand, und reichte es seinem Vater; er selbst riß einen Brand aus
dem Feuer, stellte sich neben ihn und ries: „Wir wollen uns wehren,
Vater, der Feind ist ja auch nur zu zweien." Da sahen sich die
Herzoge staunend an, senkten Streitaxt und Schwert, und Wittekind
sprach: „Es sei Frieden! Aber ich verlange zu wissen, wie es gekommen
ist, daß sich ein so echter Sachse zur Lehre der Christen hat bekennen
mögen."
Darauf erzählte Bertulf: „Als ich noch Heide war, begegnete mir
aus der Jagd einmal ein christlicher Priester im langen weißen Gewände,
der durch unsere Gaue ging, um das Volk zu seinem Glauben zu be-
kehren. Nun war ich den ganzen Tag noch zu keinem Schusse gelangt,
und in meiner Torheit wähnte ich, der fromme Mann sei schuld
daran und habe das Wild verzaubert. Ich rief ihm zu, wenn ich kein
Tier fände, so wollte ich doch wohl noch zum Schusse kommen; dann
legte ich meine Armbrust an, und bald stak ihm mein Pfeil im Arme.
Schmerzhaft zuckte der Priester zusammen, hielt sich mit der andern
Hand die verwundete Stelle und sagte freundlich zu mir: „Gehe hin,
mein Sohn, unten im Felsengrund steht ein schöner Hirsch; vielleicht
hilft dir der zu deinem Schaden!" Wirklich fand ich das Tier und
erlegte es. Als ich mit meiner Beute zurückkam, da war der
heilige Mann blutend ins Gras gesunken. Aber freundlich lächelnd
sprach er zu mir: „Siehst du, mein Sohn, da hast du ja einen
guten Fang getan, Pas freut mich herzlich!" Da erkannte ich mein
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Zug non gewappneten Rittern daher gezogen, stolz zu Roß. Der
Knabe sieht mit Lust die blinkenden Helme und Harnische, die glänzenden
Speere und die hohen Reitersleute an. Die aber biegen plötzlich von
der sich krümmenden Straße ab und kommen querfeldein auf die Stelle
zugeritten, wo er das Vieh weidet; und das Feld ist doch keine Straße,
und es gehört doch seinem Vater. Er besinnt sich kurz, geht kühn aus
die Ritter zu, stellt sich ihnen in den Weg und ruft ihnen entgegen:
„Kehrt um, die Straße ist euer, das Feld ist mein!" Ein hoher Mann,
auf dessen Stirn ein majestätischer Ernst thront, reitet an der Spitze
des Zuges und sieht verwundert den Hirten an, der es wagt, ihm
entgegenzutreten. Er hält sein Roß zurück und hat seine Freude an
dem mutigen Knaben, der so kühn und furchtlos seinen Blick erwidert
und nicht vom Platze weicht. „Wer bist du, Knabe?" — „Ich bin
Hermann Billungs ältester Sohn und heiße auch Hermann, und dies
ist meines Vater Feld; ihr dürft nicht hinüberreiten!" — „Ich wills
aber, Knabe," erwidert der Ritter mit drohendem Ernst; „weiche, oder
ich stoße dich nieder!" Dabei erhebt er den Speer. Der Knabe aber
bleibt furchtlos stehen, sieht mit blitzendem Auge zu dem Ritter hinauf
und spricht: „Recht muß Recht bleiben, und Ihr dürft nicht über das
Feld reiten, Ihr reitet denn über mich hinweg!" — „Was weißt du
vom Rechte, Knabe?" —- „Mein Vater ist der Billung; vor einem
Billung darf niemand das Recht verletzen!" — Da ruft der Ritter
noch drohender: „Ist denn das recht, Knabe, daß du deinem Könige
den Gehorsam versagest? Ich bin Otto, dein König!" — „Ihr seid
Otto, unser König, Deutschlands Hort und der Sachsen Zierde, von
dem mein Vater uns soviel erzählt? Otto, Heinrichs des Sachsen
Sohn? Nein, Ihr seid es nicht! Der König schützt das Recht, und
Ihr brecht das Recht! Das tut Otto nicht, sagt mein Vater!" —
„Führe mich zu deinem Vater, braver Knabe!" antwortete der König,
und eine ungewöhnliche Milde und Freundlichkeit erglänzte auf seinem
ernsten Angesicht. — „Dort ist meines Vaters Hof, Ihr könnt ihn
sehen," sagte Hermann; „aber die Rinder hier hat mein Vater mir
anvertraut; ich darf sie nicht verlassen, kann Euch also nicht führen.
Seid Ihr aber Otto, der König, so lenket ab vom Felde auf die Straße;
denn der König schützt das Recht!"
Und der König Otto, der Große genannt, gehorchte der Stimme
des Knaben, denn der Knabe hatte recht, — und reitet zurück auf die
Straße. Bald aber wird Hermann vom Felde heimgeholt; denn der
König ist bei seinem Vater eingekehrt und hat zu ihm gesagt: „Billung,
gib mir deinen ältesten Sohn mit! Ich will ihn bei Hofe erziehen
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Extrahierte Personennamen: Ernst Hermann_Billungs Hermann Ernst Otto Otto Otto Heinrichs Heinrichs Otto Hermann Otto Otto Hermann
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6. Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,
die Fahnen flattern hoch im Wind.
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein,
wir alle wollen Hüter sein!
Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
fest steht und treu die Wacht am Rhein!
Schneckenburger.
129. Kaiser Wilhelm I.
a) Kaiser Wilhelms Lieblingsblume.
Als Kaiser Wilhelm einst gefragt wurde, warum er die schlichte
Kornblume vor allen Blumenschwestern auszeichne, erzählte er:
„Als meine in Gott ruhende Mutter Luise mit meinem Bruder
und mir in jener schweren Zeit zu Anfang unseres Jahrhunderts von
Königsberg nach Memel floh, traf uns das Mißgeschick, daß ein Rad
unseres Wagens im freien Felde zerbrach. Ein Ort war nicht zu er-
reichen, wir setzten uns an einen Grabenrand, während der Schaden,
so gut es eben gehen wollte, ausgebessert wurde. Mein Bruder und
ich wurden durch diese Verzögerung müde und ungeduldig, und unsere
Mutter hatte ihre liebe Not mit uns.
Um unseren Gedanken eine andere Richtung zu geben, stand sie
auf, zeigte uns die vielen blauen Blumen in den Feldern und forderte
uns auf, einige davon zu pflücken und ihr dieselben zu bringen.
Dann wand sie Kränze davon, und wir schauten mit Freuden ihren
geschickten Händen zu. Dabei mochte der Mutter wohl die ganze
traurige Lage des Landes, ihre eigene Bedrängnis und die Sorge
um der Söhne Zukunft wieder einmal schwer aufs Herz fallen;
denn langsam rann aus ihren schönen Augen Träne um Träne
und fiel auf den Kornblumenkranz. Mir ging diese Bewegung meiner
treuen Mutter tief zu Herzen. Meinen eigenen kindlichen Kummer
vergessend, versuchte ich sie durch Liebkosungen zu trösten, wobei
sie den von ihren Tränen glänzenden blauen Kranz mir aufs
Haupt setzte.
Ich war damals zehn Jahr alt, doch ist mir dieser rührende Vor-
gang unvergeßlich geblieben, und erblicke ich jetzt in hohem Alter die
liebliche blaue Blume, so glaube ich die Tränen der treuesten aller
Mütter darin erglänzen zu sehen, und ich liebe sie deshalb wie keine
andere . Dorenwell.
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Extrahierte Personennamen: Schneckenburger Wilhelm_I. Wilhelms Wilhelms Wilhelm Königsberg